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BDA Informationen 2.11 - Bund Deutscher Architekten BDA

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DER STADT ENTFREMDET?NUR WENN VIELES ZUSAMMENKOMMT (1)Franz FüegVor bald 600 Jahren hat ein Mann in Florenzein Buch über das Hauswesen verfasst. EinHaus müsse solid gebaut sein, hat er geschrieben,es müsse praktisch eingerichtet sein undes müsse angenehm zum Leben sein. Der Verfasserist sehr ausführlich. Er rät gar, wo derMisthaufen zu liegen hat und beschreibt, warumer woanders nicht hingehört. Dann, einigeJahre später verfasst der Mann, es ist LeonBattista Alberti, ein weiteres Buch, diesmalüber die Architektur. Und jetzt schreibt er, dieBaukunst sei nicht die letzte unter den ersten,sie sei sowohl öffentlich als auch privat fürdas Menschengeschlecht besonders geeignet.Wie geht das zusammen? Es geht zusammen,wenn sehr vieles zusammen kommt.Praktisch soll etwas sein, das gebaut wird,solid und sicher soll es sein, ökologisch soll essein, nicht zu viel soll es kosten, gut aussehensoll es und den Nachbarn nicht stören. Fürall das gibt es heute Vorschriften, sehr vieleVorschriften. Und die Ämter prüfen, ob sieauch eingehalten werden, sehr viele Ämter.Für den Bau von Häusern, von Autobahnen,von Abfallcontainern.Das ist das eine. Etwas anderes ist unsereErinnerung an damals, als wir Kinder waren.Wir erinnern uns noch, wie die Wohnung warund die Häuser drumherum, die Gartenzäuneund Bäume, der Schulweg und das Schulhaus.Mit dieser Erinnerung ist stets auch ein StückErinnerung an Heimat verbunden. Wie dieHäuser ausgesehen haben? Nun, sie wareneinfach da, die Strassen auch. Und für dieKinder von heute ist es nicht anders. Nur hatdie Straße jetzt gelbe Zebrastreifen, und zumRadfahren muss der Sturzhelm aufgesetztwerden. Auch für diese Kinder wird einmal, inder Erinnerung, die Wohnung und das, wasdraußen ist, Erinnerung an ein Stück Heimatsein. Wie die Häuser aussehen, die Straße unddie Straßenlaternen? Wie gesagt – sie sindeinfach da. Kommt etwas Neues dazu, stört es vielleicht; bald aberhat man sich daran gewöhnt. Nur wer partout sich nicht daran gewöhnenwill, hat sein Ärgernis. Ein Buch kann man weglegen, einBild auch, der Musik kann man entfliehen. So einfach sind Häuserund Straßen nicht wegzuschaffen. Wir sind ihnen ausgeliefert, abermeist nehmen wir sie hin, ohne genauer hinzuschauen.Dann aber kann es sein, dass uns ein Haus besonders ins Augefällt, ein Platz, ein Dorfkern. Oder die Fassade einer besonderen Barockkirche.Ein nicht sicher zu bestimmender Architekt soll beteiligtgewesen sein, ein Bauleiter, viele Steinmetzen und Stuckateure,Einheimische und solche aus Nord, Ost und von jenseits der Alpen.Das Werk sei geschaffen nach einem Grundkonzept von Bauleutenaus dem Vorarlberg, genauer von Leuten aus dem damals ärmstender Armenhäuser, dem Bregenzerwald. Und dieses Ganze zeigtsich als eine große Einheit, geschaffen von einem buchstäblichbunten Haufen. Wie ist die Qualität zustande gekommen? Es mussda jemand gewesen sein, der die Fähigkeit der Leute gekannt, sieausfindig gemacht, sie gerufen hat. Keine Chronik nennt ihn. Eswar jemand, der das Auge hatte.Das Auge! Auf Ton- und Steintafeln der alten Ägypter ist es bekannt.Ein Auge und sonst nichts, aber mit ganzzahligen Proportionen.Es ist das „Auge der Form“ (2). Und es ist eben die Form, mitder Architektur zum Ausdruck kommt.Wenn Sie es noch nicht gesehen haben sollten: Anders als die oftgrobschlächtig in die schwierige Topographie gebaute Autobahnim Urnerland wirkt sie in der Leventina elegant: die Einfahrtenin die Tunnels, die hoch aufragenden Brückenpfeiler. Nicht nur6 7

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