Frischbetondruck bei Verwendung von Selbstverdichtendem Beton

Frischbetondruck bei Verwendung von Selbstverdichtendem Beton Frischbetondruck bei Verwendung von Selbstverdichtendem Beton

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2 Stand der Technik2.3 Frischbetoneigenschaften von Selbstverdichtendem Beton2.3.1 EinführungVon Selbstverdichtendem Beton (SVB) wird erwartet, dass er lediglich unter Wirkungder Schwerkraft eine Schalung hohlraumfrei ausfüllt, die Bewehrung umhüllt,ausreichend entlüftet und ausnivelliert, ohne dabei zu entmischen [Grübl et al. (2001)].Der Beton muss dazu nach Reinhardt et al. (2001) ein hohes Fließvermögen undgleichzeitig einen hohen Widerstand gegen Sedimentieren bzw. Absetzen derGesteinkörnungen und Bluten aufweisen. Eine weitere Voraussetzung ist, dass der SVBin der Lage ist, Hindernisse entmischungsfrei zu umfließen, d.h. die Gesteinskörnungennicht blockieren. In Bild 2.1 ist der Zusammenhang zwischen den Anforderungen anSVB als Frischbeton und den Materialparameter dargestellt, die den Frischbetondiesbezüglich charakterisieren. Es ist zu erkennen, dass das Verständnis desrheologischen Verhaltens die Grundlage bildet, um die Anforderungen an SVB zuerfüllen und die gewünschten Verarbeitbarkeitskriterien zielsicher einstellen zu können.Die rheologischen Eigenschaften des Frischbetons werden im Wesentlichen durch diePackungsdichte und die Größenverteilung der Feststoffpartikel sowie durch die in Kapitel2.3.8 erläuterten interpartikularen Wechselwirkungen im Suspensionsmedium beeinflusst.Verarbeitbarkeit von SVBNivellierenEntlüftungGefügestabilität(wie z. B.Absetzen undAufschwimmen)FüllvermögenFließeigenschaften(Rheologie)- Fließvermögen- ViskositätBlockierneigungAnforderungenMaterialparameterBild 2.1:Zusammenhang zwischen den Anforderungen an SVB als Frischbeton und denMaterialparametern, welche den Frischbeton diesbezüglich charakterisierenIn betontechnologischer Hinsicht sind nach Grube&Rickert (1999) verschiedeneMaßnahmen notwendig, um einen Selbstverdichtenden Beton herstellen zu können, derdie oben angeführten Eigenschaften erfüllt. Zur Erzielung eines hinreichendenFließvermögens wird erstens die Fließgrenze der Wasser-Mehlkorn-Suspension durchZugabe eines hochwirksamen Fließmittels auf nahe null abgesenkt. Zum Zweiten ist die10

2 Stand der TechnikEinstellung der erforderlichen hohen Viskosität der Wasser-Mehlkorn-Suspension bzw.des Leims ohne weitere Maßnahmen nur durch ein niedriges Wasser-Mehlkorn-Verhältnis zu erreichen. Unter ausschließlicher Verwendung von Zement ergeben sichmeist hochfeste oder nahezu hochfeste Betone. Um diese hohen Festigkeiten zuvermeiden, werden meist weniger reaktive Mehlkornbestandteile, wie z. B.Kalksteinmehl und Flugasche, zugegeben. Durch die Zugabe von Fließmittel undBetonzusatzstoff erweitert sich somit das bisher übliche 3-Stoffsystem des Betons(Wasser, Gesteinskörnungen und Zement) zum 5-Stoffsystem.Damit die grobe Gesteinskörnung nicht blockiert, muss weiterhin das Volumen desMörtels, d.h. der Wasser-Mehlkorn-Suspension, sowie der feinen Gesteinskörnung,gegenüber Normalbeton meist deutlich angehoben werden.Entsprechend der an ihn gestellten Anforderungen kann SVB in verschiedeneAnforderungsklassen eingeteilt werden. JSCI (1998) unterteilt beispielsweise in dieKlassen 1 bis 3, wobei Klasse 1 für komplizierte Schalungsformen mit hohenBewehrungskonzentrationen eingesetzt wird, Klasse 2 für Bewehrungsabstände von 60bis 200 mm und Klasse 3 für Bauteile mit großem Querschnitt und geringemBewehrungsgehalt. Das gewünschte Mindestsetzfließmaß sm, vgl. Kapitel 2.3.2, beträgtfür die einzelnen Klassen 65 cm, 60 cm bzw. 55 cm. Bei geringen Anforderungen undoptimierter Mischungszusammensetzung unterscheiden sich SVB-Rezepturen nachGraubner&Lieberum&Proske (2002) hinsichtlich Wasser- und Zementgehalt nichtzwingend von Normalbeton.Nach Billberg et al. (1999) reagiert Selbstverdichtender Beton in der Regel sehr sensibelauf Änderungen in der Mischungszusammensetzung bzw. der Eigenschaften derAusgangsstoffe. Auf diesen Sachverhalt wird in Kapitel 2.3.7 vertiefend eingegangen.2.3.2 Rheologische EigenschaftenDie Rheologie stellt ein Teilgebiet der Physik dar, welches sich mit der Beschreibung desdynamisch-mechanischen Verhaltens von Substanzen befasst, insbesondere der Erklärungund Messung des Fließverhaltens fließfähiger Substanzen. Um einen Frischbeton mitoptimalen Verarbeitbarkeitseigenschaften herstellen zu können, ist das Wissen über dierheologischen Zusammenhänge unabdingbar. Dies gilt für Selbstverdichtenden Beton ineinem weitaus größeren Maße als für Rüttelbeton.Die rheologischen Eigenschaften von Selbstverdichtendem Beton unterscheiden sichnicht prinzipiell von denen fließfähigen Rüttelbetons. Der Beton stellt eine Suspension,bestehend aus Feststoffen und einer Flüssigkeit (im allgemeinen Wasser), dar. DieseSuspension setzt einer einwirkenden Verformung einen Widerstand entgegen, der mitzunehmender Belastungsgeschwindigkeit wächst. Dieses Verhalten kann mit Hilfegeeigneter Modelle beschrieben werden, wobei der Widerstand als Scherspannung τ unddie Belastungsgeschwindigkeit als Schergeschwindigkeit γ& definiert ist (vgl. Bild 2.2).11

2 Stand der TechnikEinstellung der erforderlichen hohen Viskosität der Wasser-Mehlkorn-Suspension bzw.des Leims ohne weitere Maßnahmen nur durch ein niedriges Wasser-Mehlkorn-Verhältnis zu erreichen. Unter ausschließlicher <strong>Verwendung</strong> <strong>von</strong> Zement ergeben sichmeist hochfeste oder nahezu hochfeste <strong>Beton</strong>e. Um diese hohen Festigkeiten zuvermeiden, werden meist weniger reaktive Mehlkornbestandteile, wie z. B.Kalksteinmehl und Flugasche, zugegeben. Durch die Zugabe <strong>von</strong> Fließmittel und<strong>Beton</strong>zusatzstoff erweitert sich somit das bisher übliche 3-Stoffsystem des <strong>Beton</strong>s(Wasser, Gesteinskörnungen und Zement) zum 5-Stoffsystem.Damit die grobe Gesteinskörnung nicht blockiert, muss weiterhin das Volumen desMörtels, d.h. der Wasser-Mehlkorn-Suspension, sowie der feinen Gesteinskörnung,gegenüber Normalbeton meist deutlich angehoben werden.Entsprechend der an ihn gestellten Anforderungen kann SVB in verschiedeneAnforderungsklassen eingeteilt werden. JSCI (1998) unterteilt <strong>bei</strong>spielsweise in dieKlassen 1 bis 3, wo<strong>bei</strong> Klasse 1 für komplizierte Schalungsformen mit hohenBewehrungskonzentrationen eingesetzt wird, Klasse 2 für Bewehrungsabstände <strong>von</strong> 60bis 200 mm und Klasse 3 für Bauteile mit großem Querschnitt und geringemBewehrungsgehalt. Das gewünschte Mindestsetzfließmaß sm, vgl. Kapitel 2.3.2, beträgtfür die einzelnen Klassen 65 cm, 60 cm bzw. 55 cm. Bei geringen Anforderungen undoptimierter Mischungszusammensetzung unterscheiden sich SVB-Rezepturen nachGraubner&Lieberum&Proske (2002) hinsichtlich Wasser- und Zementgehalt nichtzwingend <strong>von</strong> Normalbeton.Nach Billberg et al. (1999) reagiert Selbstverdichtender <strong>Beton</strong> in der Regel sehr sensibelauf Änderungen in der Mischungszusammensetzung bzw. der Eigenschaften derAusgangsstoffe. Auf diesen Sachverhalt wird in Kapitel 2.3.7 vertiefend eingegangen.2.3.2 Rheologische EigenschaftenDie Rheologie stellt ein Teilgebiet der Physik dar, welches sich mit der Beschreibung desdynamisch-mechanischen Verhaltens <strong>von</strong> Substanzen befasst, insbesondere der Erklärungund Messung des Fließverhaltens fließfähiger Substanzen. Um einen Frischbeton mitoptimalen Verar<strong>bei</strong>tbarkeitseigenschaften herstellen zu können, ist das Wissen über dierheologischen Zusammenhänge unabdingbar. Dies gilt für Selbstverdichtenden <strong>Beton</strong> ineinem weitaus größeren Maße als für Rüttelbeton.Die rheologischen Eigenschaften <strong>von</strong> <strong>Selbstverdichtendem</strong> <strong>Beton</strong> unterscheiden sichnicht prinzipiell <strong>von</strong> denen fließfähigen Rüttelbetons. Der <strong>Beton</strong> stellt eine Suspension,bestehend aus Feststoffen und einer Flüssigkeit (im allgemeinen Wasser), dar. DieseSuspension setzt einer einwirkenden Verformung einen Widerstand entgegen, der mitzunehmender Belastungsgeschwindigkeit wächst. Dieses Verhalten kann mit Hilfegeeigneter Modelle beschrieben werden, wo<strong>bei</strong> der Widerstand als Scherspannung τ unddie Belastungsgeschwindigkeit als Schergeschwindigkeit γ& definiert ist (vgl. Bild 2.2).11

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