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Junge Erwachsene in der Sozialhilfe - Schulden

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INHALTSVERZEICHNISInhaltsverzeichnisE<strong>in</strong>leitung 5Ausgangslage und Fragestellung 61 Persönliche Situation <strong>der</strong> jungen<strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> 92 Regionale Unterschiede 153 Verläufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> 204 Räumliche Mobilität 265 Zusammenfassung 302009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE3


EINLEITUNGE<strong>in</strong>leitungVor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en politischen undöffentlichen Diskussion über die Lebenslage <strong>der</strong> jungen<strong>Erwachsene</strong>n und <strong>der</strong>en Folgen auf die <strong>in</strong>dividuelleLebensgestaltung wie auch den Folgen für den gesellschaftlichenZusammenhalt besteht e<strong>in</strong> grosses Informationsbedürfnis.Von Interesse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>eErkenntnisse über die Ursachen, warum junge <strong>Erwachsene</strong><strong>in</strong> die <strong>Sozialhilfe</strong> abrutschen und umgekehrt überdie Wirkung, die die Institution <strong>Sozialhilfe</strong> – o<strong>der</strong> öffentlicheHilfsangebote allgeme<strong>in</strong> – auf diese Personengruppeausübt. Für diesen Themenbereich werdenInformationen verlangt, welche die Ursachen <strong>der</strong> Überrepräsentation<strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>identifiziert und dabei verschiedene Aspekte und E<strong>in</strong>flussfaktorenmit e<strong>in</strong>zubeziehen vermag.Die vorliegende Studie greift zu diesem Zweck dasThema «<strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>» auf undliefert vertiefte Analysen und umfassende Informationenüber diese Risikogruppe. Sie geht von <strong>der</strong> Frage aus,wer die jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> s<strong>in</strong>d unduntersucht die Auffälligkeiten h<strong>in</strong>sichtlich regionalerVerteilung, räumlicher und zeitlicher Mobilität.Diese Publikation ist e<strong>in</strong>e zusammenfassende Darstellung<strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Sozialhilfe</strong>. Diese Untersuchung wurde im Auftrag desBundesamtes für Statistik vom Büro für arbeits- undsozialpolitische Studien (BASS) durchgeführt 1 .1Der vollständige Bericht ist verfügbar unter: www.statistik.adm<strong>in</strong>.ch2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE5


AUSGANGSLAGE UND FRAGESTELLUNGAusgangslage und FragestellungDer Begriff <strong>der</strong> «jungen <strong>Erwachsene</strong>n» («emerg<strong>in</strong>gadulthood», «youthhood») etablierte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> JugendforschungMitte <strong>der</strong> 1990er Jahre (Arnett 2004, Walther1996, Côté 2000). Er br<strong>in</strong>gt den Sachverhalt zum Ausdruck,dass sich die Jugendphase und <strong>der</strong> Übertritt <strong>in</strong>s<strong>Erwachsene</strong>nalter immer weniger präzise vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>abgrenzen lassen. Zentrale Statuspassagen, die denÜbergang <strong>in</strong>s <strong>Erwachsene</strong>nalter kennzeichnen, werdenzunehmend «nach h<strong>in</strong>ten» verschoben und ihre Abfolgelöst sich allmählich auf. Das gilt für den Abschluss <strong>der</strong>Ausbildung, den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Berufswelt, den Auszugaus dem Elternhaus, das E<strong>in</strong>gehen fester Partnerschafteno<strong>der</strong> die Gründung e<strong>in</strong>er Familie (P<strong>in</strong>quart/Grob 2008,Dommermuth 2008).Die prekären Lebenslagen jungen <strong>Erwachsene</strong>rdrangen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>in</strong>s öffentliche Bewusstse<strong>in</strong>,als während <strong>der</strong> Rezession <strong>der</strong> 1990er Jahre immer mehrJugendliche Probleme bekundeten, e<strong>in</strong>e Lehrstelle unde<strong>in</strong>e Erwerbsarbeit zu f<strong>in</strong>den (Ackermann/Gfeller 2005,AMOSA 2004, Weber 2004). In <strong>der</strong> Folge wurden zahlreichepolitische Massnahmen ergriffen und Monitor<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strumentewie das Lehrstellenbarometer aufgezogen.Auf wissenschaftlicher Ebene entstanden – unter an<strong>der</strong>emim Rahmen <strong>der</strong> Nationalen Forschungsprogramme43 «Bildung und Beschäftigung» und 51 «Integrationund Ausschluss» – e<strong>in</strong>e Reihe von Untersuchungen,die sich mit <strong>der</strong> Ausbildung junger <strong>Erwachsene</strong>r, denÜbergängen und Verläufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwerbsarbeit undallgeme<strong>in</strong>er mit <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen(BFS/TREE 2003, Cocon 2006, Chaponnièreet al. 2005a, 2005b und 2007, Eckmann-Saillant/Bolzmann/Rham1994, Egger, Dreher & Partner 2007,Grun<strong>der</strong>/von Mandach 2007, Gloor/Meier/Nef 2001).Diskont<strong>in</strong>uierliche Lebensverläufe und e<strong>in</strong>e fragileArbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration von Jugendlichen gehen mite<strong>in</strong>er erhöhten sozialen Verletzbarkeit und Armutsgefährdunge<strong>in</strong>her. Bereits die ersten nationalen Armutsstudienhatten H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e überdurchschnittlicheGefährdung junger <strong>Erwachsene</strong>r enthalten (Buhmann1988, Leu/Burri/ Priester 1997). Spezifische Studien zurArmutsgefährdung und zum <strong>Sozialhilfe</strong>bezug junger<strong>Erwachsene</strong>r, die ab Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre e<strong>in</strong>setzten,g<strong>in</strong>gen zunächst – unter an<strong>der</strong>em mangels gesamtschweizerischerDaten – von lokalen, regionalen o<strong>der</strong>kantonalen Gegebenheiten aus. Sie suchten die Gruppe<strong>der</strong> armutsbedrohten jungen <strong>Erwachsene</strong>n genauer zuerfassen und ihre beson<strong>der</strong>en Problemlagen zu beleuchten(Drill<strong>in</strong>g 2003 und 2004, Fragnière/Hutmacher/Pichler 2001, Gerber/Rehberg 2006). In ausführlichenGesprächen mit Betroffenen wurde untersucht, wie sieihre diskont<strong>in</strong>uierlichen Lebensverläufe biographischverarbeiten und bewältigen (Montani 2006, Schaffner2003 und 2007). Auch kantonale Sozialberichte und dieKennzahlenvergleiche <strong>der</strong> Städte<strong>in</strong>itiative Sozialpolitikbehandelten die jungen <strong>Erwachsene</strong>n als thematischeSchwerpunkte (BFS/Sozialamt des Kantons Zürich 2005,Salzgeber 2005 und 2007). 22Neben diesen analytischen Arbeiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jüngster Zeit mehrere praxisorientierteStudien und Diplomarbeiten erschienen, die sich mit Konzeptenzur Beratung und Begleitung junger <strong>Erwachsene</strong>r <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>beschäftigen (Cukas/Grether/Schelldorfer 2005, Hablützel 2008, Küng/Zeiter Fassb<strong>in</strong>d 2008, Morw<strong>in</strong>ski 2007).6JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


AUSGANGSLAGE UND FRAGESTELLUNG2006 lagen erstmals gesamtschweizerische Ergebnisse<strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>statistik für das Referenzjahr 2004vor (BFS 2006a, BFS 2006b). Sie bestätigten die auf lokalerund kantonaler Ebene gewonnenen Erkenntnisseund belegten, dass Personen im Alter von 18 bis 25 Jahrene<strong>in</strong> überdurchschnittlich hohes <strong>Sozialhilfe</strong>risiko tragen.Die aktuellsten Daten, die bei <strong>der</strong> Berichterstattungvorlagen, bestätigen dieses Bild: Auch 2006 lag die <strong>Sozialhilfe</strong>quote<strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n mit 4,5 Prozent umrund e<strong>in</strong> Drittel über <strong>der</strong> Gesamtquote, wobei die Quote<strong>der</strong> Frauen noch etwas höher ausfällt als diejenige <strong>der</strong>Männer (BFS 2008a, BFS 2008b).Die vorliegende Untersuchung verfolgt das Ziel, dieLage junger <strong>Erwachsene</strong>r <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> mit e<strong>in</strong>er erweitertenDatenbasis (2004–2006) umfassend zu beschreiben.Angesichts <strong>der</strong> hohen gesellschaftlichen Bedeutungist das Thema «<strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Sozialhilfe</strong>» im statistischen Mehrjahresprogramm2007–2011 des Bundes e<strong>in</strong> eigenständiges Vorhaben 3 .Der vorliegende Bericht bildet den Ausgangspunkt fürweitere Untersuchungen. Im Zentrum stehen dabei vierFragekomplexe: Wie lässt sich erklären,dass <strong>Sozialhilfe</strong>quoten junger <strong>Erwachsene</strong>r vonKanton zu Kanton stark schwanken? Weshalb liegtdie <strong>Sozialhilfe</strong>quote junger <strong>Erwachsene</strong>r <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igenKantonen über <strong>der</strong> Gesamtquote und <strong>in</strong> an<strong>der</strong>ennicht? Welche Rolle spielen die Bevölkerungszusammensetzung,die Wirtschaftsstruktur o<strong>der</strong> das Bildungssysteme<strong>in</strong>es Kantons? Wie lange beziehendie jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>Sozialhilfe</strong>? Wie gross istnach e<strong>in</strong>er Ablösung die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>esWie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritts? Welche Faktoren bee<strong>in</strong>flussen dieVerläufe junger <strong>Erwachsene</strong>r <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>? nen<strong>in</strong> prekären Verhältnissen. Wie häufig wechselnjunge <strong>Erwachsene</strong> den Wohnsitz? Welche Geme<strong>in</strong>detypenhaben überdurchschnittliche viele Zuzüge vonarmutsbedrohten Personen an <strong>der</strong> Schwelle zum <strong>Erwachsene</strong>nalterzu verzeichnen? Welchen E<strong>in</strong>fluss hatdas kommunale Umfeld auf den <strong>Sozialhilfe</strong>bezug vonjungen <strong>Erwachsene</strong>n? nen<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>. Wie stellen sich die Lebensform(Haushaltstyp, Zivilstand), die Erwerbssituation und<strong>der</strong> Bildungsstand <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>dar? Lassen sich spezifische Typen von jungen<strong>Erwachsene</strong>n herausschälen und gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgrenzen?3Bundesamt für Statistik (2008): Das statistische Mehrjahresprogrammdes Bundes, 2007–2011. BFS: Neuchâtel2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE7


PERSÖNLICHE SITUATION DER JUNGEN ERWACHSENEN IN DER SOZIALHILFE1 Persönliche Situation <strong>der</strong> jungen<strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>Die bisherigen Untersuchungen zu jungen <strong>Erwachsene</strong>n<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> betonen, dass es sich um e<strong>in</strong>e sehrheterogene Gruppe handelt. Dies hat wesentlich mitdem Übergangscharakter dieser Lebensphase zu tun:Die meisten Jugendlichen bef<strong>in</strong>den sich im Alter von18 Jahren <strong>in</strong> sehr an<strong>der</strong>en Lebensverhältnissen als MitteZwanzig. Für ihre Handlungsfähigkeit ist entscheidend,ob es ihnen <strong>in</strong> dieser Phase des E<strong>in</strong>tritts <strong>in</strong>s <strong>Erwachsene</strong>nlebengel<strong>in</strong>gt, ökonomische (Erwerb), kulturelle(Bildung) und soziale Ressourcen (selbständiges Leben)aufzubauen, die ihre materielle und gesellschaftlicheVerselbständigung erlauben. Es ist deshalb zu erwarten,dass sich die Problemlagen von jungen <strong>Sozialhilfe</strong>beziehendenan den beiden «Alterspolen» dieser Gruppe <strong>in</strong>wichtigen Punkten unterscheiden.Der erste Teil <strong>der</strong> Studie verfolgt das Ziel, diese Vielfaltsichtbar zu machen und die alterspezifischen Unterschiede<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ressourcenausstattung von jungen <strong>Sozialhilfe</strong>beziehendenzu analysieren. Dabei werden dreiFel<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Zentrum gerückt: In diesen Fel<strong>der</strong>n spiegeln sich die wichtigsten Statuspassagen,die für den Übergang von <strong>der</strong> Jugend <strong>in</strong>s<strong>Erwachsene</strong>nleben kennzeichnend s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> Regelwerden dabei fünf Statuspassagen hervorgehoben,die e<strong>in</strong>e Person jedoch nicht allesamt vollzogen habenmuss, um als erwachsen zu gelten (P<strong>in</strong>quart/Grob 2008):Während <strong>der</strong> Ausbildungsabschluss über die Akkumulationkultureller Ressourcen und Chancen auf demArbeitsmarkt entscheidet und die Berufstätigkeit e<strong>in</strong>ezentrale Rolle bei <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Verselbständigungspielt, zielen die übrigen Statuspassagen auf e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>nan sozialer Autonomie o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d familienorientiert(Paarbeziehung, Elternschaft). Die Situation <strong>der</strong> jungen<strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> lässt sich nun dah<strong>in</strong>gehendbeschreiben, welche Statuspassagen sie vollzogenhaben und <strong>in</strong> welcher H<strong>in</strong>sicht sie Probleme bekunden,ihre Handlungsfähigkeit zu etablieren und zu erweitern.Weil sich das Übergangsverhalten stark nach Geschlechtund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheidet, werden diesebeiden Dimensionen systematisch <strong>in</strong> die Auswertungenmite<strong>in</strong>bezogen.Die Betonung <strong>der</strong> Heterogenität sollte allerd<strong>in</strong>gs nichtdazu führen, dass Übersicht und Zusammenhänge verlorengehen und die jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>nur noch als Individuen mit nicht vergleichbaren E<strong>in</strong>zelschicksalenersche<strong>in</strong>en. Auch für die Praxis ist es wichtig,konkrete Gruppen von jungen <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden zuidentifizieren, die mit spezifischen Unterstützungsangebotenadressiert werden können. Aus diesem Grundwerden sechs <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Sozialhilfe</strong> unterschieden und gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgrenzt: 2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE9


PERSÖNLICHE SITUATION DER JUNGEN ERWACHSENEN IN DER SOZIALHILFETyp 1: <strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong> <strong>in</strong> AusbildungKnapp e<strong>in</strong> Viertel aller jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>bef<strong>in</strong>den sich noch <strong>in</strong> Ausbildung, gut 60 Prozentdavon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lehre. Ihr Durchschnittsalter beträgt rund20 Jahre, Männer und Frauen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe zugleichen Teilen vertreten (vgl. Tabelle 1). Ihre <strong>Sozialhilfe</strong>abhängigkeitdürfte <strong>in</strong> vielen Fällen mit mangelndenmateriellen Mitteln des Elternhauses zu tun haben:Als Lehrl<strong>in</strong>ge und Auszubildende verdienen die jungen<strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel noch zu wenig, um wirtschaftlichselbständig zu se<strong>in</strong>. In vielen Fällen können somit dieEltern nicht – o<strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> vollem Umfang – für die Ausbildungihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufkommen. Kantonale Stipendien,die <strong>in</strong> solchen Fällen als Bedarfsleistungen vorgesehens<strong>in</strong>d, vermögen als Beiträge zur Ausbildungsför<strong>der</strong>ungden <strong>Sozialhilfe</strong>bezug nicht immer zu vermeiden.Etwas mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge und Auszubildenden,die auf die <strong>Sozialhilfe</strong> angewiesen s<strong>in</strong>d, lebennoch zu Hause. In fast 90 Prozent dieser Fälle werdenauch ihre Eltern von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstützt. S<strong>in</strong>d dieLehrl<strong>in</strong>ge und Auszubildenden von zu Hause ausgezogen,so lässt sich über die <strong>Sozialhilfe</strong>statistik nicht mehrzuverlässig feststellen, ob sie noch von den Eltern unterstütztwerden und ob die <strong>Sozialhilfe</strong> diese unterstützt.Fest steht, dass e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge und Auszubildenden,die <strong>Sozialhilfe</strong> erhalten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>-Personen-Haushaltwohnen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtbevölkerungjedoch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> lebenden Auszubildendenmarkant ger<strong>in</strong>ger ist. Merkmale Typ 1:<strong>in</strong> AusbildungTyp 2:mit K<strong>in</strong>dTyp 3:erwerblos, ohneAusbildungTyp 4:erwerblos, mitAusbildungTyp 5:erwerbstätigTyp 6:nicht erwerbstätigDurchschnitt 19,9 22,7 21,4 22,4 21,6 21,8 21,5GeschlechtMänner 50,5 21,1 59,3 55,9 49,1 50,1 47,0Frauen 49,5 78,9 40,7 44,0 50,9 49,9 53,0Total 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0NationalitätSchweiz 63,3 57,3 62,7 78,2 67,2 73,9 63,2Ausland 36,7 42,7 37,3 21,8 32,8 26,1 36,8Total 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0Haushaltstypbei Eltern 52,4 0,0 25,3 18,1 29,2 19,9 24,9Alle<strong>in</strong>lebend 22,8 0,0 37,0 44,0 34,9 28,0 25,3Paar 4,6 51,8 13,4 15,5 16,8 11,9 20,7Alle<strong>in</strong>erziehend 0,0 48,2 0,0 0,0 0,0 0,0 7,9An<strong>der</strong>e Privathaush. 6,0 0,0 8,3 9,7 7,2 6,2 5,4Stat. E<strong>in</strong>richtungen 7,6 0,0 2,6 1,7 3,0 19,8 5,9Bes. Wohnformen 6,7 0,0 13,5 11,2 8,9 14,2 7,8Total 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0Fälle mit Leistungsbezug <strong>in</strong> Erhebungsperiode, ohne Doppelzählungen, bei weiteren Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Unterstützungse<strong>in</strong>heit nur reguläre Fälle. Acht Kantone s<strong>in</strong>dnicht berücksichtigt. Bei 22,1% <strong>der</strong> relevanten Beobachtungen war ke<strong>in</strong>e Typenbestimmung möglich (fehlende Angaben zu Erwerbssituation, Bildungsstando<strong>der</strong> Elternschaft).Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, Berechnungen: BASS.Total10JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


PERSÖNLICHE SITUATION DER JUNGEN ERWACHSENEN IN DER SOZIALHILFETyp 4: Erwerbslose junge <strong>Erwachsene</strong> mit AusbildungPersonen, die nach e<strong>in</strong>er postobligatorischen AusbildungProbleme beim Übertritt <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt bekunden,machen 12 Prozent <strong>der</strong> (k<strong>in</strong><strong>der</strong>losen) jungen <strong>Erwachsene</strong>n<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> aus. Auch hier s<strong>in</strong>d Männer mit e<strong>in</strong>emAnteil von 56 Prozent übervertreten (vgl. Tabelle 1).Die Gruppe besteht hauptsächlich aus Personen mite<strong>in</strong>em Schweizer Pass, nur e<strong>in</strong>e von fünf Personen istAuslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>. Das Durchschnittsalter ist um e<strong>in</strong> Jahrhöher als bei den ausbildungslosen Erwerbslosen,entsprechend s<strong>in</strong>d auch die Lebensformen etwas verän<strong>der</strong>t:Der Anteil <strong>der</strong> Alle<strong>in</strong>lebenden ist leicht höher,<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> bei den Eltern Wohnenden entsprechendtiefer. Die Überbrückungsfunktion <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> dürftebei dieser Personengruppe noch klarer ausgeprägt se<strong>in</strong>als bei Typ 3.Typ 5: Erwerbstätige junge <strong>Erwachsene</strong>12 Prozent <strong>der</strong> (k<strong>in</strong><strong>der</strong>losen) jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Sozialhilfe</strong> s<strong>in</strong>d erwerbstätig und gleichwohl auf dieSozial hilfe angewiesen. Mehr als die Hälfte ist ausbildungslosund hat damit – wie die ausbildungs- un<strong>der</strong>werbslosen Personen (Typ 3) – den Übergang von<strong>der</strong> obligatorischen <strong>in</strong> die nachobligatorische Ausbildungnicht gemeistert o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e begonnene Ausbildung abgebrochen.Weil die Anzahl <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n,die unter diesen Typ fallen, ohneh<strong>in</strong> nicht beson<strong>der</strong>sgross ist, wurde auf e<strong>in</strong>e zusätzliche Unterglie<strong>der</strong>ungnach dem Bildungsstand verzichtet. Männer und Frauens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Gruppe zu gleichen Teilen vertreten;<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen ist leicht tiefer als <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gesamtheit <strong>der</strong> sozialhilfebeziehenden jungen <strong>Erwachsene</strong>n(vgl. Tabelle 1).Etwas mehr als die Hälfte <strong>der</strong> erwerbstätigen jungen<strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> arbeiten Vollzeit. BeiMännern kommt dies häufiger vor als bei Frauen(ca. 60% vs. 50%). Man kann diese Personen alsWork<strong>in</strong>g Poor im engen S<strong>in</strong>n bezeichnen, weil sie trotze<strong>in</strong>er Vollzeitbeschäftigung nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, fürsich und allfällige weitere Haushaltsmitglie<strong>der</strong> zu sorgen.Allerd<strong>in</strong>gs werden die Work<strong>in</strong>g Poor unter den sozialhilfebeziehendenjungen <strong>Erwachsene</strong>n damit nicht erschöpfen<strong>der</strong>fasst, weil sich erstens <strong>der</strong> Work<strong>in</strong>g Poor-Status nicht auf das E<strong>in</strong>kommen und Erwerbsvolumene<strong>in</strong>zelner Personen, son<strong>der</strong>n von Haushalten bezieht.Zweitens s<strong>in</strong>d Personen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht berücksichtigt,son<strong>der</strong>n dem Typ 2 zugeteilt. Dass die hier aufgeführtenerwerbstätigen Personen ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben und esmehr als <strong>der</strong> Hälfte von ihnen nicht gel<strong>in</strong>gt, bei e<strong>in</strong>erVollzeitbeschäftigung für sich und allfällige weiterean<strong>der</strong>e Haushaltsmitglie<strong>der</strong> zu sorgen, lässt auf tiefenVerdienst und prekäre Arbeitsverhältnisse schliessen.Die <strong>Sozialhilfe</strong> nimmt hier e<strong>in</strong>e subsidiäre Funktion e<strong>in</strong>,<strong>in</strong>dem sie die Armutslücke deckt, die zwischen <strong>der</strong> statistischenArmutsgrenze und dem erzielten E<strong>in</strong>kommen<strong>in</strong>klusive allfälliger Transfers liegt.Typ 6: <strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong> ausserhalbdes Erwerbsprozesses13 Prozent aller jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>stehen ausserhalb des Erwerbsprozesses: Sie gehenke<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit nach und suchen auch ke<strong>in</strong>eStelle. Dass sie wegen Erziehungspflichten aus demErwerbsprozess ausgeschieden s<strong>in</strong>d, kann ausgeschlossenwerden; diese Personen s<strong>in</strong>d dem Typ 2 zugeteilt.Es ist zu vermuten, dass gesundheitliche und psychischeProbleme samt Suchtproblemen e<strong>in</strong>e wichtige Rollespielen. Darauf deutet auch <strong>der</strong> Sachverhalt, dass e<strong>in</strong>Fünftel dieser Personen <strong>in</strong> stationären E<strong>in</strong>richtungenwohnt (Gesamtheit <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n: 5,9%),weitere 14 Prozent leben <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Wohnformen(Gesamtheit <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n: 7,8%; vgl. Tabelle1). Die <strong>Sozialhilfe</strong> dürfte <strong>in</strong> solchen Fällen verhältnismässigoft e<strong>in</strong>e längerfristige, e<strong>in</strong>kommensersetzendeFunktion e<strong>in</strong>nehmen.Die Anteile <strong>der</strong> Frauen und Männer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieserGruppe gleich gross. Dagegen s<strong>in</strong>d die Schweizer/<strong>in</strong>nenverhältnismässig stark vertreten: Nahezu drei von vierjungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>, die nicht erwerbstätigs<strong>in</strong>d, haben e<strong>in</strong>en Schweizer Pass.12JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


PERSÖNLICHE SITUATION DER JUNGEN ERWACHSENEN IN DER SOZIALHILFEUnterschiede nach Geme<strong>in</strong>detypenDie Sozialstruktur <strong>in</strong> Städten, Agglomerationen undländlichen Geme<strong>in</strong>den unterscheidet sich beträchtlich. Esist deshalb zu erwarten, dass auch die Problemlagen junger<strong>Erwachsene</strong>r je nach Geme<strong>in</strong>detyp variieren.Tabelle 2 zeigt, wie stark die skizzierten sechs Typenjunger <strong>Erwachsene</strong>r, die von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstütztwerden, <strong>in</strong> den drei Geme<strong>in</strong>detypen (Städte, Agglomerationen,ländlichen Geme<strong>in</strong>den) vertreten s<strong>in</strong>d. Unterschiedetreten vor allem <strong>in</strong> vier Bereichen hervor: <strong>in</strong> Ausbildung bef<strong>in</strong>den und von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstütztwerden, <strong>in</strong> ländlichen Geme<strong>in</strong>den deutlich grösserals <strong>in</strong> Städten. Sie machen mit e<strong>in</strong>em Anteil vonüber e<strong>in</strong>em Viertel <strong>in</strong> den ländlichen Geme<strong>in</strong>den diegrösste Gruppe aus. Dies könnte unter an<strong>der</strong>em damitzusammenhängen, dass viele Auszubildende, die <strong>Sozialhilfe</strong>beziehen, unter 20 Jahren alt s<strong>in</strong>d und noch beiihren Eltern wohnen. Abwan<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Agglomerationenund Städte dürften somit eher selten auftreten. hendenmit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Städten(20%) und Agglomerationen (17%) grösser als <strong>in</strong>ländlichen Geme<strong>in</strong>den (13%). Hier könnte ebenfallsdas Mobilitätsverhalten mitspielen, weil diese Personenhäufig auf die Mitte Zwanzig zugehen und <strong>in</strong> <strong>der</strong>Regel von zu Hause ausgezogen s<strong>in</strong>d. Auch s<strong>in</strong>d Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen,die häufiger zusammen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unterstütztwerden, <strong>in</strong> Städten stärker vertreten als aufdem Land. Schliesslich ist die Mehrheit <strong>der</strong> jungenSchweizer Eltern, die <strong>Sozialhilfe</strong> beziehen, alle<strong>in</strong>erziehend.Es ist nicht auszuschliessen, dass <strong>in</strong> überschaubarenländlichen Verhältnissen <strong>der</strong> soziale Druck stärkerist als <strong>in</strong> Agglomerationen und städtischenGebieten. <strong>der</strong> erwerbs- und ausbildungslosen jungen <strong>Erwachsene</strong>n<strong>in</strong> <strong>der</strong> städtischen <strong>Sozialhilfe</strong> etwas grösser ist alsauf dem Land. Verglichen mit den an<strong>der</strong>en Unterschiedenist die Abweichung aber eher ger<strong>in</strong>g. jungen <strong>Erwachsene</strong>n, die nicht erwerbsfähig s<strong>in</strong>d, verhältnismässigstark vertreten. Die Unterschiede fallennoch deutlicher aus, wenn man statt des Geme<strong>in</strong>detypsdie Geme<strong>in</strong>degrösse berücksichtigt: In Geme<strong>in</strong>denmit bis zu 2000 Personen machen die Nichterwerbstätigensogar 17 Prozent aus. Weil nicht genaubekannt ist, aus welchen Gründen diese Personennicht mehr erwerbsfähig s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d Interpretationendieser Unterschiede heikel. Typen von jugen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>Typ <strong>der</strong> Unterstützungsgeme<strong>in</strong>deStadt Agglomeration Ländliche Geme<strong>in</strong>e1: <strong>in</strong> Ausbildung 20,0 24,6 26,62: mit K<strong>in</strong>d 20,2 17,0 12,63: erwerbslos, ohne Ausbildung 24,2 22,2 21,14: erwerbslos, mit Ausbildung 12,8 11,5 11,45: erwerbstätig 11,3 12,1 13,16: nicht erwerbstätig 11,4 12,7 15,3Total (%) 100,0 100,0 100,0Total (N) 8156 7251 3322Fälle mit Leistungsbezug <strong>in</strong> Erhebungsperiode, ohne Doppelzählungen, bei weiteren Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Unterstützungse<strong>in</strong>heit nur reguläre Fälle. Acht Kantone s<strong>in</strong>dnicht berücksichtigt. Bei 22,2% <strong>der</strong> relevanten Beobachtungen fehlen die Angaben zum Typ <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> o<strong>der</strong> zum Geme<strong>in</strong>detyp.Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, Berechnungen: BASS.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE13


PERSÖNLICHE SITUATION DER JUNGEN ERWACHSENEN IN DER SOZIALHILFEEs ist abschliessend wichtig hervorzuheben, dass dieunterschiedliche Präsenz <strong>der</strong> verschiedenen Typen von<strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden ke<strong>in</strong>e Rückschlüsse darüber erlaubt,wie stark Städte, Agglomerationen und ländlicheGeme<strong>in</strong>den von sozialen Problemen junger <strong>Erwachsene</strong>rbetroffen s<strong>in</strong>d. Sie zeigt jedoch, wie sich das Profil <strong>der</strong>jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> <strong>in</strong> Städten, Agglomerationenund ländlichen Geme<strong>in</strong>den unterscheidet.Daraus wird ersichtlich, mit welchen Problemen diejeweiligen Sozialdienste konfrontiert s<strong>in</strong>d und welcheLösungsangebote erfolgversprechend se<strong>in</strong> könnten.E<strong>in</strong> wichtiger Unterschied lässt sich dah<strong>in</strong>gehend auf denPunkt br<strong>in</strong>gen, dass <strong>in</strong> ländlichen Geme<strong>in</strong>den verhältnismässigviele junge <strong>Erwachsene</strong> von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstütztwerden, weil ihre Eltern über unzureichende Mittelverfügen, um ihnen die Erstausbildung <strong>in</strong> vollem Umfangzu f<strong>in</strong>anzieren. In Städten dagegen kommt es häufigervor, dass junge <strong>Erwachsene</strong> selber Familien gegründethaben, mit den daraus entstehenden Belastungen nichtzu Rande kommen o<strong>der</strong> unter gescheiterten Paarbeziehungenleiden.14JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


REGIONALE UNTERSCHIEDE2 Regionale UnterschiedeOb junge <strong>Erwachsene</strong> auf die <strong>Sozialhilfe</strong> angewiesens<strong>in</strong>d, hängt nicht nur von ihren persönlichen Ressourcen(z.B. E<strong>in</strong>kommen, Bildung) ab, son<strong>der</strong>n ebenso vonstrukturellen Faktoren. Dazu gehören beispielsweise dasLehrstellenangebot, die Wirtschaftsstruktur o<strong>der</strong> diebestehenden Unterstützungsangebote für junge <strong>Erwachsene</strong><strong>in</strong> kritischen Verhältnissen (z.B. Lehrstellenabbruch,Arbeitslosigkeit). Betrachtet man die <strong>Sozialhilfe</strong>quoten<strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kantonen, sostellt man beträchtliche Unterschiede fest: 2006 bewegtensich die Quoten zwischen 0,9 (Nidwalden) und12,1 Prozent (Basel-Stadt). Es ist zu vermuten, dass e<strong>in</strong>Teil <strong>der</strong> Abweichungen auf strukturelle Unterschiede zurückzuführenist. Näher betrachtet, s<strong>in</strong>d dabei zwei Fragenzu unterscheiden:Unterschiede <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>quoten junger <strong>Erwachsene</strong>rZur Erklärung <strong>der</strong> unterschiedlichen kantonalen <strong>Sozialhilfe</strong>quotenvon jungen <strong>Erwachsene</strong>n wurde e<strong>in</strong> multivariatesModell mit <strong>in</strong>sgesamt 30 Variablen getestet.Abbildung 1 zeigt das für die Analysen verwendeteErklärungs modell und die dar<strong>in</strong> enthaltenen Indikatoren.Daraus wird ersichtlich, dass die <strong>Sozialhilfe</strong>quote ause<strong>in</strong>em Zusammenspiel von Indikatoren aus vier verschiedenenDimensionen erklärt werden soll. Wir unterscheidenzwischen Indikatoren auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> kerung,<strong>der</strong> sozialen Umwelt, <strong>der</strong> Wirtschaft und <strong>der</strong>Politik und Kultur. 4 Grundsätzlich gehen wir davon aus,dass je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Indikator für sich e<strong>in</strong>en Beitrag zurErklärung <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>quote liefern kann. Erstens: Woher rühren die kantonalen Unterschiede<strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>quoten von jungen <strong>Erwachsene</strong>n? (absolute<strong>Sozialhilfe</strong>betroffenheit <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n) von jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kantonen aufdem Niveau <strong>der</strong> kantonalen Gesamtquote, währendsie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kantonen deutlich darüber liegt? (relative<strong>Sozialhilfe</strong>betroffenheit <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n)4Wir verzichten an dieser Stelle auf e<strong>in</strong>e detaillierte Vorstellung allerverfügbaren und <strong>in</strong>s Schätzmodell aufgenommenen Variablen. In <strong>der</strong>Gesamtstudie s<strong>in</strong>d die entsprechenden Informationen aufgeführt.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE15


REGIONALE UNTERSCHIEDEErklärungsmodell zur Erklärung <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>quote G 1Bevölkerung Bildung und Bildungsübergänge Migrationsh<strong>in</strong>tergrund GesundheitPolitik und Kultur Sprachregion Bildungssysteme undBildungsangebote Soziale Sicherheit Stipendienwesen Steuersystem<strong>Sozialhilfe</strong>quoteSoziale Umwelt Stadt/Land Individualisierung Familiäre Herkunft SozialraumWirtschaft Arbeitsmarkt undErwerbs<strong>in</strong>tegration Wirtschaftsstruktur Lehrstellensituation WirtschaftskraftDarstellung: BASS.In Faktorenanalysen wurden die Variablen auf dreiFaktoren verdichtet. Insgesamt können mit diesen Faktorengut 50 Prozent <strong>der</strong> Unterschiede <strong>in</strong> den kantonalen<strong>Sozialhilfe</strong>quoten erklärt werden: «hohe Erwerbs<strong>in</strong>tegration,wirtschaftliche und soziale Rahmenbed<strong>in</strong>gungen»am meisten zur Erklärung <strong>der</strong> Unterschiedebei. E<strong>in</strong> hoher Anteil an jungen <strong>Erwachsene</strong>n<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Berufslehre, e<strong>in</strong> vergleichsweise ger<strong>in</strong>ger Anteilan Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen, welche erst e<strong>in</strong>e relativ kurzeZeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz s<strong>in</strong>d (3 bis 4 Jahre), und e<strong>in</strong> überdurchschnittlichguter Gesundheitszustand <strong>der</strong> Bevölkerungsche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> ihrem Zusammenspiel zu e<strong>in</strong>ervergleichsweise hohen Erwerbs<strong>in</strong>tegration <strong>der</strong> jungen<strong>Erwachsene</strong>n zu führen. Dies spiegelt sich <strong>in</strong>sgesamt<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tieferen <strong>Sozialhilfe</strong>quote. In diesem Faktorwird e<strong>in</strong>e sprachregionale Dimension sichtbar:E<strong>in</strong>e Betrachtung <strong>der</strong> kantonalen Faktorwerte zeigt,dass die Faktorwerte <strong>der</strong> frankophonen Kantone unddes Tess<strong>in</strong> negativ, diejenigen <strong>der</strong> meisten DeutschschweizerKantone h<strong>in</strong>gegen positiv s<strong>in</strong>d. Der Grunddafür liegt dar<strong>in</strong>, dass sich die Westschweizer Kantoneund das Tess<strong>in</strong> im Vergleich zu den meisten DeutschschweizerKantonen <strong>in</strong> wesentlichen Merkmalen, dieden Faktor «hohe Erwerbs<strong>in</strong>tegration, wirtschaftlicheund soziale Bed<strong>in</strong>gungen» prägen, unterscheiden. Sos<strong>in</strong>d die Erwerbs<strong>in</strong>tegrationsquote und <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>erwerbstätigen Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Westschweizer Kantonenund dem Tess<strong>in</strong> deutlich tiefer, wogegen die Jugendarbeitslosenquotendeutlich höher s<strong>in</strong>d. tor<strong>in</strong> die Sekundarstufe II und beim Übergang <strong>in</strong>s Erwerbsleben»erklärt. Vor allem <strong>in</strong> Kantonen mit e<strong>in</strong>emhohen Urbanisierungsgrad s<strong>in</strong>d direkte Übergängevon <strong>der</strong> Sekundarstufe I <strong>in</strong> die Sekundarstufe II wenigeroft zu beobachten als <strong>in</strong> eher ländlichen Kantonen.Demgegenüber ist <strong>der</strong> Anteil an Schüler<strong>in</strong>nenund Schülern, welche nach <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeite<strong>in</strong> schulisches Übergangsangebot besuchen, vergleichsweisehoch. Dies könnte e<strong>in</strong>e Erklärung dafürse<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Anteil an jungen <strong>Erwachsene</strong>n ohne Berufsausbildung<strong>in</strong> städtischen Gebieten überproportionalhoch ist. Erschwerend kommt für diese Gruppe16JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


REGIONALE UNTERSCHIEDEvon jungen <strong>Erwachsene</strong>n dazu, dass <strong>in</strong> ihren Wohnkantonenfür ger<strong>in</strong>g qualifizierte Arbeitskräfte wenigerArbeitsplätze zur Verfügung stehen. E<strong>in</strong>e erfolgreicheErwerbs<strong>in</strong>tegration ist unter diesen wirtschaftlichenRahmenbed<strong>in</strong>gungen schwieriger. Die Folge davonsche<strong>in</strong>t für die jungen <strong>Erwachsene</strong>n e<strong>in</strong> erhöhtes <strong>Sozialhilfe</strong>risikozu se<strong>in</strong>. miliärenH<strong>in</strong>tergrunds e<strong>in</strong>erseits und des sozialen Raumes(u.a. Anteil an Arbeitslosen und Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen,Haushalte mit überbelegten Wohnungen) an<strong>der</strong>erseitsauf die <strong>Sozialhilfe</strong>quote überprüft. Die Resultate <strong>der</strong>Analysen verweisen darauf, dass sich e<strong>in</strong> hoher Anteilan jungen <strong>Erwachsene</strong>n aus Familien mit e<strong>in</strong>emschwachen Bildungsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dannvermehrt auf die Bezugsquote <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> auswirkt,wenn gleichzeitig e<strong>in</strong> hoher Anteil <strong>der</strong> Kantonsbevölkerung<strong>in</strong> sozialen Räumen aufwächst, <strong>in</strong> denen sichmehrere Integrationsprobleme verdichten und kumulieren.Der Faktor «soziale Vererbung sowie Verdich-engem Raum» erklärt rund e<strong>in</strong>en Achtel <strong>der</strong> kantonalenUnterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>quote.Die Ergebnisse <strong>der</strong> Modellrechnung verweisen darauf,dass es weitere kantonsspezifische E<strong>in</strong>flussfaktorengibt, welche die <strong>Sozialhilfe</strong>quoten massgeblich bee<strong>in</strong>flussen,die wir aber nicht kennen. Die Frage, um welcheFaktoren es sich handelt, kann die statistische Analyseselber nicht beantworten, es lassen sich jedoch Vermutungenanbr<strong>in</strong>gen: «Politik undKultur» (z.B. Sprachregion, Bildungssystem, Steuerbelastung,bedarfsabhängige Sozialleistungen) wurden<strong>in</strong> das Schätzmodell aufgenommen, erwiesen sichaber unter multivariaten Bed<strong>in</strong>gungen als nicht relevanto<strong>der</strong> führten zu ke<strong>in</strong>en plausiblen Ergebnissen. Wert- bezüglich <strong>der</strong> Nachfragenach staatlichen Leistungen <strong>in</strong> Sozialversicherungsfragenvon Kanton zu Kanton verschieden s<strong>in</strong>d (vgl.dazu Guggisberg/Schär/Spycher 2004). Es ist davonauszugehen, dass auch im Bereich <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> e<strong>in</strong>ähnlicher Zusammenhang besteht. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> verbleibendenkantonalen Differenzen dürfte deshalb aufdiesen Umstand zurückzuführen se<strong>in</strong>. fö<strong>der</strong>alistischgeprägt. Ausgestaltung und Bemessungsgrundlagenorientieren sich zwar meistens an denRichtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Schweizerischen Konferenz für <strong>Sozialhilfe</strong>(SKOS), dennoch bestehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> lokalen Umsetzungund im Vollzug Unterschiede. Diese Differenzenlassen sich nur schwerlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em statistischen Modellabbilden, weil sie erstens zu vielfältig s<strong>in</strong>d undzweitens stark von <strong>der</strong> konkreten Umsetzungspraxisabhängen.Abbildung 2 stellt die Ergebnisse noch e<strong>in</strong>mal systematischdar.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE17


REGIONALE UNTERSCHIEDEbei den <strong>Sozialhilfe</strong>quoten junger <strong>Erwachsene</strong>r G 2E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Erklärungsgrössenauf die <strong>in</strong>terkantonalen Unterschiede <strong>in</strong> den <strong>Sozialhilfe</strong>quotenFaktorenHoheErwerbs<strong>in</strong>tegration,wirtschaftliche undsoziale Bed<strong>in</strong>gungenProbleme beimÜbertritt von <strong>der</strong>Sekundarstufe I <strong>in</strong> dieSekundarstufe II undbeim Übergang <strong>in</strong>sErwerbslebenSoziale Vererbungsowie Verdichtung undKumulation vonIntegrationsproblemenauf engem RaumNicht geklärt durch dasModellRelevanteE<strong>in</strong>flussfaktorenBevölkerung hoher Anteil jungererwerbstätiger <strong>Erwachsene</strong>r hoher Anteil jungerAuslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen (3 bis4 Jahre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz) guter Gesundheitszustand<strong>der</strong> Bevölkerung hoher Anteil an jungen<strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong>Berufsausbildung(Lehre)Soziale Umwelt ländliche Kantone tieferIndividualisierungsgrad ger<strong>in</strong>ger Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung,die aufengem Raum e<strong>in</strong>e Verdichtungund Kumulationvon IntegrationsproblemenaufweistWirtschaft ger<strong>in</strong>geJugendarbeitslosenrate gutes Lehrstellenangebot starker erster undzweiter SektorBevölkerung hoher Anteil junger<strong>Erwachsene</strong>r ohneAusbildung hoher Anteil an Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Übergangslösungen hoher Anteil an jungen<strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ere<strong>in</strong>- bis zweijährigenBerufsausbildung hoher Anteil vonPersonen mit gesundheitlichenProblemenSoziale Umwelt hoher Urbanisierungsgrad hoher IndividualisierungsgradWirtschaft ger<strong>in</strong>ger Anteil anStellen im ersten undzweiten SektorBevölkerung hoher Anteil junger<strong>Erwachsene</strong>r ohneAusbildung hoher Anteil vonPersonen mitgesundheitlichenProblemenSoziale Umwelt hoher Anteil von K<strong>in</strong><strong>der</strong>nmit Eltern ohneberufliche Ausbildung hoher Anteil vonPersonen <strong>in</strong> Gebieten mite<strong>in</strong>er Verdichtung undKumulation von IntegrationsproblemenKantonsspezifischeE<strong>in</strong>flussfaktoren, welchevon den 3 im Modellverwendeten Faktorenunabhängig s<strong>in</strong>dAusmass des E<strong>in</strong>flussesca. 1/4 ca. 1/8 ca. 1/8ca. 1/2Lesebeispiel: 25% <strong>der</strong> kantonalen Unterschiede <strong>in</strong> den <strong>Sozialhilfe</strong>quoten lassen sich mit dem Faktor 1 «Hohe Erwerbs<strong>in</strong>tegration,wirtschaftliche und soziale Bed<strong>in</strong>gungen» erklären.Darstellung: BASS.Kantone, <strong>in</strong> welchen junge <strong>Erwachsene</strong> e<strong>in</strong> hohes <strong>Sozialhilfe</strong>risikotragen, haben häufig auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamtüberdurchschnittliche <strong>Sozialhilfe</strong>quote. Angesichts diesesZusammenhangs liegt es nahe, dass das eben dargestellteModell nicht ausschliesslich den <strong>Sozialhilfe</strong>bezug<strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n erhellt. Die Frage nach denkantonalen Unterschieden im <strong>Sozialhilfe</strong>risiko von jungen<strong>Erwachsene</strong>n lässt sich deshalb noch an<strong>der</strong>s akzentuieren:Weshalb gibt es Kantone, <strong>in</strong> welchen die <strong>Sozialhilfe</strong>quotevon jungen <strong>Erwachsene</strong>n mehr o<strong>der</strong> weniger <strong>der</strong>Gesamtquote entspricht? Und weshalb liegt die Quote<strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kantonen markantüber <strong>der</strong> Gesamtquote?Zur Beantwortung dieser Frage wurde e<strong>in</strong> multivariatesModell gebildet, <strong>in</strong> dem als Erklärungsgrössen e<strong>in</strong>zigVariablen berücksichtigt wurden, die spezifisch auf dieSituation <strong>der</strong> 18- bis 25-Jährigen zielen. Das Modell, dassich <strong>in</strong> den Tests als am stabilsten und aussagekräftigstenerweis, enthält von ähnlichem Gewicht: Probleme beimÜbergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nachobligatorische Ausbildungbekunden, desto grösser ist die standardisierte <strong>Sozialhilfe</strong>quote<strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n (d.h. die <strong>Sozialhilfe</strong>quote<strong>der</strong> 18- bis 25-Jährigen im Verhältnis zurGesamtquote).18JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


REGIONALE UNTERSCHIEDE Jugendarbeitslosenquote,desto höher ist auch die standardisierte <strong>Sozialhilfe</strong>quote. Lehrstellen an <strong>der</strong> Gesamtheit<strong>der</strong> Arbeitsstellen, desto ger<strong>in</strong>ger ist die standardisierte<strong>Sozialhilfe</strong>quote <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n. Anteil Teen-destogrösser ist vier bis sechs Jahre später die standardisierte<strong>Sozialhilfe</strong>quote <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n.Insgesamt spricht das Modell für die Auffassung,dass das erhöhte <strong>Sozialhilfe</strong>risiko, welches junge <strong>Erwachsene</strong>tragen, stark mit den Systemübergängen zusammenhängt,die sie vollziehen müssen: erstens <strong>der</strong> Übergangvon <strong>der</strong> obligatorischen <strong>in</strong> die nachobligatorische Ausbildung(1. Schwelle), zweitens <strong>der</strong> Übergang <strong>in</strong> denArbeitsmarkt (2. Schwelle). Auch deutet es darauf h<strong>in</strong>,dass die Gefahr des Soziahilfebezugs junger <strong>Erwachsene</strong>rreduziert werden kann, wenn das System <strong>der</strong> dualenBerufsbildung gut etabliert ist und die Betriebe e<strong>in</strong>e hoheAusbildungsbereitschaft besitzen. Schliesslich enthält dasModell Anzeichen dafür, dass die Handlungschancenjunger <strong>Erwachsene</strong>r von <strong>der</strong> Ressourcenausstattung desElternhauses (Stichworte soziale Vererbung, Bildungsh<strong>in</strong>tergrund)abhängen.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE19


VERLÄUFE IN DER SOZIALHILFE3 Verläufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>Für die Beurteilung des <strong>Sozialhilfe</strong>bezugs junger <strong>Erwachsene</strong>rist entscheidend, wie lange die Personen unterstütztwerden und wie nachhaltig sie den Weg <strong>in</strong> dief<strong>in</strong>anzielle Selbständigkeit f<strong>in</strong>den. Stellt <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>bezugfür sie lediglich e<strong>in</strong>e Übergangsphase dar, etwawegen Schwierigkeiten beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt?O<strong>der</strong> laufen die jungen <strong>Erwachsene</strong>n Gefahr,dass sich ihre <strong>Sozialhilfe</strong>abhängigkeit verfestigt und siedauerhaft auf staatliche Unterstützung angewiesen s<strong>in</strong>d?Um diese Fragen zu beantworten, wurden Verlaufsanalysenfür die jungen <strong>Erwachsene</strong>n durchgeführt, dieim Jahr 2004 als neue Fälle e<strong>in</strong> eigenes <strong>Sozialhilfe</strong>dossiererhielten. Ihre Verläufe <strong>in</strong> und aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> wurdenbis Ende 2006 verfolgt. Im Folgenden wird e<strong>in</strong>e Typologieverwendet, die neben <strong>der</strong> Bezugsdauer und <strong>der</strong>Bezugskont<strong>in</strong>uität auch berücksichtigt, ob e<strong>in</strong>e Person,die im Lauf des Jahres 2004 neu von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstütztwurde, am 31.12.2006 nach wie vor <strong>Sozialhilfe</strong>bezog o<strong>der</strong> nicht. 5 Verlaufstypen Anzahl Anteil(<strong>in</strong> %)Bezugsdauer <strong>in</strong> MonatenMittelwert Median 10%-Quantil 90%-QuantilDauerbeziehende 5 918 25,3 30 30 26 35Kurzzeitbeziehende 11 360 48,6 5 4 1 10Langzeitbeziehende 2 864 12,3 18 18 13 24Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte 3 234 13,8 13 12 3 23Total 23 376 100,0 14 10 1 31Neue Fälle des Jahres 2004, antragstellende Personen zwischen 18 und 25 Jahren. Beobachtungsdauer: 1.1.2004 bis 31.12.2006.Zehn Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt.Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, Berechnungen: BASS.5Zieht e<strong>in</strong>e sozialhilfebeziehende Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Geme<strong>in</strong>de undwird dort ebenfalls von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstützt, so werden adm<strong>in</strong>istrativzwei Dossiers geführt und zwei Fälle mit je eigener Bezugsdauerunterschieden. Sofern ke<strong>in</strong> Unterbruch von mehr als sechs Monatenvorlag, haben wir diese beiden Fälle für die Verlaufsanalysen jedochzusammengefügt und als e<strong>in</strong>e Bezugsperiode behandelt.20JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


VERLÄUFE IN DER SOZIALHILFETabelle 3 zeigt diese Typen und ihre Anteile unter denNeuzugängen von 2004, zudem enthält sie Angaben zuden Bezugsdauern. Es werden vier Typen unterschieden: s<strong>in</strong>d Personen, die bis Ende 2006laufend <strong>Sozialhilfe</strong> bezogen bzw. ke<strong>in</strong>en Unterbruchvon mehr als 6 Monaten aufweisen. Je nachdem, zuwelchem Zeitpunkt des Jahres 2004 sie <strong>in</strong> die <strong>Sozialhilfe</strong>e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d, bewegt sich ihre Bezugsdauerzwischen zwei und drei Jahren. Die Bezugsdauer istnach oben offen: Man kennt von diesen Personene<strong>in</strong>zig die M<strong>in</strong>destbezugsdauer, d.h. den Stand am31. Dezember 2006. Kurzzeitbeziehende haben sich nach e<strong>in</strong>er Bezugsperiodevon maximal e<strong>in</strong>em Jahr aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>abgelöst und wurden seither nicht mehr unterstützt.Wie Tabelle 3 zeigt, beträgt ihre mittlere Bezugsdauer(Median) lediglich 4 Monate – <strong>der</strong> Hälfte von ihnengel<strong>in</strong>gt also die Ablösung <strong>in</strong>nerhalb dieser Frist. Langzeitbeziehende haben es ebenfalls geschafft,sich bis Ende 2006 aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> abzulösen,weisen jedoch Bezugsdauern von mehr als e<strong>in</strong>emJahr auf. Theoretisch kann die maximale Bezugsdauerdieses Verlauftyps zweie<strong>in</strong>halb Jahre betragen(1.1.2004 bis 31.6.2006), <strong>in</strong> den meisten Fällen ist siejedoch deutlich kürzer. Das Mittel (Median) liegt beie<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren. Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte zählen Personen, die nach e<strong>in</strong>emUnterbruch von m<strong>in</strong>destens sechs Monaten erneutvon <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstützt wurden. Da es sichohneh<strong>in</strong> um e<strong>in</strong>e relativ kle<strong>in</strong>e Gruppe handelt,wurde nicht weiter unterschieden, ob die Personenam 31.12.2006 noch im <strong>Sozialhilfe</strong>bezug standeno<strong>der</strong> nicht. Angesichts des relativ kurzen Beobachtungszeitraumsmachen auch Unterscheidungen von«Pendler/<strong>in</strong>nen» o<strong>der</strong> «Mehrfachüberbrücker/<strong>in</strong>nen»im S<strong>in</strong>ne von Buhr (1995) wenig S<strong>in</strong>n – auf Differenzierungennach <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Unterbrüche o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Länge <strong>der</strong> Episodendauer wurde deshalb verzichtet.Die breite Streuung <strong>der</strong> Bezugsdauern belegt allerd<strong>in</strong>gs,dass es sich um e<strong>in</strong>e heterogene Gruppe handelt.Während die 10 Prozent mit den längstenBezugsdauern mehr als 23 Monate unterstütztwurden, liegt die Grenze, welche die 10 Prozent mitden ger<strong>in</strong>gsten Dauern unterschreiten, bei 3 Monaten.Betrachtet man die Verteilung <strong>der</strong> Verlaufstypen, sozeigt sich, dass fast die Hälfte aller neuen Fälle des Jahres2004 Kurzzeitbeziehende s<strong>in</strong>d: Sie haben sich <strong>in</strong>nerhalbe<strong>in</strong>es Jahres von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> abgelöst und s<strong>in</strong>d imrestlichen Beobachtungszeitraum nicht wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die<strong>Sozialhilfe</strong> e<strong>in</strong>getreten. Das stützt die These <strong>der</strong> «dynamischenArmutsforschung», wonach e<strong>in</strong> grosser Teil <strong>der</strong><strong>Sozialhilfe</strong>fälle nur vorübergehend unterstützt wird.Angesichts <strong>der</strong> unterschiedlichen Def<strong>in</strong>itionen, beobachtetenZeiträume und Gebiete fallen detaillierte Vergleichemit an<strong>der</strong>en Studien allerd<strong>in</strong>gs recht schwer. Insgesamtsche<strong>in</strong>en sich die hier festgestellten Anteile <strong>der</strong> Kurzzeitbeziehendeneher am oberen Ende des Spektrums zu bewegen.Dies könnte allerd<strong>in</strong>gs auch mit <strong>der</strong> beschränktenBeobachtungsdauer <strong>in</strong> Zusammenhang stehen,welche tendenziell zu e<strong>in</strong>er Unterschätzung des Anteils<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte und zu e<strong>in</strong>er leichten Überschätzungdes Anteils <strong>der</strong> Kurzzeitbeziehenden führen dürfte.Kurzzeitbeziehenden, Langzeitbeziehenden undWie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritten ist geme<strong>in</strong>sam, dass es ihnen im Beobachtungszeitraumgelungen ist, sich aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>abzulösen: Sie alle haben e<strong>in</strong>e Phase von m<strong>in</strong>destense<strong>in</strong>em halben Jahr ohne <strong>Sozialhilfe</strong> verbracht. Alle dreiKategorien zusammen geben deshalb an, wie gross dieZahl <strong>der</strong> vorübergehenden o<strong>der</strong> dauerhaften Austritteaus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> ist. Unter den Personen zwischen 18und 25 Jahren, für die 2004 e<strong>in</strong> neues <strong>Sozialhilfe</strong>dossiereröffnet wurde, s<strong>in</strong>d demnach bis Ende 2006 drei Viertelaus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> ausgetreten. Von diesen rund 17’460Personen s<strong>in</strong>d 3230 im Lauf des Beobachtungszeitraumswie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die <strong>Sozialhilfe</strong> e<strong>in</strong>getreten. Gemessen an <strong>der</strong>Anzahl Austritte beträgt die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>trittsquote damit19 Prozent, gemessen am Total <strong>der</strong> neuen Fälle desJahres 2004 beträgt <strong>der</strong> Anteil des Verlaufstyps «Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritt»14 Prozent.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE21


VERLÄUFE IN DER SOZIALHILFE Erwerbssituation Dauerbeziehende Austritte TotalKurzzeitbeziehendeLangzeitbeziehendeWie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte Prozent Anzahl Verteilung(<strong>in</strong> %)In Ausbildung 16,6 61,8 14,9 6,7 100,0 403 10,8Erwerbstätig 22,0 56,8 13,0 8,4 100,0 586 15,8Erwerbslos 14,6 58,0 11,5 15,9 100,0 1469 39,5Nichterwerbsperson 37,7 38,0 16,0 8,2 100,0 915 24,6Erwerbssituation unklar 16,3 56,9 11,4 15,7 100,0 343 9,2Total 21,8 53,2 13,2 11,8 100,0 3716 100,0Neue Fälle des Jahres 2004, antragstellende Personen zwischen 18 und 25 Jahren. Beobachtungsdauer: 1.1.2004 bis 31.12.2006. Kurze Bezugsdauer: bis 1 Jahr,lange Bezugsdauer: mehr als 1 Jahr. Elf Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt. Bei 1,7% <strong>der</strong> relevanten Beobachtungen fehlen die Angaben zur Erwerbssituation.Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, Berechnungen: BASS.Bei den Verlaufsanalysen nach soziodemographischenMerkmalen konnte Folgendes festgestellt werden:<strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong> lösen sich häufiger und schnellerals ältere Personen im Erwerbsalter aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>ab. So bezogen beispielsweise nur 22 Prozent <strong>der</strong> jungen<strong>Erwachsene</strong>n während <strong>der</strong> ganzen Beobachtungsphase<strong>Sozialhilfe</strong>, bei den 46- bis 55-Jährigen s<strong>in</strong>d es 28 Prozent.Allerd<strong>in</strong>gs bedeutet dies nicht, dass <strong>der</strong> häufige<strong>Sozialhilfe</strong>bezug von jungen <strong>Erwachsene</strong>n problemloswäre. Dafür s<strong>in</strong>d die Unterschiede <strong>in</strong> den Austrittschancenund Bezugsdauern zwischen den jungen<strong>Erwachsene</strong>n und den älteren <strong>Sozialhilfe</strong>beziehendenzu ger<strong>in</strong>g: Sie vermögen das erhöhte <strong>Sozialhilfe</strong>risiko<strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n nicht zu «relativieren».<strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong>, die nicht <strong>in</strong> den Erwerbsprozess<strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d – also we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Erwerbsarbeit nachgehennoch e<strong>in</strong>e suchen –, bekunden beson<strong>der</strong>s grosseProbleme, sich aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> zu lösen. Auch <strong>der</strong>Anteil <strong>der</strong> Kurzzeitbeziehenden ist bei ihnen auffällig tief.Erwerbslosen jungen <strong>Erwachsene</strong>n gel<strong>in</strong>gt es häufigerals erwerbstätigen Personen, sich aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> abzulösen.Sie f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e Stelle o<strong>der</strong> haben nach e<strong>in</strong>erWartezeit Ansprüche auf Leistungen <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung.Bei den jungen <strong>Erwachsene</strong>n, die trotz Erwerbstätigkeitvon <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> abhängig s<strong>in</strong>d, gibt esdagegen leicht stärkere Tendenzen zur Verfestigung. Dasist <strong>in</strong>sofern plausibel, als es etwa Personen, die mangelsQualifikation <strong>in</strong> Tieflohnbrachen arbeiten, schwerer fallendürfte, die Ursachen ihrer Armut kurzfristig zu beheben.Auch Teilzeitbeschäftigungen können hier e<strong>in</strong>eRolle spielen. Allerd<strong>in</strong>gs ist fraglich, wie nachhaltig dieAustritte <strong>der</strong> erwerbslosen <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden s<strong>in</strong>d:Wie die Auswertungen zeigen, treten sie nach e<strong>in</strong>emUnterbruch von m<strong>in</strong>destens sechs Monaten verhältnismässighäufig wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die <strong>Sozialhilfe</strong> e<strong>in</strong>. Das bedeutet,dass ihre Integration <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt teilweise prekärbleibt. Im Extremfall kann es sogar zutreffen, dass sichihre Situation objektiv nicht än<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n Austritt undWie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritt alle<strong>in</strong> dem Sachverhalt geschuldet s<strong>in</strong>d,dass die Betroffenen vorübergehend Leistungen <strong>der</strong> Arbeitslosenhilfebezogen haben (Drehtüreffekt).22JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


VERLÄUFE IN DER SOZIALHILFET 7 Nationalität Dauerbeziehende Austritte TotalKurzzeitbeziehendeLangzeitbeziehendeWie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte Prozent Anzahl Verteilung(<strong>in</strong> %)Schweiz 19,9 51,9 12,9 15,4 100,0 3172 62,7Ausland 24,4 48,7 11,1 15,9 100,0 1885 37,3Total 21,6 50,7 12,2 15,5 100,0 5057 100,0Neue Fälle des Jahres 2004, antragstellende Personen zwischen 18 und 25 Jahren. Beobachtungsdauer: 1.1.2004 bis 31.12.2006. Kurze Bezugsdauer: bis 1 Jahr,lange Bezugsdauer: mehr als 1 Jahr. Zehn Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt. Bei 0,2% <strong>der</strong> relevanten Beobachtungen fehlen die Angaben zur Nationalität.Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, Berechnungen: BASS.Vergleicht man zwischen Schweizer/<strong>in</strong>nen und Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen(Tabelle 7) s<strong>in</strong>d die Differenzen bei denDauerbeziehenden am deutlichsten: Diese machen beiden Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen nahezu e<strong>in</strong> Viertel aus, bei denSchweizer/<strong>in</strong>nen dagegen nur e<strong>in</strong> Fünftel.Die Unterschiede bleiben auch dann bestehen, wennman zusätzliche Merkmale wie den Bildungsstand berücksichtigtbzw. kontrolliert: Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen habennicht nur deshalb ger<strong>in</strong>gere Austrittschancen, weil sie imDurchschnitt schlechter ausgebildet s<strong>in</strong>d als Schweizer/<strong>in</strong>nen. Auch unter den ausbildungslosen jungen <strong>Erwachsene</strong>nist ihr Anteil an Dauerbeziehenden deutlich grösserals <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> Schweizer/<strong>in</strong>nen. Ähnlich verhält essich bei den Personen mit e<strong>in</strong>em Bildungsabschluss aufSekundarstufe II, wobei die Schweizer/<strong>in</strong>nen hier nichtnur grössere Austrittschancen, son<strong>der</strong>n auch kürzere Bezugsdauernausweisen. E<strong>in</strong>zig bei den jungen <strong>Erwachsene</strong>n<strong>in</strong> Ausbildung s<strong>in</strong>d die Verhältnisse weniger klar;dem etwas ger<strong>in</strong>geren Anteil an Dauerbeziehenden unterden Schweizer/<strong>in</strong>nen steht ihre höhere Wahrsche<strong>in</strong>lichkeite<strong>in</strong>es Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritts gegenüber.T 8 Bildungsstand Nationalität Dauerbeziehende Austritte TotalKurzzeitbeziehendeLangzeitbeziehendeWie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>tritte Prozent AnzahlIn Ausbildung Schweizer/<strong>in</strong> 15,9 60,3 15,5 7,9 100,0 277Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong> 18,4 64,8 12,8 4,0 100,0 125Ohne nachobligatorischeAusbildungSchweizer/<strong>in</strong> 22,4 49,6 15,7 12,2 100,0 925Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong> 28,0 49,1 9,7 13,2 100,0 576Abschluss Sekundarstufe II Schweizer/<strong>in</strong> 13,5 64,2 10,9 11,4 100,0 734Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong> 17,7 60,3 9,6 12,4 100,0 209Neue Fälle des Jahres 2004, antragstellende Personen zwischen 18 und 25 Jahren. Beobachtungsdauer: 1.1.2004 bis 31.12.2006. Kurze Bezugsdauer: bis 1 Jahr,lange Bezugsdauer: mehr als 1 Jahr. Zehn Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt.Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, Berechnungen: BASS.24JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


VERLÄUFE IN DER SOZIALHILFEE<strong>in</strong>e Differenzierung nach Län<strong>der</strong>gruppen zeigt e<strong>in</strong>komplexes Bild, die Verlaufsmuster <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nens<strong>in</strong>d alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong>heitlich. Am deutlichsten tretendie Unterschiede zwischen Staatsbürger/<strong>in</strong>nen von europäischenund nichteuropäischen Staaten hervor: <strong>Junge</strong><strong>Erwachsene</strong> aus Late<strong>in</strong>amerika, Asien und Afrika habenrelativ ger<strong>in</strong>ge Anteile an Kurzzeitbeziehenden, die sichum 40 Prozent bewegen. Umgekehrt war ungefähr jededritte Person zwischen 2004 und Ende 2006 dauernd im<strong>Sozialhilfe</strong>bezug. Das lässt vermuten, dass die Bedürftigkeithier mit grundlegenden Integrationsproblemen verbundenist. Bei <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden, die aus den wichtigsteneuropäischen E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungslän<strong>der</strong>n stammen,s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e markanten Abweichungen zu den Verlaufsmustern<strong>der</strong> Schweizer <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden ersichtlich.Beson<strong>der</strong>s häufig gel<strong>in</strong>gt es <strong>Sozialhilfe</strong>beziehendenaus <strong>der</strong> Türkei o<strong>der</strong> aus Nachfolgestaaten des ehemaligenJugoslawiens, sich nach e<strong>in</strong>er Bezugsdauer von wenigerals e<strong>in</strong>em Jahr nachhaltig (d.h. ohne Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>trittbis Ende 2006) aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> abzulösen. Ihre Anteilean Kurzzeitbeziehenden liegen damit recht deutlich überdem entsprechenden Anteil <strong>der</strong> Schweizer/<strong>in</strong>nen. DieAuswertungen zeigen, dass sehr klar zwischen dem <strong>Sozialhilfe</strong>risikound den Verläufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> zu unterscheidenist: <strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong> aus <strong>der</strong> Türkei beispielsweisehaben zwar e<strong>in</strong> überdurchschnittliches<strong>Sozialhilfe</strong>risiko. E<strong>in</strong>mal von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstützt,gel<strong>in</strong>gt es ihnen jedoch schneller und nachhaltiger alsSchweizer <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden, sich wie<strong>der</strong> aus dieserAbhängigkeit zu befreien.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE25


RÄUMLICHE MOBILITÄT4 Räumliche MobilitätDer Anteil <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n, die auf die <strong>Sozialhilfe</strong>angewiesen s<strong>in</strong>d, ist <strong>in</strong> Städten deutlich grösser alsan<strong>der</strong>swo: Hier beträgt die <strong>Sozialhilfe</strong>quote <strong>der</strong> 18- bis25-Jährigen im Jahr 2006 6,3 Prozent, <strong>in</strong> Agglomerationen3,7 Prozent und <strong>in</strong> ländlichen Geme<strong>in</strong>den 2,4 Prozent(vgl. auch BFS/Sozialamt des Kantons Zürich 2008).Die regional unterschiedliche Entwicklung des <strong>Sozialhilfe</strong>bezugsjunger <strong>Erwachsene</strong>r wird teilweise damiterklärt, dass diese – etwa aus Gründen <strong>der</strong> Anonymitätund wegen des grösseren Angebots an Arbeitsplätzen –häufig <strong>in</strong> Städte ziehen. Es wird vermutet, dass geradegrössere Städte mit Zentrumsfunktion deshalb mit e<strong>in</strong>embeachtlichen Zustrom an jugendlichen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong>prekären Lebensverhältnissen konfrontiert s<strong>in</strong>d.Die <strong>Sozialhilfe</strong>statistik enthält zwei wichtige Informationen,welche die Rekonstruktion des Mobilitätsverhaltenserlauben: erstens die Angabe, seit wie lange die <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden<strong>in</strong> ihrer Unterstützungsgeme<strong>in</strong>dewohnen, und zweitens den vorherigen Wohnsitz allerPersonen, die seit weniger als fünf Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterstützungsgeme<strong>in</strong>deleben. Diese Informationen ergebenunter folgenden Bed<strong>in</strong>gungen Auskunft über das Mobilitätsverhaltenjunger <strong>Erwachsene</strong>r:werden. Wir konzentrieren uns deshalb auf Sozial- Aufdiese Weise kann garantiert werden, dass sich dieAngaben nicht auf Wohnsitzwechsel beziehen, dienoch vor Erreichen <strong>der</strong> Mündigkeit stattfanden. zugsnoch nicht zw<strong>in</strong>gend <strong>Sozialhilfe</strong> bezogen. Strenggenommen handelt es sich deshalb nicht um dieMobilität von <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden, son<strong>der</strong>n umdie Mobilität von zigfür die Antragstellenden verfügbar s<strong>in</strong>d, nicht füralle jungen <strong>Erwachsene</strong>n, die als Mitglied e<strong>in</strong>er Unterstützungse<strong>in</strong>heitbzw. e<strong>in</strong>es Dossiers <strong>Sozialhilfe</strong> erhalten.Immerh<strong>in</strong> werden damit aber mehr als 80 Prozentaller <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden im Alter von 23 bis 28 Jahrenerfasst. Wohnsitzes auf Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen <strong>in</strong> den letztenfünf Jahren. Das bedeutet, dass e<strong>in</strong>e 18-jährigePerson beim Wohnsitzwechsel unter Umständen bloss13 Jahre alt war. Um das Mobilitätsverhalten junger<strong>Erwachsene</strong>r <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> angemessen zu erfassen,muss das beobachtete Alterssegment angepasst26JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


RÄUMLICHE MOBILITÄT<strong>Junge</strong> <strong>Erwachsene</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> s<strong>in</strong>d deutlich mobilerals ältere Personengruppen: Knapp 60 Prozent aller<strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden im Alter von 23 bis 28 Jahren habensich erst <strong>in</strong> den letzten fünf Jahren <strong>in</strong> ihrer Unterstützungsgeme<strong>in</strong>denie<strong>der</strong>gelassen (Referenzjahr: 2006).Die hohe Mobilität ist allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Eigenschaftvon <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden bzw. Personen <strong>in</strong> prekärenf<strong>in</strong>anziellen Verhältnissen. Sehr ähnliche Angabenzur Mobilität wurden auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volkszählung 2000ermittelt. Die Volkszählung belegt ebenfalls e<strong>in</strong>e überdurchschnittlichhohe Mobilität bei den 23- bis 28-Jährigen:Diese liegt bei knapp 50 Prozent. Vergleicht mandie Werte <strong>der</strong> Volkszählung 2000 mit denjenigen <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>statistik2006, so fällt auf, dass die Mobilitätsunterschiedebei älteren Personen stärker ausgeprägt s<strong>in</strong>dals bei den jungen <strong>Erwachsene</strong>n. Generell zeigt sich, dass<strong>Sozialhilfe</strong>beziehende überdurchschnittlich häufig ihrenWohnsitz wechseln. Gerade bei den jungen <strong>Erwachsene</strong>nist <strong>der</strong> Unterschied aber vergleichsweise ger<strong>in</strong>g, bei denälteren Personen fällt er stärker <strong>in</strong>s Gewicht.Anteile <strong>der</strong> Personen mit Wohnsitzwechsel <strong>in</strong> den letzten fünf Jahren,<strong>Sozialhilfe</strong>beziehende und Gesamtbevölkerung, <strong>in</strong> % G 370%60%59<strong>Sozialhilfe</strong> 2006Volkszählung 200050%40%5046503930%26312720%10%1511890%23–28 29–35 36–45 46–55 56–64 65+Alter <strong>in</strong> Jahren<strong>Sozialhilfe</strong>statistik: Fälle mit Leistungsbezug <strong>in</strong> Erhebungsperiode, ohne Doppelzählungen. Zwei Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt.Bei 5,7% (Volkszählung 2000) bzw. 6,8% (<strong>Sozialhilfe</strong>statistik 2006) <strong>der</strong> relevanten Beobachtungen fehlendie Angaben zum Wohnort vor 5 Jahren bzw. zur Wohndauer.Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, BFS/Volkszählung 2000, Berechnungen: BASS.© Bundesamt für Statistik (BFS)Den höchsten Anteil an Zugezogenen unter den <strong>Sozialhilfe</strong>beziehendenim Alter von 23 bis 28 Jahren verzeichnendie ländlichen Geme<strong>in</strong>den (Tabelle 9). Dortmachten sie 2006 fast zwei Drittel aller <strong>Sozialhilfe</strong>beziehendenaus, wobei die überwiegende Mehrheit zuvor <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Schweizer Geme<strong>in</strong>de wohnte (58% aller23- bis 28-Jährigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>). In den Städtendagegen liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Zuzüge aus an<strong>der</strong>enSchweizer Geme<strong>in</strong>den mit 41% um e<strong>in</strong>iges tiefer.Die Agglomerationsgeme<strong>in</strong>den weisen mit 8,5% denhöchsten Anteil an Zuzüger/<strong>in</strong>nen aus dem Ausland auf,<strong>der</strong> Anteil an Zuzüger/<strong>in</strong>nen aus <strong>der</strong> Schweiz liegt mit50% ziemlich genau zwischen städtischen und ländlichenGeme<strong>in</strong>den. Dieser auf den ersten Blick überraschendeSachverhalt erklärt sich dadurch, dass ländlicheGeme<strong>in</strong>den vergleichsweise tiefe <strong>Sozialhilfe</strong>quotenhaben. Zuzüge fallen deshalb viel stärker <strong>in</strong>s Gewicht alsetwa <strong>in</strong> Städten. Und: Trotz des hohen Anteils an Zuzügenwan<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sgesamt mehr junge <strong>Erwachsene</strong> mitger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen Mitteln aus ländlichen Geme<strong>in</strong>denab, als sich dort neu nie<strong>der</strong>lassen.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE27


RÄUMLICHE MOBILITÄTT 9 Typ <strong>der</strong> Unterstützungsgeme<strong>in</strong>de Herkunftsort <strong>Sozialhilfe</strong>quotean<strong>der</strong>e Geme<strong>in</strong>de Ausland unbekannt TotalStadt 41,1 7,1 2,1 50,3 4,3Agglomeration 50,8 8,5 2,1 61,5 3,0Ländliche Geme<strong>in</strong>de 58,0 4,2 2,3 64,5 1,9Fälle mit Leistungsbezug <strong>in</strong> Erhebungsperiode, ohne Doppelzählungen. Sechs Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt. Bei 4,5% <strong>der</strong> relevanten Beobachtungenfehlen die Angaben zur Wohndauer o<strong>der</strong> zum Typ <strong>der</strong> Unterstützungsgeme<strong>in</strong>de. <strong>Sozialhilfe</strong>quote berechnet für 23- bis 28-Jährige, Vergleichsgrösse: Volkszählung2000 (für Unterglie<strong>der</strong>ung nach Geme<strong>in</strong>detyp).Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, BFS/Volkszählung 2000, Berechnungen: BASS.Die relativ hohe Fluktuation <strong>in</strong> ländlichen Geme<strong>in</strong>denspricht grundsätzlich für die Auffassung, dass sich geradevon Armut bedrohte junge <strong>Erwachsene</strong> <strong>der</strong> Überschaubarkeitund sozialen Kontrolle ihres herkömmlichenUmfelds entziehen möchten (Tabelle 10). Jedoch <strong>der</strong> Wohnortswechsel nicht zw<strong>in</strong>gend <strong>in</strong> die urbaneAnonymität, son<strong>der</strong>n häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e ländlicheGeme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Agglomeration. Dabei dürfte e<strong>in</strong>ewichtige Rolle spielen, dass dort die Lebenshaltungskostenoft ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> städtischen Zentren.Die Vorstellung, dass die armutsbedrohten jungen<strong>Erwachsene</strong>n bei Wohnortswechseln hauptsächlich <strong>in</strong>urbane Zentren ziehen, ist zu vere<strong>in</strong>fachend: Immerh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Fünftel aller jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>,die den Wohnort im Verlauf <strong>der</strong> letzten fünf Jahre wechselten,ist aus e<strong>in</strong>er städtischen Geme<strong>in</strong>de weggezogen.Umgekehrt hat sich von den Personen, die ihren Wohnsitzauf dem Land o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agglomeration aufgegebenhaben, nur e<strong>in</strong> Drittel dafür entschieden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>estädtische Geme<strong>in</strong>de zu ziehen.T 10 Von... (Herkunftsgeme<strong>in</strong>de)Nach... (Zuzugsgeme<strong>in</strong>de)Stadt Agglomeration Ländliche Geme<strong>in</strong>de Total (%) Total (Anzahl)Stadt 6,2 14,2 6,1 26,5 1121Agglomeration 15,1 19,1 5,7 39,8 1685Ländliche Geme<strong>in</strong>de 7,8 7,3 12,7 27,8 1175Unbekannt 3,7 1,0 1,2 5,9 252Total (%) 32,8 41,6 25,6 100,0 4229Total (Anzahl) 1386 1761 1082 4229Fälle mit Leistungsbezug <strong>in</strong> Erhebungsperiode, ohne Doppelzählungen. Sechs Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt. Bei 0,4% <strong>der</strong> relevanten Beobachtungen fehlendie Angaben zum Typ <strong>der</strong> Unterstützungsgeme<strong>in</strong>de (Zuzugsgeme<strong>in</strong>de).Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, BFS/Volkszählung 2000, Berechnungen: BASS.28JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


RÄUMLICHE MOBILITÄTT 11 Typ <strong>der</strong> Unterstützungsgeme<strong>in</strong>deDauerbeziehende Austritte TotalKurzzeitbeziehendeLangzeitbeziehendeWie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>tritte Prozent Anzahl Verteilung (<strong>in</strong> %)Stadt 26,7 42,7 12,5 18,1 100,0 2445 48,3Agglomeration 15,9 61,9 11,2 11,0 100,0 1940 38,3Ländliche Geme<strong>in</strong>de 18,8 47,6 14,2 19,4 100,0 681 13,4Total 21,5 50,7 12,3 15,5 100,0 5066 100,0Neue Fälle des Jahres 2004, ohne Doppelzählungen, antragstellende Personen zwischen 18 und 25 Jahren. Beobachtungsdauer: 1.1.2004 bis 31.12.2006.Zehn Kantone s<strong>in</strong>d nicht berücksichtigt.Quelle: BFS/<strong>Sozialhilfe</strong>statistik, Berechnungen: BASS.Nach Geme<strong>in</strong>detyp aufgeschlüsselte Verlaufsanalysenzeigen vor allem Unterschiede zwischen Städten undAgglomerationsgeme<strong>in</strong>den. In den Stadtgeme<strong>in</strong>den ist<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong>Beobachtungsphase nicht aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> abzulösenvermochten, mit 27 Prozent deutlich grösser als <strong>in</strong>Agglomerationsgeme<strong>in</strong>den mit 16 Prozent.Auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Personen, die nach e<strong>in</strong>erAblösungsphase von m<strong>in</strong>destens 6 Monaten wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>die <strong>Sozialhilfe</strong> zurückkehren, ist <strong>in</strong> den Städten grösserals <strong>in</strong> den Agglomerationen (18% vs. 11%). Gemessenan <strong>der</strong> Anzahl Austritte liegt die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>trittsquote <strong>in</strong>Städten bei 25 Prozent, <strong>in</strong> den Agglomerationen bei13 Prozent. Umgekehrt ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Kurzzeitbeziehenden– also <strong>der</strong> Personen, die nach maximale<strong>in</strong>em Jahr den Austritt aus <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> schaffen – <strong>in</strong>den Agglomerationen fast e<strong>in</strong> Drittel grösser als <strong>in</strong> denStädten.Die Verlaufsmuster <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n, die ihrenUnterstützungswohnsitz auf dem Land haben, hebensich weniger deutlich ab. E<strong>in</strong>erseits ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>Dauerbeziehenden vergleichsweise tief, an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>dWie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritte recht häufig: Ihr Anteil beträgt nahezue<strong>in</strong> Fünftel, auch die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>trittsquote bewegt sichmit 24 Prozent auf e<strong>in</strong>em ähnlichen Niveau wie <strong>in</strong> städtischenGeme<strong>in</strong>den. Weitere Auswertungen deuten daraufh<strong>in</strong>, dass die Unterschiede auch dann bestehen, wennzusätzlich <strong>der</strong> Bildungsstand, die Erwerbssituation, dieFallstruktur und die Nationalität berücksichtigt werden.Allerd<strong>in</strong>gs ist möglich, dass neben höheren Lebenshaltungskostenauch Merkmale und Verhaltensmustervon <strong>Sozialhilfe</strong>beziehenden e<strong>in</strong>e Rolle spielen, die sichnicht <strong>in</strong> standardisierten Datensätzen <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>verwaltungabbilden.2009 BFS JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE29


ZUSAMMENFASSUNG5 ZusammenfassungDer Übergang von <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit zuAusbildungen und Arbeitsleben bedeutet im Lebenjunger Menschen e<strong>in</strong> grosses Risiko. E<strong>in</strong>e gelungeneIntegration <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt ist von zentraler Bedeutungfür e<strong>in</strong> ökonomisch selbstständiges Leben, welchesse<strong>in</strong>erseits die Voraussetzung für e<strong>in</strong> möglichst hohesMass an Selbstbestimmung <strong>in</strong> den verschiedenstenLebensbereichen darstellt. Wird sie verpasst, steigt dasRisiko für e<strong>in</strong>e länger andauernde Abhängigkeit von<strong>Sozialhilfe</strong> stark an. Beide Schwellen <strong>in</strong> das Arbeitsleben– die erste führt von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> die nachobligatorischeAusbildung, die zweite markiert den Übertritt von <strong>der</strong>Ausbildung <strong>in</strong> die Erwerbstätigkeit – s<strong>in</strong>d demzufolge füre<strong>in</strong>e erfolgreiche Teilhabe an <strong>der</strong> Gesellschaft von zentralerBedeutung. Ergeben sich bei diesen ÜbergängenSchwierigkeiten, besteht die Gefahr e<strong>in</strong>er des<strong>in</strong>tegrierendenDynamik, da sich <strong>in</strong> den Jahren unmittelbar nach <strong>der</strong>Schulzeit bzw. e<strong>in</strong>em Anschlussprogramm die Ausbildungs-und Erwerbsprobleme rasch akzentuieren. Undall dies vollzieht sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Phase des Lebens – demjungen <strong>Erwachsene</strong>nalter –, <strong>in</strong> <strong>der</strong> auch sozial und <strong>in</strong>dividuellwichtige Entwicklungsaufgaben vollzogen werdenmüssen.Der vorliegende Bericht beschreibt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er differenziertenAnalyse die Risikogruppe <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>n:Durch die Bildung von Typologien wird es möglich,die unterschiedlichen Untergruppen separat darzustellen.Dadurch werden wertvolle Informationen geliefert,auf <strong>der</strong>en Basis gezielte Massnahmen zur Vermeidungvon <strong>Sozialhilfe</strong>abhängigkeit <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>nergriffen werden können. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> regional unterschiedlichen<strong>Sozialhilfe</strong>quoten s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>flussfaktoren identifiziertworden, die diese zu e<strong>in</strong>em beachtlichen Teilerklären. Das Mass an Integration <strong>in</strong> die Erwerbstätigkeitund die Bewältigung <strong>der</strong> Übergänge zwischen obligatorischerund überobligatorischer Bildung beziehungsweise<strong>in</strong> das Erwerbsleben spielen bei den kantonalen Unterschiedene<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Bestätigt worden s<strong>in</strong>d imRahmen <strong>der</strong> Analyse Vermutungen, die jungen <strong>Erwachsene</strong>ne<strong>in</strong>e grössere Mobilität zuschreiben. Sowohl bezüglichdes <strong>Sozialhilfe</strong>bezugs wie auch <strong>der</strong> räumlichenVerortung s<strong>in</strong>d junge <strong>Erwachsene</strong> mobiler als älterePersonengruppen. Allerd<strong>in</strong>gs hängt dies nicht unbed<strong>in</strong>gtmit dem Bezug von <strong>Sozialhilfe</strong> zusammen, denn junge<strong>Erwachsene</strong> weisen im Vergleich mit dem Rest <strong>der</strong> Bevölkerunggenerell e<strong>in</strong>e grössere Mobilität auf.Der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt verlangt zunehmendFlexibilität und Mobilität, also Eigenschaften, diedie jungen <strong>Erwachsene</strong>n durchaus mitbr<strong>in</strong>gen. Warume<strong>in</strong> überdurchschnittlicher Anteil <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>nnicht über genügend <strong>in</strong>dividuelle Ressourcen verfügt,vorhandene nicht angemessen e<strong>in</strong>zusetzen vermago<strong>der</strong> vom Arbeitsmarkt nicht nachgefragt werden, wirdGegenstand weiterer Untersuchungen se<strong>in</strong>.30JUNGE ERWACHSENE IN DER SOZIALHILFE BFS 2009


Publikationsprogramm BFSDas Bundesamt für Statistik (BFS) hat – als zentrale Stati stikstelle des Bundes – dieAufgabe, statistische Informationen breiten Benutzer kreisen zur Verfügung zu stellen.Die Verbreitung <strong>der</strong> statistischen Information geschieht ge glie<strong>der</strong>t nach Fachbereichen(vgl. Umschlagseite 2) und mit ver schiedenen Mitteln:DiffusionsmittelKontaktIndividuelle Auskünfte 032 713 6011<strong>in</strong>fo@bfs.adm<strong>in</strong>.chDas BFS im Internetwww.statistik.adm<strong>in</strong>.chMedienmitteilungen zur raschen Information<strong>der</strong> Öffentlichkeit über die neusten Ergebnisse www.news-stat.adm<strong>in</strong>.chPublikationen zur vertieften Information 032 713 60 60(zum Teil auch als Diskette/CD-Rom)or<strong>der</strong>@bfs.adm<strong>in</strong>.chOnl<strong>in</strong>e-Datenbankwww.statweb.adm<strong>in</strong>.chNähere Angaben zu den verschiedenen Diffusionsmitteln liefert das laufendnachgeführte Publikationsverzeichnis im Internet unter <strong>der</strong> Adressewww.statistik.adm<strong>in</strong>.ch DienstleistungenPublikationen Statistik SchweizWirtschaftliche und soziale Situation <strong>der</strong> Bevölkerungund Soziale Sicherheit<strong>Sozialhilfe</strong>- und Armutsstatistik im Vergleich. Konzepte und ErgebnisseBFS, Neuchâtel 2009, Fr. 6.– (exkl. MWST), Bestellnummer: 1049-0900Tieflöhne und Work<strong>in</strong>g Poor <strong>in</strong> <strong>der</strong> SchweizAusmass und Risikogruppen auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Lohnstrukturerhebung 2006und <strong>der</strong> Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung 2006.BFS, Neuchâtel 2008, Fr. 7.– (exkl. MWST), Bestellnummer: 965-0800Risikomerkmale jungen Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>Vertiefte Analyse <strong>der</strong> schweizerischen <strong>Sozialhilfe</strong>statistik 2004.Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann.BFS, Neuchâtel 2007, Fr. 10.– (exkl. MWST), Bestellnummer: 889-0700Grundlegende Konzepte, Resultate des Jahres 2006.BFS, Neuchâtel 2008, gratis, Bestellnummer: 1013-0800


Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz 4,5 Prozent aller Personen im Alter von 18 bis25 Jahren von <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> unterstützt. Diese Quote liegt um gut e<strong>in</strong> Drittel über <strong>der</strong>Gesamtquote. Bereits im Jahr zuvor hatte sich die <strong>Sozialhilfe</strong>quote <strong>der</strong> jungen <strong>Erwachsene</strong>nauf e<strong>in</strong>em vergleichbaren Niveau bewegt.Der <strong>Sozialhilfe</strong>bezug von jungen <strong>Erwachsene</strong>n gilt als beson<strong>der</strong>s besorgniserregend,weil die Gefahr besteht, dass junge Menschen e<strong>in</strong>e nachhaltige gesellschaftliche Integrationverpassen und sich e<strong>in</strong>e dauerhafte Perspektivlosigkeit entwickelt. Ausgehendvon e<strong>in</strong>em Modell, welches die Handlungsfähigkeit junger <strong>Erwachsene</strong>r <strong>in</strong>s Zentrumstellt, orientiert sich die Studie an vier Fragekomplexen:Persönliche Situation: Wie stellen sich die persönlichen Lebensverhältnisse vonjungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong> dar? In welchen Haushalten leben sie, gehen siee<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit nach, wie steht es um ihre Ausbildung?Regionale Unterschiede: Wie lässt sich erklären, dass die <strong>Sozialhilfe</strong>quoten junger<strong>Erwachsene</strong>r von Kanton zu Kanton stark variieren? Welche Rolle spielen dieBevölkerungszusammensetzung, die Wirtschaftsstruktur o<strong>der</strong> das Bildungssystem e<strong>in</strong>esKantons?Verläufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialhilfe</strong>: Wie lange beziehen die jungen <strong>Erwachsene</strong>n <strong>Sozialhilfe</strong>?Wie gross ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er Ablösung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritts?Räumliche Mobilität: Welche Geme<strong>in</strong>detypen haben überdurchschnittlich vieleZuzüge von jungen Menschen <strong>in</strong> prekären Lebensverhältnissen zu verzeichnen?Welchen E<strong>in</strong>fluss hat das kommunale Umfeld auf den <strong>Sozialhilfe</strong>bezug von jungen<strong>Erwachsene</strong>n?Bestellnummer1051-0900BestellungenTel.: 032 713 60 60Fax: 032 713 60 61E-Mail: or<strong>der</strong>@bfs.adm<strong>in</strong>.chPreisFr. 6.– (exkl. MWST)ISBN 978-3-303-13106-0

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