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UNSERE LESEPROBE<br />

Sieben Mal liest Wiglaf Droste eigene Texte, darunter Klassiker<br />

wie „Restgast in der Ochsenreuse“ oder »Wenn der<br />

Berliner kommt«, nämlich, wenn er wieder Mensch sein<br />

möchte und ins »Umland« brettert. Uschi Brüning und<br />

Ernst-Ludwig Petrowsky (Zither, Flöte und Saxophon) spielen<br />

und singen ebenso Klassisches, Eigenes und Anverwandtes<br />

im Konzert und auf unserer CD „Meine ostdeutschen<br />

Adoptiveltern und ihr missratener Sohn aus dem<br />

Westen“. Eine Kostprobe liefert Ihnen unsere Leseprobe,<br />

die neben dem Spaß am Wortspiel zugleich eine Herausforderung<br />

für ihre phonetischen und lautmalerischen Talente<br />

darstellt. Wir danken Wiglaf Droste für:<br />

Wiglaf Droste – kurz vor oder kurz nach<br />

einem Frisörbesuch?<br />

Im Sparadies der Friseure<br />

In einem Land, in dem Bild als Zeitung durchgeht und Guido Knopp als Historiker firmiert, gelten Friseure als<br />

Hirnforscher. Und führen sich mitunter auch so auf.<br />

Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, liest schon rein gewohnheitsmäßig alles, was geschrieben steht<br />

im öffentlichen Raum, auch wenn er sich damit manche Last aufbürdet. Neben dem Kontoauszugsdrucker<br />

der Sparkasse hing ein Plakat, das ein »Sparadies« anpries. Unübersehbar und gleich mehrfach verhieß man<br />

mir: das Sparadies.<br />

Lüge, Betrug, Heuchelei und Nepp sind ja immer in ausreichender Menge und Vielfalt vorhanden und im Angebot.<br />

»Sparadies« jedoch hat die Ausstrahlung einer unerwünschten Zugabe: Gut 25 Jahre Kundendasein<br />

bei der Sparkasse lehrten mich, dass ich bei diesem Anbieter jeden Service am Automaten selbst erledige und<br />

dafür dann Gebühren zahle. So sieht das Sparadies aus, das Sparadies auf Erden.<br />

Kopfschüttelnd verließ ich die Filiale dieses Geldinstituts und raufte mein Resthaar – das, wie ich feststellte,<br />

lang und wallend zu werden drohte, als sei ich ein Jugendlicher, oder, bedauernswerter, ein Operettenkünstler.<br />

Die Matte muss ab! Die kommt runter! Du gehst zum Putzer!, beschloss ich barsch und machte<br />

mich daran, einen Friseurladen aufzusuchen. Ich fand auch gleich einen; er hieß aber »Hair Force One«.<br />

Ungläubig las ich das und floh, Blitzeis im Genick.<br />

Aber wohin mich begeben, wohin mich wenden? »Hairdamit«, verlangte der nächste Friseur im Stil eines<br />

Straßenräubers, Wegelagerers und Raubritters. Dem wollte ich nicht in die Hände fallen, aber auch keine<br />

Coiffeurstube namens »Kopfsache« betreten – dagegen war ja das legendäre »Gard Haarstudio« aus den<br />

70er Jahren mit Jacques Galèt eine humanistische Angelegenheit gewesen.<br />

Ich taumelte weiter. »McCut« hieß der nächste Haar- und Halsabschneider, und es nahm kein Ende mehr.<br />

»Die Frisierbar« las ich und lächelte noch, »Cuthaarstrofal« ließ mich beinahe zusammenklappen, »Wächst<br />

Berliner Schaufenster Nicht in allen Fällen ist es uns gelungen, die Rechteinhaber zu ermitteln. Berechtigte Honoraransprüche bleiben gewahrt.<br />

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