Die Bun<strong>de</strong>swehr Juli <strong>20</strong>131Oberst Ulrich Kirsch,Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>sDeutschen Bun<strong>de</strong>swehrVerban<strong>de</strong>sZur SacheWir haben am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nMeine lieben Kameradinnen undKamera<strong>de</strong>n, liebe Leserinnen und Leser,es ist eine außergewöhnliche Zeit für <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehr.Ihre ansonsten eher magere medialeBeachtung hat sich in eine zeitweise nahezuskurrile Züge annehmen<strong>de</strong> Omnipräsenz gewan<strong>de</strong>lt.Es sind <strong>die</strong> Katastrophen <strong>die</strong>ser Zeit, <strong>die</strong> <strong>die</strong>Bun<strong>de</strong>swehr ganz oben auf <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nagendaspülen: Politische Drohnen-Desaster und natürlicheFlut-Katastrophen. Um <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehrselbst geht es dabei kaum.Die „Drohne“ hat sich <strong>die</strong> Jury <strong>de</strong>r alljährlichenKür zum „Unwort <strong>de</strong>s Jahres“ vielleichtschon als heißen Kandidaten vorgemerkt. Für <strong>die</strong>Menschen in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr steht <strong>die</strong>ses Wortvor allem für ein großes Wirrwarr. Abgesehendavon, dass uns nun möglicherweise weiterhineine wichtige militärische Fähigkeit fehlen wird,irritieren das leichtfertige Vermischen von <strong>de</strong>nDrohnenfähigkeiten „Kampf“ und „Aufklä -rung“ in Politik und Me<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> Re<strong>de</strong> von „Fehlerkultur“bei gleichzeitiger Fehlerabweisungund schließlich <strong>die</strong> Frage, worum es in <strong>die</strong>semDebakel nun eigentlich wirklich geht: um einevon Sachlichkeit geprägte Aufarbeitung <strong>de</strong>sganzen Vorgangs und <strong>de</strong>s Beschaffungswesensüberhaupt o<strong>de</strong>r um politischen und medialenEhrgeiz, sich das Geweih eines zu erlegen<strong>de</strong>nPolitikers an <strong>die</strong> Wand zu hängen.Ärgerlich ist, dass <strong>die</strong> Menschen in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehram En<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n haben wer<strong>de</strong>n.Zukünftig wird es noch komplizierter sein, auchfür <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>swehrVerband als Vertreter <strong>de</strong>rInteressen <strong>de</strong>r Menschen in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr,<strong>de</strong>m Finanzminister und <strong>de</strong>m Haushaltsausschuss<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>stages dringend notwendigesGeld für Investitionen in das Personal <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehraus <strong>de</strong>n Rippen zu leiern.Ich zähle auf <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuss<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>stages und <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sminister <strong>de</strong>rVerteidigung, gemeinsam <strong>die</strong> Affäre so aufzuarbeiten,dass <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehr am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>rGewinner ist – und nicht <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>reWahlkampf-Ringer.✶✶✶✶✶Und dann <strong>die</strong> Flut. Bis zu <strong>20</strong> <strong>000</strong> Kameradinnenund Kamera<strong>de</strong>n stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Menschen in<strong>de</strong>n vom Hochwasser betroffenen Regionen zurSeite. Eindrucksvoll hat <strong>die</strong> einsatzorientierte„Neuausrichtungs-Bun<strong>de</strong>swehr“ unter Beweisgestellt, dass sie im Katastrophenfall auchzuhause bereit steht. Bei vielen Mitbürgerinnenund Mitbürgern – und lei<strong>de</strong>r auch so manchenpolitischen Verantwortungsträgern im Lan<strong>de</strong> –ist allerdings erst jetzt angekommen, dass es keineWehrpflicht mehr gibt. Je<strong>de</strong> Soldatin undje<strong>de</strong>r Soldat <strong>de</strong>r Freiwilligenarmee Bun<strong>de</strong>swehr,<strong>de</strong>r Sandsäcke füllt, Menschen rettet o<strong>de</strong>r durch<strong>die</strong> <strong>Fluten</strong> transportiert, fehlt <strong>de</strong>n Streitkräftenbei <strong>de</strong>r Vor- und Nachbereitung und Begleitungihrer Einsätze in aller Welt. Klar ist: Der Kampf<strong>gegen</strong> <strong>die</strong> Flut ist für unsere Kameradinnen undKamera<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> durch Neuausrichtung und Einsatzohnehin hoch belastet sind, eine zusätzlicheAnstrengung. Aber <strong>die</strong>se nehmen sie für <strong>die</strong>Menschen in unserem Lan<strong>de</strong> gerne auf sich.Mit <strong>de</strong>n schmerzhaften Folgen <strong>de</strong>r Flut wer<strong>de</strong>nsich tausen<strong>de</strong> Menschen in unserem Lan<strong>de</strong>noch lange herumschlagen müssen – auchAngehörige <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr und ihre Familien.Deshalb freue ich mich sehr über das Zustan<strong>de</strong>kommen<strong>de</strong>r „Aktionsgemeinschaft Hochwasserhilfe<strong>20</strong>13“, zu <strong>de</strong>r sich unsere Heinz-Volland-Stiftungmit an<strong>de</strong>ren Organisationen zusammengeschlossenhat. Ich bitte Sie: Zeigen SieSolidarität! Je<strong>de</strong> Spen<strong>de</strong> hilft! Mehr zur Aktionin <strong>die</strong>sem Verbandsmagazin (Seite 10) und aufunserer Homepage.✶✶✶✶✶Ihre Solidarität haben bereits fast 45 <strong>000</strong>Mitglie<strong>de</strong>r unseres Verban<strong>de</strong>s unter Beweisgestellt, in<strong>de</strong>m sie sich an unserer Postkartenaktion<strong>gegen</strong> <strong>de</strong>n Skandal <strong>de</strong>r unzumutbar langenBeihilfebearbeitungszeiten beteiligt haben.Dank <strong>die</strong>ser klaren Unmutsbezeugung <strong>gegen</strong><strong>die</strong>ses Reformversagen sind <strong>die</strong> Dinge in Bewegunggeraten! Der so erzeugte Druck, gepaartmit vielen <strong>de</strong>utlichen Briefen aus unserer Mitgliedschaftan <strong>die</strong> Politik und meinenGesprächen mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sminister <strong>de</strong>r Verteidigung,hat gewirkt: Thomas <strong>de</strong> Maizière hat<strong>gegen</strong>über <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>swehrVerband seineAbsicht bekun<strong>de</strong>t, alle beantragten Beihilfeleistungenohne Einzelfallprüfung, aber „unter Vorbehalt“zu erstatten. Mehr zu <strong>die</strong>sem Verbands -erfolg in einer so ärgerlichen wie überflüssigenAngelegenheit lesen Sie in <strong>die</strong>sem Magazin aufSeite 4.Und wie<strong>de</strong>r hat sich gezeigt: Wenn wirzusammenhalten und unsere Kräfte bün<strong>de</strong>ln,erkämpfen wir gemeinsam Erfolge für <strong>die</strong> Menschen<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr! Der Dank <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>sgilt allen, <strong>die</strong> sich beteiligt haben!Wenn Sie <strong>die</strong>se Ausgabe <strong>de</strong>s Verbandsmagazinsin <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halten, sind <strong>die</strong> Ergebnisse<strong>de</strong>r Befragung von militärischem und zivilemFührungspersonal <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr, <strong>die</strong> <strong>die</strong> TUChemnitz im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swehrVerban<strong>de</strong>sin einer zweiten Run<strong>de</strong> durchgeführt hat, für Sieauf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s abrufbar.Bei uns geht es um <strong>die</strong> Menschen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr!Mit kameradschaftlichen Grüßen
2 Die Bun<strong>de</strong>swehr Juli <strong>20</strong>13AktuellFoto: dpaWüstner: Politische Dimension im FokusVerbandsvize unterwegs mit <strong>de</strong>m Verteidigungsminister in AfghanistanBerlin. Der stellvertreten<strong>de</strong> Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong><strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>swehrVerban<strong>de</strong>s,OberstleutnantKrauss-MaffeiWegmann übergibt1<strong>000</strong>. Dingo an <strong>die</strong>Bun<strong>de</strong>swehrMünchen. Der Chef <strong>de</strong>sRüstungskonzerns Krauss-MaffeiWegmann (KMW), FrankHaun, hat <strong>die</strong> Wehrindustrie<strong>gegen</strong> Kritik verteidigt. „Unsereganze Branche hat sich tiefgreifendgewan<strong>de</strong>lt“, sagte Haun bei<strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>s 1<strong>000</strong>. Patrouillenwagensvom Typ Dingo an <strong>die</strong>Bun<strong>de</strong>swehr am <strong>20</strong>. Juni in München.„Der größte Teil unsererAufwendungen für Forschungund Entwicklung geht in <strong>die</strong>Schutztechnologie.“ Mit <strong>de</strong>r„landläufigen Vorstellung voneiner Waffenschmie<strong>de</strong>“ habeKMW nur noch wenig zu tun.Die Bun<strong>de</strong>sregierung undKMW waren zuletzt wegen <strong>de</strong>sVerkaufs von 62 KampfpanzernLeopard 2 an das Emirat Katar in<strong>die</strong> Kritik geraten. Den Gesamtwert<strong>de</strong>s Auftrags beziffertKMW mit rund 1,8 Milliar<strong>de</strong>nEuro. Der Dingo <strong>die</strong>nt vor allemals Patrouillen-Fahrzeug undbietet im Regelfall Platz fürsechs <strong>Soldaten</strong>. Das gepanzerteTransportfahrzeug ist seit 13Jahren in 16 unterschiedlichenVarianten bei <strong>de</strong>r Armee im Einsatzund war bei vielen Aus -landseinsätzen dabei. dpaFoto: dpaAndré Wüstner, begleitet VerteidigungsministerThomas <strong>de</strong> Maizièreauf einer mehrtägigen Reise nachIm Einsatzland angekommen: Minister Thomas <strong>de</strong> Maizière mit <strong>de</strong>mKomman<strong>de</strong>ur Regionalkommando Nord, Generalmajor Jörg Vollmer(r.) und DBwV-Vize Oberstleutnant André Wüstner.„WAZ“: Immer weniger mel<strong>de</strong>n sichfreiwillig zur Bun<strong>de</strong>swehrZwei Jahre nach Einführung <strong>de</strong>s freiwilligen Wehr<strong>die</strong>nstes in Deutschland ist <strong>die</strong> Zahl<strong>de</strong>r Freiwilligen nach einem Zeitungsbericht auf ein Rekordtief gestürzt.Afghanistan. Bei seinen Aufenthaltenim Bereich <strong>de</strong>r RegionalkommandosNord und West geht es <strong>de</strong>mVerbands-Vize sowohl um <strong>die</strong> Situation<strong>de</strong>s Einsatzkontingents als auchum <strong>die</strong> politische Dimension.Wüstner: „An<strong>de</strong>rthalb Jahre vor<strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ISAF-Mission ist <strong>de</strong>rZeitpunkt günstig, um zu prüfen,inwieweit <strong>die</strong> Konzepte <strong>de</strong>sWestens aufgehen können.“ VorKurzem haben <strong>die</strong> afghanischenTruppen offiziell im ganzen Land<strong>die</strong> Sicherheitsverantwortung übernommen.Neben <strong>de</strong>r aktuellen Sicherheitslageund <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>mStand <strong>de</strong>r Planungen für <strong>die</strong> zukünftigeAusbildungs-, Beratungs- undUnterstützungsmission „ResoluteSupport“ befasst sich OberstleutnantWüstner auch mit allen Aspekten<strong>de</strong>r mittlerweile laufen<strong>de</strong>nRückverlegung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschenMaterials in <strong>die</strong> Heimat. Zu<strong>de</strong>mgeht es um <strong>de</strong>n künftigen WegAfghanistans mit Blick auf <strong>de</strong>nersten Meilenstein: Die Präsi<strong>de</strong>ntschaftswahlen<strong>20</strong>14.Auch, wenn <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n suggerieren,<strong>die</strong> Sache in Afghanistan seigelaufen, gelte es, <strong>die</strong> Rückverlegungmit Blick auf <strong>die</strong> fragileSicherheitslage ohne massiveRückschläge zu meistern, sagteWüstner. „Das ist eine enorme Herausfor<strong>de</strong>rung,<strong>die</strong> unsere Frauenund Männer aktuell hervorragendmeistern.“Und noch eine Gelegenheit bietet<strong>die</strong> gemeinsame Reise: Viel Zeitzum Austausch. Wüstner: „Alles,was wir in Sachen Neuausrichtungdurchaus auch kritisch zu besprechenhaben, kann auch besprochenwer<strong>de</strong>n. In aller Ausführlichkeit!“Die Zahl <strong>de</strong>rFreiwilligen, <strong>die</strong>als FWDL zurBun<strong>de</strong>swehrwollen, sinkt<strong>de</strong>rzeit rapi<strong>de</strong>.Berlin. Zwei Jahre nach Einführung<strong>de</strong>s freiwilligen Wehr<strong>die</strong>nstesin Deutschland ist <strong>die</strong> Zahl <strong>de</strong>rFreiwilligen nach einem Zeitungsberichtauf ein Rekordtief gestürzt.Nur 615 freiwillig Wehr<strong>die</strong>nstleisten<strong>de</strong>hätten im laufen<strong>de</strong>nQuartal ihren Dienst angetreten,berichtet <strong>die</strong> „West<strong>de</strong>utsche AllgemeineZeitung“ unter Berufung aufZahlen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverteidigungsministeriums.Das seien 60 Prozentweniger als im vergleichbaren Zeitraum<strong>de</strong>s Vorjahres. Der bisherigeRekord stamme von Oktober <strong>20</strong>11mit damals 4458 Neueinsteigern.Dem Bericht zufolge nimmt dasVerteidigungsministerium <strong>die</strong> Entwicklunggelassen. „Wir habenmehr Bewerber als wir brauchen“,sei aus <strong>de</strong>m Ministerium zu hören.Derzeit gebe es rund 10 500 Freiwillige.Für eine Analyse, warum esaktuell so wenige seien, sei es zufrüh. Das zweite Quartal sei in <strong>die</strong>serHinsicht stets „schwach“. FreiwilligWehr<strong>die</strong>nstleisten<strong>de</strong> könnensich für 7 bis 23 Monate verpflichten.Nach jüngsten Zahlen <strong>de</strong>s Verteidigungsministeriumssteigen biszu 30 Prozent <strong>de</strong>r Freiwilligenwährend <strong>de</strong>r sechsmonatigen Probezeitwie<strong>de</strong>r aus. VerteidigungsministerThomas <strong>de</strong> Maizière(CDU) hatte mit <strong>de</strong>m Aussetzen <strong>de</strong>rWehrpflicht im Juli <strong>20</strong>11 als Ziel5<strong>000</strong> bis 15 <strong>000</strong> Freiwillige ausgegeben.■