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Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL ... - ZPID

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PSYNDEX Tests-Dokument: 2387 (Manuskriptfassung)Deutscher Test-Kurzname und Test-Langname:<strong>MEIL</strong> - <strong>Marburger</strong> <strong>Einstellungs</strong>-<strong>Inventar</strong> für <strong>Liebesstile</strong> (PSYNDEX Tests Review)Englischer Testname:Marburg Attitude Scales towards Love Styles/zpidBibliografische Quelle:Bierhoff, H.W., Grau, I. & Ludwig, A. (1993). <strong>Marburger</strong> <strong>Einstellungs</strong>-<strong>Inventar</strong> für <strong>Liebesstile</strong>.Göttingen: Hogrefe.Autorenanschrift (Stand: 31.05.2012):Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie, ArbeitseinheitSozialpsychologie, Universitätsstr. 150, Gebäude GAFO, Ebene 04, D-44801 Bochum,hans.bierhoff@rub.de, http://www.ruhr-uni-bochum.de/soc-psy/team/bierhoffBeschreibung des Verfahrens(Manfred Eberwein, 15.08.1004; Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, 31.05.2012)1. Testkonzept1.1 Theoretischer HintergrundZwischengeschlechtliche Partnerschaft sichert auf einer rein biologischen Ebene das Überleben derMenschheit (zumindest bis jetzt) und stellt in Form von Liebe gleichzeitig eine wesentlicheKomponente individueller Lebensgestaltung und -zufriedenheit dar. Verschiedene psychologischeAnsätze haben Liebe entweder als globale Einstellung gegenüber einer Person definiert (Murstein,1988; Rubin, 1970) oder als mehrdimensionales <strong>Einstellungs</strong>system mit verschiedenen Komponentenoder Liebestypen (Kelley, 1983; Steck, Levitan, McLane & Kelley, 1982). Bezugsrahmen für dasvorliegende Verfahren ist die Theorie der <strong>Liebesstile</strong> von Lee (1973), die als persönlicheVorstellungen von Liebe verstanden werden und das tatsächliche Verhalten in Partnerschaftenbeeinflussen. Lee konnte aus ganzheitlichen Interviews drei primäre <strong>Liebesstile</strong> und ausKombinationen daraus drei weitere sekundäre <strong>Liebesstile</strong> ableiten:Primäre <strong>Liebesstile</strong>:


(1) Romantische Liebe (Eros): Unmittelbare Anziehung durch eine Person des anderen Geschlechtsmit physiologischer Erregung und sexuellem Interesse ("to see her is to love her");(2) Spielerische Liebe (Ludus): Liebe als Spiel mit verschiedenen Partnern, gekennzeichnet durchVerführung und die Idee der sexuellen Freiheit;(3) Freundschaftliche Liebe (Storge): Liebe als Resultat einer engen, länger dauernden Freundschaft,ohne sehr intensive Gefühle.Sekundäre <strong>Liebesstile</strong>:(4) Besitzergreifende Liebe (Mania, aus Eros und Ludus kombiniert): Liebe als alles beherrschendesGefühl, das den Partner idealisiert und ihm wenig Freiraum lässt;(5) Pragmatische Liebe (Pragma, aus Ludus und Storge kombiniert): rationale Partnerwahl;Zusammenpassen der Partner und gegenseitige Bedürfnisbefriedigung aus realistischenZielvorstellungen heraus sind wichtiger als starke Gefühle;(6) Altruistische Liebe (Agape, aus Storge und Eros kombiniert): Die Sorge um den Partner und dasBemühen, seine Probleme zu überwinden, stehen im Mittelpunkt.Analog zu Farben lassen sich aus den drei Primärstilen und Sekundärstilen neue Musterzusammenstellen. Auch andere Klassifikationen, z.B. von Sternberg (1986), lassen sich mit denBegriffen von Lee (1973) beschreiben. Hendrick und Hendrick (1986) entwickelten Skalen für dieErfassung von <strong>Liebesstile</strong>n, die den Ausgangspunkt der Skalenentwicklung von Bierhoff und Klein(1991) bzw. Bierhoff, Grau und Ludwig (1993) für den deutschsprachigen Raum bilden.1.2 TestaufbauDas Verfahren umfasst 60 Items, wobei auf jede der sechs Subskalen 10 Items entfallen. Die Skalenentsprechen den primären und sekundären <strong>Liebesstile</strong>n von Lee (1973):(1) Romantische Liebe (Eros; Items 1-10);(2) Spielerische Liebe (Ludus; Items 11-20);(3) Freundschaftliche Liebe (Storge; Items 21-30);(4) Pragmatische Liebe (Pragma; Items 31-40);(5) Besitzergreifende Liebe (Mania; Items 41-50);(6) Altruistische Liebe (Agape; Items 51-60).Die Items sind auf 9-Punkte-Skalen einzuschätzen, wobei 1 "absolut falsch" kennzeichnet und 9"absolut richtig". Männern und Frauen wird eine lediglich in den geschlechtsbezogenenFormulierungen unterschiedliche Fassung vorgegeben.1.3 AuswertungsmodusFür die Auswertung werden die den Antworten zugeordneten Punktescores separat für jede Skalaaufaddiert und über alle beantworteten Items gemittelt. Bei zwei oder mehr fehlenden Antwortenauf einer Skala sollte die Interpretation der Skala nur unter Vorbehalt erfolgen. Die Interpretationkann über den Vergleich mit Mittelwerten und Streuungen der Normstichprobe erfolgen, über


Staninewerte oder kritische Differenzen; die Werte sind der Handanweisung (Bierhoff et al., 1993) zuentnehmen.1.4 AuswertungshilfenFür die Auswertung stehen Schablonen zur Verfügung. Als Interpretationshilfen werden kritischeDifferenzen mitgeteilt und im Zusammenhang bisheriger Befunde kurz diskutiert (Bierhoff et al.,1993, S. 17).1.5 AuswertungszeitDa die Auswertung nur im Addieren von Punktwerten für die einzelnen Antworten besteht, kann siesehr rasch durchgeführt werden.1.6 Itembeispiele(angeführt sind die jeweils ladungsstärksten Items mit den Ladungen)Skala Eros: 2. Unser Sexualleben ist sehr intensiv und befriedigend (a = .82).Skala Ludus: 12. Manchmal musste ich verhindern, dass zwei meiner Partner etwas übereinandererfahren (a = .58).Skala Storge: 26. Erst wenn eine gewisse Vertrautheit besteht, kann ich jemanden wirklich lieben (a =.63).Skala Pragma: 32. Ich versuche mein Leben sorgfältig zu planen, bevor ich meinen Partner wähle (a =.68).Skala Mania: 49. Wenn ich in meiner Liebesbeziehung Ärger habe, färbt das auf alle anderenLebensbereiche ab (a = .64).Skala Agape: 56. Ich würde alles aushalten für das Wohl meines Partners (a = .77).1.7 Items2. Durchführung2.1 TestformenDas Verfahren liegt im Paper-and-Pencil-Format sowie als Computertest innerhalb des Hogrefe-Testsystems vor. Es kann als Einzel- oder Gruppentest durchgeführt werden. Parallelformen liegennicht vor. Die Fassungen für Männer und für Frauen unterscheiden sich nur in den Formulierungen("Mein Partner...", "Meine Partnerin..."). Die deutsche Version entspricht nur teilweise derenglischen Originalfassung von Hendrick und Hendrick (1986).2.2 AltersbereicheDas <strong>MEIL</strong> kann von Erwachsenen bearbeitet werden.


2.3 DurchführungszeitDie Bearbeitungsdauer für das <strong>MEIL</strong> beträgt etwa 10 bis 15 Minuten.2.4 MaterialEs werden lediglich Fragebogen und Schreibgerät benötigt. Das vollständige Testmaterial inklusiveHandanweisung kann in einer Testmappe bezogen werden.2.5 InstruktionDem Fragebogen ist eine ausführliche Instruktion vorangestellt.2.6 DurchführungsvoraussetzungenFür die Durchführung des Verfahrens werden keine besonderen Qualifikationen vorausgesetzt.3. TestkonstruktionDie Testkonstruktion orientierte sich an den Kriterien der Klassischen Testtheorie. Eine erste Version(Bierhoff, Fink & Montag, 1988) bestand aus den übersetzten Items der amerikanischen Skalen vonLasswell und Lasswell (1976) bzw. Hendrick und Hendrick (1986). Da die inneren Konsistenzen wenigzufriedenstellend ausfielen, wurde eine erweiterte zweite Fassung erstellt, wobei 42 uebersetzte und43 neuformulierte Items gleichmäßig auf die a priori-Skalen verteilt wurden. Folgende fünfStichproben wurden damit untersucht (insgesamt N = 339):- n = 55 Psychologiestudierende;- n = 137 Personen (Psychologiestudenten, andere Studenten, Lehrer, andere Berufstätige);- n = 45 Psychologiestudenten und Berufstätige;- n = 47 Personen ohne nähere Angaben;- n = 57 Psychologiestudenten.In einer Hauptachsenanalyse mit Varimaxrotation konnten die a priori gebildeten Skalenüberzeugend bestätigt werden. Für die Skalen der Endfassung wurden jeweils die ladungsstärkstenItems (> .40) ausgewählt. Nur ein Item weist eine geringere Ladung auf. Von den sechs Faktorenwerden 44.5% der Gesamtvarianz erklärt (14.3%, 10.0%, 6.2%, 4.9%, 4.5%, 4.5%). GrößereUnterschiede in der Struktur von Männern und Frauen fanden sich nicht. Auch eine Faktorenanalysenach der Maximum-Likelikood-Methode mit Varimaxrotation erbrachte keine abweichendenErgebnisse, ebenso wenig wie eine weitere Hauptachsenanalyse mit den Ergebnissen von n = 168<strong>Marburger</strong> Bürgern, denen das Verfahren im Rahmen einer Untersuchung zur Prävention von AIDSvorgegeben wurde.


Von den 60 Items der Endfassung, die von Bierhoff und Klein (1991) als "Skala zur Erfassung von<strong>Liebesstile</strong>n" bezeichnet wurde, stammen noch 31 aus der amerikanischen Ursprungsskala. DieKorrelationen der Ausgangsskalen mit den Endskalen liegen im Bereich .83 < = r < = .94. DieSkaleninterkorrelationen sind niedrig, fallen aber z.T. sehr signifikant aus und bewegen sich inähnlichen Bereichen wie in einer amerikanischen Untersuchung an Studentenpaaren (Davis & Latty-Mann, 1987; siehe auch Bierhoff et al., 1993, S. 20, für eine größere deutsche Stichprobe). Sie sind inTabelle 1 aufgeführt. Die Trennschärfen der Items der Endfassung liegen im Bereich von .33 < = rit < =.71. Der Antwortbereich wurde bei allen Skalen ausgeschöpft.Tabelle 1Interkorrelationen der Liebesstilskalen für Männer und Frauen (Bierhoff & Klein, 1991, S. 64)------------------------------------------------------------------------------------1 2 3 4 5 6------------------------------------------------------------------------------------1 - 37*** -25*** 45*** 36*** -052 37*** - -04 27*** 08 -27**3 29** -07 - 19** 28*** 17*4 30*** 18* 16* - 13* -085 27*** 10 29*** 05 - 016 -19** -45*** 14* 02 -08 -------------------------------------------------------------------------------------Anmerkungen. 1=Agape, 2=Eros, 3=Pragma, 4=Mania, 5=Storge, 6=Ludus. Dezimalpunkte wurdenweggelassen. Oberhalb der Diagonale sind die Interkorrelationen der Männer genannt (n = 189),unterhalb der Diagonale die der Frauen (n = 150). * p < .05; ** p < .01; *** p < .001.Da Planung, Erhebung und Auswertung der zugrundeliegenden Studien überwiegend am FachbereichPsychologie der Universität Marburg durchgeführt wurden, publizierten Bierhoff et al. (1993) dasVerfahren als <strong>Marburger</strong> <strong>Einstellungs</strong>-<strong>Inventar</strong> für <strong>Liebesstile</strong>. Geändert wurden dabei lediglich dieAnordnung der Items, die Formulierung der Antwortvorgaben ("absolut richtig/falsch" statt "absolutzutreffend/unzutreffend") und zwei Skalenbezeichnungen ("besitzergreifende" statt"leidenschaftliche", "altruistische" statt "aufopferungsvolle" Liebe). Die dort referierte Untersuchungder Faktorenstruktur an insgesamt 1308 Personen aus 13 Studien konnte die von Bierhoff und Klein(1991) gefundenen Faktoren voll bestätigen (Bierhoff et al., 1993, S. 12).


4. Gütekriterien4.1 ObjektivitätAufgrund der Fragebogenform mit gebundener Beantwortung und der schriftlichen Instruktionkönnen Durchführung und Auswertung als objektiv gelten.4.2 ReliabilitätZum Nachweis der Zuverlässigkeit wurde Cronbachs Alpha errechnet sowie dieWiederholungsreliabilität nach 6 Wochen ermittelt (siehe Tabelle 2).Tabelle 2Reliabilitätsmaße für den Skala zur Erfassung von <strong>Liebesstile</strong>n (Bierhoff & Klein, 1991, S. 65; Bierhoff,Grau & Ludwig, 1993, S. 20; Hendrick & Hendrick, 1986, S. 397)---------------------------------------------------------------------------------------------Skala Cronbachs Alpha Retest1) 2) 3) 4) 5) 6) 7)---------------------------------------------------------------------------------------------Eros .88 .87 .87 .70 .86 .68 .74Ludus .76 .78 .71 .74 .79 .79 .82Storge .82 .82 .83 .69 .70 .68 .74Pragma .85 .83 .84 .74 .89 .67 .71Mania .80 .82 .84 .72 .79 .68 .70Agape .90 .87 .89 .83 .83 .81 .81---------------------------------------------------------------------------------------------n 1205 339 168 567 50 209 55---------------------------------------------------------------------------------------------Anmerkungen. 1) Gesamtstichprobe von Bierhoff et al. (1993). 2) Gesamtstichprobe von Bierhoff undKlein (1991). 3) Replikationsuntersuchung von Bierhoff und Klein (1991). 4) Originalversion mit 42Items von Hendrick und Hendrick (1986). 5) Retestreliabilität nach 6 Wochen bei Bierhoff und Klein(1991). 6) Retestreliabilität nach 12 Monaten bei Bierhoff et al. (1993). 7) Originalfassung, Retestnach 4-6 Wochen.4.3 ValiditätDas Verfahren besitzt inhaltlich-logische Gültigkeit. Aufgrund des faktorenanalytischen Vorgehens beider Testkonstruktion ist faktorielle Validität gegeben.


Folgende weitere Ergebnisse verweisen auf die Gültigkeit des Verfahrens (Bierhoff & Klein, 1991;Bierhoff et al., 1993):- Zwischen den Skalen finden sich hochsignifikante Mittelwertsunterschiede, während dieStreuungen der Skalen nahezu übereinstimmen (Varianzanalyse mit wiederholten Messungen,Newman-Keuls-Tests).- Die Liebesstilsubskalen erweisen sich als abhängige Variablen des Geschlechts: Männer zeigenhöhere Werte in Agape und Ludus, während für Frauen in den Subskalen Storge und Mania höhereWerte auftreten (ein- und mehrfaktorielle Varianzanalysen). Von Bailey, Hendrick und Hendrick(1987) berichtete Geschlechtsunterschiede werden damit bestätigt.- Die Intra-Paar-Korrelationen von drei Stichproben von Paaren unterschiedlichen Alters (37 < = n < =130 Paare) weisen für die Skalen Eros (rmax = .54, p < .01), Pragma (rmax = .55, p < .01) und Agape(rmax = .56, p < .01) hohe Übereinstimmungen auf.- Zum Alter ergeben sich nur minimale Korrelationen zwischen r = .03 und r = -.14. Aufzeigen lassensich jedoch typische Altersverläufe der <strong>Liebesstile</strong>.- Bei der Retestuntersuchung nach 6 Wochen bei n = 50 Personen wurde wie bei derErstuntersuchung auch die Kurzform der Eigenschaftswörterliste (EWL-K; Janke & Debus, 1978) zurErfassung des augenblicklichen Befindens vorgegeben. Während die Retestkoeffizienten derLiebesstilsubskalen mindestens r = .70 erreichen, liegen sie für die 14 Unterskalen der EWL-K beimaximal .43 (Aktivation), überwiegend jedoch sehr viel niedriger. Die sechs Liebesspielskalen und die14 Befindensskalen weisen untereinander nur wenige signifikante Korrelationen auf, überwiegendsind es Nullkorrelationen:i) Ludus/Erregbarkeit: r = .36 bzw. r = .25 zur 1. und 2. Messung (p < .01 bzw. p < .05);ii) Ludus/Ärger: r = .21 bzw. .29 (p < .10 bzw. p < .05);iii) Mania/Empfindlichkeit: r = .26 bzw. .36 (p < .05 bzw. p < .01).Diese Ergebnisse zeigen deutlich die Unabhängigkeit der Liebesstilskalen von der aktuellenBefindlichkeit.- Bei n = 137 Personen wurde zusätzlich zu den Liebesstilskalen ein Fragebogen zur Messung dersozialen Erwünschtheit zur Anwendung gebracht (SDS-CM; Lück & Timäus, 1969). Dabei ergab sichein maximaler Zusammenhang von r = .33 (p < .001) zu Agape, während sonst nur Mania Signifikanzerreichte (r = -.18; p < .05) und die Zusammenhänge sehr gering ausfielen (für die Frauen waren sieetwas deutlicher).- Unter Einbeziehung der Variablen Alter, Beziehungsdauer und Heirat lässt sich feststellen, "dass dieromantischen und spielerischen Anteile der Liebe in stabilen Beziehungen bzw. in Beziehungen, diesich durch staerkere Bindung auszeichnen, eine geringere Rolle spielen, während die pragmatischenund kameradschaftlichen Aspekte sowie die gegenseitige Sorge bei festerer Bindung zunehmen"(Bierhoff et al., 1993, S. 22).Weitere Zusammenhänge wurden untersucht zu Variablen wie Zusammenwohnen, Bildungsstand,Geburtsposition, Vorhandensein und Zahl von Kindern, fester Partner, Anzahl der Partner überhauptund im letzten Jahr, Eine-Nacht-Beziehungen, Einschätzung des in der Partnerschaft erlebten Glücks,Vertrauen und Selbstöffnung, Bindung und Investment, positive und negative Emotionen, Streit,Zärtlichkeit, Gemeinsamkeit/Kommunikation, Eifersucht und Selbstwertgefühl, Bindungsstile (sicher,


ängstlich-ambivalent, vermeidend), Partnerschaftsprobleme usw. Bei Bierhoff et al. (1993) sind alleErgebnisse im Einzelnen und in einer Übersicht zusammengestellt. Insgesamt ergeben sich diewenigsten Korrelate für freundschaftliche Liebe (Storge), während für die anderen <strong>Liebesstile</strong> eineganze Reihe von Zusammenhängen gefunden werden konnte.4.4 NormierungAngegeben werden Mittelwerte und Standardabweichungen sowie Staninewerte für Männer undFrauen verschiedener Altersgruppen auf der Grundlage der bisher untersuchten Stichproben (19-25Jahre, 26-30 Jahre, 31-54 Jahre; 156 < = n < = 284; N-gesamt = 1 308). Die Repräsentativität wirdeingeschränkt durch die überproportionalen Anteile von Studenten und Personen mit Abitur.5. AnwendungsmöglichkeitenMit dem <strong>Marburger</strong> <strong>Einstellungs</strong>-<strong>Inventar</strong> für <strong>Liebesstile</strong> lassen sich sechs weitgehend unabhängigeFacetten der Liebe und Zuneigung in heterosexuellen Paarbeziehungen erfassen und in eininterpersonelles Orientierungssystem für die Partnerschaft einordnen. <strong>Liebesstile</strong> sind dabei alspersönliche Vorstellungen von Liebe zu verstehen, die das tatsächliche Verhalten inLiebesbeziehungen bestimmen. Anwendungen ergeben sich im Bereich von Beratung und Therapiebei Partnerschaftskonflikten (Ausprägung der <strong>Liebesstile</strong>, Vergleich von Einstellungen undErwartungen bei beiden Partnern) oder in der Forschung zum Thema enge Beziehung/Partnerschaft.6. KurzfassungDiagnostische Zielsetzung:Das <strong>Marburger</strong> <strong>Einstellungs</strong>-<strong>Inventar</strong> für <strong>Liebesstile</strong> dient der differenzierten Erfassung von Liebe undZuneigung in heterosexuellen Paarbeziehungen. Die <strong>Liebesstile</strong> lassen sich als persönlicheVorstellungen zum Thema Liebe verstehen, die mit dem tatsächlichen Verhalten inpartnerschaftlichen Beziehungen in Zusammenhang stehen. Sie stellen soziale Konstruktionen dar,die die Partner auf der Grundlage von kulturell vorgegebenen Mustern über ihre Beziehung bildenund die sich in einem interpersonellen Orientierungssystem verdichten, das mit dem <strong>MEIL</strong> erfasstwerden kann. Das <strong>MEIL</strong> misst sechs Dimensionen der Liebe (romantische, spielerische,freundschaftliche, pragmatische, leidenschaftliche und altruistische), die sich aus theoretischen undempirischen Analysen ableiten lassen und die voneinander relativ unabhängig sind. Insgesamt kanndavon ausgegangen werden, dass ein weites Spektrum von interpersonellen Einstellungen inPaarbeziehungen Berücksichtigung findet. Anwendungsmöglichkeiten bestehen in der Beratung undTherapie bei Partnerschaftskonflikten sowie in der Forschung zum Thema engeBeziehung/Partnerschaft.Aufbau:Der Fragebogen besteht aus 6 Skalen mit jeweils 10 Items. Für die Durchführung des Fragebogensstehen Versionen für Männer und Frauen zur Verfügung, die sich nur durch den Bezug auf diePartnerin bzw. den Partner unterscheiden. Die Items werden in der Reihenfolge romantische,spielerische, freundschaftliche, pragmatische, besitzergreifende und altruistische Liebe vorgegeben.


Die Antworten werden auf einer 9-stufigen Skala erhoben, wobei höhere Werte größere Zustimmungbedeuten. Die Endpunkte der Skala werden mit "absolut falsch" und "absolut richtig"gekennzeichnet.Grundlagen und Konstruktion:Die theoretische Grundlage für das <strong>MEIL</strong> bildet die Theorie der <strong>Liebesstile</strong> von Lee (1973), der ausInhaltsanalysen und Interviews drei primäre <strong>Liebesstile</strong> und aus Kombinationen daraus drei weiteresekundäre <strong>Liebesstile</strong> ableiten konnte:Primäre <strong>Liebesstile</strong>:(1) Romantische Liebe (Eros): Unmittelbare Anziehung durch eine Person des anderen Geschlechtsmit physiologischer Erregung und sexuellem Interesse ("to see her is to love her");(2) Spielerische Liebe (Ludus): Liebe als Spiel mit verschiedenen Partnern, gekennzeichnet durchVerführung und die Idee der sexuellen Freiheit;(3) Freundschaftliche Liebe (Storge): Liebe als Resultat einer engen, länger dauernden Freundschaft,ohne sehr intensive Gefühle.Sekundäre <strong>Liebesstile</strong>:(4) Besitzergreifende Liebe (Mania; aus Eros und Ludus kombiniert): Liebe als alles beherrschendesGefühl, das den Partner idealisiert und ihm wenig Freiraum lässt;(5) Pragmatische Liebe (Pragma; aus Ludus und Storge kombiniert): rationale Partnerwahl;Zusammenpassen der Partner und gegenseitige Bedürfnisbefriedigung aus realistischenZielvorstellungen heraus sind wichtiger als starke Gefühle;(6) Altruistische Liebe (Agape; aus Storge und Eros kombiniert): Die Sorge um den Partner und dasBemühen, seine Probleme zu überwinden, stehen im Mittelpunkt.Empirische Prüfung und Gütekriterien:Reliabilität: Für das <strong>MEIL</strong> konnten gute Werte für die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha a) dereinzelnen Subskalen ermittelt werden: Romantische Liebe a = .87-.88; Spielerische Liebe a = .71-.78,Freundschaftliche Liebe a = .82-.83; Pragmatische Liebe a = .83-.85, Besitzergreifende Liebe a = .80-.84; Altruistische Liebe a = .87-.90 (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993; Bierhoff und Klein, 1991). DieRetest-Reliabilität nach 6 Wochen liegt bei Werten zwischen r =.70 (Storge) und r =.89 (Pragma)(Bierhoff und Klein, 1991), nach 12 Monaten zeigen sich noch immer stabile Retest-Koeffizienten vonr = .67 (Pragma) bis r = .81 (Agape). Insgesamt kann damit sowohl die interne Konsistenz, als auch dieWiederholungsreliabilität als hoch bezeichnet werden.Interkorrelationen: Die sechs Liebesskalen sind relativ unabhängig voneinander. Die höchstenKorrelationen treten mit altruistischer Liebe auf. Die Richtung der Korrelation unter den Skalen istpositiv, außer bei spielerischer Liebe, die in der Tendenz negativ mit den anderen Skalen korreliert.Validität: Das Verfahren besitzt inhaltlich-logische Gültigkeit. Die Kriteriumsvalidität ist gegeben.Aufgrund des faktorenanalytischen Vorgehens bei der Testkonstruktion ist zudem eine faktorielleValidität anzunehmen.Normen: Angegeben werden Mittelwerte und Standardabweichungen sowie Stanine-Werte fürMänner und Frauen verschiedener Altersgruppen auf der Grundlage der bisher untersuchtenStichproben (19-25 Jahre, 26-30 Jahre, 31-54 Jahre; 156 < = n < = 284; N gesamt = 1 308). Die


Repräsentativität wird teilweise durch die überproportionalen Anteile von Studierenden undPersonen mit Abitur in der Gesamtstichprobe eingeschränkt.7. BewertungDas <strong>MEIL</strong> ermöglicht eine differenzierte Erfassung von Liebe und Zuneigung anhand von sechsDimensionen. Die sechs Subskalen sind nur gering miteinander korreliert und erfassen somitweitgehend unabhängige Aspekte der Einschätzung der Liebesbeziehung. Mit lediglich zehn Itemspro Skala handelt es sich bei dem <strong>MEIL</strong> um ein ökonomisches Messinstrument, das schnell bearbeitetwerden kann. Von Bierhoff und Neumann (2000) liegt zudem eine Kurzfassung des <strong>MEIL</strong> vor, bei derjeder Liebesstil mit fünf Items erfasst wird. Einschränkend ist zu beachten, dass mit diesemMessinstrument Selbstberichte hinsichtlich der Liebesbeziehung erhoben werden. Allerdings zeigenexperimentelle Ergebnisse unter Verwendung der bogus pipeline, dass der Einfluss der sozialenErwünschtheit auf die Beantwortung der Items gering ist (Biehler, Schmohr & Bierhoff, 1995).8. LiteraturBiehler, M., Schmohr, M. & Bierhoff, H.W. (1995). Merkmale der Partnerwahl und <strong>Liebesstile</strong>:Erfassung unter Standardbedingungen und bogus pipeline. In O. Güntürkün, R. Guski, C. Walter& A. Wohlschläger (Hrsg.), Experimentelle Psychologie (S. 30). Regensburg: Roderer.Bierhoff, H.W., Fink, A. & Montag, E. (1988). Vertrauen, Liebe und Zufriedenheit inpartnerschaftlichen Beziehungen. In W. Schönpflug (Hrsg.), Bericht über den 36. Kongress derDeutschen Gesellschaft für Psychologie in Berlin 1988 (Band 1, S. 409-419). Göttingen: Hogrefe.Bierhoff, H.W., Grau, I. & Ludwig, A. (1993). <strong>Marburger</strong> <strong>Einstellungs</strong>-<strong>Inventar</strong> für <strong>Liebesstile</strong>.Göttingen: Hogrefe.Bierhoff, H.W. & Klein, R. (1991). Dimensionen der Liebe: Entwicklung einer deutschsprachigen Skalazur Erfassung von <strong>Liebesstile</strong>n. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 12,53-71.Bierhoff, H.W. & Neumann, E. (2000). Die Facetten der Liebe. Bild der Wissenschaft Special: Leben,Liebe, Partnerschaft, 6-9.Davis, K.E. & Latty-Mann, H. (1987). Love styles and relationship quality: A contribution to validation.Journal of Social and Personal Relationships, 4, 409-428.Hendrick, C. & Hendrick, S. (1986). A theory and method of love. Journal of Personality and SocialPsychology, 50, 392-402.Janke, W. & Debus, G. (1978). Die Eigenschaftswörterliste - EWL. Ein Verfahren zur Erfassung desaktuellen Befindens. Göttingen: Hogrefe.Kelley, H.H. (1983). Love and commitment. In H.H. Kelley et al. (Eds.), Close relationships (pp. 265-314). New York: Freeman.Lasswell, T.E. & Lasswell, M.E. (1976). I love you but I'm not in love with you. Journal of Marriage andFamily Counseling, 2, 211-224.Lee, J.A. (1973). The colors of love. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.


Lück, H.E. & Timäus, E. (1969). Skalen zur Messung manifester Angst (MAS) und sozialerWuenschbarkeit (SDS-E und SDS-CM). Diagnostica, 15, 134-141.Murstein, B.I. (1988). A taxonomy of love. In J.R. Sternberg & M.L. Barnes (Eds.), The psychology oflove (pp. 13-37). New Haven: Yale University Press.Rubin, Z. (1970). Measurement of romantic love. Journal of Personality and Social Psychology, 16,265-273.Steck, L., Levitan, D., McLane, D. & Kelley, H.H. (1982). Care, need, and conceptions of love. Journal ofPersonality and Social Psychology, 43, 481-491.Sternberg, R.J. (1986). A triangular theory of love. Psychological Review, 93, 119-135.

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