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Martina Igel Darstellung und Vergleich der Frauengestalten in

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Die Bourgeoisie, auch Groß- o<strong>der</strong> Wirtschaftsbürgertum genannt, besteht aus Unternehmern, großen Kaufleuten<strong>und</strong> Fabrikanten, die nach dem Besuch von höheren Schulen o<strong>der</strong> dem Studium <strong>in</strong> die Wirtschaft e<strong>in</strong>stiegen, umentwe<strong>der</strong> dort den schon vorhandenen Reichtum ihrer Familie noch zu vergrößern; allerd<strong>in</strong>gs wurde auch vielGeld durch Spekulation gewonnen, es handelt sich bei <strong>der</strong> Bourgeoisie zum großen Teil ebenfalls um Neureiche.Rationalität, Leistung, Fleiß, Kompetenz, Ehrgeiz, Konkurrenzfähigkeit <strong>und</strong> Eigenständigkeit gehörten zu denunumstrittenen Idealen dieser Schicht, die sich wie ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e nach unten abgrenzte. Müßiggang <strong>und</strong>Abenteurertum waren den Wirtschaftsbürgern unverständlich <strong>und</strong> verwerflich, für sie zählten alle<strong>in</strong> Arbeit <strong>und</strong>Erfolg, wobei es nicht um körperliche Arbeit, son<strong>der</strong>n um Planung <strong>und</strong> Organisation g<strong>in</strong>g, die körperliche Arbeitwurde von an<strong>der</strong>en, Untergebenen wie Arbeitern <strong>und</strong> Dienstboten, erledigt; das Dienstmädchen wurde rasch zumStatussymbol des Wirtschaftsbürgertums. Fontane bezeichnete die Profitsucht <strong>der</strong> Bourgeosie e<strong>in</strong>mal als"Geldsackges<strong>in</strong>nung", e<strong>in</strong> Ideal, das ihm verhaßt war.Die Bourgeoisie war f<strong>in</strong>anziell die stärkste Kraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> damaligen Gesellschaft, politisch dom<strong>in</strong>ierte aber <strong>der</strong> meistviel ärmere Adel. Beide Klassen blieben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel genau getrennt, es kam dadurch nur sehr selten zu e<strong>in</strong>erVermischung von politischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Macht.Da das Wirtschaftsbürgertum aber kaum eigene Traditionen hatte, lehnte es sich <strong>in</strong> Lebens- <strong>und</strong> Umgangsformenstark an den Adel an, es ahmte ihn bisweilen geradezu nach. Stück für Stück eroberten sich die reichen Bürgerauch den Zugang zu den Militärakademien, die bis dato nur von Adligen besucht wurden, so konnten sie ihrenRang- <strong>und</strong> Ordenskult weiter ausbauen <strong>und</strong> differenzieren. Die fehlende Geschichte wurde außerdem durchbetonte, manchmal schon unechte Vornehmheit überspielt, was die Abgrenzung noch weiter verstärkte.Gegenpol zu dieser schon überzogenen Geziertheit war e<strong>in</strong>e genauso falsche Sentimentalität, mit <strong>der</strong> allesE<strong>in</strong>fache verherrlicht wurde, solange es nur weit genug weg war; das eigentliche Ideal dieser Klasse blieb <strong>der</strong>Reichtum. Die falsche Nostalgie, wie man sie auch bei Jenny Treibel beobachten kann, unterstreicht dasGekünstelte, Phrasenhafte <strong>und</strong> Leere, anstatt sie zu verbergenFamilieDie Familie galt im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert als die Keimzelle von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft, sie war <strong>der</strong> Ursprung aller Moral<strong>und</strong> Tugend. E<strong>in</strong>e Familie ist die Idealform des Lebens <strong>und</strong> wird zur Norm, deswegen kam es auch zu vielenKonventionsheiraten, die mit Liebe o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest Zuneigung nichts zu tun hatten. Dieses Zentrum des privatenLebens ist durch alle gesellschaftlichen Schichten h<strong>in</strong>durch stark patriarchisch geordnet, alle Aufgaben s<strong>in</strong>d nachGeschlechtern aufgeteilt. Die Entscheidungen fällt jedoch alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mann, denn bei ihm liegt alle Autorität.Vor allem <strong>in</strong> den bürgerlichen Familien wird das Private streng vom Öffentlichen getrennt, sie ist Konsum-,Freizeit- <strong>und</strong> Erziehungsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> hat darüber h<strong>in</strong>aus im Gegensatz zum Adel ke<strong>in</strong>e öffentlichegesellschaftliche Funktion. Aus den Großfamilien mit drei <strong>und</strong> mehr Generationen entwickeln sich kle<strong>in</strong>ereKernfamilien, die nur noch zwei Generationen umfassen. Es entstehen engere Geme<strong>in</strong>schaften mit <strong>in</strong>timerenBeziehungen, <strong>in</strong> denen man sich den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n liebend zuwendet <strong>und</strong> von ihnen geduzt wird, was für uns etwasganz normales ist, im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert aber etwas ganz neues war.Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d nicht mehr potentielle Arbeitskräfte, son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>der</strong> Stolz <strong>der</strong> Familie, Glück <strong>und</strong>Lebenserfüllung. Sie werden als Individuen geliebt, es wird aber dennoch wi<strong>der</strong>spruchsloser Gehorsam von ihnenverlangt, denn die Erziehung bleibt nach wie vor autoritär. Gr<strong>und</strong>sätze <strong>der</strong> Erziehung s<strong>in</strong>d Ordnung, Diszipl<strong>in</strong> <strong>und</strong>Leistung, auch die traditionelle Rollenverteilung wird weiterh<strong>in</strong> gelehrt <strong>und</strong> gelebt: den Söhnen kommt immer e<strong>in</strong>ebessere Ausbildung zu, sie s<strong>in</strong>d schließlich Stammhalter <strong>und</strong> Zukunft <strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> damit auch <strong>der</strong>Gesellschaft.ErklärungIch erkläre, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt habe <strong>und</strong> nur die im Literaturverzeichnisaufgeführten Quellen <strong>und</strong> Hilfsmittel benützt habe.Heroldsbach, den 1.2.2004<strong>Mart<strong>in</strong>a</strong> <strong>Igel</strong>33

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