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20 000 Soldaten kämpfen gegen die Fluten - Foeg.de

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Blickpunkt Die Bun<strong>de</strong>swehr Juli <strong>20</strong>13 43Zentrum für Militärgeschichte undSozialwissenschaftenZwischen Geschichteund GesellschaftOberstleutnant Dr. HaraldFritz Potempa arbeitet in<strong>de</strong>r neu zugeschnittenenForschungseinrichtung.Das Zentrum für Militärgeschichteund Sozialwissenschaften <strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>swehr in Potsdam ist eineRessortforschungseinrichtung. Esist jüngst aus <strong>de</strong>r Verschmelzung<strong>de</strong>s Militärgeschichtlichen Forschungsamtesund <strong>de</strong>s SozialwissenschaftlichenInstitutes <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehrhervorgegangen. Während<strong>die</strong> einen <strong>die</strong> Quellen <strong>de</strong>utenund erklären, berufen sich <strong>die</strong>an<strong>de</strong>ren auf das, was sie messenkönnen.„Hun<strong>de</strong>- und Katzenhalter sind nunin einem Haus“, sagt OberstleutnantDr. Harald Fritz Potempa mit einemLächeln. Der Süd<strong>de</strong>utsche ist Pressestabsoffizierund Experte für <strong>de</strong>n 1.Weltkrieg in <strong>de</strong>r Luft (Luftkrieg1914-1918) am Zentrum für Militärgeschichteund Sozialwissenschaften<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr (ZMSBw) in Potsdam.Mit Hun<strong>de</strong>- und Katzenhalternmeint er <strong>die</strong> Historiker <strong>de</strong>s MilitärgeschichtlichenForschungsamtes(MGFA) und <strong>die</strong> Soziologen <strong>de</strong>s So -zialwissenschaftlichen Instituts <strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>swehr (SOWI). Bei<strong>de</strong> Institutewur<strong>de</strong>n jüngst zusammengelegt.Bis zum Jahr <strong>20</strong>15 soll das neuewissenschaftliche Zentrum komplettzusammengewachsen sein. Vor wenigenWochen zogen <strong>die</strong> Sozialwissenschaftleraus Strausberg an <strong>de</strong>n TemplinerSee im Westen Potsdams.Noch ist das große Suchen angesagt,wenn man einen Historiker nach <strong>de</strong>mBüro eines Soziologen o<strong>de</strong>r umgekehrtfragt. 1<strong>20</strong> Mitarbeiter umfasstdas neue Zentrum.Interdisziplinäres ArbeitenDoch <strong>die</strong> I<strong>de</strong>e ist es, künftig interdisziplinärzu arbeiten und Synergien zuschaffen. Hun<strong>de</strong>- und Katzenhalter ineinem Haus: Sie verbin<strong>de</strong>t <strong>die</strong> Liebezur Wissenschaft. Dennoch sind ihreAufgaben und ihr Selbstverständnisunterschiedlich. „Der Historiker <strong>de</strong>utetanhand von Quellen <strong>die</strong> Vergangenheitund <strong>de</strong>r Soziologe misst mitempirischer Befragung Befindlichkeitenin <strong>de</strong>r Gegenwart“, erklärtOberst Dr. Hans-Hubertus Mack,Komman<strong>de</strong>ur und Leiter <strong>de</strong>s neuenZMSBw.Unterschie<strong>de</strong> beginnen schonbeim Verständnis <strong>de</strong>s Begriffes„Wahrheit“. „Vereinfacht kann mansagen: Für <strong>de</strong>n Historiker ist Wahrheit,das was in <strong>de</strong>n Quellen steht undfür <strong>de</strong>n Soziologen das, was <strong>de</strong>r Fragebogenmisst“, erklärt <strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur.Aufgaben und Herausfor<strong>de</strong>rungenDie Aufgaben sind geblieben: DieHistoriker befassen sich mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschenMilitärgeschichte <strong>de</strong>s 19. und<strong>20</strong>. Jahrhun<strong>de</strong>rts. „Ein wichtigesUntersuchungsfeld ist <strong>die</strong> Entwicklung<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr und <strong>de</strong>r NationalenVolksarmee nach 1945“,erklärt Oberst Mack. Die Sozialwissenschaftlerhin<strong>gegen</strong> betreibenstreit kräftebezogene empirische So -zialforschung und wissenschaftlichbasierte Politikberatung. Sie untersuchenzum Beispiel <strong>die</strong> Akzeptanz vonFrauen in <strong>de</strong>n Streitkräften o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>swehr in <strong>de</strong>r Bevölkerung.Neu hinzu kommt das Forschungsfeld„Einsatz“. Hier profitieren<strong>die</strong> Forscher am neuen ZMSBwvom Zusammenschluss. Die Soziologenführen Befragungen durch, auf<strong>die</strong> Historiker zurückgreifen können.Da geht es etwa um Fragen zur Einsatzgeschichteo<strong>de</strong>r um <strong>die</strong> aktuelleBegleitung von Einsätzen mit Untersuchungenzum Leben im Feldlager.Zukünftiges Forschungs<strong>de</strong>signFür eine effektive Zusammenarbeittreffen sich alle Abteilungen regelmäßig.Letztlich soll eine Atmosphäreinterdisziplinären Forschens ge -schaffen wer<strong>de</strong>n. „Wir wollen Strukturenschaffen und verfestigen, <strong>de</strong>nAblauf organisieren und das Forschungs<strong>de</strong>signfür <strong>die</strong> Zukunft ge -stalten“, erklärt Oberst Mack.Das ZMSBw vereinigt nicht nurHistoriker und Soziologen. Es sindauch Theologen und Medizinhistorikermit im Haus. Das erweitert dasForschungsspektrum <strong>de</strong>utlich.Nebenbei führt das ZMSBw <strong>die</strong>Museen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr in Gatowund Dres<strong>de</strong>n sowie <strong>die</strong> Enklave inKönigstein und eine Archivgruppe inFreiburg. Das ZMSBw trägt zu<strong>de</strong>mzur historischen Bildung <strong>de</strong>r Offiziereund Unteroffiziere bei, wird aberauch von <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zumilitärhistorischen Fragen in An -spruch genommen. Oftmals beratenMitarbeiter <strong>de</strong>s ehemaligen MGFAin <strong>de</strong>n Me<strong>die</strong>n zu verschie<strong>de</strong>nen Forschungsthemen.So beriet <strong>de</strong>r HistorikerDr. Rolf-Dieter Müller <strong>die</strong> Produktion<strong>de</strong>r ZDF-Verfilmung „UnsereMütter, unsere Väter“. OberstleutnantPotempa wur<strong>de</strong> in<strong>de</strong>s zu einerManfred von Richthofen-Verfilmungmit Matthias Schweighöferbefragt. Im Anschluss an <strong>die</strong> TV-Events wer<strong>de</strong>n oftmals Dokumentationengesen<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>nen <strong>die</strong> Mitarbeiter<strong>de</strong>s ZMSBw zu Wort kommen.Wann entsteht GeschichteInteressant wird es beim Forschungsgebiet„Einsatz“, <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Disziplinenuntersuchen. Wann wird etwashistorisch? Die Einsatzgeschichte<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr begann erst in <strong>de</strong>n90er Jahren. „Geschichte entstehtdann, wenn <strong>de</strong>r Historiker Quellenheranzieht und <strong>de</strong>utet“, erklärtOberst Mack. In <strong>de</strong>r Regel arbeiten<strong>die</strong> Historiker mit Quellen, <strong>die</strong> min<strong>de</strong>stensan <strong>die</strong> 30 Jahre alt sind. DieZeitgeschichte wird in<strong>de</strong>s mit einerTinte geschrieben, <strong>die</strong> noch nichtgetrocknet ist.In Sachen „Einsatz“ geht es umZeitgeschichte. „Wir beginnen in <strong>de</strong>n90er Jahren. Dazu können wir schonDeutungen geben“, sagt OberstMack. In <strong>de</strong>r Gegenwart hin<strong>gegen</strong>forscht schließlich <strong>de</strong>r Soziologe.Sozialwissenschaftler befrageneine Gruppe zu ihren <strong>gegen</strong>wärtigenEinstellungen auf einem bestimmtenThemenfeld. Da sich <strong>die</strong>s schnellän<strong>de</strong>rn kann, wer<strong>de</strong>n manche Fragenimmer wie<strong>de</strong>r gestellt und bil<strong>de</strong>n <strong>die</strong>Basis für wichtige Langzeitstu<strong>die</strong>n.Beratung und OrientierungDas ZMSBw möchte drei Brückenschlagen: eine in <strong>die</strong> Fachwissenschaft,eine in <strong>die</strong> Streitkräfte un<strong>de</strong>ine weitere in eine interessierteÖffentlichkeit. WissenschaftsbasierteBeratung für das Verteidigungsministeriumist aber genauso wichtigwie Sinnstiftung für <strong>die</strong> Soldatinnenund <strong>Soldaten</strong> auf einer „Achse <strong>de</strong>rZeit“.Ziel <strong>de</strong>s Historikers ist es, einGeschichtsbewusstsein zu erzeugen.Offizielle Geschichtsbil<strong>de</strong>r sind ineiner Demokratie nicht erwünscht.Wichtig sei es, <strong>de</strong>n Bürgern Deutungenvon Geschichte zur Verfügung zustellen, mit <strong>de</strong>nen sie sich ein eigenesBild machen können.Thema PersonalDie Sozialwissenschaftler arbeitenan<strong>de</strong>rs. Sie sind in Besitz <strong>de</strong>r exaktenMetho<strong>de</strong>n und können eine Einstellungzu einer bestimmten Frage messen.Wichtig für <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehr istbeispielsweise <strong>die</strong> Frage nach <strong>de</strong>r„Motivation“ – das betrifft in ersterLinie <strong>die</strong> <strong>Soldaten</strong> und Soldatinnenund ihre Motivation in <strong>de</strong>n Streitkräften.Motivation ist ein Konstrukt,das schwer zu messen ist. Es müssenviele Faktoren berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,zu<strong>de</strong>m än<strong>de</strong>rt sich <strong>die</strong> Motivationkontinuierlich.Das Thema ist auch für <strong>die</strong> Nachwuchsgewinnungund Personalfragen<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr relevant. Damitist <strong>die</strong>s ebenfalls ein wichtiger Forschungsschwerpunktin Potsdam.„Die Nachwuchslage ist nach <strong>de</strong>rAbschaffung <strong>de</strong>r Wehrpflicht besserals befürchtet“, sagt <strong>de</strong>r MilitärsoziologeBiehl. Dennoch ist es eine Herausfor<strong>de</strong>rung– auch im Zuge <strong>de</strong>s<strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls – an qualifiziertesPersonal zu kommen. „Wirmessen beispielsweise, nach welchenKriterien Jugendliche ihren Berufwählen o<strong>de</strong>r auch wie <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehrals Arbeitgeber wahrgenommenwird“, erklärt Biehl. Strategischmöchte man <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehr alsArbeitgeber weiter attraktiv halten –Soziologen und Historiker tragen mitihren Forschungsergebnissen dazubei, dass mögliche Wege aufgezeigtwer<strong>de</strong>n.Quelle: Eicker/bun<strong>de</strong>swehr.<strong>de</strong>

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