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Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

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112er sich selten, in letzgenannten irrt er sich aber häufig. Der Mensch kannsich auch dann total falsch entscheiden und Verkehrtes tun, wenn er dieaktuelle Situation richtig eingeschätzt und die zu verwendendenallgemeinen Prinzipien erkannt hat: Er kann wollen, dass er anderes tut,weil sein Wille stärker verdorben ist als sein Verstand.Chenevière bemerkt, dass <strong>Calvin</strong>s Wahrnehmung der Verderbtheit dermenschlichen Natur dazu führt, dass seine Naturrechtsauffassungandersartig als <strong>bei</strong> scholastischen Theologen ist. 247 Die Bemerkung ist m.E.zu bejahen. <strong>Calvin</strong>s Interesse scheint nicht darin zu liegen, ein im Urstandgegebenes reines Naturrecht wiederzugeben. Statt dessen versucht er,<strong>Recht</strong> und Naturrecht in verschiedenen konkreten Kontexten anzuwenden,in denen der Mensch mit seinen verdorbenen Fähigkeitenzurechtkommen muss.Es ist wichtig zu erwähnen, dass laut <strong>Calvin</strong> die Fähigkeiten, mit denender Mensch zurechtkommen soll, durch den Sündenfall verdorben, abernicht völlig verlorengegangen oder vernichtet worden sind. So kann derMensch mit seinen Fähigkeiten den Willen Gottes erkennen, dessenzentralste sprachliche Formulierung das Liebesgebot ist. Zum Teil kanner ihn sogar in Werken verwirklichen, wenn sein eigener Wille mit denForderungen des Willens Gottes übereinstimmt.Wenn die Fähigkeiten des Menschen, Gottes Willen zu folgen, an das Bilddes <strong>Recht</strong>s angeknüpft werden, haben wir gleichzentrische Kreise, die derMensch mit seinem Verstand unscharf erkennt, und deren unterer Teil,d.h. den Teil der Nächstenliebe und der Beziehungen zwischenMenschen, er noch unschärfer kraft seines Willens verwirklicht.4.3. <strong>Das</strong> GewissenWeil <strong>Calvin</strong>s Auffassung über das Gewissen wesentlich von den früherenTraditionen abweicht, scheint es mir notwendig, mit einem Einblick in die247 “Il nous reste maintenant à étudier chacune de ces facultés dans le détail et à voircomment leur corruption, proclamée par <strong>Calvin</strong>, l’a obligé à adopter à l’égard des doctrinestradiotionelles du droit naturel une attitude tuote autre que celle des théologiens du moyenage.” Chenevière 1937, 25.

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