26zett 2–09 / musikweiterbildung musik …… in Performance, Kreation, Kommunikation,Vermittlung, Gesundheitsstrategie, Pädagogikund Therapie. Elisabeth Danuser*Ein Konzept, das momentan in aller Munde ist, praktizierensie seit Jahr und Tag: MusikerInnen lernen ein Leben lang.Und so ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass jährlich über 300 diplomierteMusikerInnen aller Altersklassen aus <strong>der</strong> Schweiz,Europa und Asien eine Weiterbildung im Departement Musikan <strong>der</strong> ZHdK besuchen. Nebst persönlichen Interessen nährendie permanenten Verän<strong>der</strong>ungen in diesem äusserst vielseitigenBerufsfeld das Bedürfnis, sich laufend weiterzubilden.Hierbei wird das Weiterbildungsangebot stetig den Ansprüchenaus <strong>der</strong> Praxis angepasst und setzt Entwicklungspotenzialin zwei Haupttendenzen um: „Vertikales“ Wachstum zieltauf Vertiefung und Vernetzung <strong>der</strong> spezifischen Fachkompetenzen,„horizontales“ unterstützt eine Erweiterung <strong>der</strong> bisherim Beruf eingesetzten Kompetenzen und eröffnet neueMöglichkeiten <strong>der</strong> Berufstätigkeit.Schlüssel zum Erfolg im lebenslangen Lernen sind individuellePlanung und ein <strong>der</strong> Berufstätigkeit angepassterLernrhythmus. Diesem Umstand wird in einer ErstberatungRechnung getragen, die es InteressentInnen ermöglicht, ihrepersönliche Studienstruktur zusammenzustellen. Nach Ablaufeines Studienjahres wird besprochen, ob und wie weitereStudien erfolgen können.Das Weiterbildungsangebot lässt dank teilweise individuellplanbarer Zeitstruktur eine flexible Nutzung und somit einberufsbegleitendes Studieren zu und ist in folgende Bereicheunterteilt:– Im Bereich Musikpraxis werden die Kompetenzen imHauptinstrument vertieft, Variantinstrumente beziehungsweiseneue Musikstile erlernt o<strong>der</strong> das Leiten von Ensemble,Chor o<strong>der</strong> Orchester trainiert.– Musikalische Kreation beinhaltet das Arrangieren undKomponieren im weitesten Sinne, aber auch Komposition fürFilm, Theater und Medien o<strong>der</strong> Computermusik.– Musikphysiologie umfasst das Gebiet <strong>der</strong> MusikerInnenmedizinund <strong>der</strong> Prävention von MusikerInnenkrankheiten.Die Studierenden bringen sich ein in die Beratung von MusikerInnenin Musikschulen, Bands und Orchestern.– Erweiterte Musikpädagogik greift auf, was an neuenTendenzen in <strong>der</strong> Musikpädagogik im sich ständig wandelndenBerufsfeld <strong>der</strong> Musikschulen gefragt ist: Kin<strong>der</strong>chor,Klassenmusizieren, neue Strategien zur Unterstützung <strong>der</strong>SchülerInnen beim Üben, bewegter Musikunterricht bis hinzum Leiten von Musikschulen.– Musiktherapie befasst sich mit ihrer Entwicklung in unterschiedlichenFormen und Institutionen und bietet diplomiertenMusiktherapeutInnen ein Upgrade zum MAS in klinischerMusiktherapie an.– In <strong>der</strong> Konzertpädagogik wird die Vermittlung von Musikim kulturellen Umfeld – für Familien, Kin<strong>der</strong> und Erwachsene– unter an<strong>der</strong>em in Projekten o<strong>der</strong> in Zusammenarbeit mitKulturinstitutionen o<strong>der</strong> Orchestern konzipiert.Realisiert wird in allen Angeboten eine ausgewogene Mischungzwischen Theorie und Praxis. So unternimmt <strong>der</strong> CASKin<strong>der</strong>chorleitung eine „study tour“ am schweizerischen<strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendchöre, <strong>der</strong> MAS Musikvermittlungund Konzertpädagogik unterstützt das Projekt OperHallwyl, und im Zentrum Musikpädagogik in Winterthur wirdan <strong>der</strong> Verknüpfung von musikpädagogischen Konzeptionenin einem konkreten Setting gearbeitet. Die Angebote werdenlaufend auf das Berufsfeld abgestimmt und mit an<strong>der</strong>n Hochschuleno<strong>der</strong> Organisationen wie dem Verband <strong>der</strong> ZürcherMusikschulen abgesprochen.Welche Vielfalt an Projekten im Bereich musikalischer Weiterbildungentstehen kann, zeigt <strong>der</strong> bunte Strauss <strong>der</strong> diesjährigenAbschlussarbeiten: ein „klassisches Rezital“, dieKomposition einer Theatermusik, ein von vier Pianistinnengespieltes Kin<strong>der</strong>märchen für zwei Klaviere, eine Theoriearbeitund Komposition zum Thema Musik und Proportion– o<strong>der</strong> die Dokumentation eines musikphysiologischen Trainingsmit einer Brass Band.* Prof. Elisabeth Danuser ist Leiterin Weiterbildung Musik und StudienleiterinMusik und Bewegung (elisabeth.danuser@zhdk.ch).Veranstaltung zur Weiterbildung Musik: 25. September <strong>2009</strong>, 18.30–21 h,Florhofgasse 6.Präsentationen, Referate und Ausstellung <strong>der</strong> MAS-Arbeiten für Weiterbildungsstudierende,Dozierende und Gäste. Team Weiterbildung Musik:Elisabeth Danuser, Irene Hauser, Martin Son<strong>der</strong>eggerBil<strong>der</strong>:Oben: Musik erfahren und ausprobieren: Musikvermittlung live! (KonzeptionRegula Stibi)Unten: Musikvermittlung im Projekt Ogloudoglou mit Regula Stibi, LeiterinMAS Konzertpädagogik.
KUNST IST WURSTFür die Studierenden <strong>der</strong> Visuellen Kommunikation gehörtdie Wurst zur Kunst – jedenfalls alle zwei Jahre, wenn an <strong>der</strong>ZHdK gefeiert wird. Das <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste sei vor allem auchein Fest, das entspannte Begegnungen mit und rund um künstlerischeProdukte ermögliche: Begegnungen zwischen den Vertiefungenund Departementen, aber auch zwischen <strong>der</strong> Hochschuleund <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Stefan Schöbi*D E R G R O S S E5 - K A M P F !gemacht haben. Viele halten <strong>der</strong> Hochschule einen Spiegel vor, <strong>der</strong>zum Nachdenken anregt. In einem Konzept heisst es beispielsweise:„Was normalerweise hinter geschlossenen Türen geschieht, wird füreinmal <strong>der</strong> Öffentlichkeit gezeigt.“ O<strong>der</strong>: „In einer Institution wie <strong>der</strong>ZHdK, die auf zahlreiche Standorte verteilt ist und in <strong>der</strong> sich Namenund Bezeichnungen laufend än<strong>der</strong>n, verliert man leicht den Überblick.Das <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste <strong>2009</strong> fasst in einem dreitägigen Fest alle Disziplinenunserer Schule an einem Ort zusammen: ein ungewohnterZustand, <strong>der</strong> bis zum Einzug ins Toni-Areal wohl sonst nicht wirklichstattfindet.“Das Rennen machte schliesslich Jonas Hegi mit einem Entwurf,<strong>der</strong> die Vielfalt im Programm und die populäre Öffnung des <strong>Festival</strong>sin ein gewieftes Set von Icons und Claims übersetzt. Die Elemente könnenauf zwei Ebenen mit unterschiedlicher Farbe verteilt und innerhalbeines Rasters frei positioniert werden, was eine schier endloseAnzahl von Varianten ergibt. Jonas Hegis Konzept macht die bunteMischung, die ein <strong>Festival</strong>programm kennzeichnet, sichtbar. Aber esverdeutlicht auch die Gefahr, sich in Beliebigkeit und Mittelmass zuverlieren: <strong>Festival</strong>s gelten – wenigstens bei Kulturpessimisten – alsWohlfühlveranstaltungen und Publikumsmagnete, die höchstens demStandortmarketing, nicht aber <strong>der</strong> Kunst einen guten Dienst erweisen.Ob und wie die Programmkommission diese Klippe erfolgreichumschifft und das <strong>Festival</strong> zu einem Trendsetter und Wegbereiter desExperimentellen gemacht hat, lässt sich weiter hinten an den Interviewsmit den DepartementsvertreterInnen und – exemplarisch – amGespräch mit Martin Schlumpf ablesen.* Stefan Schöbi ist als Leiter Werbebüro und Event-Kommunikation des ProduktionszentrumsZHdK verantwortlich für die <strong>Festival</strong>kommunikation(stefan.schoebi@zhdk.ch).Übrigens: Alle studentischen Entwürfe für das Gestaltungskonzept werden am<strong>Festival</strong> ausgestellt.TOP ODER FLOP?Ein gemeinsamer Nenner zog sich durch die Gestaltungskonzepte,welche die 19 Studierenden <strong>der</strong> Vertiefung Visuellen Kommunikation,Departement Design, im Mai <strong>2009</strong> <strong>der</strong> Jury für das dritte<strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste präsentierten: Am <strong>Festival</strong> ist alles an<strong>der</strong>s – undbesser. Die Stimmung ist ausgelassen, <strong>der</strong> Kunstmief bleibt weg, dasPublikum ist gut durchmischt, und Unterhaltung, Lifestyle und Verpflegung,das ganze Drum und Dran, sind ebenfalls wichtige Bestandteile.Sogar Transdisziplinarität bekommt in diesem Rahmen eine positiveBedeutung: Cross-over wird zum Motto, Grenzen werden überschrittenund überwunden, denn die Neugierde ist Massstab aller Dinge.Der Austausch zwischen den Departementen hat sogar etwas Sportliches,wenn er als „5-Kampf“ gesehen wird (siehe Illustration oben).Mit an<strong>der</strong>en Worten: Kunst wird am <strong>Festival</strong> erst recht geniess- undverdaubar – <strong>der</strong> Kulturkonsument ist Allesfresser. Sein Appetit dürftenicht zuletzt vom freien Eintritt ans <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste herrühren.Populär und vielfältigWährend zwei Wochen haben die Studierenden also rund einDuzend Konzepte erarbeitet, von denen eines anschliessend in engerZusammenarbeit mit dem Werbebüro des Produktionszentrumsweiterentwickelt und umgesetzt wurde. Unter Anleitung <strong>der</strong> GastdozentinViola Zimmermann sind originelle und professionelle Entwürfeentstanden, die <strong>der</strong> siebenköpfigen Jury den Entscheid zuletzt schwerFestlaune o<strong>der</strong> Katerstimmung – das diesjährige ForumKultur und Ökonomie hat dem <strong>Festival</strong>boom auf den Zahn gefühlt.Dabei war Stefan Charles*Offensichtlich bewegt das Thema nicht nur mich, son<strong>der</strong>n diegesamte Kulturnation. Im März <strong>2009</strong> haben sich am Forum Kulturund Ökonomie** in Thun alle namhaften Kulturför<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Schweizund geladene Gäste aus dem Ausland zur Diskussion über die Zukunftdes <strong>Festival</strong>s getroffen. Mit dabei waren mit Stefan Schöbi und mirauch zwei Vertreter <strong>der</strong> ZHdK, beide mit gespitztem Bleistift. <strong>Festival</strong>boom?Ja! In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl <strong>der</strong> <strong>Festival</strong>s inEuropa verfünfzehnfacht. Einst waren die <strong>Festival</strong>s Schauplätze <strong>der</strong>Avantgarde und Treffpunkte <strong>der</strong> gesellschaftlichen Eliten. Heute bedrängensie nicht nur die traditionellen Kulturhäuser, son<strong>der</strong>n sind fürganze Städte und Regionen aus kultureller, wirtschaftlicher und politischerSicht von eminenter Bedeutung.Das <strong>Festival</strong> ist tot …Top o<strong>der</strong> Flop? Die Meinungen in den Diskussionen in Thun warenvielfältig: Jürgen Flimm (vgl. Liste <strong>der</strong> Referenten am Schluss desArtikels) warnte vor dem Schwund <strong>der</strong> Kultur – wörtlich „dem Schönen,Guten und Wahren“ –, Jean Perret vor Wachstumszwang und demHang zur Superlativen, an<strong>der</strong>e Kritiker prophezeiten gar das baldige