coaching & training - Wirtschaftszeitung
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WIRTSCHAFTSZEITUNG OKTOBER 2012 | SEITE 21<br />
Ostbayerische<br />
Überflieger<br />
EineAttingerFirmaerobertdie<br />
WeltmitihrenPropellern<br />
VON CLAUDIA ROTHHAMMER<br />
ATTING. Gestern noch bei der EuropameisterschaftimslowakischenDubnica,heutewiederamSchreibtisch:MartinAlbrechtisteinerderbestenKunstfliegerDeutschlandsundaußerdemeiner<br />
der drei Geschäftsführer der MT<br />
Propeller Group in Atting bei Straubing.<br />
Sportlich gesehen mag er sich<br />
über die Platzierung freuen, geschäftlich<br />
hingegen spielt er mit der Firma<br />
eine Klasse höher. Weltklasse-Niveau,<br />
um genau zu sein. Oder, wie Senior-<br />
Chef und Firmengründer Gerd Mühlbauer<br />
sagt: „Wir sind weltweit die<br />
Nummer zwei.“ In manchen Sparten<br />
sogarWeltmarktführer.<br />
„DeutschlandkonntedasletzteMal<br />
1991 international in die Pokalränge<br />
fliegen“, sagt Martin Albrecht stolz.<br />
Der 38-Jährige trat in derSparte „Unlimited<br />
Motorkunstflug“ an. Platz drei<br />
bei der EM hinter Frankreich und<br />
Russland – eine undankbare Platzierung?„Nein,FrankreichundRusslandsindsehrstarkundtretenmitVollprofis<br />
an, mit Militärfliegern.“ Das deutscheTeamhingegenbestehenichtaus<br />
Berufsfliegern. Doch auch das stimmt<br />
nicht ganz. Denn Martin Albrecht<br />
führtnichtnurdieGeschäfteinAtting<br />
zusammenmitSenior-ChefundOnkel<br />
GerdMühlbaueroderarbeitetalsIngenieur<br />
an der Entwicklung neuer Propeller,<br />
er ist auch Testpilot und damit<br />
oft in der Luft. „Ich bin kein typischer<br />
Geschäftsführer, der den ganzen Tag<br />
Bilanzenauswertet.“<br />
Aktuellarbeitenüber100Mitarbeiter<br />
für die Firmengruppe in Deutschland,<br />
die sich aus mehreren Betrieben<br />
zusammensetzt. Die MT Propeller<br />
GerdMühlbauerGmbH,dasPropellerproduktionswerk<br />
MT Propeller Entwicklung<br />
GmbH sowie die Firma<br />
Mühlbauer Luftfahrt GmbH sind in<br />
Atting, einem 1660-Seelen-Dorf, aber<br />
dafür direkt am FlugplatzWallmühle,<br />
angesiedelt. Hier arbeitet auch der<br />
Großteil der Belegschaft auf etwa<br />
10000 Quadratmetern Produktionsfläche.<br />
Der Jahresumsatz liegt laut Geschäftsführung<br />
bei etwa 18 Millionen<br />
Euro. Hinzu kommt noch ein kleines<br />
Werk in Tschechien und eine ServicestationindenStaatenmitcirca60Mitarbeitern.„HauptabsatzmarktsinddieUSA“,sagtMartinAlbrecht.„DieAmerikaner<br />
schätzen deutsche Ingenieursarbeitsehr.Wirhörenoft:Ichfahreeinen<br />
Porsche oder Audi und jetzt will<br />
ichaucheinendeutschenPropellerhaben.“<br />
Mehr als 60 Prozent des Umsatzes<br />
werden in den USA generiert.<br />
„Weltweit werden etwa 250000 Flugzeuge<br />
betrieben, für die wir Propeller<br />
anbieten. Allein in Amerika sind es<br />
200000 Flugzeuge.“ Kein Wunder,<br />
dass Gerd Mühlbauer 2001 eine Servicestation<br />
in den USA eröffnet hat.<br />
Sein Sohn Michael, dritter GeschäftsführervonMTPropeller,leitetdieNiederlassung<br />
auf dem Flugplatz von De-<br />
LandinFlorida.<br />
Den Grundstein für sein weltweit<br />
erfolgreichesUnternehmenlegteGerd<br />
Mühlbauer, seit 1968 Ingenieur für<br />
Propellerentwicklungund-design,vor<br />
32 Jahren, als er in Atting bei Straubing<br />
einen Service- und Wartungsbetrieb<br />
aufmachte. Damals startete er<br />
mit fünf Mitarbeitern. Anfangs machtedieFirmamitFestpropellernfürUltraleichtflugzeuge<br />
und kleinen Verstellpropellern<br />
für Motorsegler den<br />
größten Umsatz. Mittlerweile ist die<br />
Produktpalette–auchdank25eigener<br />
Patente und vieler weiterer Verbesserungsideen<br />
– um ein Vielfaches angewachsen:<br />
Vom Motorsegler über<br />
Klein- oder Wasserflugzeuge bis hin<br />
zu zweimotorigen Turbopropellermaschinen,<br />
20- bis 45-Sitzern oder Commuterflugzeugen<br />
– für jedes Fliegerherz<br />
ist der richtige MT-Propeller dabei.<br />
Martin Albrechts Herz schlägt bei<br />
modernen Flugzeugen höher, währendderSenioraucheinHerzfürOldtimer<br />
der Lüfte hat. Ob Junkers, Focke-Wulf<br />
oder Mustang – viele Maschinen<br />
heben dank MT Propellern<br />
WELTMARKTFÜHRER<br />
auch heute noch ab. „Auf Wunsch erledigen<br />
wir Spezialanfertigungen, die<br />
andere nicht machen. Warum? Weil<br />
wir es können und weil es schade wäre,<br />
wenn die Maschinen nicht mehr<br />
starten könnten“, sagt Gerd Mühlbauer<br />
und zeigt stolz einen Propeller her,<br />
der für eine Maschine aus den 1930er-<br />
Jahrenangefertigtwird.<br />
„Der ist von uns“, sagt Gerd Mühlbauer<br />
und deutet auf einen Propeller<br />
daneben. „Das grüne Dreieck, unser<br />
Firmenlogo, sieht man von hier aus<br />
schon.“DieFarbeGrünhabeerdamals<br />
vor32Jahrenausgesucht,ohnezuwissen,<br />
dass seine Propeller tatsächlich<br />
einmal für „grüne“ Innovationen stehen.<br />
„Wir stellen unsere Propeller aus<br />
einem nachwachsenden Rohstoff her:<br />
aus Holz“, so der 72-Jährige. Ummantelt<br />
werde der Holzkern dann mit<br />
Kunststoffen wie Fiberglas, Carbon<br />
oder Keflar, perfektioniert mit Edelstahlkanten.<br />
Das Beste daran: der Propeller<br />
ist durch diese Konstruktion<br />
leicht,leiseund langlebig.„Wirhaben<br />
dadurch die Lärmbelastung bis zu 50<br />
Prozentsenkenkönnenundwirarbeiten<br />
auch daran, den Spritverbrauch<br />
der Maschinen zu verringern“, verrät<br />
MartinAlbrecht.„Damitsindwirsehr<br />
erfolgreich und der weltweiten Konkurrenzweitvoraus.“IndiesemSinne<br />
kann es auch nur eine Richtung geben,<br />
die die Firmengruppe MT Propeller<br />
für die Zukunft einschlägt: steil<br />
nachoben.<br />
MT-Propelleristvor32JahrenzueinemHöhenfluggestartet. Fotos:obx<br />
INTERVIEW<br />
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GERD MÜHLBAUER, GRÜNDER DER FIRMA MT PROPELLER<br />
„Hartarbeiten“<br />
WannhabenSiegemerkt,dassSieganz<br />
obeninderBranchemitmischenkönnen?<br />
Mühlbauer: Wer eine Firma gründet,<br />
hat doch immer Ziele. Mein Ziel<br />
war es, auch größere Propeller zu<br />
bauen und nicht bei Motorseglern<br />
und Ultraleicht-Propellern hängenzubleiben.<br />
Außerdem muss man den<br />
Markt kennen und zusehen, dass<br />
manNischenbesetzt.<br />
Wasgehörtnochdazu,umsoerfolgreich<br />
zusein?<br />
Mühlbauer: Hart arbeiten. Ganz<br />
einfach. Keine 40-Stunden-Wochen.<br />
Entwederman istUnternehmeroder<br />
Unterlasser.<br />
Gingesimmersteilbergauf,odergabes<br />
auchTurbulenzen?<br />
Mühlbauer: Esist ja kein Geheimnis,<br />
dass Banken eine große Rolle<br />
spielenundzuBeginnmeinerSelbstständigkeit<br />
hätte esmich beinahe erwischt,<br />
weil meine Hausbank begann<br />
zu zögern, nicht wissend, was<br />
eigentlich in der Luftfahrt vorgeht.<br />
Natürlich brauche ich einen guten<br />
Geschäftsplan,aberaucheineanständige<br />
Finanzierung. Und an einem<br />
verständigenBankerhängtviel.<br />
WasratenSieKollegeninturbulenten<br />
Zeiten?<br />
Mühlbauer: Wenn es nicht läuft,<br />
muss man rausfinden, warum. Erste<br />
Anlaufstelle: die Kunden. Die muss<br />
man fragen: „Was haben wir falsch<br />
gemacht?“ Mir ist esja auch passiert.<br />
Im zweiten Firmenjahr kam ich aus<br />
Amerika zurück, und kein einziger<br />
Auftrag war da. Da hab ich zu telefonieren<br />
begonnen. Innerhalb von<br />
zwei Stunden wusste ich, was los<br />
war. Die Konkurrenz hatte ihre PreiseumdieHälftegesenkt.<br />
WiehabenSieIhreKundenzurückgewonnen?<br />
Mühlbauer: Ich hab klipp und<br />
klargesagt:Wennihrwollt,sperrich<br />
meinen Laden zu. Aber dann könnt<br />
ihr drauf warten, bis der Konkurrent<br />
zu den alten Preisen zurückkehrt.<br />
Hatfunktioniert.<br />
Gerd Mühlbauer<br />
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WiehabenSiedieWeltwirtschaftskrise<br />
erlebt?<br />
Mühlbauer: 2008 ist der Wahnsinn<br />
ausgebrochen. Das hat uns etwasmehralsdieHälftedesUmsatzes<br />
gekostet. Normalerweise ist man da<br />
pleite, aber wenn man sparsam wirtschaftet<br />
und hart arbeitet, dann<br />
kommt man auch durch solche Turbulenzen.<br />
Wir sind von 1700 Propellernin2007auf700Propellerzurückgefallen<br />
und mussten zehn Angestellteentlassen,daswarnichtschön,<br />
Einstellen ist schöner. Langsam habenwirunswiederhochgearbeitet.<br />
Schönistauch,dassIhreFamilieVerantwortunginderFirmaübernimmt...<br />
Mühlbauer: Da unterscheide ich<br />
mich vielleicht von anderen Firmeninhabern.<br />
Ich habe rechtzeitig meine<br />
Firmenanteile verteilt und dafür gesorgt,<br />
dass Nachwuchs nachkommt.<br />
Dass man meinen Rat ab und zu<br />
noch haben will, das ist was anderes.<br />
Das ist schön. Aber mir ist wichtig,<br />
dass es nahtlos weitergeht, wenn ich<br />
nichtmehrdabin.<br />
BlickenwirtrotzdemindieZukunft:<br />
AmerikaistundbleibtdergrößteMarkt.<br />
WashältdieFirmainDeutschland?<br />
Mühlbauer: Bei uns wird anders<br />
gearbeitet. Die Qualität und Ausbildung<br />
unserer Leutebekommen Sie<br />
nirgendsaufderWelt.<br />
DasInterview<br />
führteClaudiaRothhammer