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Festschrift – 90 Jahre Österreichischer Siedlerverband 1921 - 2011

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GruSSworteVor rund <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n habensich bereits Eigenheimbesitzerund Häuselbauer in Österreichzusammengeschlossen und erkannt,dass ein örtlicher Siedlervereinin dieser schwierigenZeit lebensnotwendig ist, umsich ein kleines, bescheidenesEigenheim errichten zu können.Wenn auch die Problemedamals vor <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n im Detail vielleicht anders gelagertwaren, so sind auch heute die Sorgen und Freudenmit einem Eigenheim die gleichen, und es ist wichtigerdenn je, eine starke Interessensvertretung für alleSiedlerfreunde zu haben.War es <strong>1921</strong> aus der Armut heraus, wo die gegenseitigeUnterstützung überlebensnotwendig war, ist esheute sehr wichtig, in einer Zeit des Lobbyismus einestarke, geschlossene Interessensvertretung zu haben.Es ist dies nur möglich, wenn es fleißige ehrenamtlicheFunktionärinnen und Funktionäre gibt, die sich inden Dienst der Allgemeinheit stellen. An dieser Stellemöchte ich mich bei allen Funktionärinnen und Funktionärenfür ihre ehrenamtliche Vereinstätigkeit aufdas Herzlichste bedanken.Ich möchte als Präsident des Österreichischen <strong>Siedlerverband</strong>esbesonders darauf hinweisen, dass eswichtig ist, bei der Gesetzeswerdung für unsere Anliegenvorzusprechen, um Belastungen für uns Hausbesitzerin Grenzen zu halten. Gerade die Häuselbauersind es, die enorme Leistungen in die Volkswirtschafteinbringen, von der Hausstandsgründung bis hin zumLebensalltag, wo wir die öffentliche Hand entlasten,und dafür wollen wir auch Anerkennung.Es sind die ehrenamtlichen Funktionäre im Siedlerverein,die der Organisation und somit auch der gesamtenBevölkerung in einem Siedlungsgebiet viele Vorteileermöglichen und auch im gesellschaftlichen Bereichein wertvoller Bestandteil sind.Dafür ein herzliches Dankeschön den ehrenamtlichenFunktionärinnen und Funktionären sowie vielErfolg für die Zukunft wünscht dem Österreichischen<strong>Siedlerverband</strong>Wohnen in Wien ist mehrals einfach ein Zuhause haben.Wohnen in Wien ist ein feinmaschigesNetz von Leistungen,wie sie viele andere Großstädtenicht anbieten können: daswahrscheinlich beste und gesündesteTrinkwasser weltweit,ein funktionierendes und dichtesöffentliches Nahverkehrssystem,Grünflächen in allenmodernen Wohnanlagen, ein Freizeit- und Bildungsangebot,das seinesgleichen sucht. Und ein familienfreundlichesKlima der Sicherheit und Toleranz. Dasalles ist Wohnen.Wiens Bevölkerung wächst, das heißt wir brauchenin Zukunft noch mehr leistbaren Wohn- und Lebensraum.Die Stadt setzt seit <strong>Jahre</strong>n alles daran, etwa mitHilfe der Wohnbauförderung, die notwendigen Mittelzur Verfügung zu stellen. 26.000 Wohnungen wurdenallein in den <strong>Jahre</strong>n 2007 – 2010 gefördert. Und Wienachtet darauf, dass diese Mittel optimal eingesetzt werden:ökologisch, ökonomisch und nachhaltig für dieBewohner dieser Stadt.Der Wiener Weg des sozialen Wohnbaus, Grundpreiseund Mieten nicht ausschließlich den gewinnorientiertenKräften des freien Wirtschaftsmarktes zuüberlassen, hat jahrzehntelange Tradition. Und er isteine international einzigartige Erfolgsgeschichte, dieselbstverständlich auch in Zukunft fortgeschriebenwird.Dass Wien als eine der lebenswertesten Städte derWelt gilt, liegt auch in der Qualität des Wohnens indieser Stadt begründet. Der Österreichische <strong>Siedlerverband</strong>ist hier als Interessensvertretung der Siedler,Eigenheim- und Seeparzellenbesitzer ein langjähriger,wichtiger und guter Partner der Stadt.Ich gratuliere dem Österreichischen <strong>Siedlerverband</strong>daher herzlich zu seinem <strong>90</strong>-jährigen Bestehen undwünsche allen aktiven Mitgliedern und MitarbeiterInnenalles Gute!© Stadt Wien/PID, Fotograf H. DimkoDr. Michael HäuplBürgermeister der Stadt WienJosef KlingerPräsident des ÖSV2


GruSSworte© Pertramer3


ChronikDie Geschichte des ÖSV – <strong>1921</strong> bis <strong>2011</strong>Die Entstehung einer Bewegungvon Mag.ª Gabriele Elias-KreinerDie Entstehung des Österreichischen <strong>Siedlerverband</strong>es,kurz ÖSV, liegt mittlerweile <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> zurück, dasist länger als üblicherweise ein Menschenleben währt.Warum gründet man einen Verein, einen Verband?Nun, aus welchem Grund werben wir heute Mitgliederfür unsere Vereine, für den <strong>Siedlerverband</strong>? Gemeinsamkann man mehr erreichen, dieses „Gemeinsam“hatte zu Beginn der Tätigkeit des Verbandes noch eineweit mächtigere Bedeutung als heute. Lassen Sie michdazu ein bisschen ausholen.Wohnen in WienWien, die <strong>Jahre</strong> vor dem Ersten Weltkrieg: Durchdie Industrialisierung wurde Wien von der gemütlichenReichshauptstadt (1870 ca. <strong>90</strong>0.000 Einwohner)zu einer 2-Millionen-Stadt ohne ausreichende Wohnmöglichkeitenfür die unzähligen Arbeiter und Arbeiterinnen,die auch aus weit entfernten Ländern, wieMähren und Böhmen, hierherkamen. Die Menschen inder Großstadt froren, sie hatten Hunger, sie brauchteneinen Platz zum Schlafen. Um die elenden Quartierenotdürftig heizen zu können, suchten alte Frauen, Kinderund Invalide im Wienerwald und im Prater nachBrennholz.Wie wohnte man damals in Wien? Nun, wenn maneine oder einer der zigtausenden Arbeiterinnen oderArbeiter war, gab es mehrere Möglichkeiten: als BettgeherIn– davon gab es damals ca. 80.000 –, als UntermieterIn,als MieterIn in einer Mietskaserne, in einemLedigenwohnheim oder im Obdachlosenasyl. Etwaein Fünftel aller Wiener Wohnungen beherbergtenUntermieter oder Bettgeher! In sogenannten „Proletarierquartieren“schliefen auf engstem Raum Männer,Frauen, Kinder, Kranke, Gesunde; Ungeziefer hielt dieMenschen vom Schlafen ab, ebenso die schlechte Luftder ungelüfteten, oft fensterlosen Gelasse. Das Essenbestand aus Brot, Erdäpfeln, vielleicht noch etwasMilch.Die Armenfürsorge wurde damals nicht vom Staatübernommen, sondern war in erster Linie von privatenWohltätern organisiert und finanziert. Es wurde Geldgesammelt, Armenlotterien veranstaltet, und kirchlicheEinrichtungen verteilten Armensuppen. Die Finanzierungdieser wohltätigen Einrichtungen übernahmenzu einem großen Teil reiche Gönner, oft auch jüdischerAbstammung, wie Eugenie Schwarzwald oder BaronNathaniel Rothschild.War man glücklicher Mieter einer Wohnung in einerder Mietskasernen, war man auch nicht viel besserdran. Zum einen waren die MieterInnen durch nichtsvor der Willkür der VermieterInnen geschützt – ohneAngabe von Gründen konnten Mieten erhöht oder Mieterauf die Straße gesetzt werden. Häufige Wohnungswechselwaren an der Tagesordnung. Zum anderen lages an der Ausstattung der Häuser: aus billigem Materialgebaut, ein WC und eine Bassena (Wasserbecken)am Gang für alle BewohnerInnen der Etage, die Fensterzum finsteren Hof, im Hinterhaus ist die Situation nochtrister. Durch die Mehrfachbelegung der Betten stiegdie Ansteckungsgefahr durch infektiöse Krankheiten;die Tuberkulose wird auch „Wiener Krankheit“ genannt,Tausende sterben daran.1915 entstand aus der Not die Idee zu „Kriegsgemüsegärten“,Franz Josef Siller leistete dabei Pionierarbeit.Unverbauter Grund im Stadtgebiet wurde inLosen zu 200 Quadratmeter an interessierte Familienabgegeben, die darauf Gemüse und Erdäpfel anbauendurften. Die Gemeinde Wien stellte Saaterdäpfel undGemüsesetzlinge kostenlos zur Verfügung.Als man endlich erkannte, dass staatliche Maßnahmenzur Linderung der Missstände im Wohnungswesennotwendig sind, wurde 1917 von Kaiser FranzJoseph der „Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Fonds“, derVorläufer unseres modernen Mietrechts, geschaffen– die Grundlage dafür, dass sich die Wohnzuständeändern konnten. In weiterer Folge gab es einen staatlichenWohnungsfürsorgefonds. Dieser Fonds hatte dieMöglichkeit, Darlehen zu gewähren und Bürgschaftenfür Bankdarlehen zu übernehmen.Aber es fehlten Wohnungen in der Größenordnungvon einigen zigtausend!Am 4. Mai 1919 errang die Sozialdemokratische Parteimit 54,2 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit.Die Not der Menschen, fehlende Nahrung undfehlender Wohnraum, mobilisierten die Massen undveranlassten die mittellosen Menschen zu illegalenSiedlungstätigkeiten, wie am Wolfersberg oder auch inder Lobau, hier wurden Primitivsiedlungen errichtet.„Um die Siedlungsbewegung in geordnete Bahnen zuleiten, wurde im Dezember 1919 ein Siedlungsreferentbestellt und im Mai <strong>1921</strong> das Siedlungsamt als selbständigeMagistratsabteilung errichtet. Ihm wurde dieBehandlung aller Aufgaben des Siedlungswesens übertragen“,so Hans Kampffmeyer. Er war Leiter diesesSiedlungsamtes von <strong>1921</strong> bis 1928. Und Kampffmeyerweiter: „Vom Beginn der Siedlerbewegung an warensich deren Führer darüber klar, daß ihr Ziel nur aufdem Wege einer straffen Organisation erreicht werdenkönne. Es galt zunächst, die an dem Siedlungsweseninteressierten Kreise zu Siedlungsgenossenschaftenzusammenzuschließen.“ 1Die Einführung des Achtstundentages war einer derGründe, wie es Arbeitern überhaupt möglich war, nebender Arbeit noch auf dem eigenen Stück Grund und1Kampffmeyer 1926, S. 204


ChronikBoden zu arbeiten! Nachdem 1<strong>90</strong>6 noch <strong>90</strong>% aller österreichischenFabriksarbeiterInnen neun bis elf Stundentäglich arbeiten mussten, konnte der Achtstundentag –neben weiteren sozialen Verbesserungen – am 19. Dezember1918 unter Ferdinand Hanusch, Gewerkschafterund Staatssekretär für soziale Fürsorge, endlich gesetzlichverankert werden. Auch die Einführung der Sommerzeitwurde als Gewinn für die Siedler betrachtet.Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 wieder einstaatlicher Wohnungsfürsorgefonds geschaffen, der<strong>1921</strong> in den Bundes-Wohn- und Siedlungsfonds überging.Eine Massendemonstration der Siedler fand am 3.April <strong>1921</strong> unter der Patronanz der Gemeinde Wienstatt, und ein Aufruf dazu erschien in der Zeitschrift„Der Siedler“.Die Gründung des Österreichischen Verbandes fürSiedlungs- und KleingartenwesenDas ist die Lage zu Beginn der 1920-er <strong>Jahre</strong> inWien, als sich <strong>1921</strong> der Vorläufer des Österreichischen<strong>Siedlerverband</strong>es, der „Österreichische Verband fürSiedlungs- und Kleingartenwesen“ – der ÖVSK – konstituiert.Dazu finden wir in der Zeitschrift „Der Siedler“2 folgendes:„Der Beschluß der außerordentlichen Delegierten-Hauptversammlung vom 20. September, die prinzipielleZustimmung zu einer Verschmelzung desZentralverbandes der Kleingärtner und SiedlungsgenossenschaftenÖsterreichs mit dem Hauptverband fürSiedlungswesen zu einem gemeinsamen ‚ÖsterreichischenVerband für Siedlungs- und Kleingartenwesen‘zu erteilen, bildet einen bedeutsamen Wendepunktin der Entwicklung sowohl der Kleingärtnerei, wieauch dessen Sprösslings, der Kleingartensiedlung.Zwei machtvolle Werber um Grund und öffentlicheForderung treten hinfort vereint auf den Plan, um gemeinsamihre Interessen zu schützen, um einer denanderen stützend, das gleiche Ziel zu erreichen – dieSicherung von Luft, Nahrung und Wohnung für daswerktätige Volk.“ 3 Die Mitglieder brauchen auf ihrengewohnten Verbandsvorstand nicht zu verzichten: „DieKleingärtner und Siedler finden die ihnen liebgewordenenEinrichtungen und Funktionäre wieder, die nunmit vereinten Kräften den Interessen der Kleingärtner2Die Siedlerzeitung, wie wir sie heute kennen, geht auf die„Mittheilungen des Vereines ‚Schrebergärten’“ von 1915 zurück,Herausgeber war der Verein Schrebergärten in Wien.Dann erschien die Zeitung unter dem Titel „Der Gartenfreund“(1916-<strong>1921</strong>), „Der Siedler“ (<strong>1921</strong>-1922) – seit Dezember<strong>1921</strong> ist der Herausgeber der „Österreichische Verband fürSiedlungs- und Kleingartenwesen“ mit Sitz in der Moeringgasse7 im 15. Wiener Gemeindebezirk – „Der Siedler undKleingärtner“ (1922-1925), „Kleingärtner und Siedler“ (1925),„Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ (1926-1938).Diese Zeitung ging dann, da ja die Siedlervereine dem DeutschenSiedlerbund zugeordnet wurden, die Kleingärtner aberin Wien blieben, in den „Ostmärkischen Kleingärtner“ über(1938-1943). „Der Siedler“ erschien dann von 1946 bis 1964,seit 1964 heißt die Zeitschrift „Siedlung und Eigenheim“.3Der Siedler, Oktober <strong>1921</strong>, S. 1und der Siedler sowie dem der Allgemeinheit dienenwerden.“ 4Seit November <strong>1921</strong> ist der Sitz des Verbandes inWien 15, Moeringgasse 7 5 und soll es bis zum Abbruchdes Verbandshauses im Jahr 1954 im Zuge desStadthallenbaues auch bleiben. Sprechstunden sind jeweilsMontag, Mittwoch und Freitag „von 2 bis 5 Uhrnachmittags“. Die Beratung umfasst Rechts-, Genossenschafts-,Finanz-, Boden-, Garten- und Baufragen– für die Baufragen ist Architekt Professor Dr. JosefFrank 6 zuständig! Für Rechtsfragen Rechtsanwalt Dr.Felix Kößler, für Genossenschaftsfragen Dr. JohannJoachim, für Finanzfragen Regierungsrat Dr. HermannOppenheim, für Gartenfragen Garteninspektor PaulVogt, für Bodenfragen Obergeometer E. Brabenec.Geschäftsführender Obmann ist Adolf Müller 7 . In derZeitschrift vom November <strong>1921</strong> gibt es auf Seite 2 denAufruf „ Kleingärtner, Siedler, Kleingarten- und Siedlungsfreunde,vereinigt euch!“, gezeichnet von Müller,Zipfinger, Neurath und Biletzky, in dem die Leistungendes Verbandes aufgeführt werden und mitgeteilt wird,dass die Mitglieder die Einrichtungen unentgeltlichoder zu ermäßigten Bedingungen nutzen können, undschließlich folgt der Aufruf: „Damit die Siedlungs- undKleingartenbewegung durch den Österreichischen Verbandfür Siedlungs- und Kleingartenwesen mächtiggefördert werden kann, ist eines nötig: Einigkeit undopferwillige Solidarität.“ Dieser Verband soll sämtlicheAufgaben einer Spitzenorganisation erfüllen, dienicht nur Kleingartenvereine und Siedlungsgenossenschaften,sondern auch alle anderen Organisationenaufnimmt, die dem gemeinnützigen Wohnungsbaudienen. 8Die Aufgabe, die sich der Verband gesetzt hat, isteine große: eine neue Phase des Wohnens zu schaffen,abseits vom untragbaren Wohnen in Zinskasernenoder, noch schlimmer, als UntermieterIn oder BettgeherIn.Die Zeit war die denkbar beste: nach Jahrhundertender Habsburgermonarchie standen alle Zeichenauf Aufbruch, in der Blütezeit des Verbandes wurdenzahllose Siedlungshäuser gebaut! Und die Zahl derjenigen,die mittun wollten, die selber zu Schaufel undKrampen und Kelle greifen wollten, war groß: „Es unterliegtkaum einem Zweifel, dass eine starke Reaktiongegen das Leben in Zinshäusern eingesetzt hat. DerDemonstrationszug von 30.000 Bewerbern um solcheHeimstätten in Wien, die vielen Vereinigungen und die700.000 Mitglieder der verschiedenen Organisationen4Der Siedler, November <strong>1921</strong>, S. 15Der Siedler, November <strong>1921</strong>, S. 16Josef Frank wurde 1885 in Baden bei Wien geboren und starb1967 in Stockholm. Der Architekt beschäftigte sich zu Beginnseiner Architektentätigkeit in erster Linie mit Arbeiterwohnungenund sozialem Wohnbau, bis etwa 1923/24 war er inerster Linie gegen das Wohnungselend tätig. Frank war Gründungsmitglieddes Wiener Werkbundes.7Adolf Müller, 1884 in Südtirol geboren, LAbg. und Abg. z.Nationalrat, gestorben 1940, war Gewerkschaftsbeamter undVorsitzender der Gemeinnützigen KleingartensiedlungsgenossenschaftAltmannsdorf und Hetzendorf.8Neurath 1923, S. 85


Chronikin ganz Österreich, die dem „Hauptverband für Siedlungswesen“angeschlossen sind, zeigen zur Genüge,welche Ausdehnung diese Bewegung besitzt, währendder gute Wille, mit dem alle Beteiligten an dem Bauihrer Häuser mithelfen, Zeugnis von ihrem Ernst undEifer gibt.“ 9Aber auch im Hochbau gibt es Versuche von Seitendes Verbandes: so werden als Architekten des Verbandsfür Siedlungs- und Kleingartenwesen Frank,Behrens, Strnad, Loos, Hoffmann, Schuster, Lihotzkysowie Wlach Ende 1923 auch mit einem Gemeinschaftsauftragfür eine große, mehrstöckige Wohnanlagein der Stromstraße (Winarsky-Hof/Otto-Haas-Hof)beauftragt. 10<strong>1921</strong> erfolgt auch der Beschluss für eine „Siedlungsschule“mit vielfältigen Angeboten.Die „Siedlerzeitung“ ist das Sprachrohr des Verbandes,es gibt von Bestehen an „Nachrichten aus den Vereinigungen“!Ebenso wie Tipps aus dem Gemüsegarten,mitunter Rezepte, auch Aufrufe zu Ausflügen undVeranstaltungen, wie Vorträge zu den verschiedenstenThemen.Die große Leistung des Österreichischen Verbandesfür Siedlungs- und Kleingartenwesen ist es, die vielenverschiedenen Akteure – Kleingartenvereine, Siedlergenossenschaften,Siedler ohne Vereinszugehörigkeit,etc. – unter einen Hut zu bringen und zu organisieren.Otto Neurath 11 , maßgeblich an dem Zustandekommendieses Verbandes beteiligt und der erste Generalsekretär,schreibt 1923 ein Buch über das Zustandekommendes Verbandes. Darin beschreibt er auchdetailliert die verschiedenen Stellen und die Funktionäre.So finden wir eine Gartenstelle, eine Bodenstelle,die Kleintiersektion, das Baubüro, die Warentreuhand,eine Rechtsschutzstelle und Versicherung, das Gesundheitsreferat,die Redaktion („Der Siedler“, Anm. d.Verf.) und Administration sowie die Eisenbahnersektion.121922 zählt der Verband ca. 230 Vereine, in welchen50.000 Mitglieder erfasst sind. 13Die Zahl von unterstützten (!) Arbeitslosen steigtvon 12.000 im Jahr <strong>1921</strong> auf 178.000 im Jahr 1926 undbleibt in den folgenden <strong>Jahre</strong>n konstant hoch. Mit 30%sind Arbeiter in der Eisen- und Metallindustrie amstärksten von Arbeitslosigkeit betroffen. 14 Nicht erfasstsind in diesen Zahlen die „Ausgesteuerten“, Menschen,die keinerlei Anrecht auf eine staatliche Unterstützungmehr geltend machen können, das Elend ist unvorstellbar,Menschen verhungern tatsächlich auf den Straßenim Wien des 20. Jahrhunderts! Der Gedanke, dass dieseMenschen mit einem kleinen Stück Land ihren Lebensunterhaltbestreiten könnten, ist verlockend.9Raymond Unwin in: Der Siedler, November <strong>1921</strong>, S. 12410Welzig 1998, S. 9611Dr. Otto Neurath, 1882 in Wien geboren und 1945 in Oxfordgestorben, befasste sich mit Philosophie, Volkswirtschaft undvielem anderen; er entwickelte die sog. Wiener Methode derBildstatistik und war Initiator des Wiener Kreises.12Neurath 1923, S. 4813Posch 1981, S. 6114Hautmann/Kropf 1974, S. 143Diese für uns unvorstellbare Not läßt auch vielekluge Köpfe jener Zeit nicht ungerührt. So arbeitetenneben Otto Neurath und Hans Kampffmeyer 15 auch dieArchitekten Adolf Loos 16 und Margarete Schütte-Lihotzky17 für die Siedlerbewegung. Loos war – übrigens inseiner einzigen fixen Anstellung – als Chefarchitektund Leiter des Siedlungsamtes tätig, die Chefarchitektenim Verband waren George Karau und FranzSchuster. Der Architekt Franz Schacherl war Leiter derTechnischen Abteilung. Mitarbeiter waren unter anderemMargarete Schütte-Lihotzky und Joseph Frank, dieBauleiter waren Hans und Wilhelm Waloschek.Zeitzeugin Margarete Schütte-Lihotzky: „Das Baubürodes Verbandes fungierte als Projektzentrale fürjene österreichischen Siedlungsgenossenschaften undKleingartenvereine, die Bebauungs- und Hauspläne inAuftrag geben wollten. (...) Meine Tätigkeit ging weitüber Planungsarbeit hinaus. Oft wurde ich in die Bundesländergeschickt zu irgendwelchen Gruppen, diesiedeln wollten. In Vorträgen, wenn Elektrizität vorhandenmit Lichtbildern, zeigte ich den zukünftigenSiedlern, wie die Häuser aussehen würden und wiesie darin wohnen könnten. Ich erklärte ihnen, dass siezuerst einmal ihre Vereinigung gründen sollten, wassie tun müssten, um Boden und Kredite zu bekommenusf. In Wien kam ich dabei oft in mir bis dahin völligunbekannte Gebiete, drüben, hinter der Donau, in ganzprimitive ‚Bretteldörfer‘, (...) Einen Teil der für denHausbau notwendigen Arbeitsstunden mussten dieSiedler selbst leisten. Die professionellen Arbeitskräftelieferte die Organisation ‚Grundstein‘, die <strong>1921</strong> von derBauarbeitergewerkschaft zu diesem Zweck gegründetworden war. Das alles muß man vor Augen haben, willman das Entstehen der Siedlerbewegung in Wien nach15Dr. Hans Kampffmeyer, Siedlungstheoretiker, wurde 1876 inNiederschlesien geboren, 1932 gestorben, von ihm stammtdas „Siedlerzeichen“ (Der Siedler, April <strong>1921</strong>). Er gründetebereits 1<strong>90</strong>5 in Deutschland gemeinsam mit Gleichgesinntendie „Ortsgruppe Karlsruhe“ der „Deutschen Gartenstadtgesellschaft“.Kampffmeyer war Leiter des Siedlungsamtes von<strong>1921</strong> bis 1928 und war 1923 Obmannstellvertreter im ÖVSKsowie Vertreter der Gemeinde Wien in der Anstaltsversammlungder GESIBA.16Adolf Loos, der Chefarchitekt des Siedlungsamtes, wurde1870 in Brünn geboren und ist 1933 in Kalksburg gestorben.Er war Architekt und Architekturtheoretiker. Er war Gegnerdes Jugendstils und der Wiener Werkstätte, sein bekanntestesschriftstellerisches Werk ist „Ornament und Verbrechen“(1<strong>90</strong>8). Außerdem hatte er sehr klare Vorstellungen vom Wohnen.17Margarete Lihotzky, (1897-2000), Architektin; sie nahm 1920gemeinsam mit dem Gartenarchitekten Alois Berger an einemWettbewerb für eine Schrebergartenanlage auf dem WienerSchafberg teil. Dabei lernte sie den Siedlungsreferenten derGemeinde Wien, Max Ermers, und über ihn wiederum AdolfLoos kennen, der sie schließlich für die Siedlerbewegungwarb. 1922 arbeitete Lihotzky im Baubüro der im Februar1922 gegründeten Siedlungs-, Wohnungs- und Baugilde Österreichs(sie ist der Zusammenschluss des Zentralverbandes derBauarbeiter Österreichs, des ÖVSK und der Wiener Mietervereinigung);auch nach deren Auflösung bestand das Planungsbüroweiter.6


ChronikSV WienerfeldBeranekSV Wienerfeld. Arbeiten in der Siedlungsanlage.SV Wienerfeld. Der Siedler als Gärtner.EipeldauerBeranekBeranekProf. Anton Eipeldauer, bereits in den 1920er <strong>Jahre</strong>n für Schrebergärtner tätig, war auch als Gartenfachberater für den ÖSV im Einsatz.7


Chronikdem ersten Weltkrieg verstehen und richtig bewerten.Eine einigermaßen geordnete, moderne Bauindustriewar zu jener Zeit nicht vorhanden.“ 18 Margarete Schütte-Lihotzkywar von <strong>1921</strong> bis 1924 im Baubüro beschäftigt.Um die passende Möblierung zu organisieren,hatte Schütte-Lihotzky folgende Idee: „Ich habe danneine Stelle, die sogenannte Warentreuhand, innerhalbdieses Verbandes gegründet, weil wir gesehen haben,dass die Leute nicht die richtigen Möbel für diese Siedlungshäuserhatten. Die Wiener Werkstätte oder derWerkbund, das war (...) zu teuer. Wir haben den Weggefunden, vom Verband aus mit Firmen Vereinbarungenzu treffen, damit die Siedler die Dinge billiger bekommenkonnten ...“ 19Von Margarete Schütte-Lihotzky stammt der Entwurfzu verschiedenen Haustypen, wie dem Haus Typ7, gezeigt und aufgebaut bei der „5. Kleingarten-, Siedlungs-und Wohnbauausstellung“ vom 2. bis 9. September1923 auf dem Wiener Rathausplatz und im Rathaus.Initiator der Ausstellung soll Franz Siller gewesen sein,mit der Organisation war Otto Neurath beauftragt worden.20 Es gibt 3000 Aussteller, das Hauptinteresse derBesucher liegt jedoch auf den „Kernhäusern“ mit kompletterEinrichtung. Außerdem stammt von Schütte-Lihotzky der Vorläufer der „Frankfurter Küche“, eineerste Küche mit Einbaumöbeln, alles sollte der Einsparungvon Platz und damit der Verbesserung derArbeitsbedingungen der Hausfrau dienen. Zum erstenMal macht sich jemand Gedanken über die passendeMöblierung eines einfachen Hauses! In den Publikationendieser Zeit findet man immer wieder Vorschlägezur Einrichtung der Räume. Da ist von „Vergeudungmenschlicher Arbeitskraft“ im Haushalt die Rede, und:„Die Beseitigung dieser Missstände ist für die wahreBefreiung der Frau und ihre Gleichstellung mit demManne mindestens ebenso wichtig wie die Erlangungdes Wahlrechts.“ 21Loos lässt sich das „Haus mit einer Mauer“ patentieren.Er macht sich umfassende Gedanken zumThema Wohnen; Loos ist von Leberecht Migge, demLandschaftsarchitekten, beeinflusst. Im Vortrag „Diemoderne Siedlung“ von 1926 spricht Loos über dieNord-Süd-Ausrichtung der Grundstücke und Gärtenund über die Wohnräume, die zweigeschossig angelegtsind: „Wie gelange ich nun zu diesen räumen? Dagibt es wieder eine frage: soll dieses obere stockwerkvon der straße aus zugänglich sein oder soll man zuerstden wohnraum betreten, die wohnküche, und vonder wohnküche in das obere stockwerk gelangen. Ichhabe mich für den eingang im inneren entschieden.(...) Die gefahr der verführung, die oberen räume zuvermieten, ist zu groß. Wenn aber ein mieter durch dengemeinschaftlichen wohnraum gehen müsste, ist dieentscheidung über eine vermietung für den besitzernicht zweifelhaft.“ 2218Schütte-Lihotzky 2004, S. 86/8719Schütte-Lihotzky 1994, S. 21/2220Waloschek 2008, S. 2221Kampffmeyer 1926, S. 9522Opel 1982, S 198Als allerdings die ersten Arbeiter die von Loos geplantenHäuser besichtigen, sind sie überfordert, wassich in abfälligen Bemerkungen über die Räume ausdrückt.Sie sind die Wohnverhältnisse in den Zinskasernengewohnt, eine Wohnküche z.B. ist ihnen neu!Wichtigster Partner des <strong>Siedlerverband</strong>es ist dasSiedlungsamt der Stadt Wien, dessen erster genialerLeiter Max Ermers 23 ist, der von Gustv Scheu 24 mit demAufbau dieses Amtes betraut worden war. Sein Nachfolgervon <strong>1921</strong> bis 1928 war Hans Kampffmeyer, derauch einen Grundstückskataster einführte.Dem Siedlungsamt oblag laut Kampffmeyer die Bauaufsicht,das städtische Kontrollamt überwachte die Finanzgebarung.25Zeitzeuge Max Ermers: „Wir machten Grundstückeausfindig, untersuchten sie auf ihre zweckmäßigsteBebauungsfähigkeit, berieten Kleinhaustypen und Verbauungspläne,berieten die Siedler, die in Massen inunser Amtsheim, ins Eugen-Palais am Parkring strömten.(...) Wir schufen den Siedlungsfonds und gabennachher die Anregung zur Wohnbausteuer: die Wohnendensollten für die Nicht-Wohnenden sorgen. Siedlungum Siedlung entstand damals unter unseren Händen.Mehr als ein Dutzend. Tausend Hemmungen zumTrotz ruhte auf ihnen der Segen der Loos’schen Beratungund der vollkommenen Intuition. (...) SukzessiverAusbau des Hauses, Südorientierung und maximaleVerglasung des Gartens, Wohnküche, Sonnenmauern,Kellerlosigkeit, getrennte Kinderschlafzimmer, Eigenbereitungvon Klima und Boden durch den Siedler, daswaren seine Leitlinien. (...) 1922 gingen wir dann alsDelegierte zum Gartenstadt-Kongress nach Londonund die Ideen Loos’ feierten dort ihre ersten Triumphe.Die Wiener Siedlungsbewegung erlebte auf diese Weiseihre erste Anerkennung – in England.“ 26Die Siedlung Friedensstadt wird von Loos, Lihotzkyund Kampffmeyer <strong>1921</strong> begonnen. Auch in den anderenBundesländern kommt es zu organisierter Siedlungstätigkeit.Zeitzeuge Hans Kampffmeyer: „Mit einer autoritären,bürokratischen Behandlung der neuen, schwierigenAufgaben wäre das Siedlungsamt schwerlich zumZiele gekommen. Es bemühte sich daher, mit den Genossenschaftenund ihren Spitzenorganisationen weni-23Max Ermers (1881-1950) war Publizist; von 1919 bis 1923 warer Leiter des Siedlungsamtes der Stadt Wien. Seine Gedankenzum Wohnen legt er 1922 dar: „Die Siedlungs- und Kleingartenbewegung,die hauptsächlich in der Nähe der Städtegroßen Umfang gewonnen hat, müssen wir von Staat undGemeinde wegen aufs allerstärkste unterstützen. Sie schafftdie besten Vorbilder für intensive Bodenwirtschaft und repräsentierteinen Typus der Kleinlandwirtschaft unter den bestenhygienischen und kulturellen Bedingungen. Hunderttausendevon Großstädtern können so halbe Selbstversorger werden.“Ermers 1922, S. 38 f.24Gustav Scheu (1875-1935), Rechtsanwalt und sozialdemokratischerPolitiker. Mitbegründer der Zentralstelle für Wohnungsreform1<strong>90</strong>7. 1923 Vertreter der Siedler im Verband.25Kampffmeyer 1926, S. 3026Bock 2009, S. 102: Max Ermers über Adolf Loos, „Siedlerzeit“8


Chronikger als vorgesetzte Behörde, wie als Freund und Helferzusammenzuarbeiten.“ 27Im selben Jahr, im August <strong>1921</strong>, wird die GESIBAgegründet, die „Gemeinschaftliche Siedlungs- undBaustoffanstalt“; Träger sind der „ÖsterreichischeVerband für Siedlungs- und Kleingartenwesen“, dieGemeinde Wien und der Staat. Hauptaufgabe ist diefür die Siedlungstätigkeit benötigten Materialien zumöglichst günstigen Bedingungen zu beschaffen. Dr.Julius Deutsch 28 ist der Präsident. Er holt sich mit Dr.Hermann Neubacher – späterer Bürgermeister vonWien von 1938 bis 1940 – den Generaldirektor. „Alsder Staat und die Gemeinde Wien eine gemeinwirtschaftlicheAnstalt errichteten, welche die Siedler vonder Ausbeutung durch den spekulativen Handel befreiensollte, indem sie ihnen preiswerte Baumaterialienlieferte, wählte man mich zum Präsidenten des neuenUnternehmens. (...) Ich fand einen jungen tatkräftigenMann, der für die Leitung des Unternehmens alle Voraussetzungenmitbrachte: Dr. Hermann Neubacher. InVerbindung mit dem alten, erfahrenen Kaufmann JuliusBlum startete er überaus erfolgreich. Nach wenigen<strong>Jahre</strong>n zählte die ,GESIBA‘ (...) zu den führenden Unternehmungendes Baumaterialmarktes.“ 29Die Bedingung für die Unterstützung der Siedlungsgenossenschaftendurch die Gemeinde Wien und denStaat ist die Mitarbeit der Siedler. Erst werden 500Stunden, dann 1.000 Stunden Mindestleistung gefordert,1926 werden ca. 15%, also 1600 Arbeitsstundengeleistet. 30Bautagebuch Gemeinnützige Bau- und SiedlungsgenossenschaftKriegerheimstätten - Hirschstetten,29. Jänner <strong>1921</strong>: „20 Mann, hievon einige fast biszur Brust im Wasser stehend, zusammen 96 StundenSchilfrohr schneiden für die Stukkaturung für 20 Häuser!“31 – wir haben Jänner! Unter anderem bietet dieQuäkerorganisation („Gesellschaft der Freunde“) Hilfein Form von Geld und Sachspenden – so bekommt jederSiedler dieses Vereines eine Ziege, für die damaligeNachkriegszeit ein wunderbares Geschenk! 32 Diese„Englisch-amerikanische Hilfsmission der Gesellschaftder Freunde“ unter der Leitung von Mrs. A. Atherton-Smith arbeitet laut Kampffmeyer „stets in enger Fühlungmit den beteiligten Kreisen, besonders mit demSiedlungsamt der Gemeinde und dem österreichischenVerband für Siedlungs- und Kleingartenwesen.“ 33Der <strong>Siedlerverband</strong> hat seit seinem Bestehen einreiches Bildungsprogramm, so werden im ersten Halbjahr1923 insgesamt 537 Vorträge gehalten, davon 30827Kampffmeyer 1926, S. 1928Julius Deutsch (1884-1968), Sozialdemokrat, Staatssekretärfür Heereswesen, Gründer des republikanischen Schutzbundes,Widerstandskämpfer, Nationalratsabgeordneter und immerinteressiert an sozialpolitischen Aufgaben.29Deutsch 1960, S. 15730Kampffmeyer 1926, S. 253150 <strong>Jahre</strong> Gemeinnützige Bau- und SiedlungsgenossenschaftKriegerheimstätten – Hirschstetten3250 <strong>Jahre</strong> Gemeinnützige Bau- und SiedlungsgenossenschaftKriegerheimstätten – Hirschstetten, Neurath 1923, S. 2533Kampffmeyer 1926, S. 36über Gartenbau und immerhin 46 zum Thema Kleintierzucht.34Siedeln und die Siedlerbewegung sind allgegenwärtig,in Zeitschriften und Tageszeitungen gibt es regelmäßigBeiträge über Gartenbau und Siedlungswesen.Am 1. Jänner 1922 wird das Bundesland Wien gegründet,damit können Steuermittel gezielt für kommunalpolitischeVorhaben verwendet werden.1923 kommt es zur Anerkennung des „ÖsterreichischenVerbandes für Siedlungs- und Kleingartenwesen“als „proletarische Spitzenorganisation“ durch densozialdemokratischen Parteitag. Im selben Jahr beauftragtder Verband die Architekten Peter Behrens, JosefFrank, Josef Hoffmann, Adolf Loos und Oskar Strnadmit der Ausarbeitung eines Generalarchitekturplanesfür Wien.Am 21. September 1923 beschließt der Wiener Gemeinderatein Programm zum Bau von 25.000 Wohnungenin Form von mehrgeschossigen Großwohnanlagen,damit geht die finanzielle Unterstützung fürSiedlungshäuser dramatisch zurück. Waren <strong>1921</strong> nochüber 50 Prozent des errichteten Wohnraums in Formvon Siedlerhäusern gebaut worden, reduziert sich derAnteil 1923 auf 27,6 Prozent und 1925 schließlich auf4 Prozent. 351923 beginnt die „Kernhausaktion“, auch Siedlerhüttenaktiongenannt: zuerst soll das Kernhaus – dieWohnküche, Spülküche und Stall – errichtet werden,der weitere Ausbau soll dann nach und nach erfolgen,wenn Geld vorhanden ist. Margarete Lihotzky entwirftdie verschiedenen Kernhaustypen, das beliebteste wardas „Kernhaus Typ 7“. Die Gemeinde Wien stellt derGESIBA Hypothekardarlehen zur Verfügung (die sogenannten„Kernhauskredite“), so wird z.B. die Siedlung„Am Wasserturm“ nach den Plänen der ArchitektenSchuster und Schacherl errichtet. Die Siedler erhalteneinen Materialkredit von der GESIBA und sind an diestandardisierten Kernhaustypen des Baubüros des Verbandsgebunden.1924 kommt es zu einer schweren finanziellen Krisefür die Siedlerbewegung; Kampffmeyer erklärt dieprekäre finanzielle Lage der Siedlerbewegung mit derallgemein schlechten wirtschaftlichen Lage nach demKrieg, mit Österreich als „Torso“ der österreichisch-ungarischenMonarchie. Die Geldentwertung führt dazu,dass der Bundes-Wohn- und Siedlungsfonds aufgelöstwird, es wird 1923 eine Wohnbausteuer eingeführt, dienur für die Finanzierung der Wohnbautätigkeit dient.Diese Wohnbausteuer wird vom WohnbaustadtratHugo Breitner 36 eingeführt, weitere Steuern besteuernin erster Linie Luxusgüter und -dienstleistungen und34Neurath 1923, S. 4935Allmayer-Beck 1993, S. 2836Hugo Breitner (1873-1946), Sozialdemokrat, führte ein sozialgestaffeltes Steuersystem ein; gemeinsam mit Robert Dannebergentwickelte er eine neue progressive Wohnbausteuer,diese wurde 1923 eingeführt und finanzierte etwa ein Drittelder Kosten für über 64.000 neue Wohnungen in Wien, die zwischen1923 und 1934 errichtet wurden. In Wien ist der Hugo-Breitner-Hof in der Linzer Straße 299-325 nach ihm benannt.9


Chronikwerden – von den Besitzenden – vehement angefeindet.Sie gehen als „Breitner-Steuern“ in die Geschichteein. Die Finanzierung von Siedlungshäusern nimmt im„Roten Wien“ nur mehr einen bescheidenen Anteil ein,der Großteil der für Wohnbau zur Verfügung stehendenfinanziellen Mittel wird für die Gemeindebautätigkeitverwendet.Das Ende einer ÄraIm Sommer 1925 wird die Technische Abteilungdes Österreichischen Verbandes für Siedlungs- undKleingartenwesen aufgelöst. 37 Kampffmeyer und Neurathlegen 1925 ihre Ämter zurück, Adolf Loos stelltseine Tätigkeit als Chefarchitekt des Siedlungsamtes1925 ein. Margarete Schütte-Lihotzky ist bis Mai 1925im Baubüro des <strong>Siedlerverband</strong>es beschäftigt und gehtdann nach Frankfurt. Gustav Scheu war schon 1924aus seinem Amt ausgeschieden.Damit ist die Blütezeit des Österreichischen Verbandesfür Siedlungs- und Kleingartenwesen vorbei.Mit 15. Mai 1925 ist plötzlich vom „Verband fürKleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ die Rede.„Die Siedlersektion verliert ab 1927 weiter an Bedeutung,als die Gemeinde Wien beschließt, alle von ihrfinanzierten Siedlungsbauten nicht mehr von den Genossenschaftenund den Siedlern selbst, sondern vonder GESIBA als Treuhänderin durchführen zu lassen.Die bis dahin in manueller Arbeit aufzubringendeSiedlerleistung, rund 15 % der Baukosten, muss nun inGeldeswert abgestattet werden.“ 38Der <strong>Siedlerverband</strong> veranstaltet im Jahr 1929 den„Ersten Kongress der österreichischen Kleinwirtschafter“,das Hauptaugenmerk liegt auf den Kleingärtnernund Tierzüchtern.Jänner 1930, die Verbandszeitschrift heißt jetzt„Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“, das Titelblattzieren gezeichnete Häuser, Hühner, Ziegen, esist kein Siedlerzeichen abgebildet. Sitz ist die Moeringgasse7 im 15. Wiener Gemeindebezirk. Verbandspräsidentist Josef Gogg, verantwortlicher Redakteur JosefGroßschopf (der dann nach dem Krieg Verbandspräsidentwerden soll!). Zu dieser Zeit gibt es auch schoneinen „Landesverband“ für Oberösterreich, aber auchfür Burgenland und Kärnten. Im Mai 1933 wendet sichVerbandssekretär Karl Ölsinger mit einer Bitte an dieKollegen: „Nicht mehr als 10 Druckzeilen (...) einzusenden“.Es gibt Bestrebungen, dass sich der Verband inSiedler und Kleingärtner aufspalten soll.Ende 1932 veranlasst das Bundes-Wohn- undSiedlungsamt (per Bundesgesetz vom 15. April <strong>1921</strong>wurde die Umformung des Staatlichen Wohnungsfürsorgefondsin das Bundes-Wohn- und Siedlungsamt beschlossen)die Randsiedlungsaktion. Neben der „Stadtrandsiedlungin der Leopoldau bei Wien“ wird die„Primitivsiedlung Wien-Lobau“ „adaptiert“: Hier unterstütztdas BM für Land- und Forstwirtschaft die VersucheArbeitsloser, sich so eine Wohnstätte und einenbescheidenen Lebensunterhalt zu ermöglichen. Bereitszwei Jahrzehnte zuvor, in den 10-er <strong>Jahre</strong>n des 20.Jahrhunderts, entstanden solche „wilden Siedlungen“(darunter muss man sich Behausungen vorstellen, dienicht viel mehr waren als Erdlöcher, notdürftig überdachtmit Abfallprodukten, wie Kisten, etc.). Das BMunterstützt diese Siedler „durch Lieferung von Saatgut,Baumaterial, Brunnen, Kleintieren, usw. im runden Betragevon etwa 200 S pro Siedlerfamilie. Eine ungefährgleich hohe Unterstützung erfolgte dann seitens derGemeinde Wien. Die Siedler beschäftigten sich insbesonderemit Gartenbau und Kleintierzucht.“ 39Die sogenannten „Randsiedlungsaktionen I undII“ sind von der Bundesregierung initiiert und bezweckenab 1934 „vorrangig eine Pazifizierung der Arbeiterschaft“.40 Für die Randsiedlungsaktion I erhält derBundes-Wohn- und Siedlungsfonds (=BWSF) ca. 20Millionen Schilling aus den Überschüssen der Zinsgroschensteuerzugewiesen. „Randsiedlungsaktion IIwurde hingegen eine aus den normalen jährlichen Gebarungsüberschüssendes BWSF finanzierte Bauförderunggenannt, mit der Einfamilienhäuser für Angestellteund Pensionisten (Höchsteinkommen 350 Schilling)mit Fondsdarlehen von 7000 Schilling gebaut werdenkonnten.“ 41 Insgesamt werden mit der Randsiedlungsaktionzwischen 1932 und 1936 5052 Siedlerstellen errichtet,mit der Randsiedlungsaktion II 1935 und 1936346 Siedlerstellen. Hoffmann schreibt, dass man 1933mit 100.000 Arbeitslosen und Ausgesteuerten rechnete– da waren die errichteten Siedlerstellen ein Tropfenauf dem heißen Stein. Und es ist keine Rede mehr davon,dass Arbeitslose in den Genuss einer Siedlerstellekommen könnten! 42In diesem Jahr findet auch die Ausstellung „InternationaleWerkbundsiedlung Wien 1932“ der WienerGartenstadtbewegung statt.1934 bis 1938Die Verbandszeitschrift „Kleingärtner, Siedler undKleintierzüchter“ gibt Aufschluss über die Verbandsleitungder kommenden <strong>Jahre</strong>: Im Februar 1934 ist voneiner bevorstehenden Statutenänderung des „Reichsverbandesder Kleingärtner, Siedler, Kleintierzüchterund Kleinwirtschafter Österreichs“ die Rede. In derMärz-April-Ausgabe 1934 erscheint ein Bescheid, dassein Verwaltungsausschuss eingesetzt wird: Ing. Dr.Eduard Brabenek, er ist Vorstand der Kleingartenstelle,Min.Rat Josef Otto Krammer und Alt-GemeinderatFranz Ullreich. Krammer ist Vorsitzender des Verwaltungsausschussesund alle Funktionäre „...gehen ihresAmtes verlustig“! Grund sind die Februarkämpfe unddie folgende Zeit des Ständestaates.15. März 1934: Ab da scheint im Impressum Folgendesauf: Eigentümer, Herausgeber und Verleger:Österreichischer Verband der Kleingärtner, Siedler37Zeugnis Hans Waloschek, Waloschek/Stark-Archiv inHamburg, http://www.waloschek.de/hans/docs/doc-scan-2002-beruf-5-9.pdf vom 20.8. <strong>2011</strong>38Posch 1981, S. 7839Der Aufbau des österr. Siedlungswerkes, S. 176 f.40Hoffmann 1978, S. 73041Hoffmann 1978, S. 73142Hoffmann 1978, S. 730 ff.10


Chronikund Kleintierzüchter (Vorsitzender Min.Rat Josef OttoKrammer), verantwortlicher Redakteur: Josef Reißberger.Dieser Josef Reißberger sollte den Ständestaat unddas Dritte Reich, zumindest bis 1943, in der Funktiondes Redakteurs überdauern.Im August 1934 wird der Verband umbenannt: „ÖsterreichischerHauptverband für das Siedlungs- undKleingartenwesen in der Vaterländischen Front“ – daringehen auf: der „Zentralverband der gemeinnützigenBauvereinigungen Österreichs“ und der „ÖsterreichischeVerband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“.Es gibt den Verweis, dass die Organisationunpolitisch ist. Die Leitung übernimmt Sektionschefa. D. Doktor Armand Vejborny, er war bereits <strong>1921</strong>stellvertretender Präsident der GESIBA; dieser Hauptverband„ist als Hilfsorganisation der VaterländischenFront berufen“. 43 Der „Zentralverband der gemeinnützigenBauvereinigungen Österreichs“ gibt eine eigeneZeitschrift heraus, die „Siedlerpresse“, später unterdem Namen „Der österreichische Kleinwirtschafter“.In dieser Zeitschrift scheinen einige Vereine auf, diewir heute noch gut kennen, z.B. Verein der EigenheimbesitzerInzersdorf und Umgebung, Verein Siedlungan der Gerasdorferstraße, Vereinigte GemeinnützigeBau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft „Süd-Ost“ und die Siedlungsgemeinschaft Hermeswiese.Ab September 1934 gibt es den Titelzusatz: „OffiziellesOrgan des Hauptverbandes für das Siedlungs- undKleingartenwesen in der Vaterländischen Front des ÖsterreichischenVerbandes für Kleingärtner, Siedler undKleintierzüchter“. Zu dieser Zeit wird ein Versammlungsverboterlassen!1935 führt Vorsitzender Krammer die Obmännerkonferenzein, im Oktober 1935 findet der 5. InternationaleKleingärtnerkongress in Polen statt. Krammerund Reißberger nehmen daran für Österreich teil,Krammer wird zum Vizepräsidenten des InternationalenVerbandes gewählt. 44 Im Dezember 1935 wird einneuer Verwaltungsausschuss gewählt: Vorsitz: Krammer,Stellvertreter: Anton König, Mitglied des Verwaltungsausschusses:Josef Rupprecht, Kleintierzüchter:Franz Schmied; der Leiter des Siedlungs- und Kleingartenamtesist Dr. Friedrich Schubert. 45 In diesem Jahrwird auch der „Verein blinder Siedler“ gegründet.1938 bis 1945April 1938: Der Verwaltungsausschuss wird seinesAmtes enthoben, Generalsekretär Kominek beurlaubt,Pg. Robert Reznicek wird als politischer Kommissärbesetzt, Pg. Otto Julius Morgeneyer mit der fachlichenFührung betraut. 46 Im Impressum der Siedlerzeitungist zu lesen, dass den Vorsitz Pg. Robert Reznicek innehatund der Redakteur J. Reißberger ist. 4743Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, August 193444Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, Februar 193545Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, Dezember 193546Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, April 1935, S. 247Pg. = Parteigenosse, Mitglied der NSDAPMai 1938: „Landesbund Österreich im ReichsbundDeutscher Kleingärtner“, Stellvertreter von Pg. Bolekist Pg. Reznicek, Bolek ist kommissarischer Reichsbundleiterfür Österreich! Ab Juni 1938 scheint im ImpressumPg. Architekt Wilhelm Bolek als Vorsitzenderauf.September 1938: „Alle Siedler im Dt. Siedlerbund“– am 20. August 1938 wird die Überführung sämtlicherin der Ostmark bestehenden Siedlervereine in den„Deutschen Siedlerbund e.V.“ in Berlin angeordnet.Kommissarischer Bevollmächtigter ist Pg. Wilhelm Bolek,kommissarischer Geschäftsführer GartentechnikerPg. Rudolf Brezina. Wilhelm Bolek war auch nach demZweiten Weltkrieg noch jahrelang als Obmann des SVFriedensstadt tätig.Diese Ausgabe vom September 1938 ist die letzteder Siedlerzeitung für die Mitglieder, ab sofort erhaltensie „Der deutsche Heimstättensiedler“ und „Nachrichtenblattdes DSB in der Ostmark“. 1938 werden alleVereine in Österreich aufgelöst.Da die Siedlervereine nach Deutschland ausgegliedertwurden, wird die Zeitschrift von „Kleingärtner,Siedler und Kleintierzüchter“ umbenannt in „OstmärkischerKleingärtner, Mitteilungsblatt der Landesbündeder Ostmark im Reichsbund Deutscher Kleingärtnere.V.“ (mit Oktober 1938). Für die Gaue Wien, Niederdonauund Oberdonau ist der „Landesbund Donaulandder Kleingärtner im Reichsbund Deutscher Kleingärtnere.V., Wien 15. Bez., Moeringgasse 7“ gebildet worden.Kommissarischer Leiter ist Pg. Wilhelm Bolek,sein Stellvertreter ist Pg. Alfons Hagenbigl, zum Geschäftsführerwird Pg. Robert Reznicek. 48 Der „OstmärkischeKleingärtner“ zeichnet sich unter RedakteurReißberger durch Kriegshysterie, Hitler-Verehrung undPropaganda für das Dritte Reich aus. Diese Zeitschriftbesteht bis in die 40-er <strong>Jahre</strong>.Vom Leben damals, etwa 1939, berichten folgendeZeilen: „Viele haben Erdhügel, wo die Autobahn geplantwar, planiert und bebaut. Ich hab zwölf solcherHügel mit unserem Namen besteckt und Mais und Kartoffelnangebaut. Da schon viele Hügel besteckt waren,musste ich schon weit außer Ort fahren. Gegen Matzendorfhatte ich sechs Hügel zu bearbeiten. (...)“ Diebewirtschaftete Fläche ergab zusammen etwa 350-400Quadratmeter, erreicht wurden die etwa vier km entferntenFlächen per Leiterwagen mit dem kleinen Kinddarauf samt Jause, geerntet wurde auch Tierfutter fürdie Hühner und Hasen. 491943 ist Wilhelm Bolek Leiter des Gauheimstättenwerkesder DAF (Deutsche Arbeitsfront, Anm. d. Verf.)und damit mit der Grabelandaktion auf Privatgrundstückenbeauftragt; er leitet auch die Landesgruppe desdeutschen Siedlerbundes. 50Die Wohnbautätigkeit unter den Nationalsozialistenbringt nur ca. 3000 neue Wohnungen hervor, 1942kommt der Wohnungsbau völlig zum Erliegen. 194548Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, Oktober 193849Toth 1992, S. 92 f.50Ostmärkischer Kleingärtner Februar 1943, S. 1811


Chronikwaren 13 Prozent der Wiener Wohnungen zerstört, von706.047 Wohnungen sind 86.875 Wohnungen unbewohnbar,rund 35.000 Menschen sind obdachlos. 51Es gäbe noch viel mehr zu berichten, aus Platzgründensind viele Einschränkungen notwendig; trotzdemhoffe ich, Ihnen einen Einblick in die Anfangsjahre einerbesonders damals bedeutenden Organisation mit vielentatkräftigen Menschen, an der Spitze und an der Basis,gegeben zu haben. Umso mehr freut es mich, dass ichab Jänner 2012 die altehrwürdige Verbandszeitschriftgestalten darf!Mag.ª Gabriele Elias-KreinerStudium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft;Mitarbeiterin der„Siedlerzeitung“ seit über zwei Jahrzehnten;journalistische Tätigkeit; Gründerindes Vereins „sigma“ für Kinder- und Jugendarbeit.Titelseite der ersten Siedlerzeitung „Der Siedler – Zeitschrift fürKleingärtner, Siedler und Wohnungsreformer“ vom April <strong>1921</strong>.In dieser Ausgabe wurde zum Massenaufmarsch aufgerufen.Die Forderungen: „Der Hauptverband für Siedlungswesen fordertvor allem ein rasches und weitgehendes Enteignungsverfahrenfür Siedlungs- und Kleingartenzwecke, die Beistellungöffentlicher Mittel, die Schaffung einer Siedlungsbank, dieöffentliche Kontrolle der Baustoffproduktion sowie eine Reihevon Erleichterungen für Siedler, so die Bevorzugung bei der Benützungvon Fahrgelegenheiten.“ – An dem Massenaufmarschnahmen über 30.000 [!] Personen teil.Dieser Text entstand im Zuge eines größer angelegtenForschungsprojektes zur Geschichte des Österreichischen<strong>Siedlerverband</strong>es und der Verbandszeitschrift.Literatur• Bock, Ralf: Adolf Loos. Leben und Werke 1870-1933. DeutscheVerlags-Anstalt. München. 2009• Deutsch, Julius: Ein weiter Weg. Lebenserinnerungen.Amalthea-Verlag Zürich, Leipzig, Wien. 1960• Ermers, Max: Österreichs Wirtschaftsverfall und Wiedergeburt.Interterritorialer Verlag „Renaissance“ (Erdtracht)Wien, Berlin, Leipzig, New York. 1922• Hoffmann, Robert: Zwischen Wohnreform und Agrarromantik.Siedlungswesen und Siedlungsideologie in Österreichvon der Jahrhundertwende bis zur Weltwirtschaftskrise. In:Altfahrt, Margit/Bolognese-Leuchtenmüller, Birgit/Förster,Wolfgang/Hoffmann, Robert/Stiefel, Dieter: Die Zukunftliegt in der Vergangenheit. Studien zum Siedlungswesender Zwischenkriegszeit. Franz Deuticke. Wien 1983. S. 5-35• Hoffmann, Robert: Entproletarisierung durch Siedeln? DieSiedlungsbewegung in Österreich 1918 bis 1938. In: Botz,G./ Hautmann, H./Konrad, H./Weidenholzer, J. (Hg.): Bewegungund Klasse. Studien zur österreichischen Arbeitergeschichte.Europaverlag Wien, München, Zürich. 1978. S.713-742• Hoffmann, Robert: „Nimm Hack’ und Spaten ...“ Siedlungund Siedlerbewegung in Österreich 1918 – 1938. Verlag fürGesellschaftskritik. Wien 1987• Kampffmeyer, Dr. Hans: Siedlung und Kleingarten. Verlagvon Julius Springer. Wien. 1926• Karonitsch, Sebastian: Die Institutionalisierung der Siedlerbewegungin Wien - Gemeinnütziger Wohnbau von 1<strong>90</strong>7-1914. DA. Wien 2010• Opel, Adolf (Hg.): Trotzdem: 1<strong>90</strong>0 - 1930/Adolf Loos. Unveränd.Neudr. d. Erstausg. 1931. Georg Prachner Verlag.Wien, 1982• Maderthaner, Wolfgang/Musner, Lutz: Die Anarchie derVorstadt. Das andere Wien um 1<strong>90</strong>0. Campus-Verlag. Frankfurt/Main2000• Neurath, Otto: Österreichs Kleingärtner- und Siedler-Organisation.Kommissionsverlag der Wiener Volksbuchhandlung.Wien, 1923.• Österreichisches Kuratorium für Wirtschaftlichkeit (Hg.):Der Aufbau des österreichischen Siedlungswerkes. Berichtdes ÖKW-Arbeitsausschusses „Innenkolonisation“. Verlagvon Julius Springer. Wien. 1933• Posch, Wilfried: Die Wiener Gartenstadt-Bewegung. Reformversuchzwischen erster und zweiter Gründerzeit. Ed.Tusch. Wien, 1981.• Schütte-Lihotzky, Margarete: Erinnerungen aus dem Widerstand.Promedia Druck.- und Verlagsgesellschaft. Wien.1994• Toth, Marie, Schwere Zeiten. Aus dem Leben einer Ziegelarbeiterin.Böhlau Verlag 1992• Weisgram, Alfred: Das Problem der Versorgung Wiens mitLebensmitteln von der Zeit nach dem Zerfall der Österreichisch-ungarischenMonarchie bis zur Trennung Wiens vonNiederösterreich. Diss. 1969• Waloschek, Pedro (Hg.): Der Architekt Hans Waloschek.Sein Leben und seine Freunde. Verlag Books on DemandGmbH, Norderstedt. 2008• Welzig, Maria: Josef Frank. Das architektonische Werk. BöhlauWien, Köln, Weimar. 1998• „Siedlerzeitung“ Jahrgänge <strong>1921</strong> bis 1938• Mittheilungen des Vereines Schrebergärten ab 191551http://www.demokratiezentrum.org/wissen/timelines/sozialer-wohnbau-in-wien.htmlvom 20.8. <strong>2011</strong>12


ChronikAtelier Artograph / R. MüllerGroßes Bild oben: SV Hennersdorf, NÖ, 1932. Bau des Einfamilienhauses der Familie Juricek. Das mühsam erbaute Haus wurde bei einemBombenangriff auf Hennersdorf am 24. Mai 1944 durch einen Volltreffer vollständig zerstört. Kleines Bild oben: Der Wiederaufbaudes Hauses erfolgte 1946 bis 1948, und so sieht es heute aus.Errichtung der Eisenbahnersiedlung in Wels, OÖDer SV Wels (ehem. Eisenbahnersiedlung) heuteW. ZinklW. ZinklBachmairA. FrankeSiedlungshaus in Kapfenberg, 1939SV Kapfenberg heute13


Chronik1945 bis heutevon OSR Erwin MigglDie Siedler fassen wieder Mut und beginnen mitdem Wiederaufbau. Wieder muss zu Krampen undSchaufel gegriffen werden, um Bombentrichter aufzufüllen,Wasserleitungen instand zu setzen und die Versorgungmit Strom zu ermöglichen.Viele Provisorien sind notwendig, weil so gut wiekeine Materialien vorhanden sind. Hier kann jedochder <strong>Siedlerverband</strong>, durch viele Beitritte gestärkt undvon der öffentlichen Hand unterstützt, so manchemseiner Vereine hilfreich zu Seite stehen.1945 wird das Verbandsheim in Wien 15, Moeringgasse7, von der russischen Besatzungsmacht in Besitzgenommen. Alle Akten und sonstigen Unterlagen sindder Vernichtung preisgegeben; sie werden zum Fensterhinausgeworfen und von der Bevölkerung mangelsBrennmaterial zum Heizen verwendet. Der „SiedlerbundDonauland im Reichsbund Deutscher Siedler“wird liquidiert. Öffentliche Verwalter sind die HerrenKarl Dekara und Engelbert Mörwald. Infolge der unklarenRechtslage zieht sich diese Liquidation über <strong>Jahre</strong>hin.Nach Auszug der Besatzungsmacht aus dem Verbandsheimwird der „Österreichische Verband derSiedler und Kleintierzüchter“ gegründet. Das Verbandsheimwird von den verbliebenen Mitarbeiterninstandgesetzt, und der langjährige Funktionär desVerbandes, Karl Dekara, wird bei der konstituierendenGeneralversammlung im Frühjahr 1946 zum erstenPräsidenten (Vorsitzenden) gewählt. Präsident Dekaragründet die „Baugenossenschaft des Österreichischen<strong>Siedlerverband</strong>es“ und auch die „Wirtschaftsstelle desÖsterreichischen <strong>Siedlerverband</strong>es“; beide Geschäftszweigebestanden bereits in der Zwischenkriegszeit.Noch in diesem Jahr nimmt die Wirtschaftsstelledes Österreichischen <strong>Siedlerverband</strong>es in Wien 15,Moeringgasse 7, und dem Verkaufslager in der Hüttelbergstraße26a ihre Arbeit auf. Es ist ein harter undsteiniger Weg in diesem Jahr, als mit der Auslieferungder ersten Waren begonnen wird.Im Jahr 1946 werden folgende Waren geliefert:500.000 kg Saatkartoffeln, 1,050.000 kg Düngekalk,80.000 kg Kalisalz, 60.000 kg Kalkammonsalpeter,50.000 kg Superphosphat, 30.000 kg Spritzmittel,20.000 kg Baukalk, 12.000 kg Zement, 35.000 kg Mörtelstoff,7.000 kg Gips, 3.000 kg Holzzement, 13.000kg Dachlack, 11.000 Stück Mauerziegel, 2.000 StückDachziegel, 500 kg Anstrichfarbe, 1.500 m Wasserleitungsrohre,größere Mengen an Sämereien, Werkzeugenund Haushaltsgeräten.Die Wirtschaftsstelle hatte dann auch Filialen inFloridsdorf, Prager Straße 31-33, und Hütteldorf, LinzerStraße 401. Mit der Normalisierung der wirtschaftlichenVerhältnisse verliert die Wirtschaftsstelle jedochihre Bedeutung. Sie wird unter Josef Großschopf,der nach Karl Dekara rund fünf <strong>Jahre</strong> Präsident war,in „Gartenhilfe“ umbenannt und von den ÖsterreichischenStickstoffwerken übernommen.Die „Baugenossenschaft“ unter GeschäftsführerIng. Münster befasst sich mit dem Bau von Genossenschaftswohnungenund übersiedelt 1947 als selbständigeOrganisation nach Wien 1, Reichsratsstraße.Im April 1946 wird die erste Ausgabe der Monatszeitschrift„Der Siedler“ herausgegeben; Josef Großschopfwar bis zu seinem Tod im Jahr 1956 verantwortlicherRedakteur. In dieser ersten Ausgabe nach demKrieg findet sich unter dem Titel „Wiederaufbauarbeitim <strong>Siedlerverband</strong>“ folgender – gekürzt wiedergegebener– Artikel:„Der Österreichische <strong>Siedlerverband</strong>, die Organisation,die sich die Siedler geschaffen haben, hat sichzur Aufgabe gemacht, alle Mittel aufzubieten, um dengewiss nicht unbescheidenen Wünschen und Forderungenseiner Mitglieder bei den zuständigen StellenErfüllung zu erwirken. Diese Arbeit, die die Leitungunseres Verbandes zu bewältigen hat, ist gekennzeichnetdurch ein zähes, unermüdliches Ringen um daswirtschaftliche Eigenleben der Siedler Österreichs.Trotz der Kürze der Zeit wurde organisatorisch alsauch siedlerisch bereits viel versprechende Aufbauarbeitgeleistet, die das Beste für die Zukunft erhoffenlässt. Die Einigkeit der engeren Mitarbeiter aus den angeschlossenenSiedlervereinigungen und das gemeinsameInteresse aller am Aufbau des Verbandes zeigtesich am besten in durchwegs einstimmig angenommenenAnträgen und Beschlüssen. Es ist eine Freude, dieeindringlichen Beratungen aller ‚Fragen‘ in den Sitzungenund Konferenzen des Verbandes mitzuerleben undzu hören, wie die Siedlerobmänner nichts unversuchtlassen, um ihr Schicksal selbst zu meistern, aber auchdankbar dafür sind, wenn ihnen Hilfe von Regierungsstellenund Verwaltungsbehörden zuteil wird. Die Verdienste,die sich namentlich Staatssekretär Böhm undBundesminister Maisel vom Staatsamt für soziale Verwaltungum das Wohl unserer Siedler erwerben, sollenhier besonders vermerkt werden.Es gibt heute keine wichtigere Aufgabe als die Beschaffungnotwendiger Lebensmittel zur Sicherungder Ernährung, und auch in diesem Sektor werdendie Siedler alles Notwendige in dem ihnen gezogenenRahmen tun. Freilich wird diese Aufgabe keine leichtesein, aber die Solidarität unserer Siedler bürgt dafür,dass wir einer Lösung nahe kommen, noch dazu, wowir auf das Entgegenkommen vieler amtlicher Stellenrechnen können.“Imkerschule und KleintierzuchtDie Imkergruppe im <strong>Siedlerverband</strong> bestand bereitsvor 1938, wurde jedoch in der faschistischen Äraaufgelöst. Im Herbst 1947 wird – dem dringendenWunsch der Mitglieder entsprechend – wieder eineImkergruppe gegründet, welche in einem Gasthausim 1. Bezirk ihre Sprechstunden abhält und fachlicheBeratung anbietet. Der Kleintierzucht wirdgleichfalls großes Augenmerk geschenkt, und esgibt für diese Sparte einen eigenen Verbandsreferenten.Beide Sparten verlieren jedoch in den 70er<strong>Jahre</strong>n an Bedeutung und werden aufgelöst.14


ChronikDas Verbandsheim übersiedeltIm Jahr 1954 muss das Verbandsheim wegen der Erbauungder Wiener Stadthalle geräumt werden undübersiedelt in die Siebenbrunnenfeldgasse 1d im 5.Bezirk, wo es sich heute noch befindet.Bereits 1956 wird mit der Wiener Städtischen Versicherungfür alle Mitglieder des <strong>Siedlerverband</strong>es einebegünstigte Haus- und Grundhaftpflichtversicherungabgeschlossen. Das Versicherungsreferat wurde vomVerbandskassenführer Engelbert Mörwald bis 1969betreut. Kurz darauf übernimmt Gerhard Velhartickydiese Sparte; er und seine Söhne sind bis heute Ansprechpartnerfür alle Versicherungsfragen.Gleichfalls 1956 verstirbt der Präsident und gleichzeitigeRedakteur Josef Großschopf, und VizepräsidentFranz Spousta wird Präsident. Der Schriftführer desVerbandes, Franz Schwanzara, wird verantwortlicherRedakteur.Langsam normalisierten sich die Verhältnisse, undso ändert sich auch der Aufgabenbereich des <strong>Siedlerverband</strong>es:In vielen Siedlungen werden Kanalbautenvorgenommen, Gehsteige hergestellt und auch andereAufschließungsarbeiten vorgenommen, die die finanziellenMöglichkeiten vieler Siedler weit übersteigen.Hier ist es wieder der <strong>Siedlerverband</strong>, der helfendeingreift und Kreditaktionen schafft, Gesetze beeinspruchtund bei Bund und Gemeinden erfolgreich interveniert.Der Katastrophenfonds1949 wird der Katastrophenfonds geschaffen, umunverschuldet in Not geratenen Siedlern rasch undunbürokratisch helfen zu können. Den Grundstockhiefür bildete der Reingewinn des 1. <strong>Siedlerverband</strong>sballes.Dieser Fonds, welcher damals hauptsächlichfür Hochwasserschäden im Raum Wienbenötigt wurde, konnte durch Spenden sowie demReinerträgnis des viele <strong>Jahre</strong> hindurch veranstaltetenSiederverbandsballes dotiert werden.Im September 1965 legt Präsident Franz Spoustakrankheitshalber seine Funktion zurück, und VizepräsidentWilhelm Pinka wird zum Verbandspräsidentengewählt.Im Jahr 1969 wird Franz Schwanzara zum 1. Vizepräsidentengewählt, und seine Funktion als Schriftführerübernimmt Albert Dunst. Als Schriftführerstellvertreterwird Erwin Miggl eingesetzt, der auchvertretungsweise bei der Gestaltung der Zeitschriftmitwirkt und ab Jänner 1970 das Amt des verantwortlichenRedakteurs übernimmt. Ein Jahr später verstirbtEhrenpräsident Franz Spousta, und Franz Schwanzaralegt aus Gesundheitsgründen die Funktion des Vizepräsidentenzurück; für ihn wird OSR Viktor Prusa inden Vorstand kooptiert. Beim Verbandstag 1975 wirddann Viktor Prusa zum Präsidenten gewählt.In diesen <strong>Jahre</strong>n musste der Verbandsvorstandwieder all seine Kraft einsetzten, um verschiedeneProbleme zu lösen: Es müssen Absiedlungsverhandlungengeführt werden, da durch den Autobahnbauim Wiener Raum etliche Siedler ihre Heimstätte verlieren,es werden zähe Verhandlungen betreffs derEinheitswertfestsetzung 1973 geführt, aber auch verschiedeneKreditaktionen ins Leben gerufen. Gesetzebzw. Gesetzesnovellierungen, die den Interessen derSiedler widersprechen, werden zum Teil erfolgreichbeeinsprucht.Zum 1. Jänner 1977 werden die Einheitswerte um10 Prozent erhöht.Erinnerungen einer FunktionärinSchon als Kind wurde ich in den Siedlervereineingebunden und so kann ich mich noch gut erinnern,wie es damals war.Mein Vater war Hauptkassier, somit gab es beiuns immer „Tag der offenen Tür“. Der Verein warvorwiegend für die Siedlung zuständig, die fürBergarbeiter gebaut wurde. Aber auch in anderenOrtschaften gab es Mitglieder. In dieser Zeit hattefast jeder Kleintiere wie Ziegen, Enten, Hasen, Hühnerund Schweine. Der Verein bemühte sich daherum Futtermittel etc. Auch darum kümmerte sichvorwiegend mein Vater. Die Ausgabe des Futters erfolgtevorerst in einer Holzhütte. Später wurde einvereinseigenes Gebäude errichtet, eine so genannteWirtschaftshütte.Es gab damals noch kein Telefon in der Siedlung,so wurde ich öfter mit dem Kohlenzug mit einerBestellliste zum Händler nach Timelkam geschickt.Wenn die Lieferung kam und ich hatte schulfrei,musste ich mit den Lieferanten mitfahren, um größe-re Sachen, wie Strohballen, Baumaterialien etc.direkt zum Haus eines Mitgliedes zu bringen.Das Hauptgetränk der Leute war damalsMost. Als es hier einmal kein Mostobst gab, ließder Verein extra mehrere Tonnen Mostobst ausder Steiermark mit dem Zug anliefern. Dieseskonnte dann von den Mitgliedern verbilligt gekauftwerden, um das beliebte Getränk zu brauen.Zum Vereinseigentum zählten auch Ziegenböcke,die bei Mitgliedern untergebracht waren. Dienötigen Futtermittel wurden vom Verein zur Verfügunggestellt. Man wusste genau, wo die Häuserwaren, der „besondere“ Duft verriet es.Funktionäre mussten auch öfter Streitigkeitenzwischen den Nachbarn schlichten. Keine leichteAufgabe. So war ich von Kind an für den Siedlervereintätig. Als in den späteren <strong>Jahre</strong>n auch meinMann Ausschussmitglied wurde, verstärkte auchich das Vereinsteam und übernahm eine Funktion,die ich bis heute noch ausübe.Rosa Maurer vom SV Ampflwang15


ChronikIm April 1978 findet der Verbandstag in Wilhelmsburgstatt. Im Rahmen dieser Großveranstaltung übernimmtder ÖSV die Patenschaft für eine neue Siedlung.In dieser Zeit wird auch immer mehr auf den UmweltschutzAugenmerk gelegt; Seminare finden statt,und zahlreiche Gartenfachberaterschulungen werdendurchgeführt.1980 findet die Hauptveranlagung der Vermögenssteuerstatt; der Verbandsführung gelingt es, einenFreibetrag für Einfamilienhäuser durchzusetzen.Mit Stichtag 1. Jänner 1980 werden die Einheitswerteum weitere 10 Prozent erhöht.Unsere Zeitschrift wird färbigNach dem Verbandstag 1981 in Ampflwang erscheintdie Zeitschrift „Siedlung und Eigenheim“erstmals im Innenteil mit grüner Schmuckfarbe,und im Jänner 1986 wird unsere Zeitschrift erstmalsvierfärbig gedruckt. Kurze Zeit später erfolgtdie Umstellung auf umweltfreundliches Papier.Zum 1. Jänner 1983 werden die Einheitswerte nochmalsum 15 Prozent erhöht.Beim Verbandstag 1985 wird von allen DelegiertenÖsterreichs eine Resolution zur geplanten Einheitswertfeststellung1986 einstimmig beschlossen; diesewurde dann auch auf 1988 verschoben.Am 20. November 1988 verstirbt der ehemalige VerbandspräsidentWilhelm Pinka. Nach ihm wird 1992ein Platz im zehnten Wiener Gemeindebezirk benannt.Die Kontakte mit den deutschen – vornehmlich denbayerischen – Siedlerfreunden werden gepflegt undausgebaut. Der Erfahrungsaustausch wirkt sehr befruchtend.Beim Verbandstag 1989 legt OSR Viktor Prusa seinePräsidentschaft zurück. Seine Nachfolge tritt derlangjährige Spitzenfunktionär und Landesobmann vonOberösterreich, Raimund Buttinger, an.Das Verbandsheim in der Siebenbrunnenfeldgassewird modernisiert, und verschiedene Büromaschinenwerden angekauft, um den Damen des Büros ihredurch die stark gestiegene Mitgliederzahl vermehrteArbeit zu erleichtern und gleichermaßen den bekannthohen Standard in der Mitgliederbetreuung beizubehalten.Auch bei den Computern wird Hard- und Softwareauf den neuesten Stand gebracht.Im Bereich des Umweltschutzes finden Veranstaltungenstatt und werden die Mitglieder auch in diesemBereich verstärkt betreut. Der Katastrophenfonds wird– besonders durch die verheerenden Unwetterschädenin Oberösterreich – sehr stark in Anspruch genommen.Und hier zeigt sich wieder die Solidarität der Siedler:nach einem Aufruf in der Siedlerzeitung treffen zahlloseSpenden ein, und allen Betroffenen kann geholfenwerden.Die Sanierung des verbandseigenen GasthausesEine weitere große Aufgabe in diesen <strong>Jahre</strong>n ist dieGeneralsanierung des verbandseigenen Gasthauses„Föhrenhain“, wo ein Zubau errichtet und nebender Erneuerung der verschiedenen Installationenauch das Interieur zeitgemäß gestaltet wird.Bei der Mitgliederbefragung im Herbst 19<strong>90</strong> wirdeine große Zustimmung der Mitglieder zur Tätigkeitdes ÖSV abgegeben.Erstmalig ist der Verband mit seinen Landesorganisationenbei der Gartenbaumesse Tulln erfolgreichvertreten. Auch der Tag der Siedler in Wels findet großesInteresse, wie überhaupt die Messestände bei derWelser und Rieder Messe bis zum heutigen Tag Anziehungspunktesind.Auf dem Versicherungssektor werden weitere Vorteilefür die Mitglieder erreicht – wie in letzter Zeit dievergünstigte Mitgliederunfallversicherung – und dieSchadensfälle werden unbürokratisch bearbeitet.Die Landesorganisationen können – unterstütztdurch die Verbandsführung – positive Arbeit für dieSiedler bei Umwidmungsfragen, bei Problemen der Infrastrukturund bei den Verhandlungen für Baurechtssiedlerleisten.Anfang Februar 1991 herrscht große Aufregung beiden mehr als 2.000 Wiener Baurechtssiedlern, da dieBaurechtszinse um ein Vielfaches (in etlichen Fällenum das 30fache und darüber) angehoben werden sollen.Nach zähen Verhandlungen gelingt es jedoch derLandesleitung Wien mit Unterstützung des Verbandes,einen akzeptablen Kompromiss zu erreichen.Im Mai 1991 werden dem Ehrenpräsidenten OSRViktor Prusa und dem Ehrenvorstandsmitglied KarlStrasser das Silberne Verdienstzeichen der RepublikÖsterreich in Anerkennung ihrer langjährigen Tätigkeitim <strong>Siedlerverband</strong> verliehen.In der Ära von Präsident Buttinger wird die Mitgliederwerbungweiter intensiviert; der Gesamtmitgliederstandwächst auf über 72.0000 an, wovon alleinauf Oberösterreich mehr als 40.000 Mitgliederentfallen.Das Ende des <strong>Siedlerverband</strong>sballesDer traditionelle Ball des ÖSV wird im Jahr 1991aufgrund der Kriegswirren am Persischen Golf, welchedie ganze Welt erschüttern, abgesagt. Da jedochbereits beim <strong>Siedlerverband</strong>sball 19<strong>90</strong> nur ein ganzgeringer Reingewinn für den Katastrophenfondserzielt werden konnte und zudem der Veranstaltungsortdurch einen Brand vernichtet wurde undErsatzlokalitäten zu teuer sind, bedeutet dies dasEnde dieser traditionellen Verbandsveranstaltung,welche 1959 erstmals veranstaltet wurde.1992 kommt es wieder zu keiner Neufestsetzungder Einheitswerte; eine Anhebung der Hebesätze derGrundsteuer wird jedoch erwogen.Der nach Dr. Josef Kazda viele <strong>Jahre</strong> als Verbandsrechtsberaterfungierende RA Dr. Walter Brachtel beendetseine Funktion für den ÖSV, sein Nachfolger wirdDr. Ulrich Brachtel und übt diese Tätigkeit rund 15 <strong>Jahre</strong>aus. Ihm folgt im Mai 2008 Frau MMag. Dr. SusanneFreyer. In Oberösterreich sind die Anwälte Mag. Dr.16


ChronikN. DeutschUnser Titelbild: Ein Siedlerhaus im <strong>Jahre</strong> 1937, SV Nordrandsiedlung, Wien.H. SchmidH. SchmidSV Posthorn, Wien. 1944 wurden diese Holzhütten als Notquartiere für ausgebombte Familien in der Wlassakstraße in Wien errichtet.Die 5 x 5 m großen Hütten hatten drei Räume; zunächst war nur ein Herd als Holzfeuerung vorgesehen, erst später wurde Strom eingeleitet.Im Foto rechts der Blick von der Wlassakstraße in Richtung Roter Berg.Das SiedlerzeichenDieses Zeichen erschien erstmals in der Zeitschrift„Der Siedler“ vom April <strong>1921</strong> auf Seite 1.„Entworfen von Dr. Hans Kampffmeyer, soll es dieBau- und Gartentätigkeit des Siedlers zum Ausdruckbringen. In einfachen Linien ausgeführt, kann esvon jedem Siedler leicht nachgeahmt werden.“ Angeblichhat Adolf Loos das Siedlerzeichen überarbeitet.Im Jänner 1922 wurde es um die Buchstaben„ÖVSK“ erweitert. In abgewandelter Form verwendetenaber auch andere Organisationen das Siedlerzeichen.Im Logo des ÖSV ist es bis heute enthalten.17


ChronikWolfgang Obrecht sowie Dr. Franz Penninger und Dr.Karl Wagner als Rechtsberater tätig. In der Steiermarkbetreut Notar Mag. Dietmar Mühl die Mitglieder.Der Sachkundenachweis1993 wird für alle Wiener Gartenbesitzer, welchePflanzenschutzmittel verwenden, ein Sachkundenachweisverpflichtend. Der Landesleitung Wiendes ÖSV wird die Berechtigung erstellt, diese Kurseabzuhalten, und diese werden bis zum heutigen Tagangeboten.Auf dem Gebiet des Umweltschutzes wird von derVerbandsführung eine Resolution zur Abfallvermeidungund besseren Mülltrennung eingebracht.Nach dem Verbandstag 1993 erkrankt VerbandspräsidentRaimund Buttinger schwer und wird länger alsein Jahr von Vizepräsident Erwin Miggl - unterstütztvon Margarete Pock und Johann Jokl - vertreten.Eine groß angelegte Mitgliederwerbeaktion wirddurchgeführt und bringt guten Erfolg; allein in Oberösterreichkönnen mehr als 1.000 neue Mitglieder geworbenwerden.Die Verbandskredite für Mitglieder und Vereinewerden gut angenommen, und die Kredithöhe wird1996 auf S 60.000,-- angehoben.Anlässlich der Landeskonferenz OÖ 1996 werdenResolutionen betreffend einer Novellierung des Wasserrechtsgesetzesund der Bauordnung für OÖ beschlossen.Bei der 1. Landesgartenschau Österreichs in Krenglbach,OÖ, vom April bis Oktober 1997 ist auch der<strong>Siedlerverband</strong> mit einem typischen Siedlergartenvertreten, und Biogärtner Karl Ploberger informiertgemeinsam mit Verbandsexperten über Neues fürHobbygärtner. Weitere Landesgartenschauen unterVerbandsbeteiligung folgen 2005 in Bad Hall, 2007 inVöcklabruck, 2009 in Bad Schallerbach und <strong>2011</strong> inAnsfelden-Ritzlhof.Ein Wäschekorb voll Unterschriften1998 wird von der Verbandsführung eine Unterschriftenaktionbetreffs steuerlicher Belastungender Eigenheimbesitzer durch Grund- und Erbschaftssteuerdurchgeführt. Fast 100.000 Unterschriftenwerden gesammelt und am 21. Dezember1998 dem Finanzminister übergeben.Die Mitgliederzahl kann in Oberösterreich unterLandesobmann Engelbert Huber in der Zeit von 19<strong>90</strong>bis Ende 1998 von 28.000 auf rund 46.000 erhöhtwerden. Dies führt dazu, dass im Jänner 1999 auf Ver-bandsbeschluss das Landesbüro in Attnang-Puchheimsituiert wird, um die Mitglieder noch besserbetreuen zu können.In diesem Jahr wird vom Österreichischen<strong>Siedlerverband</strong> von der Gemeinde Wien einGrundstück im Gesamtausmaß von 1.180qm zu einem bedeutend ermäßigten Preisangekauft. Damit kann in weiterer Folge derNeubau des Vereinshauses und die Intensivierung derMitgliederbetreuung des alteingesessenen Vereins inder Donaustadt gewährleistet werden.Gleichfalls 1999 wird von der Landesleitung Wiender Internet-Auftritt realisiert. Oberösterreich folgt imJahr 2002.Im Millenniumsjahr 2000 tritt verstärkt der Feuerbrandauf und bedroht die Pflanzen. Auch hier zeigtsich, wie wichtig die Gartenfachberater in den Siedlervereinensind und der Schulung besonderer Stellenwerteingeräumt wird; hier ist Oberösterreich besondershervorzuheben.Beim Verbandstag 2001 tritt Präsident Raimund Buttingerkrankheitsbedingt zurück, und Gerhard Köstlingerwird mehrheitlich zum neuen Präsidenten gewählt.Im selben Jahr – am 27. März 2001 – verstirbt EhrenpräsidentOSR Viktor Prusa.Die VereinsheimförderungIm Jahr 2002 werden erstmals Vereinsheimförderungenausbezahlt. Diese nicht rückzahlbare Förderungfür bauliche Aktivitäten mit einem jeweiligenHöchstbetrag von 7.000,- Euro wird im ersten Jahrvon 21 Vereinen genützt.Im April 2002 wird an LandesobmannstellvertreterJohann Jokl das Goldene Verdienstzeichen der RepublikÖsterreich und an Verbandskassierin MargaretePock und Vizepräsident OSR Erwin Miggl das SilberneEhrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreichverliehen.Land unter WasserIm Sommer 2002 sucht eine Flutkatastrophe weiteTeile von Oberösterreich und Niederösterreich,aber auch der Steiermark heim. Da indes der Katastrophenfondsdes Verbandes aufgrund der vielenSchadensfälle überfordert ist, wird eine Spendenaktionins Leben gerufen; zusätzlich fließen vom ÖSV70.000,- Euro in diesen Fonds ein. Somit können andie vom Hochwasser arg Betroffenen 113.850,- Euroübermittelt werden.Aufgrund des neuen Vereinsgesetzes, welches mit1. Juli 2002 in Kraft tritt, müssen die Vereinsstatutensowie die Statuten der Bezirks- und Landesorganisationenund des Verbandes überarbeitet werden.Das Ende des MitgliedsbuchesNach reichlichen Überlegungen und der Befassungeiner eigenen Kommission werden mit 1. Jänner2003 anstelle der Beitragsmarken für das MitgliedsbuchMitgliederkarten in Scheckkartenformat ausgegeben.Das jahrzehntelang usuelle Mitgliedsbuchhatte ausgedient.Recht auf LichtGeplante Änderungen im Nachbarrecht stellen dieVerbandsführung vor neue Herausforderungen.Nach der Enquete der Volksanwaltschaft Wien im18


ChronikHerbst 2002, wo auch die Wünsche des Verbandes– wie zum Bespiel die Wiedereinführung desPflanzabstandsgesetzes – gefordert wurden, werdenlediglich die §§ 422 und 364 ABGB erweitert.Die vom Verband geforderte außergerichtliche Konfliktregelungund die in Frage gestellte ursprünglicheKostenregelung werden jedoch berücksichtigt.Im April 2003 wird im Justizministerium über dasNachbarrechts-Änderungsgesetz in einer Expertenrundeweiter diskutiert; der Wunsch des <strong>Siedlerverband</strong>es,Abstandsvorschriften bei Neupflanzung vonKulturpflanzen zu erlassen, wird jedoch nicht in derGesetzesnovelle verankert, obwohl auch das Amt derWiener Landesregierung und der ÖsterreichischeGemeindebund diese Regelung präferiert haben.In diesem Jahr wird auch die Dateiumstellung undneue Verwaltung der Mitgliederdatenbank unter derÄgide des Landesbüros Oberösterreich vorgenommen.Das Logo des Österreichischen <strong>Siedlerverband</strong>eswird beim Patentamt eingetragen und damit markenrechtlichgeschützt.Außerordentlicher VerbandstagIm Oktober 2003 findet in Linz der außerordentlicheVerbandstag statt, da die über Jahrzehnte gültigenVerbandsstatuten an das neue Vereinsgesetzanzupassen sind.Die neu eingerichtete kostenlose Bauberatung wirdvon den Mitgliedern gut genützt.Die von Präsident Gerhard Köstlinger initiierte Unterschriftenaktiongegen die Kürzung der Wohnbauförderungwird von vielen Mitgliedern unterzeichnet.Am 20. Jänner 2005 verstirbt Altpräsident RaimundButtinger; eine Sondermarke, herausgegeben von derBezirksorganisation Vöcklabruck, erinnert an den verdientenPräsidenten des <strong>Siedlerverband</strong>es.2005 beginnen auch wieder Probleme mit dem Baurechtbei einem Kauf durch den Baurechtsnehmer; Teilerfolgekönnen erzielt werden.WinterstürmeIm Jänner 2007 wird wieder der Katastrophenfondsdes ÖSV stark belastet: Winterstürme ziehen überÖsterreich hinweg und hinterlassen schwersteSchäden an Gebäuden; allein in Oberösterreich werdenin einer Nacht mehr als 100 Häuser abgedeckt.Am 1. Jänner 2008 tritt der Energieausweis NEUin Kraft. Dieser beschreibt die Gesamtenergieeffizienzeines Gebäudes und ist bei Verkauf oder Vermietungeines Gebäudes verpflichtend.Das Ende der Erbschafts- und SchenkungssteuerMit 1. August 2008 wird vom Verfassungsgerichtshofdie Erbschafts- und Schenkungssteuer aufgehoben.Der ÖSV wird in den Begutachtungsprozessdes Nachfolgegesetzes eingebunden. Bei einerSitzung im Bundesministerium für Finanzen wirdvon der Verbandsführung die Forderung erhoben,die bisherigen Befreiungen und Begünstigungenbei der Erbschafts- und Schenkungssteuer, die typischerweiseauf unentgeltliche Grundstückserwerbeanwendbar sind, unverändert in das Grunderwerbssteuergesetzzu übernehmen.Der Verbandstag 2009 in WienDer Verbandstag am 19. September 2009 bringt einenFührungswechsel mit sich: der bisherige Vizepräsidentund Landesobmann von Oberösterreich,Josef Klinger, wird zum neuen Verbandspräsidentengewählt.Am 7. Dezember 2010 erhält Präsident Josef Klingerdas Silberne Verdienstzeichen der Republik Österreich.In Oberösterreich können Ermäßigungen beim Erdgasbezugerreicht werden.Vom Bundesministerium für Finanzen erhält die Verbandsführungim Dezember 2010 die Information, dasseine Hauptfeststellung der Einheitswerte des Grundvermögensderzeit nicht geplant ist. Weiters ist auch keineÄnderung des Grundsteuergesetzes in Bezug auf die Besteuerungvon Einfamilienhäusern vorgesehen.Das Jahr der EhrenamtlichkeitIm Jubiläumsjahr <strong>2011</strong> steigt nach einer Stagnationdie Mitgliederzahl wieder kontinuierlich an.Dies zeigt uns, dass der Gedanke jener Menschen,die sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zuSiedlergemeinschaften zusammenschlossen, derrichtige war.Gleichfalls in diesem Jahr übergibt nach 42 <strong>Jahre</strong>nRedaktionstätigkeit OSR Erwin Miggl die Agenden anMag.ª Gabriele Elias-Kreiner. Sie ist schon mehr als 20<strong>Jahre</strong> Mitarbeiterin in der Redaktion und gestaltet u.a.die Familienseite mit der Umweltecke.Wenn auch heute das Aufgabengebiet der Vereineund des Verbandes ein anderes ist als vor <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n, wodie Sorge ums tägliche Brot und das Ringen um ein menschenwürdigesWohnen an vorderster Stelle stand – immerwaren es und sind es auch heute noch unsere Funktionärein den Vereinen, Bezirken, Landesorganisationenund im Verband, vor allem aber unsere treuen Mitglieder,welche die Siedleridee und damit den Gemeinschaftsgedankenweiter tragen. Dafür soll Ihnen allen herzlichgedankt sein. – Auf viele weitere gute <strong>Jahre</strong>!OSR Erwin Miggl, EhrenvizepräsidentBerufsschuldirektor in Ruhe; war 10 <strong>Jahre</strong>Schriftführer und 30 <strong>Jahre</strong> Obmann desSV Schwarze Heide und im ÖSV von 1969bis 1975 Schriftführer, von 1975 bis 2003Wiener Landesobmann und von 1978 bis2005 Vizepräsident. Von 1969 bis <strong>2011</strong>war er Redakteur der Zeitschrift „Siedlungund Eigenheim“ und fungiert nunmehr alsVerantwortlicher Redakteur.19


„Im großen und ganzen gewann ich die Überzeugung, daß hier eine starkegesunde Bewegung vorliegt, und daß eine große Zahl von Menschen entschlossenist, sich aus eigener Kraft zu helfen [...] und daß sie gewillt sind, auch bedeutendeStrapazen auf sich zu nehmen, um ihr Ziel zu erreichen.“Sir Raymond Unwin über die österreichische Siedlerbewegung, <strong>1921</strong>10 <strong>Jahre</strong> VereinsheimförderungEs wurden folgende Förderungen gewährt:2002..............................................................21 Vereine.....................................74.500,- Euro2003................................................................6 Vereine.................................... 26.500,- Euro2004................................................................9 Vereine.................................... 36.000,- Euro2005................................................................5 Vereine.....................................21.700,- Euro2006................................................................4 Vereine.................................... 29.000,- Euro2007................................................................5 Vereine.................................... 29.000,- Euro2008................................................................7 Vereine..................................... 11.600,- Euro2009....keine Förderungen wegen Hochwasserhilfe.................................... 25.000,-- Euro an Katastrophenhilfe2010.................................................................4 Vereine..................................... 11.000,- Euro<strong>2011</strong>.................................................................7 Vereine.....................................27.400,- EuroInsgesamt also wurden 266.700,- Euro an 68 Vereine ausbezahlt!Da der Beschluss des Verbandstages 2001 lautete: „Nach Maßgabe der vorhandenen Mittel“, kam es 2008zur vorübergehenden Einstellung der Vereinsheimförderung und in der Folge zu mehreren Abänderungender ursprünglichen Präambel. Derzeit beträgt der höchstmögliche Förderbetrag pro Verein 5.000,-- Euro. EinRechtsanspruch besteht nicht.Vereinsheim des SV Grünau im Almtal, OÖVereinsheim des SV Neu-Essling, WienMedieninhaber und Herausgeber: Österreichischer <strong>Siedlerverband</strong>, ZVR-Zahl: 112293288, Verbandspräsident: Josef Klinger, 1050Wien, Siebenbrunnenfeldgasse 1d, Tel.: 01 545 12 86 und 01 545 37 36, Fax: 01 545 37 36-30, E-Mail: siedlerverband@siedlerverband.at,DVR: 0556378 • Verantwortlicher Redakteur: OSR Erwin Miggl, Redaktion: Mag.ª Gabriele Elias-Kreiner, 1050 Wien,Siebenbrunnenfeldgasse 1d, Tel.: 01 545 12 86 und 01 545 37 36, E-Mail: erwin.miggl@siedlerverband.at • Druck: Leykam DruckGmbH & Co KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstraße 2120

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