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WESSEN LIED ICH SINGE – BOB DYLAN IST 70
Bob Dylans Auftritt unlängst in Peking ging durch die Medien und bewegte die Bürgerbewegten hierzulande:
Kein Wort hätte er wohl zu den dortigen Menschenrechtsverletzungen verloren! Damals im Ostberliner Treptower
Park, an einem kühlen Septemberabend im Jahre 1987, hat er sogar kein einziges Wort an die 70.000 erwartungsfrohen
DDR- Bürger gerichtet. Vermisst wurden in Peking vor allem die Protestsongs wie „Blowin' in
the Wind“ und „The Times They Are a-Changin“. Die haben wir damals, 1987, auch vermisst. Oder besser: Wir
haben diese durch seine eigenwillige und schnoddrige Interpretation nicht wiedererkannt. Fazit: Dylan eignet sich
wohl weniger für das Statuieren eines Exempels.
Das träfe eher schon auf Stars zu, die in den letzten Jahren beispielsweise Privatkonzerte für Mitglieder der Gaddafi-Familie
zum stabilen Festpreis von einer Million Dollar gegeben haben. Die Popsängerin Nelly Furtado
schämt sich zumindest und will ihre Konzertgage nun wohltätigen Zwecken spenden. Von Beyoncé, Usher, Mariah
Carey und Lionel Richie hat man dagegen noch kein Wort der Reue gehört. Von Sting schon, dem es unlängst
doch etwas peinlich war, als er auf ein Konzert angesprochen wird, das von der Tochter des usbekischen
Despoten Islam Karimow organisiert wurde. Doch Sting verteidigt sich mit dem Hinweis: „Ich glaube nicht mehr
pauschal an die Wirksamkeit von kulturellen Boykotten, ... , das sind leere Gesten“.
Unlängst stand in einer Zeitung, dass Herbert Grönemeyer Mitte der achtziger Jahre ein Konzertangebot in der
DDR abgesagt habe, weil ihm die Fans aus der mittlerweile untergegangenen Republik einen Brief (woher hatten
sie seine Adresse?) geschrieben hätten, dass er doch bitte nicht kommen solle, da im SED-Staat die Karten nur an
FDJler verkauft würden. Davon mal abgesehen und nicht bejubelt, dass 95% der
jungen Menschen in der FDJ waren, wahre Freunde können das nicht gewesen sein.
Um einen Auftritt von Bruce Springsteen Honecker & Co schmackhaft zu machen, stellten
die Verantwortlichen der FDJ es kurzerhand unter den Titel „Konzert für Nicaragua“.
Die Amerikaner – Botschaft wie Agentur – protestierten. 160.000 Menschen kamen
dann zum „Konzert für den Frieden“. Das Video davon ist heute so etwas wie
Goldstaub und Gegenstand fast kultischer Verehrung.
Bruce Springsteen: „Bob Dylan hat den Geist befreit,
so wie Elvis den Körper befreit hat".
BOB DYLAN. The 30th Anniversary Concert Celebration. 2 CD 20552. 12,95
· Alle waren 1993 gekommen, um seinen 50.Geburtstag und das 30-jährige Bühnenjubiläum
zu feiern. Der Madison Square Garden randvoll (auch Wolfgang Niedekken
darunter) und auf der Bühne im furiosen Wettstreit u.a. June
Carter und Johnny Cash, Neil Young, Tom Petty, Eric Clapton,
Ron Wood, Johnny Winter, Lou Reed, Tracy Chapmann,
The Band Georg Harrison. Man, können die musizierend Feste feiern – glatte 5 Sterne.
BOB DYLAN. No Direction Home. 2 DVD 12709. 19,90 · Martin Scorsese hat kaum neues
Material gedreht, aber eine faszinierende Fülle an Material gesichtet, gesammelt und genial
montiert - ob nun Dylans Auftritt vor Martin Luther King und Hunderttausenden Schwarzen
oder seine Höllentour durch England – immer noch 4 Sterne.
NEIL YOUNG. Heart of Gold. 2 DVD 14549. Nur 15,95 · Der Akustik-Set
aus einem (3000-Menschen-)Theater bietet intime Bilder, brillanten
Ton und mehr für Folk, als denn für Rockfans – 4,0 Sterne.
LEONARD COHEN. Live in London. DVD 18849. Nur 14,95 · 26
Songs des damals 73-Jährigen. Nie war er authentischer als in dieser,
zunächst mehr aufgezwungen Konzerttour 2009 – 4,5 Sterne.
THE BAND. The Last Waltz. DVD 12259. Nur 12,95 · Das Abschiedskonzert
schrieb Musikgeschichte und als Musikfilm auch Filmgeschichte
– 4,5 Sterne.
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