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Fotos: Mona Strobl<br />
WeLTLADen<br />
Gerecht handeln – sinnvoll kaufen.<br />
Fair Trade ist Ihnen allen ein Begriff. Es geht um den fairen Handel,<br />
die gerechte Verteilung der Einnahmen durch den Verkauf eines Produktes<br />
bis hin zurück zu dessen Produzenten. Im Weltladen in der<br />
Neunkirchnerstraße in Wiener Neustadt wird diese Philosophie gelebt.<br />
Die Menschen, die hier einkaufen, leisten mit jedem Cent Ihren Beitrag<br />
zur fairen Verteilung der Erträge und kämpfen gegen den unegrechten<br />
Welthandel. Sie denken, dass Sie als Einzelperson nicht dagegen ankönnen?<br />
Dann täuschen Sie. 2700 hat für Sie hinter die Kulissen den<br />
Weltladens und Fair Trade geblickt…<br />
Fair Trade<br />
Der Faire Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz<br />
und Respekt beruht. Er zählt zu den effizientesten Formen der<br />
Entwicklungszusammenarbeit, bei dem sich für menschenwürdige<br />
Arbeitsbedingungen und faire Löhne eingesetzt wird. Das Mehreinkommen<br />
aus dem Fairen Handel wird von den PartnerInnen zweckgebunden<br />
für Sozialprojekte, Bildungsporgramme oder ökologische<br />
Investitionen eingesetzt.<br />
Weltläden in Ö und der ganzen Welt<br />
In den 2.700 Weltläden Europas begegnen Ihnen Vielfalt, Atmosphäre,<br />
Phantasie und Lebensfreude. Die Produkte, die Sie hier finden, erzählen<br />
von den Besonderheiten des Herkunftslandes, von den Menschen,<br />
die sie erzeugen, von deren Lebensbedingungen, deren Ideen und<br />
Leistungen. Mit dem Einkauf in einem Weltladen bzw. von Fair Trade<br />
Produkten geben sie der fairen und zukunftsfähigen Alternative zu den<br />
ungerechten Strukturen des Welthandels eine Chance und ermöglichen<br />
den ProduzentInnen aus eigener Kraft ihre Existenz und die ihrer<br />
Familie zu sichern.<br />
Wir treffen Doris Gerdenitsch zum 2700 Interview. Sie ist die Geschäftsführerin<br />
des Weltladens in der Neunkirchnerstraße in Wiener<br />
Neustadt.<br />
2700: Guten Tag Frau Gerdenitsch. Wofür steht der Weltladen?<br />
Gerdenitsch: Der Weltladen steht u.a. für faire Preise, biologischen<br />
Anbau, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, faire Löhne, Engagement<br />
gegen ausbeuterische Kinderarbeit, Förderung von Frauen und<br />
Kindern und die Einhaltung und Kontrolle der Fair Trade-Kriterien.<br />
2700: Wie funktioniert das Prinzip Weltladen bzw. Fair Trade?<br />
Gerdenitsch: Die Arbeitsgemeinschaft Weltläden oder kurz ARGE<br />
Weltläden ist die Dachorganisation von 94 Weltläden und einem<br />
Weltcafé in Österreich, die größten Teils von gemeinnützigen Vereinen<br />
geführt werden. Die Lieferanten, bei denen wir die Produkte für den<br />
Weltladen bestellen dürfen, werden nach strengen Kriterien und in<br />
enger Zusammenarbeit mit Organisationen vor Ort ausgewählt und<br />
kontrolliert.<br />
2700: Wer sind eigentlich die PartnerInnen der Weltläden? Wie kann<br />
man einer werden?<br />
Gerdenitsch: Vor allem kleinbäuerliche Betriebe, Genossenschaften,<br />
HandwerkerInnen, PlantagenarbeiterInnen, Kleinfirmen und Selbsthilfegruppen<br />
in Afrika, Asien und Lateinamerika sind die PartnerInnen<br />
der Weltläden bzw. des Fairen Handels. Deren Anmeldung erfolgt bei<br />
den Partnerorganisationen vor Ort und wird nach strengen Richtlinien<br />
geprüft.<br />
2700: Warum haben Sie sich dazu entschieden, in einem Weltladen<br />
zu arbeiten?<br />
Gerdenitsch: Seit 3 Jahren bin ich hier fest angestellt, habe aber<br />
bereits vor sechs Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiterin begonnen.<br />
Ich wollte etwas Nützliches und Gutes tun und einen Beitrag leisten.<br />
Wir haben hier viele Helfer, die alle ehrenamtlich arbeiten, weil sie<br />
hinter der Sache stehen. Wenn man bedenkt, wie gut es einem selbst<br />
geht und dass es aber 2/3 auf der Welt nicht so ergeht, hat man das<br />
Verlangen etwas Sinnvolles zu tun.<br />
2700: Welche Produkte findet man im Weltladen?<br />
Gerdenitsch: Das Sortiment wird immer größer, einst haben wir mit<br />
dem Verkauf von Kaffee und Jutesäcken begonnen, heute gibt es schon<br />
wahnsinnig viele Produkte. Eigentlich alles, was nicht bei uns wächst,<br />
wie z.B. Kakao und Kaffee, doch auch Gewand, Schmuck, Leder und<br />
Kunsthandwerke aller Art sind mittlerweile bei uns erhältlich.<br />
2700: Wie transparent ist der Faire Handel wirklich?<br />
Gerdenitsch: Die EZA, Entwicklungszusammenarbeit und einer unserer<br />
größter Lieferanten, kauft direkt im Land über die Partnerorganisationen<br />
vor Ort ein und besucht die Arbeiter und Produzenten regelmäßig.<br />
Zu jedem der Produzenten haben wir Informationen plus Bild und<br />
wissen somit, genau woher die Produkte kommen. Es ist schön dass<br />
es nachvollziehbar ist bzw. dass man weiß woher das Produkt kommt.<br />
2700: Wie geht es dem Fairen Handel in Zeiten der Wirtschaftskrise?<br />
Gerdenitsch: Die Wirtschaftskrise hat den Fairen Handel nicht so sehr<br />
erschüttert – die Tendenz ist glücklicherweise jedes Jahr steigend. Ein<br />
deutliches Zeichen für das veränderte Bewusstsein bzw. Denken der<br />
Menschen. Die Einsicht, dass viele Waren eigentlich Luxusprodukte<br />
sind, die man sich eigentlich nur dann kaufen sollte, wenn man sich<br />
den Mehrpreis für die angemessene Qualität auch leisten kann. Dafür<br />
können Kinder in die Schule gehen, müssen nicht als Sexarbeiter oder<br />
auf Plantagen arbeiten. Familien können in Würde leben.<br />
2700: Welche Denkensweise möchten Sie den Menschen mit Ihrer<br />
Arbeit vermitteln?<br />
Gerdenitsch: Das Fair Trade Gütesiegel den Menschen zwischen<br />
Himmel und Erde widerspiegelt und stellt die Verantwortung dar, die<br />
er dafür zeigen sollte. Das Bewusstsein, Gast auf dieser Erde zu sein,<br />
nachhaltig zu denken, Kindern mit der richtigen Einstellung eine Zukunft<br />
zu bieten -das haben leider nicht viele. Es ist mir wichtig, dieses<br />
Bewusstsein zu wecken.<br />
2700: Sie sind vor rund zwei Jahren in die Fußgeherzone umgesiedelt.<br />
Wieso der Umzug? Was haben Sie sich davon erwartet?<br />
Gerdenitsch: Wir erhoffen uns, in der Fußgeherzone noch mehr<br />
Menschen zu erreichen, als an unserem alten Standort. Wir beschränken<br />
uns hierbei nicht nur auf den Verkauf von Produkten, sondern<br />
veranstalten auch Feste wie das kommende Oktoberfest mit Herbstmodenschau<br />
und arbeiten in punkto Filmvorstellungen mit dem Filmclub<br />
dekarte zusammen. Wir arbeiten nun daran, die durch den Umzug<br />
entstandene Mehrbelastung in einem angemessenen Zeitraum wieder<br />
zu erwirtschaften, um auf einem finanziell sichergestellten Fundament<br />
weitermachen zu können. Ehrenamtliche Mitarbeiter sowie Sponsoren<br />
auf kurze Sicht sind uns immer willkommen.<br />
2700: Vielen Dank für das Interview.<br />
Wenn auch Sie einen Beitrag leisten und dem ungerechten Welthandel<br />
entgegen wirken möchten, sollten Sie dem Weltladen in der<br />
Neunkirchnerstraße einen Besuch abstatten und sich von der sagenhaften<br />
Produktvielfalt berauschen lassen. Gerne werden Sie Doris<br />
Gerdenitsch und ihre MitarbeiterInnen auch etwas detailierter zum<br />
Weltladen informieren und Ihnen erklären was Sie durch Ihren Kauf<br />
bewegen und fair-ändern können.<br />
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