Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria
Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria
108Natur und Gutes zu wollen aus der Gnade entsteht. 235 Das steht imEinklang mit seinen allgemeinen Gedankengängen, dass sowohl guterWille wie gute Taten mit allen anderen guten Dingen schlussendlich vonGott kommen. 236 Dabei ist aber zu merken, dass Calvin in diesenKontexten “das Gute” nicht nach Wirkungen, sondern nach Motiven derTaten und Entscheidungen beurteilt: eine Tat ist gut, wenn sie ausMotiven hervorgeht, welche Gott gefallen. 237 So bedeuten die obengenanntenAussagen Calvins nicht, dass er die Fähigkeit des Menschenverneinen würde, Gutes durch seine Werke zu bewirken.In der Institutio bezeichnet Calvin den Verstand als den leitenden Teil derSeele, so dass der Wille das wählen soll, was der Verstand gutgeheißenhat. Es ist aber nicht ganz klar in der Ausführung, ob er eine Veränderungin dieser Beziehung durch den Sündenfall sieht. Der Verstand scheintauch nach dem Sündenfall der führende Teil zu sein, denn Calvinbezeichnet den Verstand als Führer der Seele und die Vernunft als eine235 “Neque vero inepte Bernardus, qui velle nobis omnibus inesse docet: sed vellebonum, profectus: velle malum, defectus. Ideo simpliciter velle, hominis: male velle,corruptae naturae: bene velle, gratiae.” IIiii5. — Schreiner 1991, 69: “Calvin cited Bernardapproingly and clarified the issue through his distinction between compulsion and necessity.According to Calvin, necessity is that inner state if the soul that determines the direction ofthe will; God necessarily wills the good, sinners necessarily will evil. Compulsion, heexplained, is an external force, contraty to the nature of the will. Calvin concluded thatpeople sin out of the inner necessity of their fallen wills, but never because of an externalforce or compulsion.”236 ” Atqui electionis causa extra homines quaerenda est: unde conficitur, rectam voluntatemnon esse homini a seipso, sed ex eodem beneplacito, quo ante mundi creationem electisumus, fluere.” IIiii8; “Hinc apparet, gratiam Dei (ut hoc nomen sumitur ubi deregeneratione est sermo) esse Spiritus regulam ad dirigendam ac moderandam hominisvoluntatem.” IIv15; “quod et pravam nostram voluntatem corrigat Dominus, vel potiusaboleat, et a seipso bonam submittat.” IIiii7 — Luther hält die richtige Benutzung der Sachennur möglich, wenn die Vernunft völlig neu aufgebaut ist. Raunio 1993, 137.237 Näheres dazu im Kapitel 5.1. über die Moral.
109leitende Königin für den Willen. 238 Anderseits stellt er aber fest, dass derWille bei der Wahl mehr tätig ist als der Verstand. 239In einem moralischen Entscheidungsprozess arbeiten der Verstand undder Wille zusammen. Den Prozess kann man als einen Syllogismusdarstellen. Die erste Prämisse ist ein von der Vernunft formulierterallgemeiner Satz, in dem die Vernunft sich selten irrt. Die zweite Prämisseist eine Hypothese über die jeweilige besondere Situation, und in dieserHypothese irrt die Vernunft sich schon leichter als bei der allgemeinenWertung. Der Schlusssatz wird nicht mehr von der Vernunft alleinformuliert, denn der Wille ist dabei auch tätig. Weil aber der Wille sicheinmischt, ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass der Schlusssatz unddamit die darauffolgende Handlung falsch sind. 240 Nach Olsson sindsowohl der Verstand als auch der Wille im moralischen Entscheidungsprozessim Sinne Calvins tätig, aber er enthält sich der Aussage, welchervon den beiden Fähigkeiten der Menschenseele wichtiger und dominierendin der Anthropologie Calvins sei. 241238 “Sic ergo habeamus, subesse duas humanae animae partes, quae quidem praesentiinstituto conveniant, intellectum et voluntatem. Sit autem officium intellectus, inter obiectadiscernere, prout unumquodque probandum aut improbandum visum fuerit: voluntatisautem, eligere et sequi quod bonum intellectus dictaverit: aspernari ac fugere quod illeimprobarit [Ita Plato in Phaedro].” Ixv7; s. auch IIii2. “Atqui ea est, quae primas tenet inhominis vita, quae sedes est rationis, quae voluntati praeit, quae vitiosis appetitus coercet.Unde et regina etiam a sorbonicis theologastris nuncupatur” PrHos CO 52, 204 — Olsson1943, 214–215, 221.239 "magis huius esse electionem, quam intellectus," IIii26240 Nach einer spätmittelalterlichen Theorie über Beschlussfassung ist der Wille nichtdem von dem Verstand Empfohlenen gebunden. Raunio 1993, 135.241 Sowohl die Vernunft als der Wille sind unvollständig. Olsson 1943, 92: “I och meddetta är det emellertid tydligt, att då det begrepp om ordnigen (Guds rättfärdighet), sommänniskan äger, är bestämt av hennes ofullkomlighet, så kan hon ej med detta begrepp fattaordningen (rättfärdigheten), sådan denna existerar hos Gud.” S. auch Olsson 1943, 250–251,256, 265. Der praktische Syllogismus bedeutet hier etwas ganz Anderes als der syllogismuspracticus -Gedanke reformierter Bekenntnisschriften, nach dem es möglich ist, aus denWerken und in dem Lebenserfolg zu sehen ist, wer zum Heil bestimmt ist. S. Rohls 1987,161–166.
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109leitende Königin für den Willen. 238 Anderseits stellt er aber fest, dass derWille <strong>bei</strong> der Wahl mehr tätig ist als der Verstand. 239In einem moralischen Entscheidungsprozess ar<strong>bei</strong>ten der Verstand undder Wille zusammen. Den Prozess kann man als einen Syllogismusdarstellen. Die erste Prämisse ist ein von der Vernunft formulierterallgemeiner Satz, in dem die Vernunft sich selten irrt. Die zweite Prämisseist eine Hypothese über die jeweilige besondere Situation, und in dieserHypothese irrt die Vernunft sich schon leichter als <strong>bei</strong> der allgemeinenWertung. Der Schlusssatz wird nicht mehr von der Vernunft alleinformuliert, denn der Wille ist da<strong>bei</strong> auch tätig. Weil aber der Wille sicheinmischt, ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass der Schlusssatz unddamit die darauffolgende Handlung falsch sind. 240 Nach Olsson sindsowohl der Verstand als auch der Wille im moralischen Entscheidungsprozessim Sinne <strong>Calvin</strong>s tätig, aber er enthält sich der Aussage, welchervon den <strong>bei</strong>den Fähigkeiten der Menschenseele wichtiger und dominierendin der Anthropologie <strong>Calvin</strong>s sei. 241238 “Sic ergo habeamus, subesse duas humanae animae partes, quae quidem praesentiinstituto conveniant, intellectum et voluntatem. Sit autem officium intellectus, inter obiectadiscernere, prout unumquodque probandum aut improbandum visum fuerit: voluntatisautem, eligere et sequi quod bonum intellectus dictaverit: aspernari ac fugere quod illeimprobarit [Ita Plato in Phaedro].” Ixv7; s. auch IIii2. “Atqui ea est, quae primas tenet inhominis vita, quae sedes est rationis, quae voluntati praeit, quae vitiosis appetitus coercet.Unde et regina etiam a sorbonicis theologastris nuncupatur” PrHos CO 52, 204 — Olsson1943, 214–215, 221.239 "magis huius esse electionem, quam intellectus," IIii26240 Nach einer spätmittelalterlichen Theorie über Beschlussfassung ist der Wille nichtdem von dem Verstand Empfohlenen gebunden. Raunio 1993, 135.241 Sowohl die Vernunft als der Wille sind unvollständig. Olsson 1943, 92: “I och meddetta är det emellertid tydligt, att då det begrepp om ordnigen (Guds rättfärdighet), sommänniskan äger, är bestämt av hennes ofullkomlighet, så kan hon ej med detta begrepp fattaordningen (rättfärdigheten), sådan denna existerar hos Gud.” S. auch Olsson 1943, 250–251,256, 265. Der praktische Syllogismus bedeutet hier etwas ganz Anderes als der syllogismuspracticus -Gedanke reformierter Bekenntnisschriften, nach dem es möglich ist, aus denWerken und in dem Lebenserfolg zu sehen ist, wer zum Heil bestimmt ist. S. Rohls 1987,161–166.