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20 000 Soldaten kämpfen gegen die Fluten - Foeg.de

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Das Patriot-Einsatzkontingent<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr lebt in <strong>de</strong>r Türkeiim tiefsten Frie<strong>de</strong>n. Doch <strong>die</strong><strong>Soldaten</strong>, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Radarschirmim Blick haben, fühlen sich virtuellmitten im Krieg.Kahramanmaras. Hochkonzentriertstarrt Hauptmann Mike W. auf<strong>die</strong> grünen Striche, <strong>die</strong> quer über<strong>de</strong>n schwarzen Bildschirm wan<strong>de</strong>rn.Einige <strong>de</strong>r gestrichelten Linienstellen Flugzeuge dar, an<strong>de</strong>reRaketen, <strong>die</strong> von <strong>de</strong>r syrischenArmee auf mutmaßliche Stellungenvon Regierungsgegnern abgefeuertwur<strong>de</strong>n. Zwölf Stun<strong>de</strong>n pro Tag ist<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehrsoldat virtuell livedabei, wenn in Syriens Nor<strong>de</strong>nbombar<strong>die</strong>rt und gestorben wird. Erist einer <strong>de</strong>r 300 <strong>Soldaten</strong> <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschenEinsatzkontingents, das mit<strong>de</strong>m Patriot-Flugabwehrraketensystemin einer Kaserne im türkischenKahramanmaras stationiert ist.Für Mike W. sind <strong>die</strong> Scud-Raketen nur dann relevant, wennihre Flugbahn darauf schließenlässt, dass sie <strong>die</strong> Grenze zur Türkeiüberqueren könnten. Das haben siezwar bisher nicht getan, abermanchmal ist es so knapp, dass <strong>die</strong><strong>Soldaten</strong>, <strong>die</strong> das Radarsystem imBlick haben, ganz schön ins Schwitzenkommen. Da <strong>de</strong>r UN-Sicherheitsratin <strong>de</strong>r Syrien-Frage gespaltenist und auch <strong>die</strong> Nato bislangnicht <strong>die</strong> Einrichtung einer Flugverbotszoneüber Syrien beschlossenhat, ist <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehr in <strong>die</strong>semKrieg nur Zuschauerin – so langePräsi<strong>de</strong>nt Baschar al-Assad nicht<strong>die</strong> Türkei angreift.„Die Syrer sind mit Scud-Raketenund mit länger reichen<strong>de</strong>r Artillerieschon bis fünf Kilometer an <strong>die</strong>Grenze herangekommen“, berichtet<strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>s Kontingents,Oberst Marcus Ellermann. Die„massiven Angriffe <strong>de</strong>r Armee aufBevölkerungszentren“ fin<strong>de</strong>t er„menschenverachtend“. Die syrischeArmee verfüge über einegrößere Zahl von älteren ballistischenRaketen, mit <strong>de</strong>nen man zwareine Ortschaft, aber nicht unbedingtein spezifisches Ziel treffen könne –„je älter sie sind, <strong>de</strong>sto ungenauersind sie“.Mit ihren Radaranlagen können<strong>die</strong> zwei Patriot-Kampfstaffeln, <strong>die</strong>seit En<strong>de</strong> Januar 100 Kilometernördlich von Syrien stationiert sind,etwa 100 Kilometer tief in dasbenachbarte Bürgerkriegsland hineinschauen.Ergänzt wird das Lagebilddurch Satellitenbil<strong>de</strong>r undan<strong>de</strong>re Informationen <strong>de</strong>r Nato-Auslandseinsatz Die Bun<strong>de</strong>swehr Juli <strong>20</strong>13 21Patriot-Einsatz: Die Bun<strong>de</strong>swehr beobachtetin Syrien „menschenverachten<strong>de</strong> Angriffe“Bun<strong>de</strong>skabinett beschließtneue Mali-MissionBerlin. Die Bun<strong>de</strong>swehr soll sich an<strong>de</strong>r Multidimensionalen IntegriertenStabilisierungsmission(MINUSMA) <strong>de</strong>r Vereinten Nationenin Mali beteiligen. Einen entsprechen<strong>de</strong>nBeschluss hat das Bun<strong>de</strong>skabinettam 5. Juni getroffen, <strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>stag muss noch zustimmen.Der Sicherheitsrat <strong>de</strong>r VereintenNationen hatte am 25. April mitResolution 2100 (<strong>20</strong>13) MINUS-MA beschlossen. Die Mission sollzum 1. Juli <strong>20</strong>13 <strong>die</strong> Aufgaben <strong>de</strong>rafrikanisch geführten MissionAFISMA übernehmen. Zu <strong>de</strong>n AufgabenMINUSMAS gehören <strong>die</strong>Stabilisierung wichtiger Bevölke-Foto: dpaGanz nah an einem blutigen Krieg: Patriot-Raketenabwehrsystem<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr in <strong>de</strong>r Türkei.rungszentren. Es soll aber auch <strong>de</strong>rSchutz von Zivilpersonen und <strong>de</strong>sPersonals <strong>de</strong>r Vereinten Nationengewährleistet wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m sollen<strong>die</strong> Menschenrechte in <strong>de</strong>m Landgeschützt und geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.Die personelle Obergrenze <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Beteiligung soll bei 150<strong>Soldaten</strong> und Soldatinnen liegen.Deutschland hat sich bereits für <strong>die</strong>an <strong>de</strong>r Unterstützung von AFISMAbeteiligten französischen Kräfte mitLufttransport und Luftbetankungeingesetzt. Außer<strong>de</strong>m beteiligtDeutschland sich an <strong>de</strong>r EU-Ausbildungsmissionfür <strong>die</strong> malischenStreitkräfte. Auswärtiges AmtPartner. Mike W. <strong>de</strong>nkt manchmalauch nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> seiner Zwölf-Stun<strong>de</strong>n-Schicht, wenn er <strong>de</strong>ndunklen Container mit <strong>de</strong>m Bildschirmverlässt und in <strong>die</strong> Sonneblinzelt, über <strong>de</strong>n Krieg und <strong>die</strong> Zerstörungin Syrien nach. Er sagt:„Wir sehen ziemlich genau, wasAnzeigehier in <strong>de</strong>m Gebiet passiert – dakommt einiges runter.“ OberstEllermann ergänzt: „Wenn <strong>die</strong>Scud-Raketen im Umland vonDamaskus in Richtung Aleppoabgeschossen wer<strong>de</strong>n, dann fliegen<strong>die</strong> erst einmal direkt auf uns zu.“Maximal fünf Minuten Zeitbleibt <strong>de</strong>n <strong>Soldaten</strong>, um <strong>die</strong> Bedrohungfür das ihr anvertraute Gebietrund um <strong>die</strong> Stadt Kahramanmaraszu analysieren und auf <strong>de</strong>n Knopf zudrücken, durch <strong>de</strong>n <strong>die</strong> Lenkflugkörperabgefeuert wer<strong>de</strong>n. Bisherkamen <strong>die</strong> Patriots noch nicht zumEinsatz, und <strong>die</strong> Bun<strong>de</strong>swehr hofftauch, dass es so bleibt.Doch genau wie <strong>die</strong> rund 400syrischen Flüchtlingsfamilien, <strong>die</strong>sich in <strong>de</strong>n vergangenen Monaten in<strong>de</strong>r Großstadt Kahramanmaras nie<strong>de</strong>rgelassenhaben, weiß auch <strong>die</strong>Bun<strong>de</strong>swehr nicht, wann sie ihreZelte in <strong>de</strong>r Türkei abbrechen kann.Anne-Beatrice Clasmann, dpa

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