106Die Untersuchung der Möglichkeiten des Verstandes bringen einen für<strong>Calvin</strong> typischen Gedanken über die Kontinuität der Offenbarung hervor:die Schöpfungsoffenbarung wird durch die Bibel-Offenbarung vervollständigt;in der Bibel wird die Offenbarung des Gesetzes von derOffenbarung des Evangeliums weitergeführt, und die Wirkung desGeistes Gottes ist die endgültige Offenbarung, die zum Heil führt. Mitseiner Vernunft kann der Mensch nur Teile der Schöpfungsoffenbarungerreichen. Für ein Naturrechtsverständnis bedeutet das aber, dass imDenken <strong>Calvin</strong>s die anthropologische Grundvoraussetzung erfüllt wird:der Mensch kann durch seine Geschöpflichkeit und durch seinMenschsein einiges vom Willen Gottes erkennen. 228eingeschränkte Bedeutung aller natürlich erkennbaren <strong>Recht</strong>sgrundsätze. Da nämlich dergöttliche Wille seinen Niederschlag unmittelbar in der “lex Dei” der Hl. Schrift gefunden hat,vermag die Hl. Schrift auch eine weit zuverlässigere Auskunft über die obersten<strong>Recht</strong>sgrundsätze zu erteilen, als es der menschlichen Vernunft möglich ist. Man kann zwarnicht sagen, daß das Naturrecht daneben “überflüssig” wird, denn auch <strong>Calvin</strong> bedient sichseiner <strong>bei</strong> der Auslegung der Bestimmungen des Dekalogs. Infolge der gemindertenEinsichtfähigkeit ist aber <strong>Calvin</strong> der Inhalt des Naturrechts nicht so sicher erkennbar, sodaßes für die Christen neben der "lex Dei” kaum faktische Bedeutung erlangt.” — Helm 2004, 137“reason is now partly weakened and partly corrupted. Reason once motivated unfallenhumanity and now motivates the regenerate elect to the good (although it does not motivatethe regenerate elect in all their actions, due to the sin remaining in them). Rather motivatesthe unregenerate to evil, as a result of its corruption and weakness. Similarly, fallen manretains his will, though it too is depraved, One of the ways in which man is distinguishedfrom non-human animals is that even in fallen human nature there is evidence of the desireto search out the truth, indeed human nature is captivated by love of truth which in fallenhuman nature lapses into dullness and vanity. ‘The lack of this endowment in brute animalsproves their nature gross and irrational.’”228 Baur 1965, 210 sieht aber, dass die Schriftoffenbarung den Christen dieVerstandeserkenntnis im <strong>Recht</strong> bedeutungslos macht: “Bei <strong>Calvin</strong> kann einvernunftsmässiges Denken der obersten <strong>Recht</strong>sgrundsätze keine selbständige Bedeutunggewinnen, da die Verpflichtung des aus der Vernunft Erkannten allein aus derÜbereinstimmung mit dem göttlichen Willen erwächst. Hieraus ergibt sich auch dieeingeschränkte Bedeutung aller natürlich erkennbaren <strong>Recht</strong>sgrundsätze. Da nämlich dergöttliche Wille seinen Niederschlag unmittelbar in der “lex Dei” der Hl. Schrift gefunden hat,vermag die Hl. Schrift auch eine weit zuverlässigere Auskunft über die obersten<strong>Recht</strong>sgrundsätze zu erteilen, als es der menschlichen Vernunft möglich ist. Man kann zwarnicht sagen, daß das Naturrecht daneben “überflüssig” wird, denn auch <strong>Calvin</strong> bedient sichseiner <strong>bei</strong> der Auslegung der Bestimmungen des Dekalogs. Infolge der gemindertenEinsichtfähigkeit ist aber nach <strong>Calvin</strong> der Inhalt des Naturrechts nicht so sicher erkennbar,sodaß es für die Christen neben der "lex Dei” kaum faktische Bedeutung erlangt.” — Olsson
1074.2.2. Der WilleDie andere Fähigkeit der Seele ist der Wille, auf den <strong>Calvin</strong> meistens mitdem Wort voluntas und gelegentlich mit dem Wort cor hinweist. 229 DieAufgabe des Willens ist, das zu wählen, was der Verstand als gutempfunden hat, und ihm zu folgen. 230 Der Wille ist aber an die Sündeund falsche Triebe gebunden, und ist deswegen nicht fähig, nach demGuten zu streben. 231 Im Urzustand war er jedoch frei, aber in seinerFreiheit hat er aus dem Menschen einen Diener der Sünde gemacht. 232Der Wille ist des Guten nicht fähig, solange er in seiner eigenenPerversität steht und ohne den Heiligen Geist ist. 233 So stellt <strong>Calvin</strong> fest,dass der verdorbene Mensch willentlich sündigt. 234 Er schließt sich anBernhard von Clairvaux (1090–1153) mit der Feststellung an, dass dasWollen im Menschen liegt, während Böses zu wollen aus der verdorbenen1943, 84: Weil der Mensch den klaren Willen Gottes nicht erkennt, wird er nach <strong>Calvin</strong>unentschuldbar vor Gott.229 “voluntas” z.B. Ixv7 und 8 sowie IIiii5. “cor” aber z.B., wenn es über die Folgen desSündenfalls geht: “Rursum sanitas mentis et cordis rectitudo simul fuerunt ablata; atquehaec est naturalium donorum corruptio” IIii12.230 “sed hoc requiritur, ut bonum recta ratione diiudicet, cognitum eligat, electumpersequatur.” IIii26 — Olsson 1943, 214–215.231 “Qua igitur peccati servitute vincta detinetur voluntas, ad bonum commovere se nonpotest, nedum applicare; eiusmodi enim motus, conversionis ad Deum principium est, quaeDei gratiae tota in Scripturis tribuitur.” IIiii5 — Olsson 1943, 220–221. — Luther sieht nachaugustinischem Verständnis, dass die Möglichkeit, Gutes zu wolllen, fehlt. Raunio 1993, 134.232 “Postea dicit nos premi iugo, non alio tamen quam voluntariae cuiusdam servitutis:ideo pro servitute esse miserabiles, pro voluntate inexcusabiles: quia voluntas, quum liberaesset, servam se peccati fecit. ” IIiii5 — Schreiner 1991, 76: “The fallen will is also, accordingto <strong>Calvin</strong>, inherently active. Adopting Augustine’s formulation, <strong>Calvin</strong> stated that theoriginal will, which would choose between good and evil, was weak and insecure.”233 “Nempe acsi in hunc modum loqueretur, Non habitat in me bonum a me ipso: namin carne mea nihil boni reperire est. Hinc sequitur illa species excusationis, Non facio malumipse, sed quod habitat in me peccatum; quae solis regeneratis competit, qui praecipua animaeparte ad bonum tendunt.” IIii27; “Quam mihi in hac parte praedicabis humanae naturae adbonum potentiam, si in summa integritatis specie semper ad corruptionem ferrideprehenditur?” IIiii4 — Die Vernunft kann gute Taten bewirken, aber nicht gute Emotionen.Olsson 1943, 266.234 “ Haec igitur distinctionis summa observetur, hominem, ut vitiatus est ex lapsu,volentem quidem peccare, non invitum nec coactum: affectione animi propensissima, nonviolenta coactione: propriae libidinis motu, non extraria coactione: qua tamen est naturaepravitate, non posse nisi ad malum moveri et agi.” IIiii5
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1997.5. Anhang: Calvins Gliederung
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"Porro haec ipsa quae ex duabus tab