Qigong Yangsheng-Übungen als Begleittherapie ... - bei der DÄGfA

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Qigong Yangsheng-Übungen als Begleittherapie bei MigräneEin weiteres Maß ist die prozentualeReduktion der Anzahl derSchmerztage des Kollektivs. DieReduktion der Anzahl derSchmerztage lag für alle Teilnehmerim Median bei 20 %, es gababer auch Zunahmen. Auch hierzeigen die beiden mittleren Gruppenden größten Anteil der Teilnehmermit einer Reduktion: Inder Gruppe mit 3–7 Schmerztagen(N = 40) in der Baseline lag dieprozentuale Reduktion der Anzahlder Schmerztage bei 25 % imFollow-up, In der Gruppe mit8–14 Schmerztagen in der Baseline(N = 32) lag die prozentuale Reduktionder Anzahl der Schmerztageim Follow-up bei 31 %.Van der Kuy und Lohman untersuchtenin einer Metaanalyse 22doppelblind und placebo-kontrollierteStudien über die Wirkungvon 19 Medikamenten derMigräneprophylaxe. Sie schlagenvor, dass weitere Studien beieinem prophylaktisch wirkendenMedikament dann sinnvoll seien,wenn die Responderrate bei vorausgehendenStudien über 35–40Prozent liegt oder eine Reduktionder Anfallshäufigkeit derMigräne um 40 Prozent nachgewiesenwerden konnte. 2 (31)Auch die Richtlinien für die Erforschungder Therapie von Spannungskopfschmerzsprechen beiKopfschmerz-prophylaktika voneiner allgemein hohen Placeboratezwischen 20 und 40 %(16). 3 Gemessen an diesen Festlegungenläge das vorliegendeStudienergebnis im Placebobereich.› Das Konzept des “Placebo“bei der Erforschung einesnicht-medikamentösenVerfahrensEs leuchtet ein, dass neue medikamentöseprophylaktische Therapieneinen Therapieerfolg aufweisenmüssen, der über einemvermutet hohen Placeboanteilliegt. Mögliche Nebenwirkungenoder Kontraindikationen vonmedikamentösen Prophylaktikamüssen berücksichtigt werden.Bei Qigong-Übungen dagegenkann man bei seriöser Anwendungaußer in sehr seltenenAusnahmefällen nicht im eigentlichenSinne von Kontraindikationensprechen.Außerdem können die Qigong-Übungen wie andere nichtmedikamentöseKopfschmerztherapienauch als Teil einesintegrativen Gesamtkonzepteseingesetzt werden und – wieandere Übende Verfahren – auchim Rahmen multimodaler Konzepte(23) angewandt werden.Es geht somit nicht um die Konkurrenzmit einer etabliertenTherapie, mit der sie sich beigleichen Erfolgskriterien messenmüsste.Weiterhin können Qigong-Übungeneine Alternative darstellenfür Personen mit Kontraindikationenoder einem Misstrauengegenüber medikamentöser Prophylaxe.Nur 13 Teilnehmer dieserStudie nahmen ja medikamentöseProphylaktika ein.Zudem geben die InternationalenEmpfehlungen die häufigzitierte Erfolgsmarke eineshohen Anteils von Personen miteiner Reduktion von 50 % undmehr an Schmerztagen bzw.Schmerzanfällen auch für Medikamentenstudiennicht zwingendvor (15, 16). 4Die Internationale Kopfschmerzgesellschaftweist in der redigiertenFassung ihrer Empfehlungzur Durchführung vonMigränestudien ausdrücklich aufdie Bedeutung insbesondere derEntwicklung von Parametern hin,die die Beurteilung der Lebensqualitätzum Inhalt haben(health-related quality of life,HRQOL) (15). 5 Die Verbesserungder Parameter in dieser Studiezur Lebensqualität bis hin zum75. Perzentil (PDI und MarburgerFragebogen zum habituellenWohlbefinden) sind in diesemSinne als ausgesprochen positivzu werten.Hinzu kommen verbale Äußerungender Teilnehmer zumSchmerzgeschehen, die zwarnicht statistisch, aber qualitativgewertet werden können. Zweiseien beispielhaft zitiert:› “Generell möchte ich anmerken,dass die Übungen nichtnur auf meine Kopfschmerzeneinen positiven Einfluss ausgeübthaben, sondern ich kannnun auch viel leichter einschlafen!Früher brauchte dasEinschlafen oft bis zu einerStunde, jetzt oft nur ca. 10Minuten.“› “Qigong hat sich nicht nurpositiv auf die Kopfschmerzenausgewirkt, sondern hat mirinsgesamt Lebensfreude gege-2 “If the percentage of responders in an open-label prophylactic trial in migraine is above 35–40 %, or if a reduction in migraine attackfrequency of 40 % or more is observed, further studies are indicated.“3 “The placebo effect in migraine prophylaxis is usually in the range 20–40%, and there is no reason to believe that this is any differentin chronic TH.“4 “The choice of 50 % or greater reduction is traditional and arbitrary, and the investigator (or patient) should be the judge of what isconsidered a good response" (15). "The choice of a quantal measure of effect of more than 50% reduction is traditional and arbitrary,and the investigator should be the judge of what should be considered a good response“ (16).5 “End-points currently used in migraine trials are statistically powerful but almost certainly do not well reflect patients' values.“Dt. Ztschr. f. Akup. 46, 4/2003 DZA 15
Qigong Yangsheng-Übungen als Begleittherapie bei Migräneben. Qigong hat mir geholfen,den Alltagsstress besser abzubauenund somit Energie freiwerden zu lassen, die sonstgebunden war.“Vor dem Hintergrund der dargestelltenÜberlegungen ist dasMaß der Reduktion der Hauptzielgrößesomit ein wenigerwichtiges Entscheidungskriteriumals bei einer medikamentösenTherapie.› Qigong und VerblindungEine Verblindung der Therapie,wie sie bei der Erforschung dermeisten medizinischen Verfahrenmöglich und auch erwünschtist, ist bei einer Untersuchungüber die Wirkung von Qigong-Übungen nicht möglich: SowohlTherapeut wie auch Patient solltenwissen, was sie tun. Entgegeneiner neutralen Haltung andie Therapie ist mit der aktivenMitarbeit, vielleicht sogar positivenErwartungshaltung, demGefallen der Probanden an derTherapie zu rechnen, was ja diewörtliche Übersetzung desBegriffes “Placebo“ beinhaltet.Eine Arbeitsgruppe aus St. Louis(21) hat in einer randomisiertenStudie an 135 Patienten mitRückenschmerzen den Einflussder Wirkung der Erwartungshaltungan die spezifische Therapieform– Akupunktur versusMassage – auf die Besserung desBeschwerdebildes nach Therapievorgestellt. Vor der Randomisierungwurden die Patienten bezüglichihrer Erwartungen befragt,was die Wirksamkeit derbei ihnen angewandten Therapieformangeht. Von den Patienten,die eine hohe Erwartungshaltungan ihre jeweilige spezifischeTherapieform hatten,zeigten nach Behandlung 86 %eine Besserung ihres Beschwerdebildes.Von denjenigen, diesich wenig von ihrer Therapieversprachen, profitierten 68 %von der Behandlung (p-Wert0.01). Die Autoren dieser Studiefordern daher, bei Studien überdie Wirksamkeit insbesonderevon Therapieformen, bei deneneine Verblindung wie bei allenhier dargelegten Studien nichtmöglich ist, die Erwartungshaltungder Probanden an die spezifischeTherapieform in das Forschungsprojektaufzunehmen.Diese Anregung sollte bei weiterenStudien übernommen werden.Schlussfolgerungenund HypothesenBei der Erörterung des methodischenVorgehens dieser hiervorgestellten einarmigen Pilotstudiewurde dargelegt, dass eshier um eine Hypothesenbildung,nicht um Beweisführungder untersuchten Methode ging.Als Ergebnis der Untersuchungließen sich einige Hypothesenaufstellen:› Überwiegend Frauen mittlerenAlters würden Qigong als Therapiewählen.› Eine regelmäßige eigenständigeÜbungspraxis bereits zu einemfrühen Zeitpunkt des Studienablaufsspricht für die Akzeptanzder untersuchten Therapie.› Die beobachtete Abnahme derAnzahl der Schmerztage proStudienphase und weitererwesentlicher Nebenzielgrößenweisen auf die Wirksamkeit vonQigong Yangsheng als Therapiehin.› Mit einer Reduktion der Dauerdes einzelnen Schmerzanfallsist nicht zu rechnen.› Die Zunahme des HabituellenWohlbefindens und die Abnahmeder subjektiven Behinderungseinschätzungweisen aufeine bessere Schmerzbewältigunghin.FazitDie Studienergebnisse weisensowohl aufgrund der beobachtetenReduktion der Anzahl derSchmerztage wie auch wichtigerParameter zur Besserung der Lebensqualitätauf die Wirksamkeitvon Übungen des Qigong Yangshengin der Kopfschmerztherapiehin. Darin enthaltene Übungsprinzipienwie “Bewegung undRuhe gehören zusammen“, “obenleicht, unten fest“, “das richtigeMaß“, “Schritt für Schritt üben“können den Betroffenen – in dergroßen Mehrheit Frauen – Möglichkeitenbieten, selbstständigihre Kopfschmerzsituation zu verbessern.› Weitere (konfirmatorische) Studienwären sinnvoll, wobeieine Randomisierung (z. B.“Waiting-List“) vermutlich aufAkzeptanzprobleme stieße.In der Regel wird in Phase III-Studien, bei denen eine Methodemit der anderen verglichenwird, die Frage gestellt: “Wasist besser?“ Stattdessen könnteauch in der Forschung die Fragelegitim sein: “Was könnte fürwen besser sein?“ Von UntersuchungennichtmedikamentöserVerfahren könnten hier Impulsean die medizinische Forschungausgehen.› DanksagungDie Studie wurde möglich durchdie finanzielle Unterstützung derDeutschen Ärztegesellschaft fürAkupunktur (DÄGfA) und derMedizinischen Gesellschaft fürQigong Yangsheng. Die Ergebnissewurden auf der InternationalHeadache Conference, Rom,September 2003, und auf demDeutschen Schmerzkongress,Münster, Oktober 2003, in Poster-Sessionsvorgestellt.16 DZA Dt. Ztschr. f. Akup. 46, 4/2003
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