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Pflege 2030: Chancen und Herausforderungen! - Institut für ...

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Gr<strong>und</strong>. Denn vieles, was in dieser Hinsicht bereits als zukunftsfähiges Modell<br />

gefeiert wird, hat es in der Tat verdient, erst einmal gegen den Strich<br />

gebürstet zu werden.<br />

Bei den Bemühungen um eine Förderung von <strong>Pflege</strong>arrangements, mit denen<br />

mehr als bislang die informellen Austauschbeziehungen <strong>und</strong> Ressourcen<br />

aus lebensweltlichen Kontexten zum Zuge kommen, sollte man sich<br />

keine Illusionen machen. In einer individualisierten Gesellschaft ist weder<br />

eine solidarische über den familiären Rahmen hinausgehende Hilfe noch<br />

ehrenamtliches Engagement selbstverständlich. Beides ist oft an sehr spezifische<br />

oder auch zufällige Bedingungen <strong>und</strong> Konstellationen geb<strong>und</strong>en, die<br />

allerdings in der Regel ihrerseits beeinflussbar sind, wenn auch selten unmittelbar<br />

<strong>und</strong> im Sinne einer technologisch handhabbaren Methode.<br />

Das moderne Verhältnis von Individualisierung <strong>und</strong> Vergemeinschaftung ist<br />

spannungsgeladen aber nicht per se widersprüchlich. Es hat einen ambivalenten<br />

Charakter. Auf den ersten Blick scheint der Prozess der Individualisierung<br />

dem Bedürfnis nach Bindung <strong>und</strong> Einbindung entgegenzulaufen. Andererseits<br />

macht eine zu weitgehende Individualisierung einsam <strong>und</strong> verletzlich.<br />

Das wird einem nicht zuletzt bewusst, wenn man sich selbst in einer<br />

prekären Lebenssituation, wie der einer <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit sieht. Aus diesem<br />

Spannungsverhältnis von Individualisierungsbedürfnissen einerseits<br />

<strong>und</strong> drohender Vereinzelung andererseits ergibt sich die Suche nach neuen<br />

Formen der Vergemeinschaftung <strong>und</strong> des Engagements <strong>für</strong> andere. 6<br />

6 Vgl. auch U. Beck (1996: 44), der betont, dass gerade in einer individualisierten Gesellschaft<br />

„die Kunst der freien Assoziation“ an Bedeutung gewinnt. „Auf dem Hintergr<strong>und</strong> erfolgter<br />

Individualisierungsprozesse“ <strong>und</strong> der „Freiheitserfahrung, welche Verantwortlichkeiten<br />

weckt <strong>und</strong> erneuert“, formieren sich neue Formen der Solidarität <strong>und</strong> mit diesen eine<br />

„Politik von unten, die – in Konkurrenz <strong>und</strong> Konflikt mit den <strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong> Akteuren der<br />

offiziellen Politik – in Eigeninitiativen das, was als ‚Verantwortung’ <strong>und</strong> ‚Gemeinwohl’ gilt,<br />

selbst definier(t)“ (Beck 1996: 42). Mithin geht es hier um die Ausgestaltung dessen, was<br />

heutzutage gemeinhin als „Zivilgesellschaft“ bezeichnet wird (zur näheren Qualifizierung<br />

von bürgerschaftlichem Engagement als „zivilgesellschaftliches“ siehe auch den weiter unten<br />

folgenden Beitrag von Blinkert).<br />

In diesem Zusammenhang ist mit Beck zwischen „Individualisierung“ <strong>und</strong> „Atomisierung“ zu<br />

unterscheiden. „Von ‚Individualisierung’ kann dort <strong>und</strong> solange die Rede sein, wie durch die<br />

Systembedingungen geschützter Gr<strong>und</strong>rechte die Menschen prinzipiell in der Lage sind, die<br />

Widersprüche der Moderne in der Organisation <strong>und</strong> Orientierung ihres eigenen Lebens <strong>und</strong><br />

seiner sozialen <strong>und</strong> politischen Netzwerke zu bewältigen. Demgegenüber zielt der Begriff<br />

‚Atomisierung’ genau auf den Gegenfall, wo dies von den Systemvoraussetzungen her nicht<br />

oder kaum gelingen kann“ (Beck 1996: 42). (Beck, Ulrich (1996): Was hält hochindividualisierte<br />

Gesellschaften zusammen? In: Mittelweg 36, 5(1996)1: 33-48).<br />

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