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BDA Informationen 2.11 - Bund Deutscher Architekten BDA

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nur, vor dem Anstreichen oder der Wahl der Fassadenbekleidungnachzudenken, natürlich dann nicht das bequeme Gleiche zuwählen, sondern den besonderen farblichen Charakter des Umfeldeserspüren, die Vielfalt der Bauwerke, ihre Andersartigkeit zubetonen und sich doch mit dem Straßenraum oder dem Platz zuidentifizieren. Für dieses Sowohl-als-auch bietet das GestaltungsmittelFarbe schier unerschöpfliche Möglichkeiten.Jede Stadt hat ihren eigenen Farbakkord, der sich historisch entwickeltund dabei auch immer wieder verändert, gleichwohl sind diemeisten Städte noch immer geprägt durch die Gesteine und dieErden der sie umgebenden Landschaft, aus denen sich die meistenFassadenfarben ergeben haben. Erst mit der Herstellung vonsynthetischen Pigmenten sowie Bindemitteln und der Option, Bekleidungsmaterialienaus allen Winkeln der Erde herbeizuschaffen,hat sich das grundlegend geändert. Den Farbwünschen sind heutekaum noch Grenzen gesetzt. Natürlich darf Identität einer Stadtnicht zum Stillstand führen. Zur Stadt gehört ebenso das Neue, dieVeränderung. Die aber nur Bestand haben wird, wenn sie sich immernoch bezieht, wenn sie die individuellen Qualitäten einer Stadterforscht und berücksichtigt. Dazu gehört beispielsweise auch,solche Farben einzusetzen, die im Licht des Ortes ihren eigenenCharakter ausspielen können. Deswegen sind Farben in Hamburganders zu wählen als in München. Ein Blau strahlt im kühlen Lichtdes Nordens eben viel intensiver.Stadt hat mit Raum zu tun und mit gestalterischer Dramaturgie.Die Straße, der Platz, sich öffnend und wieder verschließend, eineAbfolge von spannenden Räumen im Idealfall, die zum Flaniereneinladen oder zum Verweilen. Solche städtischen Situationenwerden auch durch die Farbigkeit geprägt,ohne dass sie grell und auffallend sein muss.Allein durch die Wahl ihrer Helligkeit kann sieRaumtiefen steigern, Engen betonen, an KreuzungenAkzente setzen, durch gleiche Farbtönekönnen Ruhezonen geschlossen, durchdynamische Kompositionen Bewegungsräumeoptisch gesteigert werden. Farbdramaturgiein der Stadt kann prägnante Orte und visuelleZusammenhänge bestens stärken. Neues mussdabei nicht zwangsläufig Disharmonie erzeugen.Wie gesagt, Stadt ist beides: Freiheit undBezogensein. Jede Stadt hat ihre eigene Atmosphäre,jedes Viertel seinen eigenen Charme.Die Maxvorstadt ist eben nicht Heliópolis.VOM WIEDERAUFBAU ZUR VERÖDUNG?Erwien Wachter zu einem Interview mit Harald BodenschatzEinem Interview der <strong>Bund</strong>eszentrale für politische Bildung mitHarald Bodenschatz, Professor für Planungs- und Architektursoziologiean der TU Berlin mit den ForschungsschwerpunktenPlanungs- und Architektursoziologie, Stadtplanungs- und Städtebaugeschichtesowie postmoderner Städtebau, ist die Feststellungvorangestellt, dass 60 Jahre nach Kriegsende eine Verödung derStädte zu beobachten sei. Die Ursachen seien sowohl auf sozialerund wirtschaftlicher wie auch geistiger Ebene zu suchen.Für Harald Bodenschatz ist diese Zustandsbeschreibung nicht angemessen.Man könne nicht von einem durchgängigen Trend derVerödung sprechen, da weder alle Städte noch alle Räume in derStadt betroffen seien. Dennoch, so Bodenschatz, seien Problemewie etwa die Zersiedelung unübersehbar. Wichtige Rahmenbedingungenauf der Ebene des <strong>Bund</strong>es, beispielsweise Pendlerpauschaleoder Eigenheimzulage, förderten diese Entwicklung. Mit „Leitprojektenund den aktiven Aufbau einer Innenstadtrevitalisierungskoalition“könnten die Kommunen die Dezentralisierung zumindestbremsen. Dass auch einige schrumpfende Städte den Strukturwandelzu Gunsten der Innenstädte wenden können, zeigten zahlreicheBeispiele in Europa. Ein Problem bleibe, so Bodenschatz weiter:die Konkurrenz innerhalb der Stadtregion. Diese müsse durch neueKooperationen heruntergefahren werden. Auf die leeren Kassenvieler Kommunen angesprochen, stelle sich die Frage, ob bei demdadurch verknappten Handlungsspielraum Deutschlands Städte nurnoch von ihrer Substanz lebten. Bodenschatz sieht die Kommunenim Vergleich zu früheren Perioden in einer dramatischen Lage. Siemüssten heute ihre aktive Rolle neu bestimmen.Selbstbewusst sollten Rahmen gesetztwerden, die eine öffentliche Projektklärunggarantieren. Das helfe auch – seriösen – Investorenund Fondgesellschaften ihre Bauprojekteauf den Filetstücken im Stadtraum mitden Bedürfnissen der Bürger und Bewohnerin Einklang zu bringen. Schwindende Identitätund Zugehörigkeitsgefühl stellten in derheutigen Stadt, die von einer zersplitterten,von Parallelgesellschaften und steigender Armutgekennzeichneten Gesellschaft geprägtwird, ein weiteres Problem dar. Für Bodenschatzverbindet sich damit die Klärung desUmfangs und der Orte dieser Erscheinungen.Zu bedauern sei, dass sich die Identifikationmit einer Stadt immer mehr auf das Zentrumbeschränkt, das zwar aufregt und bewegt,aber bei aller Bedeutung von den Bürgernselbst kaum besucht und genutzt wird. HaraldBodenschatz: „Die Zukunft der Großstadtzentrenwird daher letztlich, das wäre meinezentrale These, nicht so sehr in den Zentrenentschieden, sondern an der Peripherie. Wenndas Wachstum der Peripherie weiter treibhausmäßiggefördert wird, bleibt die Konkurrenzzwischen Zentrum und Peripherie einHase-Igel-Rennen.“Quelle: www.bpb.de20 21

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