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BDA Informationen 2.11 - Bund Deutscher Architekten BDA

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BEINE STATT STEINETitus BernhardDas Drama um die fehlende Fassade des FCAugsburg-Stadions am südlichen Stadtrandvon Augsburg geht in die nächste Runde: eineChronologie der leeren Versprechungen undkommunalpolitischen Peinlichkeiten, die sichdie Stadt Augsburg und die Region eigentlichnicht mehr leisten können.Dabei begann das Stadionprojekt zunächstvielversprechend. Mit der Präsentation derWettbewerbsarbeiten im Frühjahr 2006 warenalle Beteiligten euphorisch, denn die Erkenntnis,dass Profi-Fußball nur bestehen kann,wenn man eine adäquate Spielstätte bietet,die mit besten Sichtlinien, guter Akustik,sicher im Betrieb und mediengerecht dasteht,bleibt unbestritten.Die Beauftragung unseres Entwurfs und derGeneralplanervertrag mit der HBM Sportstätten-GmbH,einer Tochter der Bam DeutschlandAG, lief zügig und die Zusammenarbeitklappte gut. Die Fassade war nicht Gegenstanddes GMP-Vertrages, sondern wurdeseparat vom FC Augsburg beauftragt. DerVerein zeigte zunächst auch keine Scheu, dieim Wettbewerb visualisierte Glasfassade ausseriellen, eingefärbten Profilit-Elementen zum Zwecke der Eigenwerbungund Außendarstellung fleißig in allerlei Printmedien zumissbrauchen. Dann hat er auf Zeit gespielt und bald wurde klar,dass ein wirkliches Interesse oder der tatsächliche politische Wille„pro Fassade“ nie existierte.Wir Planer wurden aufgefordert, den ermittelten Budget-Rahmenaus dem Wettbewerb zu halbieren, was nicht eine Vereinfachungdes bestehenden Konzeptes, sondern eine generelle Neuorientierungder Idee, der Konstruktion und der zu erzielenden Wahrnehmungim öffentlichen Raum bedeutete. Nach insgesamt fünfVorentwürfen mit unterschiedlichen Materialien und Strukturenwurde schließlich ein Geflecht aus insgesamt 36 km Alurohren,gleichsam einer Metapher „den Gegner einwickeln“, mit einer vonZumtobel mit uns neu entwickelten LED-Röhren-Beleuchtung imBaukunstbeirat befürwortet und mit Stadtratsbeschluss im Sommer2009 zur weiteren Realisierung freigegeben. Gebaut wurde nicht,die Unterschrift des Präsidenten fehlte.Hätte Walther Seinsch von Anfang seine Parole „Beine statt Steine“klar kommuniziert, hätten wir das Stadion anders geplant. DieTragik liegt ja gerade darin, dass alle Beteiligten dem Präsidentenmit seinem enormen Engagement und seiner gewaltigen finanziellenUnterstützung zu Dank verpflichtet sind. Ohne ihn würde derFC Augsburg noch in der 5. Liga spielen. Somit ist es eine Sachedes ganzheitlichen Verständnisses, die dem vermögenden ehemaligenKIK-Manager möglicherweise fehlt, um seinen FC Augsburg ineinem ebenso ganzheitlichen Licht erstrahlen zu lassen: die CorporateIdentity eines mittelständischen Betriebes drückt sich nicht nurim sportlichen Erfolg aus.Am Tag vor der Stadioneröffnung im Frühherbst 2009 schrieb dieSüddeutsche Zeitung im Untertitel: „innen hui – außen pfui“…Das fanden die Verantwortlichen im Verein nicht gut. Gemeint wardas halbfertige Stadion ohne Fassade, das irgendwie in die Reiheder Pleiten, Pech und Pannen größerer Bauvorhaben in Augsburgpasste und nichts mit dem aus dem Wettbewerb eingefordertenZeichen an der südlichen Stadteinfahrt neben der B17 zu tun hatte.Im Frühjahr und Sommer 2010 erschienen im DBZ SonderheftStadien und im Baumeister ausführliche Reportagen über dieImpuls-Arena mit viel Lob und Zuspruch bezüglich Funktion undAtmosphäre im Inneren. In dem Beitrag „Das nackte Stadion“ vonJochen Paul wurden Fans befragt, ob denn was fehle. Fazit: nur20 Prozent der FC Augsburg-Anhänger bemerken überhaupt, dassman an dem Betongerippe noch etwas „verbessern“ könne…, derSpielbetrieb funktioniere ja bestens.Der <strong>BDA</strong> Kreisverband Augsburg-Schwaben hatte sich eigeninitiativund vorbildlich in einem offenen und sehr kollegialen Briefim Oktober 2010 gegenüber der Stadtregierung und dem Vereinzur Außenwahrnehmung des Stadions geäußert und eindringlichdie Bedeutung eines medialen Werbeträgers für die Region angemahnt,nicht zuletzt auch in Hinblick auf die nun stattfindendeFußball-Frauen-WM 2011.Noch am Tag vor der Stadtratssitzung im Mai 2011 schrieb AngelaBachmair, Feuilletonistin der Augsburger Allgemeine Zeitung, einenklugen Artikel mit dem Titel „Hüllenlos – das passt nicht“. Auchdies vergebens!Mein Versuch, dem Oberbürgermeister wieauch Stadträten verschiedener Fraktionen inpersönlichen Telefonaten darzustellen, welchunglückliche Außenwahrnehmung nicht nurder Rohbau an sich vermittelt, sondern ebensodie Glaubwürdigkeit der Stadtverantwortlichenin Frage stellt, endete damit, dass derOberbürgermeister den seit einiger Zeit schonim Gespräch befindlichen Vorschlag lancierte,die Gebäudehülle doch gänzlich aus Solarbzw.Photovoltaikpaneelen zu erstellen. Dasmache sich grundsätzlich gut in der aktuellenEnergie-Debatte. Nur: das Gespräch wurde niemit uns geführt, die Investitionskosten hierfürwären auch bei großzügigem Sponsoring ausder freien Wirtschaft exorbitant, die statischeKonstruktion der Arena gibt solch eine Lösungnicht her und lediglich etwa ein Drittel derFlächen wären vom Wirkungsgrad bzgl. einerEnergiegewinnung überhaupt geeignet. DerRest müsste mit Fake-Paneelen bestückt werden,um ein einheitliches Bild zu erzeugen.Nun aber bekommt die Geschichte eine neuerlicheWendung: Der alte Namensgeber derArena, die Impuls Finanzdienstleistungs-AGwurde aus ihrem Acht-Jahres-Vertrag entlassenund durch die SGL Carbon ersetzt. DasStadion wird von nun an SGL-Arena heißen,und somit gibt es neue Impulse, mit einem zu-50 51

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