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BDA Informationen 2.11 - Bund Deutscher Architekten BDA

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(2) Old-Delhi: Wie New-Delhi Teil des HauptstadtterritoriumsDelhi mit ca. 18 Mio. Einwohnern;Old-Delhi ca. 600.000 Einwohner,Dichte ca. 20.000 Einwohner/qkm; Ursprüngeder heutugen Stadt bis ca. 730 n. Chr., ersteSiedlungsspuren bereits 1.200 v. Chr.(3) Chandigarh: Stadt im Norden Indiens,nördlich von Delhi, ca. 1,1 Mio. Einwohner,ca. 9.300 Einwohner/qkm, ab 1947 nachPlänen von Albert Mayer, Maciej Nowicki undnachfolgend von Le Corbusier entwickeltePlanstadt.(4) Jaipur: Stadt im Norden Indiens, 300 kmsüdwestlich von Delhi, ca. 2,4 Mio. Einwohner,Hauptstadt des <strong>Bund</strong>esstaates Rajastan,Gründung 1727.(5) Jaisalmer: Stadt im Nordwesten Indiens,nahe der Grenze zu Pakistan in der WüsteThar gelegen, ca. 60.000 Einwohner, gegründet1156.FREMD ODER NICHT FREMD? BUNTE FARBENIN DER STADTMonica HoffmannDer eine oder andere Leser wird ihn kennen, Ruy Ohtake, Architektaus Sao Paulo. Ich habe von ihm in der Frankfurter AllgemeineZeitung gelesen, als Anfang November 2009 Josef Oehrlein einenBeitrag über ihn geschrieben hat: nicht über seine bekannten modernenBauten, sondern über seine Aktion zur Verschönerung derFavela Heliópolis in Sao Paulo. „Die Farbe macht den Unterschied“,lautet sein Motto für die Verschönerung der Elendssiedlung, undgemeinsam mit der „Gesellschaft für Wohnungsbau und städtischeEntwicklung von Sao Paulo“ hat er in nur zwei Tagen ein kleinesWunder vollbracht. Die Bewohner von Heliópolis wählten 278 Gebäudeaus, die als erste einen bunten Anstrich erhalten sollten undlegten die Farben fest, aus denen Ohtake eine Skala für die Häuserentwarf. Acht Arbeitslosen wurde das Anstreichen beigebracht, sieerhielten 16 EUR am Tag, eine Firma stellte kostenlos das Materialzur Verfügung.Statt der unverputzten, grauen oder verschmutzten Wändewechseln sich nun blaue, gelbe, orange, grüne, rosa Flächen aufden Fassaden der sich dicht an dicht reihenden kleinen Häuser ab.Nach fünf Monaten Arbeit geben die vielfältigsten Bunttöne denausgesuchten Gebieten in der Sonnenstadt ein neues Antlitz. Essind fröhliche, kräftige Farben für die Siedlung, die auf kleinteiligenFassaden aufgetragen lebendige Muster in die Straßen bringenund – da von Ohtake geschickt aufeinander abgestimmt – wederaufdringlich noch unharmonisch erscheinen. In Heliópolis wirkt diebunte Farbe gemeinschaftsbildend und motivierend. Sie stärkt dasVerantwortungsgefühl ihrer Bewohner für ihr Viertel und hält dieöffentliche Hand an, die Urbanisierung von Heliópolis mit seinen130.000 Einwohnern voranzutreiben. In dem nun legalisierten Umfeldmit einer funktionierenden Infrastruktur wird den Bewohnernder soziale Aufstieg erleichtert, Läden machen bessere Geschäfte,viele Bürger sind nun stolz, in Heliópolis zu wohnen.Kräftige bunte Farbigkeit an Fassaden kann aber auch das Gegenteilbewirken: Sie kann trennen statt verbinden und ein Gebäudevon seinem Umfeld entfremden. Ein Beispiel in der MünchenerMaxvorstadt: Von einer respektvollen Haltung kann keine Redesein, wenn sich ein grelles Orange auf der Fassade eines gewöhnlichenWohnhauses zeigt, das inmitten von steinsichtigen, fein inden Nuancen abgestimmten und großteils denkmalgeschütztenBauten steht. Durch ihr lautes Auftreten zerstört eine solche Fassadeeinen harmonisch wirkenden Straßenraum und auch geschlossenwirkenden Innenhof, gebärdet sich rücksichtslos gegenüberseinen Nachbarn, die nun nicht mehr mit eleganten steinsichtigenTönungen punkten, sondern neben dem reinen Orange zwangsläufigverschmutzt wirken.Apfelgrün, Zitronengelb, Veilchenblau, immer wieder und immeröfter tauchen sie auf in der Stadt: Gebäude, bei denen aus Gedankenlosigkeitoder im Bestreben nach etwas Anderem, Besonderenzu kräftig in den Farbtopf gegriffen wurde und andere nicht nurzur Nachahmung, sondern zu noch mehr Mut zur bunten Farbeanstiftet. Je auffallender, desto besser. Schließlich wird dann übersie geschrieben – zumindest in deutschen Architekturzeitschriften,in denen das Thema Farbe am Bau mit kräftiger Buntheit gleichgesetztwird. Ganz anders in Schweizer Bauzeitschriften, in denenes um den konzeptionellen Einsatz der Farbegeht und auch feinsinnig abgestimmte Farbgebungenbeachtet werden.Starkbunte Fassaden, die vereinzelt auftreten,ziehen unsere Aufmerksamkeit an. Großflächigsind sie unserem Auge ungewohntund in der gebauten Umwelt einer Stadt wieMünchen materiell nicht selbstverständlichverankert. Doch keiner empört sich mehr.Spektakel? Auffallen um jeden Preis? Alles istmöglich? Differenzierung statt Gemeinschaft?Ein Zeichen der Zeit, dass sich selbst in derFarbgebung von Bauwerken niederschlägt?Oder etwa Gleichgültigkeit gegenüber demErscheinungsbild der Stadt? Die weitere Entwicklungbleibt abzuwarten. Auf jeden Fallwird der empfindsame Ästhet, den die Disharmonieschmerzt, noch für einige Zeit somanche Straßen meiden müssen, und so mancheWohnungen werden tagsüber aufgrundihres extrem leuchtenden Gegenübers keineweißen Wände mehr haben. Na und? Freiheitnennt man das dann gerne. Stimmt. Stadthat viel mit Freiheit zu tun. Doch es stimmtauch, dass Stadt mit Vertrauen in Regeln undmit Rücksichtnahme zu tun hat. Gerade Farbeist bestens geeignet, im gebauten Raum dieBalance zwischen Individualität und Bezugnahmeherzustellen. Und das heißt einfach18 19

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