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Fruchtbarkeitsstörungen bei Schaf und Ziegenböcken

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<strong>Fruchtbarkeitsstörungen</strong><strong>bei</strong> <strong>Schaf</strong>- <strong>und</strong> <strong>Ziegenböcken</strong>Karl - Heinz KaulfußTierarztpraxis Hoffmann, Elbingerode


Problem: Meine Muttern sind güst gebliebenBock ist „unfruchtbar“Mutterschafe:• falsche Saison• säugende Lämmer• schlechte Kondition• Krankheit• u.s.w.


Impotentia coe<strong>und</strong>iDeckunfähigkeitkein Deckakt <strong>bei</strong> bestehenderPaarungsbereitschaftUrsachenkomplexeLibidomangelkeine PaarungsbereitschaftImpotentia generandiBefruchtungsunfähigkeitDeckakt <strong>bei</strong> fehlender Befruchtunganatomisch oder genetisch bedingte Ursacheerworbene Ursachenzeitweiligpermanent


LibidomangelInteresse am Sexualpartnervollkommendes DesinteresseReaktionszeit > 15 minReaktionszeit > 5 min (verminderter Geschlechtstrieb)Reaktionszeit bis 2 min ist normalUrsachenSaisonalität der Fortpflanzungkeine brünstigen <strong>Schaf</strong>eAlter / Erfahrenheit der Böcke (gibt sich <strong>bei</strong> 80% der Jungböcke)Fehlbehandlung durch den MenschenUmstellungsstreß (neue Böcke)Zink-, Selen- Jod- <strong>und</strong> Vitamin-A-Mangelmännliche FehlprägungZucht auf Hornlosigkeit


Impotentia coe<strong>und</strong>i - Deckunfähigkeitextragenitale Ursachen• Klauen- <strong>und</strong> Gelenkserkrankungen• schmerzhafte Zustände• Juckreiz (Fußräude)• Harnsteine• u.s.w.genitale Ursachen• Vorhautentzündungen– eiweisreiche Ernährung– Harntröpfeln <strong>bei</strong> Harnsteinbildung• Verängung der Vorhaut• Penisentzündungen• Penisverletzungen• Neubildungen am Penis• Lippengrind• Verschmutzung, zustarke Bewollung amUnterbauch


VorhautentzündungPenisentzündung


Angeborene Hodenanomalien• Kryptorchismus (Nierenböcke)• Hodenbruch• Kleinhodigkeit• Zwitterbildung


Kryptorchismus (Nierenböcke)• Hoden sollten zur Geburt im Hodensack liegen• Deckfähigkeit erhalten, aber <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>dseitiger Ausprägung unfruchtbar• erbliche Genese, autosomal-rezessiver Erbgang• Häufigkeit zwischen 0,5 – 30 %• oft assoziiert mit der Zucht auf Hornlosigkeit (Merinofleischschaf)• <strong>bei</strong> einseitiger Ausprägung Zuchtausschluß


Hodenbruch (Hernia scrotalis)Ursache: angeborener zu weit gestellter Leistenspalterbliche Genese, autosomal-rezessiver ErbgangFolge: Vorfall von Darm <strong>und</strong> Fett in den Hodensackkolikartige SchmerzenTherapie: Operation möglich, „Wirtschaftlichkeit“ABER! Zuchtausschluß


KleinhodigkeitZuchtausschlußUrsache:• Fehlfunktion <strong>bei</strong> der hormonellen Steuerungdes Hodenwachstums• oft verb<strong>und</strong>en mit Chromosomenanomalien• 3 – 14% <strong>bei</strong> <strong>Schaf</strong>böckenFolge:• schlechtere Spermawerte <strong>bei</strong> (oft) erhaltenerBefruchtungsfähigkeitAbweichung von derphysiologischen Größeum 1/4 bis 1/3


ZwitterbildungUrsachen:- Mutation (seltenst)- Choriongefäßanastomosen <strong>bei</strong>gleichgeschlechtlichen Zwillingen(2 - 15%)- Zucht auf Hornlosigkeit (Mehrzahl)Diagnose:- Brunstlosigkeit- männliches Verhalten- mißgebildetes Genital- vergrößerte Klitoris- enge Vulva


Beeinflussende Faktoren für die Herausbildung dermännlichen Geschlechtsorgane Y-chromosomal abhängige Bildung des HistokompatibilitätsantigensY (H-Y) beeinflußt die Hodenbildung Bildung eines Hemmfaktors (Glykoprotein) für die MüllerschenGänge X-chromosomal abhängige Synthese eines Androgen-Rezeptorproteins in testosteronabhängigen ZelltypenÜbertragung männlicherGeschlechtsfaktorenBlutaustauschmännlichweiblich


<strong>Fruchtbarkeitsstörungen</strong> <strong>bei</strong> Zucht aufHornlosigkeit <strong>bei</strong> Ziegenhh reinerbig gehörnt, fruchtbarho mischerbig hornlos, fruchtbaroo reinerbig hornlos, gestörte FruchtbarkeitunfruchtbarDas Allel für hornlos ist dominant!Alle Nachkommen fruchtbar


<strong>Fruchtbarkeitsstörungen</strong> <strong>bei</strong> Zucht auf HornlosigkeitZiege:Hoden stattEierstöckeBock:- genetisch weiblich- Samenstau


Ultraschallbef<strong>und</strong>e des inneren Genitals<strong>bei</strong> ZiegenzwitternUterusanomalieHodengewebe


Erworbene HodenerkrankungenOrchitis(Hodenentzündung)Epididymitis(Nebenhodenentzündung)Hodenatrophie(Hodenrückbildung)SamenstauungSpermatozeleZiegen: angeboren <strong>bei</strong>Zucht auf Hornlosigkeit


Orchitis (Hodenentzündung)Ursache meistens Infektionen(A. pyogenes, Staphylokokken,Streptokokken,C. pseudotuberkulosis,Brucella melitensis, Brucella ovis)serologische AbklärungAnkaufsuntersuchung !akutes Krankheitsbildschmerzhafte, heiße, vergrößerte Hodenausgeprägte LahmheitSchlagen mit dem Hinter<strong>bei</strong>nTherapie:Antibiotika, schmerz<strong>und</strong>fiebersenkende Mittel


Hodenatrophie (Hodenrückbildung)Die Hodenatrophie ist keine eigenständige Erkrankung sondern der unumkehrbareEndzustand einer vorherigen Primärstörung. Da<strong>bei</strong> wird dasHodengewebe durch derbes (kein Sperma produzierendes) Bindegewebe(incl. Verkalkungen) ersetzt.Ursache:• Infektionen• Verletzungen• Vergiftungen/Mangelernährung(Vitamin A)• Durchblutungsstörungen• AltersatrophieSymptome• verkleinerte Hoden• derbe Konsistenz• kein Sperma


Bekämpfung: serologische Kontrolle derDeck- (Zucht-) böckeEpididymitis (Nebenhodenentzündung)Infektion mit Brucella ovisRassedisposition <strong>bei</strong> Heidschnucken <strong>und</strong> MerinolandschafenÜbertragung:Erregerausscheidung über Ejakulat <strong>und</strong> Harn (1 bis 4 Jahre)Infektion erfolgt genital oder oralInkubationszeit 6 Wochen bis 4 MonateBock Bock Bock…………….Bock Mutter bis zur nächsten Rittzeit erlischt die Infektion- normale Trächtigkeit- Endometritis (Uterusentzündung)- Vaginitis (Scheidenentzündung)- Abort


SamenstauungZiege:erblich, <strong>bei</strong> Zuchtauf Hornlosigkeit<strong>Schaf</strong>:Infektion mitBrucella ovisDer Verschluß des Nebenhodenkanalsystemsführt in 85% der Fälle durch eine Samenstauungzur Schwellung des NebenhodenschwanzesDer Hoden erscheint später in seiner Gesamtheitvergrößert. Eine Therapie ist nicht möglich.Verschluß desNebenhodenkanalsystemsverhindert dieSpermaabgabe ausdem Hoden


Eine Besiedlung des Hodengewebes mitInfektionserregern kann auch ohneerkennbare klinische Symptomatikerfolgen.Epidemiologische Bedeutung erlangendiese Zuchttiere als „stille“ Keimausscheider-<strong>und</strong> verbreiter.


Diagnostik


zylinderförmige HodenDurchmesser 5 – 6 cmHöhe 10 cmGewicht 200 – 300 gHodengröße ist abhängig vomKörpergewicht <strong>und</strong> bestimmt dasSpermienbildungsvermögen


Tastbef<strong>und</strong>e an ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> krankenHodenGes<strong>und</strong>er HodenGut ausgebildeter frei hängenderHodensackSymmetrie zwischen dem linken <strong>und</strong>rechten HodenHodengröße in Relation zur BockgrößeSenkrecht im Hodensack stehende HodenGlatte Hodenoberfläche bzw. Hoden frei imHodensack verschiebbarPrall-elastische KonsistenzKeine DruckempfindlichkeitKeine Auffälligkeiten <strong>bei</strong>m DurchtastenUnauffälliger Samenstrang <strong>und</strong>NebenhodenKranker HodenKurzer Hodensack, Hoden sind eng an dieBauchwand angezogenAsymmetrie zwischen dem linken <strong>und</strong>rechten HodenZu kleine oder zu große HodenLageveränderungen der Hoden imHodensackRaue Hodenoberfläche bzw.Verwachsungen zwischen Hoden <strong>und</strong>Hodensacksehr weiche bzw. sehr harte HodenDruckempfindlichkeitVerdickungen oder fluktuierende BereicheSamenstrang <strong>und</strong>/oder Nebenhodenvergrößert, schmerzhaft, unproportional


Manuelle Untersuchung•Hoden <strong>bei</strong>dhändig durchtasten•Penisspitze AusschachtenSamenstrangNebenhodenschwanz


Ultrasonographische HodenuntersuchungLinearschallkopf, 5 – 7,5 MHz Schallfrequenz


Pathologische Bef<strong>und</strong>e <strong>bei</strong> derultrasonographischen Hodendiagnostik


Diagnostische AnpaarungNeue zugekaufte Böcke (nach Quarantäne)oder vermeindliche Problemtiere werden für ca. 3 Wocheneiner <strong>Schaf</strong>gruppe (ca. 20 Stück, keine Zutreter!)als Deckböcke (je Bock eine Gruppe) zugeteilt.4 Wochen nach Abschluß der Deckperiode erfolgt eineultrasonographische Trächtigkeitsdiagnostik. Tragende<strong>Schaf</strong>e beweisen die Deck- <strong>und</strong> Befruchtungsfähigkeitdes Bockes (wo<strong>bei</strong> nicht alle Erkrankungen die Deck- <strong>und</strong>Befruchtungsfähigkeit zu 100% negativ beeinflussen).Vorteil: Der Funktionstest liefert nach 2 Monaten eineAussage, d.h. noch vor Ablauf einer möglichenGewährleistungsfrist (6 Monate)


Qualitätsanforderungen an das Ejakulat


Vorbereitung der Böcke auf den Deckeinsatzminus zwei MonateSchur <strong>und</strong> EktoparasitenbehandlungVitaminisierungSteigerung der Energie <strong>und</strong> Proteinversorgungminus ein MonatKlauenkontrolleHoden- <strong>und</strong> PräputiumkontrolleEntwurmungVitaminisierungBeginnnur klinisch ges<strong>und</strong>e BöckeHoden- <strong>und</strong> PräputiumkontrolleVitaminisierung


Vorbereitung der Böcke auf den Deckeinsatz - IIHodenkontrolleBöcke ausder HerdenehmenZeitraum derSpermaproduktionfür die ersten dreiWochen der DeckperiodeDie meisten <strong>Schaf</strong>ewerden innerhalb derersten 3 Wochen bedecktWoche-10Woche- 7Energie- <strong>und</strong> proteinreiches FutterWoche0Böcke in HerdeWoche6


Hinweise <strong>bei</strong> der Durchführung der Deckperiode‣ mindestens 10 Wochen vor Beginn der Deckperiode kein Kontaktmännlicher <strong>und</strong> weiblicher Tiere (auch Ziegen)‣ möglicher Einsatz von Stimulierböcken über eine Dauer von 17Tagen vor dem eigendlichen Bockeinsatz‣ ein Stimulierbock für 150 <strong>Schaf</strong>e‣ Deckperiode maximal über die Dauer von zwei Zykluslängen‣ 3 Böcke sind besser als 2 Böcke (=Rangkämpfe)‣ Bockaustausch nach jeweil 14 Tagen


Fehler <strong>bei</strong> der Durchführung der Deckperiode‣ Anpaarung im freien Sprung mit einem zu weiten Bock-Mutter-Verhältnis (über 1:50)‣ lange Deckperioden (bzw. die Böcke verbleiben ganzjährig in derHerde) bewirken ein Nachlassen des Sexualdranges <strong>und</strong> der Potenzder Böcke‣ fehlende Brunstkontrolle/ -beobachtung (auch <strong>bei</strong> Benutzung einesDeckgeschirrs) macht eine korrekte Erfassung der Umbocker kaummöglichsiehe Trächtigkeitsdiagnose‣ Klima- <strong>und</strong> Futtereinflüsse (z.B. heiße <strong>und</strong> trockene Sommer)verhindern das Eintreten einer fertilen Brunst bzw. senken dieBefruchtungsfähigkeit der Böcke‣ Einsatz unfruchtbarer Böcke (kaum ein Bock wird zuchthygienischuntersucht) vor allem <strong>bei</strong> einem Einzeleinsatz von Böcken‣ fehlende dauerhafte individuelle Tierkennzeichnung <strong>und</strong>Dokumentation führt zu einem nachhaltigen Informationsverlust überdas aktuelle Herdengeschehen


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