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Lehrerinfo - Denkmal aktiv

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denkmal <strong>aktiv</strong> A1<br />

Ein <strong>Denkmal</strong>, was ist das?<br />

Checkliste<br />

Checkliste:<br />

Was kann ein <strong>Denkmal</strong> sein?<br />

Das macht ein <strong>Denkmal</strong> aus (Kriterien):<br />

__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

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__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

Ein <strong>Denkmal</strong> – hinter dieser Bezeichnung kann sich<br />

vieles verbergen. <strong>Denkmal</strong>e sind nicht nur Standbilder<br />

oder Gedenktafeln, die als Erinnerung an Ereignisse<br />

oder Personen aufgestellt wurden. Sondern Kulturdenkmale<br />

im weiteren Sinne sind Bauten, Gartenanlagen und<br />

Relikte im Boden, die vom Menschen in der Vergangenheit<br />

geschaffen wurden. Als geschichtliche Zeugnisse<br />

sagen sie uns etwas über frühere Zeiten, über die Menschen<br />

damals, ihre Vorstellungen, Gewohnheiten,<br />

Arbeits- und Lebensweisen. Ein Baudenkmal muss nicht<br />

unbedingt besonders prächtig, groß oder auffällig sein.<br />

Gerade alltägliche Gebäude erzählen manchmal überraschende<br />

Geschichten über frühere Zeiten. Und Industrieanlagen,<br />

Eisenbahnstrecken oder Brücken zeugen<br />

von alten Arbeitstechniken und der Entwicklung unserer<br />

Maschinen.<br />

Foto: Roland Rossner<br />

Foto: Archiv der DSD<br />

Aufgabe<br />

Aufgaben<br />

?<br />

Aufgaben<br />

1. Beschreibt die vier Abbildungen. Überlegt, warum<br />

die dargestellten Objekte heute als <strong>Denkmal</strong> angesehen<br />

werden.<br />

2. Sammelt Argumente: Was spricht jeweils für, was<br />

gegen eine Einordnung als <strong>Denkmal</strong>?<br />

3. Fasst eure Ergebnisse in einer »Checkliste für <strong>Denkmal</strong>e«<br />

zusammen.<br />

4. Bildet Arbeitsgruppen. Tragt zusammen, welche<br />

Gebäude, Anlagen, Objekte ihr vor Ort zum <strong>Denkmal</strong><br />

erklären und unter Schutz stellen wollt. Jede Gruppe<br />

erstellt ein Plakat »Rettet ...!« und trägt in der Klasse<br />

vor, warum ihr Objekt als <strong>Denkmal</strong> erhalten und<br />

geschützt werden sollte.<br />

Foto: Marie-Luise Preiss Foto: Marie-Luise Preiss<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Ein <strong>Denkmal</strong>, was ist das?<br />

Sachinformationen<br />

Definition von <strong>Denkmal</strong>en<br />

<strong>Denkmal</strong>e sind Bauwerke und andere Dinge, die Menschen in<br />

vergangenen Zeiten geschaffen haben. Sie sind deshalb wichtig,<br />

weil sie uns etwas über frühere Epochen sagen. Ihr Erscheinungsbild<br />

gibt Auskunft über den Baustil und über Materialien<br />

und Techniken aus der Zeit, in der sie entstanden sind. Und<br />

wenn seitdem etwas verändert wurde, auch über die danach folgenden<br />

Zeiten.<br />

<strong>Denkmal</strong>e zeigen uns nicht nur, wie man früher gebaut hat, sondern<br />

auch, wie Menschen gelebt, gearbeitet und gedacht haben.<br />

Es geht nämlich nicht unbedingt immer um »Schönheit«, wenn<br />

von einem <strong>Denkmal</strong> gesprochen wird. Wichtig ist auch der dokumentarische<br />

Wert. Ganz unscheinbare Bauten, die gegenüber<br />

Schlössern und Kathedralen eher ein Schattendasein fristen,<br />

können sehr aufschlussreich über die Geschichte berichten! Sie<br />

können prägend für eine Stadt oder Region gewesen sein. Sagen<br />

wir es einmal so: <strong>Denkmal</strong>e sind Zeugen einer früheren Zeit. Sie<br />

regen zum Nachdenken an und tragen dazu bei, dass wir uns in<br />

unserer gewachsenen Umgebung wohl fühlen. Denn wer lebt<br />

schon gern in gesichtslosen Dörfern oder öden Städten ...<br />

Fachleute unterscheiden mehrere große Gruppen von <strong>Denkmal</strong>en:<br />

Die größte Gruppe bilden die Baudenkmale. Das sind Burgen,<br />

Schlösser, Kirchen, Bauernhöfe, Scheunen usw. Auch technische<br />

<strong>Denkmal</strong>e wie Brücken, Schleusen und Fabrikanlagen<br />

gehören dazu. Eine weitere Gruppe bilden alte Gärten und Parkanlagen.<br />

Dann spricht man noch von »beweglichen <strong>Denkmal</strong>en«,<br />

wie zum Beispiel bei alten Dampfloks oder Schiffen. Außerdem<br />

gibt es <strong>Denkmal</strong>-Ensembles. Denn heute stellt man auch ganze<br />

Dörfer oder Stadtviertel unter Schutz, die in ihrer gewachsenen<br />

Form einmalig und kostbar sind. Die Archäologen befassen sich<br />

mit Bodendenkmalen und Grabungsschutzgebieten.<br />

Quelle: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz,<br />

www.denkmal-mit-pfiff.de/teens/denkmallexikon<br />

Die vier Abbildungen zeigen vier <strong>Denkmal</strong>e mit sehr<br />

unterschiedlichem Charakter:<br />

Abbildung 1: Bamberg (Bayern): Historische Altstadt mit Bauten<br />

vom 11. bis 18. Jahrhundert, darunter viele Fachwerkhäuser.<br />

1993 in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen<br />

wegen ihres einmaligen, auf mittelalterlichem Grundriss<br />

entwickelten und sehr gut erhaltenen Stadtensembles.<br />

Abbildung 2: Goethe-Schiller-Standbild in Weimar (Thüringen):<br />

Das Doppelstandbild von Ernst Rietschel, das 1857 enthüllt<br />

wurde, ehrt die Begründer der »Weimarer Klassik«.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

A1<br />

Abbildung 3: Leuchtturm Roter Sand (Niedersachsen): Gebaut<br />

1885 bei Bremerhaven, als zunehmender Schiffsverkehr<br />

immer bessere Seezeichen notwendig machte, warnte der<br />

Leuchtturm in der Nordsee 79 Jahre lang vor dem gefährlichen<br />

Riff Roter Sand.<br />

Abbildung 4: Schloss Augustusburg in Brühl (Nordrhein-<br />

Westfalen): Kurfürst Clemens August ließ die Residenz<br />

1725–1768 im Stil des Rokoko errichten. U.a. wegen seiner<br />

Vorbildfunktion für die Schlossbaukunst des 18. Jahrhunderts<br />

wurde Schloss Augustusburg 1994 zum UNESCO-Welterbe<br />

erklärt.<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Beispiele sind so gewählt, dass die Schülerinnen und<br />

Schüler aus dem Stand Kriterien für die Einordnung eines Objektes<br />

als <strong>Denkmal</strong> diskutieren können.<br />

Die Schülerinnen und Schüler erschließen den unterschiedlichen<br />

Charakter von <strong>Denkmal</strong>en. Sie arbeiten Kriterien zur Bestimmung<br />

von <strong>Denkmal</strong>en heraus und wenden diese auf<br />

selbstgewählte Beispiele an (vgl. Lernziele L1 und L7). Im Rahmen<br />

der Erörterungen wird ihnen deutlich, dass bei der Einschätzung<br />

eines Objektes politik-, sozial-, technik- und kulturgeschichtliche<br />

Kriterien in unterschiedlicher Gewichtung herangezogen<br />

werden müssen.<br />

Lernformen<br />

Das Arbeitsblatt bietet Gelegenheit zu einem Themeneinstieg<br />

in verschiedenen Schritten mit unterschiedlichen Vertiefungsgraden:<br />

1. Problematisierung anhand der abgebildeten Beispiele.<br />

2. Erarbeiten von Kriterien anhand der Beispiele in Form<br />

eines Unterrichtsgespräches oder in Gruppenarbeit.<br />

3. Ergebnissicherung anhand einer gemeinsam zu erstellenden<br />

Checkliste.<br />

4. Anwenden der so gewonnenen Kriterien auf Bauwerke<br />

und andere Objekte aus dem eigenen Lebensumfeld.<br />

5. Entwickeln einer eigenen Position zur Schutzwürdigkeit<br />

solcher Bestände.<br />

6. Möglichkeit zur Dokumentation und Präsentation.<br />

Mehr Infos<br />

• Gesetze: www.denkmalpflege.com/gesetze.htm<br />

• Infos: www.denkmalschutz.de, www.denkmalschutz-online.de<br />

• Bamberg: www.bamberg.de<br />

• Weimar: www.weimar.de<br />

• Leuchtturm Roter Sand: www.roter-sand.de<br />

• Schloss Augustusburg: www.schlossbruehl.de


Checkliste<br />

<strong>Denkmal</strong>pflege<br />

<strong>Denkmal</strong><br />

schutzbehörde<br />

denkmal <strong>aktiv</strong> A2<br />

<strong>Denkmal</strong>e aufspüren<br />

<strong>Denkmal</strong>e in unserem Ort:<br />

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__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

Das sollte auch zum <strong>Denkmal</strong> erklärt werden<br />

(Kandidatenliste):<br />

__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

__________________________________________<br />

<strong>Denkmal</strong>:<br />

Die <strong>Denkmal</strong>schutzgesetze der Länder unterscheiden<br />

mehrere Arten von Kulturdenkmalen: Baudenkmale,<br />

deren Ausstattung und Zubehör, bewegliche <strong>Denkmal</strong>e<br />

(zum Beispiel Statuen, Gemälde, Möbel) sowie Gesamtanlagen,<br />

auch Ensembles genannt, außerdem Bodendenkmale<br />

und Grabungsschutzgebiete. Bewertungskriterien<br />

sind die künstlerische Qualität und die wissenschaftliche,<br />

technische, geschichtliche, volkskundliche<br />

oder städtebauliche Bedeutung.<br />

Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege:<br />

In allen Bundesländern gibt es ein Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege<br />

als zentrale Fachbehörde. Die wissenschaftliche<br />

Erfassung und Beschreibung der Bau- und Kunstdenkmale,<br />

die fachliche Betreuung denkmalgerechter<br />

Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen sowie<br />

die Verwaltung staatlicher Zuschussmittel für denkmalpflegerische<br />

Maßnahmen an Kulturdenkmalen gehören<br />

unter anderem zu ihren Aufgaben. Die Landesämter<br />

nehmen die Eintragungen in das <strong>Denkmal</strong>buch vor.<br />

Untere <strong>Denkmal</strong>schutzbehörde:<br />

Die Unteren <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden sind meist den<br />

kreisfreien Städten und Landkreisen zugeordnet und<br />

für den Eigentümer neben dem Landesdenkmalamt die<br />

wichtigsten Ansprechpartner. Hier kann man zum<br />

Beispiel Auskunft zu den Baugenehmigungs- und Erlaubnisverfahren<br />

nach dem <strong>Denkmal</strong>schutzgesetz und zur<br />

denkmalgerechten Instandsetzung und Nutzung eines<br />

Baudenkmals erhalten.<br />

Quelle: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz (Hrsg.): Monumente,<br />

Sonderausgabe zum Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s 1997, S. 10f.<br />

Checkliste<br />

Aufgaben<br />

Überall können sich Gebäude oder Anlagen verbergen,<br />

die so wertvoll oder bedeutend sind, dass sie unter<br />

Schutz gestellt werden sollten. Erkundigt euch, ob es<br />

in eurer Gegend solche Objekte gibt, wählt eines oder<br />

mehrere aus und untersucht diese genauer. Geht dabei<br />

so vor:<br />

1. Nehmt die Checkliste von A1 zur Grundlage: Was ist<br />

ein <strong>Denkmal</strong>?<br />

2. Wendet euch an die für eure Gemeinde zuständige<br />

<strong>Denkmal</strong>schutzbehörde (dazu könnt ihr in der<br />

Stadt- oder Kreisverwaltung nachfragen). Erkundigt<br />

euch über Kriterien zur Bestimmung eines <strong>Denkmal</strong>s<br />

und überprüft eure Checkliste. Welche <strong>Denkmal</strong>e<br />

gibt es bereits bei euch vor Ort?<br />

3. Führt einen Spaziergang durch euren Ort oder euer<br />

Stadtviertel durch und schaut euch nach erhaltenswerten<br />

Baudenkmalen um.<br />

4. Listet »Kandidaten« auf, die es lohnen, genauer<br />

untersucht zu werden.<br />

5. Erkundigt euch bei Heimatvereinen, Geschichtswerkstätten,<br />

Personen, die sich in der Gegend<br />

genauer auskennen, über Gebäude oder andere<br />

Objekte, die unter Schutz gestellt werden sollten.<br />

6. Ergänzt eure »Kandidatenliste«.<br />

7. Entscheidet gemeinsam, welche Kandidaten genauer<br />

untersucht werden sollen.<br />

8. Erstellt einen Untersuchungsplan, in dem verzeichnet<br />

wird, was zu tun ist und wer welche Aufgabe<br />

übernehmen soll. Setzt einen Termin, an dem die<br />

Untersuchungsergebnisse vorliegen sollen.<br />

9. Tragt die Unterlagen (Berichte, Fotos, Skizzen,<br />

Zeitungsausschnitte, Interviewnotizen, Urkunden<br />

etc.) zusammen und gestaltet eine Dokumentation.<br />

10. Denkt dabei an die Zielgruppe, die ihr mit der<br />

Dokumentation ansprechen wollt: Mitschüler?<br />

Lehrer? Die Presse? <strong>Denkmal</strong>schutzbeauftragte<br />

eurer Gemeinde?<br />

11. Wollt ihr euch weiter für dieses Objekt einsetzen?<br />

Überlegt, was ihr tun könnt! Informiert euch, ob ihr<br />

einen Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s durchführen könnt.<br />

?<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e aufspüren<br />

Sachinformationen<br />

Die Einschätzung eines vorgefundenen Bestandes als <strong>Denkmal</strong><br />

hängt davon ab, ob es gelingt, die besondere Bedeutung seiner<br />

Merkmale und Eigenschaften der Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern<br />

plausibel darzulegen. Voraussetzung dafür ist<br />

eine sorgfältige Untersuchung, eine gute Dokumentation und<br />

eine anschauliche Präsentation.<br />

Mit dieser Aufgabe können die Schülerinnen und Schüler erste<br />

systematische Zugänge zu einer <strong>aktiv</strong>en Auseinandersetzung<br />

mit der <strong>Denkmal</strong>schutzproblematik gewinnen. Dies betrifft Kriterien<br />

der Unterschutzstellung, Methoden der Bestandserfassung<br />

und der historischen Recherche sowie der Dokumentation<br />

und Präsentation<br />

So wird ein <strong>Denkmal</strong> untersucht<br />

und dokumentiert<br />

Untersuchung<br />

I. Vorbereitung, Sammlung von Unterlagen<br />

• Fotos<br />

• Orientierungsschema, Kartierungsgrundlagen beschaffen:<br />

Pläne, Großfotos, Bauaufmaß<br />

• Sammlung von Quellen u. Archivmaterial, Literatur, Zeitungsberichten<br />

(Angaben zur Geschichte, Entstehungszeit,<br />

Datierung, Provenienz etc.)<br />

• Restaurierungs- und Veränderungsgeschichte<br />

II. Untersuchung<br />

• Bestandsbeschreibung, inhaltlich, formal, materiell:<br />

Beschreibung des Darstellungsgegenstands (genaue<br />

Objektbezeichnung, bei bildlichen Darstellungen Beschreibung<br />

des Inhalts); Beschreibung der formalen Gestaltung;<br />

Benennung der Materialien, soweit nach Augenschein<br />

erkennbar. [...]<br />

• Zustandsbeschreibung, d.h. Beschreibung des Erhaltungszustands<br />

[...]<br />

• Bewertung des Bestandes, des Erhaltungszustands und des<br />

Schadensausmaßes<br />

• Feststellung interventionspflichtiger Schadensphänomene.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

A2<br />

Dokumentation<br />

I. Identifikation<br />

• Wo? Standort, Aufbewahrungsort: Adresse,<br />

evtl. Flurnummer.<br />

• Was? Genaue Objektbezeichnung lt. <strong>Denkmal</strong>liste, Gattung,<br />

Sachbegriff, Maße.<br />

• Wer? Zuständige Ämter und Personen. Eigentümer, Auftraggeber,<br />

<strong>Denkmal</strong>amt/Referent, Architekt, Restaurator.<br />

• Beschreibung des Bestandes, Beschreibung des<br />

angetroffenen Zustands, Schadensbeschreibung<br />

• Erläuterung der Untersuchungsergebnisse mit<br />

Interpretation<br />

• Arbeitsbericht mit Materialauflistung<br />

Nach: Orientierungshilfe zur Untersuchung und Dokumentation in<br />

der Restaurierung, Arbeitspapier der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger<br />

in der BRD, Details:<br />

www.denkmalpflege-forum.de/orientierungshilfe.htm<br />

Fragen + Ziele<br />

Ziel dieser Aufgabe ist es, durch die intensive Beschäftigung<br />

mit einem ausgewählten Objekt den Schülerinnen und<br />

Schülern Einblicke in die komplexen Anforderungen und Tätigkeitsfelder<br />

des <strong>Denkmal</strong>schutzes zu vermitteln (vgl. Lernziele<br />

L6 und L11).<br />

Das Arbeitsblatt knüpft eng an Arbeitsblatt A1 mit der Bestimmung<br />

des <strong>Denkmal</strong>sbegriffs an. A1 sollte daher zuerst bearbeitet<br />

werden. Es empfiehlt sich auch, je nach Möglichkeit die<br />

Arbeitsblätter A3 bis A5 vor A2 einzusetzen, so dass die Schülerinnen<br />

und Schüler schon einige Aspekte der Beschäftigung<br />

mit <strong>Denkmal</strong>en kennen gelernt haben (Stil- und Formensprache<br />

analysieren, Bedeutung für die Menschen und eine ganze<br />

Region einschätzen, Konflikte um Erhalt und Nutzung ergründen).<br />

Lernformen<br />

Die Aufgabe ist so angelegt, dass sie in einer Unterrichtsreihe<br />

oder als Projekt behandelt werden kann. Die Schülerinnen und<br />

Schüler werden dabei vor eine Vielzahl von inhaltlichen, methodischen<br />

und organisatorischen Anforderungen gestellt: Recherchieren,<br />

Kriterien erörtern und konkretisieren, Kriterien<br />

anwenden, eine Dokumentation organisieren, Arbeitsaufträge<br />

formulieren und verteilen, einen Zeitplan erstellen und einhalten,<br />

eine Präsentation planen, erstellen und vorstellen.<br />

Mehr Infos<br />

• Gesetze: www.denkmalpflege.com/gesetze.htm<br />

• Tipps zur Dokumentation von <strong>Denkmal</strong>en:<br />

www.denkmalpflege-forum.de/orientierungshilfe.htm


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e zum Sprechen<br />

bringen<br />

<strong>Denkmal</strong>e<br />

Aufgaben<br />

Die Abbildung zeigt einen Teil eines Gebäudes,<br />

das unter <strong>Denkmal</strong>schutz gestellt wurde.<br />

1. Wie wirkt das Gebäude auf euch? Wie ist es gestaltet?<br />

Wie könnte man den Stil beschreiben?<br />

Wann könnte das Gebäude entstanden sein?<br />

Zur Wirkung des Gebäudes:<br />

Welchen Eindruck vermittelt das Bauwerk auf den<br />

ersten Blick? Stellt Vermutungen an über seine<br />

Funktion und die Menschen, die sich darin aufhalten.<br />

Haltet eure Überlegungen in Notizen fest oder<br />

stellt eine Bildcollage zusammen. Welche Formen,<br />

Farben, Szenen bringt ihr mit dem Gebäude in<br />

Verbindung?<br />

Zur Gestalt des Gebäudes:<br />

Bestimmt typische Gestaltungselemente des Baus<br />

und zeichnet diese auf einer Schautafel nach.<br />

Zur zeitlichen Einordnung:<br />

Schlagt in Lexika zur Architektur und Baustilkunde<br />

oder anderen geeigneten Unterlagen nach: Wann<br />

wurden vergleichbare Bauten errichtet? Wann tauchen<br />

die beobachteten Gestaltungselemente bei<br />

anderen Bauwerken auf? Ordnet eure Ergebnisse<br />

den Skizzen auf der Schautafel zu.<br />

2. Überlegt, welche weiteren Teile der Gebäudekomplex<br />

haben kann, und wie das Umfeld der Anlage<br />

(Stadt, Land, Gebirge?) aussehen könnte. Vervollständigt<br />

das Bild oder schreibt einen kurzen Text<br />

dazu.<br />

Foto: Angela Wassmann<br />

A ufgabe<br />

A ufgabe<br />

Aufgabe<br />

Aufgabe<br />

? ?<br />

A3<br />

Zur zeitlichenEinordnung<br />

Zur Wirkung<br />

des Gebäudes<br />

Zur Gestalt<br />

des Gebäudes


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e zum Sprechen bringen<br />

Sachinformationen<br />

Der eigentliche Zweck des Baus lässt sich anhand seiner Gestalt<br />

nicht leicht erschließen, die Gestalt führt zunächst in die<br />

Irre. Was wie der Teil eines Festungs- oder Schlossbaus anmutet,<br />

ist in Wirklichkeit der »Malakow-Turm« einer Zechenanlage<br />

aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (1857). Bauherr und Architekt<br />

greifen auf eine historische Formensprache zurück – ein<br />

typischer Zug dieser Zeit des romantisierenden Historismus.<br />

Die zweite Abbildung zeigt die ganze Anlage mit Maschinenanlage<br />

und Hauptgebäude. Diese Abbildung sollen die Schüler<br />

erst zu sehen bekommen, nachdem sie ihrerseits Hypothesen<br />

zur Nutzung und zum weiteren Aussehen des Gesamtbaus dargelegt<br />

haben.<br />

Fragen + Ziele<br />

Das Arbeitsblatt gibt den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit,<br />

sich den ästhetischen Qualitäten eines <strong>Denkmal</strong>s zu<br />

nähern und dieses dann entsprechend einzuordnen (Lernziel<br />

L3). Dazu sollen zunächst aufgrund sichtbarer Eigenschaften<br />

des Bauwerks Hypothesen formuliert, Eindrücke und Empfindungen<br />

beschrieben, die Formensprache herausgestellt und<br />

Argumente für eine stilgeschichtliche Einordnung gefunden<br />

werden. Die Ergebnisse dieser Annäherung werden dokumentiert<br />

und präsentiert (Lernziel L13).<br />

Lernformen<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen Methoden kennen lernen,<br />

mit deren Hilfe sich ein Baudenkmal auf sehr vielfältige Weise<br />

erschließen lässt. Der Arbeitsauftrag ist so formuliert, dass er<br />

sich auch auf andere Bauten beziehen lässt, die genauer untersucht<br />

und eingeordnet werden sollen.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

A3<br />

1. Affektiver und ästhetischer Zugang durch Verdeutlichen<br />

von Gefühlen, Empfindungen und Assoziationen.<br />

2. Schärfen der Beobachtung durch zeichnerisches Erfassen<br />

und Dokumentieren von Formeigenschaften des Baus<br />

(z.B. Einteilung der Fassade, ihr Relief, die Maueröffnungen,<br />

vertikale und horizontale Gliederungselemente sowie<br />

deren Gruppierung)<br />

3. Identifizieren und Einordnen baulicher Merkmale durch<br />

morphologischen Vergleich mit anderen Beispielen aus<br />

der Baustilkunde.<br />

4. Hypothesenbildung durch Skizzieren einer denkbaren<br />

Gesamtgestalt des Gebäudekomplexes.<br />

5. Problematisieren der Widersprüche von Form und Funktion<br />

einer historistisch gestalteten Industrieanlage.<br />

6. Erschließen der Verquickung technik-, sozial- und kulturgeschichtlicher<br />

Merkmale eines <strong>Denkmal</strong>s.<br />

Gesamtaufnahme der Zeche Hannover in Bochum (Nordrhein-Westfalen)<br />

Die Konfrontation mit einer Aufnahme der Gesamtanlage und<br />

eine Einführung in die tatsächliche Funktion des Gebäudes<br />

wird Fragen auslösen. Erläutert werden können in diesem Zusammenhang<br />

neben den Motiven des Bauherrn und des Architekten<br />

auch das Selbstverständnis eines Industriellen in dieser<br />

Zeit. Die sichtbaren Rückgriffe auf die Formensprache anderer<br />

Kulturepochen zu begründen, ist ebenfalls hilfreich.<br />

Mehr Infos<br />

• Lexikon der Baukunst: www.baustilkunde.de<br />

• Hinweise zur Baustilkunde: www.denkmal-mit-pfiff.de<br />

• Binding, Günther: Architektonische Formenlehre.<br />

2. Auflage. Darmstadt 1987.<br />

• Koch, Wilfried: Baustilkunde. München 1994.<br />

• Koch, Wilfried: Kleine Baustilkunde. München 1991.<br />

• Müller, Werner und Vogel, Gunther: DTV-Atlas zur Baukunst.<br />

Bd. 1 und 2, 1. Auflage. München 1974.<br />

Foto: Angela Wassmann


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

»Was hast du erlebt?«<br />

Ein <strong>Denkmal</strong><br />

?<br />

A4<br />

zum Leben erwecken Foto: Marie-Luise Preiss<br />

Alfred Gulden<br />

NAATSCHICHT<br />

Zwanzich Jòòa em Donkeln.<br />

Dachsiwa geschlòòft un naats<br />

geschafft.<br />

Sondachs wii wäadachs, jòòaaus,<br />

jòòaen, Summa wii Wenta, Dach<br />

un Naat vawächselt, vakeatrom<br />

geleeft.<br />

Un em Ualaub nemme hennen un<br />

vooa gewoscht dii easchden paa<br />

Daa, dann wòòra voabai, se<br />

schbääd, nòmò de Äawet, nòmò vaan<br />

vooa: naats wach un aam Dach<br />

geschlòòft.<br />

De Kenna sen grooss gen un<br />

han Kenna krejt.<br />

De Hòòa sen gròò gen,<br />

de Aauen mejd.<br />

Un wai soll dat alles<br />

annaschd gen? Wai, woo aich<br />

neme annascht kann? Woo de Naat<br />

da Dach un da Dach de Naat es<br />

fo maich, soll aich<br />

geen?<br />

Zum Autor:<br />

Alfred Gulden (*1944) stammt aus Saarlouis,<br />

nicht weit von Völklingen im Saarland. In<br />

diesem Gedicht, das wie weitere Teile seines<br />

Werkes auch in saarländischer Mundart<br />

vorliegt, beschäftigt er sich mit dem Alltag der<br />

Industriearbeiter, deren Leben vom Rhythmus<br />

der Tag und Nacht laufenden Maschinen<br />

geprägt wird.<br />

NACHTSCHICHT<br />

Zwanzig Jahre im Dunkeln<br />

Tagsüber geschlafen und nachts<br />

gearbeitet.<br />

Sonntags wie werktags, jahr-<br />

aus, jahrein, Sommer wie Winter, Tag<br />

und Nacht verwechselt, verkehrtrum<br />

gelebt.<br />

Und im Urlaub nicht mehr hinten<br />

und vorn gewusst die ersten paar<br />

Tage, dann war er vorbei, zu<br />

spät. Wieder die Arbeit, wieder von<br />

vorn: nachts wach und am Tag<br />

geschlafen.<br />

Die Kinder sind groß geworden und<br />

haben Kinder bekommen.<br />

Die Haare sind grau geworden,<br />

die Augen müde.<br />

Und jetzt soll das alles<br />

anders werden? Jetzt, wo ich<br />

nicht mehr anders kann? Wo die Nacht<br />

der Tag und der Tag die Nacht ist<br />

für mich, soll ich<br />

gehn?<br />

Die Völklinger Hütte (Saarland) wurde 1994<br />

als erstes <strong>Denkmal</strong> des Industriezeitalters<br />

von der UNESCO als Welterbe eingestuft.<br />

Von 1873 an war die Hütte mit ihrer Eisen-<br />

und Stahlproduktion bis zur Stilllegung der<br />

Hochöfen 1986 zeitweilig der größte Arbeitgeber<br />

in der saarländischen Stahlindustrie.<br />

Aufgabe<br />

?<br />

Aufgaben<br />

1. Auf der Fotografie seht ihr eine bedeutende Industrieanlage des<br />

19. Jahrhunderts. Findet heraus, welche Bedeutung ein solches<br />

Industriedenkmal früher für das Leben der Menschen in einer<br />

Region hatte.<br />

2. Recherchiert den Arbeitsablauf in dieser Anlage. Welche verschiedenen<br />

Tätigkeiten wurden verrichtet, welche Berufe wurden ausgeübt?<br />

3. Stellt euch vor, ihr hättet im 19. Jahrhundert dort gearbeitet. Wie sieht<br />

euer Tagesablauf aus? Was denkt ihr über eure Arbeit? Wie fühlt ihr<br />

euch?<br />

4. Im Gedicht von Alfred Gulden ist die Rede vom Erleben der Menschen,<br />

die in der Hütte arbeiteten, und dem Einbruch der Arbeitslosigkeit.<br />

Welche Empfindungen und Gefühle knüpfen sich an die Arbeit in<br />

einem solchen Großbetrieb? Was bedeutet es, wenn er geschlossen<br />

werden muss?<br />

5. Auf welche Weise bringt Gulden diese Empfindungen zum Ausdruck?<br />

6. Besucht das Stadtarchiv vor Ort. Sammelt zeitgenössische Bilder und<br />

Texte und stellt diese zu einer Präsentation zusammen.


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Ein <strong>Denkmal</strong> zum Leben erwecken<br />

Sachinformationen<br />

Neben den einschlägigen Darstellungen zum Alltagsleben der<br />

Arbeiter im 19. Jahrhundert in Geschichtsbüchern und Monografien<br />

soll besonders auf die Darstellungen der Lebensumstände<br />

von Industriearbeitern, Angestellten und Industriellen<br />

in der Literatur verwiesen werden, insbesondere auf »Germinal«<br />

und »Der Totschläger« von Emile Zola oder die Bände<br />

3 und 4 des Arbeiterromans »Pelle der Eroberer« von Andersen-Nexö.<br />

Einblicke in das Alltagsleben am Beispiel von<br />

Industriedenkmalen<br />

Industriedenkmale werden nicht selten zunächst unter dem<br />

Gesichtspunkt der Technikgeschichte betrachtet. Dabei gerät<br />

aus dem Blick, dass die Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

die Umwelt, die Arbeitsbedingungen und den Alltag<br />

der Menschen gravierend verändert hatte. Bei langen Arbeitszeiten<br />

und einer hohen Zahl von Arbeitstagen mussten die<br />

Menschen viel Zeit in den Betrieben verbringen. Die Einkommen<br />

reichten in der Regel gerade dafür, das tägliche Überleben<br />

zu sichern. Deshalb mussten meist mehrere Familienmitglieder,<br />

auch die Kinder, mitverdienen und das heißt auch: Sie kamen<br />

ebenfalls in diese Betriebe, nicht selten in die gleichen<br />

Abteilungen wie die dort beschäftigten Verwandten. Es gab<br />

wenig Freizeit und keinen Reiseurlaub. Nicht wenige Arbeiterinnen<br />

und Arbeiter verbrachten deshalb ihr ganzes Leben zwischen<br />

Industriebetrieb und Wohnstätte. Andere vagabundierten<br />

als Handlanger zwischen verschiedenen Unternehmen, immer<br />

auf der Kippe zwischen Arbeitslosigkeit und Hungerlohn.<br />

Armut und Elend der entstandenen Schicht der Lohnarbeiterinnen<br />

und Lohnarbeiter, die so genannte soziale Frage, führten<br />

zur Entwicklung der Arbeiterbewegung.<br />

Diese Perspektive der Bedeutung von Industriedenkmalen für<br />

das Leben der Menschen soll mit der vorliegenden Aufgabe<br />

erschlossen werden.<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Aufgabenschritte sind so angelegt, dass die Schülerinnen<br />

und Schüler Zug um Zug ein genaueres Bild von den Lebensumständen<br />

von Arbeiterinnen und Arbeitern einer bestimmten<br />

Epoche (hier: ausgehendes 19. Jahrhundert) gewinnen können.<br />

Ziel ist es, dass die Schüler einen Einblick in das komplexe<br />

ökonomische, soziale und kulturelle Geflecht erhalten, das<br />

sich um solche Industriebetriebe spannte.<br />

Die Jugendlichen entschlüsseln so Aussagen eines <strong>Denkmal</strong>s<br />

zur Zeit seiner Entstehung und ordnen dieses in den historischen<br />

Kontext ein (vgl. Lernziel L4).<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

A4<br />

Lernformen<br />

Überlegungen zu Arbeitsschritten im betreffenden Industriebetrieb<br />

können im Unterrichtsgespräch, in Arbeitsgruppen<br />

oder in Form einer Recherche erfolgen, die auch als Hausaufgabe<br />

durchgeführt werden kann.<br />

Das Gedicht von Alfred Gulden bietet einen Einstieg in die<br />

Arbeits- und Lebenswirklichkeit der Industriearbeiterinnen und<br />

-arbeiter. Anders als vor der Industrialisierung gab es nun<br />

Schichtarbeit. Die Maschinen bestimmten Arbeitssituation,<br />

Arbeitstempo und Arbeitsmonotonie. Die meisten Arbeiter<br />

mussten sich in der Nähe der Industriebetriebe ansiedeln, wo<br />

sie mit ihren Familien auf engstem Raum unter schlechten<br />

Hygieneverhältnissen zusammen lebten.<br />

Die Erörterung der Bedeutung eines solchen Industriebetriebes<br />

für die Lebenswirklichkeit der Beschäftigten kann im Gespräch<br />

erfolgen, aber auch z.B. über in Arbeitsgruppen erstellte<br />

Schautafeln: Im Zentrum der Tafel befindet sich eine Abbildung<br />

des Betriebes, in der Peripherie werden Aspekte seiner<br />

Bedeutung verzeichnet: Werkssiedlung, Freizeit, Gewerkschaft,<br />

Tagesablauf, etc. Im letzten Schritt kann die Tafel durch<br />

authentische Zeugnisse ergänzt oder erweitert werden, z.B.<br />

alte Fotografien, Briefe, Urkunden, Berichte.<br />

Mehr Infos<br />

Zu vielen Industriedenkmalen gibt es Informationen im Internet<br />

– oft von ehemaligen Betriebsangehörigen, die gerne zu<br />

weiteren Auskünften bereit sind. Über entsprechende Stichworteingabe<br />

in Suchmaschinen können diese Webseiten gefunden<br />

werden.<br />

• www.voelklinger-huette.org<br />

• www.phil.uni-sb.de/fr/infowiss/huette<br />

• www.initiative-voelklinger-huette.de<br />

• Grebing, Helga: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung.<br />

1. Aufl. München 1966.<br />

• Henning, F.-W.: Die Industrialisierung in Deutschland 1800-1914.<br />

8. Aufl. Paderborn 1993.<br />

• Wehler, Hans Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte.<br />

Bd. 3: 1849-1914. München 1995.


denkmal <strong>aktiv</strong> A5<br />

<strong>Denkmal</strong> – hart umkämpft?<br />

Umbau oder Erhaltung?<br />

In einer Ortschaft, die unter Arbeitslosigkeit leidet,<br />

möchte ein Investor ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert<br />

in ein Schnellrestaurant umwandeln (siehe<br />

Abbildung). Das Gebäude steht in einem Stadtviertel,<br />

in dem mehrere Gebäude aus dieser Epoche erhalten<br />

blieben. Der Stadt fehlt das Geld, um die Bauten zu<br />

sanieren. Der Investor plant einen weitgehenden Umbau:<br />

Die straßenseitigen Erdgeschosswände sollen<br />

aufgebrochen, durch Glasscheiben und -türen ersetzt<br />

werden. Über dieser Glaswand soll eine große, buntfarbige<br />

Lichtreklame angebracht werden. Im Inneren will<br />

man alle Mauern und Treppen herausreißen. Gegen<br />

dieses Vorhaben wendet sich eine Bürgerinitiative, es<br />

kommt zu einer öffentlichen Diskussionsrunde.<br />

Es treten auf:<br />

1. Die Interessenvertreter des Gebäudeeigners,<br />

2. Vertreter der Bürgerinitiative,<br />

3. Vertreter der Stadt,<br />

4. Vertreter des <strong>Denkmal</strong>schutzamtes,<br />

5. Vertreter einer Arbeitsloseninitiative,<br />

6. Moderator der Diskussion<br />

Aufgabe<br />

Arbeitet in einem Rollenspiel die unterschiedlichen<br />

Positionen der verschiedenen Interessenvertreter und<br />

Verantwortlichen heraus. Dabei könnt ihr euch z.B. auf<br />

die Auszüge des sächsischen <strong>Denkmal</strong>schutzgesetzes<br />

oder auf andere <strong>Denkmal</strong>schutzgesetze beziehen, die<br />

im Internet zu finden sind.<br />

Informationen finden die Expertengruppen im Internet:<br />

• www.denkmalpflege-online.de/Lander/lander.html<br />

(Links zu <strong>Denkmal</strong>schutzgesetzen)<br />

• www.baudenkmalpflege-seite.de<br />

• www.learn-line.nrw.de/angebote/lehrplaenebk/<br />

download/BAUDENKM.PDF<br />

• www.denkmalschutz.de<br />

• www.denkmal-mit-pfiff.de/teens/denkmallexikon<br />

Fotomontage eines fiktiven denkmalgeschützen<br />

Hauses (Ingo Wirth)<br />

Umbau oder<br />

Erhaltung<br />

?<br />

umkämpft<br />

?<br />

Aufgaben<br />

Aufgaben<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

<strong>Denkmal</strong> – hart umkämpft?<br />

Sachinformationen<br />

Nicht selten stehen die Interessen des <strong>Denkmal</strong>schutzes in<br />

Konflikt mit den Verwertungsinteressen der Eigentümer und<br />

Nutzer. Aus deren Sicht erscheinen der zusätzliche Pflegeaufwand<br />

und die Einschränkungen bei Bauwünschen oft zunächst<br />

als Belastungen. Aufgabe des <strong>Denkmal</strong>schutzes ist es, den<br />

Wert und Nutzen historischer Bausubstanz und die Notwendigkeit<br />

der nachhaltigen Bestandssicherung und -pflege deutlich<br />

zu machen und zu gewährleisten. Der <strong>Denkmal</strong>pfleger handelt<br />

im öffentlichen Interesse, er ist sozusagen der »Anwalt«<br />

der <strong>Denkmal</strong>e.<br />

Lösungsvorschlag zum Planspiel<br />

Im Zentrum des fiktiven Falls steht der Konflikt zwischen dem<br />

unmittelbaren Verwertungsinteresse des Investors und dem<br />

Interesse der <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative am Erhalt des <strong>Denkmal</strong>s.<br />

Jede an der Konfliktlösung beteiligte Partei kann unterschiedliche<br />

Argumente ins Spiel bringen. Dabei wird eine Rolle<br />

spielen, dass dieses Vorhaben Arbeitsplätze in die Stadt<br />

bringt, Investitionen auslöst und eventuell einen attr<strong>aktiv</strong>en<br />

Anziehungspunkt für potenzielle Kundschaft in die Gegend<br />

bringt. Andererseits könnte vorgebracht werden, dass ein<br />

Schnellrestaurant mit Fensterfronten und Lichtreklame dem<br />

Charakter des Bauwerks widerspricht, das Ensemble stört und<br />

damit nicht nur das eine Bauwerk beeinträchtigt wird, sondern<br />

der ganze Straßenzug. Bei der Art des geplanten Umbaus muss<br />

zudem massiv in die Substanz des Gebäudes eingegriffen werden,<br />

so müssten z.B. Wände entfernt werden.<br />

Die Lösung des Konflikts könnte in einem Kompromiss liegen.<br />

Die Parteien könnten feststellen, dass die Nutzung als Schnellrestaurant<br />

eventuell auch unter Beibehaltung der Fassade<br />

möglich wäre und auf eine gewaltige Lichtreklame verzichtet<br />

werden kann, da in diesem Ensemble selbst dezentere Reklame<br />

noch deutlich auffallen würde.<br />

Schließlich können beide Parteien Vorteile aus dem Vorhaben<br />

ziehen. Der Investor kann womöglich Finanzhilfen erwarten, er<br />

könnte sich als Mäzen präsentieren. Die Anziehungskraft eines<br />

geschlossenen Ensembles auf Touristen oder andere Besucher<br />

der Gegend wirkt sich auch für ihn positiv aus. Die <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative<br />

könnte erkennen, dass das Investitionsvorhaben<br />

auch zur Erhaltung des Gebäudes dienen könnte, wenn<br />

der Investor bewegt werden kann, sein Gestaltungskonzept<br />

abzuändern.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

A5<br />

Fragen + Ziele<br />

Anhand des vorgeschlagenen Planspiels können die Schülerinnen<br />

und Schüler unterschiedliche Interessen kennen lernen,<br />

die in Fragen des <strong>Denkmal</strong>schutzes miteinander in Konflikt geraten<br />

(vgl. Lernziel L10). In spielerischer Form erschließen sie<br />

die verschiedenen Rollen, Motive und Argumente und entwickeln<br />

Lösungsansätze.<br />

Lernformen<br />

Zum Ablauf des Planspiels:<br />

Bei diesem Planspiel ist es wichtig, dass der formalisierte<br />

Rahmen eines öffentlichen Forums gesetzt wird, damit die verschiedenen<br />

Parteien angeregt werden, unter Leitung eines<br />

Moderators ihre Argumente in zugespitzter Form und mit sorgfältiger<br />

Begründung vorzutragen.<br />

1. Sammeln von Material und Argumenten<br />

(45 Minuten plus Hausaufgabe)<br />

Eine Gruppe sammelt Argumente, die für die Erhaltung<br />

des Objekts sprechen, eine andere sucht nach Gegenargumenten.<br />

Der Moderator informiert sich über die<br />

Rechtslage.<br />

2. Das Verfahren (45 Minuten)<br />

a. Die Beteiligten verständigen sich auf Verfahrensregeln<br />

und Vorgehensweise. Regeln der Gesprächsführung<br />

werden festgelegt.<br />

b. Beide Seiten tragen nacheinander ihre Argumente vor (für<br />

jede Gruppe sprechen mehrere Experten). Der Moderator<br />

sorgt für die Einhaltung der Formen sachlicher Auseinandersetzung.<br />

c. Der Moderator stellt Fragen.<br />

3. Pause (45 Minuten)<br />

a. Die beiden Parteien haben Gelegenheit ihre Argumente zu<br />

überprüfen und Fragen an die Gegenseite vorzubereiten.<br />

b. Die beiden Parteien und der Moderator stellen Fragen.<br />

4. Entscheidung (45 Minuten)<br />

a. Entscheidung (Hausaufgabe). Der Moderator trägt seine<br />

Entscheidung bzw. seinen Vergleichsvorschlag vor und<br />

erläutert diesen.<br />

b. Die Parteien bekommen Gelegenheit zur Stellungnahme<br />

(Hausaufgabe).


denkmal <strong>aktiv</strong> A6<br />

Rettet euer <strong>Denkmal</strong>!<br />

Was ist hier zu tun?<br />

Aufgaben<br />

Benennt anhand des Fotos oder eines anderen<br />

gefährdeten <strong>Denkmal</strong>s aus eurer Umgebung die<br />

Art der Gefährdung und erörtert, wie das <strong>Denkmal</strong><br />

gerettet werden kann. Geht dabei so vor:<br />

Recherchephase<br />

1. Ermittelt unterschiedliche Einflüsse, die das <strong>Denkmal</strong><br />

gefährden. Belegt eure Einschätzungen anhand<br />

der Aufnahmen und anhand eigener Erfahrungen mit<br />

Schäden oder Verfall an Gebäuden.<br />

2. Stellt Vorschläge zur Sicherung und Restaurierung<br />

des Gebäudes zusammen.<br />

3. Arbeitet heraus, welche verschiedenen Handwerker<br />

und anderen Fachleute bei einer möglichen Wiederherstellung<br />

beteiligt werden müssten.<br />

4. Stellt Teams zusammen, die solche Handwerker und<br />

andere Fachleute aufsuchen und zu dem Aufwand<br />

(Zeit, Anzahl der Beteiligten, Material, Kosten) befragen,<br />

der notwendig ist, um ein solches Objekt<br />

wieder in Stand zu setzen.<br />

5. Tragt die Ergebnisse eurer Befragung zusammen<br />

und überschlagt den Gesamtaufwand.<br />

6. Diskutiert, wer diesen Aufwand tragen sollte.<br />

Kampagne<br />

1. Überlegt, wer ein Interesse an der Erhaltung dieses<br />

Baus haben könnte.<br />

2. Erörtert Mittel und Wege diesen Personenkreis<br />

anzusprechen und zu <strong>aktiv</strong>ieren.<br />

3. Skizziert Plakate, notiert Slogans, formuliert Briefe<br />

oder Aufrufe, die geeignet sind, die Zielgruppe zu<br />

überzeugen.<br />

4. Stellt eure Plakate aus (z.B. im Rathaus oder in der<br />

Aula eurer Schule).<br />

5. Schreibt einen Artikel für die lokale Tageszeitung.<br />

Rettet euer<br />

<strong>Denkmal</strong>!<br />

»Alte Schule« in Briedern bei Cochem<br />

(Rheinland-Pfalz): seit ihrer Erbauung u.a.<br />

als Schule und Winzerbetrieb genutzt.<br />

Das Foto zeigt den restaurierungsbedürftigen<br />

Zustand von 2001.<br />

? ?<br />

A ufgabe<br />

?<br />

Foto: Marie-Luise Preiss


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Rettet euer <strong>Denkmal</strong>!<br />

Was ist hier zu tun?<br />

Sachinformationen<br />

Wesentliches Element des <strong>Denkmal</strong>schutzgedankens ist das<br />

persönliche Engagement von Menschen, die sich entscheiden,<br />

ein Gebäude oder eine Anlage erhalten zu wollen. Der erste<br />

Schritt ist dabei natürlich die Entdeckung des <strong>Denkmal</strong>s und<br />

die Einsicht in seine Schutzbedürftigkeit. Der nächste Schritt<br />

ist dann in aller Regel die Mobilisierung der Öffentlichkeit und<br />

die Aktivierung von Helfern aller Art.<br />

Zur Abbildung: »Alte Schule«<br />

»Das Gebäude in Briedern bei Cochem heißt zwar Alte Schule,<br />

aber keiner weiß heute, wann genau und wie lange es überhaupt<br />

als Schule genutzt wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um<br />

das Gebäude, das schon 1883 in einem Gutachten über den<br />

baulichen Zustand als alt, baulich gefährdet und räumlich beschränkt<br />

bis ungeeignet zur weiteren Verwendung als Schule<br />

eingeschätzt wurde. Über die Baugeschichte ist ansonsten<br />

nichts bekannt. Fest steht aber, dass es sich um ein außergewöhnliches<br />

und sehr altes Haus handelt.<br />

Seit einigen Generationen wird es als Wohnhaus mit Winzerbetrieb<br />

genutzt. Für die Pflege des Hauses blieb dabei allerdings<br />

nichts übrig. Dringend muss das Dachwerk und die Dacheindeckung<br />

in Ordnung gebracht werden. Auch die Fenster sind undicht<br />

und das Mauerwerk muss man ebenfalls sanieren. Bei den<br />

anstehenden Arbeiten sollen auch restauratorische und dendrochronologische<br />

Untersuchungen erfolgen, mit denen man das<br />

Alter der beim Bau verwendeten Hölzer bestimmen kann.<br />

(...) Am Hauseingang hat sich ein profiliertes Sandsteingewände<br />

aus der Erbauungszeit, die man ins 16./17. Jahrhundert datiert,<br />

erhalten. Damals konnten sich nur reiche Leute ein solch massives,<br />

steinernes und mehrgeschossiges Gebäude leisten. Auch<br />

der Putz über dem regionaltypischen Mauerwerk aus Schieferbruchstein<br />

deutet auf eine hohe gesellschaftliche Stellung des<br />

Besitzers hin. Dafür spricht auch, dass es mit einer für diese Zeit<br />

hochmodernen Sanitäreinrichtung ausgestattet war: ein Aborterker<br />

an der Hofseite ist noch heute zu betrachten. Außerdem<br />

vermutet man, dass es als ‚Zehnthaus‘ diente, denn es bot genügend<br />

Platz zur Lagerung von Abgaben in Form von Wein im alten<br />

Gewölbekeller, von Tieren im Stall und sonstigen Gütern im hohen<br />

Speicher.«<br />

Quelle: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz, www.denkmalschutz.de<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

A6<br />

Fragen + Ziele<br />

Das vorliegende Aufgabenblatt soll die Schüler dazu anregen,<br />

verschiedene Aspekte einer entsprechenden <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative<br />

durchzuspielen. Von der Erfassung der Schäden am<br />

Objekt, über die Einschätzung des Aufwandes, bis hin zur Mobilisierung<br />

von Öffentlichkeit und Helfern. Anstelle des gezeigten<br />

Beispiels (Abbildung) kann ein Objekt aus dem unmittelbaren<br />

Umfeld der eigenen Schule gewählt werden. In Verbindung<br />

mit den Arbeitsblättern D1–3 lassen sich daraus Aktivitäten im<br />

Rahmen des bundesweiten Schulprojektes »denkmal <strong>aktiv</strong> –<br />

Kulturerbe macht Schule« der Deutschen Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />

und der Deutschen UNESCO-Kommission entwickeln.<br />

Die Jugendlichen lernen so die Gefährdung von <strong>Denkmal</strong>en<br />

und die Notwendigkeit von Erhaltungsmaßnahmen kennen<br />

(Lernziele L9 und L11) und engagieren sich konkret für ein Objekt<br />

(L12 und L13).<br />

Lernformen<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen das Projekt in zwei Stufen<br />

planen und durchspielen:<br />

1. Bestimmung von Aufgaben, Methoden, Zeitplan und<br />

sachgerechter Umsetzung.<br />

• Anhand der Fotografien sollen sie auf Schäden<br />

schließen: Beschädigungen und deren Ursachen ansprechen;<br />

Informationen über den Aufwand zur Beseitigung<br />

der Schäden sammeln.<br />

• Dokumentation der Schäden und des zur Beseitigung<br />

nötigen Aufwands.<br />

2. Schließlich sollen sie eine Kampagne planen und durchführen:<br />

Zielgruppen festlegen, geeignete Medien bestimmen,<br />

bildliche oder textliche Aufrufe gestalten.<br />

Dabei ist Gelegenheit, sehr verschiedene Arbeitsformen anzuwenden.<br />

Charakteristisch ist insbesondere die Kombination<br />

von technischen (Schadensbestimmung, Recherchieren notwendiger<br />

Restaurierungsmaßnahmen, Baubiologie, Bauchemie,<br />

Statik), historischen (relevante Aspekte der Geschichte<br />

des Gebäudes herausarbeiten), sozialkundlichen (Wer kann<br />

mobilisiert werden? Motive, Interessen), textgestalterischen<br />

(Bettelbriefe, Aufrufe) und künstlerischen Anforderungen (Plakate,<br />

evtl. Film, Webseite).<br />

Mehr Infos<br />

• Beispiel für die <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative einer Schule im Internet:<br />

www.muesselmow.de (vgl. auch Arbeitsblatt B4)


denkmal <strong>aktiv</strong> A7<br />

Ein <strong>Denkmal</strong> kann mehr sein!<br />

<strong>Denkmal</strong>schutz und Agenda 21<br />

Agenda 21<br />

Konsum & Produktion<br />

Mobilität & Verkehr<br />

Arbeit & Umwelt<br />

Ernährung &<br />

Landwirtschaft<br />

Armut & Reichtum<br />

Müll & Recycling<br />

Wald<br />

Chemikalien Energie<br />

»Nachhaltigkeit« für eine lebenswerte<br />

Zukunft<br />

»Agenda« bedeutet wörtlich: »Was getan werden muss«<br />

»21« ist der Hinweis auf unsere direkte Zukunft im<br />

21. Jahrhundert<br />

1992 fand in Rio de Janeiro die Konferenz der Vereinten<br />

Nationen über Umwelt und Entwicklung der zukünftigen<br />

Welt statt. Hier entwickelten die Vertreter von 179<br />

Staaten Grundsätze für eine zukunftsfähige und nachhaltige<br />

Entwicklung in Gemeinwesen, Wirtschaft, Bildung<br />

und Umwelt und beschlossen ein umfangreiches<br />

Handlungsprogramm: die Agenda 21. Sie fordert dazu<br />

Aufgaben<br />

Auf welche Weise löst der <strong>Denkmal</strong>schutz das Prinzip<br />

der Nachhaltigkeit ein?<br />

1. Tragt aus Büchern, Zeitschriften und dem Internet<br />

weiteres Material zur Definition von Nachhaltigkeit<br />

im Sinne der Agenda 21 zusammen.<br />

2. Schlüsselt (möglichst anhand eines konkreten<br />

Beispiels aus eurer Umgebung) Ansatzpunkte und<br />

Methoden des <strong>Denkmal</strong>schutzes auf, die mit nachhaltiger<br />

Entwicklung zu tun haben. Berücksichtigt<br />

dabei insbesondere:<br />

• die Bedeutung des Erhaltens von Baubestand und<br />

Landschaft für eine Region,<br />

• den Nutzen, der aus <strong>Denkmal</strong>en gezogen werden<br />

kann,<br />

Gesundheit<br />

Agenda 21 –<br />

für eine<br />

Eine Welt<br />

nachhaltige<br />

Entwicklung Krieg & Frieden<br />

Natur &<br />

Umwelt<br />

Agenda 21<br />

Gen- & Biotechnologie<br />

Bevölkerung<br />

Artenvielfalt<br />

Klima<br />

Boden<br />

Wasser<br />

nach einem Logo der Agenda 21–Seiten auf dem<br />

Bildungsserver von Nordrhein-Westfalen:<br />

www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21<br />

auf, die globalen, ökologischen, wirtschaftlichen und<br />

sozialen Probleme durch einen Wandel in unserem<br />

Lebensstil (Konsumverhalten) zu lösen. Einfach gesagt,<br />

wir sollen und wollen das heutige Leben so gestalten,<br />

dass auch unsere Kinder noch in einer schönen, sauberen<br />

und lebenswerten Welt aufwachsen können.<br />

Besonders die reichen Industrienationen müssen demnach<br />

ihre umweltschädigende Produktions- und Lebensweise<br />

umstellen.<br />

Agenda 21<br />

• die Bedeutung der Erhaltung von Baudenkmalen für<br />

das Vermeiden von weiteren Umweltbelastungen<br />

wie Bauschutt, Umweltbelastungen durch die Produktion<br />

von Materialien, die sonst für Neubauten<br />

benötigt würden,<br />

• Bedeutung für Handwerker vor Ort und die<br />

Grundsätze handwerklicher Ausbildung,<br />

• Nutzen für die Wirtschaftsförderung,<br />

• die Bedeutung von <strong>Denkmal</strong>schutz für Lebensumstände<br />

und Einstellung der örtlichen Bevölkerung.<br />

3. Verfasst eine fiktive Reportage: Welche Folgen<br />

hätte die Abschaffung des <strong>Denkmal</strong>schutzes?<br />

(»Reportage aus dem Jahre 2050: Bei uns steht kein<br />

<strong>Denkmal</strong> mehr – Die Folgen einer verhängnisvollen<br />

Entscheidung.«)<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Ein <strong>Denkmal</strong> kann mehr sein!<br />

<strong>Denkmal</strong>schutz und Agenda 21<br />

Sachinformationen<br />

Die Agenda 21 beabsichtigt letztlich eine Veränderung verbreiteter<br />

Konsummentalitäten. Vorhandene Ressourcen sollen so<br />

schonend wie möglich behandelt und genutzt werden. Das betrifft<br />

Rohstoffe, aber auch Lebensräume, menschliche Haltungen<br />

und Kulturgüter. Insofern gehört der <strong>Denkmal</strong>schutz<br />

unmittelbar in den Agenda 21-Kontext hinein. Der Schutz von<br />

Bauten, Ensembles, Landschaftsgestaltungen, die ressourcenschonende<br />

Restaurierung vorhandener Bestände, die Vermeidung<br />

von Emissionen wie Schutt, aber auch der Verzicht auf<br />

Neubauten mit versteckten Folgen wie energieaufwändiger<br />

Produktion von Baumaterialien und Rohstoffverbrauch trägt zu<br />

nachhaltigem Wirtschaften und dem Herausbilden einer Kultur<br />

der Nachhaltigkeit bei.<br />

Neben dem unmittelbaren Erhalt von Bauten oder Anlagen<br />

ergeben sich mittelbare Folgen, wie die Förderung eines Handwerks,<br />

das sich auf nachhaltiges Bauen einrichtet, einer Siedlungsplanung,<br />

die langfristige Folgen ihrer Planungen sorgfältiger<br />

abschätzt, und schließlich einer örtlichen Wirtschaft, welche<br />

die positiven Folgen dieser Art des Verhaltens zu spüren<br />

bekommt und schätzen lernt.<br />

Lokale Agenda 21<br />

Agenda 21-Vorhaben müssen nach dem Grundsatz »global<br />

denken – lokal handeln« vor allem lokal eingelöst werden. Erst<br />

in der Umsetzung vor Ort erweist sich die Tragfähigkeit von Erhaltungs-<br />

und Nachhaltigkeitsstrategien. Deshalb sollte dieses<br />

Thema auch im Unterricht möglichst anhand konkreter Beispiele<br />

entwickelt werden, etwa anhand eines Beispiels für<br />

Ensembleschutz, Schutz von Landschaftsgestaltungen, Schutz<br />

von Siedlungsformen, Ressourcenschonung bei Wiederherstellung<br />

von Gebäuden durch Nutzung von Altmaterial oder<br />

nachwachsender Rohstoffe.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

A7<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Schülerinnen und Schüler gelangen mit den Materialien<br />

und Arbeitsaufträgen zu einem genaueren Verständnis des<br />

Agenda 21-Begriffs und dessen enger Verbindung zu Fragen<br />

des <strong>Denkmal</strong>schutzes (Lernziel L5). Dabei erkennen sie insbesondere<br />

(Aufgabe 3), welche Folgen bei der Missachtung von<br />

Erhalt und Ressourcenschonung zu erwarten sind. <strong>Denkmal</strong>e<br />

werden den Jugendlichen als identitätsstiftend (Lernziel L1)<br />

und unverzichtbar für die Schaffung einer lebenswerten Umwelt<br />

vor Augen geführt.<br />

Lernformen<br />

Bei der genaueren Begriffsdefinition soll die Form der Recherche<br />

im weiteren Sinne genutzt werden. Da hier vor allem auf<br />

aktuelle Quellen zurückgegriffen werden sollte, bietet sich die<br />

Internetrecherche an. Die Ergebnisse können durch Aufzeichnungen,<br />

aber auch durch eine Dokumentation gesichert werden.<br />

Die genauere Klärung der Bedeutung des <strong>Denkmal</strong>schutzes für<br />

den Agenda 21-Prozess kann in unterschiedlicher Form geschehen:<br />

im Unterrichtsgespräch, in Form von Thesen, die<br />

durch Arbeitsgruppen aufgestellt und präsentiert werden, oder<br />

auch in Form individueller Texte.<br />

Der fiktive Bericht kann ebenfalls unterschiedlich gestaltet<br />

werden: als Text, als Fotoreportage, als Videodokumentation.<br />

Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler auf lokale<br />

Agenda 21-Initiativen und Agenda 21-Büros hingewiesen werden,<br />

bei denen sie weitere Informationen bekommen.<br />

Mehr Infos<br />

• Agenda 21, das Dokument:<br />

www.geocities.com/RainForest/7090/agd21k00.htm<br />

• Zur Agenda 21:<br />

www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/index.html<br />

• Zur lokalen Agenda 21: www.kommunale-info.de/<br />

index00.html?/Themen/Agenda21/Linkliste.htm<br />

• Publikationen zur Agenda 21 gibt es u.a. auch beim Bund Heimat und<br />

Umwelt (BHU) unter www.bhu.de, z.B. »Coole Argumente für die<br />

Agenda. (Nicht nur) für Leute unter 21. Eine Dokumentation über<br />

Agenda-Arbeit von und mit Kindern und Jugendlichen«. Bonn 2001.<br />

• Links zur lokalen Agenda 21: www.econtur.de/la21/indexagenda.htm<br />

(Seite einer Agentur, die Dienstleistungen rund um die Agenda bietet)<br />

– hier gibt es auch Links zu den Lokale Agenda 21-Transferstellen der<br />

Bundesländer (mit Ansprechpartnern etc.)


denkmal <strong>aktiv</strong> B1<br />

Trickkiste Archäologische<br />

Aus der Trickkiste der<br />

Archäologen<br />

Im ersten Jahrhundert nach Christus reichte das römische<br />

Weltreich bis weit nach Norden. Die Donau war ein<br />

wichtiger Verbindungsweg und zugleich Teil der Nordgrenze.<br />

Am nördlichsten Punkt der Donau – im heutigen<br />

Regensburger Ortsteil Kumpfmühl – entstand um ca. 80<br />

n. Chr. ein römischer Militärstützpunkt mit einer kleinen<br />

Siedlung.<br />

Nach der Zerstörung des Kastells Mitte des zweiten<br />

Jahrhunderts durch germanische Stämme, entschlossen<br />

sich die Römer zum Bau eines großen Legionslagers mit<br />

einer Besatzung von 6.000 Soldaten. Die Überreste der<br />

umgebenden Lagermauer sind heute noch an mehreren<br />

Stellen im Stadtbild Regensburgs zu sehen. Fragmente<br />

einer Steininschrift am Osttor datieren die Einweihung<br />

des Lagers auf das Jahr 179 n. Chr.<br />

Grabungen auf dem heutigen Stadtgebiet von Regensburg<br />

haben viele Einblicke in die Siedlungsgeschichte der<br />

Römer am Donaubogen gegeben. Archäologen schließen<br />

aus Resten von Mauern und Gräben, Fundstücken des<br />

Alltagslebens der Bewohner wie Münzen, Gläsern, Nadeln<br />

oder Keramik sowie aus Inschriften oder Gräberfeldern<br />

auf das Leben damals. Es gab einen Tempelbezirk<br />

genauso wie Lokale für Handel, Gewerbe und Unterhaltung<br />

sowie Badeanstalten. Spuren von Bränden und<br />

Zerstörungen in den archäologischen Funden geben<br />

Aufschluss über Angriffe u.a. im dritten Jahrhundert. In<br />

der Folgezeit ging der Einfluss der Römer langsam zurück<br />

und germanische Bevölkerungsgruppen stellten nach und<br />

nach die Hauptgruppe der Siedlungsbewohner.<br />

Methoden zur Altersbestimmung<br />

Die Radiocarbonmethode: Jedes Lebewesen (ob<br />

Pflanze, Tier oder Mensch) besitzt – durch den Kohlenstoff<br />

in der Luft aufgenommen – einen geringen Gehalt an<br />

Radio<strong>aktiv</strong>ität. Nach dem Absterben wird diese kontinuierlich<br />

immer weniger. Der Zerfall läuft nach einem exakten<br />

»Stundenplan« ab und dauert viele tausend Jahre. Da man<br />

weiß, nach wie vielen Jahren eine organische Substanz<br />

(z.B. Holz oder Knochen) noch eine bestimmte Stärke an<br />

Strahlung abgibt, lässt sich genau bestimmen, wann der<br />

Prozess eingesetzt hat, also das Lebewesen gestorben ist.<br />

Fundstätte<br />

Kumpfmühlerstraße<br />

in Regensburg (Bayern):<br />

freigelegte spätrömische Gräber.<br />

Datiert werden die Fundstücke<br />

mithilfe von archäologischen Methoden.<br />

Dendrochronologie: Der durchgesägte Stamm eines<br />

Baumes zeigt dessen »Jahresringe«: Jedes Jahr, das ein<br />

Baum erlebt, hinterlässt Spuren auf seiner Rinde. Im<br />

Frühjahr bildet sich dann eine neue Rinde um die alte<br />

herum. Die Ringe sind gut an ihrer Farbe zu unterscheiden.<br />

Alle Bäume in einer Region sind dem gleichen Klima<br />

ausgesetzt und der Vergleich zeigt sehr ähnliche Ringstrukturen<br />

in den Stämmen. Gibt es z.B. einen milden<br />

Winter und einen guten Sommer, wächst der Baum in<br />

diesem Jahr schneller in die Breite und die Kreise sind<br />

weiter auseinander. Das Geheimnis der Datierung von<br />

Funden liegt darin, die Ringe mehrerer Bäume, deren<br />

Lebenszeiten sich überschneiden, zu vergleichen. Holzbalken,<br />

die ein Gebäude oder dessen Dach trugen, Schiffsplanken<br />

oder auch einfache Holzgeräte können so zeitlich<br />

eingeordnet werden.<br />

Aufgaben<br />

1. Ein Baum ist 100 Jahre alt, ein anderer 200 Jahre und<br />

ein dritter ist vor 150 Jahren im Alter von 300 Jahren<br />

gefällt worden. Der 200 Jahre alte Baum ragt in die<br />

Zeit des 300-jährigen um 50 Jahre zurück. Fertige<br />

eine Zeichnung an.<br />

2. Wie viele Bäume müssen die Archäologen verglichen<br />

haben, wenn ein Fund 500 v. Chr. datiert ist und ein<br />

Baum durchschnittlich 250 Jahre alt wird?<br />

3. Überlegt, wie die archäologischen Methoden<br />

»Schichtenanalyse« und »Luftbildarchäologie« funktionieren<br />

könnten (die Begriffe geben euch bereits<br />

wichtige Hinweise!).<br />

4. Ihr vermutet, dass ein auffälliger Hügel in eurer<br />

Umgebung mit Blick in alle Richtungen, also einer<br />

strategisch guten Lage, früher besiedelt war. Wie<br />

könnt ihr eure Vermutung untermauern? Erstellt<br />

einen »Grabungsplan« und überlegt Richtlinien für<br />

alle, die an der Grabung teilnehmen. Worauf muss<br />

ein Archäologe achten, wenn er die Funde einordnen<br />

will (z.B. Lage der Gegenstände zueinander)? Denkt<br />

daran, dass nicht nur tolle Goldfunde wichtig sind,<br />

sondern z.B. Pflanzen- und Stoffreste Aufschluss<br />

über das Leben damals geben (Essen, Kleidung).<br />

?<br />

Foto: ArcTron, Altenthann<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Aus der Trickkiste der Archäologen<br />

Sachinformationen<br />

Methoden zur Datierung archäologischer Funde<br />

Die Schichtenanalyse ist erfahrungsgemäß am leichtesten<br />

zu vermitteln: Bei den meisten Fundstätten sind die oberen<br />

Schichten jüngeren Datums, so liegen z.B. alte romanische<br />

Bauelemente unter den gotischen Elementen in der Kirchenbaukunst.<br />

Noch älter kann die Krypta unter der Kapelle sein.<br />

Es finden sich sogar unter vielen Sakralgebäuden vorchristliche<br />

Bauelemente oder Grabfunde. Dies rührt daher, dass Menschen<br />

etwa aus religiösen, geographischen, wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Gründen immer wieder die gleichen<br />

Orte zum Wohnen, Arbeiten, Feiern, Beten aufsuchten. Auch<br />

wurden häufig die alten Baumaterialien vor Ort verbaut.<br />

Die Methode der Dendrochronologie wird gut verständlich,<br />

wenn die Schülerinnen und Schüler eigene Zeichnungen erstellen.<br />

Die Radiocarbonmethode wird auch Kohlenstoff- oder<br />

C-14-Methode genannt. Das Kohlenstoffisotop C-14 wird ständig<br />

durch kosmische Strahlung in der Atmosphäre gebildet und<br />

in jede lebende Materie eingebaut. Beim Absterben des Organismus<br />

nimmt der radio<strong>aktiv</strong>e Kohlenstoff konstant ab, wird<br />

dabei aber nicht ersetzt. Das Alter von Fossilien und anderen<br />

organischen Stoffen kann also abgeschätzt werden, indem der<br />

Gehalt von C-14 gemessen wird. Das Kohlenstoffisotop C-14<br />

ist radio<strong>aktiv</strong>. Seine Halbwertzeit beträgt 5.730 Jahre (bis dahin<br />

sind also – statistisch betrachtet – die Hälfte der Atome<br />

zerfallen). Unter Berücksichtigung von Schwankungen des<br />

C-14-Gehalts in der Atmosphäre kann das Alter von archäologischen<br />

Funden bis auf wenige hundert Jahre genau, manchmal<br />

noch genauer bestimmt werden – mit abnehmender<br />

Genauigkeit bis ungefähr 30.000 bis 40.000 Jahre zurück.<br />

Luftbildarchäologie beruht darauf, dass Aufnahmen möglicher<br />

Fundstätten aus der Luft häufig <strong>Denkmal</strong>e erkennen lassen,<br />

deren Spuren auf dem Boden nicht so leicht zu entdecken<br />

sind. Bodenverfärbungen, Verfärbungen im Wuchs und in der<br />

Farbe der Pflanzen lassen Rückschlüsse auf Mauer- oder<br />

Straßenreste im Boden zu oder zeigen Vertiefungen wie ehemalige<br />

Gräben und Pfostenlöcher an.<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Schülerinnen und Schüler lernen archäologische Methoden<br />

als unverzichtbares Handwerkszeug kennen, auf das sich<br />

auch <strong>Denkmal</strong>schutz und <strong>Denkmal</strong>pflege bei der Freilegung,<br />

Einordnung und Erhaltung von Überresten früherer Siedlungen<br />

und Grabstätten stützen. Die Erkundung der römischen Vergangenheit<br />

von Regensburg bietet sich als Beispiel an, da hier<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B1<br />

deutlich wird, wie eine heutige Stadt auf den Resten einer alten<br />

Siedlung entstanden ist und Zeugnisse dieser Vergangenheit<br />

immer wieder, z.B. bei Bauvorhaben oder auch gezielten Ausgrabungen,<br />

ans Tageslicht kommen. Zudem können die Jugendlichen<br />

durch eigene Recherchen im Internet sehr schnell<br />

weitere Details zur Lagergeschichte und den Ausgrabungen<br />

selbst erschließen.<br />

Lernformen<br />

Die Schülerinnen und Schüler erforschen in eigenständiger<br />

Gruppenarbeit die Ausgrabungen von Regensburg im Internet<br />

(vgl. Rubrik »Mehr Infos«). Sie sollen dabei überlegen, wie solche<br />

Grabungen und die Datierung der Funde erfolgt sein könnten<br />

(auffällige Landschaftsformen wie z.B. Hügel oder Überreste<br />

von Gräben und Mauern; Luftbilder zeigen Auffälligkeiten;<br />

Schichtenanalyse bei der Grabung; bestimmte Fundstücke –<br />

welche? – lassen über die Radiocarbonmethode eine Datierung<br />

zu; Vergleiche zwischen ähnlichen Fundstellen sind möglich,<br />

etc.).<br />

Am Ende erstellen die Jugendlichen einen fiktiven Grabungsplan,<br />

der die erwähnten Methoden berücksichtigt und »Verhaltensregeln<br />

für Archäologen« enthält, z.B.: »Beschreibe jedes<br />

Fundstück in seinem Fundzusammenhang – was lag z.B. neben-<br />

oder übereinander?« oder »Gib Acht auf jedes Stückchen<br />

Holz, Pflanzenreste o.Ä., denn es könnte für die Datierung<br />

wichtig sein.«<br />

Mehr Infos<br />

• Regensburg von der Römerzeit bis zum Spätmittelalter (Bayerisches<br />

Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege):<br />

www.blfd.bayern.de/BLFD_Web_Reg/start/index.html<br />

• 500 Jahre auf den Spuren der Römer – Forschung zum römerzeitlichen<br />

Regensburg (Infoseiten basierend auf einer Ausstellung):<br />

www.uniregensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_III/Geschichte/<br />

Alte_G/roemer/eingang/ein-main.htm<br />

• Links zu Römern und Archäologie (auch für den Lateinunterricht):<br />

www.lateinforum.de/inhaltsv.htm<br />

• Webkatalog Archäologie Online: www.archaeologie-online.de<br />

• Links zur Archäologie in Bayern: www.bingo-ev.de/~ks451/archaeol<br />

• Zur Radiocarbon-Methode:<br />

www.hh.schule.de/klosterschule/10b/projekt/isotope/Isotope.html<br />

und http://WebMuseen.de/14C.html<br />

• Internet-Handbuch zur Archäologie für Kinder »Knochen, Scherben,<br />

Grabbeigaben« (CD-ROM kann bestellt werden): www.terzio.de/<br />

knochenscherbengrabbeigaben (u.a. »Wo man gräbt«, »Wie man das<br />

Alter der Funde bestimmt« und Lexikon der Fachbegriffe)


denkmal <strong>aktiv</strong> B2<br />

Weltkulturerbestadt<br />

Quedlinburg – Bewahrung<br />

eines <strong>Denkmal</strong>s gegen seine<br />

»Feinde«<br />

Antrag der Stadt Quedlinburg auf<br />

Aufnahme der Altstadt in die Liste<br />

des Weltkultur- und Naturerbes der<br />

UNESCO aus dem Jahr 1992 (Auszüge)<br />

»Die Altstadt Quedlinburgs als <strong>Denkmal</strong> der Stadtbaukunst<br />

und Stätte deutscher Geschichte ist von herausragendem<br />

universellen Wert ... Quedlinburg ist ein sehr<br />

gutes Beispiel einer zentraleuropäischen Stadt mit<br />

einem frühmittelalterlichen Plan und vielen erhaltenen<br />

Einzelbauten ... Das nahezu geschlossene Stadtbild, die<br />

Lage in der Landschaft, die Stadtsilhouette, die Vielzahl<br />

bedeutender Fachwerkbauten an Straßen und Plätzen<br />

unterstreichen den Wert des außerordentlichen Kulturdenkmals<br />

...<br />

Die Altstadt Quedlinburgs hatte im 2. Weltkrieg kaum<br />

Schaden genommen ... Doch waren schon 1945 die<br />

historischen Bauten durch einen Mangel an haus- und<br />

stadttechnischen Ausstattungen moralisch weitgehend<br />

verschlissen ... Mit der einseitigen Orientierung des<br />

Bauens auf die Errichtung von industriell gefertigten<br />

Neubauten und der Aufhebung der bis dahin noch<br />

vorhandenen Handwerksbetriebe in der DDR ... verstärkte<br />

sich der Verfall und führte anfangs der 80er<br />

Jahre zu noch kleinen ersten Flächenabbrüchen, die<br />

sich aber Ende der 80er Jahre verstärken sollten und<br />

zum Verlust der nördlichen Altstadt geführt hätten.<br />

Das wurde verhindert, als mit der politischen Wende<br />

im Herbst 1989 die Bürger gegen diese Abbrüche<br />

protestierten, einen Abbruchstop erzwangen und schon<br />

1990 ... erste Sanierungsmaßnahmen an bestehenden<br />

Häusern erfolgten. Seitdem werden mit Hilfe von Förderprogrammen<br />

zunehmend Fachwerkhäuser repariert<br />

und modernisiert, so dass der Verfall gestoppt und eine<br />

Wende zur Erhaltung der Fachwerkstadt sichtbar geworden<br />

ist.«<br />

Quelle: Stadt Quedlinburg (Hrsg.): Weltkulturerbestadt<br />

Quedlinburg. World Heritage City, 1/96, S. 17ff. Text leicht<br />

redigiert<br />

Altstadt von Quedlinburg (Sachsen-Anhalt):<br />

Rund 1.300 Fachwerkhäuser aus<br />

sechs Jahrhunderten sind in der Altstadt<br />

erhalten. 1994 in die Liste des Welterbes<br />

der UNESCO aufgenommen.<br />

Aufgabe<br />

Aufgaben<br />

1. Welche »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s« lassen sich am<br />

Beispiel Quedlinburgs ermitteln? Analysiert den<br />

Text und ergänzt eure Liste um weitere Gefährdungen<br />

(z.B. Umwelteinflüsse, Verkehr, Bauwünsche,<br />

unterschiedliche Ansprüche der Menschen, die mit<br />

dem <strong>Denkmal</strong> und seiner Umgebung in Berührung<br />

kommen ...).<br />

2. Stellt eine Checkliste der »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s«<br />

auf und skizziert die Gefährdungen auf einer Wandzeitung.<br />

3. Warum konnte der Verfall Quedlinburgs erst nach<br />

dem Ende der DDR gestoppt werden?<br />

4. Arbeitet die Begründungen für den erfolgreichen<br />

Quedlinburger Antrag bei der UNESCO heraus:<br />

Warum ist Quedlinburg als »Kulturerbe der Menschheit«<br />

eingestuft worden und genießt so international<br />

besonderen Schutz?<br />

5. Ist der Tourismus eher förderlich für die Bewahrung<br />

des Kulturerbes oder eher eine Bedrohung?<br />

Diskutiert Pro und Contra.<br />

6. Mit der Checkliste von Aufgabe 2 könnt ihr auch in<br />

eurer Umgebung nach bedrohten <strong>Denkmal</strong>en Ausschau<br />

halten. Dokumentiert die Gefährdung eines<br />

Bauwerks (das kann auch eine alte Fabrik oder eine<br />

alte Brücke oder ein ganzer historischer Straßenzug<br />

sein!) in Fotos, Skizzen und erläuternden Texten.<br />

Foto: Marie-Luise Preiss<br />

?<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Weltkulturerbestadt<br />

Quedlinburg – Bewahrung eines<br />

<strong>Denkmal</strong>s gegen seine »Feinde«<br />

Sachinformationen<br />

Insgesamt wurden in Quedlinburg von 1990 bis Ende 2000<br />

rund 450 Mio. DM investiert. Ein gutes Viertel davon, ca. 110<br />

Mio. DM, stellten Bund, Land und Stadt aus der Städtebauförderung<br />

zur Verfügung. Drei Viertel der Gesamtsumme entfallen<br />

auf private Investoren und weitere Förderungen der öffentlichen<br />

Hand. Bis zum Abschluss der Sanierung im Jahre 2020<br />

sind nach Angaben der Stadtverwaltung Quedlinburg weitere<br />

600 Mio. DM erforderlich.<br />

Quelle: Stadt Quedlinburg (Hrsg.): 10 Jahre Stadtsanierung Welterbestadt<br />

Quedlinburg, 7/01, S. 75<br />

Tourismus<br />

Von 1993 bis 2000 stieg die Zahl der Übernachtungen in Quedlinburg<br />

von 27.000 auf 109.000. Ein Tourist schrieb: »Nicht<br />

ohne Bewegung möchte ich meine Freude darüber ausdrücken,<br />

wie schön sich diese Stadt entwickelt hat. Mit dem traurigen<br />

Bild aus den achtziger Jahren hat sie nicht mehr viel zu tun. Und<br />

vieles, das man schon rettungslos verloren glaubte, ist wieder<br />

geheilt.«<br />

Quelle: Stadt Quedlinburg (Hrsg.): 10 Jahre Stadtsanierung Welterbestadt<br />

Quedlinburg, 7/01, S. 55<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen am Beispiel Quedlinburgs<br />

• sich mit den Kriterien für die Auswahl schützenswerter Objekte<br />

auseinander setzen (Lernziel L7): Warum ist Quedlinburg<br />

ein besonderes Beispiel, das sogar internationale Aufmerksamkeit<br />

genießt?<br />

• erkennen, dass der Prozess der »Unterschutzstellung« abhängig<br />

von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Zielsetzungen einer Zeit ist (Lernziel L8): Der Vergleich<br />

vom Umgang mit <strong>Denkmal</strong>en in der DDR mit den Bestrebungen<br />

zur Erhaltung historischer Zeugnisse nach 1990 gibt hier<br />

erste Einblicke.<br />

• die »Gefährdung« von <strong>Denkmal</strong>en durch Mensch und Umwelt<br />

wahrnehmen und technische Methoden des »Wartens<br />

und Reparierens« von <strong>Denkmal</strong>en kennen lernen (Lernziel<br />

L9): Eine Checkliste »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s« vermittelt den<br />

Jugendlichen einen Eindruck der Gefährdung und der Notwendigkeit,<br />

<strong>Denkmal</strong>e besonders zu schützen und sich um<br />

ihre Erhaltung zu kümmern.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B2<br />

• sich mit Interessen mit der Nutzung und dem Schutzbedürfnis<br />

von <strong>Denkmal</strong>en sowie den Auswirkungen des <strong>Denkmal</strong>schutzes<br />

auseinander setzen (Lernziel L10): Das Beispiel<br />

Tourismus ist den Jugendlichen aus eigener Erfahrung vertraut<br />

und bietet einen leichten Einstieg in die Diskussion.<br />

Tourismus kann bei zu vielen Besuchern zum Problem werden<br />

(z.B. bei Goethes Gartenhaus in Weimar/Thüringen<br />

oder bekannten Schlössern wie Schloss Augustusburg in<br />

Brühl/Nordrhein-Westfalen oder Schloss Linderhof in Bayern).<br />

In Quedlinburg jedoch stellt der Tourismus rund um die<br />

denkmalgeschützten Gebäude und Ensembles weniger eine<br />

Gefahr dar, sondern ist im Gegenteil eine wichtige Einnahmequelle<br />

und ein Wirtschaftsfaktor.<br />

Lernformen<br />

Für den Einstieg in das Thema bieten sich als Lernform Gruppenarbeit,<br />

-gespräch und -vortrag an. Die Ergebnisse werden<br />

dann als Wandzeitung (oder in Schülercollagen und -zeichnungen)<br />

zum Thema »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s« präsentiert.<br />

Die zunächst anhand Quedlinburgs exemplarisch erarbeitete<br />

»Checkliste« ermöglicht dann den Transfer der Problemstellung<br />

auf Kultur- und auch Naturdenkmale in der näheren Umgebung<br />

der Jugendlichen.<br />

Die Schülerinnen und Schüler werden zu eigenem Handeln angeregt<br />

(Handlungsorientierung). Sie sollen an außerschulischen<br />

Lernorten selbst nach Gefährdungen von <strong>Denkmal</strong>en<br />

Ausschau halten und diese dokumentieren. In Verbindung mit<br />

Arbeitsblatt A7 zur Agenda 21 erkennen sie dabei das Zusammenwirken<br />

vieler Aspekte rund um die Erhaltung und den<br />

Schutz der gemeinsamen Lebenswelt und erfahren, was es<br />

heißt, das Prinzip der »Nachhaltigkeit« auch in ihrer engeren<br />

Umgebung (»lokale Agenda 21«) anzuwenden: Nur umfassende<br />

Bestrebungen (wirtschaftlich, sozial und ökologisch) ermöglichen<br />

langfristige Entwicklung – dies gilt auch für die Erhaltung<br />

von <strong>Denkmal</strong>en.<br />

Mehr Infos<br />

Auskünfte über die Sanierung von Quedlinburg erteilt:<br />

Stadt Quedlinburg, Fachbereich 4 Bauen, Blasiistraße 10,<br />

06484 Quedlinburg, Tel. (0 39 46) 9 05-7 00 oder -7 31,<br />

Fax (0 39 46) 9 05-7 77.<br />

www.quedlinburg.de und www.quedlinburg-online.de


denkmal <strong>aktiv</strong> B3<br />

Hansestädte –<br />

Zeugnisse eines jahrhundertelangen<br />

Kulturwachstums<br />

Hansestadt Lübeck (Schleswig-Holstein):<br />

Ausschnitt aus dem Innenstadtplan<br />

Hansestädte<br />

Die Hanse entstand als eine genossenschaftliche Vereinigung<br />

von west- und norddeutschen Fernkaufleuten,<br />

die von der Mitte des 12. bis zum 14. Jahrhundert den<br />

Nord- und Ostseebereich zu einem von ihnen beherrschten<br />

Handelsraum ausbauten. Zahlreiche Handelsniederlassungen<br />

an den Ostseeküsten entstanden. Im Verlauf<br />

des 14. Jahrhunderts vertraten zunehmend einzelne<br />

Städte die Handelsinteressen ihrer Kaufleute. Die<br />

Hanse bildete bis ins 17. Jahrhundert hinein einen losen<br />

Städtebund. Mitglieder der Hanse reichten von Stockholm<br />

bis Danzig, Königsberg bis Riga. Es gehörten u.a.<br />

dazu: Lübeck, Wismar, Rostock und Stralsund, aber z.B.<br />

auch Köln, Dortmund und Magdeburg.<br />

Noch heute besitzen viele Hansestädte den alten Stadtkern,<br />

der sich in der Zeit ehemaligen Reichtums gebildet<br />

hat. So zum Beispiel Wismar oder Lübeck, wo jeder das<br />

alte Rathaus und viele große Kirchtürme – Baudenkmale<br />

der Backsteingotik aus dem 13. bis 15. Jahrhundert –<br />

bewundern kann. Diese Altstädte sind aus der Sicht des<br />

<strong>Denkmal</strong>schutzes besonders erhaltenswert. Die Innenstadt<br />

von Rostock wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört<br />

und wird seither wieder aufgebaut.<br />

Stadtpläne im Internet<br />

Lübeck: www.speedmap.ln-online.de<br />

Wismar: www.wismar.de (in der Rubrik »Tourismus« den Stadtplan<br />

auswählen) und www.stadtplan.net/brd/mecklenburg_<br />

vorpommern/wismar/home.html<br />

Stralsund:<br />

www.staedteverlag.de/php/index.php4?plz=18439&view=stadt<br />

(zu erreichen auch über einen Link von www.stralsund.de)<br />

Aufgaben<br />

1. Vergleicht die Stadtpläne der Hansestädte Lübeck<br />

(siehe Abbildung), Wismar und Stralsund. Stadtpläne<br />

findet ihr im Internet (vgl. Kasten) oder ihr schaut zu<br />

Hause oder in einer Bibliothek in einem Atlas oder in<br />

Reiseführern nach. Beschreibt zunächst die Lage der<br />

Stadt. Gibt es Gemeinsamkeiten? Warum konnten<br />

diese Städte als so genannte »Hansestädte« im<br />

Spätmittelalter eine so große Bedeutung als Handelsstädte<br />

erlangen?<br />

2. Schaut euch dann die Straßenpläne genauer an:<br />

Fällt euch dabei etwas hinsichtlich der Gliederung<br />

(Länge/Anordnung) der Straßen auf? Könnt ihr<br />

herausfinden, wo die Altstadt liegt?<br />

3. Stellt eine Liste der Straßennamen auf und versucht<br />

sie zu ordnen. Welche Namen lassen sich zeitlich<br />

einordnen? Seit wann kann es zum Beispiel einen<br />

Straßenamen »Am Bahnhof« oder »Willy-Brandt-<br />

Allee« geben? Wie alt könnten Straßennamen wie<br />

»Schlachter Gang«, »Fischergrube«, »Kohlmarkt«<br />

oder »Schmiedestraße« dagegen sein?<br />

4. Warum werden alte Stadtkerne aufwändig restauriert<br />

und wieder aufgebaut? Findet Argumente für<br />

und gegen die Wiederherstellung des alten<br />

Zustands, ausgehend vom Beispiel der Hansestadt<br />

Rostock.<br />

5. Findet Argumente, die zur Eintragung der Städte<br />

Wismar und Stralsund in die UNESCO-Welterbeliste<br />

geführt haben könnten.<br />

?<br />

Quelle: Touristinformation Lübeck


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Hansestädte – Zeugnisse eines<br />

jahrhundertelangen Wachstums<br />

Sachinformationen<br />

Die Hanse<br />

Der Hanse gehörten in ihrer mächtigsten Zeit im 15. Jahrhundert<br />

rund 200 Hafen- und an Flüssen gelegene Binnenstädte<br />

an. Ihr Gebiet umfasste den Bereich zwischen Zuidersee und<br />

Finnischem Meerbusen, Ostsee und Thüringen. Sahen die<br />

Hansestädte ihre Handelsmonopole gefährdet, griffen sie z.B.<br />

in England, Flandern oder Dänemark auch mit militärischen<br />

Mitteln ein. Aufgrund seiner Lage zwischen Nord- und Ostsee<br />

erhielt Lübeck als Tor Westeuropas zum Ostseehandel nach<br />

Skandinavien und zum Baltikum eine herausragende Bedeutung.<br />

Große Handelsniederlassungen der Hanse (so genannte<br />

Kontore) entstanden in London, Brügge, Bergen und Novgorod.<br />

Dies wurde durch die verkehrsgeographisch günstige Anbindung<br />

der Städte an den Seeweg ermöglicht.<br />

Stadt- und Siedlungsgeographie am Beispiel<br />

der Hansestädte<br />

Straßennamen geben einen historisch-archäologischen Hinweis<br />

auf die Stadtentwicklung. Namen und Struktur der<br />

Straßen lassen erkennen, wo sich die älteren Stadtteile befinden<br />

und von welchem Stadtzentrum aus sich eine Stadt entwickelt<br />

hat. Die Altstadt liegt oft an einem Fluss, da sich dort<br />

die Menschen sammelten. Gewässer dienten als Verkehrsweg<br />

und als Transportweg für Güter. Bei den Hansestädten kam<br />

meist noch die direkte Verbindung mit dem Meer hinzu.<br />

Wegebezeichnungen in der Innenstadt (der Altstadt) von Lübeck<br />

z.B. deuten auf die Namen von Berufsgruppen des Mittelalters,<br />

der Renaissance und des Barock hin. Außerhalb des<br />

Stadtgrabens sieht man dann gänzlich andere Namen, wie z.B.<br />

»Am Bahnhof«, »Willy-Brandt-Allee« oder »Konrad-Adenauer-<br />

Straße«, welche an ihrem Namen erkennbar aus neuerer Zeit<br />

stammen. Auch die Bezeichnung »Stadtgraben« selbst gibt einen<br />

deutlichen Hinweis auf die Lage der früheren Stadtgrenze.<br />

Fragen + Ziele<br />

Das Arbeitsblatt zeigt exemplarisch die Einbindung von <strong>Denkmal</strong>en<br />

in einen größeren, stadt- und siedlungsgeographischen<br />

Zusammenhang. Die Schülerinnen und Schüler erkennen: Ein<br />

<strong>Denkmal</strong> steht selten allein. Häufig steht es neben anderen,<br />

ebenso erhaltenswerten Gebäuden (bildet somit ein »Ensemble«)<br />

und veranschaulicht gemeinsam mit diesen in verdichteter<br />

Form die Entwicklung einer Stadt.<br />

Die Schülerinnen und Schüler gehen selbst Fragen der Stadtentwicklung<br />

auf den Grund, indem sie Stadtpläne und Straßennamen<br />

analysieren und vergleichen.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B3<br />

Das Beispiel der Hansestädte bietet einen hervorragenden Zugang<br />

zu beiden Themenaspekten, da mehrere Städte mit einer<br />

in etwa gleichzeitigen Blütezeit und ähnlicher Vergangenheit<br />

verglichen werden können. Vertiefend kann z.B. auch eine<br />

eventuell unterschiedliche weitere Entwicklung der Städte untersucht<br />

werden (z.B. weitgehende Zerstörung Rostocks im<br />

2. Weltkrieg). Auch heute noch nutzen die Hansestädte Bremen,<br />

Hamburg, Lübeck, Rostock, etc. die mittelalterliche Hansegeschichte<br />

als identitätsstiftende Abgrenzung zu anderen<br />

Städten und für den Tourismus. Die Städte Wismar und Stralsund<br />

wurden im Juni 2002 hinsichtlich Anlage und Grundriss in<br />

die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.<br />

Lernformen<br />

Über stadtgeographische Untersuchungen am Beispiel von<br />

Stadtplänen hinaus bietet die Beschäftigung mit den Hansestädten<br />

und ihrer spätmittelalterlichen Blütezeit viele Anreize<br />

für eine freiere Beschäftigung mit der Geschichte dieser Zeit.<br />

Die Schülerinnen und Schüler können z.B. motiviert werden,<br />

selbst einen historischen (mittelalterlichen) Markt zu veranstalten.<br />

Dazu wird in Projektarbeit erkundet, welche Tätigkeiten und<br />

Handwerke damals ausgeübt wurden, welches Ansehen die<br />

jeweiligen Berufe hatten, welche Statussymbole den Gesellschaftsstand<br />

der Menschen kennzeichneten, wie sie sich kleideten,<br />

was sie aßen, womit sie sich amüsierten. Der historische<br />

Markt berücksichtigt die Ergebnisse: Handwerker führen<br />

ihre Kunstfertigkeiten vor, die Schülerinnen und Schüler tragen<br />

(evtl. selbst nachgearbeitete) historische Gewänder, Gaukler,<br />

zeitgenössische Musik und Tänze unterhalten das Publikum,<br />

etc. Den Höhepunkt könnte ein szenisches Spiel bilden, so z.B.<br />

»Der Konflikt zweier Kaufmannsfamilien und seine glückliche<br />

Lösung«.<br />

Mehr Infos<br />

• Informationen zu den Städten, ihrer Geschichte, ihrer Bedeutung<br />

und mehr im Internet: www.wismar.de, www.luebeck.de,<br />

www.rostock.de, www.stralsund.de<br />

• Zum Aufnahmeantrag der Städte Wismar und Stralsund in die<br />

UNESCO-Welterbeliste: www.stralsund.de/touristcenter/<br />

fuehrung/weltkulturerbe/index.htm und www.wismar.de<br />

unter der Rubrik Stadtporträt<br />

• Initiative »Wege zur Backsteingotik« der Deutschen Stiftung<br />

<strong>Denkmal</strong>schutz: www.wege-zur-backsteingotik.de<br />

• Zur Hanse: www.susas.de/hanse.htm


denkmal <strong>aktiv</strong> B4<br />

Dorfki<br />

rche<br />

Eine Dorfkirche erwacht<br />

zu neuem Leben<br />

Müsselmow ist ein kleiner Ort in Mecklenburg-Vorpommern<br />

in der Nähe von Schwerin. Wie häufig, ist<br />

die Kirche das älteste erhaltene Baudenkmal im Ort.<br />

Die gotische Backsteinkirche stammt aus dem<br />

15. Jahrhundert.<br />

Seit 1997 kümmert sich der Förderverein »Patenschaft<br />

Müsselmower Kirche e.V.« um die Pflege und Erhaltung<br />

der seit den 50er Jahren nicht mehr genutzten und am<br />

Ende fast bis zur Ruine verfallenen Dorfkirche.<br />

Beteiligte u.a.:<br />

Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer von<br />

Gymnasien in Hamburg, Rostock und Sternberg<br />

Schülerinnen und Schüler im Berufsvorbereitungsjahr und<br />

Auszubildende im Dachdeckerhandwerk der Gewerbeschule<br />

8 Arbeits- und Werktechnik (Hamburg); Auszubildende im<br />

Maurerhandwerk, Ausbildungsgang Bautechniker der<br />

Gewerbeschule 19<br />

Fachhochschule Wismar: Fachbereiche Ingenieurwesen,<br />

Architektur, Biologie<br />

Fachhochschule Hildesheim: Fachbereich Restaurierung<br />

Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege Mecklenburg-Vorpommern<br />

Freiwillige Helfer (z.B. zwei Architekten in Hamburg, Dorfbewohner<br />

und Organisationen in Müsselmow)<br />

Foto: Förderverein Patenschaft<br />

Müsselmower Kirche e.V.<br />

Dorfkirche von Müsselmow (Mecklenburg-Vorpommern):<br />

Jugendliche restaurierten die verfallende, seit den<br />

50er Jahren nicht mehr genutzte Kirche aus dem 15. Jahrhundert.<br />

Aufgaben u.a.:<br />

Sanierung der Gruft der Gutsfamilie: Entsorgung von<br />

Schutt, Dokumentation der Fundstücke, Konservierung<br />

Demontage des alten Daches, Sicherung des noch verwendbaren<br />

Altmaterials, Aufbau eines neuen Dachstuhls,<br />

Eindecken, Einzug einer neuen Holzbalkendecke<br />

Sanierung der Mauerkrone und einiger gotischer<br />

Fensterbögen<br />

Sicherung von Gebeinen, Beseitigung von Bäumen<br />

und Wurzelwerk an den Außenmauern, Freilegung<br />

des Sakristei-Fundaments<br />

Einbringen eines neuen Fußbodens auf der Basis von Lehm,<br />

Feldsteinen und Schotter als Grundlage für die Rekonstruktion<br />

des ursprünglichen Bodens aus gebrannten Ziegeln<br />

Wiederaufbau der Sakristei, Eindecken, Eichenfachwerk<br />

im Giebel einfügen<br />

Untersuchung und Freilegung von Teilen der Wandmalereien<br />

aus dem 18. Jahrhundert<br />

Erstellung einer (Multimedia-)Präsentation zum Projekt<br />

und Sponsorensuche<br />

Aufgaben<br />

1. Viele Beteiligte haben dazu beigetragen, die Dorfkirche zu erhalten. Überlegt, wer welche Aufgaben<br />

übernommen haben könnte.<br />

2. Durch Vandalismus wurden die ursprünglichen Fenster vollständig zerstört. Ältere Fotos zeigen, dass sie<br />

aus farbigem Glas (Bleifassung, Spitzrauten-Form) gestaltet waren. Einige Fenster im Altarbereich waren<br />

sogar mit Glasmalerei versehen.<br />

• Informiert euch über die typischen Merkmale gotischer Kirchen und ihrer Fenster. Schlagt in Lexika zu<br />

Architektur und Kunstgeschichte nach: Gotik, Backsteingotik, Spitzbogenfenster. Erkundigt euch nach<br />

der religiösen Symbolik, die hinter der Gestaltung der Formen und der Architektur stand.<br />

• Entwerft selbst neue Kirchenfenster für die Dorfkirche Müsselmow. Achtet darauf, dass eure Fenster<br />

zu einer Dorfkirche passen und die Farbgestaltung sich in Bleiglas umsetzen lässt (jede Farbe bleibt<br />

monochrom, d.h. ein Fensterstück hat nur eine Farbe und ist durch ein Bleiband eingefasst, es gibt<br />

keine Farbverläufe). Beispiele für solche Entwürfe findet ihr im Internet unter:<br />

www.hh.schule.de/grootmoor/projekte/muessel/forum.html<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Eine Dorfkirche erwacht<br />

zu neuem Leben<br />

Sachinformationen<br />

Aus einer Projektbeschreibung zur Dorfkirche Müsselmow:<br />

»Und die Kirche von Müsselmow ist der Mühen wert (...). Sie bietet<br />

den Jugendlichen als unwiederbringliches Wahrzeichen einer<br />

jahrhundertealten Kultur in dieser Region nicht einfach nur ein<br />

mehr oder weniger museales Anschauungsmaterial, an dem<br />

man mehr oder weniger gelangweilt vorbeischlendert, sie<br />

schreit nach Hilfe, und echte Hilfe ist nur die, die gut gemeint<br />

und kompetent ist. [Es stellt] eine Herausforderung dar, ein fast<br />

vergessenes Stück Regionalgeschichte aufzuarbeiten, sich mit<br />

der Kunst- und Architekturgeschichte des ausgehenden 15. und<br />

beginnenden 16. Jahrhunderts auseinander zu setzen, und dies<br />

nicht am idealtypischen, didaktisch aufbereiteten Modell, sondern<br />

an einem Objekt, das die Stilmerkmale vielleicht erst in der<br />

»7. Schicht« hergibt oder das vielleicht viele Stilmerkmale infolge<br />

der Zeitläufe verloren hat. Re-Konstruktion ist mehr als nur<br />

Kenntnisnahme, sie ist engagiertes Inbesitznehmen und Spurensuche,<br />

nicht zuletzt ist sie auch unter mnemotechnischen<br />

Gesichtspunkten die produktivere Aneignung von Bildungsstoff.<br />

Die Möglichkeiten, die sich für künstlerisch begabte Schüler zeigen,<br />

gehen bis hin zur Neugestaltung von Kirchenfenstern: Die<br />

ursprünglichen Fenster sind längst zerstört und durch profanes<br />

Drahtglas ersetzt. Ein »Leistungskurs Bildende Kunst« der<br />

13. Jahrgangsstufe ist mit Billigung des Landesamts für <strong>Denkmal</strong>pflege<br />

zurzeit dabei, ausgehend von dem ursprünglich vorhandenen<br />

Spitzrauten-Muster der farbigen Bleiglasfenster, neue<br />

Fenster zu entwerfen und auch selbst – unter Anleitung eines<br />

Glasermeisters – handwerklich zu realisieren.«<br />

Quelle: Wolter, Volker: Müsselmower Patenschaft. Jugendliche restaurieren<br />

eine gotische Dorfkirche in Mecklenburg<br />

Fragen + Ziele<br />

Das Beispiel einer Dorfkirche, wie sie an vielen Orten stehen<br />

könnte, bietet vielfältige Ansatzpunkte, sich einem <strong>Denkmal</strong><br />

mit Blick auf dessen Vergangenheit (Entstehung, Baugeschichte),<br />

Stilmerkmale und Bautechniken, seiner Bedeutung<br />

für die Menschen vor Ort damals und heute und der Frage<br />

zukünftiger Nutzungsmöglichkeiten zu nähern. Die Dorfkirche<br />

Müsselmow zeigt darüber hinaus, welche Möglichkeiten Schülerinnen<br />

und Schülern in Zusammenarbeit mit Fachleuten und<br />

freiwilligen Helfern offen stehen, um selbst <strong>aktiv</strong> für ein <strong>Denkmal</strong><br />

einzutreten.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B4<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen am Beispiel den Blick für<br />

Aufgaben des <strong>Denkmal</strong>schutzes und der Restaurierung historischer<br />

Bauwerke schärfen und über das Projekt »neue alte Kirchenfenster<br />

entwerfen« selbst tätig werden.<br />

Lernformen<br />

Die beiden Teilaufgaben des Schülerblattes lassen sich unabhängig<br />

voneinander bearbeiten oder in einem zweistufigen Arbeitsvorgang<br />

verbinden. Letzteres bietet den Vorteil, dass die<br />

Jugendlichen erkennen, wie sie selbst mit nur wenig Anleitung<br />

von außen (Recherche zu Gotik und gotischen Fenstern) einen<br />

Beitrag zu einem solchen Restaurierungsprojekt leisten können.<br />

1. Schülergruppen überlegen, wie die Aufgaben für die<br />

Beteiligten verteilt waren. Dabei bestimmen sie zunächst,<br />

was die Stärken der jeweiligen Helfer sind (Schüler =<br />

Arbeitskraft, Ideen, lernen schnell ...; Auszubildende,<br />

Gewerbeschüler = handwerklicher Sachverstand, Praxisbezug<br />

...; Fachhochschulen = Sachverstand Architektur<br />

und Restaurierung, können Gutachten erstellen, Funde<br />

einordnen ...; <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden = Sachverstand<br />

<strong>Denkmal</strong>schutz, praktische Tipps und Hilfen bei der<br />

Restaurierung ...). Danach beschäftigen sie sich mit der<br />

genauen Aufgabenbeschreibung: Was heißt es z.B., ein<br />

neues Dach auf ein historisches Gebäude zu setzen?<br />

Welche Aufgaben sind zu erledigen, worauf muss man<br />

besonders achten (z.B. Wie sah es früher aus? Müssen<br />

alte handwerkliche Fähigkeiten wiederbelebt werden?<br />

Welches Material kann verwendet werden?)?<br />

2. Die Gestaltung der Fenster (Zeichnungen, Montagen,<br />

Collagen, Computergrafiken) lässt sich gut in einen<br />

klasseninternen Wettbewerb integrieren: Wer entwirft<br />

das schönste gotische Kirchenfenster?<br />

Mehr Infos<br />

• Das Projekt im Internet: www.muesselmow.de<br />

• Weitere Informationen: Patenschaft Müsselmower Kirche e.V.,<br />

Gymnasium Grootmoor, Am Damm 47, 22175 Hamburg, Tel. (0 40)<br />

6 40 87 30 oder (01 71) 9 41 83 36 (Ansprechpartner Volker Wolter),<br />

E-Mail: muesselmow@grootmoor.hh.schule.de


denkmal <strong>aktiv</strong> B5<br />

Zeugnis bäuerlicher Baukultur:<br />

Das »Haus Michael«<br />

Das Haus Michael in Immenstaad am Bodensee (Baden-<br />

Württemberg) zeigt, dass auch Gebäude, die auf den<br />

ersten Blick wenig hermachen, als besonders erhaltenswürdige<br />

Baudenkmale eingestuft werden können.<br />

Das Besondere des Hauses ist neben seinem Alter die<br />

Nutzungsentwicklung, die Spuren in der baulichen<br />

Entwicklung hinterlassen hat. Das Haus entstand 1461<br />

als Speichergebäude: eingeschossig, ohne Zwischenböden<br />

und Zwischenwände, also ohne Wohnnutzung.<br />

Aus der Zeit gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen,<br />

baugeschichtliche Befunde sprechen aber dafür, dass<br />

es sich um eine so genannte »Torkel-Scheuer« gehandelt<br />

haben könnte, eine Scheune, in der eine Weinpresse<br />

(»Torkel«) stand.<br />

Tiefgreifende Umbauten und Erneuerungen können auf<br />

die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert werden:<br />

Zwischenwände und Decken werden eingezogen und<br />

machen eine Nutzung als Wohnhaus mit Wirtschaftsteil<br />

möglich. Schließlich wird das Haus in zwei Hälften geteilt,<br />

jeweils mit einem kleinen Stall, Keller und Speicher<br />

für die bäuerliche Wirtschaft. Größe und Ausstattungselemente<br />

zeigen, dass es sich um das Anwesen von<br />

einfachen Leuten handelte.<br />

Bis Ende des 20. Jahrhunderts verfiel Haus Michael<br />

dann zusehends und stand leer. Inzwischen ist das<br />

grundlegend sanierte Haus aber wieder bewohnt. Drei<br />

Wohnungen sind entstanden. Die Räume der ehemaligen<br />

Landwirtschaft und der dazugehörigen Wohnung im<br />

Nordteil des Hauses sind jetzt ein Blumenladen.<br />

Aufgaben<br />

1. Warum ist das »Haus Michael« ein <strong>Denkmal</strong>?<br />

2. Nach der Sanierung kann das Haus wieder zum<br />

Wohnen und für Gewerbe genutzt werden. Erstellt<br />

eine Liste der Schwierigkeiten, die bei einem Umbau<br />

alter Bauernhäuser auftreten können (Material,<br />

Technik ...). Berücksichtigt auch Probleme bei der<br />

Anpassung an moderne Anforderungen und Nutzungswünsche.<br />

Haus Michael in Immenstaad<br />

(Baden-Württemberg)<br />

nach der Sanierung 2001<br />

1461<br />

1 998<br />

2001<br />

1984<br />

Haus Michael im Jahr 1973<br />

Zur Geschichte von »Haus Michael«<br />

Foto oben: Joachim Feist,<br />

Landesdenkmalamt<br />

Baden-Württemberg<br />

Foto unten: Landesdenkmalamt<br />

Baden-Württemberg<br />

1991<br />

1461 Bau als Torkel-Scheuer, dreischiffig mit fünf Jochen<br />

ab ca. 1735 Umbau, Nutzung als Wohnhaus mit Wirtschaftsteil<br />

ab 1771 geteilt in eine Nord- und Südhälfte<br />

bis 1976 Nordhälfte bewohnt<br />

1977 Bürgermeisteramt empfiehlt Abbruch. Widerspruch<br />

des Landesdenkmalamts (nachweislich ältestes Haus<br />

am Ort)<br />

bis 1984 Südhälfte bewohnt<br />

1985 Gemeinde schlägt Versetzung ins Freilichtmuseum<br />

Wolfegg vor. <strong>Denkmal</strong>behörden bestehen zunächst<br />

auf Sanierung an der angestammten Stelle.<br />

bis 1994 Das Freilichtmuseum kann die Kosten für Versetzung<br />

nicht aufbringen.<br />

1997 Gemeinde verwirft Konzept zur Umnutzung als<br />

Verkehrbüro und Versammlungsraum aufgrund der<br />

hohen Kosten. Landesdenkmalamt widerspricht<br />

Abbruchantrag.<br />

1998 Eigentümer bestehen auf Abriss.<br />

1999 Besitzerwechsel, Zusammenführung der Haushälften,<br />

Beginn der Sanierung<br />

8.12.2000 Regierungspräsident überbringt Urkunde »Kulturdenkmal<br />

von besonderer Bedeutung«.<br />

31.8.2001 Einweihung des sanierten Baudenkmals<br />

3. Bildet Arbeitsgruppen, die Nutzungsmöglichkeiten<br />

eines alten Bauernhauses, einer stillgelegten Industrieanlage<br />

sowie eines Bürgerhauses mit großen,<br />

repräsentativen Räumen in einem Stadtzentrum<br />

erkunden. Berücksichtigt die Bereiche Wohnen,<br />

Tourismus (Museum), Freizeit (Sport-/Parkanlagen,<br />

Vereinsräume), Arbeit/Wirtschaft (Laden, Büros,<br />

Produktionsstätten, Lager), Kultur (Veranstaltungsraum,<br />

Ausstellungen) und Soziales (Beratungsstellen,<br />

Alten- und Pflegeheim, Jugendzentrum).<br />

1994<br />

2001


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Zeugnis bäuerlicher Baukultur<br />

Sachinformationen<br />

Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung<br />

Das Haus Michael wurde mit Urkunde vom 8.12.2000 zum<br />

»Kulturdenkmal besonderer Güte« erhoben. Anlässlich der<br />

Urkundenübergabe führte der Regierungspräsident Hubert<br />

Wicker aus:<br />

»Bei dem Baudenkmal handelt es sich um eines der ältesten<br />

Baudenkmale bäuerlicher Baukultur im Bodenseekreis ... Es veranschaulicht<br />

den Lebensstil vergangener Epochen, insbesondere<br />

die Lebensverhältnisse von Handwerkern und Kleinbauern,<br />

wie sie für die ländliche Gemeinde Immenstaad vor dem Zeitalter<br />

der Industrialisierung und des Fremdenverkehrs charakteristisch<br />

waren.«<br />

Neue Nutzungsmöglichkeiten alter Bausubstanz<br />

Was tun mit dem Fachwerk-Bauernhaus, der alten Scheune<br />

oder der ehemaligen Schmiede, wenn sie nicht mehr in Funktion<br />

sind? Bei der Entwicklung neuer Nutzungskonzepte für<br />

alte Bausubstanz ist gerade in ländlichen Räumen Einfallsreichtum<br />

gefragt. Die Einrichtung eines Museums ist nicht immer<br />

möglich und die Versetzung in ein Freilichtmuseum sollte<br />

nur der letzte Ausweg sein. Schließlich ist das <strong>Denkmal</strong> ja gerade<br />

in seiner ursprünglichen Umgebung erhaltenswert.<br />

Neben einer Sanierung als Wohngebäude gibt es viele Möglichkeiten:<br />

So kann eine Scheune zur Schulturnhalle werden,<br />

beleben Ferienwohnungen einen ehemaligen Pferdestall neu<br />

oder zieht das Backhaus jetzt als Café Gäste an. Große Höfe<br />

bieten viel Platz, ob als Veranstaltungsort, Vereinstreffpunkt<br />

oder, wenn die Landwirtschaft weiter betrieben wird, für einen<br />

kleinen Hofladen. Die alte Schmiede wiederum kann heute genauso<br />

Atelier wie Werkstatt sein, wichtig ist, dass möglichst<br />

viel von der Originalsubstanz und –situation erhalten bleibt!<br />

Die Nutzung von Bürgerhäusern in Städten bietet da geringere<br />

Schwierigkeiten, wenn man sie weiterhin in der herkömmlichen<br />

Art nutzt – z. B. mit einem Einzelhandelsladen im Erdgeschoss<br />

und Wohnungen darüber. So kann die historische<br />

Raumaufteilung weitgehend erhalten werden. Zerstörerisch<br />

wirkt sich dagegen der Einbau eines Supermarktes in zwei bis<br />

drei Bürgerhäuser aus, von denen bestenfalls die Fassaden<br />

stehen bleiben, hinter denen ein Neubau errichtet wird.<br />

Auch Zeugnisse der Industriekultur können mit neuen Ideen<br />

wieder zum Leben erweckt werden. Das 1985 stillgelegte<br />

Thyssenwerk im Duisburger Stadtteil Meiderich ist heute ein<br />

200 Hektar großer Freizeit- und Erlebnispark. Andere stillgelegte<br />

<strong>Denkmal</strong>e konnten zu Handelszentren und Gewerbeparks,<br />

Design- und Kulturstandorten umgenutzt werden.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B5<br />

Fragen + Ziele<br />

Das Beispiel »Haus Michael« hat eine doppelte Dimension: Einmal<br />

die Aufarbeitung der sozial- und heimatgeschichtlichen<br />

Bedeutung eines kleinbäuerlichen Gebäudes mit langer Nutzungsgeschichte,<br />

zum anderen die Frage der Erhaltung und<br />

(möglichen schonenden) Nutzungsformen heute.<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei am Beispiel eines<br />

»alltäglichen« – und gerade deshalb so bedeutenden – Baudenkmals<br />

die Vielfalt schützenswerter Objekte und Ensembles<br />

kennen lernen (Lernziel L1). Der Vergleich der Nutzungsmöglichkeiten<br />

eines alten Bauernhauses mit einem Bürgerhaus<br />

und einer Industrieanlage ergänzt diesen Ansatz. Mit den so<br />

unterschiedlichen Beispielen vor Augen sollen die Schülerinnen<br />

und Schüler angeregt werden, <strong>Denkmal</strong>e vor Ort zu erforschen,<br />

diese in den historischen Kontext einordnen und ihre<br />

heutige Nutzung erkunden.<br />

Lernformen<br />

Ausgehend von den Informationen des Arbeitsblatts zum<br />

»Haus Michael« erstellen die Schülerinnen und Schüler in<br />

Gruppen eine Liste von Gründen, warum dieses Haus zum<br />

<strong>Denkmal</strong> erklärt wurde. Es wird empfohlen, zuvor die Arbeitsblätter<br />

A (insbesondere A1) im Unterricht zu behandeln.<br />

In einem zweiten Schritt arbeiten sich die Schülerinnen und<br />

Schüler in Fragen der Restaurierung und Anpassung von Baudenkmalen<br />

für die moderne Nutzung ein. Aufgabe 2 bietet sich<br />

u.a. für eine gezielte Behandlung im Themenbereich »Architektur«<br />

des Kunstunterrichts an. Skizzen verdeutlichen Umbauprobleme<br />

(kleine Räume, niedrige Decken, etc.). Der Schwerpunkt<br />

kann auch auf bautechnische und bauphysikalische Fragen<br />

gelegt werden (Fachwerk-Tragekonstruktion, Erhaltung<br />

und Pflege von Holzelementen im Bau, verwendete Materialien,<br />

Baumethoden früher und heute, etc.).<br />

Im dritten Schritt recherchieren die Schülerinnen und Schüler<br />

Nutzungsmöglichkeiten ganz unterschiedlicher Baudenkmale.<br />

Ergänzend können sie dazu aufgefordert werden, im Internet<br />

und vor Ort Beispiele für neue Nutzungskonzepte zu finden.<br />

Die Ergebnisse werden dann den anderen Gruppen vorgestellt<br />

(Präsentation, Fotos, Skizzen).<br />

Mehr Infos<br />

• Informationen rund um den Fachwerkbau und seine Geschichte mit<br />

einer Linkliste zu Freilichtmuseen mit Fachwerkhäusern:<br />

www.fachwerkhaus.de<br />

• Industriekultur in Nordrhein-Westfalen:<br />

www.route-industriekultur.de, www.industriedenkmal-stiftung.de


Frauenkirche<br />

Dresden<br />

Foto: SLUB, Deutsche Fotothek, W. Möbius<br />

Initiative für den Wiederaufbau<br />

1990 wandte sich eine Gruppe Dresdener Bürger mit<br />

dem »Ruf aus Dresden« an die Öffentlichkeit. Der Ruf<br />

hatte Erfolg: Die neu gegründete »Gesellschaft zur<br />

Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche e.V.«<br />

hat inzwischen über 6.000 Mitglieder in aller Welt, in<br />

ganz Europa und den USA wird für den Wiederaufbau<br />

gespendet. Bis spätestens 2006 soll die Kirche wieder<br />

in altem Glanz erstrahlen.<br />

Der Wiederaufbau – ein ganz persönliches<br />

Anliegen<br />

1999 bekam der in den USA lebende deutsche Professor<br />

Günter Blobel den Nobelpreis für Medizin. Fast sein<br />

gesamtes Preisgeld von 1,8 Millionen Mark spendet er<br />

für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und<br />

die Dresdner Synagoge.<br />

Günter Blobel:<br />

»Ich habe Dresden zum ersten Mal gesehen als ich<br />

achteinhalb Jahre war, auf der Flucht von Schlesien ...<br />

Ich hatte nie eine große Stadt gesehen und als wir oben<br />

auf dem Weißen Hirsch ankamen, stiegen wir aus dem<br />

Auto aus ... und da sagte meine Mutter: ‚Das ist Dresden!‘<br />

Also ich hatte noch nie eine Stadt gesehen, erstmal<br />

so groß und zweitens so phantastisch mit diesen ganzen<br />

Türmen und ich entsinne mich noch an diese große<br />

steinerne Glocke der Frauenkirche, das war ein unwahrscheinlicher<br />

Eindruck. Und als wir dann in die Stadt<br />

reinfuhren über die Augustusbrücke, wurde der ganze<br />

Eindruck noch vergrößert, die Türme wurden noch<br />

größer, noch höher und wir sahen die wunderschönen<br />

alten Barockhäuser ... Und vier oder fünf Tage später<br />

Frauenkirche<br />

Dresden<br />

denkmal <strong>aktiv</strong> B6<br />

Ruine oder Wiederaufbau? Die Frauenkirche in Dresden<br />

Meisterwerk der europäischen Barockarchitektur:<br />

Die Frauenkirche in Dresden<br />

(Sachsen), errichtet von 1726-1743.<br />

Die Frauenkirche nach dem 2. Weltkrieg:<br />

Zerstört durch Luftangriffe der Alliierten mit<br />

nachfolgenden Feuerstürmen, war die monumentale<br />

Barockkirche knapp 50 Jahre lang<br />

Ruine bis zum Beginn des Wiederaufbaus 1994.<br />

Foto: Marie-Luise Preiss<br />

haben wir dann im Feuerschein gesehen, wie diese Stadt<br />

niederbrannte. Das nächste Mal habe ich die Stadt<br />

wiedergesehen Ende Mai, als wir versucht haben, mit<br />

einem Treck von Bauern, die in unserem Dorf lebten,<br />

wieder zurück nach Schlesien zu gehen. Und dann kamen<br />

wir wieder durch Dresden und da waren nur noch Trampelpfade<br />

zwischen Ruinen, fürchterlich. Damals habe ich<br />

dann den Entschluss gefasst, als Achteinhalbjähriger,<br />

wenn ich da mal helfen kann, diese Stadt wieder aufzubauen,<br />

dann werde ich das tun. Und dieser Wunsch ist<br />

das ganze Leben geblieben.«<br />

Quelle: www.artetv.com/hebdo/archimed/20000125/<br />

dtext/sujet4.html<br />

Aufgaben<br />

1. Informiert euch über Geschichte und Wiederaufbau<br />

der Frauenkirche in Dresden. Ihr findet im Internet<br />

unter www.frauenkirche-dresden.org eine Vielzahl<br />

von Informationen. Veranschaulicht auf einer Wandtafel<br />

mit Skizzen und Kurztexten, wann die Kirche<br />

wie aussah!<br />

2. Sammelt Argumente für und gegen den Wiederaufbau<br />

der Frauenkirche. Denkt an die Menschen in<br />

Dresden, Zeitzeugen, die die Kirche noch unzerstört<br />

erlebt haben, und an die, die sie brennen und zusammenstürzen<br />

sahen. Vergesst auch nicht die<br />

Informationen (auch aus dem Internet) zu Baukosten<br />

und Bauzeit! Informiert euch, wo die Unterschiede<br />

zwischen Originalbau und Rekonstruktion liegen.<br />

3. Tragt eure Argumente zusammen und diskutiert<br />

sie in der Klasse. Stimmt dann ab: Soll die Kirche<br />

wieder aufgebaut werden?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Ruine oder Wiederaufbau?<br />

Die Frauenkirche in Dresden<br />

Sachinformationen<br />

Der Wiederaufbau der Frauenkirche wird ihre historische Gestalt<br />

wiederherstellen unter weitgehender Verwendung des<br />

originalen Materials. Die Rekonstruktion ist in dieser Dimension<br />

bisher einmalig.<br />

»Die Grundlage ist der Gedanke, die Trümmer wieder zu dem ursprünglichen<br />

Bau zusammenzufügen. Die Voraussetzungen<br />

hierfür sind ideal. Die Frauenkirche ist eines der am besten untersuchten<br />

und dokumentierten historischen Bauwerke in<br />

Deutschland. Die Hälfte der originalen Steinsubstanz wird im<br />

wiedererrichteten Bauwerk enthalten sein. Konservatorische<br />

und wirtschaftliche Gründe ergänzen sich dabei. Die verwendbaren<br />

Quader sind geborgen, vermessen und registriert worden.<br />

Sie werden steinmetzmäßig aufgearbeitet, zusammengefügt<br />

und an ihren ursprünglichen Platz gesetzt. Mehr als ein Viertel<br />

der Mauern bis zum Hauptsims wird so wieder aus Originalteilen<br />

bestehen.<br />

Das Übrige des Bauwerkes wird mit dem ursprünglichen<br />

Elbsandstein in traditioneller, heute kaum noch ausgeübter<br />

Mauerwerkstechnik ausgeführt. Der farbliche Unterschied zwischen<br />

Alt und Neu wird dem Betrachter das Schicksal des Bauwerkes<br />

vor Augen führen.«<br />

Quelle: Pädagogischer Arbeitskreis Frauenkirche Dresden,<br />

www.pak-frauenkirche-dresden.de<br />

Ein Wetterschutzdach über den Außenmauern und besondere<br />

Baugerüste ermöglichen ohne Unterbrechung das Bauen im<br />

Schichtbetrieb. Das Dach kann mit einer speziell entworfenen<br />

Hydraulik um jeweils 10,5 Meter angehoben werden. Seit<br />

Mitte 2000 ist der Kircheninnenraum bis zur Ebene des Kranzgesimses<br />

fertiggestellt. Am 29. Juni 2001 wurde der letzte<br />

Stein beim Schließen des Druckrings für die Innenkuppel in 38<br />

Meter Höhe versetzt. Die Gesamthöhe des Baus wird einmal<br />

wie früher 93 Meter betragen.<br />

Nach der bisherigen Planung (Stand 2000, Quelle: Rundbrief<br />

an die Mitglieder Nr. 11, April 2001) sind rund 16 Millionen<br />

Euro in Bau und Planung geflossen. Auf rund 128 Millionen<br />

Euro wurden zu Baubeginn die Gesamtkosten berechnet. Allerdings:<br />

Auch die Erhaltung der Ruine als Mahnmal hätte Kosten<br />

verursacht.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B6<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Rekonstruktion der Frauenkirche Dresden stellt eine auch<br />

für Jugendliche sehr eindrückliche Aussage über die Bedeutung<br />

dar, die einem historischen Zeugnis beigemessen wird<br />

(vgl. Lernziel L1). Die Schülerinnen und Schüler können sich<br />

direkt im Internet mit dem <strong>Denkmal</strong> vertraut machen, dieses<br />

ästhetisch schätzen lernen und am Baufortschritt teilhaben<br />

(L2).<br />

Verdeutlichen sollte der Unterricht sowohl die kunsthistorische<br />

und städtebauliche Bedeutung der Frauenkirche als auch<br />

die anspruchsvolle Bauleistung beim Wiederaufbau (Bautagebuch<br />

im Internet: www.frauenkirche-dresden.de).<br />

Ausgehend vom Arbeitsblatt beschäftigen sich die Jugendlichen<br />

mit unterschiedliche Kriterien zur Erhaltung von <strong>Denkmal</strong>en,<br />

indem sie Argumente für und gegen den Wiederaufbau<br />

untersuchen.<br />

Lernformen<br />

Die Baukunst der Frauenkirche – und die ihres Wiederaufbaus<br />

– bietet vielfältige Unterrichtsanreize für kunsthistorische und<br />

technische Betrachtungen. Das Arbeitsblatt vermittelt die Problematisierung<br />

der Rekonstruktion als einer Methode der<br />

<strong>Denkmal</strong>pflege. Dazu werden die Schülerinnen und Schüler zu<br />

eigenständigen Recherchen angeleitet (Internet), an die eine<br />

Diskussion im Unterricht anschließt.<br />

Darüber hinaus ist je nach Unterrichtsfach und der Möglichkeit<br />

zu fächerverbindendem Unterricht eine weiterführende Projektarbeit<br />

zu empfehlen, z.B. über die Analyse der Bautechnologie<br />

(Internet: www.frauenkirche-dresden.de) oder über die Beschäftigung<br />

mit Aspekten der Förderarbeit. Hier können die<br />

Schülerinnen und Schüler u.a. selbst Werbeplakate entwerfen,<br />

die Skizzen, Collagen und/oder selbst gestaltete Logos enthalten<br />

und vermitteln, warum der Wiederaufbau unterstützt<br />

werden sollte.<br />

Mehr Infos<br />

Die Rekonstruktion der Frauenkirche wird ausführlich dokumentiert:<br />

• Die Dresdener Frauenkirche. Jahrbücher zu ihrer Geschichte und zu<br />

ihrem archäologischen Wiederaufbau, Weimar 1995 ff.<br />

• Frauenkirche in Dresden im Internet: www.frauenkirche-dresden.org<br />

• Bautagebuch des Wiederaufbaus: www.frauenkirche-dresden.de<br />

• Unterrichtsanreize zur Frauenkirche Dresden:<br />

www.pak-frauenkirche-dresden.de


denkmal <strong>aktiv</strong> B7<br />

Moderne <strong>Denkmal</strong>e<br />

Bruno Taut-<br />

Siedlung<br />

in<br />

Berlin-Weißensee<br />

Bruno Taut-<br />

Siedlung<br />

Aufgaben<br />

1. Beschreibt euren Eindruck des Gebäudekomplexes<br />

Trierer Straße in Berlin. Welche Gliederungsmerkmale<br />

erkennt ihr? Stellt Vermutungen darüber an,<br />

wie die Wohnungen in diesem Haus aussehen.<br />

Wer mag dort gewohnt haben bzw. wohnen?<br />

2. Beschreibt die Siedlung, die der abgebildete Lageplan<br />

zeigt. Wie wohnen die Menschen dort? Erörtert<br />

mögliche Gründe für die Bauweise. Solche Siedlungen<br />

entstanden in den zwanziger Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts. Wie war die Lebenssituation in<br />

den Städten in dieser Zeit?<br />

3. Bildet Gruppen und untersucht eure Gemeinde<br />

oder eine nahegelegene Stadt: Wie wohnen die<br />

Menschen dort? Gibt es große Siedlungen, die als<br />

Ganzes geplant wurden? Beschreibt eure Beobachtungen:<br />

Gibt es z.B. viele Reihenhäuser mit kleinem<br />

Garten, lauter gleich aussehende Wohnblocks oder<br />

abwechslungsreich gestaltete Wohnanlagen, mal<br />

mit Balkon, mal mit Dachterasse, bunt angemalt?<br />

Präsentiert eure Ergebnisse in Fotografien und<br />

Skizzen auf einer Wandzeitung (Stadtplan).<br />

Vermerkt, von wann die Siedlung stammt.<br />

4. Entwerft selbst einen Lageplan für eine Siedlung:<br />

Zeichnet dabei ein, wo Gebäude stehen sollen, wo<br />

Grünflächen bleiben, wo ein Spielplatz oder Parkplätze<br />

sind. Beschreibt dann die Gebäude: Wie viele<br />

Stockwerke sollen sie haben? Sind Balkons vorgesehen?<br />

Sind sie bunt angemalt, ist jedes Gebäude<br />

gleich? ?<br />

Haus in Berlin-Weißensee, Trierer Straße, mit Klinkern<br />

in weiß, gelb, rot, blau und Sprossenfenstern,<br />

gehört zu einer ganzen Siedlung, die von dem<br />

Architekten Bruno Taut erbaut<br />

wurde (1926/27).<br />

Aufgaben<br />

Ein anderes Beispiel für den modernen Siedlungsbau der<br />

20er Jahre: Lageplanentwurf der Großsiedlung Britz in Berlin,<br />

entstanden 1925–1933, nach der zentralen Baugruppe<br />

»Hufeisensiedlung« genannt, mehr im Internet unter:<br />

www.neubritz.de/archiv/geschichte/hufeisensiedlung.htm<br />

Quelle: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin,<br />

Bruno-Taut-Sammlung, Sign. BTS-12-102<br />

?<br />

Foto: Marie-Luise Preiss


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Moderne <strong>Denkmal</strong>e<br />

Sachinformationen<br />

Siedlungsbau<br />

»Mit dem Ersten Weltkrieg hatte sich die Wohnungsmisere in<br />

den Ballungszentren Mitteleuropas nochmals drastisch verschärft:<br />

Stadtentwicklung und Wohnungsbau waren faktisch<br />

zum Stillstand gekommen; dazu kamen die vielen Familiengründungen<br />

nach Kriegsende. In den trostlosen Mietskasernen der<br />

Vorkriegszeit und den ohnehin schon überbelegten Altstadtquartieren<br />

mit ihren katastrophalen hygienischen Verhältnissen<br />

musste nun noch dichter zusammen gerückt werden. Der massenhafte<br />

Zuzug in die Städte und Industriereviere hat die Bodenpreise<br />

in die Höhe getrieben und fehlende staatliche und<br />

kommunale Kontrolle der spekulativen Grundausnutzung das<br />

Feld überlassen.<br />

Das Mittel der Farbe zur Gliederung und stadträumlichen Spannung<br />

wurde von Bruno Taut hervorragend weiterentwickelt.<br />

Nach kühnen expressionistischen Experimenten während seiner<br />

Zeit als Stadtbaumeister von Magdeburg setzte er dies bei<br />

den Siedlungsprojekten, die er als beratender Architekt der Gemeinnützigen<br />

Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft<br />

(GEHAG) betreute, in Berlin fort. Erklärtes Ziel bei der Planung<br />

der großen Siedlungen waren die ‚Vereinigung vollkommenster<br />

Zweckerfüllung mit knappster Form‘ und der Verzicht auf überzogenen<br />

gestalterischen Aufwand. Die Wohnungen für das Existenzminimum<br />

sollten nur durch die bewusste ‚Reihung gleicher<br />

Teile‘ eine ästhetische Qualität bekommen, von der auch Bruno<br />

Taut annahm, dass sie zur Formung einer kollektiven Gesinnung<br />

beitrage.«<br />

Quelle: Gössel, Peter; Leuthäuser, Gabriele: Architekten des<br />

20. Jahrhunderts, Köln 1994<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B7<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Schülerinnen und Schüler lernen den Siedlungsbau als<br />

wichtiges Zeugnis der modernen Architektur- und Sozialgeschichte<br />

des 20. Jahrhunderts kennen. Durch eine vergleichende<br />

Analyse mit Beispielen des eigenen Lebensumfeldes<br />

erfahren sie auch deren Qualitäten und Werte als lokale Erinnerungszeichen<br />

und Zeugnisse unserer Kultur (Lernziel L1).<br />

Bei der Forschung an außerschulischen Lernorten erleben sie<br />

»ganz hautnah« die Bedeutung, die die Bewohner der Siedlungen<br />

ihrem Lebensumfeld zumessen. Der Vergleich verschiedener<br />

Siedlungskonzepte gibt den Jugendlichen darüber hinaus<br />

Einblick in zeitabhängige soziale Interessenlagen, Qualitätsstandards<br />

und individuelle Wünsche.<br />

Lernformen<br />

Abbildungen und Frageimpulse des Arbeitsblattes sollen die<br />

Schülerinnen und Schüler sensibilisieren, scheinbar unauffällige<br />

Zweckarchitektur als Beispiel für ein Kulturdenkmal zu erkennen.<br />

Die Jugendlichen untersuchen in eigenständiger Planung und<br />

Organisation Siedlungsobjekte ihrer näheren Lebensumgebung.<br />

In vielfältiger Weise ist es möglich, die Ergebnisse unter<br />

Einsatz entsprechender Medien zu präsentieren (Fotos und<br />

Skizzen, aber auch Film oder Video). Wo eine umfassende Projektarbeit<br />

möglich ist, können die Recherchen mit Interviews<br />

mit den Bewohnern der jeweiligen Siedlungen ergänzt werden.<br />

Die Schülerinnen und Schüler erforschen, wer dort wohnt (Familien,<br />

ältere Leute, Singles), warum sie dorthin gezogen sind<br />

(Kosten, Wohnlage ...), ob es den Bewohnern der Siedlung dort<br />

gefällt.<br />

Angesichts der offenen Aufgabenstellung und des Arbeitsumfanges<br />

stehen dabei naturgemäß Arbeitsformen im Mittelpunkt,<br />

die soziales Lernen fördern (Gruppen- bzw. Teamarbeit).<br />

Arbeitsteilung spielt eine wichtige Rolle, wenn die<br />

Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden, wer welche<br />

Aufgaben der Recherchen vor Ort in den Siedlungen erledigt<br />

(fotografieren, Interviews, Skizzen) und wie die Informationen<br />

zusammengefügt und präsentiert werden sollen.<br />

Die Umsetzung der gewonnenen Einblicke in den Siedlungsbau<br />

erfolgt mit dem Entwurf eigener Siedlungskonzepte.<br />

Mehr Infos<br />

• Gössel, Peter; Leuthäuser Gabriele,<br />

Architektur des 20. Jahrhunderts, Köln 1994.<br />

• Bericht und kurzes Video zu Bruno Taut/Berlin-Weißensee<br />

http://zdfonl3.zdf.de/wissen/bauplatz_architektur/05095<br />

• »Hufeisensiedlung« Britz in Berlin:<br />

www.neubritz.de/archiv/geschichte/hufeisensiedlung.htm


denkmal <strong>aktiv</strong> B8<br />

Das <strong>Denkmal</strong> als Zeitzeugnis:<br />

Die Gedenkstätte Bergen-<br />

Belsen<br />

Etwa sechzig Kilometer nordöstlich von Hannover<br />

(Niedersachsen), in der Lüneburger Heide, liegt die<br />

Gedenkstätte Bergen-Belsen. Im Sommer 1941 wurden<br />

in Bergen-Belsen und Umgebung drei von insgesamt<br />

zwölf so genannten »Russenlagern« im Reichsgebiet<br />

errichtet, in denen anfangs zusammen mehr als<br />

100.000 sowjetische Kriegsgefangene interniert waren.<br />

Die Mehrzahl der Gefangenen starb bereits im Winter<br />

1941/42 an Fleckfieber und anderen Krankheiten.<br />

1943 kam ein »Aufenthalts-« und Konzentrationslager<br />

für Juden, Sinti und Roma sowie andere Opfergruppen<br />

hinzu. Im April 1945 wurde das Lager durch britische<br />

Truppen befreit. Insgesamt starben in Bergen-Belsen<br />

etwa 50.000 KZ-Häftlinge und 20.000 Kriegsgefangene.<br />

Auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenund<br />

Konzentrationslagers erinnern Gräber und Mahnmale<br />

an das Leiden und Sterben der Häftlinge und<br />

Kriegsgefangenen. 1947 wurde mit der Errichtung eines<br />

zentralen Mahnmals, eines 24 Meter hohen Obelisken,<br />

sowie einer 50 Meter langen Inschriftenmauer begonnen.<br />

1999 wurde – anknüpfend an Initiativen zu einer<br />

differenzierten Benennung der Opfergruppen – die<br />

Inschriftenwand durch eine Bronzetafel mit folgendem<br />

Text ergänzt:<br />

?<br />

Aufgaben<br />

Aufgaben<br />

Aufgaben<br />

1. Woran soll Bergen-Belsen uns erinnern? Bezieht die<br />

Bronzetafel in eure Überlegungen mit ein. Zu welchem<br />

Ergebnis kommt ihr?<br />

2. Informiert euch in Tagebüchern und Erinnerungsberichten<br />

von Zeitzeugen über das Leben in einem<br />

Konzentrationslager. Wie waren die Haftbedingungen,<br />

wie konnte man überleben, welche Gruppen<br />

gab es im Lager usw.? Bearbeitet in Gruppen jeweils<br />

einen Aspekt. Sammelt Unterlagen (z.B. Fotos) und<br />

präsentiert sie auf einer Wandzeitung.<br />

Kleines Foto:<br />

sowjetische Kriegsgefangene<br />

in Bergen-Belsen<br />

Gedenkstätte<br />

Bergen-<br />

Belsen<br />

Großes Foto:<br />

Bronzetafel<br />

Gedenkstätte<br />

Bergen-<br />

Belsen<br />

Fotos:<br />

Niedersächsische<br />

Landeszentrale für<br />

politische Bildung<br />

Die Bronzetafel:<br />

Wir gedenken der Männer,<br />

Frauen und Kinder aus vielen Ländern,<br />

die im Konzentrationslager Bergen-Belsen<br />

gefangen gehalten und um ihr Leben<br />

gebracht wurden<br />

Politische Gegner<br />

des Nationalsozialismus<br />

Juden<br />

Sinti und Roma<br />

Zeugen Jehovas<br />

Homosexuelle<br />

Opfer der Zerstörung<br />

des Rechts<br />

Wir gedenken<br />

der im Kriegsgefangenenlager<br />

Bergen-Belsen um ihr Leben gebrachten<br />

Soldaten aus der Sowjetunion<br />

und aus anderen Staaten<br />

3. Informiert euch, welche »Spuren« aus der Zeit der<br />

nationalsozialistischen Diktatur in eurer Heimatregion<br />

noch erhalten sind und bereitet den Besuch<br />

einer Gedenkstätte in der näheren Umgebung vor.<br />

4. Diskutiert in der Klasse, warum und für wen (nicht<br />

nur Opfer!) solche Mahnmale wichtig sind.<br />

5. <strong>Denkmal</strong> als »Zeitzeugnis«: <strong>Denkmal</strong>e erinnern nicht<br />

nur an »positive« Epochen oder Ereignisse. Gerade<br />

ihr dokumentarischer Wert ist wichtig. Findet Beispiele<br />

für weitere Hinterlassenschaften, die erhalten<br />

werden sollen, auch wenn sie für eine Zeit stehen,<br />

die wir heute kritisch bewerten.


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Das <strong>Denkmal</strong> als Zeitzeugnis<br />

Sachinformationen<br />

»Im Stalag XI-C Bergen-Belsen im Winter 1941/42«<br />

Aus den Aufzeichnungen des kriegsgefangenen<br />

sowjetischen Offiziers Tamurbek Dawletschin<br />

»... Am Mittag wurden die Gefangenen zur Küche geführt. Es gab<br />

Rübensuppe. Davon bekamen wir einmal am Tag einen dreiviertel<br />

Liter. Die Rüben wurden ungewaschen gekocht, zusammen<br />

mit Sand, Stroh und jeglicher Art von Schmutz; außerdem war<br />

die Suppe so sauer, dass sich beim Essen der Speichel im Mund<br />

zusammenzog. Die bis zum äußersten ausgehungerten Gefangenen<br />

verschlangen sie gierig zusammen mit dem Sand, der zwischen<br />

den Zähnen knirschte, damit bloß etwas den Magen füllte<br />

und man das quälende Gefühl des Hungers etwas stillen konnte<br />

... In der Baracke, in der zweihundert Leute lagen, hörten der<br />

Lärm, die Gespräche, das Stöhnen der Kranken nachts nie auf.<br />

Die Gefangenen, die fast alle an Durchfall litten, mussten im<br />

Dunkeln über die Liegenden hinweggehen, so dass sich ein Geschrei<br />

und Schimpfen erhob. Einen normalen Schlaf zu finden<br />

gelang selten, meist lag man im Zustand des Halbschlafs und<br />

hörte alles, was in der Baracke vorging ... Mitte Januar fiel<br />

Schnee, auch setzte grimmiger Frost ein, dann erhoben sich<br />

Schneegestöber, und überall pfiff es. Im Lager brach die Katastrophe<br />

aus; die Gefangenen erfroren buchstäblich. Es gab<br />

Tage, an denen im Lager und im Lazarett zusammen um die dreihundert<br />

Menschen starben. Für die Toten waren in einiger Entfernung<br />

vom Lager Gruben ausgehoben worden, in die man sie<br />

mitsamt ihrer Nummer am Hals legte. In den Büchern des Lazaretts,<br />

in die die Verstorbenen eingetragen wurden – mit dem<br />

Vermerk, in welches Grab und in welche Reihe der Gefangene<br />

gelegt wurde – fand sich auch die Todesursache. Meistens hieß<br />

es »allgemeine Schwäche«, worunter sich auch der Tod durch<br />

Hunger, Tuberkulose und vieles andere verbarg. Unter »allgemeine<br />

Schwäche« fielen auch Erfrierungen, Typhus usw. Die<br />

fortlaufende Nummer im Totenbuch näherte sich im Frühjahr<br />

der Zahl 18 000.«<br />

(stark gekürzte und bearbeitete Fassung)<br />

Quelle: Privatbesitz. c/o Niedersächsische Landeszentrale für politische<br />

Bildung. Zentralnachweis zur Geschichte von Widerstand und<br />

Verfolgung 1933–1945 auf dem Gebiet des Landes Niedersachsen. Die<br />

»Erinnerungen« von Dawletschin werden zurzeit für eine Herausgabe in<br />

der Reihe »Bergen-Belsen Schriften« bearbeitet.<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen auch Hinterlassenschaften<br />

aus der Zeit des Nationalsozialismus als <strong>Denkmal</strong> identifizieren<br />

(Lernziel L1) und unsere Verantwortung für deren Erhalt<br />

verstehen (L2). Sie sollen dabei erkennen, dass es »schwierig«<br />

ist, einen angemessenen Umgang mit Zeugnissen des NS-Terrors<br />

und eine allgemein akzeptierte Form der Erinnerung zu<br />

finden, die allen Opfergruppen gerecht wird.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

B8<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen den besonderen Charakter<br />

der Gedenkstätte Bergen-Belsen würdigen, die in erster Linie<br />

dem Gedenken an die Menschen dient, die hier Opfer des<br />

Nationalsozialismus wurden. Sie sollen erkennen, wie ein solches<br />

Mahnmal unser aller Bewusstsein dafür schärft, dass so<br />

etwas nie wieder geschehen darf. Alle »unbequemen« historischen<br />

Zeugnisse zu entfernen würde bedeuten, die Geschichte<br />

nachträglich korrigieren zu wollen.<br />

Die Beschäftigung mit der Bronzetafel gibt den Jugendlichen<br />

zudem einen Überblick über verschiedene Opfergruppen. Sie<br />

erkennen, dass der Prozess der »Erinnerungskultur« abhängig<br />

ist von den politischen und gesellschaftlichen Zielsetzungen<br />

der jeweiligen Zeit, wie die erst 1999 angebrachte Bronzetafel<br />

mit ihrer differenzierten Betrachtung der Opfergruppen (u.a<br />

Sinti und Roma, Zeugen Jehovas und auch Homosexuelle) beispielhaft<br />

zeigt. Die Inschriftenwand von 1947 dagegen ist – in<br />

einem mit den jeweiligen Regierungen abgestimmten Text –<br />

nur den Nationen der Opfer gewidmet.<br />

Lernformen<br />

Die Schülerinnen und Schüler diskutieren die Frage der »<strong>Denkmal</strong>-Würdigkeit«<br />

der Gedenkstätte und ihrer Bedeutung für die<br />

Gesellschaft. Frage 5 weitet diesen Ansatz auf andere »unbequeme«<br />

<strong>Denkmal</strong>e aus und kann z.B. zu einer Diskussion über<br />

die Hinterlassenschaften des DDR-Regimes führen (Palast der<br />

Republik in Berlin, Mauerreste, etc.).<br />

Die Erinnerungen und Tagebücher (Anregungen zur Literaturauswahl<br />

liefert die Publikationsliste unter www.bergenbelsen.de)<br />

vermitteln den Jugendlichen einen authentischen<br />

Einblick in das Schicksal und die Lebenssituation der Lagerinsassen<br />

und erleichtern den affektiven Zugang der Schülerinnen<br />

und Schüler zu diesem schwierigen Thema.<br />

Je nach Möglichkeit kann die Beschäftigung mit der Gedenkstätte<br />

Bergen-Belsen auch ausgeweitet werden auf die Analyse<br />

weiterer Zeugnisse des Nationalsozialismus. Besonders einzugehen<br />

wäre hier z.B. auf die Formensprache der Architektur<br />

des »Dritten Reichs« und anderer Diktaturen. Die Schülerinnen<br />

und Schüler erkennen, wie Stil- und Formensprache am Bau<br />

Rückschlüsse u.a. auf das politische System zulassen: z.B.<br />

Monumentalität, kleine Fenster, martialischer Eindruck,<br />

strenge Rechtwinkeligkeit (contra Offenheit, Transparenz,<br />

Leichtigkeit, Bürgernähe).<br />

Mehr Infos<br />

• Gedenkstätte Bergen-Belsen im Internet: www.bergenbelsen.de, dort<br />

findet sich auch ein Überblick über Fachpublikationen zum Lager,<br />

Tagebücher und Erinnerungsberichte von Zeitzeugen.<br />

• Kolb, Eberhard, Bergen-Belsen. Vom »Aufenthaltslager« zum Konzentrationslager<br />

1943–1945, 5. überarbeitete und stark erweiterte Aufl.,<br />

Göttingen 1996<br />

• Bergen-Belsen. Begleitheft zur Ausstellung. Niedersächsische<br />

Zentrale für politische Bildung (Hrsg.), Hannover 1990


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

<strong>Denkmal</strong> im Diskurs:<br />

Der Börneplatz-Konflikt<br />

in Frankfurt<br />

»Stationen des Vergessens«<br />

Die Judengasse in Frankfurt am Main wurde 1460–62<br />

eingerichtet. Sie war insgesamt 300 Meter lang und drei<br />

bis sechs Meter breit. Auf beiden Seiten wurde sie<br />

durch eine geschlossene Reihe von zweistöckigen<br />

Fachwerkhäusern gesäumt, deren Dächer meist noch in<br />

zwei oder drei Stockwerken ausgebaut waren. Hier im<br />

Ghetto, wo Juden zwangsweise wohnen mussten,<br />

herrschte qualvolle Enge, drängten sich z.B. um 1600<br />

2.700 Bewohner. 1874 bis 1887 wurde die Judengasse<br />

abgerissen und in Börnestraße umbenannt, der Judenmarkt<br />

wurde zum Börneplatz.<br />

In der Zeit des »Dritten Reiches« ließen die Nationalsozialisten<br />

fast alle Juden der Stadt deportieren: 1933<br />

lebten 29.000 Juden in Frankfurt; im Mai 1945 hieß es,<br />

in der Stadt befänden sich 140 Überlebende. Auch die<br />

Synagoge am ehemaligen Börneplatz war 1938 wie viele<br />

Bauwerke jüdischer Tradition und Kultur zerstört worden.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg prägte der Wiederaufbau Frankfurt<br />

wie andere deutsche Städte – moderne Straßen<br />

und Gebäude entstanden, zugleich kam es zu aufwändigen<br />

Restaurierungen in der Altstadt. Auch Börneplatz<br />

und Börnestraße gerieten ins Blickfeld – und es entzündete<br />

sich der »Börneplatz-Konflikt« an der Frage,<br />

wie mit diesen so eng mit jüdischer Vergangenheit<br />

verbundenen Orten umgegangen werden solle:<br />

Das Stadtparlament hatte 1985 entschieden, den<br />

Börneplatz mit dem neuen Kundenzentrum der Frankfurter<br />

Stadtwerke zu überbauen. 1987 kamen bei den<br />

Bauarbeiten die Reste der Frankfurter Judengasse zum<br />

Vorschein. Ursprünglich war geplant, die Funde lediglich<br />

wissenschaftlich zu dokumentieren und dann abzuräumen.<br />

Proteste aus der Bevölkerung führten jedoch zu<br />

monatelangen Auseinandersetzungen, die in der Besetzung<br />

des Bauplatzes durch die Befürworter einer vollständigen<br />

Erhaltung der archäologischen Überreste<br />

eskalierten. Die Stadt Frankfurt beschloss, einen Teil<br />

der Ausgrabungen zu erhalten. Sie wurden zwar abgetragen<br />

und das Kundenzentrum gebaut, in den Neubau<br />

wurde jedoch ein ursprünglich nicht geplantes Museum<br />

eingefügt, in dessen Mittelpunkt die am originalen Ort<br />

wieder aufgebauten Fundamente von fünf Häusern der<br />

Frankfurter Judengasse stehen.<br />

(Vgl. im Internet: www.juedischesmuseum.de)<br />

C1<br />

Foto: dpa<br />

»Stationen des<br />

Vergessens«<br />

Bauarbeiten am Frankfurter Börneplatz:<br />

Der Leiter des Archäologischen Museums,<br />

Walter Meier-Arendt (rechts)<br />

erklärt am 4. September 1987<br />

Mitgliedern der SPD-Landtagsfraktion<br />

die Ausgrabungen am Börneplatz.<br />

»Stationen des<br />

Vergessens«<br />

Aufgaben<br />

1. Analysiert die Geschichte der Frankfurter Judengasse<br />

anhand des Textes. Entwerft dazu einen<br />

»Zeitstrahl«, auf dem ihr wichtige Einschnitte in der<br />

Geschichte eintragt.<br />

2. Der »Börneplatz-Konflikt«: Als der – bis dahin zeitweilig<br />

als Tankstelle und Parkplatz genutzte – Börneplatz<br />

in den 80er Jahren bebaut werden sollte,<br />

stritten sich die Verfechter einer Erhaltung der<br />

Überreste der Judengasse am historischen Ort mit<br />

der Stadt. Diese trat zwar für die Dokumentation in<br />

einem Museum (an anderem Ort) und mit Gedenksteinen<br />

ein, wollte aber das neue Kundenzentrum<br />

der Stadtwerke bauen lassen. Sammelt Argumente<br />

für beide Seiten und diskutiert sie: Eine Gruppe<br />

vertritt die Position der Stadt, eine andere Gruppe<br />

setzt sich für den Erhalt am Ort in einer umfangreichen<br />

Gedenkstätte ein.<br />

3. Seid ihr mit dem Kompromiss einverstanden: Erst<br />

werden die Fundamente abgetragen, dann aber<br />

wieder an ihrem ursprünglichen Platz – nun jedoch<br />

integriert in ein neues Museum innerhalb des Kundenzentrums<br />

– aufgebaut? Beurteilt den Kompromiss<br />

aus der Sicht der beiden Gruppen. Dazu entwirft<br />

jede Gruppe eine »Pressemeldung«, in der sie<br />

ihre Meinung äußert.<br />

4. »Stationen des Vergessens« – so lautet der Titel<br />

einer Ausstellung zur Geschichte der Judengasse.<br />

Findet Begründungen für diesen Titel.<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

<strong>Denkmal</strong> im Diskurs:<br />

Der Börneplatz-Konflikt<br />

in Frankfurt<br />

Sachinformationen<br />

Stimmen zur Ausstellung über<br />

den Börneplatz-Konflikt<br />

»Die Ausstellung ‚Stationen des Vergessens‘ macht unter anderem<br />

deutlich, dass viele, wenn nicht alle ehemaligen Befürworter<br />

eines vollständigen Erhalts der Fundamente – von den Vertretern<br />

der Börneplatz-Initiative über die jüdische Gemeinde Frankfurt<br />

und zahlreiche Institutionen des kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Lebens bis hin zu den zahlreichen spontanen Demonstranten<br />

– den erzwungenen Kompromiss ablehnen. Ihnen türmt<br />

sich mit dem Großbau des Kundenzentrums ein neues Monument<br />

des Vergessens/Verdrängens über die Fundamente. ...<br />

Allzu lange sind willentlich oder unwillentlich Fundamente überbaut<br />

worden: im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne.<br />

Dies Überbauen summiert sich zu jenen ‚Stationen des Vergessens‘,<br />

die die gleichnamige Ausstellung deutlich machen will.«<br />

Quelle: Reisch, Linda: »Auf den alten Fundamenten«, in: Jüdisches<br />

Museum (Hrsg.): Stationen des Vergessens. Der Börneplatz-Konflikt.<br />

Begleitbuch zur Ausstellungseröffnung. Frankfurt 1992, S. 7<br />

»Die Ruhe ist trügerisch ... Die Reaktionen derer, die wir zu den<br />

Vorgängen befragten, umfassten Resignation, Verbitterung,<br />

Gleichgültigkeit, ungebrochene Empörung oder Betretenheit bis<br />

hin zur strikten Weigerung, sich zu diesem heiklen Thema zu<br />

äußern. Unverarbeitet und totgeschwiegen wirkt weiter, was die<br />

Geschehnisse am Börneplatz zum Skandal hatte werden lassen:<br />

die ... Fassungslosigkeit aller, die sich vor der Aufgabe sahen,<br />

dem symbolischen Wert der Ruinen des einstigen Frankfurter<br />

Ghettos gerecht zu werden.«<br />

Quelle: Nees, Roswitha und Bartetzko, Dieter: »Also schweige ich«, in:<br />

Jüdisches Museum (Hrsg.): Stationen des Vergessens. Der Börneplatz-<br />

Konflikt. Begleitbuch zur Ausstellungseröffnung. Frankfurt 1992, S. 8<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e gestern – heute – morgen<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

C1<br />

Fragen + Ziele<br />

»<strong>Denkmal</strong>e gestern – heute – morgen« stehen mitten im gesellschaftlichen<br />

Diskurs. Der Umgang mit ihnen repräsentiert<br />

die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielsetzungen<br />

der jeweiligen Zeit. Anhand des Börneplatz-Konflikts<br />

erhalten die Schülerinnen und Schüler exemplarisch Einblick<br />

in Auseinandersetzungen rund um die Erhaltung von<br />

<strong>Denkmal</strong>en (vgl. Lernziele L8 und L10). Eigenständige Recherchen<br />

zum Umgang mit jüdischen Zeugnissen in ihrer näheren<br />

Umgebung – vgl. »Lernformen« – vermitteln den Jugendlichen<br />

hautnah die Veränderung der Sichtweise von <strong>Denkmal</strong>en.<br />

Schließlich dokumentieren und präsentieren sie die Ergebnisse<br />

ihrer Spurensuche (Lernziel L13).<br />

Lernformen<br />

Die Arbeitsaufträge lassen sich im Rahmen des Unterrichts<br />

bearbeiten. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren auf Basis<br />

des Textes Positionen zum Börneplatz-Konflikt und problematisieren<br />

den dort gefundenen Kompromiss aus der Sicht der<br />

Beteiligten.<br />

Ausgehend vom Beispiel der Frankfurter Judengasse beschäftigen<br />

sich die Schülerinnen und Schüler in weiterführender<br />

Projektarbeit mit dem Umgang mit jüdischen Wohngebäuden,<br />

kulturellen und religiösen Stätten in ihrer Region. Ausgangspunkte<br />

für die eigenständigen Recherchen der Schülerinnen<br />

und Schüler können dabei das Stadtarchiv, Museen und Ausstellungen<br />

zur Geschichte der Stadt und Region oder gezielt zu<br />

jüdischer Geschichte sein. Zeitzeugenbefragungen sind möglich<br />

– Großeltern und ältere Nachbarn erinnern sich eventuell<br />

noch daran, was in der Zeit des Nationalsozialismus und im<br />

2. Weltkrieg mit jüdischem Besitz geschah.<br />

Besonderes Augenmerk sollten die Jugendlichen darauf richten,<br />

wie erhaltene Zeugnisse (Bauwerke, Gebäudereste, Fundamente)<br />

heute genutzt und präsentiert werden: Gibt es Erinnerungsstätten<br />

und Gedenktafeln? Was wurde restauriert oder<br />

sogar rekonstruiert? Gab es eine öffentliche Diskussion über<br />

den Umgang mit den historischen Relikten? Dokumente und<br />

Interviews können von den Jugendlichen zu einer eigenen Ausstellung<br />

zusammengetragen und der (Schul-) Öffentlichkeit vorgestellt<br />

werden. Kontakte mit den wieder wachsenden jüdischen<br />

Gemeinden vor Ort erweitern dabei das Blickfeld auf<br />

jüdisches Leben und Selbstverständnis heute.<br />

Mehr Infos<br />

• Jüdisches Museum Frankfurt und Museum Judengasse im Internet:<br />

www.juedischesmuseum.de<br />

• Bilder und Texte zum historischen Frankfurt, Judengasse und<br />

Börneplatz: http://altfrankfurt.com/Altstadt2/Judengasse<br />

• Jüdische Gemeinden in Deutschland: www.zentralratjuden.de


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Berufe rund ums <strong>Denkmal</strong><br />

Kunsthistoriker: sammelt,<br />

pflegt, dokumentiert und interpretiert,<br />

begutachtet und bewertet die<br />

Bedeutung von <strong>Denkmal</strong>en<br />

ReiseArchäologe:<br />

gräbt aus,<br />

<strong>Denkmal</strong>pfleger: sichert den <strong>Denkmal</strong>bestand,<br />

erstellt Pflegepläne und<br />

Gutachten, überwacht alle Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bewahren<br />

Museumspädagoge: plant und<br />

betreut die Präsentation von<br />

Museumsgut z.B. in Ausstellungen<br />

und Führungen<br />

Foto: Marie-Luise Preiss<br />

Techniker Museums-/<br />

Ausstellungstechnik<br />

Grabungstechniker<br />

A ufgaben<br />

Dokumentieren<br />

sichert und dokumentiert<br />

Spuren der Bau- und Nutzungsgeschichte<br />

im Boden und<br />

unter Wasser<br />

Erschließen<br />

Journalisten/Mitarbeiter in Pressestellen,<br />

in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

von Vereinen, Stiftungen, Behörden:<br />

Sie machen die Öffentlichkeit auf <strong>Denkmal</strong>e<br />

aufmerksam, gewinnnen Spenden zur<br />

Erhaltung der <strong>Denkmal</strong>e, ...<br />

Aufgaben<br />

1. Informiert euch über die einzelnen Berufe und<br />

Tätigkeitsfelder, z.B. beim Arbeitsamt oder im Internet<br />

unter<br />

http://berufenet.arbeitsamt.de.<br />

2. Stellt einen der Berufe euren Mitschülerinnen und<br />

Mitschülern in einem Referat vor. Überlegt, was<br />

Bekannt machen<br />

und Fördern<br />

Techniker Baudenkmalpflege/<br />

Altbausanierung<br />

Fachhandwerker für <strong>Denkmal</strong>pflege<br />

Restaurator/ Handwerker:<br />

Sie erhalten, pflegen, erneuern,<br />

stellen wieder her, damit das<br />

<strong>Denkmal</strong> weiter Bestand haben kann<br />

(z.B. Tischler, Maler, Zimmerer,<br />

Stuckateure, Maurer)<br />

Pflegen<br />

und Erhalten<br />

Nutzen<br />

Fremdenführer/<br />

Reiseleiter: Sie zeigen<br />

<strong>Denkmal</strong>e und berichten über<br />

deren Geschichte<br />

und Bedeutung<br />

C2<br />

Bautechniker, Bauzeichner ....<br />

Architekt / Bauingenieur:<br />

Sie planen und setzen Baumaßnahmen<br />

um, beurteilen die<br />

Baustatik, sichern Bausubstanz<br />

von <strong>Denkmal</strong>en und<br />

um sie herum<br />

Stadt-/ Raum-/<br />

Landschaftsplaner: Sie<br />

erstellen Entwicklungs- und<br />

Sanierungsprogramme, Nutzungs-<br />

und Bebauungspläne, die<br />

<strong>Denkmal</strong>e berücksichtigen<br />

biologisch-/<br />

chemisch-technische<br />

Fachkräfte/Biologen,<br />

Chemiker ...<br />

Zimmermann bei der Arbeit<br />

?<br />

dabei interessant ist (Aufgaben, Arbeitszeiten, Verdienst,<br />

Ausbildung, etc.).<br />

3. Ergänzt eure Referate durch Informationen von<br />

»Experten«. Wendet euch an <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden,<br />

Museen, Bauverwaltungen, Restauratoren, etc.<br />

Wer arbeitet wo? Was haben sie mit <strong>Denkmal</strong>en zu<br />

tun? Wie sind sie zu diesem Beruf gekommen?<br />

Umweltschutztechnischer<br />

Assistent<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Berufe rund ums <strong>Denkmal</strong><br />

Sachinformationen<br />

Schnuppern in Jugendbauhütten<br />

Am 1. September 1999 hat die Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />

(DSD) in Quedlinburg die erste »Jugendbauhütte« gegründet<br />

und dort als Pilotprojekt das »Freiwillige Jahr der<br />

<strong>Denkmal</strong>pflege (FJD)« eingerichtet. Das FJD ist eng an das<br />

gesetzlich anerkannte Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das<br />

Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) angelehnt.<br />

Die Jugendbauhütten knüpfen an die Tradition der mittelalterlichen<br />

Bauhütten an, indem den Jugendlichen in praktischer<br />

Arbeit Kenntnisse und Fertigkeiten in der <strong>Denkmal</strong>pflege<br />

vermittelt werden. Sie können in Handwerksbetrieben, Architektur-<br />

und Planungsbüros oder <strong>Denkmal</strong>behörden hautnah<br />

bei Erhaltungsaufgaben dabei sein. So lassen sich Wartezeiten<br />

auf Ausbildungs- und Studienplätze verkürzen und dabei erste<br />

Berufserfahrungen sammeln.<br />

Teilnehmen kann jeder, der die Schulpflicht erfüllt hat und<br />

zwischen 18 und 26 Jahren alt ist. Die Teilnehmer erhalten ein<br />

monatliches Taschengeld, sind sozialversichert und haben<br />

26 Tage Urlaub. Das Freiwillige Jahr ist keine Ausbildung und<br />

es gibt keine Eingangsvoraussetzungen, entscheidend ist das<br />

erkennbare Interesse am Thema.<br />

Jugendbauhütten gibt es bisher mit jeweils 25 Plätzen in Quedlinburg<br />

(Sachsen-Anhalt), Wismar (Mecklenburg-Vorpommern),<br />

Romrod (Hessen) und Rheinberg/Raesfeld (Nordrhein-Westfalen).<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Schülerinnen und Schüler machen sich mit den vielseitigen<br />

Aufgaben und Tätigkeiten vertraut, die mit der Erhaltung und<br />

Nutzung von <strong>Denkmal</strong>en untrennbar verbunden sind. Sie lernen,<br />

eigene Neigungen mit den Berufsprofilen abzugleichen.<br />

In einer Erweiterung der Fragestellung beschäftigen sich die<br />

Schülerinnen und Schüler mit Berufen rund ums <strong>Denkmal</strong> von<br />

gestern bis heute (Beispiel Handwerksberufe). Die Leitfragen<br />

sind: Wer hat früher an der Entstehung des <strong>Denkmal</strong>s mitgewirkt?<br />

Gibt es diese Berufe heute noch? Was hat sich geändert?<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>e gestern – heute – morgen<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

C2<br />

Lernformen<br />

Das Arbeitsblatt eignet sich für den Einsatz in einer mehrstufigen<br />

Unterrichtsreihe zur Berufsorientierung:<br />

1. Brainstorming in der Klasse: Wer hat was mit <strong>Denkmal</strong>en<br />

zu tun? (Sammlung von Berufen und Tätigkeiten vor dem<br />

Austeilen des Arbeitsblatts)<br />

2. Arbeitsfelder rund ums <strong>Denkmal</strong> werden anhand der<br />

vorgegebenen groben Tätigkeitsprofile genauer bestimmt.<br />

3. Partner- und Gruppenarbeit: Erkundung und Beschreibung<br />

der Berufsfelder (gelenkte Internetrecherchen,<br />

Kontaktaufnahme mit lokalen Experten, Interviews mit<br />

Vertretern der Berufe)<br />

4. Die Ergebnisse werden in Kurzreferaten der Klasse<br />

präsentiert.<br />

5. Interessenanalyse: Was ist mein »Traumberuf« unter den<br />

erkundeten Berufen? Warum? (Abgleichen von Neigungen,<br />

Stärken und Schwächen mit den Berufsprofilen)<br />

6. Wie stelle ich mir die Arbeit in diesem Beruf vor? (Collagen,<br />

Kurzaufsätze u.a.)<br />

7. Erstellung einer Wandzeitung »Traumberufe rund ums<br />

<strong>Denkmal</strong>«<br />

Mehr Infos<br />

• allgemein: www.arbeitsamt.de, www.berufswahl.de<br />

• Ausbildungsberufe: www.machs-richtig.de,<br />

www.bibb.de/indexber.htm, www.azubi-online.de<br />

• Berufe im Handwerk: www.handwerk-nrw.de/07-nachwuchsausbildungsberufe/a-einstieg-start.htm,<br />

www.handfest-online.de<br />

• Jugendbauhütten der Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz e.V.,<br />

Koblenzer Str. 75, 53177 Bonn, E-Mail: info@denkmalschutz.de,<br />

Internet: http://denkmal-mit-pfiff.de, www.denkmalschutz.de<br />

• Auskünfte zur Jugendbauhütte Quedlinburg über das Informationsbüro<br />

der »Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste«, Voigtei 38,<br />

38820 Halberstadt, Tel. (0 39 41) 56 20<br />

• Weitere Informationen in: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz:<br />

Jugend bewahrt. Freiwilliges Jahr in der <strong>Denkmal</strong>pflege. Jugendbauhütte<br />

Quedlinburg. Eine Dokumentation. Quedlinburg 2000.<br />

• Teilnehmerbericht zum <strong>Denkmal</strong>jahr<br />

(Artikel aus der FAZ vom November 2001):<br />

www.denkmalpflege-hessen.de/<strong>Denkmal</strong>jahr/index.html


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong> –<br />

Kulturerbe macht Schule«<br />

Römische Leugensteine im Museum<br />

Unser Stein braucht Hilfe!<br />

Selbst die Römer wussten auf Reisen schon, wie weit<br />

sie noch zum Ziel marschieren oder kutschieren mussten.<br />

So genannte Leugensteine (oder Meilensteine)<br />

gaben die Wegstrecke in gallischen Leugen (2,2 km)<br />

bis zum nächsten Provinzvorort an. Sie nennen in ihrer<br />

Inschrift Namen und den vollständigen Titel des regierenden<br />

Kaisers. Heute ist über die Steine häufig im<br />

wahrsten Sinn des Wortes »Gras gewachsen«.<br />

18 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in Herxheim<br />

(Rheinland-Pfalz) beschäftigten sich während ihrer<br />

Projekttage mit einer römischen Heerstraße in einem<br />

benachbarten Wald. Sie bauten die Leugensteine aus<br />

Packpapier nach und schrieben die Kaiserinschriften<br />

ab. Im Wald suchten zwei Schüler nach einem dieser<br />

Steine: »Wir fanden den Stein in einem sehr schlechten<br />

Zustand, die Inschrift ist fast ganz verwittert, man kann<br />

sie nicht mehr lesen, um den Stein wuchern Brennnesseln<br />

und irgendwo ist ein Hinweisschild aufgestellt. Der<br />

Stein braucht dringend Hilfe!«<br />

Junge Leute engagieren sich<br />

für ein <strong>Denkmal</strong><br />

Auch in eurer Nähe verwittert Geschichtsträchtiges<br />

unbesehen, sind alte Scheunen, Mühlen, Türme vom<br />

Verfall bedroht oder fehlt das Geld für die Sanierung<br />

Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe<br />

UNSER<br />

DENKMAL<br />

und Pflege eines Industriedenkmals. Nehmt euch eines<br />

solchen vergessenen oder bedrohten <strong>Denkmal</strong>s an,<br />

spürt Zeugnisse der Vergangenheit auf, die besonders<br />

eindrücklich von Alltags-, Sozial-, Regional- oder Kulturgeschichte<br />

berichten, und setzt euch für ihre Rettung,<br />

Bewahrung, Pflege und Bekanntmachung ein.<br />

Ihr analysiert zum Beispiel den Erhaltungszustand eines<br />

Gebäudes und stellt euch die Frage: Welchen Gefahren<br />

ist das <strong>Denkmal</strong> ausgesetzt? Vielleicht könnt ihr beim<br />

Vermessen und Analysieren von Schäden helfen, an<br />

Nutzungskonzepten mitwirken, eine laufende Restaurierung<br />

dokumentieren. Ihr überwacht und meldet, wenn<br />

das <strong>Denkmal</strong> zum Beispiel durch Müll verunreinigt oder<br />

durch Umwelteinflüsse gefährdet ist.<br />

Ihr könntet euch auch bemühen, die Öffentlichkeit<br />

stärker auf euer <strong>Denkmal</strong> aufmerksam zu machen:<br />

Sucht Sponsoren für den Erhalt oder einzelne Restaurierungsvorhaben.<br />

Dokumentiert Bau- oder Nutzungsgeschichte,<br />

entwickelt daraus eine Ausstellung, eine<br />

Internetseite, einen Film, ein Quiz, einen Rundgang auf<br />

Kassette, eine CD-Rom, Broschüren, Plakate ...<br />

Bereitet einen Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s vor (der findet<br />

jedes Jahr bundesweit im September statt!) und zeigt<br />

das Objekt vielen Besuchern. Schließlich könnt ihr<br />

Berichte für die örtliche Zeitung verfassen.<br />

Eure Ideen sind gefragt!<br />

Aufgaben<br />

D1<br />

Aufgabe<br />

1. Was könnte euer <strong>Denkmal</strong> sein? Macht einen Rundgang<br />

durch eure Stadt und die nähere Umgebung.<br />

Fragt bei den lokalen <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden nach,<br />

was in eurer Region unter <strong>Denkmal</strong>schutz steht.<br />

Welches <strong>Denkmal</strong> bedarf am ehesten eurer Hilfe?<br />

2. Informiert euch über die Vergangenheit eures <strong>Denkmal</strong>s.<br />

Wie und wann ist es entstanden? Was könnt<br />

ihr über die Bau- und Nutzungsgeschichte in Erfahrung<br />

bringen? Dazu könnt ihr in Archiven, Bauämtern<br />

und Bibliotheken nachschauen und nachhaken.<br />

Befragt Experten, Bewohner oder Nutzer des <strong>Denkmal</strong>s<br />

nach seiner Bedeutung.<br />

3. Wie sieht der Erhaltungszustand aus? Ist euer <strong>Denkmal</strong><br />

negativen Einflüssen oder Gefahren ausgesetzt?<br />

Zum Beispiel durch Umwelteinflüsse oder fehlende<br />

Nutzungsideen? Was könnte man tun, um viele<br />

Leute auf das historische Zeugnis aufmerksam zu<br />

machen?<br />

Aufgabe<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong>«<br />

Sachinformationen<br />

Die Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong> – Kulturerbe<br />

macht Schule«<br />

Die Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz startet ab 2002 gemeinsam<br />

mit der Deutschen UNESCO-Kommission die bundesweite<br />

Schulkampagne denkmal <strong>aktiv</strong> – Kulturerbe macht<br />

Schule mit dem Themenschwerpunkt (Welt-)Kulturerbe und<br />

<strong>Denkmal</strong>schutz. Kinder und Jugendliche sollen für das Kulturerbe<br />

und den <strong>Denkmal</strong>schutz vor Ort gewonnen und begeistert<br />

werden.<br />

Ziel von denkmal <strong>aktiv</strong> ist es, ein Netzwerk von Schulen zu<br />

schaffen, die das Themenspektrum Kulturerbe und <strong>Denkmal</strong>schutz<br />

lehrplangerecht in den Schulunterricht integrieren. Zu<br />

diesem Zweck werden Schulprojekte zu historischen Bauten<br />

vor Ort entwickelt und durchgeführt sowie geeignete Lehr- und<br />

Lernmaterialien erarbeitet. Die Teams stehen in der Folge als<br />

kompetente Ansprechpartner für weitere interessierte Schulen<br />

zur Verfügung.<br />

In jedem Schuljahr sieht die Kampagne eine Förderung von bis<br />

zu 100 Projekten an Schulen vor. Die Projektteams werden<br />

nicht »allein gelassen«, sondern durch die Veranstalter betreut<br />

und beraten. Das betrifft etwa die Hilfe bei der Kontaktherstellung<br />

zu externen Partnern, Sponsoren und Multiplikatoren<br />

oder die Beratung bei der Erstellung von Arbeitsplänen und Berichten.<br />

Regelmäßige Teilnehmertreffen, die auch die Schülerinnen<br />

und Schüler einbeziehen, tragen zur Qualitätssicherung<br />

und gleichzeitig zur Vernetzung der Aktivitäten bei. Die Projekte<br />

werden dokumentiert und so aufbereitet, dass sie auch<br />

für andere Schulen nachbaubar sind.<br />

Interesse? Dann fordern Sie bei der Deutschen Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />

die Bewerbungsunterlagen an (Adresse s.u.)!<br />

Lernformen<br />

Die Öffnung hin zu außerschulischen Lernorten wird im Unterricht<br />

und/oder in einer Projektwoche vorbereitet. Der Lehrer<br />

führt im Unterricht in das Thema ein. Die Lehrenden erarbeiten<br />

mit den Schülerinnen und Schülern Richtlinien und Checklisten<br />

für die Erforschung historischer Bauten vor Ort. Es werden<br />

wichtige lokale Institutionen und Ansprechpartner ausfindig<br />

gemacht.<br />

Die Schülerinnen und Schüler besuchen das <strong>Denkmal</strong>. Vor Ort<br />

werden anhand von Arbeitsblättern Informationen gesammelt<br />

und Fragen des Erhalts und Umgangs mit dem <strong>Denkmal</strong> diskutiert.<br />

Weitere Besuche sowie auch Exkursionen in Handwerksbetriebe,<br />

Archive, Bibliotheken und Verwaltungen sowie Recherchen<br />

im Internet folgen.<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>schutz live<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

D1<br />

In einer weiteren Phase entwickeln die Schüler Handlungsvorschläge,<br />

etwa zu Bewahrung und Pflege oder zu Dokumentation,<br />

Werbung und Öffentlichkeitsarbeit (s. Schülerseite). Die<br />

Schülerinnen und Schüler erhalten vielleicht bestimmte »Privilegien«,<br />

die der normale Besucher nicht hat: Sie dürfen Räume<br />

betreten, die anderen nicht zugänglich sind, erhalten Einblick<br />

in Archive, haben vielleicht einen Büroraum vor Ort. Die Schülerinnen<br />

und Schüler kommen in Kontakt mit den Verantwortlichen<br />

auf lokaler Ebene: <strong>Denkmal</strong>pfleger, Museumsmitarbeiter,<br />

Handwerker, Restauratoren, Vertreter der <strong>Denkmal</strong>pflege<br />

und Mitarbeiter des Presseamts oder des Fremdenverkehrsamts<br />

der Kommunalverwaltung, Agenda-Büros, Initiativen und<br />

Vereine.<br />

Mit der Teilnahme am bundesweiten Schulprojekt können somit<br />

alle Lernziele des schulischen Bildungsauftrags zur Förderung<br />

von <strong>Denkmal</strong>schutz und <strong>Denkmal</strong>pflege (L1 – L13) erfüllt<br />

werden.<br />

Jugendliche adoptieren ein <strong>Denkmal</strong><br />

Die vor Ort entstehenden Aktivitäten führen im Idealfall zu einer<br />

andauernden »Patenschaft«, wenn sich eine Schule über<br />

einen langen Zeitraum für ein bestimmtes <strong>Denkmal</strong> engagiert.<br />

Jugendliche »adoptieren« ein <strong>Denkmal</strong>, übernehmen selbst<br />

Verantwortung für ihr kulturelles Erbe – diese Idee hatte bereits<br />

vor einigen Jahren Erfolg. Im Rahmen eines 1994 in Neapel<br />

gestarteten Pilotprojekts engagierten sich damals EU-weit<br />

Schülergruppen für »ihr« <strong>Denkmal</strong>. 1996 präsentierten Schülerinnen<br />

und Schüler aus Brüssel, Kopenhagen, Athen, Canterbury,<br />

Dresden und weiteren europäischen Städten ihre<br />

»Schools adopt monuments«-Projekte in Florenz. Im Jahre<br />

1998 lief das Projekt aus. In Dresden, wo man sich seit 1995<br />

beteiligte, setzen seitdem weitere Schulen mit ihren jährlichen<br />

Beiträgen zum »Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s« den Gedanken<br />

fort. Schülerinnen und Schüler aus Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

engagieren sich schon seit geraumer Zeit<br />

im Patenschaftsverein für die Dorfkirche Müsselmow (vgl. Arbeitsblatt<br />

B4) – und dies sind nur einige Beispiele .<br />

Mehr Infos<br />

zur Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong> – Kulturerbe macht Schule«:<br />

• Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz, Hanna Hilger, Koblenzer Straße<br />

75, 53177 Bonn, E-Mail: Hanna.Hilger@denkmalschutz.de,<br />

Internet: www.denkmal-<strong>aktiv</strong>.de<br />

... zu »Schools adopt monuments«:<br />

• Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege Sachsen, Heidrun Rietschel, Schlossplatz<br />

1, 01067 Dresden, Tel.: (0351) 4914400, Fax (0351) 4914477, E-<br />

Mail: Heidrun.Rietschel@LFD.SMWK.Sachsen.de


?<br />

denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Projekttag rund ums <strong>Denkmal</strong><br />

denkmal <strong>aktiv</strong>!<br />

Euer Wunschkandidat ist ausgesucht. Ihr wisst ein<br />

wenig über seine Geschichte und Besonderheiten,<br />

Unser <strong>Denkmal</strong><br />

Themen eines Projekttags/<br />

einer Projektwoche<br />

Erfassen<br />

• Beschreiben: genaue Beschreibung des <strong>Denkmal</strong>s<br />

und seines derzeitigen Zustands, Skizzen, Lagepläne,<br />

Modelle anfertigen, Foto- oder Videodokumentation<br />

erstellen ...<br />

• Recherchieren: Bau- und Nutzungsgeschichte des<br />

<strong>Denkmal</strong>s erforschen, Archive, Bauämter, Bibliotheken<br />

aufsuchen; Zeitzeugen, Bewohner, Nutzer, Fachleute<br />

befragen ...<br />

• Einordnen: architektonische Merkmale und Veränderungen<br />

historischen Epochen zuordnen, Zeugnisse<br />

der Epoche (Literatur, Musik, historische Quellen)<br />

erkunden ...<br />

Schützen<br />

• Planen: einen Projektplan zu Erhaltung und Pflege<br />

erstellen: Was müsste getan werden? Was können<br />

wir tun? Wer könnte uns helfen? Wie wollen wir<br />

vorgehen?<br />

• Pflegen: z.B. nach Rücksprache mit <strong>Denkmal</strong>behörden,<br />

Eigentümern, Restauratoren, etc. Mauerwerk<br />

freilegen, Innenräume säubern, Grabungen unter<br />

Anleitung durchführen ...<br />

• Werben: <strong>Denkmal</strong> (wieder) bekannt machen (z.B.<br />

mit Artikeln in der Lokalzeitung, Webseite), Führungen<br />

veranstalten, Plakate und Präsentationen erstellen<br />

und damit auf Sponsorensuche gehen ...<br />

• Aktionen planen und durchführen: Mittelalter-<br />

Markt, Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s, Aufgabe<br />

Führungen, Ausstellung,<br />

Theaterstück, Diashow ...<br />

Aufgabe<br />

Aufgabe<br />

Legt fest, wer welche Aufgabe zur Vorbereitung eines<br />

Projekttages/ einer Projektwoche übernimmt. Bildet<br />

Arbeitsgruppen. Die Gruppen stimmen untereinander<br />

D2<br />

vielleicht habt ihr schon erkannt, wo das <strong>Denkmal</strong> eurer<br />

Hilfe bedarf. Und was nun? An einem Projekttag könnt<br />

ihr klären, wie ihr weiter vorgeht.<br />

DAS MACHEN WIR:<br />

?<br />

ab, welche Aktivitäten sie ergreifen wollen, und stellen<br />

ihre Planung der Klasse vor. Erstellt einen Terminplan<br />

für die verschiedenen Aufgaben und Aktionen.


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Projekttag rund ums <strong>Denkmal</strong><br />

Sachinformationen<br />

Projektpräsentation am Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />

Der Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s entstand 1984 in Frankreich<br />

auf Initiative des damaligen Kulturministers Jack Lang. Fortan<br />

schmiedeten die Nachbarstaaten ähnliche Pläne. Schließlich<br />

griff der Europarat den Gedanken auf und rief 1991 die »European<br />

Heritage Days« ins Leben. Seit 1993 ist der von der Deutschen<br />

Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz koordinierte »Tag des offenen<br />

<strong>Denkmal</strong>s« mit großem Erfolg der deutsche Beitrag: 2001 öffneten<br />

beispielsweise die Eigentümer und Nutzer von 6.000<br />

Kulturdenkmalen die Pforten für insgesamt drei Millionen Besucher.<br />

<strong>Denkmal</strong>pfleger berichteten über ihre Tätigkeit, Archäologen,<br />

Restauratoren und Handwerker führten Arbeitstechniken<br />

vor.<br />

Kerngedanke des <strong>Denkmal</strong>tages ist, sonst nicht oder nur teilweise<br />

öffentlich zugängliche <strong>Denkmal</strong>e zu zeigen und sie mit<br />

Sonderaktionen »erlebbar« zu machen.<br />

Der Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s findet jedes Jahr am zweiten<br />

Sonntag im September statt. Für Schulen bietet er eine hervorragende<br />

Plattform, die über das Schuljahr laufende Projektarbeit<br />

einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen!<br />

Checkliste für die Planung eines<br />

»Tags des offenen <strong>Denkmal</strong>s«<br />

� Grobplanung erstellen: Welche Veranstaltungen/Aktionen<br />

können wir anbieten? Was zieht viele Besucher an?<br />

� »Projektmanagement«: Kompetenzen verteilen: Wer<br />

macht was? Wer ist verantwortlich für ... (Aufführungen,<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Gesamtorganisation etc.)<br />

� alle Beteiligten und mögliche Helfer ansprechen:<br />

<strong>Denkmal</strong>behörden, Eigentümer, Nutzer, Bewohner des<br />

<strong>Denkmal</strong>s; die Eltern der Schüler; lokale Vereine,<br />

Agenda-Büros, Presse ...<br />

� Schwerpunktthema festlegen: für Besucher ist ein<br />

»Motto« die eigentliche Attraktion – die einzelnen Veranstaltungen<br />

beleuchten z.B. einzelne Aspekte (Handwerker<br />

zeigen, mit welchen Techniken zur Errichtung und<br />

Ausgestaltung des Gebäudes gearbeitet wurde; ein<br />

Theaterstück lässt die historische Epoche wieder auferstehen;<br />

Führungen und Ausstellungen beleuchten die<br />

Veränderungen über die Zeit ...)<br />

� Detailplanung: Arbeitsgruppen bilden, Tagesablauf<br />

festlegen, freiwillige Helfer einteilen (Auf-/Abbau, Kuchenverkauf,<br />

Aufpasser, Informationsstand ...), Schlechtwettervarianten<br />

einplanen, Pressetexte zur Vorankündigung<br />

rechtzeitig platzieren, Plakatierung und Verteilen<br />

von Handzetteln organisieren ...<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>schutz live<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

D2<br />

Fragen + Ziele<br />

Ein Projekttag motiviert die Schülerinnen und Schüler, sich intensiv<br />

mit einem <strong>Denkmal</strong> zu beschäftigen. Über den engen<br />

Rahmen von Unterrichtsstunden hinaus kann konzentriert an<br />

einem Thema gearbeitet und selbst geforscht werden. Dabei<br />

vertieft sich die persönliche Bindung der Jugendlichen zu<br />

ihrem <strong>Denkmal</strong> – die Patenschaft wird direkt erlebbar.<br />

Lernformen<br />

Den Projekttag oder die Projektwoche sollten die Schülerinnen<br />

und Schüler von vornherein selbst planen. Das Patenschaftsprojekt<br />

baut auf die Initiative der Jugendlichen, die sich<br />

um »ihr« <strong>Denkmal</strong> kümmern. Sie nehmen selbst die Organisation<br />

von Aktionen in die Hand, erstellen Zeit- und Projektpläne<br />

und verteilen Aufgaben. Der Lehrer fungiert als Betreuer und<br />

Berater und hilft ihnen bei der Umsetzung ihrer Ideen. Er weist<br />

auf wichtige Ansprechpartner hin, stellt Kontakte her und führt<br />

die Ergebnisse der Schülerrecherchen zusammen.<br />

Mehr Infos<br />

Hilfe bei allen Fragen, Kontaktvermittlung und ein Infopaket<br />

zum Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s (mit Anmeldebogen, Bestellung<br />

kostenloser Plakate, Tipps und Infos für Veranstalter) gibt<br />

es bei:<br />

Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz, Referat Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s,<br />

Koblenzer Straße 75, 53117 Bonn, Hotline: (02 28) 9 57 38-78,<br />

Fax: (02 28) 9 57 38-23,<br />

Internet: www.denkmalschutz.de, E-Mail: toffd@denkmalschutz.de


Workshops:<br />

denkmal <strong>aktiv</strong> D3<br />

Reise<br />

Kooperationsprojekt:<br />

Gemeinsam mehr erreichen<br />

Wenn ihr euer <strong>Denkmal</strong>-Patenkind erforscht, stoßt ihr<br />

ganz schnell an Grenzen. Doch ihr seid ja nicht allein.<br />

An anderen Schulen wird auch zum Thema <strong>Denkmal</strong><br />

gearbeitet. Ihr könnt ja z.B. gemeinsam Buddeln und<br />

Forschen oder eine Website zu den alten Scheunen bei<br />

euch gleich um die Ecke und ganz weit weg am anderen<br />

Ende Deutschlands entwickeln! Noch mehr Ideen?<br />

Wer könnte mit euch zusammen an<br />

Projekten zum <strong>Denkmal</strong>schutz arbeiten?<br />

• schulintern: andere Klassen in eurer Schule<br />

• lokal: andere Schulen bei euch vor Ort: das Nachbargymnasium,<br />

die Realschule im nächsten Ort, die<br />

Hauptschule, die Berufsschule ...<br />

Mögliches Ablaufschema:<br />

Erfassen<br />

• Erster Kontakt: wer sind wir eigentlich, was wollen<br />

wir machen? ➠ z.B. per E-Mail-Austausch<br />

• Auftakttreffen: gegenseitige Vorstellung, Projektplanung,<br />

Verteilung der Aufgaben und Zuständigkeiten<br />

• Projektarbeit: Arbeitsgruppen forschen und entdecken,<br />

stellen ihre Ergebnisse zusammen, befragen<br />

Experten, planen Aktionen ➠ Abstimmung u.a. per<br />

E-Mail oder über eine Website zu eurem Projekt<br />

• Zwischentreffen: was haben wir bisher erreicht,<br />

welche Probleme gibt es, was müssen wir noch<br />

machen? ➠ Das Treffen kann auch »virtuell« als Chat<br />

im Internet oder per Videokonferenz stattfinden.<br />

• Workshops: spezielle Themen werden gemeinsam<br />

noch einmal durchgesprochen, vielleicht wird eine<br />

Grabung zusammen durchgeführt, ein Keller entrümpelt,<br />

ein Theaterstück geprobt ... ➠ Hier bieten sich<br />

gegenseitige Besuche und eine gemeinsame Projektwoche<br />

an!<br />

• Präsentation/Aktionen: eine Ausstellung mit<br />

allen euren Forschungsergebnissen führt alle Beteiligten<br />

zusammen, ihr präsentiert auf dem Tag des<br />

offenen <strong>Denkmal</strong>s euer Patenkind zusammen mit<br />

eurer Partnerschule ...<br />

Kooperationsprojekt:<br />

• regional: andere Schulen in eurer Region, die ihr z.B.<br />

von Sportveranstaltungen, Theater- und Musikwettbewerben<br />

o. Ä. kennt<br />

• national: z.B. Schulen, die selbst <strong>Denkmal</strong>schutzprojekte<br />

durchführen, mit Aktionen am Tag des offenen<br />

<strong>Denkmal</strong>s teilnehmen oder teilgenommen haben –<br />

hier hilft euch die Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />

weiter<br />

• international: z.B. Partnerschulen eurer Schule im<br />

Ausland oder Schulen in eurer Partnerstadt<br />

Unsere Ideen:<br />

UNSERE PLANUNG:<br />

Aufgabe<br />

?<br />

?


denkmal <strong>aktiv</strong><br />

Kooperationsprojekt:<br />

Gemeinsam mehr erreichen<br />

Sachinformationen<br />

Kontakte knüpfen<br />

Klassen- und Schulpartnerschaften bieten den Schülerinnen<br />

und Schülern einen zusätzlichen Anreiz, sich ganz besonders<br />

um »ihr« <strong>Denkmal</strong> zu kümmern. Die Jugendlichen motivieren<br />

sich gegenseitig und vergleichen Ergebnisse. Dazu können<br />

bestehende Kontakte zwischen Schulen genutzt oder neue<br />

aufgebaut werden.<br />

Vorhandene Schulnetzwerke können ebenfalls für den Aufbau<br />

einer Kooperation genutzt werden, z.B. über die Kontaktbörsen<br />

auf den Webseiten der Bildungsserver und anderer<br />

Angebote für Lehrerinnen und Lehrer (vgl. Mehr Infos). Bei<br />

Kooperationsprojekten zwischen Schulen im Westen und<br />

Osten der Bundesrepublik hilft die Initiative »Schulpartnerschaften«<br />

bei der Kontaktaufnahme.<br />

Die rund 130 UNESCO-Projektschulen (Internet:www.upsschulen.de)<br />

in Deutschland sind weitere mögliche Ansprechpartner<br />

für gemeinsame Projekte. Sie verstehen sich als<br />

Netzwerk zur interkulturellen Bildung und haben sich u.a. zum<br />

Einsatz für Umwelt und globale Entwicklung (Nachhaltigkeit,<br />

Agenda 21) verpflichtet. Regelmäßige Projekte, besonders im<br />

außerschulischen Umfeld, fächerübergreifendes Lernen und<br />

Zusammenarbeit mit anderen Schulen im regionalen, nationalen<br />

und internationalen Netzwerk des Associated Schools<br />

Project (ASP) der UNESCO sind selbstverständlich.<br />

Checkliste Dokumentation<br />

Wichtig für das Projekt ist die begleitende Dokumentation,<br />

die am Ende auch anderen Schulen – auch im Internet –<br />

verfügbar gemacht wird. Denken Sie z.B. an:<br />

� regelmäßige Zwischenberichte der Schülerinnen<br />

und Schüler<br />

� Erstellung einer Dokumentationsseite im Internet (kann<br />

bei Teilnahme einfließen in das Schulprojekt »denkmal<br />

<strong>aktiv</strong>«)<br />

� Austausch mit anderen Teilnehmerschulen über das<br />

Internet (Bildungsserver, Videokonferenzen,<br />

Diskussionsforen)<br />

� regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit (Pressemeldungen<br />

zum Fortschritt des Projekts)<br />

� Treffen/Präsentation der Projekte untereinander (die<br />

Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz organisiert Lehrerfortbildungen<br />

und Schülertreffen), Eigeninitiativen zum<br />

Austausch zwischen den Schulen<br />

� Präsentation der Ergebnisse für die Öffentlichkeit<br />

(z.B. am Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s)<br />

<strong>Lehrerinfo</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>schutz live<br />

Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />

M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />

D3<br />

Fragen + Ziele<br />

Die Zusammenarbeit mit anderen Schulen legt besonderen<br />

Wert auf die Entwicklung von Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten<br />

der Schülerinnen und Schüler. Die Jugendlichen<br />

erfahren, dass gemeinsame Arbeit an einem Projekt auch<br />

bedeutet, Verantwortung für den eigenen Arbeitsbereich zu<br />

übernehmen, z.B. durch die Einhaltung von Terminen und regelmäßige<br />

Abstimmung.<br />

Inhaltlich bietet ein Kooperationsprojekt die Möglichkeit, sich<br />

umfassender als im Rahmen des Regelunterrichts mit allen<br />

Aspekten rund um <strong>Denkmal</strong>e vertraut zu machen. Aufgaben<br />

können verteilt, Ergebnisse aber gemeinsam besprochen und<br />

verglichen werden. Die Jugendlichen erkennen insbesondere<br />

bei der Zusammenarbeit mit Schulen aus anderen Regionen<br />

Deutschlands, dass <strong>Denkmal</strong>e kein regionales Phänomen sind,<br />

sondern überall Aufgaben des <strong>Denkmal</strong>schutzes und der<br />

<strong>Denkmal</strong>pflege öffentliche Aufmerksamkeit fordern.<br />

Lernformen<br />

Langfristige Kooperationsprojekte mit anderen Schulen erfordern<br />

eine weitgehende Ablösung von festen Unterrichtsstrukturen<br />

hin zu freier Projektarbeit und Selbstverantwortung der<br />

Schülerinnen und Schüler für Organisation und Ablauf des Projekts.<br />

Dennoch sollten regelmäßig im Unterricht Bezüge zum<br />

Projekt hergestellt werden, z.B. Zwischenberichte angefertigt<br />

und vorgetragen oder Termine abgestimmt werden.<br />

Es bietet sich an, auch in Projektphasen mit weitgehend<br />

selbstständiger Arbeit der Schüler, eine »Projektviertelstunde«<br />

einmal die Woche vorzusehen, in der Fortschritte vorgestellt<br />

und Fragen geklärt werden. Gleichzeitig ist in größeren Abständen<br />

eine ausführlichere Beschäftigung mit dem ausgewählten<br />

<strong>Denkmal</strong> vorzusehen. So können dann im Unterricht –<br />

wie in den Arbeitsblättern A bis C beispielhaft dargestellt – Einzelaspekte<br />

des <strong>Denkmal</strong>s untersucht werden und außerschulische<br />

Erkundungsgänge vor- und nachbereitet werden.<br />

Mehr Infos<br />

• Kontaktaufnahme zu anderen Schulen : www.bildungsserver.de,<br />

www.schulweb.de, www.infoschul-ii.de, www.lehrer-online.de<br />

• Schulpartnerschaften Ost-West: www.schulpartnerschaften.de<br />

• UNESCO-Projektschulen: www.ups-schulen.de,<br />

www.unesco.org/education/asp

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