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Benjamin Moravec - IKOB

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Denn genauso wie im medialen Netz bewegt sich <strong>Benjamin</strong> <strong>Moravec</strong> in denMöglichkeiten seiner fortschreitenden künstlerischen Selbstdefinition anfangsgrundsätzlich unvoreingenommen, tastend und schweifend; erst allmählich undnach massenhafter Konsumtion setzt der subjektive Filter aus Erfahrung,Wahrnehmung und kultureller Prägung eine Auswahl an Signalen frei, die für dieeigene Produktion relevant und attraktiv werden könnte. Und dabei kann es sichebenso um den Seerosenteich des späten Monet handeln wie um daszombiehafte Grauen eines Horrorfilms oder das enthemmte Treibensexversessener User: alles kann heute Material sein, durch das hindurchkünstlerische Recherchen getrieben werden, um in einer längst undurchschaubargewordenen Wirklichkeit zu überstehen und ihr, bestenfalls, eineigengesetzliches Ganzes abzugewinnen.Auf diesem Weg ins Ungebahnte befindet sich auch <strong>Benjamin</strong> <strong>Moravec</strong>, und erversichert sich dabei vor allem zweier haltgebender Verfahren: der Vertrautheitder Motive einerseits und der Qualität der malerischen Umsetzung andererseits.Bereits in den frühen Arbeiten, die das schon erwähnte Interesse anbilddominierenden Flächen noch nahezu ungebrochen bekunden, wird diesdeutlich. Genormte Fassaden, Fenster und Balkone einer Standard-Architektur(„Ohne Titel“, 2004, 200x250 cm) oder die liebevoll-betulichen Blumenfenstereines Reihenhauses („Voisinage“, 2005, 200x300 cm), das Aufeinandertreffeneiner suburbanen Bretterwand und eines Stückes Restwiese („Palissade“, 2004,130x170 cm) oder schließlich die städtische Betonverschalung samtunvermeidlichem Graffiti („Ohne Titel“, 2005, 200x250 cm) – sie alle zeigen einenwachen Blick auf bekannte, ja banale Randzonen des Alltags und heben siezugleich aus ihrer nichtssagenden Anonymität heraus. Ihnen wird in derBearbeitung die Funktion eines signifikanten Details zugewiesen und unter derHand vermitteln sie Einsichten in die soziale und urbane Struktur, in der derKünstler als Beobachter sich bewegt und die er aus der Perspektive desFußgängers, also des Nicht-Besitzenden, durchschreitet: als Stadtmenschjenseits der Verheißungen von Metropolen und Märkten, als latent Fremderaußerhalb der Zugehörigkeit von Stämmen und Stuben, vor allem aber alsUngebundener, der das Unterwergssein als Lebensform begreift und dafür eineVielzahl von Selbstentwürfen und Daseins-Paradigmen zur Verfügung hat.Diese Parallelität möglicher Systeme entfaltet ihre volle Evidenz in allen Arbeiten,in denen gemalte Billboards als Bild im Bild auftreten und die sehr oft, wie etwadie Variationen zum erwähnten Seerosenteich Claude Monets in Giverny, alsSerie angelegt sind. Ins Auge springt hier erstmals die interkulturelle Chuzpe, mitder <strong>Benjamin</strong> <strong>Moravec</strong> fortan operiert und die es ihm gestattet, sämtlicheBildvorlagen, nicht nur die vom impressionistischen Heroen inspirierten, aus ihrenoriginären Bindungen zu lösen und zur frei verfügbaren visuellen Information zuerklären, die jederzeit in überraschenden Konstellationen neu codiert undformatiert werden kann. Dieses Verfahren, das heute am Computerselbstverständlich praktiziert wird, hat darüber hinaus fortwirkende Wurzeln imSurrealismus und ist für einen Künstler, zumal einen Maler, immer auch mit dergrundsätzlichen Befragung dessen, was ein Bild denn sei und worin seinenotwendige Existenz begründet wäre, verbunden.

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