Dezember 2009 - Gemeinde Ferndorf
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www.ferndorf.at<br />
Der Dorfbrunnen erzählt . . .<br />
. . . von der <strong>Ferndorf</strong>er Milchhalle<br />
Tag für Tag befindet sich ein altes, unscheinbares kleines<br />
Gebäude in meinem Blickfeld, das schon lange<br />
leer und verlassen steht.<br />
Neulich kamen wir ins Gespräch und da stellte sich heraus,<br />
dass das nicht immer so war.<br />
Lange bevor ich auf den Dorfplatz kam, schon zu Beginn<br />
der 50er-Jahre, wurde von der Molkerei eine<br />
adrette kleine weiße Halle erbaut. In ihr<br />
sollte die <strong>Ferndorf</strong>er Bevölkerung mit<br />
Milch versorgt aber auch die<br />
Bauernmilch für die Molkerei<br />
entgegengenommen werden.<br />
Frau Elli Walcher, die<br />
aber bald nach Graz<br />
zog, begann die Arbeit.<br />
Ihre Nachfolgerin,<br />
die sicher noch<br />
vielen älteren <strong>Ferndorf</strong>er<br />
Hausfrauen gut<br />
in Erinnerung ist, wurde<br />
ab 1957 Frau Berta<br />
Gfrerer aus Lang, die als<br />
Frau „Milchhalle“ beinahe<br />
23 Jahre lang hier ihren Dienst<br />
versah.<br />
Schwer war er, im wahrsten Sinne des<br />
Wortes, mussten doch zu Beginn die schweren<br />
eisernen Milchkannen ab 6 Uhr früh von den Bauern<br />
übernommen und in die Molkereikannen umgeleert<br />
werden. Leichter wurde es mit den Aluminiumkannen,<br />
doch noch immer ein rechter „Kreuzbrecher“. Wirklich<br />
unangenehm aber waren später die von der Molkerei<br />
gelieferten schweren 25l-Milch-Plastiksäcke, die in die<br />
Behälter umgeschüttet werden mussten, da man sie nirgends<br />
recht anfassen konnte. Zum Glück waren sie bald<br />
wieder verschwunden. Mit kleinen Milchkannen rückte<br />
dann die Kundschaft an, ehe - Jahre später - die Milchflaschen<br />
eingeführt wurden. Jahrelang erfreute sich die<br />
Milchhalle jedoch regen Zuspruchs.<br />
Ab 1960 trat eine zweite bekannte <strong>Ferndorf</strong>erin als<br />
ALLERLEI WISSENSWERTES<br />
Springerin ihren Dienst in der Milchhalle an, Frau Susanna<br />
Bodner. Diese war ob ihrer süßen Belohnungen<br />
besonders bei den Kindern sehr beliebt. Bald drehte sich<br />
unser interessantes Gespräch um viele lustige kleine<br />
Begebenheiten, die hier stattgefunden haben.<br />
Eines Tages, es war um die Muttertagszeit, betraten zwei<br />
kleine <strong>Ferndorf</strong>erinnen, jede mit einem schönen<br />
Blumensträußchen aus Tulpen, Vergissmeinnicht,<br />
Narzissen etc. die Milchhalle,<br />
grüßten artig, reckten ihre<br />
Blumenpracht Frau Bodner<br />
hin und riefen: “Für Sie!“<br />
Erstaunt ob des unerwarteten<br />
Geschenkes und<br />
etwas ratlos bedankte<br />
sie sich mit netten<br />
Worten und auch mit<br />
ihren bei den Kindern<br />
überaus beliebten<br />
Stollwerck-Karamellen<br />
und - ausnahmsweise -<br />
einer 1S-Bensdorp-<br />
Schokolade. Fröhlich<br />
hüpfend verließen die beiden<br />
das Geschäft. Etwas später<br />
kam Frau Resi Peer, um Milch zu<br />
holen. Als sie die Blumen sah, meinte<br />
sie: „Hob’n die Diandlen dechta nit g’logn.“<br />
Es stellte sich heraus, dass sie die Besitzerin der Blumen<br />
war, und als sie die Mädchen beim Blumen Pflücken in<br />
ihrem Garten erwischt und davongejagt hatte, hatten<br />
sich diese damit entschuldigt: „Is jo lei für die Frau Bodner,<br />
is jo lei für die Frau Bodner!“<br />
An einem 1. September betrat ein strahlender kleiner<br />
Mann das Geschäft, ging mit ausgestreckter Hand<br />
lächelnd auf sie zu, ergriff ihre Hand, schüttelte sie heftig<br />
und gratulierte: „Alles Gute zum Geburtstag!“<br />
Erstaunt dankte Frau Bodner, klärte den Buben aber darüber<br />
auf, dass sie nicht Geburtstag hätte. Wie aus der<br />
Pistole geschossen kam die Antwort: „Aber i!!!“ – Natürlich<br />
folgte die Belohnung.<br />
Allen unseren Kunden und Geschäftspartnern ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 20108<br />
Nummer 73 | <strong>Dezember</strong> <strong>2009</strong><br />
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