PEP Nr. 3 2003 - Polarity-Verband Deutschland eV
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250 bis maximal 450 Mark im Monat kosten. Dann ist das Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis stimmig. Was darüber hinaus geht, muss<br />
sich durch außerordentliche Effizienz und Kürze auszeichnen,<br />
um den Preis zu rechtfertigen. Einige Therapeuten halten<br />
wiederum so wenig von sich, dass sie überhaupt kein oder nur<br />
minimal Geld nehmen beziehungsweise nehmen können – hier<br />
zeigt sich das Syndrom des hilflosen Helfers.<br />
Andere dagegen beginnen die erste Stunde bereits mit einer<br />
Unklarheit, wenn sie sie kostenlos anbieten. Wieso tun sie das?<br />
Geben sie in dieser Stunde denn nichts? Oder – was diese<br />
Therapeuten sich häufig nicht bewusst machen wollen – haben<br />
sie vor, die möglichen Patienten zur Therapie zu verführen?<br />
Etwas kostenlos zu geben ist ein altbekannter Werbetrick. So<br />
fängt man in Indien Affen. Man kettet eine Kiste an einen Baum,<br />
die eine so kleine Öffnung hat, dass der Affe mit der leeren<br />
Hand hindurchfassen kann. In die Kiste wird ein Apfel gelegt.<br />
Der Affe greift in die Kiste, umfasst den Apfel und will die Hand<br />
mit dem Apfel herausziehen. Das gelingt ihm aber nicht, denn<br />
die Hand passt nun zusammen mit dem Apfel nicht mehr durch<br />
die Öffnung. Und was tut der Affe? Er ist deshalb gefangen,<br />
weil er den Apfel nicht mehr loslässt. So ergeht es auch vielen<br />
Menschen mit Werbeaktionen, bei denen ihnen etwas<br />
geschenkt wird. Weil es kostenlos ist, nehmen sie es, gewöhnen<br />
sich daran – und lassen es nicht mehr los.<br />
Haben sie sich aber bewusst entschieden? Haben sie geprüft,<br />
was das Richtige für sie ist? Haben sie die verschiedenen Produkte<br />
miteinander verglichen? Aber genau darauf zielt ja die<br />
Werbeaktion ab, dass diese mühsamen Vergleiche unterbleiben,<br />
dass nicht lange geprüft, sondern schnell genommen wird. Das<br />
ist die Verführung. Deshalb sollten Therapeuten solche Werbetechniken<br />
nicht praktizieren. Durch die Übertragung, die sich<br />
sogleich einstellt, werden Patienten von Anfang an an den Therapeuten<br />
gebunden. Die kostenlose Sitzung hat deshalb große<br />
Folgen: Die Patienten meinen, sie könnten doch einmal unverbindlich<br />
probieren. Aber dieses Probieren gibt es in Wahrheit<br />
nicht, denn die Übertragung beginnt sofort – und damit die<br />
Bindung. Außerdem: Was sagte ich weiter vorne? Doctors need<br />
more patience, not more patients! Ärzte brauchen mehr Geduld,<br />
nicht mehr Patienten.<br />
Der gemeinsame Weg<br />
Doch zurück zu den oben erwähnten Preisen. Selbst wenn der<br />
Therapeut die angemessenen Preise nimmt, die ich oben nannte,<br />
wird es immer wieder Menschen geben, die sich auch dies<br />
nicht leisten können. Dann wird es schwierig! Denn erstens<br />
hat jeder spirituell ausgerichtete Therapeut den weiter vorne<br />
beschriebenen Gedanken an Seva, den Dienst am Nächsten,<br />
im Hinterkopf und fragt sich deshalb, ob er nicht ganz kostenlos<br />
arbeiten sollte.<br />
Zweitens fragt er sich, ob er nicht wenigstens denjenigen, die<br />
es sich nicht leisten können, die Therapiegebühr erlassen sollte.<br />
Und genau hier wird es schwierig. Denn einmal denken<br />
viele Menschen: »Was nichts kostet, taugt nichts«. Außerdem<br />
kann dies zu einem Problem zwischen Therapeut und Patient<br />
beziehungsweise Patient und Therapeut werden. Der Therapeut<br />
muss sich fragen: »Setze ich mich wirklich genauso für den<br />
Patienten ein, der nicht zahlt, wie für einen zahlenden?«<br />
Befürchtet er, von seinem Patienten ausgenutzt zu werden?<br />
Und was sagt sein Schatten dazu?<br />
Beim Patienten können sehr leicht Schuldgefühle dem Therapeuten<br />
gegenüber entstehen, dass dieser ihm so viel gibt, er<br />
aber nichts zurückgeben kann. Diese Schuldgefühle können<br />
deswegen, weil kein Ausgleich stattfindet, zu einer Selbstwert-<br />
16<br />
polarity praxis – das geldthema in der therapie<br />
polarity energie post / <strong>2003</strong><br />
problematik führen, nach dem Motto: »Habe ich das verdient,<br />
dass ein im Grunde wildfremder Mensch mir so viel gibt? Wie<br />
kann ich das je wieder ausgleichen? Werde ich nicht immer<br />
in seiner Schuld stehen? Werde ich nicht ewig abhängig sein?«<br />
Dies ist die eine Seite. Die andere könnte sein, dass sehr egoistische<br />
und egozentrische Anteile des Patienten unterstützt<br />
werden. Wie viele leben von Rente, von der öffentlichen<br />
Fürsorge, von Arbeitslosengeld und sehen nicht, wie sehr sie<br />
ihre Möglichkeiten insofern unterschätzen, als sie viel mehr leisten<br />
und erreichen könnten. Das heißt nicht selten, dass sie<br />
eine bezahlte, auch gut bezahlte Tätigkeit fänden, sofern sie<br />
wirklich wollten!<br />
Dies muss die Therapie unbedingt thematisieren. Gelingt dies,<br />
kommen Patienten von allein zu dem Punkt, an dem sie ihre<br />
Therapie bezahlen wollen. Viele gehen damit sehr klar und<br />
selbstverantwortlich um, sodass ein Therapeut sich keine großen<br />
Sorgen machen muss, wenn er ihnen finanziell entgegenkommt.<br />
Und genau dies ist das Stichwort. Nur in Extremfällen<br />
ist es deshalb ratsam, dass Patienten die Therapie kostenlos<br />
bekommen. Ansonsten sollten Therapeut und Patient immer<br />
gemeinsam herausfinden, was dieser zahlen kann und will. Und<br />
kann er nichts bezahlen kann, erhebt sich die Frage, ob es vielleicht<br />
etwas gibt, das er zum Ausgleich für den Therapeuten<br />
leisten beziehungsweise ihm geben kann. Auch hier müssen<br />
beide herausfinden, ob die gefundene Lösung sowohl für den<br />
einen als auch für den anderen stimmig ist.<br />
Es gibt Therapeuten und natürlich Therapeutinnen, bei denen<br />
dieses System hervorragend funktioniert und es wirklich nur<br />
zu minimalen Problemen oder Verwicklungen führt. Andere,<br />
die nicht so klar sind, können dagegen in Schwierigkeiten geraten.<br />
Deshalb sollte jeder für sich entscheiden, was für ihn und<br />
seine Patienten stimmt und Dharma entspricht.<br />
Wichtig ist darüber hinaus, dass der Therapeut Folgendes sieht:<br />
Anderen kompetent helfen zu können ist Gnade, die als Gnade<br />
schon Lohn genug ist. Auf der anderen Seite muss ein Therapeut<br />
auch Einkünfte haben, und der Patient muss aktiv und<br />
materiell etwas zu seiner Heilung beitragen. Deshalb ist der<br />
oben angesprochene Weg der beste: Moderate Preise, viel<br />
Engagement, hervorragende Leistung, viel Freude an der Arbeit,<br />
viel Bewusstsein der immer wieder erhaltenen Gnade und eine faire<br />
Lösung mit den Patienten.<br />
Wer außerdem klar ist und Herz hat, zu dem kommt der Erfolg<br />
unweigerlich. Denn die Biene findet den Nektar der süßesten<br />
Blumen auch auf dem entferntesten Feld. Oder anders ausgedrückt:<br />
Hast du die Sonne im Rücken, wirst du keinen Glanz<br />
im Gesicht haben, außerdem wirst du deinen Schatten (Maya)<br />
nie einholen. Auch nicht deinen Wohlstand. Ebenso wenig dein<br />
Glück.<br />
Drehst du dich aber um und der Sonne, als Symbol des Selbst,<br />
zu, dann muss der Schatten dir folgen. Du kannst gehen, wohin<br />
du willst. Immer muss dir dein Schatten folgen. Und das Licht,<br />
das Glück, der Erfolg scheinen auf deinem Gesicht.<br />
Dies ist die einzige entscheidende Wahrheit. Die Wahrheit, die<br />
durch die Gnade Gottes kommt. Und was macht die Gnade<br />
Gottes? Sie schenkt dir die Weisheit, durch die du zu deinem<br />
inneren Frieden findest, zu Shanti. Und diese innere Ruhe befähigt<br />
dich, in jeder Situation die richtige – für alle Beteiligten<br />
richtige! – Lösung zu finden. OM«<br />
Auszug aus dem Kapitel »Geld« in: Stephan von Stepski-Doliwa<br />
»Sai Baba spricht über Psychotherapie«, Govinda Sai Verlag,<br />
Grafrath/München, 2000. Abdruck mit freundlicher Genehmigung<br />
des Autors/Herausgebers.