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Kunststoffe aus Makromolekülen

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Möchte man die Kristallite von Polymeren untersuchen, die <strong>aus</strong> der Schmelze und <strong>aus</strong> Lösung nicht<br />

teilkristallin anfallen, so gibt es zwei Möglichkeiten: Der Aufbau der Polymere erfolgt von Anfang<br />

an sehr langsam. Auch bei nicht vorhandener Verknäuelung muss man den Molekülen zur<br />

Parallellagerung genügend Zeit lassen. Eine solche Umlagerung ist selbstverständlich nur dann<br />

möglich, wenn die Platzwechselvorgänge noch nicht eingefroren sind. Der zweite, üblicherweise<br />

leichter durchzuführende Weg beschreitet ein langes Tempern bei mittleren Temperaturen. Die<br />

Kristallisationsgeschwindigkeit wird durch die Keimbildungsgeschwindigkeit und die Wachstums-<br />

geschwindigkeit der so entstandenen Keime festgelegt.<br />

Kristalline und amorphe Zustände treten im Sinne des obigen 2-Phasenmodells in sehr vielen<br />

hochmolekularen Stoffen gemeinsam auf. Die statistische Verteilung kristalliner und amorpher<br />

Bereiche und deren Größe hat mit der Länge der Fadenmoleküle aber nichts zu tun. Ein einzelnes<br />

Molekül kann verschiedenen Bereichen angehören und wesentlich größer sein als ein Kristallit.<br />

Aufgrund des 2-Phasenmodells nahm man lange Zeit an, dass es für die optimalen<br />

Gebrauchseigenschaften der <strong>Kunststoffe</strong> wichtig sei, dass ihre kristallinen und amorphen Bereiche in<br />

einem gut <strong>aus</strong>gewogenen Verhältnis zueinander stehen, wobei die kristallinen Bereiche allein die hohe<br />

Festigkeit und Temperaturbeständigkeit, die amorphen die Elastizität bestimmen sollten.<br />

Diese Vorstellung ist inzwischen grundlegend revidiert worden. Es ist häufig übersehen worden, dass<br />

das amorphkristalline 2-Phasenmodell eine Abstraktion darstellt, die nur einen stark idealisierten<br />

Teilaspekt der tatsächlich vorliegenden Festkörperstrukturen wiedergibt. Entsprechendes gilt für den<br />

sog. "Kristallinitätsgrad", der zwar im Rahmen des 2-Phasenmodells klar definiert, im Hinblick auf<br />

reale Substanzen aber häufig unklar und verschwommen ist.<br />

Einerseits bilden teilkristalline Polymere keinen Molekularfilz mit eingestreuten Kristalliten, sondern<br />

Kristall-Lamellen mit einer hohen Konzentration an Kettenrückfaltungen in den<br />

Lamellenoberflächen. Andererseits sind die Kristallbereiche nicht störungsfrei. Am Beispiel des<br />

konventionellen Polyacrylnitrils (PAN) lässt sich zeigen, dass, obwohl die betreffenden<br />

Röntgendiagramme einige Kristallreflexe aufweisen, PAN keinesfalls teilkristallin vorliegt, sondern<br />

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