DIE REPORTAGE - made in LEVERKUSEN

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

DIE REPORTAGE von Martin Oberpriller Gelingt Küppersteg der Dialog der Religionen In dem Leverkusener Stadtteil entsteht für 500.000 Euro eine neue Moschee. Sie könnte dem von der Stadt vernachlässigten Ort zu neuer Schönheit verhelfen. Doch das Gotteshaus sorgt für Skepsis in der Nachbarschaft. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist es schon, das neue Gebäude direkt an der Bundesstraße 8, auf halbem Wege zwischen Wiesdorf und Opladen. Insgesamt 14 Meter ragt das weiße Minarett der ersten Leverkusener Moschee in den an diesem Sommertag strahlend blauen Himmel über Küppersteg. Das neue Gotteshaus könnte dem grauen Leverkusener Stadtteil zu neuer, architektonischer Schönheit verhelfen. Denn von dem alten Küppersteger Glanz ist kaum etwas übrig geblieben. Zwei häßliche karg bepflanzte Kreisverkehre aus Beton bilden so etwas wie Toreinfahrten. Die einst belebte Küppersteger Straße als Einkaufsstraße ist mit Blick auf die vielen Zentren der Stadt nicht mehr gefördert worden. Der kleine Kirmesplatz musste schon Jahrzehnten einem Parkplatz weichen. Im Westen liegt der stets verschmutzte S-Bahnhof, im Osten wird über den Ausbau der Müllverbrennungsanlage nachgedacht. Das sind die zweifelhaften „Aushängeschilder“ von Küppersteg. Ein neuer, attraktiver Bau tut Küppersteg gewiss gut. 12 DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 4/2005
Auf dem Boden der Moschee glänzt allerdings noch kaum etwas. „Wir sind eben noch mitten in den Arbeiten“, entschuldigt Muhamet Abazi das einstweilen noch regierende Chaos auf Erden, das bis zum anvisierten Eröffnungstermin, spätestens am „Tag der offenen Moschee“ am 3. Oktober, der Vergangenheit angehören soll. Überall stehen Bau-Utensilien herum, der Fußboden im großen, 175 Quadratmeter umfassenden Gebetsraum der Männer harrt weiterhin eines Teppichs. Wer das Innere der Moschee betreten will, muss erst einmal einen Slalom auf den Estrich legen, um den vielen Farbeimern auszuweichen. Doch Herrn Abazi kann das Durcheinander nicht aus der Fassung bringen. Der 34-Jährige sitzt im Vorstand der muslimisch-albanischen Gemeinde Leverkusens. Einmal hat der Sohn eines albanischen Gastarbeiters islamische Theologie studiert – heute dient der Mann seiner kleinen, rund 270 Familien zählenden Glaubensgemeinschaft als Sprecher. Und zu erklären gibt es ja in der Tat einiges, seit nach den Anschlägen islamistischer Terroristen am 11. September 2001 praktisch alle Muslime – auch hierzulande – unter einem verschärften Erklärungsdruck stehen. Man mag diesen Umstand betrüblich finden oder auch nicht – das unterschwellige Misstrauen, das den Gläubigen der mit rund 1,3 Milliarden Mitgliedern weltweit zweitgrößten Religionsgemeinschaft seit den Anschlägen von New York und Washington im Alltag entgegenschlägt, ist ein zu ernstes Problem, als dass es totgeschwiegen werden könnte. „Wir haben mit dem politischen Islam nichts zu tun“, erklärt Abazi. Aber zum wievielten Male er diese Worte wiederholt, dürfte der im Zivilleben bei einem Sicherheitsunternehmen tätige Mann beim besten Willen nicht mehr wissen. Nachdem vor einigen Jahren klar war, dass auf dem Gelände der Dhünnaue die Landesgartenschau 2005 ihre Zelte aufschlagen würde, stand auch fest, dass die albanische Gemeinde nicht länger in ihrem alten Domizil am Overfeldweg bleiben konnte. Ohnehin passte den Gläubigen der dortige schlichte Gebetsraum nicht mehr so ganz. Eine richtige Moschee sollte es sein. Doch nachdem die Muslime in Küppersteg ein geeignetes Grundstück für den Bau des Gotteshauses gefunden hatten, galt es zunächst einmal, die Bedenken der christlichen Anwohner zu zerstreuen. „Wir glauben, dass uns das recht gut gelungen ist“, erklärt Abazi, der sich mit Jannis Goudoulakis, dem Vorsitzenden des Leverkusener Integrationsrates einig weiß. Diskussionsveranstaltungen wurden abgehalten, um eventuelle Missverständnisse bereits im Vorfeld aus der Welt zu schaffen. Dazu sei man, so Abazi, angesichts der eindeutigen Rechtslage zwar gar nicht verpflichtet gewesen. Aber dennoch, der Umstand, dass ein eher abwegiges Argument wie das fehlender Parkmöglichkeiten von den Gegnern des Moscheebaus ins Feld geführt wurde, signalisierte vor allem eines: Es gab und gibt Gesprächsbedarf. Um es kurz zu machen. Die vom Gesetzgeber geforderte Zahl an Abstellplätzen für Autos wurde von der Gemeinde auf dem Grundstück der rund 500.000 Euro teuren Moschee geschaffen. Ohnehin wurde an vieles bei dem Neubau, der vor allem durch das freiwillige Engagement der Gemeinde-Mitglieder vergleichsweise preiswert ausfiel, gedacht. Neben sanitären Anlagen verfügt das Gotteshaus unter anderem über Räume, die später einmal als Bibliothek, Hausmeisterzimmer und Jugend- Begegnungsstätte genutzt werden sollen. Neudeutsch ge-sprochen ist die Hardware also vor- DIE REPORTAGE handen, in der kommenden Zeit nach der offiziellen Eröffnung der Moschee, die schon seit Januar provisorisch als Gebetsraum genutzt wird, gilt es dann, für die Software zu sorgen. Soll heißen, das Gemeindeleben muss sich am neuen Standort entfalten, der vielbeschworene Dialog der Kulturen soll in Leverkusen Realität werden. Schon aus diesem Grund war es den Albanern, die mit ihrem Vorsitzenden Rafi Mustafi innerhalb der rund 5000 Mitglieder starken islamischen Minderheit in der Stadt wiederum nur eine Minorität bilden, wichtig, ihren Neubau nicht – wie an manchem anderen Ort üblich – am Rande irgend eines Gewerbeoder Industriegebiets zu errichten. „Integration bedingt die Bereitschaft beider Seiten, aufeinander zuzugehen“, erklärt Integrationsratschef Goudoulakis. Wie gesagt, zum „Tag der offenen Moschee“ soll das Küppersteger Gotteshaus fertig sein, und dann sollen auch die nicht muslimischen Küppersteger einen ersten positiven Eindruck von ihren Nachbarn bekommen – zumal vorgesehen ist, dass die Gläubigen in Zukunft an Freitagen und besonderen Feiertagen vom Minarett aus zum Gebet gerufen werden. Eben von jenem Minarett, das an diesem sonnigen Sommertag dem architektonisch eher gleichförmigen Stadtteil Küppersteg eine besondere Note verleiht. 40 Jahre, nachdem die ersten albanischen Arbeitsmigranten aus dem damaligen Jugoslawien in Leverkusen ankamen, ist die Gemeinde für jeden sichtbar in der Stadt angekommen. DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 4/2005 13
Seite 1 und 2: DAS INTERVIEW von Wolfgang Pott DIE
Seite 3 und 4: Impressum Made in Leverkusen Druckh
Seite 5 und 6: EDITORIAL Den TAG DER Wolfgang Pott
Seite 7 und 8: „Sie genießen, ich koche. Für m
Seite 9 und 10: WOZU ZEICHNER IN DÜRFTIGER- ZEIT?
Seite 11: DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 2/200
Seite 15 und 16: Hilfe für die „Vorstadt“ südl
Seite 17 und 18: „Das kam zum damaligen Zeitpunkt
Seite 19 und 20: DER RESTAURANT-TIPP von Bernd Hinri
Seite 21 und 22: Unsere Kunden erwarten „Null- Feh
Seite 23: THEMA von Marco Wiefel VÖLLER: „
Seite 27 und 28: STADTJUBILÄUM von Martin Oberprill
Seite 29 und 30: MIT MUSIK KREBSKRANKEN KINDERN HELF
Seite 31 und 32: Das Ende ist bekannt: Eine Woche, n
Seite 33 und 34: PORTRAIT von Marco Wiefel Der „SC
Seite 35 und 36: selbst, dass die Lage derzeit äuß

DIE REPORTAGE - made in LEVERKUSEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?