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Der Beginn eines neuen Jahrhunderts, einesneuen Jahrtausends – eine Zeitenwende, dieman als kalendarischen Normalfall abtun mag,die aber wohl niemanden gleichgültig lässt.Doch sind wir, die wir vor Jahren vielleicht nochkaum glauben konnten, dass wir wirklich Zeitzeugensolch eines fast ein wenig unheimlichanmutenden Ereignisses sein sollten, nun schonmitten drin im Alltag 2000. Die Zeit der Rückschauen,Fazits und Resümees ist vorbei.Neuansätze aber sind nach wie vor gefragt.Das markante Datum setzt Elan frei. Und soerscheint auch die Kunstszene Saar in einemneuen Licht: „Visionen 2000“ unter diesemMotto präsentieren sich 140 Künstlerinnen undKünstler in einer groß angelegten Schau voneiner einmaligen Dichte, die die Nachfolge derehemaligen Landeskunstausstellung antritt.Ein Novum ist die Vorgabe einer thematischenKlammer, die sich um die ausgestellten Werkeschließt, ebenso wie die zeitgleiche Präsentationder Exponate in mehreren saarländischenMuseen; und schließlich auch die Ausrichtungdes Projekts nach dem Kuratorenmodell, das andie Stelle einer Jury tritt.Dazu kurz ein Rückblick in die Geschichte derLandeskunstausstellung. Sie wurde im Jahre1987 in der Modernen Galerie des SaarlandMuseums ins Leben gerufen, mit dem Ziel, »dieQualität und Ausdrucksvielfalt der saarländischenKünstlerinnen und Künstler in einer exemplarischenAuswahl darzustellen und damit zugleichkünstlerische Entwicklungen sichtbar zumachen«, so der damalige Minister für ?????,Diether Breitenbach im Katalogvorwort. Über das»Wie« einer solchen Veranstaltung gab eszunächst unterschiedliche Anschauungen. Siereichten von einer juryfreien Massenausstellungim Messegelände bis hin zu einer Ausstellung,die in alleiniger Verantwortung eines Kunstkommissarszusammengestellt werden sollte.Entwickelt wurde dann ein verbindliches Konzeptvon einer Arbeitsgruppe, die aus dem Vorsitzendendes Landesverbandes Saar im BundesverbandBildender Künstler, den Vorsitzenden saarländischerKünstlervereinigungen und einem Vertreterdes Ministeriums für Kultus, Bildung und Wissenschaftbestand. Man verständigte sich auf eineReihe von Grundsätzen; danach konnten sichKünstler an einer öffentlichen Ausschreibungbewerben, die im Saarland lebten, hier geborenwaren oder mit dem kulturellen Leben desLandes in enger Verbindung standen. Über dieZulassung zur Ausstellung entschied eine Jury,die aus einer hohen Zahl von Einsendungen(197 im Jahre 1987) einen »Kern« herauskristallisierte,den sie für ausstellungswürdig hielt(67 im Jahre 1987). Im Rahmen dieser Vorgabenfanden dann im Zwei-Jahres-Rhythmus insgesamtsechs Landeskunstausstellungen statt – seit1989 unter dem Titel »Kunstszene Saar« –, dieletzte im Jahr 1997. Diese markiert zugleich eineZäsur.Das Projekt schien in die Jahre gekommen.Obgleich die Resonanz bei den Künstlerinnenund Künstlern nach wie vor recht hoch war,gab es auch viel Kritik: am Ausstellungskonzeptan sich, das es ja nicht leisten könne, einenallumfassenden und repräsentativen Überblicküber das saarländische Kunstschaffen zweierJahre zu vermitteln; an den Künstlern, die sichnicht beteiligten, da sie in der Landeskunstausstellung»kein Forum für sich« erkennen oderauch nicht die »richtigen Werke« » etwa ausTransportgründen« einreichten, sodass entscheidendepersönliche Entwicklungen und Positionenunberücksichtigt blieben; und last but not leastan den Entscheidungen der Jury. Natürlich istkeine Jury unfehlbar, sie kann sich immer irrenoder Wichtiges übersehen. Zumal wenn es umFragen der Einordnung von Kunst geht, für diees ja keinen (im wissenschaftlichen Sinne) »objektiven«Auswahlkatalog an Bewertungskriteriengibt. Darauf wies schon Lorenz Dittmann inseiner Einführung zur ersten Landeskunstausstellunghin, in der er sich aber zugleich –Visionen 2000Richard W. Gassen11


12im Verweis auf Kants Kategorie des »interesselosenWohlgefallens« – gegen den Vorwurf des»schieren Subjektivismus“» der Jury, der Beliebigkeitbei der Auswahl verwahrte. Dennoch:Eine Jury kann nur aus dem auswählen, was ihrvorliegt. Und daraus zwangsläufig in der Summeden Charakter des Repräsentativen zu extrahieren,stellt ein sehr schwieriges, wenn nicht garunmögliches Unterfangen dar.So kam es dann auch zu der Entscheidung, an dieStelle einer Jury das Modell eines Ausstellungskurators,der in seiner Arbeit von zwei Subkuratorenunterstützt wird, zu setzen. Zugleich entfiel auchder Modus der öffentlichen Ausschreibung. Nunwaren es nicht mehr die Künstler, die sich um eineTeilnahme bewarben, sondern es lag in der Handdes Kurators und seiner Mitarbeiter, eine Auswahlunter den Künstlern zu treffen. Auch in diesemVerfahren verbirgt sich zweifelsohne die Gefahrder Subjektivität – wobei zwei Modellkonzepte zurAuswahl standen. Zum einen eine sehr begrenzteAuswahl von vielleicht 20 Künstlerinnen undKünstlern zu treffen, zum anderen eine höhereZahl einzuladen, um dem Anspruch einer gewissenRepräsentativität, die ja in der Tradition derLandeskunstausstellung verankert ist, entgegen zukommen. Die Entscheidung fiel zugunsten derzweiten Variante, die unbestreitbar ein größeresMaß an Objektivität zulässt. Naturgemäß werdensich auch hier so manche der nicht in den Kreisaufgenommenen Künstler ausgegrenzt fühlen(im Institut für aktuelle Kunst im Saarland inSaarlouis sind insgesamt 2500 Kunstschaffendeverzeichnet!), doch galt es bei der Auswahl stetsein gewichtiges Kriterium einzuhalten: das derQualität beziehungsweise der Bedeutung für dasKunstschaffen der Gegenwart. So kamen schließlich140 im Saarland lebende, hier geborene oderdem saarländischen Kunstleben Impulse gebendeKünstlerinnen und Künstler in die engere Wahl,die um die Einreichung von ein bis drei Werken ausdem Zeitraum der letzten drei Jahre gebetenwurden.Idee der Ausstellung ist es, ein möglichst breitgefächertes Spektrum saarländischen Kunstschaffensder Öffentlichkeit vorzustellen. Wobeider Begriff „saarländisch“ nicht eine typischsaarländische Kunst meint – diese existiert nicht,ebenso wenig wie man von einer spezifischmecklenburgischen, hessischen oder bayerischenGegenwartskunst sprechen kann. Im Zeitalter derVernetzung, Globalisierung und fast uneingeschränktenMobilität wird das Denken in herkömmlichenGrenzen immer obsoleter, dies giltauch uneingeschränkt für den Bereich derbildenden Künste. Gibt es auch nicht die Kunstdes Saarlandes, so gibt es doch eine Kunst ander Saar, die auf eine von Veränderungen, vomWechsel und vom Wiederanknüpfen geprägteTradition zurück blicken kann.Schon im 18. Jahrhundert hatte sich in Homburgeine fürstliche Kunstsammlung herausgebildet,die aber mit der Brandschatzung des SchlossesKarlsberg durch die napoleonischen Truppen imJahre 1793 nach München verbracht wurde undden Grundstock für die Pinakothek bildete. Inder Folgezeit kam es dann für eine längere Zeitzu einem Stillstand im künstlerischen Leben derRegion. Maler wie Karl Caspar Pitz oder der inOttweiler geborene Johann Heinrich Schmitt,genannt Fornaro, gingen ins Ausland, nachNeapel oder Prag, wie auch noch ein knappesJahrhundert später der aus St. Ingbert stammendeAlbert Weisgerber früh nach München übersiedelte.Erst mit dem Beginn des 20. Jahrhundertserwachte an der Saar eine neue, eigenständigeKunstszene; sie wurde im Jahre 1922 ins Lebengerufen mit der Gründung der Staatlichen Schulefür Kunst und Kunstgewerbe in Saarbrücken unddem Bund Bildender Künstler an der Saar, demunter anderem der Bildhauer Christoph Voll sowiedie Maler Fritz Grewenig und Edgar Jenéangehörten, initiiert wurde. Nach einer Zwangsunterbrechungwährend der Herrschaft des


Nationalsozialismus formierte sich unmittelbarnach dem Zweiten Weltkrieg die Kunstszene ander Saar erneut, und zwar im Jahre 1946 mit derNeugründung des Saarländischen Künstlerbundesund der unter französischer Militärverwaltungerfolgten Gründung der StaatlichenSchule für Kunst und Handwerk. Hier lehrtenKünstler wie der expressionistische HolzschneiderFrans Masereel, der zu den Begründern derSubjektiven Fotografie gehörende Otto Steinertoder der konstruktivistische Maler Boris Kleint,dessen auf der Bauhaus-Tradition basierendeForm- und Bildlehre eine ganze saarländischeKünstlergeneration beeinflusste. 1957 gründeteBoris Kleint, zusammen mit August Clüsserath,die neue gruppe saar, der unter anderem dieSteinert-Schülerin Monika von Boch, der GrafikerHannes Neuner, Willi Spiess und der Klee-SchülerLeo Grewenig angehörten. Einen »vorläufigen«Schlusspunkt in der Etablierung einer eigenständigensaarländischen Kunstszene markiertedie Gründung der Hochschule der BildendenKünste Saar in Saarbrücken im Jahre 1989.Jetzt fanden auch neue künstlerische Strömungen,vor allem im Bereich der elektronischen Medien,Eingang in das Kunstgeschehen des Landes.Die saarländische Kunstszene in die Ecke desProvinzialismus abzudrängen (wie es nicht seltensogar an der Saar getan wird), ist illegitim.Der Gegensatz von Provinz und Metropole hatsich, zumindest was die Produktion von Kunstbetrifft, überlebt. Zwar gibt es noch nach wie vordie großen Kunstmetropolen, wie etwa Berlin,Köln, Paris oder New York, doch begründendiese ihren Ruf in erster Linie auf den kulturtouristischenAspekt (die Zahl großer Museenund Ausstellungen) oder den ökonomischenAspekt (Galerien, Messen, Kunsthandel). Woaber nun der Künstler lebt und arbeitet, ist imheutigen Zeitalter der elektronischen Kommunikationund der immer kürzeren Wege von untergeordneterBedeutung – zweifelsohne ein Pluspunktfür die „Provinz“! Wohl kein Künstler istnur deshalb erfolgreich, weil er in einem großenKunstzentrum ansässig ist; oder umgekehrt:Kein Künstler wird in der Entwicklung seinerqualitätvollen, künstlerischen Kraft ernsthaftbehindert, nur weil er aus der »Provinz« stammt.»Die Metropole«, so Tilman Osterwold in einemVortrag im Jahre 1987 in der Modernen Galeriedes Saarland Museums, »oder die Provinz stecktin uns selbst, sie ist Inhalt und Qualität unsereseigenen Selbstverständnisses, sie kann nur inäußeren regionalen Bereichen gespiegelt sein.Jeder Künstler ist frei, sich als Teil einer Metropole,einer Region oder sich selbst provinziell zufühlen, er wird sich zu entscheiden haben, wound wann, in welchem topographischen Umkreisoder in welchem geistigen Umfeld er arbeitenwill.«Eine weitere Erneuerung des Projekts KunstszeneSaar stellt, wie bereits erwähnt, die Vorgabeeines Themas dar, mit dem Ziel, der Ausstellungeine schärfere Konturierung zu verleihen. Laufendoch Veranstaltungen dieser Art leicht Gefahr, ineiner gewissen Beliebigkeit zu münden – derBesucher sieht sich einer Vielzahl von Kunstwerkenganz unterschiedlicher formaler Ausprägungund inhaltlicher Aussage gegenüber,die er kaum oder im Grunde gar nicht in einenübergreifenden Sinnzusammenhang stellenkann. Deshalb nun die Einbindung in ein Thema,das sowohl dem Produzenten (Künstler) einenhinreichenden Spielraum wie auch dem Rezipienten(Betrachter) eine Orientierungshilfe bietet.Die thematische Vorgabe darf naturgemäß nichtzu eng gefasst sein, da sonst ein Teil der Künstler,die ja von ganz unterschiedlichen konzeptuellenwie formal-ästhetischen Ansätzen ausgehen,aus dem Projekt ausscheiden müsste;darüber hinaus würde eine zu enge Setzung einegrößere Zahl an Auftragsarbeiten zur Folgehaben, was nicht notwendigerweise zur Qualitätssteigerungbeitrüge. So blieb es auch denbeteiligten Künstlern weitgehend selbst überlassenzu entscheiden, welche Werke sie für13


14diese Ausstellung als die adäquaten betrachtenwollten.Als diesjähriges Thema erschien das der»Visionen 2000« reizvoll und zudem naheliegend:anlässlich eines Wechsels eines Jahrhunderts,eines Jahrtausends nach vorne zublicken, die Positionen zeitgenössischen Kunstschaffensim Kontext eines Zukunftsentwurfsdarzustellen. Der Begriff der Vision birgt in sichden Gedanken des Seherischen und Utopischen,er fordert die Sichtbarmachung von Ideen, erweist über den Bestand des Hier und Jetzthinaus. Die Vision als wesentlicher Aspekt einerKunst, die das antizipatorische und innovativeMoment als zentrales Anliegen in sich trägt, dieEntwürfe für neue, alternative Bild- und Lebensweltenliefern will. Der visionäre Gedanke kannsich im Kunstwerk auf unterschiedliche Art undWeise dokumentieren: zum einen in inhaltlicherHinsicht, indem die konkrete Visualisierung derIdee zum eigentlichen Bildgegenstand avanciert,zum anderen in formaler Hinsicht, indem dasBildmedium selbst – frei nach Marshall McLuhans»The medium is the message« „ zum Träger der»Botschaft« wird. Dies betrifft insbesondere diein dem Ausstellungsprojekt mit zahlreichenBeispielen vertretenen neuen künstlerischenMedien.Es ist ein überaus vielfältiges Spektrum an künstlerischenAusdrucks- und Gestaltungsformen,das sich durch die Werke der 140 Künstler undKünstlerinnen zieht. Neben den so genanntentraditionellen Gattungen wie Malerei, Bildhauerei,Grafik und Fotografie finden sich auch Installationen,Environments, Assemblagen sowieArbeiten aus dem Bereich der Videokunst, vornehmlichein Betätigungsfeld der jüngerenKünstlergeneration. Dieser Mannigfaltigkeitmedialer Ansätze korrespondiert ein weitläufigesFeld inhaltlicher Aspekte, sodass sich eine Sektionierungnach unterschiedlichen thematischenSchwerpunkten anbot. Dem kam zugleich diedritte Neuerung in der Konzeption der Landeskunstausstellungentgegen: die zeitgleichePräsentation an mehreren Orten! So sind esnun insgesamt sechs Häuser, in denen untereinem jeweiligen Themenschwerpunkt die»Visionen 2000« der kunstinteressierten Öffentlichkeitzugänglich gemacht werden: Das SaarlandMuseum und das Saarländische Künstlerhausin Saarbrücken widmen sich der abstraktenKunst, das Museum St. Ingbert präsentiert»Bilder vom Menschen“, im Museum SchlossFellenberg in Merzig liegt der Schwerpunkt aufdem Bereich von Natur, Technik und Umwelt,während die Ausstellungstitel in der Galerie imBürgerhaus in Neunkirchen »Botschaft und Erinnerung«und im Museum St. Wendel »Ansichten– Einsichten« lauten. Es sind thematische Komplexe,die sich zu übergeordneten Sinnzusammenhängenfügen, die zugleich aber auch einegewisse »Durchlässigkeit« und Offenheit nichtausschließen wollen. Manche der Künstler sindmit ihren Arbeiten an zwei Stationen vertreten,manche wurden einem Ausstellungsbereich zugeordnet,über den sich vielleicht diskutierenließe. Aber genau darin liegt der subjektiveFaktor, letztendlich jedoch auch der Reiz einersolchen Einteilung.Das Saarland Museum und das SaarländischeKünstlerhaus präsentieren »Abstrakte Bildwelten«.Hier sind insgesamt 54 Künstler versammelt, diesich einer »gegenstandsfreien« oder, wie es einstKasimir Malewitsch formulierte, »vom Ballast dergegenständlichen Welt« befreiten Bildsprachebedienen. Die Moderne Galerie im SaarlandMuseum legt das Schwergewicht auf die Vertreterder Abstraktion, hier vor allem im Bereich derkonstruktiv-konkreten Kunst, einer Kunst, der esnicht um die mimetische Abbildung der sichtbarenWirklichkeit geht, sondern die eine autonomeBildwelt mit eigener Zeichenhaftigkeitschafft, sozusagen als bildnerischen Gegenentwurfzur beobachtbaren Realität. Im Zentrumder künstlerischen Recherche stehen Form, Farbe


16haltig ist zugleich der Fundus an Darstellungsmodiund an medialen Umsetzungen. Er erstreckt sichvom detailfreudigen Realismus bis hin zu einer indie Abstraktion verweisenden Verschlüsselungund Symbolik, von der Malerei, Bildhauerei undFotografie bis hin zur Videoskulptur, zur interaktivenVideoinstallation, zur Videostill-Collageund zurAudio-Installation, in der der Klang eine ästhetisch-gestalterischeFunktion übernimmt.Interessant in diesem Zusammenhang ist, dassgerade im Bereich des eher traditionellen Bildthemas„Mensch“ der Einsatz neuer künstlerischerMedien am stärksten ist.Die Ausstellung im jüngst eröffneten MuseumSchloss Fellenberg in Merzig wendet sich demThemenbereich von Natur, Technik und Umweltzu. Auch hier erwartet den Betrachter ein vielfältigesSpektrum an Malereien, Collagen undMaterialarbeiten von 19 Künstlerinnen undKünstlern, wobei die Fotografie relativ breitenRaum einnimmt: als Einzelwerk, als Sequenz,als Triptychon; in Schwarzweiß, in Farbe oder imCamera-obscura-Verfahren. Die ausgestelltenArbeiten handeln von Natur und Umwelt (etwadem Saarausbau), von elementaren Kräften(Wasser), von Leben und Wachstum (Salzkristalleoder lebende Fische in einem Aquarium), vonErosionsprozessen, von Verfall und Tod. Sie beschäftigensich mit Fragen der Genetik, mit derEinführung neuer Technologien oder sie thematisierendas Verhältnis von „natürlicher“ und„künstlich-künstlerischer“ Welt. Die Werkereflektieren in einem assoziativen, mitunterliterarischen Sinne bildkünstlerische Positionenim Kontext einer allgemeinen Fragestellung nachaktuellen Existenzbedingungen ebenso wie nachder Zukunft des Lebens.Die Galerie im Bürgerhaus Neunkirchen präsentiertunter dem Titel »Botschaft und Erinnerung«Arbeiten von zehn Künstlerinnen und Künstlern,in denen konzeptuelle wie auch gedanklichvisionäreAnsätze eine zentrale Rolle spielen.Sie nehmen zum Teil sehr private, subjektive undnachdenklich stimmende künstlerische Standpunkteein; sie wollen den Betrachter zu assoziativenProzessen anregen. Etwa der Dialog zweier90-jähriger Frauen in einer Video- und Mixed-Media-Installation, der in der Rückschau auf derLeben der beiden Protagonistinnen utopischeZüge annimmt. Andere Arbeiten handeln vonder kollektiven Erinnerung, vom Rücktauchen indie Vergangenheit in der geistigen Tradition der„Gedenkstätte“; oder sie verstehen sich alsZukunftsprojektionen, etwa in der Form von2000 zerknüllten Schreibmaschinenpapieren mitder Aufschrift »I have a dream«.Im Mia-Münster-Haus in St. Wendel sind18 künstlerische Positionen vertreten, die unterdem Titel „Ansichten – Einsichten“ zusammengefasstsind. Es sind durchweg von einer sehrsubjektiven, mitunter verfremdeten Sicht derDinge wie auch von einer höchst intimen Stimmunggetragene Arbeiten, oftmals verbundenmit einer »inneren Schau«. Davon mögen Titelwie »Intraview«, »Innere Linie«, »Plätze derstarken Stille öffnen« oder auch »Klangbilder«und »Zeitstein mit dem Gedanken von Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft« Zeugnisablegen. Die Werke – neben der Fotografie, derZeichnung, der Monotypie, der Mischtechnikund dem Holzdruck vor allem dem Bereich derBildhauerei zuzuordnen – erfordern ein hohesMaß an Bereitschaft zur Entschlüsselung. DerBetrachter ist herausgefordert, sich einer ganzneuartigen Sehweise der ihm bislang vertrautenWahrnehmungsmuster zu stellen.Insgesamt 140 Künstlerinnen und Künstler, dieaus ganz verschiedenen Blickwinkeln undAnsätzen ihre ins Bildhafte umgesetzten Visionendarlegen, sind in dieser groß angelegten Schauvertreten. Wie auch in dem vorliegenden umfangreichenKatalog, der jeden der Beiträge inBild und Wort dokumentiert. Die Anordnung des


Buches trägt den einzelnen Ausstellungsortenund ihren spezifischen Themenstellungen Rechnung,wobei die Konzeption innerhalb der jeweiligenHäuser dem Prinzip der alphabetischenAnordnung folgt – erweitert durch eine Präsentationim Internet. In dieser Zusammenstellungversteht sich der Katalog zugleich als einKompendium, das einen Überblick über dassaarländische Kunstschaffen zu Beginn des21. Jahrhunderts geben will..Dass das Ausstellungsprojekt und der Katalogin der vorliegenden Form zustande kommenkonnten, ist nur dem engagierten Mitwirkenaller Beteiligten zu verdanken. Ohne ihre Unterstützunghätte ich als Gastkurator, für den diesesUnternehmen zweifellos eine große Herausforderungdarstellte, niemals das gesetzte Zielerreicht. So geht mein allererster Dank an diebeiden Subkuratoren Dr. Claudia Maas undDr. Berthold Schmitt, deren präzise Kenntnis derhiesigen Kunstszene für den Erfolg des Projektsunerlässlich waren. Danken möchte ich auchdem Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaftdes Saarlandes, hier namentlich HerrnDr. Heinzjörg Müller und Frau Christa Matheis, fürall ihre Hilfe. Ein wichtiger Ansprechpartner warauch stets die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz,vertreten durch die VorstandsvorsitzendeFrau Dr. Inge Weber, die erstmals eine Landeskunstausstellungorganisatorisch mittrug. Ihr wieauch ihren beiden Mitarbeiten Dr. Roger Münchund Dr. Katherina Wolf sei an dieser Stelle herzlichgedankt. Ein Ausstellungsprojekt wie dieses,das zeitgleich an sechs Orten stattfindet, erfordertein hohes Maß an Logistik und Kooperationsbereitschaft.Dass die organisatorische undtechnische Umsetzung so reibungslos und perfektfunktionierte, ist dem großen Engagement derjeweiligen Häuser zuzuschreiben. Dafür seinamentlich gedankt: dem Direktor des SaarlandMuseums Saarbrücken Dr. Ernst-Gerhard Güsesowie seinem Mitarbeiter Ernest W. Uthemann;Monika Schrickel, Geschäftsführein des SaarländischenKünstlerhauses Saarbrücken; Andrea FischerM.A., Museum Sankt Ingbert/ Albert-Weisgerber-Stiftung; Dr. Ingrid Jakobs, Leiterin des MuseumsSchloss Fellenberg in Merzig; Nicole Nix M.A.,Leiterin der Galerie im Bürgerhaus in Neunkirchen;Dr. Cornelieke Lagerwaard, Leiterin des MuseumsSt. Wendel. Und zuletzt, aber ganz besondersgeht der Dank an die beteiligten Künstlerinnenund Künstler, die die Landeskunstausstellung inihrem neuen Erscheinungsbild durch aktives undengagiertes Mitwirken überhaupt ermöglichthaben.17

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