110Der Problematik des Willens gehören auch die Fragen nach der Freiheitder Wahl (electio) und der Entscheidung (arbitrium) an. 242 <strong>Calvin</strong> stellt fest,dass der Mensch in äußerlichen Dingen, die in sich weder gut noch böse,weder gerecht noch verdorben sind, freie Wahl hat. Bei dieser Ausführungbenutzt er auch als Begrenzung, dass jene Dinge “mehr demkörperlichen als dem geistlichen Leben” gehören, ohne da<strong>bei</strong> direkt zusagen, wo die Grenze zwischen dem “körperlichen” und dem “geistlichen”liegt. 243 Es lässt sich vermuten, dass es hier um Dinge desAlltagslebens geht — um Eigentum, Essen und Mahlzeiten, Kleidungu.s.w.. Aber auch solche alltägliche Dinge können geistlich und ethischbedeutend werden, wenn es <strong>bei</strong> ihnen auch um die Beziehungenzwischen Menschen im tiefen Sinne geht und wenn sie zum Prüfstein derNächstenliebe und der Billigkeit werden.Die Freiheit der Entscheidung wird auch dann begrenzt, wenn Gott denWillen oder die Entscheidung und Wahl in alltäglichen Dingen leitet, wieer zum Beispiel die Ägypter dazu geführt hat, dass sie den IsraelitenWertgegenstände gaben, als sein Volk da<strong>bei</strong> war, Ägypten zu verlassen(Ex. 11:2,3). 244 Der Wille Gottes herrscht aber über die Freiheit desMenschen, und er ist deswegen nicht völlig frei zu wählen und sich zuentscheiden. 245 <strong>Calvin</strong> denkt, dass der Mensch wohl Freiheit in seinem242 Helm 2004, 179 “ Earlier we pointed out that <strong>Calvin</strong> uses different words for the will,voluntas, arbitrium, electio. Voluntas is typically translated as 'will’, electio and arbitrium as‘choice’ or ‘decision'.”243 "In actionibus autem quae nec iustae per se, nec vitiosae sunt, et ad corpoream magisquam spiritualem vitam spectant, quam libertatem obtineat homo, etsi supra attigimus,nondum tamen explicatum est. Nonnulli in talibus liberam ei electionem concesserunt:" IIiv6244 “Equidem si sensu nostro reputamus rerum externarum administrationem, nihildubitabimus eatenus sub humano arbitrio sitas esse: verum si aures tot testimoniis praebemus,quae Dominum in his quoque regere animos hominum clamant, arbitrium ipsumispeciali Dei motioni subiicere nos cogent. Quis Aegyptiorum voluntates Israelitis conciliavitut pretiosissima quaeque vasa illis commodato darent [Exod. 11. a. 3] ? Nunquam eoanimum ipsi suapte sponte induxissent. Ergo eorum animi Domino magis suberant quam aseipsis regebantur.” IIiv6245 " Ego vero dico, sufficienter iis probari quod contendo, Deum, quoties viam facerevult suae providentiae, etiam in rebus externis hominum voluntates flectere et versare, necita esse liberam ipsorum electinonem quin eius libertati Dei arbitrium dominetur." IIiv7. —Für <strong>Calvin</strong> "everything is caused, ... for <strong>Calvin</strong> human freedom is an illusion," Verhey 1980,
111Wirken hat, aber auch diese Freiheit ist verdorben. “Zu den natürlichenFähigkeiten es Menschen rechnen wir: Anerkennen, Verwerfen, Wollenund Nichtwollen, Streben und Widerstreben — nämlich Anerkennung derEitelkeit, Verwerfen des <strong>Recht</strong>en und Guten, Wollen des Bösen,Nichtwollen des Guten, Streben zur Bosheit, Widerstreben gegenüber derGerechtigkeit!” 2464.2.3. Von der Erkenntnis zur AktionMan kann das Verständnis <strong>Calvin</strong>s über die Fähigkeiten der Seele — unddes ganzen Menschen — nach dem Sündenfall in einem Schema darstellen,in dem bedeutende Korrelationen zwischen der Zentralität derBedeutung der Fähigkeit und ihrer durch den Sündenfall verursachtenVerderbtheit zu sehen sind. Nach <strong>Calvin</strong> besteht die wirkliche Weisheitdes Menschen aus der Gotteserkenntnis. Im Sündenfall wurde aber dieFähigkeit zur Gotteserkenntnis dem Menschen so gründlich verdorben,dass der gefallene Mensch — der natürliche Mensch — höchstens ahnenkann, dass es einen Gott oder eine Göttlichkeit gibt. Der Wille seinerseitshat eine zentrale Rolle in den Entscheidungen des Menschen in seinemLeben, denn der Wille bringt den Menschen dazu, zu wirken und zu tunund darauf zu reagieren, was der Verstand erkannt und erforscht hat. DerWille des natürlichen Menschen ist aber durch den Sündenfall dermaßenverdorben und verdreht, dass er sehr leicht falsche Entscheidungen trifft,obwohl der Verstand die richtige Prämisse geliefert hätte und ihm so zurrichtigen Entscheidung geraten hätte. Der Verstand erkennt das Materialfür die Entscheidungen des Menschen, und da<strong>bei</strong> erforscht er sowohlallgemeine Prinzipien als auch die aktuelle Situation. In erstgenannten irrt198. Laut Verhey widersteht <strong>Calvin</strong> jedoch dem stoischen Determinismus, weil er denUnterschied zwischen Gott und Satan sowie das rechte Gewissen vernichtet und diemoralische Entscheidung nichtig macht. — Laut Sinnema 1993, 26 hatte AdamEntscheidungsfreiheit, aber nach dem Sündenfall steht die Entscheidung unter derKnechtschaft der Sünde.246 “In naturales hominis facultates referimus, approbare, respuere: velle, nolle: eniti,resistere: nempe approbare vanitatem, respuere solidum bonum: velle malum, nolle bonum:eniti ad nequitiam, resistere iustitiae. ” IIv14; Übersetzung von Otto Weber in der Institutio-Deutsch. — Die Freiheit gehörte zur ursprünglichen Natur des Menschen, aber nach demSündenfall hat er von seiner Natur aus nur eine begrenzte und umgeformte Freiheit zusündigen. Douglass 1985, 17.
- Seite 1:
Kalle ElonheimoDas Universale Recht
- Seite 4:
4.2.3. Von der Erkenntnis zur Aktio
- Seite 7 und 8:
31. EINLEITUNG“Porro haec ipsa qu
- Seite 9 und 10:
5Von Orléans wechselte der junge H
- Seite 11 und 12:
7Studien die Denkweise der Rechtswi
- Seite 13 und 14:
9selben Zeit erschien auch die erst
- Seite 15 und 16:
11bachtung wird dadurch bestätigt,
- Seite 17 und 18:
13zum Naturrecht zu rekonstruieren.
- Seite 19 und 20:
15Prinzipien, die dem Menschen inne
- Seite 21 und 22:
17Ebenso gibt er zu, dass Calvin si
- Seite 23 und 24:
19positiven, insbesondere staatlich
- Seite 25 und 26:
21und miteinander verglichen. Dabei
- Seite 27 und 28:
23Wie schon der Name des Werkes ver
- Seite 29:
25Kommentare und Predigten zu Mose-
- Seite 35 und 36:
31Seine weiteren Quellen hat Gratia
- Seite 37 und 38:
33Einrichtung kann zum Naturrecht i
- Seite 39 und 40:
35ist. 20 So sind in seinem Denken
- Seite 41 und 42:
37Der freie auf das Gute um des Gut
- Seite 43 und 44:
39unveränderlich, aber was die Hin
- Seite 45 und 46:
41Sinne ist: in Bezug zu Gott und i
- Seite 47 und 48:
43Naturrechtslehren, die einzelne R
- Seite 49 und 50:
45Dinge außerhalb Gottes betrachte
- Seite 51 und 52:
47Fragen, die man mit Hilfe der ant
- Seite 53 und 54:
49beschädigen, wenn man dem Naturr
- Seite 55 und 56:
51Menschen dazu bringt, dass er dem
- Seite 57 und 58:
53Erkenntnisse teilt er noch in zwe
- Seite 59 und 60:
55Der schöpfende Gott ist der drei
- Seite 61 und 62:
57glauben. Wer nicht glaubt, denkt,
- Seite 63 und 64: 59vollen Wirken ist Gott eine absol
- Seite 65 und 66: 61ordo naturae, kann aber auch bede
- Seite 67 und 68: 63erstreckt. 50 Er begründet sein
- Seite 69 und 70: 65schriften über sexuelle Sittlich
- Seite 71 und 72: 67In einer tieferen Bedeutung zeigt
- Seite 73 und 74: 69Doppelgebot der Liebe bringt die
- Seite 75 und 76: 71Katechismus vom Jahre 1537 hat Ca
- Seite 77 und 78: 733.2.5. Fokussiertes GesetzGott ha
- Seite 79 und 80: 75Die Rechtsvorschriften des Alten
- Seite 81 und 82: 77- potentia ordinata Dei: ob Gott
- Seite 83 und 84: 79v. Chr.) nennt. 127 Die Aufkläru
- Seite 85 und 86: 81Zeremoniegesetz, dessen Gültigke
- Seite 87 und 88: 83Wenn es um die Folgen des Sünden
- Seite 89 und 90: 85vieler Völker besser ist, ein st
- Seite 91 und 92: 87erhaltenen Fähigkeiten sind dem
- Seite 93 und 94: 894.1.2. Dualistisches Menschenbild
- Seite 95 und 96: 91Seele ist unsterblich 160 und der
- Seite 97 und 98: 93wenn er über “unsterblichen Ge
- Seite 99 und 100: 95Menschen zur Erfüllung der irdis
- Seite 101 und 102: 97aber die Einteilung in zwei Teile
- Seite 103 und 104: 99dem Bild Gottes und der Vernunft
- Seite 105 und 106: 101Bild, in dem zwei Welten mit je
- Seite 107 und 108: 103kunst, die zum Vorschein bringen
- Seite 109 und 110: 105Oben haben wir schon festgestell
- Seite 111 und 112: 1074.2.2. Der WilleDie andere Fähi
- Seite 113: 109leitende Königin für den Wille
- Seite 117 und 118: 113Begriffsgeschichte anhand der Li
- Seite 119 und 120: 115In das mittelalterliche Denken k
- Seite 121 und 122: 117nicht unter das Gewissen (syneid
- Seite 123 und 124: 119ein Empfinden über das Urteil G
- Seite 125 und 126: 121seinen Sitz im Menschen und wirk
- Seite 127 und 128: 123Obwohl das Gewissen für Calvin
- Seite 129 und 130: 125nehmen, aber anderseits kann er
- Seite 131 und 132: 127verdorben, nicht kann. 289 Der V
- Seite 133 und 134: 129Gerechtigkeit des Gesetzes in ih
- Seite 135 und 136: 131stellungen billigen und mit Belo
- Seite 137 und 138: 133Im Lichte jener Predigt scheint
- Seite 139 und 140: 1355. WIRKSAMKEIT DES UNIVERSALEN R
- Seite 141 und 142: 137bedeutet, dass der Mensch sie au
- Seite 143 und 144: 139Nicht-Gläubige können moralisc
- Seite 145 und 146: 141gemeinschaftliche Gebrauch des G
- Seite 147 und 148: 143zusammen betrachte, komme ich zu
- Seite 149 und 150: 145der vollständigen Einhaltung de
- Seite 151 und 152: 147geholfen wird. 41 Die Menschlich
- Seite 153 und 154: 149Fluch und den Tod. Nach Calvin i
- Seite 155 und 156: 151der negativen Form und in der In
- Seite 157 und 158: 153untergeordnete Stellung als Ausd
- Seite 159 und 160: 155alterliche weltliche als auch ka
- Seite 161 und 162: 157versuche ich, die Stellung des N
- Seite 163 und 164: 159stück oder Gebäude und hält e
- Seite 165 und 166:
161denken viele, dass sie frei und
- Seite 167 und 168:
163Wenn Calvin, anders als es im Ch
- Seite 169 und 170:
165keitsbild von ihm: in der Lehre
- Seite 171 und 172:
167Die Richtschnur für Gesetze bes
- Seite 173 und 174:
169Calvin schließt sich der Tradit
- Seite 175 und 176:
171Das Gesetz hat im Denken Calvins
- Seite 177 und 178:
173gerechnet. Obwohl die ganze Natu
- Seite 179 und 180:
175Entscheidung entzogen werden, we
- Seite 181 und 182:
177Gewissen vor allem ein geistlich
- Seite 183 und 184:
179Lage eines Menschen aus zu sagen
- Seite 185 und 186:
181Zinsnahmeverboten verpflichten n
- Seite 187 und 188:
1837. QUELLEN, LITERATUR UND ANHANG
- Seite 189 und 190:
185CCCM Corpus Christianorum, Conti
- Seite 191 und 192:
1871963 L'homme et la femme dans la
- Seite 193 und 194:
189VJean Calvin. Les hommes et les
- Seite 195 und 196:
191Lane, A.N.S.1981 Calvin's Use of
- Seite 197 und 198:
193Exiztenz heute, N.F. 152. Münch
- Seite 199 und 200:
195Positionen. Opladen.Veijola, Tim
- Seite 201 und 202:
197Aristoteles . . . . . . . . . .
- Seite 203 und 204:
1997.5. Anhang: Calvins Gliederung
- Seite 205 und 206:
201Lev 19:17 / Lev 19:18 / Lev 19:1
- Seite 207:
"Porro haec ipsa quae ex duabus tab