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Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

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113Begriffsgeschichte anhand der Literatur anzufangen. Danach wird <strong>Calvin</strong>sGewissensauffassung aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert.4.3.1. BegriffsgeschichteHinter dem Begriff des Gewissens steht das griechische Wort, das <strong>bei</strong> Platon und Aristoteles nicht vorkommt, das aber<strong>bei</strong> der Stoa in der Sprache der Philosophie erscheint. 248 <strong>Das</strong> griechischeWort syneidesis gedeutet eine Bewusstheit und göttliches Mit-Wissen,womit es auf eine im Menschen wirkende göttliche Stimme hinweist. Inder hellenistischen Popularphilosophie des ersten Vorchristlichenbekommt es eine moralische Bedeutung: es bedeutet eine Bewusstheit, diedie Taten des Menschen entweder verurteilt oder billigt. Im Genauerenbedeutet das Wort laut Baylor ein aus der Kenntnis des früher getanenoder angefangenen Übel- oder Missetaten entstandenes Scham- oderFurchtgefühl und Reaktion des Menschen und die Fähigkeit, die Reaktionzu erleben und zu wissen, woraus sie entstanden ist. 249 Chrysipp (3. Jh.v.Chr.) benutzte es, und Cicero übersetzte es ins Lateinische mit demWort conscientia. In der lateinischen Stoa, <strong>bei</strong> Cicero und Seneca, bedeutetconscientia eine Bewusstheit über das gewollte oder getane Gute bzw.Böse. 250 <strong>Das</strong> steht im Einklang mit dem Grundgedanken der Stoa, dass die248 <strong>Das</strong> Wort kommt zum ersten Mal schriftlich vor im 2. Jh. v.Ch., inSeptuaginta steht es dreimal, in den synoptischen Evangelien kommt es gar nicht vor. ErnstWolf [1942], 104.249 Baylor 1977, 23 “For the Greeks, syneidesis referred to a human reaction of shameand fear produced by the knowledge that one's personal actions in the past, or at least begunin the past, are wrong or evil. ... the word also referred to the capacity to experience thisreaction and to possess the knowledge that causes it.”250 Baylor 1977, 24–25 stellt vor, wie das latenische Wort conscientia ein viel breiteresBedeutungsfeld hat als das griechische . “When St. Jerome translated the NewTestament into Latin, conscientia was substituted for syneidesis; with this translation heperhaps more than any other Latin patriotic writer laid the foundation for the medieval ideaof conscience. For the Latin notion was very much broader and more indefinite than itsGreek equivalent, if indeed they are equivalents. The Greek meaning was precent in theLatin, but it mas only one element within a broader spectrum of meaning. Apparently theroot meaning of "conscience" (conscientia) was that of knowledge, especially a secret orprivate knowledge, shared faith another, and from this sharing came also the possibility of<strong>bei</strong>ng testified against. If this account is accurate, it reveals in Latin a more exterior or publicand a more cognitive or formal concept, as opposed to the interior and instinctual Greek one.More broadly, conscientia in Latin meant consciousness or knowledge in general, especially

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