2012 - Denkmalpflege Baden-Württemberg

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16 Fassade im Sternenhof (Ostflügel) nach der Konservierung. Konzept von Beginn an nicht nur mitgetragen, sondern gegenüber Andersdenkenden auch verteidigt. Sie haben damit einen entscheidenden Beitrag zur Akzeptanz einer reinen Konservierung der Fassaden geleistet. Ein weiterer Dank geht an Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Ravens burg und an die Planer und freiberuflichen Architekten und Restauratoren, die in konzeptionellen Fragen immer wieder den Schulterschluss mit der Denkmalpflege gesucht haben. Literatur/ Dokumentationen Kloster und Schloss Salem, Sanierungsmaßnahmen 2009– 2011, hg. vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft in Baden-Württemberg, Stuttgart 2012. Download unter www.mfw.baden-wuerttemberg.de Ulrich Knapp: Salem: Die Gebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei und ihre Ausstattung, in: Forschun - gen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd. 11, Stuttgart 2004, 2 Bde. Doris Ast: Die Bauten des Stifts Salem im 17. und 18. Jahrhundert. Tradition und Neuerung in der Kunst einer Zisterzienserabtei, Diss. München 1977. Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, deutsche Fassung 1939; in: Gesammelte Schriften, Band I, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972, S. 471– 508. Hans Dieter Ingenhoff: Instandsetzung der Fassaden von Schloss Salem 1980– 1982,Tafelobstgarten,T-0556, 144 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 3 | 2012 1980, und Sternenhof, T-0534, 1982, Archiv Referat Denkmalpflege im Regierungspräsidium Tübingen. Georg Schmid: Schloss- und Klosteranlage Salem, Sofortmaßnahmen, 1. Bauabschnitt Teil 2, Vorprojekt zur Fassadeninstandsetzung (Musterachsen), Septem - ber 2009 – Februar 2010, Archiv Landesamt für Denkmalpflege, Restaurierung. Alle Dokumentationen zur Restaurierung der Fassaden 2010– 2011 (Anja Brodbeck, Stefan Bussmann, Herbert Eninger, Stefan Lochner und Andreas Schmidt), Archiv Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen, Fachgebiet Restaurierung. Mehrfertigungen bei Referat Denkmalpflege im Regierungspräsidium Tübingen und Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Ravensburg. Praktischer Hinweis Informationen und Öffnungszeiten www.schloesser-magazin.de/ de/ salem Martina Goerlich Regierungspräsidium Tübingen Referat 26 – Denkmalpflege Dr. Dörthe Jakobs Regierungspräsidium Stuttgart Landesamt für Denkmalpflege
Des Kaisers alte Kleider Die Restaurierung des Kaisersaals im Schloss Salem Wie bei der Konservierung der Innenhoffassaden [vgl. Jakobs/ Goerlich, Und das bleibt jetzt so? Zur Konservierung der Innenhoffassaden von Schloss Salem, S.138] hatte auch bei den Instandsetzungsmaßnahmen im Kaisersaal die Erhaltung der in Schichten überlieferten Geschichte absoluten Vorrang. Im Kaisersaal sind Reparaturen aus früheren Jahrhunderten, Nutzungsspuren, Verwitterungsspuren, materialtechnische Schwächen und Materialveränderungen weiterhin ablesbar und dokumentieren seine mehr als 300-jährige Geschichte. So erstrahlt der Kaisersaal gerade nicht in „neuem Glanz“, sondern beeindruckt den aufmerksamen Betrachter als authentisch und exzellent überlieferter, in Würde gealterter Raum von einzigartiger architektonischer und künstlerischer Qualität. Dörthe Jakobs/ Martina Goerlich Spiegel der Macht Wie in fürstlichen Residenzen und Klöstern vergleichbarer Machtstellung üblich, besitzt auch der Kaisersaal in Salem eine herausragende Stellung innerhalb des Klostergefüges. Diese bezieht sich sowohl auf seine Größe als auch auf die Qualität seiner Ausstattung (Abb. 1). In der Tradition der Festsäle herrschaftlicher Residenzen liegt der Kaisersaal im zweiten Geschoss des Mittelpavillons des Ostflügels, zwischen der sich nach Norden anschließenden Sommerprälatur und den Fürstengemächern im Süden. Der heutige Gesamteindruck des Kaisersaals gibt überwiegend den Bestand der Bauzeit wieder. Die reiche Durchfensterung ist wesentlicher Bestandteil des architektonischen und gestalterischen Konzepts des Kaisersaals. Sieben Fensterachsen mit Kreuzstockfenstern und darüber liegenden Okuli des 18. Jahrhunderts belichten den beinahe zwei Geschosse hohen Saal von beiden Seiten und bringen die vorwiegend in Weiß und Gold mit wenigen polychromen Akzenten gehaltene Stuckierung zur prachtvollen Entfaltung. Mit der Stuckausstattung des mit dem Wiederaufbau nach dem Brand ab 1705 im Rohbau fertig gestellten Kaisersaals beauftragte Abt Stefan Jung I. 1708 Franz Josef Feuchtmayer, der ebenfalls die 16 Armleuchter für den Saal lieferte. Die Gemälde stammen von Franz Carl Stauder, nur das Mittelbild der Südwand wurde erst 1714 von Jacob Carl Stauder gemalt. Der glänzend polierte Boden aus rauten- und trapezförmig zugeschnittenen Solnhofener Platten in unterschiedlichen Grau tönen dürfte zuerst fertig gestellt worden sein. Seiner Bauaufgabe entsprechend sollte ein Kaiser - saal im Falle eines kaiserlichen Besuches einen angemessen Rahmen für Repräsentation und Konferenzen bieten, tatsächlich diente er mit seiner Größe und seiner prächtigen Ausstattung vorwiegend dazu, Macht und Reichtum des Klosters zum Ausdruck zu bringen und zu legitimieren. Sechzehn überlebensgroße Figuren von Königen und Kaisern zwischen den Fensterachsen verbildlichen Denkmalpflege in Baden-Württemberg 3 | 2012 1 Kaisersaal nach der Restaurierung. 145
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