Buschfunk-Katalog ansehen/downloaden
Buschfunk-Katalog ansehen/downloaden
Buschfunk-Katalog ansehen/downloaden
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
LEGENDÄRE ORTE (2) – GALA IN PLAUEN<br />
Frank Gahler („Gala“) Ex-Monokel, Ex-NO 55-Sänger, Komponist und Texter arbeitet<br />
an seiner Autobiografie, in welcher er Geschichte und Geschichten miteinander<br />
verwebt. Natürlich zuerst mit seiner Band Monokel. Hier, mit freundlicher<br />
Genehmigung, eine Kostprobe daraus:<br />
MICHAS EINSTIEG, PLAUEN<br />
„Immer wenn wir in Hohen Neuendorf bei Berlin gespielt haben, kam Micha, der<br />
dort wohnte, um dann mit uns prima zu jammen. Linke spielte damals schon einen<br />
derart flotten Darm, dass uns schon das eine oder andere Mal der Mund offen<br />
stand. Auf Grund einer Verletzung in frühester Jugend kann Micha den Ring-<br />
finger seiner linken Hand nicht bewegen – der Halunke spielt also genau genommen links nur mit drei Griffeln<br />
– bis eben auf die Tatsache, dass er den steifen Finger als Aufbewahrungsort seines Bottlenecks benutzt.<br />
Meine Fresse, wie der Bengel Slidegitarre spielt – ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, in Micha<br />
einen der besten Slidegitarristen überhaupt kennengelernt zu haben. Ich hab’ in meinem Leben wirklich<br />
super Gitarreros kennengelernt – gerade hier in Spanien laufen Jungs rum, da fällt mir ´n Ei aus der Hose –<br />
aber mit dem Bottleneck geht keiner um wie Linke.<br />
Michas allererste Mugge mit MONOKEL war auch so ein Ereignis, das uns einen festen Platz im DDR-Undergroundolymp<br />
sicherte. Festhalle Plauen! Der Laden fasste um die 2000 Leute. Als wir mit unserem Kleinbus<br />
Marke „Barkas“ nebst Hänger selbstverständlich Stunden vor Konzertbeginn eintrafen, lungerten bereits<br />
schon so um die 1000 Herrschaften vor und um den Saal herum! Auweia, uns schwante Böses.<br />
Als dann nach Aufbau, Soundcheck und Ordnungsgruppeneinweisung der Einlass begann, dauerte es nicht<br />
lange und der völlig überforderte Veranstalter stand mit bösen hektischen Flecken im Gesicht vor mir in der<br />
Garderobe und bat mich mit in sein Büro. Dort saßen also der Polizeichef von Plauen, dann ein geschmacklos<br />
gekleideter Herr, der schwer nach Sicherheitsapparat roch und eben der verängstigte Veranstalter.<br />
“Wir werden“, sagt der doch allen Ernstes „die Veranstaltung abbrechen, gehen Sie bitte auf die Bühne und<br />
machen Sie eine entsprechende Ansage.“<br />
Ich dachte, ich wäre in einem schlechten Räuber- und Gendarm- Film!! Ich machte also den Deppen erstmal klar,<br />
dass mittlerweile bereits ca. 2000 Leute IM Saal wären und wahrscheinlich ähnlich viele vor dem Haus auf Einlass<br />
warteten. Die waren schon überaus sauer und bei dem Tohuwabohu da draußen knickten auch schon einige<br />
kleine Laternen wie langstielige Tulpen um. Von den sorgsam angelegten Blumenrabatten gar nicht zu reden!<br />
„Okay, wenn hier also niemand will, dass der Laden von INNEN UND AUSSEN auseinander gerissen wird, sollte<br />
die Veranstaltung stattfinden, auch wenn der Saal gegen alle Schnullernormen brechend überfüllt sein sollte!“<br />
Irgendwie haben die drei Muskeltiere dann nach viel, viel Gelaber doch begriffen, dass Gala Recht hat und<br />
fügten sich ins Unvermeidliche!<br />
Direkt gegenüber der Bühne auf der anderen<br />
Seite des Saales befand sich der Einlass,<br />
bestehend aus zwei riesigen Flügeltüren.<br />
Als wir also endlich anfangen durften,<br />
öffneten sich diese Türen und in den mit<br />
2300 Leuten leicht überfüllten Saal ergossen<br />
sich noch mal so um die 500 bis 1000<br />
Kuttenträger. Abgesehen von der un-beschreib-lich-en,<br />
fast ekstatischen Stimmung,<br />
die sich dadurch verbreitete, war<br />
dies von der Bühne aus ein Anblick, den<br />
Festhalle Plauen – Abriss 1985, hier der Neubau<br />
78<br />
Monokel 1986, kurz nach<br />
dem Abriss<br />
wir, glaube ich, alle nie mehr vergessen