Lehrerinfo - Denkmal aktiv
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denkmal <strong>aktiv</strong> A1<br />
Ein <strong>Denkmal</strong>, was ist das?<br />
Checkliste<br />
Checkliste:<br />
Was kann ein <strong>Denkmal</strong> sein?<br />
Das macht ein <strong>Denkmal</strong> aus (Kriterien):<br />
__________________________________________<br />
__________________________________________<br />
__________________________________________<br />
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Ein <strong>Denkmal</strong> – hinter dieser Bezeichnung kann sich<br />
vieles verbergen. <strong>Denkmal</strong>e sind nicht nur Standbilder<br />
oder Gedenktafeln, die als Erinnerung an Ereignisse<br />
oder Personen aufgestellt wurden. Sondern Kulturdenkmale<br />
im weiteren Sinne sind Bauten, Gartenanlagen und<br />
Relikte im Boden, die vom Menschen in der Vergangenheit<br />
geschaffen wurden. Als geschichtliche Zeugnisse<br />
sagen sie uns etwas über frühere Zeiten, über die Menschen<br />
damals, ihre Vorstellungen, Gewohnheiten,<br />
Arbeits- und Lebensweisen. Ein Baudenkmal muss nicht<br />
unbedingt besonders prächtig, groß oder auffällig sein.<br />
Gerade alltägliche Gebäude erzählen manchmal überraschende<br />
Geschichten über frühere Zeiten. Und Industrieanlagen,<br />
Eisenbahnstrecken oder Brücken zeugen<br />
von alten Arbeitstechniken und der Entwicklung unserer<br />
Maschinen.<br />
Foto: Roland Rossner<br />
Foto: Archiv der DSD<br />
Aufgabe<br />
Aufgaben<br />
?<br />
Aufgaben<br />
1. Beschreibt die vier Abbildungen. Überlegt, warum<br />
die dargestellten Objekte heute als <strong>Denkmal</strong> angesehen<br />
werden.<br />
2. Sammelt Argumente: Was spricht jeweils für, was<br />
gegen eine Einordnung als <strong>Denkmal</strong>?<br />
3. Fasst eure Ergebnisse in einer »Checkliste für <strong>Denkmal</strong>e«<br />
zusammen.<br />
4. Bildet Arbeitsgruppen. Tragt zusammen, welche<br />
Gebäude, Anlagen, Objekte ihr vor Ort zum <strong>Denkmal</strong><br />
erklären und unter Schutz stellen wollt. Jede Gruppe<br />
erstellt ein Plakat »Rettet ...!« und trägt in der Klasse<br />
vor, warum ihr Objekt als <strong>Denkmal</strong> erhalten und<br />
geschützt werden sollte.<br />
Foto: Marie-Luise Preiss Foto: Marie-Luise Preiss<br />
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?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Ein <strong>Denkmal</strong>, was ist das?<br />
Sachinformationen<br />
Definition von <strong>Denkmal</strong>en<br />
<strong>Denkmal</strong>e sind Bauwerke und andere Dinge, die Menschen in<br />
vergangenen Zeiten geschaffen haben. Sie sind deshalb wichtig,<br />
weil sie uns etwas über frühere Epochen sagen. Ihr Erscheinungsbild<br />
gibt Auskunft über den Baustil und über Materialien<br />
und Techniken aus der Zeit, in der sie entstanden sind. Und<br />
wenn seitdem etwas verändert wurde, auch über die danach folgenden<br />
Zeiten.<br />
<strong>Denkmal</strong>e zeigen uns nicht nur, wie man früher gebaut hat, sondern<br />
auch, wie Menschen gelebt, gearbeitet und gedacht haben.<br />
Es geht nämlich nicht unbedingt immer um »Schönheit«, wenn<br />
von einem <strong>Denkmal</strong> gesprochen wird. Wichtig ist auch der dokumentarische<br />
Wert. Ganz unscheinbare Bauten, die gegenüber<br />
Schlössern und Kathedralen eher ein Schattendasein fristen,<br />
können sehr aufschlussreich über die Geschichte berichten! Sie<br />
können prägend für eine Stadt oder Region gewesen sein. Sagen<br />
wir es einmal so: <strong>Denkmal</strong>e sind Zeugen einer früheren Zeit. Sie<br />
regen zum Nachdenken an und tragen dazu bei, dass wir uns in<br />
unserer gewachsenen Umgebung wohl fühlen. Denn wer lebt<br />
schon gern in gesichtslosen Dörfern oder öden Städten ...<br />
Fachleute unterscheiden mehrere große Gruppen von <strong>Denkmal</strong>en:<br />
Die größte Gruppe bilden die Baudenkmale. Das sind Burgen,<br />
Schlösser, Kirchen, Bauernhöfe, Scheunen usw. Auch technische<br />
<strong>Denkmal</strong>e wie Brücken, Schleusen und Fabrikanlagen<br />
gehören dazu. Eine weitere Gruppe bilden alte Gärten und Parkanlagen.<br />
Dann spricht man noch von »beweglichen <strong>Denkmal</strong>en«,<br />
wie zum Beispiel bei alten Dampfloks oder Schiffen. Außerdem<br />
gibt es <strong>Denkmal</strong>-Ensembles. Denn heute stellt man auch ganze<br />
Dörfer oder Stadtviertel unter Schutz, die in ihrer gewachsenen<br />
Form einmalig und kostbar sind. Die Archäologen befassen sich<br />
mit Bodendenkmalen und Grabungsschutzgebieten.<br />
Quelle: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz,<br />
www.denkmal-mit-pfiff.de/teens/denkmallexikon<br />
Die vier Abbildungen zeigen vier <strong>Denkmal</strong>e mit sehr<br />
unterschiedlichem Charakter:<br />
Abbildung 1: Bamberg (Bayern): Historische Altstadt mit Bauten<br />
vom 11. bis 18. Jahrhundert, darunter viele Fachwerkhäuser.<br />
1993 in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen<br />
wegen ihres einmaligen, auf mittelalterlichem Grundriss<br />
entwickelten und sehr gut erhaltenen Stadtensembles.<br />
Abbildung 2: Goethe-Schiller-Standbild in Weimar (Thüringen):<br />
Das Doppelstandbild von Ernst Rietschel, das 1857 enthüllt<br />
wurde, ehrt die Begründer der »Weimarer Klassik«.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
A1<br />
Abbildung 3: Leuchtturm Roter Sand (Niedersachsen): Gebaut<br />
1885 bei Bremerhaven, als zunehmender Schiffsverkehr<br />
immer bessere Seezeichen notwendig machte, warnte der<br />
Leuchtturm in der Nordsee 79 Jahre lang vor dem gefährlichen<br />
Riff Roter Sand.<br />
Abbildung 4: Schloss Augustusburg in Brühl (Nordrhein-<br />
Westfalen): Kurfürst Clemens August ließ die Residenz<br />
1725–1768 im Stil des Rokoko errichten. U.a. wegen seiner<br />
Vorbildfunktion für die Schlossbaukunst des 18. Jahrhunderts<br />
wurde Schloss Augustusburg 1994 zum UNESCO-Welterbe<br />
erklärt.<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Beispiele sind so gewählt, dass die Schülerinnen und<br />
Schüler aus dem Stand Kriterien für die Einordnung eines Objektes<br />
als <strong>Denkmal</strong> diskutieren können.<br />
Die Schülerinnen und Schüler erschließen den unterschiedlichen<br />
Charakter von <strong>Denkmal</strong>en. Sie arbeiten Kriterien zur Bestimmung<br />
von <strong>Denkmal</strong>en heraus und wenden diese auf<br />
selbstgewählte Beispiele an (vgl. Lernziele L1 und L7). Im Rahmen<br />
der Erörterungen wird ihnen deutlich, dass bei der Einschätzung<br />
eines Objektes politik-, sozial-, technik- und kulturgeschichtliche<br />
Kriterien in unterschiedlicher Gewichtung herangezogen<br />
werden müssen.<br />
Lernformen<br />
Das Arbeitsblatt bietet Gelegenheit zu einem Themeneinstieg<br />
in verschiedenen Schritten mit unterschiedlichen Vertiefungsgraden:<br />
1. Problematisierung anhand der abgebildeten Beispiele.<br />
2. Erarbeiten von Kriterien anhand der Beispiele in Form<br />
eines Unterrichtsgespräches oder in Gruppenarbeit.<br />
3. Ergebnissicherung anhand einer gemeinsam zu erstellenden<br />
Checkliste.<br />
4. Anwenden der so gewonnenen Kriterien auf Bauwerke<br />
und andere Objekte aus dem eigenen Lebensumfeld.<br />
5. Entwickeln einer eigenen Position zur Schutzwürdigkeit<br />
solcher Bestände.<br />
6. Möglichkeit zur Dokumentation und Präsentation.<br />
Mehr Infos<br />
• Gesetze: www.denkmalpflege.com/gesetze.htm<br />
• Infos: www.denkmalschutz.de, www.denkmalschutz-online.de<br />
• Bamberg: www.bamberg.de<br />
• Weimar: www.weimar.de<br />
• Leuchtturm Roter Sand: www.roter-sand.de<br />
• Schloss Augustusburg: www.schlossbruehl.de
Checkliste<br />
<strong>Denkmal</strong>pflege<br />
<strong>Denkmal</strong><br />
schutzbehörde<br />
denkmal <strong>aktiv</strong> A2<br />
<strong>Denkmal</strong>e aufspüren<br />
<strong>Denkmal</strong>e in unserem Ort:<br />
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__________________________________________<br />
__________________________________________<br />
__________________________________________<br />
Das sollte auch zum <strong>Denkmal</strong> erklärt werden<br />
(Kandidatenliste):<br />
__________________________________________<br />
__________________________________________<br />
__________________________________________<br />
<strong>Denkmal</strong>:<br />
Die <strong>Denkmal</strong>schutzgesetze der Länder unterscheiden<br />
mehrere Arten von Kulturdenkmalen: Baudenkmale,<br />
deren Ausstattung und Zubehör, bewegliche <strong>Denkmal</strong>e<br />
(zum Beispiel Statuen, Gemälde, Möbel) sowie Gesamtanlagen,<br />
auch Ensembles genannt, außerdem Bodendenkmale<br />
und Grabungsschutzgebiete. Bewertungskriterien<br />
sind die künstlerische Qualität und die wissenschaftliche,<br />
technische, geschichtliche, volkskundliche<br />
oder städtebauliche Bedeutung.<br />
Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege:<br />
In allen Bundesländern gibt es ein Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege<br />
als zentrale Fachbehörde. Die wissenschaftliche<br />
Erfassung und Beschreibung der Bau- und Kunstdenkmale,<br />
die fachliche Betreuung denkmalgerechter<br />
Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen sowie<br />
die Verwaltung staatlicher Zuschussmittel für denkmalpflegerische<br />
Maßnahmen an Kulturdenkmalen gehören<br />
unter anderem zu ihren Aufgaben. Die Landesämter<br />
nehmen die Eintragungen in das <strong>Denkmal</strong>buch vor.<br />
Untere <strong>Denkmal</strong>schutzbehörde:<br />
Die Unteren <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden sind meist den<br />
kreisfreien Städten und Landkreisen zugeordnet und<br />
für den Eigentümer neben dem Landesdenkmalamt die<br />
wichtigsten Ansprechpartner. Hier kann man zum<br />
Beispiel Auskunft zu den Baugenehmigungs- und Erlaubnisverfahren<br />
nach dem <strong>Denkmal</strong>schutzgesetz und zur<br />
denkmalgerechten Instandsetzung und Nutzung eines<br />
Baudenkmals erhalten.<br />
Quelle: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz (Hrsg.): Monumente,<br />
Sonderausgabe zum Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s 1997, S. 10f.<br />
Checkliste<br />
Aufgaben<br />
Überall können sich Gebäude oder Anlagen verbergen,<br />
die so wertvoll oder bedeutend sind, dass sie unter<br />
Schutz gestellt werden sollten. Erkundigt euch, ob es<br />
in eurer Gegend solche Objekte gibt, wählt eines oder<br />
mehrere aus und untersucht diese genauer. Geht dabei<br />
so vor:<br />
1. Nehmt die Checkliste von A1 zur Grundlage: Was ist<br />
ein <strong>Denkmal</strong>?<br />
2. Wendet euch an die für eure Gemeinde zuständige<br />
<strong>Denkmal</strong>schutzbehörde (dazu könnt ihr in der<br />
Stadt- oder Kreisverwaltung nachfragen). Erkundigt<br />
euch über Kriterien zur Bestimmung eines <strong>Denkmal</strong>s<br />
und überprüft eure Checkliste. Welche <strong>Denkmal</strong>e<br />
gibt es bereits bei euch vor Ort?<br />
3. Führt einen Spaziergang durch euren Ort oder euer<br />
Stadtviertel durch und schaut euch nach erhaltenswerten<br />
Baudenkmalen um.<br />
4. Listet »Kandidaten« auf, die es lohnen, genauer<br />
untersucht zu werden.<br />
5. Erkundigt euch bei Heimatvereinen, Geschichtswerkstätten,<br />
Personen, die sich in der Gegend<br />
genauer auskennen, über Gebäude oder andere<br />
Objekte, die unter Schutz gestellt werden sollten.<br />
6. Ergänzt eure »Kandidatenliste«.<br />
7. Entscheidet gemeinsam, welche Kandidaten genauer<br />
untersucht werden sollen.<br />
8. Erstellt einen Untersuchungsplan, in dem verzeichnet<br />
wird, was zu tun ist und wer welche Aufgabe<br />
übernehmen soll. Setzt einen Termin, an dem die<br />
Untersuchungsergebnisse vorliegen sollen.<br />
9. Tragt die Unterlagen (Berichte, Fotos, Skizzen,<br />
Zeitungsausschnitte, Interviewnotizen, Urkunden<br />
etc.) zusammen und gestaltet eine Dokumentation.<br />
10. Denkt dabei an die Zielgruppe, die ihr mit der<br />
Dokumentation ansprechen wollt: Mitschüler?<br />
Lehrer? Die Presse? <strong>Denkmal</strong>schutzbeauftragte<br />
eurer Gemeinde?<br />
11. Wollt ihr euch weiter für dieses Objekt einsetzen?<br />
Überlegt, was ihr tun könnt! Informiert euch, ob ihr<br />
einen Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s durchführen könnt.<br />
?<br />
?<br />
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denkmal <strong>aktiv</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e aufspüren<br />
Sachinformationen<br />
Die Einschätzung eines vorgefundenen Bestandes als <strong>Denkmal</strong><br />
hängt davon ab, ob es gelingt, die besondere Bedeutung seiner<br />
Merkmale und Eigenschaften der Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern<br />
plausibel darzulegen. Voraussetzung dafür ist<br />
eine sorgfältige Untersuchung, eine gute Dokumentation und<br />
eine anschauliche Präsentation.<br />
Mit dieser Aufgabe können die Schülerinnen und Schüler erste<br />
systematische Zugänge zu einer <strong>aktiv</strong>en Auseinandersetzung<br />
mit der <strong>Denkmal</strong>schutzproblematik gewinnen. Dies betrifft Kriterien<br />
der Unterschutzstellung, Methoden der Bestandserfassung<br />
und der historischen Recherche sowie der Dokumentation<br />
und Präsentation<br />
So wird ein <strong>Denkmal</strong> untersucht<br />
und dokumentiert<br />
Untersuchung<br />
I. Vorbereitung, Sammlung von Unterlagen<br />
• Fotos<br />
• Orientierungsschema, Kartierungsgrundlagen beschaffen:<br />
Pläne, Großfotos, Bauaufmaß<br />
• Sammlung von Quellen u. Archivmaterial, Literatur, Zeitungsberichten<br />
(Angaben zur Geschichte, Entstehungszeit,<br />
Datierung, Provenienz etc.)<br />
• Restaurierungs- und Veränderungsgeschichte<br />
II. Untersuchung<br />
• Bestandsbeschreibung, inhaltlich, formal, materiell:<br />
Beschreibung des Darstellungsgegenstands (genaue<br />
Objektbezeichnung, bei bildlichen Darstellungen Beschreibung<br />
des Inhalts); Beschreibung der formalen Gestaltung;<br />
Benennung der Materialien, soweit nach Augenschein<br />
erkennbar. [...]<br />
• Zustandsbeschreibung, d.h. Beschreibung des Erhaltungszustands<br />
[...]<br />
• Bewertung des Bestandes, des Erhaltungszustands und des<br />
Schadensausmaßes<br />
• Feststellung interventionspflichtiger Schadensphänomene.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
A2<br />
Dokumentation<br />
I. Identifikation<br />
• Wo? Standort, Aufbewahrungsort: Adresse,<br />
evtl. Flurnummer.<br />
• Was? Genaue Objektbezeichnung lt. <strong>Denkmal</strong>liste, Gattung,<br />
Sachbegriff, Maße.<br />
• Wer? Zuständige Ämter und Personen. Eigentümer, Auftraggeber,<br />
<strong>Denkmal</strong>amt/Referent, Architekt, Restaurator.<br />
• Beschreibung des Bestandes, Beschreibung des<br />
angetroffenen Zustands, Schadensbeschreibung<br />
• Erläuterung der Untersuchungsergebnisse mit<br />
Interpretation<br />
• Arbeitsbericht mit Materialauflistung<br />
Nach: Orientierungshilfe zur Untersuchung und Dokumentation in<br />
der Restaurierung, Arbeitspapier der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger<br />
in der BRD, Details:<br />
www.denkmalpflege-forum.de/orientierungshilfe.htm<br />
Fragen + Ziele<br />
Ziel dieser Aufgabe ist es, durch die intensive Beschäftigung<br />
mit einem ausgewählten Objekt den Schülerinnen und<br />
Schülern Einblicke in die komplexen Anforderungen und Tätigkeitsfelder<br />
des <strong>Denkmal</strong>schutzes zu vermitteln (vgl. Lernziele<br />
L6 und L11).<br />
Das Arbeitsblatt knüpft eng an Arbeitsblatt A1 mit der Bestimmung<br />
des <strong>Denkmal</strong>sbegriffs an. A1 sollte daher zuerst bearbeitet<br />
werden. Es empfiehlt sich auch, je nach Möglichkeit die<br />
Arbeitsblätter A3 bis A5 vor A2 einzusetzen, so dass die Schülerinnen<br />
und Schüler schon einige Aspekte der Beschäftigung<br />
mit <strong>Denkmal</strong>en kennen gelernt haben (Stil- und Formensprache<br />
analysieren, Bedeutung für die Menschen und eine ganze<br />
Region einschätzen, Konflikte um Erhalt und Nutzung ergründen).<br />
Lernformen<br />
Die Aufgabe ist so angelegt, dass sie in einer Unterrichtsreihe<br />
oder als Projekt behandelt werden kann. Die Schülerinnen und<br />
Schüler werden dabei vor eine Vielzahl von inhaltlichen, methodischen<br />
und organisatorischen Anforderungen gestellt: Recherchieren,<br />
Kriterien erörtern und konkretisieren, Kriterien<br />
anwenden, eine Dokumentation organisieren, Arbeitsaufträge<br />
formulieren und verteilen, einen Zeitplan erstellen und einhalten,<br />
eine Präsentation planen, erstellen und vorstellen.<br />
Mehr Infos<br />
• Gesetze: www.denkmalpflege.com/gesetze.htm<br />
• Tipps zur Dokumentation von <strong>Denkmal</strong>en:<br />
www.denkmalpflege-forum.de/orientierungshilfe.htm
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e zum Sprechen<br />
bringen<br />
<strong>Denkmal</strong>e<br />
Aufgaben<br />
Die Abbildung zeigt einen Teil eines Gebäudes,<br />
das unter <strong>Denkmal</strong>schutz gestellt wurde.<br />
1. Wie wirkt das Gebäude auf euch? Wie ist es gestaltet?<br />
Wie könnte man den Stil beschreiben?<br />
Wann könnte das Gebäude entstanden sein?<br />
Zur Wirkung des Gebäudes:<br />
Welchen Eindruck vermittelt das Bauwerk auf den<br />
ersten Blick? Stellt Vermutungen an über seine<br />
Funktion und die Menschen, die sich darin aufhalten.<br />
Haltet eure Überlegungen in Notizen fest oder<br />
stellt eine Bildcollage zusammen. Welche Formen,<br />
Farben, Szenen bringt ihr mit dem Gebäude in<br />
Verbindung?<br />
Zur Gestalt des Gebäudes:<br />
Bestimmt typische Gestaltungselemente des Baus<br />
und zeichnet diese auf einer Schautafel nach.<br />
Zur zeitlichen Einordnung:<br />
Schlagt in Lexika zur Architektur und Baustilkunde<br />
oder anderen geeigneten Unterlagen nach: Wann<br />
wurden vergleichbare Bauten errichtet? Wann tauchen<br />
die beobachteten Gestaltungselemente bei<br />
anderen Bauwerken auf? Ordnet eure Ergebnisse<br />
den Skizzen auf der Schautafel zu.<br />
2. Überlegt, welche weiteren Teile der Gebäudekomplex<br />
haben kann, und wie das Umfeld der Anlage<br />
(Stadt, Land, Gebirge?) aussehen könnte. Vervollständigt<br />
das Bild oder schreibt einen kurzen Text<br />
dazu.<br />
Foto: Angela Wassmann<br />
A ufgabe<br />
A ufgabe<br />
Aufgabe<br />
Aufgabe<br />
? ?<br />
A3<br />
Zur zeitlichenEinordnung<br />
Zur Wirkung<br />
des Gebäudes<br />
Zur Gestalt<br />
des Gebäudes
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e zum Sprechen bringen<br />
Sachinformationen<br />
Der eigentliche Zweck des Baus lässt sich anhand seiner Gestalt<br />
nicht leicht erschließen, die Gestalt führt zunächst in die<br />
Irre. Was wie der Teil eines Festungs- oder Schlossbaus anmutet,<br />
ist in Wirklichkeit der »Malakow-Turm« einer Zechenanlage<br />
aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (1857). Bauherr und Architekt<br />
greifen auf eine historische Formensprache zurück – ein<br />
typischer Zug dieser Zeit des romantisierenden Historismus.<br />
Die zweite Abbildung zeigt die ganze Anlage mit Maschinenanlage<br />
und Hauptgebäude. Diese Abbildung sollen die Schüler<br />
erst zu sehen bekommen, nachdem sie ihrerseits Hypothesen<br />
zur Nutzung und zum weiteren Aussehen des Gesamtbaus dargelegt<br />
haben.<br />
Fragen + Ziele<br />
Das Arbeitsblatt gibt den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit,<br />
sich den ästhetischen Qualitäten eines <strong>Denkmal</strong>s zu<br />
nähern und dieses dann entsprechend einzuordnen (Lernziel<br />
L3). Dazu sollen zunächst aufgrund sichtbarer Eigenschaften<br />
des Bauwerks Hypothesen formuliert, Eindrücke und Empfindungen<br />
beschrieben, die Formensprache herausgestellt und<br />
Argumente für eine stilgeschichtliche Einordnung gefunden<br />
werden. Die Ergebnisse dieser Annäherung werden dokumentiert<br />
und präsentiert (Lernziel L13).<br />
Lernformen<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen Methoden kennen lernen,<br />
mit deren Hilfe sich ein Baudenkmal auf sehr vielfältige Weise<br />
erschließen lässt. Der Arbeitsauftrag ist so formuliert, dass er<br />
sich auch auf andere Bauten beziehen lässt, die genauer untersucht<br />
und eingeordnet werden sollen.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
A3<br />
1. Affektiver und ästhetischer Zugang durch Verdeutlichen<br />
von Gefühlen, Empfindungen und Assoziationen.<br />
2. Schärfen der Beobachtung durch zeichnerisches Erfassen<br />
und Dokumentieren von Formeigenschaften des Baus<br />
(z.B. Einteilung der Fassade, ihr Relief, die Maueröffnungen,<br />
vertikale und horizontale Gliederungselemente sowie<br />
deren Gruppierung)<br />
3. Identifizieren und Einordnen baulicher Merkmale durch<br />
morphologischen Vergleich mit anderen Beispielen aus<br />
der Baustilkunde.<br />
4. Hypothesenbildung durch Skizzieren einer denkbaren<br />
Gesamtgestalt des Gebäudekomplexes.<br />
5. Problematisieren der Widersprüche von Form und Funktion<br />
einer historistisch gestalteten Industrieanlage.<br />
6. Erschließen der Verquickung technik-, sozial- und kulturgeschichtlicher<br />
Merkmale eines <strong>Denkmal</strong>s.<br />
Gesamtaufnahme der Zeche Hannover in Bochum (Nordrhein-Westfalen)<br />
Die Konfrontation mit einer Aufnahme der Gesamtanlage und<br />
eine Einführung in die tatsächliche Funktion des Gebäudes<br />
wird Fragen auslösen. Erläutert werden können in diesem Zusammenhang<br />
neben den Motiven des Bauherrn und des Architekten<br />
auch das Selbstverständnis eines Industriellen in dieser<br />
Zeit. Die sichtbaren Rückgriffe auf die Formensprache anderer<br />
Kulturepochen zu begründen, ist ebenfalls hilfreich.<br />
Mehr Infos<br />
• Lexikon der Baukunst: www.baustilkunde.de<br />
• Hinweise zur Baustilkunde: www.denkmal-mit-pfiff.de<br />
• Binding, Günther: Architektonische Formenlehre.<br />
2. Auflage. Darmstadt 1987.<br />
• Koch, Wilfried: Baustilkunde. München 1994.<br />
• Koch, Wilfried: Kleine Baustilkunde. München 1991.<br />
• Müller, Werner und Vogel, Gunther: DTV-Atlas zur Baukunst.<br />
Bd. 1 und 2, 1. Auflage. München 1974.<br />
Foto: Angela Wassmann
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
»Was hast du erlebt?«<br />
Ein <strong>Denkmal</strong><br />
?<br />
A4<br />
zum Leben erwecken Foto: Marie-Luise Preiss<br />
Alfred Gulden<br />
NAATSCHICHT<br />
Zwanzich Jòòa em Donkeln.<br />
Dachsiwa geschlòòft un naats<br />
geschafft.<br />
Sondachs wii wäadachs, jòòaaus,<br />
jòòaen, Summa wii Wenta, Dach<br />
un Naat vawächselt, vakeatrom<br />
geleeft.<br />
Un em Ualaub nemme hennen un<br />
vooa gewoscht dii easchden paa<br />
Daa, dann wòòra voabai, se<br />
schbääd, nòmò de Äawet, nòmò vaan<br />
vooa: naats wach un aam Dach<br />
geschlòòft.<br />
De Kenna sen grooss gen un<br />
han Kenna krejt.<br />
De Hòòa sen gròò gen,<br />
de Aauen mejd.<br />
Un wai soll dat alles<br />
annaschd gen? Wai, woo aich<br />
neme annascht kann? Woo de Naat<br />
da Dach un da Dach de Naat es<br />
fo maich, soll aich<br />
geen?<br />
Zum Autor:<br />
Alfred Gulden (*1944) stammt aus Saarlouis,<br />
nicht weit von Völklingen im Saarland. In<br />
diesem Gedicht, das wie weitere Teile seines<br />
Werkes auch in saarländischer Mundart<br />
vorliegt, beschäftigt er sich mit dem Alltag der<br />
Industriearbeiter, deren Leben vom Rhythmus<br />
der Tag und Nacht laufenden Maschinen<br />
geprägt wird.<br />
NACHTSCHICHT<br />
Zwanzig Jahre im Dunkeln<br />
Tagsüber geschlafen und nachts<br />
gearbeitet.<br />
Sonntags wie werktags, jahr-<br />
aus, jahrein, Sommer wie Winter, Tag<br />
und Nacht verwechselt, verkehrtrum<br />
gelebt.<br />
Und im Urlaub nicht mehr hinten<br />
und vorn gewusst die ersten paar<br />
Tage, dann war er vorbei, zu<br />
spät. Wieder die Arbeit, wieder von<br />
vorn: nachts wach und am Tag<br />
geschlafen.<br />
Die Kinder sind groß geworden und<br />
haben Kinder bekommen.<br />
Die Haare sind grau geworden,<br />
die Augen müde.<br />
Und jetzt soll das alles<br />
anders werden? Jetzt, wo ich<br />
nicht mehr anders kann? Wo die Nacht<br />
der Tag und der Tag die Nacht ist<br />
für mich, soll ich<br />
gehn?<br />
Die Völklinger Hütte (Saarland) wurde 1994<br />
als erstes <strong>Denkmal</strong> des Industriezeitalters<br />
von der UNESCO als Welterbe eingestuft.<br />
Von 1873 an war die Hütte mit ihrer Eisen-<br />
und Stahlproduktion bis zur Stilllegung der<br />
Hochöfen 1986 zeitweilig der größte Arbeitgeber<br />
in der saarländischen Stahlindustrie.<br />
Aufgabe<br />
?<br />
Aufgaben<br />
1. Auf der Fotografie seht ihr eine bedeutende Industrieanlage des<br />
19. Jahrhunderts. Findet heraus, welche Bedeutung ein solches<br />
Industriedenkmal früher für das Leben der Menschen in einer<br />
Region hatte.<br />
2. Recherchiert den Arbeitsablauf in dieser Anlage. Welche verschiedenen<br />
Tätigkeiten wurden verrichtet, welche Berufe wurden ausgeübt?<br />
3. Stellt euch vor, ihr hättet im 19. Jahrhundert dort gearbeitet. Wie sieht<br />
euer Tagesablauf aus? Was denkt ihr über eure Arbeit? Wie fühlt ihr<br />
euch?<br />
4. Im Gedicht von Alfred Gulden ist die Rede vom Erleben der Menschen,<br />
die in der Hütte arbeiteten, und dem Einbruch der Arbeitslosigkeit.<br />
Welche Empfindungen und Gefühle knüpfen sich an die Arbeit in<br />
einem solchen Großbetrieb? Was bedeutet es, wenn er geschlossen<br />
werden muss?<br />
5. Auf welche Weise bringt Gulden diese Empfindungen zum Ausdruck?<br />
6. Besucht das Stadtarchiv vor Ort. Sammelt zeitgenössische Bilder und<br />
Texte und stellt diese zu einer Präsentation zusammen.
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Ein <strong>Denkmal</strong> zum Leben erwecken<br />
Sachinformationen<br />
Neben den einschlägigen Darstellungen zum Alltagsleben der<br />
Arbeiter im 19. Jahrhundert in Geschichtsbüchern und Monografien<br />
soll besonders auf die Darstellungen der Lebensumstände<br />
von Industriearbeitern, Angestellten und Industriellen<br />
in der Literatur verwiesen werden, insbesondere auf »Germinal«<br />
und »Der Totschläger« von Emile Zola oder die Bände<br />
3 und 4 des Arbeiterromans »Pelle der Eroberer« von Andersen-Nexö.<br />
Einblicke in das Alltagsleben am Beispiel von<br />
Industriedenkmalen<br />
Industriedenkmale werden nicht selten zunächst unter dem<br />
Gesichtspunkt der Technikgeschichte betrachtet. Dabei gerät<br />
aus dem Blick, dass die Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
die Umwelt, die Arbeitsbedingungen und den Alltag<br />
der Menschen gravierend verändert hatte. Bei langen Arbeitszeiten<br />
und einer hohen Zahl von Arbeitstagen mussten die<br />
Menschen viel Zeit in den Betrieben verbringen. Die Einkommen<br />
reichten in der Regel gerade dafür, das tägliche Überleben<br />
zu sichern. Deshalb mussten meist mehrere Familienmitglieder,<br />
auch die Kinder, mitverdienen und das heißt auch: Sie kamen<br />
ebenfalls in diese Betriebe, nicht selten in die gleichen<br />
Abteilungen wie die dort beschäftigten Verwandten. Es gab<br />
wenig Freizeit und keinen Reiseurlaub. Nicht wenige Arbeiterinnen<br />
und Arbeiter verbrachten deshalb ihr ganzes Leben zwischen<br />
Industriebetrieb und Wohnstätte. Andere vagabundierten<br />
als Handlanger zwischen verschiedenen Unternehmen, immer<br />
auf der Kippe zwischen Arbeitslosigkeit und Hungerlohn.<br />
Armut und Elend der entstandenen Schicht der Lohnarbeiterinnen<br />
und Lohnarbeiter, die so genannte soziale Frage, führten<br />
zur Entwicklung der Arbeiterbewegung.<br />
Diese Perspektive der Bedeutung von Industriedenkmalen für<br />
das Leben der Menschen soll mit der vorliegenden Aufgabe<br />
erschlossen werden.<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Aufgabenschritte sind so angelegt, dass die Schülerinnen<br />
und Schüler Zug um Zug ein genaueres Bild von den Lebensumständen<br />
von Arbeiterinnen und Arbeitern einer bestimmten<br />
Epoche (hier: ausgehendes 19. Jahrhundert) gewinnen können.<br />
Ziel ist es, dass die Schüler einen Einblick in das komplexe<br />
ökonomische, soziale und kulturelle Geflecht erhalten, das<br />
sich um solche Industriebetriebe spannte.<br />
Die Jugendlichen entschlüsseln so Aussagen eines <strong>Denkmal</strong>s<br />
zur Zeit seiner Entstehung und ordnen dieses in den historischen<br />
Kontext ein (vgl. Lernziel L4).<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
A4<br />
Lernformen<br />
Überlegungen zu Arbeitsschritten im betreffenden Industriebetrieb<br />
können im Unterrichtsgespräch, in Arbeitsgruppen<br />
oder in Form einer Recherche erfolgen, die auch als Hausaufgabe<br />
durchgeführt werden kann.<br />
Das Gedicht von Alfred Gulden bietet einen Einstieg in die<br />
Arbeits- und Lebenswirklichkeit der Industriearbeiterinnen und<br />
-arbeiter. Anders als vor der Industrialisierung gab es nun<br />
Schichtarbeit. Die Maschinen bestimmten Arbeitssituation,<br />
Arbeitstempo und Arbeitsmonotonie. Die meisten Arbeiter<br />
mussten sich in der Nähe der Industriebetriebe ansiedeln, wo<br />
sie mit ihren Familien auf engstem Raum unter schlechten<br />
Hygieneverhältnissen zusammen lebten.<br />
Die Erörterung der Bedeutung eines solchen Industriebetriebes<br />
für die Lebenswirklichkeit der Beschäftigten kann im Gespräch<br />
erfolgen, aber auch z.B. über in Arbeitsgruppen erstellte<br />
Schautafeln: Im Zentrum der Tafel befindet sich eine Abbildung<br />
des Betriebes, in der Peripherie werden Aspekte seiner<br />
Bedeutung verzeichnet: Werkssiedlung, Freizeit, Gewerkschaft,<br />
Tagesablauf, etc. Im letzten Schritt kann die Tafel durch<br />
authentische Zeugnisse ergänzt oder erweitert werden, z.B.<br />
alte Fotografien, Briefe, Urkunden, Berichte.<br />
Mehr Infos<br />
Zu vielen Industriedenkmalen gibt es Informationen im Internet<br />
– oft von ehemaligen Betriebsangehörigen, die gerne zu<br />
weiteren Auskünften bereit sind. Über entsprechende Stichworteingabe<br />
in Suchmaschinen können diese Webseiten gefunden<br />
werden.<br />
• www.voelklinger-huette.org<br />
• www.phil.uni-sb.de/fr/infowiss/huette<br />
• www.initiative-voelklinger-huette.de<br />
• Grebing, Helga: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung.<br />
1. Aufl. München 1966.<br />
• Henning, F.-W.: Die Industrialisierung in Deutschland 1800-1914.<br />
8. Aufl. Paderborn 1993.<br />
• Wehler, Hans Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte.<br />
Bd. 3: 1849-1914. München 1995.
denkmal <strong>aktiv</strong> A5<br />
<strong>Denkmal</strong> – hart umkämpft?<br />
Umbau oder Erhaltung?<br />
In einer Ortschaft, die unter Arbeitslosigkeit leidet,<br />
möchte ein Investor ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert<br />
in ein Schnellrestaurant umwandeln (siehe<br />
Abbildung). Das Gebäude steht in einem Stadtviertel,<br />
in dem mehrere Gebäude aus dieser Epoche erhalten<br />
blieben. Der Stadt fehlt das Geld, um die Bauten zu<br />
sanieren. Der Investor plant einen weitgehenden Umbau:<br />
Die straßenseitigen Erdgeschosswände sollen<br />
aufgebrochen, durch Glasscheiben und -türen ersetzt<br />
werden. Über dieser Glaswand soll eine große, buntfarbige<br />
Lichtreklame angebracht werden. Im Inneren will<br />
man alle Mauern und Treppen herausreißen. Gegen<br />
dieses Vorhaben wendet sich eine Bürgerinitiative, es<br />
kommt zu einer öffentlichen Diskussionsrunde.<br />
Es treten auf:<br />
1. Die Interessenvertreter des Gebäudeeigners,<br />
2. Vertreter der Bürgerinitiative,<br />
3. Vertreter der Stadt,<br />
4. Vertreter des <strong>Denkmal</strong>schutzamtes,<br />
5. Vertreter einer Arbeitsloseninitiative,<br />
6. Moderator der Diskussion<br />
Aufgabe<br />
Arbeitet in einem Rollenspiel die unterschiedlichen<br />
Positionen der verschiedenen Interessenvertreter und<br />
Verantwortlichen heraus. Dabei könnt ihr euch z.B. auf<br />
die Auszüge des sächsischen <strong>Denkmal</strong>schutzgesetzes<br />
oder auf andere <strong>Denkmal</strong>schutzgesetze beziehen, die<br />
im Internet zu finden sind.<br />
Informationen finden die Expertengruppen im Internet:<br />
• www.denkmalpflege-online.de/Lander/lander.html<br />
(Links zu <strong>Denkmal</strong>schutzgesetzen)<br />
• www.baudenkmalpflege-seite.de<br />
• www.learn-line.nrw.de/angebote/lehrplaenebk/<br />
download/BAUDENKM.PDF<br />
• www.denkmalschutz.de<br />
• www.denkmal-mit-pfiff.de/teens/denkmallexikon<br />
Fotomontage eines fiktiven denkmalgeschützen<br />
Hauses (Ingo Wirth)<br />
Umbau oder<br />
Erhaltung<br />
?<br />
umkämpft<br />
?<br />
Aufgaben<br />
Aufgaben<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
<strong>Denkmal</strong> – hart umkämpft?<br />
Sachinformationen<br />
Nicht selten stehen die Interessen des <strong>Denkmal</strong>schutzes in<br />
Konflikt mit den Verwertungsinteressen der Eigentümer und<br />
Nutzer. Aus deren Sicht erscheinen der zusätzliche Pflegeaufwand<br />
und die Einschränkungen bei Bauwünschen oft zunächst<br />
als Belastungen. Aufgabe des <strong>Denkmal</strong>schutzes ist es, den<br />
Wert und Nutzen historischer Bausubstanz und die Notwendigkeit<br />
der nachhaltigen Bestandssicherung und -pflege deutlich<br />
zu machen und zu gewährleisten. Der <strong>Denkmal</strong>pfleger handelt<br />
im öffentlichen Interesse, er ist sozusagen der »Anwalt«<br />
der <strong>Denkmal</strong>e.<br />
Lösungsvorschlag zum Planspiel<br />
Im Zentrum des fiktiven Falls steht der Konflikt zwischen dem<br />
unmittelbaren Verwertungsinteresse des Investors und dem<br />
Interesse der <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative am Erhalt des <strong>Denkmal</strong>s.<br />
Jede an der Konfliktlösung beteiligte Partei kann unterschiedliche<br />
Argumente ins Spiel bringen. Dabei wird eine Rolle<br />
spielen, dass dieses Vorhaben Arbeitsplätze in die Stadt<br />
bringt, Investitionen auslöst und eventuell einen attr<strong>aktiv</strong>en<br />
Anziehungspunkt für potenzielle Kundschaft in die Gegend<br />
bringt. Andererseits könnte vorgebracht werden, dass ein<br />
Schnellrestaurant mit Fensterfronten und Lichtreklame dem<br />
Charakter des Bauwerks widerspricht, das Ensemble stört und<br />
damit nicht nur das eine Bauwerk beeinträchtigt wird, sondern<br />
der ganze Straßenzug. Bei der Art des geplanten Umbaus muss<br />
zudem massiv in die Substanz des Gebäudes eingegriffen werden,<br />
so müssten z.B. Wände entfernt werden.<br />
Die Lösung des Konflikts könnte in einem Kompromiss liegen.<br />
Die Parteien könnten feststellen, dass die Nutzung als Schnellrestaurant<br />
eventuell auch unter Beibehaltung der Fassade<br />
möglich wäre und auf eine gewaltige Lichtreklame verzichtet<br />
werden kann, da in diesem Ensemble selbst dezentere Reklame<br />
noch deutlich auffallen würde.<br />
Schließlich können beide Parteien Vorteile aus dem Vorhaben<br />
ziehen. Der Investor kann womöglich Finanzhilfen erwarten, er<br />
könnte sich als Mäzen präsentieren. Die Anziehungskraft eines<br />
geschlossenen Ensembles auf Touristen oder andere Besucher<br />
der Gegend wirkt sich auch für ihn positiv aus. Die <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative<br />
könnte erkennen, dass das Investitionsvorhaben<br />
auch zur Erhaltung des Gebäudes dienen könnte, wenn<br />
der Investor bewegt werden kann, sein Gestaltungskonzept<br />
abzuändern.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
A5<br />
Fragen + Ziele<br />
Anhand des vorgeschlagenen Planspiels können die Schülerinnen<br />
und Schüler unterschiedliche Interessen kennen lernen,<br />
die in Fragen des <strong>Denkmal</strong>schutzes miteinander in Konflikt geraten<br />
(vgl. Lernziel L10). In spielerischer Form erschließen sie<br />
die verschiedenen Rollen, Motive und Argumente und entwickeln<br />
Lösungsansätze.<br />
Lernformen<br />
Zum Ablauf des Planspiels:<br />
Bei diesem Planspiel ist es wichtig, dass der formalisierte<br />
Rahmen eines öffentlichen Forums gesetzt wird, damit die verschiedenen<br />
Parteien angeregt werden, unter Leitung eines<br />
Moderators ihre Argumente in zugespitzter Form und mit sorgfältiger<br />
Begründung vorzutragen.<br />
1. Sammeln von Material und Argumenten<br />
(45 Minuten plus Hausaufgabe)<br />
Eine Gruppe sammelt Argumente, die für die Erhaltung<br />
des Objekts sprechen, eine andere sucht nach Gegenargumenten.<br />
Der Moderator informiert sich über die<br />
Rechtslage.<br />
2. Das Verfahren (45 Minuten)<br />
a. Die Beteiligten verständigen sich auf Verfahrensregeln<br />
und Vorgehensweise. Regeln der Gesprächsführung<br />
werden festgelegt.<br />
b. Beide Seiten tragen nacheinander ihre Argumente vor (für<br />
jede Gruppe sprechen mehrere Experten). Der Moderator<br />
sorgt für die Einhaltung der Formen sachlicher Auseinandersetzung.<br />
c. Der Moderator stellt Fragen.<br />
3. Pause (45 Minuten)<br />
a. Die beiden Parteien haben Gelegenheit ihre Argumente zu<br />
überprüfen und Fragen an die Gegenseite vorzubereiten.<br />
b. Die beiden Parteien und der Moderator stellen Fragen.<br />
4. Entscheidung (45 Minuten)<br />
a. Entscheidung (Hausaufgabe). Der Moderator trägt seine<br />
Entscheidung bzw. seinen Vergleichsvorschlag vor und<br />
erläutert diesen.<br />
b. Die Parteien bekommen Gelegenheit zur Stellungnahme<br />
(Hausaufgabe).
denkmal <strong>aktiv</strong> A6<br />
Rettet euer <strong>Denkmal</strong>!<br />
Was ist hier zu tun?<br />
Aufgaben<br />
Benennt anhand des Fotos oder eines anderen<br />
gefährdeten <strong>Denkmal</strong>s aus eurer Umgebung die<br />
Art der Gefährdung und erörtert, wie das <strong>Denkmal</strong><br />
gerettet werden kann. Geht dabei so vor:<br />
Recherchephase<br />
1. Ermittelt unterschiedliche Einflüsse, die das <strong>Denkmal</strong><br />
gefährden. Belegt eure Einschätzungen anhand<br />
der Aufnahmen und anhand eigener Erfahrungen mit<br />
Schäden oder Verfall an Gebäuden.<br />
2. Stellt Vorschläge zur Sicherung und Restaurierung<br />
des Gebäudes zusammen.<br />
3. Arbeitet heraus, welche verschiedenen Handwerker<br />
und anderen Fachleute bei einer möglichen Wiederherstellung<br />
beteiligt werden müssten.<br />
4. Stellt Teams zusammen, die solche Handwerker und<br />
andere Fachleute aufsuchen und zu dem Aufwand<br />
(Zeit, Anzahl der Beteiligten, Material, Kosten) befragen,<br />
der notwendig ist, um ein solches Objekt<br />
wieder in Stand zu setzen.<br />
5. Tragt die Ergebnisse eurer Befragung zusammen<br />
und überschlagt den Gesamtaufwand.<br />
6. Diskutiert, wer diesen Aufwand tragen sollte.<br />
Kampagne<br />
1. Überlegt, wer ein Interesse an der Erhaltung dieses<br />
Baus haben könnte.<br />
2. Erörtert Mittel und Wege diesen Personenkreis<br />
anzusprechen und zu <strong>aktiv</strong>ieren.<br />
3. Skizziert Plakate, notiert Slogans, formuliert Briefe<br />
oder Aufrufe, die geeignet sind, die Zielgruppe zu<br />
überzeugen.<br />
4. Stellt eure Plakate aus (z.B. im Rathaus oder in der<br />
Aula eurer Schule).<br />
5. Schreibt einen Artikel für die lokale Tageszeitung.<br />
Rettet euer<br />
<strong>Denkmal</strong>!<br />
»Alte Schule« in Briedern bei Cochem<br />
(Rheinland-Pfalz): seit ihrer Erbauung u.a.<br />
als Schule und Winzerbetrieb genutzt.<br />
Das Foto zeigt den restaurierungsbedürftigen<br />
Zustand von 2001.<br />
? ?<br />
A ufgabe<br />
?<br />
Foto: Marie-Luise Preiss
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Rettet euer <strong>Denkmal</strong>!<br />
Was ist hier zu tun?<br />
Sachinformationen<br />
Wesentliches Element des <strong>Denkmal</strong>schutzgedankens ist das<br />
persönliche Engagement von Menschen, die sich entscheiden,<br />
ein Gebäude oder eine Anlage erhalten zu wollen. Der erste<br />
Schritt ist dabei natürlich die Entdeckung des <strong>Denkmal</strong>s und<br />
die Einsicht in seine Schutzbedürftigkeit. Der nächste Schritt<br />
ist dann in aller Regel die Mobilisierung der Öffentlichkeit und<br />
die Aktivierung von Helfern aller Art.<br />
Zur Abbildung: »Alte Schule«<br />
»Das Gebäude in Briedern bei Cochem heißt zwar Alte Schule,<br />
aber keiner weiß heute, wann genau und wie lange es überhaupt<br />
als Schule genutzt wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um<br />
das Gebäude, das schon 1883 in einem Gutachten über den<br />
baulichen Zustand als alt, baulich gefährdet und räumlich beschränkt<br />
bis ungeeignet zur weiteren Verwendung als Schule<br />
eingeschätzt wurde. Über die Baugeschichte ist ansonsten<br />
nichts bekannt. Fest steht aber, dass es sich um ein außergewöhnliches<br />
und sehr altes Haus handelt.<br />
Seit einigen Generationen wird es als Wohnhaus mit Winzerbetrieb<br />
genutzt. Für die Pflege des Hauses blieb dabei allerdings<br />
nichts übrig. Dringend muss das Dachwerk und die Dacheindeckung<br />
in Ordnung gebracht werden. Auch die Fenster sind undicht<br />
und das Mauerwerk muss man ebenfalls sanieren. Bei den<br />
anstehenden Arbeiten sollen auch restauratorische und dendrochronologische<br />
Untersuchungen erfolgen, mit denen man das<br />
Alter der beim Bau verwendeten Hölzer bestimmen kann.<br />
(...) Am Hauseingang hat sich ein profiliertes Sandsteingewände<br />
aus der Erbauungszeit, die man ins 16./17. Jahrhundert datiert,<br />
erhalten. Damals konnten sich nur reiche Leute ein solch massives,<br />
steinernes und mehrgeschossiges Gebäude leisten. Auch<br />
der Putz über dem regionaltypischen Mauerwerk aus Schieferbruchstein<br />
deutet auf eine hohe gesellschaftliche Stellung des<br />
Besitzers hin. Dafür spricht auch, dass es mit einer für diese Zeit<br />
hochmodernen Sanitäreinrichtung ausgestattet war: ein Aborterker<br />
an der Hofseite ist noch heute zu betrachten. Außerdem<br />
vermutet man, dass es als ‚Zehnthaus‘ diente, denn es bot genügend<br />
Platz zur Lagerung von Abgaben in Form von Wein im alten<br />
Gewölbekeller, von Tieren im Stall und sonstigen Gütern im hohen<br />
Speicher.«<br />
Quelle: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz, www.denkmalschutz.de<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
A6<br />
Fragen + Ziele<br />
Das vorliegende Aufgabenblatt soll die Schüler dazu anregen,<br />
verschiedene Aspekte einer entsprechenden <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative<br />
durchzuspielen. Von der Erfassung der Schäden am<br />
Objekt, über die Einschätzung des Aufwandes, bis hin zur Mobilisierung<br />
von Öffentlichkeit und Helfern. Anstelle des gezeigten<br />
Beispiels (Abbildung) kann ein Objekt aus dem unmittelbaren<br />
Umfeld der eigenen Schule gewählt werden. In Verbindung<br />
mit den Arbeitsblättern D1–3 lassen sich daraus Aktivitäten im<br />
Rahmen des bundesweiten Schulprojektes »denkmal <strong>aktiv</strong> –<br />
Kulturerbe macht Schule« der Deutschen Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />
und der Deutschen UNESCO-Kommission entwickeln.<br />
Die Jugendlichen lernen so die Gefährdung von <strong>Denkmal</strong>en<br />
und die Notwendigkeit von Erhaltungsmaßnahmen kennen<br />
(Lernziele L9 und L11) und engagieren sich konkret für ein Objekt<br />
(L12 und L13).<br />
Lernformen<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen das Projekt in zwei Stufen<br />
planen und durchspielen:<br />
1. Bestimmung von Aufgaben, Methoden, Zeitplan und<br />
sachgerechter Umsetzung.<br />
• Anhand der Fotografien sollen sie auf Schäden<br />
schließen: Beschädigungen und deren Ursachen ansprechen;<br />
Informationen über den Aufwand zur Beseitigung<br />
der Schäden sammeln.<br />
• Dokumentation der Schäden und des zur Beseitigung<br />
nötigen Aufwands.<br />
2. Schließlich sollen sie eine Kampagne planen und durchführen:<br />
Zielgruppen festlegen, geeignete Medien bestimmen,<br />
bildliche oder textliche Aufrufe gestalten.<br />
Dabei ist Gelegenheit, sehr verschiedene Arbeitsformen anzuwenden.<br />
Charakteristisch ist insbesondere die Kombination<br />
von technischen (Schadensbestimmung, Recherchieren notwendiger<br />
Restaurierungsmaßnahmen, Baubiologie, Bauchemie,<br />
Statik), historischen (relevante Aspekte der Geschichte<br />
des Gebäudes herausarbeiten), sozialkundlichen (Wer kann<br />
mobilisiert werden? Motive, Interessen), textgestalterischen<br />
(Bettelbriefe, Aufrufe) und künstlerischen Anforderungen (Plakate,<br />
evtl. Film, Webseite).<br />
Mehr Infos<br />
• Beispiel für die <strong>Denkmal</strong>schutzinitiative einer Schule im Internet:<br />
www.muesselmow.de (vgl. auch Arbeitsblatt B4)
denkmal <strong>aktiv</strong> A7<br />
Ein <strong>Denkmal</strong> kann mehr sein!<br />
<strong>Denkmal</strong>schutz und Agenda 21<br />
Agenda 21<br />
Konsum & Produktion<br />
Mobilität & Verkehr<br />
Arbeit & Umwelt<br />
Ernährung &<br />
Landwirtschaft<br />
Armut & Reichtum<br />
Müll & Recycling<br />
Wald<br />
Chemikalien Energie<br />
»Nachhaltigkeit« für eine lebenswerte<br />
Zukunft<br />
»Agenda« bedeutet wörtlich: »Was getan werden muss«<br />
»21« ist der Hinweis auf unsere direkte Zukunft im<br />
21. Jahrhundert<br />
1992 fand in Rio de Janeiro die Konferenz der Vereinten<br />
Nationen über Umwelt und Entwicklung der zukünftigen<br />
Welt statt. Hier entwickelten die Vertreter von 179<br />
Staaten Grundsätze für eine zukunftsfähige und nachhaltige<br />
Entwicklung in Gemeinwesen, Wirtschaft, Bildung<br />
und Umwelt und beschlossen ein umfangreiches<br />
Handlungsprogramm: die Agenda 21. Sie fordert dazu<br />
Aufgaben<br />
Auf welche Weise löst der <strong>Denkmal</strong>schutz das Prinzip<br />
der Nachhaltigkeit ein?<br />
1. Tragt aus Büchern, Zeitschriften und dem Internet<br />
weiteres Material zur Definition von Nachhaltigkeit<br />
im Sinne der Agenda 21 zusammen.<br />
2. Schlüsselt (möglichst anhand eines konkreten<br />
Beispiels aus eurer Umgebung) Ansatzpunkte und<br />
Methoden des <strong>Denkmal</strong>schutzes auf, die mit nachhaltiger<br />
Entwicklung zu tun haben. Berücksichtigt<br />
dabei insbesondere:<br />
• die Bedeutung des Erhaltens von Baubestand und<br />
Landschaft für eine Region,<br />
• den Nutzen, der aus <strong>Denkmal</strong>en gezogen werden<br />
kann,<br />
Gesundheit<br />
Agenda 21 –<br />
für eine<br />
Eine Welt<br />
nachhaltige<br />
Entwicklung Krieg & Frieden<br />
Natur &<br />
Umwelt<br />
Agenda 21<br />
Gen- & Biotechnologie<br />
Bevölkerung<br />
Artenvielfalt<br />
Klima<br />
Boden<br />
Wasser<br />
nach einem Logo der Agenda 21–Seiten auf dem<br />
Bildungsserver von Nordrhein-Westfalen:<br />
www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21<br />
auf, die globalen, ökologischen, wirtschaftlichen und<br />
sozialen Probleme durch einen Wandel in unserem<br />
Lebensstil (Konsumverhalten) zu lösen. Einfach gesagt,<br />
wir sollen und wollen das heutige Leben so gestalten,<br />
dass auch unsere Kinder noch in einer schönen, sauberen<br />
und lebenswerten Welt aufwachsen können.<br />
Besonders die reichen Industrienationen müssen demnach<br />
ihre umweltschädigende Produktions- und Lebensweise<br />
umstellen.<br />
Agenda 21<br />
• die Bedeutung der Erhaltung von Baudenkmalen für<br />
das Vermeiden von weiteren Umweltbelastungen<br />
wie Bauschutt, Umweltbelastungen durch die Produktion<br />
von Materialien, die sonst für Neubauten<br />
benötigt würden,<br />
• Bedeutung für Handwerker vor Ort und die<br />
Grundsätze handwerklicher Ausbildung,<br />
• Nutzen für die Wirtschaftsförderung,<br />
• die Bedeutung von <strong>Denkmal</strong>schutz für Lebensumstände<br />
und Einstellung der örtlichen Bevölkerung.<br />
3. Verfasst eine fiktive Reportage: Welche Folgen<br />
hätte die Abschaffung des <strong>Denkmal</strong>schutzes?<br />
(»Reportage aus dem Jahre 2050: Bei uns steht kein<br />
<strong>Denkmal</strong> mehr – Die Folgen einer verhängnisvollen<br />
Entscheidung.«)<br />
?<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Ein <strong>Denkmal</strong> kann mehr sein!<br />
<strong>Denkmal</strong>schutz und Agenda 21<br />
Sachinformationen<br />
Die Agenda 21 beabsichtigt letztlich eine Veränderung verbreiteter<br />
Konsummentalitäten. Vorhandene Ressourcen sollen so<br />
schonend wie möglich behandelt und genutzt werden. Das betrifft<br />
Rohstoffe, aber auch Lebensräume, menschliche Haltungen<br />
und Kulturgüter. Insofern gehört der <strong>Denkmal</strong>schutz<br />
unmittelbar in den Agenda 21-Kontext hinein. Der Schutz von<br />
Bauten, Ensembles, Landschaftsgestaltungen, die ressourcenschonende<br />
Restaurierung vorhandener Bestände, die Vermeidung<br />
von Emissionen wie Schutt, aber auch der Verzicht auf<br />
Neubauten mit versteckten Folgen wie energieaufwändiger<br />
Produktion von Baumaterialien und Rohstoffverbrauch trägt zu<br />
nachhaltigem Wirtschaften und dem Herausbilden einer Kultur<br />
der Nachhaltigkeit bei.<br />
Neben dem unmittelbaren Erhalt von Bauten oder Anlagen<br />
ergeben sich mittelbare Folgen, wie die Förderung eines Handwerks,<br />
das sich auf nachhaltiges Bauen einrichtet, einer Siedlungsplanung,<br />
die langfristige Folgen ihrer Planungen sorgfältiger<br />
abschätzt, und schließlich einer örtlichen Wirtschaft, welche<br />
die positiven Folgen dieser Art des Verhaltens zu spüren<br />
bekommt und schätzen lernt.<br />
Lokale Agenda 21<br />
Agenda 21-Vorhaben müssen nach dem Grundsatz »global<br />
denken – lokal handeln« vor allem lokal eingelöst werden. Erst<br />
in der Umsetzung vor Ort erweist sich die Tragfähigkeit von Erhaltungs-<br />
und Nachhaltigkeitsstrategien. Deshalb sollte dieses<br />
Thema auch im Unterricht möglichst anhand konkreter Beispiele<br />
entwickelt werden, etwa anhand eines Beispiels für<br />
Ensembleschutz, Schutz von Landschaftsgestaltungen, Schutz<br />
von Siedlungsformen, Ressourcenschonung bei Wiederherstellung<br />
von Gebäuden durch Nutzung von Altmaterial oder<br />
nachwachsender Rohstoffe.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e – Geschichte »zum Anfassen«<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
A7<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Schülerinnen und Schüler gelangen mit den Materialien<br />
und Arbeitsaufträgen zu einem genaueren Verständnis des<br />
Agenda 21-Begriffs und dessen enger Verbindung zu Fragen<br />
des <strong>Denkmal</strong>schutzes (Lernziel L5). Dabei erkennen sie insbesondere<br />
(Aufgabe 3), welche Folgen bei der Missachtung von<br />
Erhalt und Ressourcenschonung zu erwarten sind. <strong>Denkmal</strong>e<br />
werden den Jugendlichen als identitätsstiftend (Lernziel L1)<br />
und unverzichtbar für die Schaffung einer lebenswerten Umwelt<br />
vor Augen geführt.<br />
Lernformen<br />
Bei der genaueren Begriffsdefinition soll die Form der Recherche<br />
im weiteren Sinne genutzt werden. Da hier vor allem auf<br />
aktuelle Quellen zurückgegriffen werden sollte, bietet sich die<br />
Internetrecherche an. Die Ergebnisse können durch Aufzeichnungen,<br />
aber auch durch eine Dokumentation gesichert werden.<br />
Die genauere Klärung der Bedeutung des <strong>Denkmal</strong>schutzes für<br />
den Agenda 21-Prozess kann in unterschiedlicher Form geschehen:<br />
im Unterrichtsgespräch, in Form von Thesen, die<br />
durch Arbeitsgruppen aufgestellt und präsentiert werden, oder<br />
auch in Form individueller Texte.<br />
Der fiktive Bericht kann ebenfalls unterschiedlich gestaltet<br />
werden: als Text, als Fotoreportage, als Videodokumentation.<br />
Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler auf lokale<br />
Agenda 21-Initiativen und Agenda 21-Büros hingewiesen werden,<br />
bei denen sie weitere Informationen bekommen.<br />
Mehr Infos<br />
• Agenda 21, das Dokument:<br />
www.geocities.com/RainForest/7090/agd21k00.htm<br />
• Zur Agenda 21:<br />
www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/index.html<br />
• Zur lokalen Agenda 21: www.kommunale-info.de/<br />
index00.html?/Themen/Agenda21/Linkliste.htm<br />
• Publikationen zur Agenda 21 gibt es u.a. auch beim Bund Heimat und<br />
Umwelt (BHU) unter www.bhu.de, z.B. »Coole Argumente für die<br />
Agenda. (Nicht nur) für Leute unter 21. Eine Dokumentation über<br />
Agenda-Arbeit von und mit Kindern und Jugendlichen«. Bonn 2001.<br />
• Links zur lokalen Agenda 21: www.econtur.de/la21/indexagenda.htm<br />
(Seite einer Agentur, die Dienstleistungen rund um die Agenda bietet)<br />
– hier gibt es auch Links zu den Lokale Agenda 21-Transferstellen der<br />
Bundesländer (mit Ansprechpartnern etc.)
denkmal <strong>aktiv</strong> B1<br />
Trickkiste Archäologische<br />
Aus der Trickkiste der<br />
Archäologen<br />
Im ersten Jahrhundert nach Christus reichte das römische<br />
Weltreich bis weit nach Norden. Die Donau war ein<br />
wichtiger Verbindungsweg und zugleich Teil der Nordgrenze.<br />
Am nördlichsten Punkt der Donau – im heutigen<br />
Regensburger Ortsteil Kumpfmühl – entstand um ca. 80<br />
n. Chr. ein römischer Militärstützpunkt mit einer kleinen<br />
Siedlung.<br />
Nach der Zerstörung des Kastells Mitte des zweiten<br />
Jahrhunderts durch germanische Stämme, entschlossen<br />
sich die Römer zum Bau eines großen Legionslagers mit<br />
einer Besatzung von 6.000 Soldaten. Die Überreste der<br />
umgebenden Lagermauer sind heute noch an mehreren<br />
Stellen im Stadtbild Regensburgs zu sehen. Fragmente<br />
einer Steininschrift am Osttor datieren die Einweihung<br />
des Lagers auf das Jahr 179 n. Chr.<br />
Grabungen auf dem heutigen Stadtgebiet von Regensburg<br />
haben viele Einblicke in die Siedlungsgeschichte der<br />
Römer am Donaubogen gegeben. Archäologen schließen<br />
aus Resten von Mauern und Gräben, Fundstücken des<br />
Alltagslebens der Bewohner wie Münzen, Gläsern, Nadeln<br />
oder Keramik sowie aus Inschriften oder Gräberfeldern<br />
auf das Leben damals. Es gab einen Tempelbezirk<br />
genauso wie Lokale für Handel, Gewerbe und Unterhaltung<br />
sowie Badeanstalten. Spuren von Bränden und<br />
Zerstörungen in den archäologischen Funden geben<br />
Aufschluss über Angriffe u.a. im dritten Jahrhundert. In<br />
der Folgezeit ging der Einfluss der Römer langsam zurück<br />
und germanische Bevölkerungsgruppen stellten nach und<br />
nach die Hauptgruppe der Siedlungsbewohner.<br />
Methoden zur Altersbestimmung<br />
Die Radiocarbonmethode: Jedes Lebewesen (ob<br />
Pflanze, Tier oder Mensch) besitzt – durch den Kohlenstoff<br />
in der Luft aufgenommen – einen geringen Gehalt an<br />
Radio<strong>aktiv</strong>ität. Nach dem Absterben wird diese kontinuierlich<br />
immer weniger. Der Zerfall läuft nach einem exakten<br />
»Stundenplan« ab und dauert viele tausend Jahre. Da man<br />
weiß, nach wie vielen Jahren eine organische Substanz<br />
(z.B. Holz oder Knochen) noch eine bestimmte Stärke an<br />
Strahlung abgibt, lässt sich genau bestimmen, wann der<br />
Prozess eingesetzt hat, also das Lebewesen gestorben ist.<br />
Fundstätte<br />
Kumpfmühlerstraße<br />
in Regensburg (Bayern):<br />
freigelegte spätrömische Gräber.<br />
Datiert werden die Fundstücke<br />
mithilfe von archäologischen Methoden.<br />
Dendrochronologie: Der durchgesägte Stamm eines<br />
Baumes zeigt dessen »Jahresringe«: Jedes Jahr, das ein<br />
Baum erlebt, hinterlässt Spuren auf seiner Rinde. Im<br />
Frühjahr bildet sich dann eine neue Rinde um die alte<br />
herum. Die Ringe sind gut an ihrer Farbe zu unterscheiden.<br />
Alle Bäume in einer Region sind dem gleichen Klima<br />
ausgesetzt und der Vergleich zeigt sehr ähnliche Ringstrukturen<br />
in den Stämmen. Gibt es z.B. einen milden<br />
Winter und einen guten Sommer, wächst der Baum in<br />
diesem Jahr schneller in die Breite und die Kreise sind<br />
weiter auseinander. Das Geheimnis der Datierung von<br />
Funden liegt darin, die Ringe mehrerer Bäume, deren<br />
Lebenszeiten sich überschneiden, zu vergleichen. Holzbalken,<br />
die ein Gebäude oder dessen Dach trugen, Schiffsplanken<br />
oder auch einfache Holzgeräte können so zeitlich<br />
eingeordnet werden.<br />
Aufgaben<br />
1. Ein Baum ist 100 Jahre alt, ein anderer 200 Jahre und<br />
ein dritter ist vor 150 Jahren im Alter von 300 Jahren<br />
gefällt worden. Der 200 Jahre alte Baum ragt in die<br />
Zeit des 300-jährigen um 50 Jahre zurück. Fertige<br />
eine Zeichnung an.<br />
2. Wie viele Bäume müssen die Archäologen verglichen<br />
haben, wenn ein Fund 500 v. Chr. datiert ist und ein<br />
Baum durchschnittlich 250 Jahre alt wird?<br />
3. Überlegt, wie die archäologischen Methoden<br />
»Schichtenanalyse« und »Luftbildarchäologie« funktionieren<br />
könnten (die Begriffe geben euch bereits<br />
wichtige Hinweise!).<br />
4. Ihr vermutet, dass ein auffälliger Hügel in eurer<br />
Umgebung mit Blick in alle Richtungen, also einer<br />
strategisch guten Lage, früher besiedelt war. Wie<br />
könnt ihr eure Vermutung untermauern? Erstellt<br />
einen »Grabungsplan« und überlegt Richtlinien für<br />
alle, die an der Grabung teilnehmen. Worauf muss<br />
ein Archäologe achten, wenn er die Funde einordnen<br />
will (z.B. Lage der Gegenstände zueinander)? Denkt<br />
daran, dass nicht nur tolle Goldfunde wichtig sind,<br />
sondern z.B. Pflanzen- und Stoffreste Aufschluss<br />
über das Leben damals geben (Essen, Kleidung).<br />
?<br />
Foto: ArcTron, Altenthann<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Aus der Trickkiste der Archäologen<br />
Sachinformationen<br />
Methoden zur Datierung archäologischer Funde<br />
Die Schichtenanalyse ist erfahrungsgemäß am leichtesten<br />
zu vermitteln: Bei den meisten Fundstätten sind die oberen<br />
Schichten jüngeren Datums, so liegen z.B. alte romanische<br />
Bauelemente unter den gotischen Elementen in der Kirchenbaukunst.<br />
Noch älter kann die Krypta unter der Kapelle sein.<br />
Es finden sich sogar unter vielen Sakralgebäuden vorchristliche<br />
Bauelemente oder Grabfunde. Dies rührt daher, dass Menschen<br />
etwa aus religiösen, geographischen, wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Gründen immer wieder die gleichen<br />
Orte zum Wohnen, Arbeiten, Feiern, Beten aufsuchten. Auch<br />
wurden häufig die alten Baumaterialien vor Ort verbaut.<br />
Die Methode der Dendrochronologie wird gut verständlich,<br />
wenn die Schülerinnen und Schüler eigene Zeichnungen erstellen.<br />
Die Radiocarbonmethode wird auch Kohlenstoff- oder<br />
C-14-Methode genannt. Das Kohlenstoffisotop C-14 wird ständig<br />
durch kosmische Strahlung in der Atmosphäre gebildet und<br />
in jede lebende Materie eingebaut. Beim Absterben des Organismus<br />
nimmt der radio<strong>aktiv</strong>e Kohlenstoff konstant ab, wird<br />
dabei aber nicht ersetzt. Das Alter von Fossilien und anderen<br />
organischen Stoffen kann also abgeschätzt werden, indem der<br />
Gehalt von C-14 gemessen wird. Das Kohlenstoffisotop C-14<br />
ist radio<strong>aktiv</strong>. Seine Halbwertzeit beträgt 5.730 Jahre (bis dahin<br />
sind also – statistisch betrachtet – die Hälfte der Atome<br />
zerfallen). Unter Berücksichtigung von Schwankungen des<br />
C-14-Gehalts in der Atmosphäre kann das Alter von archäologischen<br />
Funden bis auf wenige hundert Jahre genau, manchmal<br />
noch genauer bestimmt werden – mit abnehmender<br />
Genauigkeit bis ungefähr 30.000 bis 40.000 Jahre zurück.<br />
Luftbildarchäologie beruht darauf, dass Aufnahmen möglicher<br />
Fundstätten aus der Luft häufig <strong>Denkmal</strong>e erkennen lassen,<br />
deren Spuren auf dem Boden nicht so leicht zu entdecken<br />
sind. Bodenverfärbungen, Verfärbungen im Wuchs und in der<br />
Farbe der Pflanzen lassen Rückschlüsse auf Mauer- oder<br />
Straßenreste im Boden zu oder zeigen Vertiefungen wie ehemalige<br />
Gräben und Pfostenlöcher an.<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Schülerinnen und Schüler lernen archäologische Methoden<br />
als unverzichtbares Handwerkszeug kennen, auf das sich<br />
auch <strong>Denkmal</strong>schutz und <strong>Denkmal</strong>pflege bei der Freilegung,<br />
Einordnung und Erhaltung von Überresten früherer Siedlungen<br />
und Grabstätten stützen. Die Erkundung der römischen Vergangenheit<br />
von Regensburg bietet sich als Beispiel an, da hier<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B1<br />
deutlich wird, wie eine heutige Stadt auf den Resten einer alten<br />
Siedlung entstanden ist und Zeugnisse dieser Vergangenheit<br />
immer wieder, z.B. bei Bauvorhaben oder auch gezielten Ausgrabungen,<br />
ans Tageslicht kommen. Zudem können die Jugendlichen<br />
durch eigene Recherchen im Internet sehr schnell<br />
weitere Details zur Lagergeschichte und den Ausgrabungen<br />
selbst erschließen.<br />
Lernformen<br />
Die Schülerinnen und Schüler erforschen in eigenständiger<br />
Gruppenarbeit die Ausgrabungen von Regensburg im Internet<br />
(vgl. Rubrik »Mehr Infos«). Sie sollen dabei überlegen, wie solche<br />
Grabungen und die Datierung der Funde erfolgt sein könnten<br />
(auffällige Landschaftsformen wie z.B. Hügel oder Überreste<br />
von Gräben und Mauern; Luftbilder zeigen Auffälligkeiten;<br />
Schichtenanalyse bei der Grabung; bestimmte Fundstücke –<br />
welche? – lassen über die Radiocarbonmethode eine Datierung<br />
zu; Vergleiche zwischen ähnlichen Fundstellen sind möglich,<br />
etc.).<br />
Am Ende erstellen die Jugendlichen einen fiktiven Grabungsplan,<br />
der die erwähnten Methoden berücksichtigt und »Verhaltensregeln<br />
für Archäologen« enthält, z.B.: »Beschreibe jedes<br />
Fundstück in seinem Fundzusammenhang – was lag z.B. neben-<br />
oder übereinander?« oder »Gib Acht auf jedes Stückchen<br />
Holz, Pflanzenreste o.Ä., denn es könnte für die Datierung<br />
wichtig sein.«<br />
Mehr Infos<br />
• Regensburg von der Römerzeit bis zum Spätmittelalter (Bayerisches<br />
Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege):<br />
www.blfd.bayern.de/BLFD_Web_Reg/start/index.html<br />
• 500 Jahre auf den Spuren der Römer – Forschung zum römerzeitlichen<br />
Regensburg (Infoseiten basierend auf einer Ausstellung):<br />
www.uniregensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_III/Geschichte/<br />
Alte_G/roemer/eingang/ein-main.htm<br />
• Links zu Römern und Archäologie (auch für den Lateinunterricht):<br />
www.lateinforum.de/inhaltsv.htm<br />
• Webkatalog Archäologie Online: www.archaeologie-online.de<br />
• Links zur Archäologie in Bayern: www.bingo-ev.de/~ks451/archaeol<br />
• Zur Radiocarbon-Methode:<br />
www.hh.schule.de/klosterschule/10b/projekt/isotope/Isotope.html<br />
und http://WebMuseen.de/14C.html<br />
• Internet-Handbuch zur Archäologie für Kinder »Knochen, Scherben,<br />
Grabbeigaben« (CD-ROM kann bestellt werden): www.terzio.de/<br />
knochenscherbengrabbeigaben (u.a. »Wo man gräbt«, »Wie man das<br />
Alter der Funde bestimmt« und Lexikon der Fachbegriffe)
denkmal <strong>aktiv</strong> B2<br />
Weltkulturerbestadt<br />
Quedlinburg – Bewahrung<br />
eines <strong>Denkmal</strong>s gegen seine<br />
»Feinde«<br />
Antrag der Stadt Quedlinburg auf<br />
Aufnahme der Altstadt in die Liste<br />
des Weltkultur- und Naturerbes der<br />
UNESCO aus dem Jahr 1992 (Auszüge)<br />
»Die Altstadt Quedlinburgs als <strong>Denkmal</strong> der Stadtbaukunst<br />
und Stätte deutscher Geschichte ist von herausragendem<br />
universellen Wert ... Quedlinburg ist ein sehr<br />
gutes Beispiel einer zentraleuropäischen Stadt mit<br />
einem frühmittelalterlichen Plan und vielen erhaltenen<br />
Einzelbauten ... Das nahezu geschlossene Stadtbild, die<br />
Lage in der Landschaft, die Stadtsilhouette, die Vielzahl<br />
bedeutender Fachwerkbauten an Straßen und Plätzen<br />
unterstreichen den Wert des außerordentlichen Kulturdenkmals<br />
...<br />
Die Altstadt Quedlinburgs hatte im 2. Weltkrieg kaum<br />
Schaden genommen ... Doch waren schon 1945 die<br />
historischen Bauten durch einen Mangel an haus- und<br />
stadttechnischen Ausstattungen moralisch weitgehend<br />
verschlissen ... Mit der einseitigen Orientierung des<br />
Bauens auf die Errichtung von industriell gefertigten<br />
Neubauten und der Aufhebung der bis dahin noch<br />
vorhandenen Handwerksbetriebe in der DDR ... verstärkte<br />
sich der Verfall und führte anfangs der 80er<br />
Jahre zu noch kleinen ersten Flächenabbrüchen, die<br />
sich aber Ende der 80er Jahre verstärken sollten und<br />
zum Verlust der nördlichen Altstadt geführt hätten.<br />
Das wurde verhindert, als mit der politischen Wende<br />
im Herbst 1989 die Bürger gegen diese Abbrüche<br />
protestierten, einen Abbruchstop erzwangen und schon<br />
1990 ... erste Sanierungsmaßnahmen an bestehenden<br />
Häusern erfolgten. Seitdem werden mit Hilfe von Förderprogrammen<br />
zunehmend Fachwerkhäuser repariert<br />
und modernisiert, so dass der Verfall gestoppt und eine<br />
Wende zur Erhaltung der Fachwerkstadt sichtbar geworden<br />
ist.«<br />
Quelle: Stadt Quedlinburg (Hrsg.): Weltkulturerbestadt<br />
Quedlinburg. World Heritage City, 1/96, S. 17ff. Text leicht<br />
redigiert<br />
Altstadt von Quedlinburg (Sachsen-Anhalt):<br />
Rund 1.300 Fachwerkhäuser aus<br />
sechs Jahrhunderten sind in der Altstadt<br />
erhalten. 1994 in die Liste des Welterbes<br />
der UNESCO aufgenommen.<br />
Aufgabe<br />
Aufgaben<br />
1. Welche »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s« lassen sich am<br />
Beispiel Quedlinburgs ermitteln? Analysiert den<br />
Text und ergänzt eure Liste um weitere Gefährdungen<br />
(z.B. Umwelteinflüsse, Verkehr, Bauwünsche,<br />
unterschiedliche Ansprüche der Menschen, die mit<br />
dem <strong>Denkmal</strong> und seiner Umgebung in Berührung<br />
kommen ...).<br />
2. Stellt eine Checkliste der »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s«<br />
auf und skizziert die Gefährdungen auf einer Wandzeitung.<br />
3. Warum konnte der Verfall Quedlinburgs erst nach<br />
dem Ende der DDR gestoppt werden?<br />
4. Arbeitet die Begründungen für den erfolgreichen<br />
Quedlinburger Antrag bei der UNESCO heraus:<br />
Warum ist Quedlinburg als »Kulturerbe der Menschheit«<br />
eingestuft worden und genießt so international<br />
besonderen Schutz?<br />
5. Ist der Tourismus eher förderlich für die Bewahrung<br />
des Kulturerbes oder eher eine Bedrohung?<br />
Diskutiert Pro und Contra.<br />
6. Mit der Checkliste von Aufgabe 2 könnt ihr auch in<br />
eurer Umgebung nach bedrohten <strong>Denkmal</strong>en Ausschau<br />
halten. Dokumentiert die Gefährdung eines<br />
Bauwerks (das kann auch eine alte Fabrik oder eine<br />
alte Brücke oder ein ganzer historischer Straßenzug<br />
sein!) in Fotos, Skizzen und erläuternden Texten.<br />
Foto: Marie-Luise Preiss<br />
?<br />
?<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Weltkulturerbestadt<br />
Quedlinburg – Bewahrung eines<br />
<strong>Denkmal</strong>s gegen seine »Feinde«<br />
Sachinformationen<br />
Insgesamt wurden in Quedlinburg von 1990 bis Ende 2000<br />
rund 450 Mio. DM investiert. Ein gutes Viertel davon, ca. 110<br />
Mio. DM, stellten Bund, Land und Stadt aus der Städtebauförderung<br />
zur Verfügung. Drei Viertel der Gesamtsumme entfallen<br />
auf private Investoren und weitere Förderungen der öffentlichen<br />
Hand. Bis zum Abschluss der Sanierung im Jahre 2020<br />
sind nach Angaben der Stadtverwaltung Quedlinburg weitere<br />
600 Mio. DM erforderlich.<br />
Quelle: Stadt Quedlinburg (Hrsg.): 10 Jahre Stadtsanierung Welterbestadt<br />
Quedlinburg, 7/01, S. 75<br />
Tourismus<br />
Von 1993 bis 2000 stieg die Zahl der Übernachtungen in Quedlinburg<br />
von 27.000 auf 109.000. Ein Tourist schrieb: »Nicht<br />
ohne Bewegung möchte ich meine Freude darüber ausdrücken,<br />
wie schön sich diese Stadt entwickelt hat. Mit dem traurigen<br />
Bild aus den achtziger Jahren hat sie nicht mehr viel zu tun. Und<br />
vieles, das man schon rettungslos verloren glaubte, ist wieder<br />
geheilt.«<br />
Quelle: Stadt Quedlinburg (Hrsg.): 10 Jahre Stadtsanierung Welterbestadt<br />
Quedlinburg, 7/01, S. 55<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen am Beispiel Quedlinburgs<br />
• sich mit den Kriterien für die Auswahl schützenswerter Objekte<br />
auseinander setzen (Lernziel L7): Warum ist Quedlinburg<br />
ein besonderes Beispiel, das sogar internationale Aufmerksamkeit<br />
genießt?<br />
• erkennen, dass der Prozess der »Unterschutzstellung« abhängig<br />
von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Zielsetzungen einer Zeit ist (Lernziel L8): Der Vergleich<br />
vom Umgang mit <strong>Denkmal</strong>en in der DDR mit den Bestrebungen<br />
zur Erhaltung historischer Zeugnisse nach 1990 gibt hier<br />
erste Einblicke.<br />
• die »Gefährdung« von <strong>Denkmal</strong>en durch Mensch und Umwelt<br />
wahrnehmen und technische Methoden des »Wartens<br />
und Reparierens« von <strong>Denkmal</strong>en kennen lernen (Lernziel<br />
L9): Eine Checkliste »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s« vermittelt den<br />
Jugendlichen einen Eindruck der Gefährdung und der Notwendigkeit,<br />
<strong>Denkmal</strong>e besonders zu schützen und sich um<br />
ihre Erhaltung zu kümmern.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B2<br />
• sich mit Interessen mit der Nutzung und dem Schutzbedürfnis<br />
von <strong>Denkmal</strong>en sowie den Auswirkungen des <strong>Denkmal</strong>schutzes<br />
auseinander setzen (Lernziel L10): Das Beispiel<br />
Tourismus ist den Jugendlichen aus eigener Erfahrung vertraut<br />
und bietet einen leichten Einstieg in die Diskussion.<br />
Tourismus kann bei zu vielen Besuchern zum Problem werden<br />
(z.B. bei Goethes Gartenhaus in Weimar/Thüringen<br />
oder bekannten Schlössern wie Schloss Augustusburg in<br />
Brühl/Nordrhein-Westfalen oder Schloss Linderhof in Bayern).<br />
In Quedlinburg jedoch stellt der Tourismus rund um die<br />
denkmalgeschützten Gebäude und Ensembles weniger eine<br />
Gefahr dar, sondern ist im Gegenteil eine wichtige Einnahmequelle<br />
und ein Wirtschaftsfaktor.<br />
Lernformen<br />
Für den Einstieg in das Thema bieten sich als Lernform Gruppenarbeit,<br />
-gespräch und -vortrag an. Die Ergebnisse werden<br />
dann als Wandzeitung (oder in Schülercollagen und -zeichnungen)<br />
zum Thema »Feinde eines <strong>Denkmal</strong>s« präsentiert.<br />
Die zunächst anhand Quedlinburgs exemplarisch erarbeitete<br />
»Checkliste« ermöglicht dann den Transfer der Problemstellung<br />
auf Kultur- und auch Naturdenkmale in der näheren Umgebung<br />
der Jugendlichen.<br />
Die Schülerinnen und Schüler werden zu eigenem Handeln angeregt<br />
(Handlungsorientierung). Sie sollen an außerschulischen<br />
Lernorten selbst nach Gefährdungen von <strong>Denkmal</strong>en<br />
Ausschau halten und diese dokumentieren. In Verbindung mit<br />
Arbeitsblatt A7 zur Agenda 21 erkennen sie dabei das Zusammenwirken<br />
vieler Aspekte rund um die Erhaltung und den<br />
Schutz der gemeinsamen Lebenswelt und erfahren, was es<br />
heißt, das Prinzip der »Nachhaltigkeit« auch in ihrer engeren<br />
Umgebung (»lokale Agenda 21«) anzuwenden: Nur umfassende<br />
Bestrebungen (wirtschaftlich, sozial und ökologisch) ermöglichen<br />
langfristige Entwicklung – dies gilt auch für die Erhaltung<br />
von <strong>Denkmal</strong>en.<br />
Mehr Infos<br />
Auskünfte über die Sanierung von Quedlinburg erteilt:<br />
Stadt Quedlinburg, Fachbereich 4 Bauen, Blasiistraße 10,<br />
06484 Quedlinburg, Tel. (0 39 46) 9 05-7 00 oder -7 31,<br />
Fax (0 39 46) 9 05-7 77.<br />
www.quedlinburg.de und www.quedlinburg-online.de
denkmal <strong>aktiv</strong> B3<br />
Hansestädte –<br />
Zeugnisse eines jahrhundertelangen<br />
Kulturwachstums<br />
Hansestadt Lübeck (Schleswig-Holstein):<br />
Ausschnitt aus dem Innenstadtplan<br />
Hansestädte<br />
Die Hanse entstand als eine genossenschaftliche Vereinigung<br />
von west- und norddeutschen Fernkaufleuten,<br />
die von der Mitte des 12. bis zum 14. Jahrhundert den<br />
Nord- und Ostseebereich zu einem von ihnen beherrschten<br />
Handelsraum ausbauten. Zahlreiche Handelsniederlassungen<br />
an den Ostseeküsten entstanden. Im Verlauf<br />
des 14. Jahrhunderts vertraten zunehmend einzelne<br />
Städte die Handelsinteressen ihrer Kaufleute. Die<br />
Hanse bildete bis ins 17. Jahrhundert hinein einen losen<br />
Städtebund. Mitglieder der Hanse reichten von Stockholm<br />
bis Danzig, Königsberg bis Riga. Es gehörten u.a.<br />
dazu: Lübeck, Wismar, Rostock und Stralsund, aber z.B.<br />
auch Köln, Dortmund und Magdeburg.<br />
Noch heute besitzen viele Hansestädte den alten Stadtkern,<br />
der sich in der Zeit ehemaligen Reichtums gebildet<br />
hat. So zum Beispiel Wismar oder Lübeck, wo jeder das<br />
alte Rathaus und viele große Kirchtürme – Baudenkmale<br />
der Backsteingotik aus dem 13. bis 15. Jahrhundert –<br />
bewundern kann. Diese Altstädte sind aus der Sicht des<br />
<strong>Denkmal</strong>schutzes besonders erhaltenswert. Die Innenstadt<br />
von Rostock wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört<br />
und wird seither wieder aufgebaut.<br />
Stadtpläne im Internet<br />
Lübeck: www.speedmap.ln-online.de<br />
Wismar: www.wismar.de (in der Rubrik »Tourismus« den Stadtplan<br />
auswählen) und www.stadtplan.net/brd/mecklenburg_<br />
vorpommern/wismar/home.html<br />
Stralsund:<br />
www.staedteverlag.de/php/index.php4?plz=18439&view=stadt<br />
(zu erreichen auch über einen Link von www.stralsund.de)<br />
Aufgaben<br />
1. Vergleicht die Stadtpläne der Hansestädte Lübeck<br />
(siehe Abbildung), Wismar und Stralsund. Stadtpläne<br />
findet ihr im Internet (vgl. Kasten) oder ihr schaut zu<br />
Hause oder in einer Bibliothek in einem Atlas oder in<br />
Reiseführern nach. Beschreibt zunächst die Lage der<br />
Stadt. Gibt es Gemeinsamkeiten? Warum konnten<br />
diese Städte als so genannte »Hansestädte« im<br />
Spätmittelalter eine so große Bedeutung als Handelsstädte<br />
erlangen?<br />
2. Schaut euch dann die Straßenpläne genauer an:<br />
Fällt euch dabei etwas hinsichtlich der Gliederung<br />
(Länge/Anordnung) der Straßen auf? Könnt ihr<br />
herausfinden, wo die Altstadt liegt?<br />
3. Stellt eine Liste der Straßennamen auf und versucht<br />
sie zu ordnen. Welche Namen lassen sich zeitlich<br />
einordnen? Seit wann kann es zum Beispiel einen<br />
Straßenamen »Am Bahnhof« oder »Willy-Brandt-<br />
Allee« geben? Wie alt könnten Straßennamen wie<br />
»Schlachter Gang«, »Fischergrube«, »Kohlmarkt«<br />
oder »Schmiedestraße« dagegen sein?<br />
4. Warum werden alte Stadtkerne aufwändig restauriert<br />
und wieder aufgebaut? Findet Argumente für<br />
und gegen die Wiederherstellung des alten<br />
Zustands, ausgehend vom Beispiel der Hansestadt<br />
Rostock.<br />
5. Findet Argumente, die zur Eintragung der Städte<br />
Wismar und Stralsund in die UNESCO-Welterbeliste<br />
geführt haben könnten.<br />
?<br />
Quelle: Touristinformation Lübeck
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Hansestädte – Zeugnisse eines<br />
jahrhundertelangen Wachstums<br />
Sachinformationen<br />
Die Hanse<br />
Der Hanse gehörten in ihrer mächtigsten Zeit im 15. Jahrhundert<br />
rund 200 Hafen- und an Flüssen gelegene Binnenstädte<br />
an. Ihr Gebiet umfasste den Bereich zwischen Zuidersee und<br />
Finnischem Meerbusen, Ostsee und Thüringen. Sahen die<br />
Hansestädte ihre Handelsmonopole gefährdet, griffen sie z.B.<br />
in England, Flandern oder Dänemark auch mit militärischen<br />
Mitteln ein. Aufgrund seiner Lage zwischen Nord- und Ostsee<br />
erhielt Lübeck als Tor Westeuropas zum Ostseehandel nach<br />
Skandinavien und zum Baltikum eine herausragende Bedeutung.<br />
Große Handelsniederlassungen der Hanse (so genannte<br />
Kontore) entstanden in London, Brügge, Bergen und Novgorod.<br />
Dies wurde durch die verkehrsgeographisch günstige Anbindung<br />
der Städte an den Seeweg ermöglicht.<br />
Stadt- und Siedlungsgeographie am Beispiel<br />
der Hansestädte<br />
Straßennamen geben einen historisch-archäologischen Hinweis<br />
auf die Stadtentwicklung. Namen und Struktur der<br />
Straßen lassen erkennen, wo sich die älteren Stadtteile befinden<br />
und von welchem Stadtzentrum aus sich eine Stadt entwickelt<br />
hat. Die Altstadt liegt oft an einem Fluss, da sich dort<br />
die Menschen sammelten. Gewässer dienten als Verkehrsweg<br />
und als Transportweg für Güter. Bei den Hansestädten kam<br />
meist noch die direkte Verbindung mit dem Meer hinzu.<br />
Wegebezeichnungen in der Innenstadt (der Altstadt) von Lübeck<br />
z.B. deuten auf die Namen von Berufsgruppen des Mittelalters,<br />
der Renaissance und des Barock hin. Außerhalb des<br />
Stadtgrabens sieht man dann gänzlich andere Namen, wie z.B.<br />
»Am Bahnhof«, »Willy-Brandt-Allee« oder »Konrad-Adenauer-<br />
Straße«, welche an ihrem Namen erkennbar aus neuerer Zeit<br />
stammen. Auch die Bezeichnung »Stadtgraben« selbst gibt einen<br />
deutlichen Hinweis auf die Lage der früheren Stadtgrenze.<br />
Fragen + Ziele<br />
Das Arbeitsblatt zeigt exemplarisch die Einbindung von <strong>Denkmal</strong>en<br />
in einen größeren, stadt- und siedlungsgeographischen<br />
Zusammenhang. Die Schülerinnen und Schüler erkennen: Ein<br />
<strong>Denkmal</strong> steht selten allein. Häufig steht es neben anderen,<br />
ebenso erhaltenswerten Gebäuden (bildet somit ein »Ensemble«)<br />
und veranschaulicht gemeinsam mit diesen in verdichteter<br />
Form die Entwicklung einer Stadt.<br />
Die Schülerinnen und Schüler gehen selbst Fragen der Stadtentwicklung<br />
auf den Grund, indem sie Stadtpläne und Straßennamen<br />
analysieren und vergleichen.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B3<br />
Das Beispiel der Hansestädte bietet einen hervorragenden Zugang<br />
zu beiden Themenaspekten, da mehrere Städte mit einer<br />
in etwa gleichzeitigen Blütezeit und ähnlicher Vergangenheit<br />
verglichen werden können. Vertiefend kann z.B. auch eine<br />
eventuell unterschiedliche weitere Entwicklung der Städte untersucht<br />
werden (z.B. weitgehende Zerstörung Rostocks im<br />
2. Weltkrieg). Auch heute noch nutzen die Hansestädte Bremen,<br />
Hamburg, Lübeck, Rostock, etc. die mittelalterliche Hansegeschichte<br />
als identitätsstiftende Abgrenzung zu anderen<br />
Städten und für den Tourismus. Die Städte Wismar und Stralsund<br />
wurden im Juni 2002 hinsichtlich Anlage und Grundriss in<br />
die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.<br />
Lernformen<br />
Über stadtgeographische Untersuchungen am Beispiel von<br />
Stadtplänen hinaus bietet die Beschäftigung mit den Hansestädten<br />
und ihrer spätmittelalterlichen Blütezeit viele Anreize<br />
für eine freiere Beschäftigung mit der Geschichte dieser Zeit.<br />
Die Schülerinnen und Schüler können z.B. motiviert werden,<br />
selbst einen historischen (mittelalterlichen) Markt zu veranstalten.<br />
Dazu wird in Projektarbeit erkundet, welche Tätigkeiten und<br />
Handwerke damals ausgeübt wurden, welches Ansehen die<br />
jeweiligen Berufe hatten, welche Statussymbole den Gesellschaftsstand<br />
der Menschen kennzeichneten, wie sie sich kleideten,<br />
was sie aßen, womit sie sich amüsierten. Der historische<br />
Markt berücksichtigt die Ergebnisse: Handwerker führen<br />
ihre Kunstfertigkeiten vor, die Schülerinnen und Schüler tragen<br />
(evtl. selbst nachgearbeitete) historische Gewänder, Gaukler,<br />
zeitgenössische Musik und Tänze unterhalten das Publikum,<br />
etc. Den Höhepunkt könnte ein szenisches Spiel bilden, so z.B.<br />
»Der Konflikt zweier Kaufmannsfamilien und seine glückliche<br />
Lösung«.<br />
Mehr Infos<br />
• Informationen zu den Städten, ihrer Geschichte, ihrer Bedeutung<br />
und mehr im Internet: www.wismar.de, www.luebeck.de,<br />
www.rostock.de, www.stralsund.de<br />
• Zum Aufnahmeantrag der Städte Wismar und Stralsund in die<br />
UNESCO-Welterbeliste: www.stralsund.de/touristcenter/<br />
fuehrung/weltkulturerbe/index.htm und www.wismar.de<br />
unter der Rubrik Stadtporträt<br />
• Initiative »Wege zur Backsteingotik« der Deutschen Stiftung<br />
<strong>Denkmal</strong>schutz: www.wege-zur-backsteingotik.de<br />
• Zur Hanse: www.susas.de/hanse.htm
denkmal <strong>aktiv</strong> B4<br />
Dorfki<br />
rche<br />
Eine Dorfkirche erwacht<br />
zu neuem Leben<br />
Müsselmow ist ein kleiner Ort in Mecklenburg-Vorpommern<br />
in der Nähe von Schwerin. Wie häufig, ist<br />
die Kirche das älteste erhaltene Baudenkmal im Ort.<br />
Die gotische Backsteinkirche stammt aus dem<br />
15. Jahrhundert.<br />
Seit 1997 kümmert sich der Förderverein »Patenschaft<br />
Müsselmower Kirche e.V.« um die Pflege und Erhaltung<br />
der seit den 50er Jahren nicht mehr genutzten und am<br />
Ende fast bis zur Ruine verfallenen Dorfkirche.<br />
Beteiligte u.a.:<br />
Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer von<br />
Gymnasien in Hamburg, Rostock und Sternberg<br />
Schülerinnen und Schüler im Berufsvorbereitungsjahr und<br />
Auszubildende im Dachdeckerhandwerk der Gewerbeschule<br />
8 Arbeits- und Werktechnik (Hamburg); Auszubildende im<br />
Maurerhandwerk, Ausbildungsgang Bautechniker der<br />
Gewerbeschule 19<br />
Fachhochschule Wismar: Fachbereiche Ingenieurwesen,<br />
Architektur, Biologie<br />
Fachhochschule Hildesheim: Fachbereich Restaurierung<br />
Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege Mecklenburg-Vorpommern<br />
Freiwillige Helfer (z.B. zwei Architekten in Hamburg, Dorfbewohner<br />
und Organisationen in Müsselmow)<br />
Foto: Förderverein Patenschaft<br />
Müsselmower Kirche e.V.<br />
Dorfkirche von Müsselmow (Mecklenburg-Vorpommern):<br />
Jugendliche restaurierten die verfallende, seit den<br />
50er Jahren nicht mehr genutzte Kirche aus dem 15. Jahrhundert.<br />
Aufgaben u.a.:<br />
Sanierung der Gruft der Gutsfamilie: Entsorgung von<br />
Schutt, Dokumentation der Fundstücke, Konservierung<br />
Demontage des alten Daches, Sicherung des noch verwendbaren<br />
Altmaterials, Aufbau eines neuen Dachstuhls,<br />
Eindecken, Einzug einer neuen Holzbalkendecke<br />
Sanierung der Mauerkrone und einiger gotischer<br />
Fensterbögen<br />
Sicherung von Gebeinen, Beseitigung von Bäumen<br />
und Wurzelwerk an den Außenmauern, Freilegung<br />
des Sakristei-Fundaments<br />
Einbringen eines neuen Fußbodens auf der Basis von Lehm,<br />
Feldsteinen und Schotter als Grundlage für die Rekonstruktion<br />
des ursprünglichen Bodens aus gebrannten Ziegeln<br />
Wiederaufbau der Sakristei, Eindecken, Eichenfachwerk<br />
im Giebel einfügen<br />
Untersuchung und Freilegung von Teilen der Wandmalereien<br />
aus dem 18. Jahrhundert<br />
Erstellung einer (Multimedia-)Präsentation zum Projekt<br />
und Sponsorensuche<br />
Aufgaben<br />
1. Viele Beteiligte haben dazu beigetragen, die Dorfkirche zu erhalten. Überlegt, wer welche Aufgaben<br />
übernommen haben könnte.<br />
2. Durch Vandalismus wurden die ursprünglichen Fenster vollständig zerstört. Ältere Fotos zeigen, dass sie<br />
aus farbigem Glas (Bleifassung, Spitzrauten-Form) gestaltet waren. Einige Fenster im Altarbereich waren<br />
sogar mit Glasmalerei versehen.<br />
• Informiert euch über die typischen Merkmale gotischer Kirchen und ihrer Fenster. Schlagt in Lexika zu<br />
Architektur und Kunstgeschichte nach: Gotik, Backsteingotik, Spitzbogenfenster. Erkundigt euch nach<br />
der religiösen Symbolik, die hinter der Gestaltung der Formen und der Architektur stand.<br />
• Entwerft selbst neue Kirchenfenster für die Dorfkirche Müsselmow. Achtet darauf, dass eure Fenster<br />
zu einer Dorfkirche passen und die Farbgestaltung sich in Bleiglas umsetzen lässt (jede Farbe bleibt<br />
monochrom, d.h. ein Fensterstück hat nur eine Farbe und ist durch ein Bleiband eingefasst, es gibt<br />
keine Farbverläufe). Beispiele für solche Entwürfe findet ihr im Internet unter:<br />
www.hh.schule.de/grootmoor/projekte/muessel/forum.html<br />
?<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Eine Dorfkirche erwacht<br />
zu neuem Leben<br />
Sachinformationen<br />
Aus einer Projektbeschreibung zur Dorfkirche Müsselmow:<br />
»Und die Kirche von Müsselmow ist der Mühen wert (...). Sie bietet<br />
den Jugendlichen als unwiederbringliches Wahrzeichen einer<br />
jahrhundertealten Kultur in dieser Region nicht einfach nur ein<br />
mehr oder weniger museales Anschauungsmaterial, an dem<br />
man mehr oder weniger gelangweilt vorbeischlendert, sie<br />
schreit nach Hilfe, und echte Hilfe ist nur die, die gut gemeint<br />
und kompetent ist. [Es stellt] eine Herausforderung dar, ein fast<br />
vergessenes Stück Regionalgeschichte aufzuarbeiten, sich mit<br />
der Kunst- und Architekturgeschichte des ausgehenden 15. und<br />
beginnenden 16. Jahrhunderts auseinander zu setzen, und dies<br />
nicht am idealtypischen, didaktisch aufbereiteten Modell, sondern<br />
an einem Objekt, das die Stilmerkmale vielleicht erst in der<br />
»7. Schicht« hergibt oder das vielleicht viele Stilmerkmale infolge<br />
der Zeitläufe verloren hat. Re-Konstruktion ist mehr als nur<br />
Kenntnisnahme, sie ist engagiertes Inbesitznehmen und Spurensuche,<br />
nicht zuletzt ist sie auch unter mnemotechnischen<br />
Gesichtspunkten die produktivere Aneignung von Bildungsstoff.<br />
Die Möglichkeiten, die sich für künstlerisch begabte Schüler zeigen,<br />
gehen bis hin zur Neugestaltung von Kirchenfenstern: Die<br />
ursprünglichen Fenster sind längst zerstört und durch profanes<br />
Drahtglas ersetzt. Ein »Leistungskurs Bildende Kunst« der<br />
13. Jahrgangsstufe ist mit Billigung des Landesamts für <strong>Denkmal</strong>pflege<br />
zurzeit dabei, ausgehend von dem ursprünglich vorhandenen<br />
Spitzrauten-Muster der farbigen Bleiglasfenster, neue<br />
Fenster zu entwerfen und auch selbst – unter Anleitung eines<br />
Glasermeisters – handwerklich zu realisieren.«<br />
Quelle: Wolter, Volker: Müsselmower Patenschaft. Jugendliche restaurieren<br />
eine gotische Dorfkirche in Mecklenburg<br />
Fragen + Ziele<br />
Das Beispiel einer Dorfkirche, wie sie an vielen Orten stehen<br />
könnte, bietet vielfältige Ansatzpunkte, sich einem <strong>Denkmal</strong><br />
mit Blick auf dessen Vergangenheit (Entstehung, Baugeschichte),<br />
Stilmerkmale und Bautechniken, seiner Bedeutung<br />
für die Menschen vor Ort damals und heute und der Frage<br />
zukünftiger Nutzungsmöglichkeiten zu nähern. Die Dorfkirche<br />
Müsselmow zeigt darüber hinaus, welche Möglichkeiten Schülerinnen<br />
und Schülern in Zusammenarbeit mit Fachleuten und<br />
freiwilligen Helfern offen stehen, um selbst <strong>aktiv</strong> für ein <strong>Denkmal</strong><br />
einzutreten.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B4<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen am Beispiel den Blick für<br />
Aufgaben des <strong>Denkmal</strong>schutzes und der Restaurierung historischer<br />
Bauwerke schärfen und über das Projekt »neue alte Kirchenfenster<br />
entwerfen« selbst tätig werden.<br />
Lernformen<br />
Die beiden Teilaufgaben des Schülerblattes lassen sich unabhängig<br />
voneinander bearbeiten oder in einem zweistufigen Arbeitsvorgang<br />
verbinden. Letzteres bietet den Vorteil, dass die<br />
Jugendlichen erkennen, wie sie selbst mit nur wenig Anleitung<br />
von außen (Recherche zu Gotik und gotischen Fenstern) einen<br />
Beitrag zu einem solchen Restaurierungsprojekt leisten können.<br />
1. Schülergruppen überlegen, wie die Aufgaben für die<br />
Beteiligten verteilt waren. Dabei bestimmen sie zunächst,<br />
was die Stärken der jeweiligen Helfer sind (Schüler =<br />
Arbeitskraft, Ideen, lernen schnell ...; Auszubildende,<br />
Gewerbeschüler = handwerklicher Sachverstand, Praxisbezug<br />
...; Fachhochschulen = Sachverstand Architektur<br />
und Restaurierung, können Gutachten erstellen, Funde<br />
einordnen ...; <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden = Sachverstand<br />
<strong>Denkmal</strong>schutz, praktische Tipps und Hilfen bei der<br />
Restaurierung ...). Danach beschäftigen sie sich mit der<br />
genauen Aufgabenbeschreibung: Was heißt es z.B., ein<br />
neues Dach auf ein historisches Gebäude zu setzen?<br />
Welche Aufgaben sind zu erledigen, worauf muss man<br />
besonders achten (z.B. Wie sah es früher aus? Müssen<br />
alte handwerkliche Fähigkeiten wiederbelebt werden?<br />
Welches Material kann verwendet werden?)?<br />
2. Die Gestaltung der Fenster (Zeichnungen, Montagen,<br />
Collagen, Computergrafiken) lässt sich gut in einen<br />
klasseninternen Wettbewerb integrieren: Wer entwirft<br />
das schönste gotische Kirchenfenster?<br />
Mehr Infos<br />
• Das Projekt im Internet: www.muesselmow.de<br />
• Weitere Informationen: Patenschaft Müsselmower Kirche e.V.,<br />
Gymnasium Grootmoor, Am Damm 47, 22175 Hamburg, Tel. (0 40)<br />
6 40 87 30 oder (01 71) 9 41 83 36 (Ansprechpartner Volker Wolter),<br />
E-Mail: muesselmow@grootmoor.hh.schule.de
denkmal <strong>aktiv</strong> B5<br />
Zeugnis bäuerlicher Baukultur:<br />
Das »Haus Michael«<br />
Das Haus Michael in Immenstaad am Bodensee (Baden-<br />
Württemberg) zeigt, dass auch Gebäude, die auf den<br />
ersten Blick wenig hermachen, als besonders erhaltenswürdige<br />
Baudenkmale eingestuft werden können.<br />
Das Besondere des Hauses ist neben seinem Alter die<br />
Nutzungsentwicklung, die Spuren in der baulichen<br />
Entwicklung hinterlassen hat. Das Haus entstand 1461<br />
als Speichergebäude: eingeschossig, ohne Zwischenböden<br />
und Zwischenwände, also ohne Wohnnutzung.<br />
Aus der Zeit gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen,<br />
baugeschichtliche Befunde sprechen aber dafür, dass<br />
es sich um eine so genannte »Torkel-Scheuer« gehandelt<br />
haben könnte, eine Scheune, in der eine Weinpresse<br />
(»Torkel«) stand.<br />
Tiefgreifende Umbauten und Erneuerungen können auf<br />
die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert werden:<br />
Zwischenwände und Decken werden eingezogen und<br />
machen eine Nutzung als Wohnhaus mit Wirtschaftsteil<br />
möglich. Schließlich wird das Haus in zwei Hälften geteilt,<br />
jeweils mit einem kleinen Stall, Keller und Speicher<br />
für die bäuerliche Wirtschaft. Größe und Ausstattungselemente<br />
zeigen, dass es sich um das Anwesen von<br />
einfachen Leuten handelte.<br />
Bis Ende des 20. Jahrhunderts verfiel Haus Michael<br />
dann zusehends und stand leer. Inzwischen ist das<br />
grundlegend sanierte Haus aber wieder bewohnt. Drei<br />
Wohnungen sind entstanden. Die Räume der ehemaligen<br />
Landwirtschaft und der dazugehörigen Wohnung im<br />
Nordteil des Hauses sind jetzt ein Blumenladen.<br />
Aufgaben<br />
1. Warum ist das »Haus Michael« ein <strong>Denkmal</strong>?<br />
2. Nach der Sanierung kann das Haus wieder zum<br />
Wohnen und für Gewerbe genutzt werden. Erstellt<br />
eine Liste der Schwierigkeiten, die bei einem Umbau<br />
alter Bauernhäuser auftreten können (Material,<br />
Technik ...). Berücksichtigt auch Probleme bei der<br />
Anpassung an moderne Anforderungen und Nutzungswünsche.<br />
Haus Michael in Immenstaad<br />
(Baden-Württemberg)<br />
nach der Sanierung 2001<br />
1461<br />
1 998<br />
2001<br />
1984<br />
Haus Michael im Jahr 1973<br />
Zur Geschichte von »Haus Michael«<br />
Foto oben: Joachim Feist,<br />
Landesdenkmalamt<br />
Baden-Württemberg<br />
Foto unten: Landesdenkmalamt<br />
Baden-Württemberg<br />
1991<br />
1461 Bau als Torkel-Scheuer, dreischiffig mit fünf Jochen<br />
ab ca. 1735 Umbau, Nutzung als Wohnhaus mit Wirtschaftsteil<br />
ab 1771 geteilt in eine Nord- und Südhälfte<br />
bis 1976 Nordhälfte bewohnt<br />
1977 Bürgermeisteramt empfiehlt Abbruch. Widerspruch<br />
des Landesdenkmalamts (nachweislich ältestes Haus<br />
am Ort)<br />
bis 1984 Südhälfte bewohnt<br />
1985 Gemeinde schlägt Versetzung ins Freilichtmuseum<br />
Wolfegg vor. <strong>Denkmal</strong>behörden bestehen zunächst<br />
auf Sanierung an der angestammten Stelle.<br />
bis 1994 Das Freilichtmuseum kann die Kosten für Versetzung<br />
nicht aufbringen.<br />
1997 Gemeinde verwirft Konzept zur Umnutzung als<br />
Verkehrbüro und Versammlungsraum aufgrund der<br />
hohen Kosten. Landesdenkmalamt widerspricht<br />
Abbruchantrag.<br />
1998 Eigentümer bestehen auf Abriss.<br />
1999 Besitzerwechsel, Zusammenführung der Haushälften,<br />
Beginn der Sanierung<br />
8.12.2000 Regierungspräsident überbringt Urkunde »Kulturdenkmal<br />
von besonderer Bedeutung«.<br />
31.8.2001 Einweihung des sanierten Baudenkmals<br />
3. Bildet Arbeitsgruppen, die Nutzungsmöglichkeiten<br />
eines alten Bauernhauses, einer stillgelegten Industrieanlage<br />
sowie eines Bürgerhauses mit großen,<br />
repräsentativen Räumen in einem Stadtzentrum<br />
erkunden. Berücksichtigt die Bereiche Wohnen,<br />
Tourismus (Museum), Freizeit (Sport-/Parkanlagen,<br />
Vereinsräume), Arbeit/Wirtschaft (Laden, Büros,<br />
Produktionsstätten, Lager), Kultur (Veranstaltungsraum,<br />
Ausstellungen) und Soziales (Beratungsstellen,<br />
Alten- und Pflegeheim, Jugendzentrum).<br />
1994<br />
2001
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Zeugnis bäuerlicher Baukultur<br />
Sachinformationen<br />
Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung<br />
Das Haus Michael wurde mit Urkunde vom 8.12.2000 zum<br />
»Kulturdenkmal besonderer Güte« erhoben. Anlässlich der<br />
Urkundenübergabe führte der Regierungspräsident Hubert<br />
Wicker aus:<br />
»Bei dem Baudenkmal handelt es sich um eines der ältesten<br />
Baudenkmale bäuerlicher Baukultur im Bodenseekreis ... Es veranschaulicht<br />
den Lebensstil vergangener Epochen, insbesondere<br />
die Lebensverhältnisse von Handwerkern und Kleinbauern,<br />
wie sie für die ländliche Gemeinde Immenstaad vor dem Zeitalter<br />
der Industrialisierung und des Fremdenverkehrs charakteristisch<br />
waren.«<br />
Neue Nutzungsmöglichkeiten alter Bausubstanz<br />
Was tun mit dem Fachwerk-Bauernhaus, der alten Scheune<br />
oder der ehemaligen Schmiede, wenn sie nicht mehr in Funktion<br />
sind? Bei der Entwicklung neuer Nutzungskonzepte für<br />
alte Bausubstanz ist gerade in ländlichen Räumen Einfallsreichtum<br />
gefragt. Die Einrichtung eines Museums ist nicht immer<br />
möglich und die Versetzung in ein Freilichtmuseum sollte<br />
nur der letzte Ausweg sein. Schließlich ist das <strong>Denkmal</strong> ja gerade<br />
in seiner ursprünglichen Umgebung erhaltenswert.<br />
Neben einer Sanierung als Wohngebäude gibt es viele Möglichkeiten:<br />
So kann eine Scheune zur Schulturnhalle werden,<br />
beleben Ferienwohnungen einen ehemaligen Pferdestall neu<br />
oder zieht das Backhaus jetzt als Café Gäste an. Große Höfe<br />
bieten viel Platz, ob als Veranstaltungsort, Vereinstreffpunkt<br />
oder, wenn die Landwirtschaft weiter betrieben wird, für einen<br />
kleinen Hofladen. Die alte Schmiede wiederum kann heute genauso<br />
Atelier wie Werkstatt sein, wichtig ist, dass möglichst<br />
viel von der Originalsubstanz und –situation erhalten bleibt!<br />
Die Nutzung von Bürgerhäusern in Städten bietet da geringere<br />
Schwierigkeiten, wenn man sie weiterhin in der herkömmlichen<br />
Art nutzt – z. B. mit einem Einzelhandelsladen im Erdgeschoss<br />
und Wohnungen darüber. So kann die historische<br />
Raumaufteilung weitgehend erhalten werden. Zerstörerisch<br />
wirkt sich dagegen der Einbau eines Supermarktes in zwei bis<br />
drei Bürgerhäuser aus, von denen bestenfalls die Fassaden<br />
stehen bleiben, hinter denen ein Neubau errichtet wird.<br />
Auch Zeugnisse der Industriekultur können mit neuen Ideen<br />
wieder zum Leben erweckt werden. Das 1985 stillgelegte<br />
Thyssenwerk im Duisburger Stadtteil Meiderich ist heute ein<br />
200 Hektar großer Freizeit- und Erlebnispark. Andere stillgelegte<br />
<strong>Denkmal</strong>e konnten zu Handelszentren und Gewerbeparks,<br />
Design- und Kulturstandorten umgenutzt werden.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B5<br />
Fragen + Ziele<br />
Das Beispiel »Haus Michael« hat eine doppelte Dimension: Einmal<br />
die Aufarbeitung der sozial- und heimatgeschichtlichen<br />
Bedeutung eines kleinbäuerlichen Gebäudes mit langer Nutzungsgeschichte,<br />
zum anderen die Frage der Erhaltung und<br />
(möglichen schonenden) Nutzungsformen heute.<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei am Beispiel eines<br />
»alltäglichen« – und gerade deshalb so bedeutenden – Baudenkmals<br />
die Vielfalt schützenswerter Objekte und Ensembles<br />
kennen lernen (Lernziel L1). Der Vergleich der Nutzungsmöglichkeiten<br />
eines alten Bauernhauses mit einem Bürgerhaus<br />
und einer Industrieanlage ergänzt diesen Ansatz. Mit den so<br />
unterschiedlichen Beispielen vor Augen sollen die Schülerinnen<br />
und Schüler angeregt werden, <strong>Denkmal</strong>e vor Ort zu erforschen,<br />
diese in den historischen Kontext einordnen und ihre<br />
heutige Nutzung erkunden.<br />
Lernformen<br />
Ausgehend von den Informationen des Arbeitsblatts zum<br />
»Haus Michael« erstellen die Schülerinnen und Schüler in<br />
Gruppen eine Liste von Gründen, warum dieses Haus zum<br />
<strong>Denkmal</strong> erklärt wurde. Es wird empfohlen, zuvor die Arbeitsblätter<br />
A (insbesondere A1) im Unterricht zu behandeln.<br />
In einem zweiten Schritt arbeiten sich die Schülerinnen und<br />
Schüler in Fragen der Restaurierung und Anpassung von Baudenkmalen<br />
für die moderne Nutzung ein. Aufgabe 2 bietet sich<br />
u.a. für eine gezielte Behandlung im Themenbereich »Architektur«<br />
des Kunstunterrichts an. Skizzen verdeutlichen Umbauprobleme<br />
(kleine Räume, niedrige Decken, etc.). Der Schwerpunkt<br />
kann auch auf bautechnische und bauphysikalische Fragen<br />
gelegt werden (Fachwerk-Tragekonstruktion, Erhaltung<br />
und Pflege von Holzelementen im Bau, verwendete Materialien,<br />
Baumethoden früher und heute, etc.).<br />
Im dritten Schritt recherchieren die Schülerinnen und Schüler<br />
Nutzungsmöglichkeiten ganz unterschiedlicher Baudenkmale.<br />
Ergänzend können sie dazu aufgefordert werden, im Internet<br />
und vor Ort Beispiele für neue Nutzungskonzepte zu finden.<br />
Die Ergebnisse werden dann den anderen Gruppen vorgestellt<br />
(Präsentation, Fotos, Skizzen).<br />
Mehr Infos<br />
• Informationen rund um den Fachwerkbau und seine Geschichte mit<br />
einer Linkliste zu Freilichtmuseen mit Fachwerkhäusern:<br />
www.fachwerkhaus.de<br />
• Industriekultur in Nordrhein-Westfalen:<br />
www.route-industriekultur.de, www.industriedenkmal-stiftung.de
Frauenkirche<br />
Dresden<br />
Foto: SLUB, Deutsche Fotothek, W. Möbius<br />
Initiative für den Wiederaufbau<br />
1990 wandte sich eine Gruppe Dresdener Bürger mit<br />
dem »Ruf aus Dresden« an die Öffentlichkeit. Der Ruf<br />
hatte Erfolg: Die neu gegründete »Gesellschaft zur<br />
Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche e.V.«<br />
hat inzwischen über 6.000 Mitglieder in aller Welt, in<br />
ganz Europa und den USA wird für den Wiederaufbau<br />
gespendet. Bis spätestens 2006 soll die Kirche wieder<br />
in altem Glanz erstrahlen.<br />
Der Wiederaufbau – ein ganz persönliches<br />
Anliegen<br />
1999 bekam der in den USA lebende deutsche Professor<br />
Günter Blobel den Nobelpreis für Medizin. Fast sein<br />
gesamtes Preisgeld von 1,8 Millionen Mark spendet er<br />
für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und<br />
die Dresdner Synagoge.<br />
Günter Blobel:<br />
»Ich habe Dresden zum ersten Mal gesehen als ich<br />
achteinhalb Jahre war, auf der Flucht von Schlesien ...<br />
Ich hatte nie eine große Stadt gesehen und als wir oben<br />
auf dem Weißen Hirsch ankamen, stiegen wir aus dem<br />
Auto aus ... und da sagte meine Mutter: ‚Das ist Dresden!‘<br />
Also ich hatte noch nie eine Stadt gesehen, erstmal<br />
so groß und zweitens so phantastisch mit diesen ganzen<br />
Türmen und ich entsinne mich noch an diese große<br />
steinerne Glocke der Frauenkirche, das war ein unwahrscheinlicher<br />
Eindruck. Und als wir dann in die Stadt<br />
reinfuhren über die Augustusbrücke, wurde der ganze<br />
Eindruck noch vergrößert, die Türme wurden noch<br />
größer, noch höher und wir sahen die wunderschönen<br />
alten Barockhäuser ... Und vier oder fünf Tage später<br />
Frauenkirche<br />
Dresden<br />
denkmal <strong>aktiv</strong> B6<br />
Ruine oder Wiederaufbau? Die Frauenkirche in Dresden<br />
Meisterwerk der europäischen Barockarchitektur:<br />
Die Frauenkirche in Dresden<br />
(Sachsen), errichtet von 1726-1743.<br />
Die Frauenkirche nach dem 2. Weltkrieg:<br />
Zerstört durch Luftangriffe der Alliierten mit<br />
nachfolgenden Feuerstürmen, war die monumentale<br />
Barockkirche knapp 50 Jahre lang<br />
Ruine bis zum Beginn des Wiederaufbaus 1994.<br />
Foto: Marie-Luise Preiss<br />
haben wir dann im Feuerschein gesehen, wie diese Stadt<br />
niederbrannte. Das nächste Mal habe ich die Stadt<br />
wiedergesehen Ende Mai, als wir versucht haben, mit<br />
einem Treck von Bauern, die in unserem Dorf lebten,<br />
wieder zurück nach Schlesien zu gehen. Und dann kamen<br />
wir wieder durch Dresden und da waren nur noch Trampelpfade<br />
zwischen Ruinen, fürchterlich. Damals habe ich<br />
dann den Entschluss gefasst, als Achteinhalbjähriger,<br />
wenn ich da mal helfen kann, diese Stadt wieder aufzubauen,<br />
dann werde ich das tun. Und dieser Wunsch ist<br />
das ganze Leben geblieben.«<br />
Quelle: www.artetv.com/hebdo/archimed/20000125/<br />
dtext/sujet4.html<br />
Aufgaben<br />
1. Informiert euch über Geschichte und Wiederaufbau<br />
der Frauenkirche in Dresden. Ihr findet im Internet<br />
unter www.frauenkirche-dresden.org eine Vielzahl<br />
von Informationen. Veranschaulicht auf einer Wandtafel<br />
mit Skizzen und Kurztexten, wann die Kirche<br />
wie aussah!<br />
2. Sammelt Argumente für und gegen den Wiederaufbau<br />
der Frauenkirche. Denkt an die Menschen in<br />
Dresden, Zeitzeugen, die die Kirche noch unzerstört<br />
erlebt haben, und an die, die sie brennen und zusammenstürzen<br />
sahen. Vergesst auch nicht die<br />
Informationen (auch aus dem Internet) zu Baukosten<br />
und Bauzeit! Informiert euch, wo die Unterschiede<br />
zwischen Originalbau und Rekonstruktion liegen.<br />
3. Tragt eure Argumente zusammen und diskutiert<br />
sie in der Klasse. Stimmt dann ab: Soll die Kirche<br />
wieder aufgebaut werden?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Ruine oder Wiederaufbau?<br />
Die Frauenkirche in Dresden<br />
Sachinformationen<br />
Der Wiederaufbau der Frauenkirche wird ihre historische Gestalt<br />
wiederherstellen unter weitgehender Verwendung des<br />
originalen Materials. Die Rekonstruktion ist in dieser Dimension<br />
bisher einmalig.<br />
»Die Grundlage ist der Gedanke, die Trümmer wieder zu dem ursprünglichen<br />
Bau zusammenzufügen. Die Voraussetzungen<br />
hierfür sind ideal. Die Frauenkirche ist eines der am besten untersuchten<br />
und dokumentierten historischen Bauwerke in<br />
Deutschland. Die Hälfte der originalen Steinsubstanz wird im<br />
wiedererrichteten Bauwerk enthalten sein. Konservatorische<br />
und wirtschaftliche Gründe ergänzen sich dabei. Die verwendbaren<br />
Quader sind geborgen, vermessen und registriert worden.<br />
Sie werden steinmetzmäßig aufgearbeitet, zusammengefügt<br />
und an ihren ursprünglichen Platz gesetzt. Mehr als ein Viertel<br />
der Mauern bis zum Hauptsims wird so wieder aus Originalteilen<br />
bestehen.<br />
Das Übrige des Bauwerkes wird mit dem ursprünglichen<br />
Elbsandstein in traditioneller, heute kaum noch ausgeübter<br />
Mauerwerkstechnik ausgeführt. Der farbliche Unterschied zwischen<br />
Alt und Neu wird dem Betrachter das Schicksal des Bauwerkes<br />
vor Augen führen.«<br />
Quelle: Pädagogischer Arbeitskreis Frauenkirche Dresden,<br />
www.pak-frauenkirche-dresden.de<br />
Ein Wetterschutzdach über den Außenmauern und besondere<br />
Baugerüste ermöglichen ohne Unterbrechung das Bauen im<br />
Schichtbetrieb. Das Dach kann mit einer speziell entworfenen<br />
Hydraulik um jeweils 10,5 Meter angehoben werden. Seit<br />
Mitte 2000 ist der Kircheninnenraum bis zur Ebene des Kranzgesimses<br />
fertiggestellt. Am 29. Juni 2001 wurde der letzte<br />
Stein beim Schließen des Druckrings für die Innenkuppel in 38<br />
Meter Höhe versetzt. Die Gesamthöhe des Baus wird einmal<br />
wie früher 93 Meter betragen.<br />
Nach der bisherigen Planung (Stand 2000, Quelle: Rundbrief<br />
an die Mitglieder Nr. 11, April 2001) sind rund 16 Millionen<br />
Euro in Bau und Planung geflossen. Auf rund 128 Millionen<br />
Euro wurden zu Baubeginn die Gesamtkosten berechnet. Allerdings:<br />
Auch die Erhaltung der Ruine als Mahnmal hätte Kosten<br />
verursacht.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B6<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Rekonstruktion der Frauenkirche Dresden stellt eine auch<br />
für Jugendliche sehr eindrückliche Aussage über die Bedeutung<br />
dar, die einem historischen Zeugnis beigemessen wird<br />
(vgl. Lernziel L1). Die Schülerinnen und Schüler können sich<br />
direkt im Internet mit dem <strong>Denkmal</strong> vertraut machen, dieses<br />
ästhetisch schätzen lernen und am Baufortschritt teilhaben<br />
(L2).<br />
Verdeutlichen sollte der Unterricht sowohl die kunsthistorische<br />
und städtebauliche Bedeutung der Frauenkirche als auch<br />
die anspruchsvolle Bauleistung beim Wiederaufbau (Bautagebuch<br />
im Internet: www.frauenkirche-dresden.de).<br />
Ausgehend vom Arbeitsblatt beschäftigen sich die Jugendlichen<br />
mit unterschiedliche Kriterien zur Erhaltung von <strong>Denkmal</strong>en,<br />
indem sie Argumente für und gegen den Wiederaufbau<br />
untersuchen.<br />
Lernformen<br />
Die Baukunst der Frauenkirche – und die ihres Wiederaufbaus<br />
– bietet vielfältige Unterrichtsanreize für kunsthistorische und<br />
technische Betrachtungen. Das Arbeitsblatt vermittelt die Problematisierung<br />
der Rekonstruktion als einer Methode der<br />
<strong>Denkmal</strong>pflege. Dazu werden die Schülerinnen und Schüler zu<br />
eigenständigen Recherchen angeleitet (Internet), an die eine<br />
Diskussion im Unterricht anschließt.<br />
Darüber hinaus ist je nach Unterrichtsfach und der Möglichkeit<br />
zu fächerverbindendem Unterricht eine weiterführende Projektarbeit<br />
zu empfehlen, z.B. über die Analyse der Bautechnologie<br />
(Internet: www.frauenkirche-dresden.de) oder über die Beschäftigung<br />
mit Aspekten der Förderarbeit. Hier können die<br />
Schülerinnen und Schüler u.a. selbst Werbeplakate entwerfen,<br />
die Skizzen, Collagen und/oder selbst gestaltete Logos enthalten<br />
und vermitteln, warum der Wiederaufbau unterstützt<br />
werden sollte.<br />
Mehr Infos<br />
Die Rekonstruktion der Frauenkirche wird ausführlich dokumentiert:<br />
• Die Dresdener Frauenkirche. Jahrbücher zu ihrer Geschichte und zu<br />
ihrem archäologischen Wiederaufbau, Weimar 1995 ff.<br />
• Frauenkirche in Dresden im Internet: www.frauenkirche-dresden.org<br />
• Bautagebuch des Wiederaufbaus: www.frauenkirche-dresden.de<br />
• Unterrichtsanreize zur Frauenkirche Dresden:<br />
www.pak-frauenkirche-dresden.de
denkmal <strong>aktiv</strong> B7<br />
Moderne <strong>Denkmal</strong>e<br />
Bruno Taut-<br />
Siedlung<br />
in<br />
Berlin-Weißensee<br />
Bruno Taut-<br />
Siedlung<br />
Aufgaben<br />
1. Beschreibt euren Eindruck des Gebäudekomplexes<br />
Trierer Straße in Berlin. Welche Gliederungsmerkmale<br />
erkennt ihr? Stellt Vermutungen darüber an,<br />
wie die Wohnungen in diesem Haus aussehen.<br />
Wer mag dort gewohnt haben bzw. wohnen?<br />
2. Beschreibt die Siedlung, die der abgebildete Lageplan<br />
zeigt. Wie wohnen die Menschen dort? Erörtert<br />
mögliche Gründe für die Bauweise. Solche Siedlungen<br />
entstanden in den zwanziger Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts. Wie war die Lebenssituation in<br />
den Städten in dieser Zeit?<br />
3. Bildet Gruppen und untersucht eure Gemeinde<br />
oder eine nahegelegene Stadt: Wie wohnen die<br />
Menschen dort? Gibt es große Siedlungen, die als<br />
Ganzes geplant wurden? Beschreibt eure Beobachtungen:<br />
Gibt es z.B. viele Reihenhäuser mit kleinem<br />
Garten, lauter gleich aussehende Wohnblocks oder<br />
abwechslungsreich gestaltete Wohnanlagen, mal<br />
mit Balkon, mal mit Dachterasse, bunt angemalt?<br />
Präsentiert eure Ergebnisse in Fotografien und<br />
Skizzen auf einer Wandzeitung (Stadtplan).<br />
Vermerkt, von wann die Siedlung stammt.<br />
4. Entwerft selbst einen Lageplan für eine Siedlung:<br />
Zeichnet dabei ein, wo Gebäude stehen sollen, wo<br />
Grünflächen bleiben, wo ein Spielplatz oder Parkplätze<br />
sind. Beschreibt dann die Gebäude: Wie viele<br />
Stockwerke sollen sie haben? Sind Balkons vorgesehen?<br />
Sind sie bunt angemalt, ist jedes Gebäude<br />
gleich? ?<br />
Haus in Berlin-Weißensee, Trierer Straße, mit Klinkern<br />
in weiß, gelb, rot, blau und Sprossenfenstern,<br />
gehört zu einer ganzen Siedlung, die von dem<br />
Architekten Bruno Taut erbaut<br />
wurde (1926/27).<br />
Aufgaben<br />
Ein anderes Beispiel für den modernen Siedlungsbau der<br />
20er Jahre: Lageplanentwurf der Großsiedlung Britz in Berlin,<br />
entstanden 1925–1933, nach der zentralen Baugruppe<br />
»Hufeisensiedlung« genannt, mehr im Internet unter:<br />
www.neubritz.de/archiv/geschichte/hufeisensiedlung.htm<br />
Quelle: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin,<br />
Bruno-Taut-Sammlung, Sign. BTS-12-102<br />
?<br />
Foto: Marie-Luise Preiss
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Moderne <strong>Denkmal</strong>e<br />
Sachinformationen<br />
Siedlungsbau<br />
»Mit dem Ersten Weltkrieg hatte sich die Wohnungsmisere in<br />
den Ballungszentren Mitteleuropas nochmals drastisch verschärft:<br />
Stadtentwicklung und Wohnungsbau waren faktisch<br />
zum Stillstand gekommen; dazu kamen die vielen Familiengründungen<br />
nach Kriegsende. In den trostlosen Mietskasernen der<br />
Vorkriegszeit und den ohnehin schon überbelegten Altstadtquartieren<br />
mit ihren katastrophalen hygienischen Verhältnissen<br />
musste nun noch dichter zusammen gerückt werden. Der massenhafte<br />
Zuzug in die Städte und Industriereviere hat die Bodenpreise<br />
in die Höhe getrieben und fehlende staatliche und<br />
kommunale Kontrolle der spekulativen Grundausnutzung das<br />
Feld überlassen.<br />
Das Mittel der Farbe zur Gliederung und stadträumlichen Spannung<br />
wurde von Bruno Taut hervorragend weiterentwickelt.<br />
Nach kühnen expressionistischen Experimenten während seiner<br />
Zeit als Stadtbaumeister von Magdeburg setzte er dies bei<br />
den Siedlungsprojekten, die er als beratender Architekt der Gemeinnützigen<br />
Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft<br />
(GEHAG) betreute, in Berlin fort. Erklärtes Ziel bei der Planung<br />
der großen Siedlungen waren die ‚Vereinigung vollkommenster<br />
Zweckerfüllung mit knappster Form‘ und der Verzicht auf überzogenen<br />
gestalterischen Aufwand. Die Wohnungen für das Existenzminimum<br />
sollten nur durch die bewusste ‚Reihung gleicher<br />
Teile‘ eine ästhetische Qualität bekommen, von der auch Bruno<br />
Taut annahm, dass sie zur Formung einer kollektiven Gesinnung<br />
beitrage.«<br />
Quelle: Gössel, Peter; Leuthäuser, Gabriele: Architekten des<br />
20. Jahrhunderts, Köln 1994<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B7<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Schülerinnen und Schüler lernen den Siedlungsbau als<br />
wichtiges Zeugnis der modernen Architektur- und Sozialgeschichte<br />
des 20. Jahrhunderts kennen. Durch eine vergleichende<br />
Analyse mit Beispielen des eigenen Lebensumfeldes<br />
erfahren sie auch deren Qualitäten und Werte als lokale Erinnerungszeichen<br />
und Zeugnisse unserer Kultur (Lernziel L1).<br />
Bei der Forschung an außerschulischen Lernorten erleben sie<br />
»ganz hautnah« die Bedeutung, die die Bewohner der Siedlungen<br />
ihrem Lebensumfeld zumessen. Der Vergleich verschiedener<br />
Siedlungskonzepte gibt den Jugendlichen darüber hinaus<br />
Einblick in zeitabhängige soziale Interessenlagen, Qualitätsstandards<br />
und individuelle Wünsche.<br />
Lernformen<br />
Abbildungen und Frageimpulse des Arbeitsblattes sollen die<br />
Schülerinnen und Schüler sensibilisieren, scheinbar unauffällige<br />
Zweckarchitektur als Beispiel für ein Kulturdenkmal zu erkennen.<br />
Die Jugendlichen untersuchen in eigenständiger Planung und<br />
Organisation Siedlungsobjekte ihrer näheren Lebensumgebung.<br />
In vielfältiger Weise ist es möglich, die Ergebnisse unter<br />
Einsatz entsprechender Medien zu präsentieren (Fotos und<br />
Skizzen, aber auch Film oder Video). Wo eine umfassende Projektarbeit<br />
möglich ist, können die Recherchen mit Interviews<br />
mit den Bewohnern der jeweiligen Siedlungen ergänzt werden.<br />
Die Schülerinnen und Schüler erforschen, wer dort wohnt (Familien,<br />
ältere Leute, Singles), warum sie dorthin gezogen sind<br />
(Kosten, Wohnlage ...), ob es den Bewohnern der Siedlung dort<br />
gefällt.<br />
Angesichts der offenen Aufgabenstellung und des Arbeitsumfanges<br />
stehen dabei naturgemäß Arbeitsformen im Mittelpunkt,<br />
die soziales Lernen fördern (Gruppen- bzw. Teamarbeit).<br />
Arbeitsteilung spielt eine wichtige Rolle, wenn die<br />
Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden, wer welche<br />
Aufgaben der Recherchen vor Ort in den Siedlungen erledigt<br />
(fotografieren, Interviews, Skizzen) und wie die Informationen<br />
zusammengefügt und präsentiert werden sollen.<br />
Die Umsetzung der gewonnenen Einblicke in den Siedlungsbau<br />
erfolgt mit dem Entwurf eigener Siedlungskonzepte.<br />
Mehr Infos<br />
• Gössel, Peter; Leuthäuser Gabriele,<br />
Architektur des 20. Jahrhunderts, Köln 1994.<br />
• Bericht und kurzes Video zu Bruno Taut/Berlin-Weißensee<br />
http://zdfonl3.zdf.de/wissen/bauplatz_architektur/05095<br />
• »Hufeisensiedlung« Britz in Berlin:<br />
www.neubritz.de/archiv/geschichte/hufeisensiedlung.htm
denkmal <strong>aktiv</strong> B8<br />
Das <strong>Denkmal</strong> als Zeitzeugnis:<br />
Die Gedenkstätte Bergen-<br />
Belsen<br />
Etwa sechzig Kilometer nordöstlich von Hannover<br />
(Niedersachsen), in der Lüneburger Heide, liegt die<br />
Gedenkstätte Bergen-Belsen. Im Sommer 1941 wurden<br />
in Bergen-Belsen und Umgebung drei von insgesamt<br />
zwölf so genannten »Russenlagern« im Reichsgebiet<br />
errichtet, in denen anfangs zusammen mehr als<br />
100.000 sowjetische Kriegsgefangene interniert waren.<br />
Die Mehrzahl der Gefangenen starb bereits im Winter<br />
1941/42 an Fleckfieber und anderen Krankheiten.<br />
1943 kam ein »Aufenthalts-« und Konzentrationslager<br />
für Juden, Sinti und Roma sowie andere Opfergruppen<br />
hinzu. Im April 1945 wurde das Lager durch britische<br />
Truppen befreit. Insgesamt starben in Bergen-Belsen<br />
etwa 50.000 KZ-Häftlinge und 20.000 Kriegsgefangene.<br />
Auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenund<br />
Konzentrationslagers erinnern Gräber und Mahnmale<br />
an das Leiden und Sterben der Häftlinge und<br />
Kriegsgefangenen. 1947 wurde mit der Errichtung eines<br />
zentralen Mahnmals, eines 24 Meter hohen Obelisken,<br />
sowie einer 50 Meter langen Inschriftenmauer begonnen.<br />
1999 wurde – anknüpfend an Initiativen zu einer<br />
differenzierten Benennung der Opfergruppen – die<br />
Inschriftenwand durch eine Bronzetafel mit folgendem<br />
Text ergänzt:<br />
?<br />
Aufgaben<br />
Aufgaben<br />
Aufgaben<br />
1. Woran soll Bergen-Belsen uns erinnern? Bezieht die<br />
Bronzetafel in eure Überlegungen mit ein. Zu welchem<br />
Ergebnis kommt ihr?<br />
2. Informiert euch in Tagebüchern und Erinnerungsberichten<br />
von Zeitzeugen über das Leben in einem<br />
Konzentrationslager. Wie waren die Haftbedingungen,<br />
wie konnte man überleben, welche Gruppen<br />
gab es im Lager usw.? Bearbeitet in Gruppen jeweils<br />
einen Aspekt. Sammelt Unterlagen (z.B. Fotos) und<br />
präsentiert sie auf einer Wandzeitung.<br />
Kleines Foto:<br />
sowjetische Kriegsgefangene<br />
in Bergen-Belsen<br />
Gedenkstätte<br />
Bergen-<br />
Belsen<br />
Großes Foto:<br />
Bronzetafel<br />
Gedenkstätte<br />
Bergen-<br />
Belsen<br />
Fotos:<br />
Niedersächsische<br />
Landeszentrale für<br />
politische Bildung<br />
Die Bronzetafel:<br />
Wir gedenken der Männer,<br />
Frauen und Kinder aus vielen Ländern,<br />
die im Konzentrationslager Bergen-Belsen<br />
gefangen gehalten und um ihr Leben<br />
gebracht wurden<br />
Politische Gegner<br />
des Nationalsozialismus<br />
Juden<br />
Sinti und Roma<br />
Zeugen Jehovas<br />
Homosexuelle<br />
Opfer der Zerstörung<br />
des Rechts<br />
Wir gedenken<br />
der im Kriegsgefangenenlager<br />
Bergen-Belsen um ihr Leben gebrachten<br />
Soldaten aus der Sowjetunion<br />
und aus anderen Staaten<br />
3. Informiert euch, welche »Spuren« aus der Zeit der<br />
nationalsozialistischen Diktatur in eurer Heimatregion<br />
noch erhalten sind und bereitet den Besuch<br />
einer Gedenkstätte in der näheren Umgebung vor.<br />
4. Diskutiert in der Klasse, warum und für wen (nicht<br />
nur Opfer!) solche Mahnmale wichtig sind.<br />
5. <strong>Denkmal</strong> als »Zeitzeugnis«: <strong>Denkmal</strong>e erinnern nicht<br />
nur an »positive« Epochen oder Ereignisse. Gerade<br />
ihr dokumentarischer Wert ist wichtig. Findet Beispiele<br />
für weitere Hinterlassenschaften, die erhalten<br />
werden sollen, auch wenn sie für eine Zeit stehen,<br />
die wir heute kritisch bewerten.
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Das <strong>Denkmal</strong> als Zeitzeugnis<br />
Sachinformationen<br />
»Im Stalag XI-C Bergen-Belsen im Winter 1941/42«<br />
Aus den Aufzeichnungen des kriegsgefangenen<br />
sowjetischen Offiziers Tamurbek Dawletschin<br />
»... Am Mittag wurden die Gefangenen zur Küche geführt. Es gab<br />
Rübensuppe. Davon bekamen wir einmal am Tag einen dreiviertel<br />
Liter. Die Rüben wurden ungewaschen gekocht, zusammen<br />
mit Sand, Stroh und jeglicher Art von Schmutz; außerdem war<br />
die Suppe so sauer, dass sich beim Essen der Speichel im Mund<br />
zusammenzog. Die bis zum äußersten ausgehungerten Gefangenen<br />
verschlangen sie gierig zusammen mit dem Sand, der zwischen<br />
den Zähnen knirschte, damit bloß etwas den Magen füllte<br />
und man das quälende Gefühl des Hungers etwas stillen konnte<br />
... In der Baracke, in der zweihundert Leute lagen, hörten der<br />
Lärm, die Gespräche, das Stöhnen der Kranken nachts nie auf.<br />
Die Gefangenen, die fast alle an Durchfall litten, mussten im<br />
Dunkeln über die Liegenden hinweggehen, so dass sich ein Geschrei<br />
und Schimpfen erhob. Einen normalen Schlaf zu finden<br />
gelang selten, meist lag man im Zustand des Halbschlafs und<br />
hörte alles, was in der Baracke vorging ... Mitte Januar fiel<br />
Schnee, auch setzte grimmiger Frost ein, dann erhoben sich<br />
Schneegestöber, und überall pfiff es. Im Lager brach die Katastrophe<br />
aus; die Gefangenen erfroren buchstäblich. Es gab<br />
Tage, an denen im Lager und im Lazarett zusammen um die dreihundert<br />
Menschen starben. Für die Toten waren in einiger Entfernung<br />
vom Lager Gruben ausgehoben worden, in die man sie<br />
mitsamt ihrer Nummer am Hals legte. In den Büchern des Lazaretts,<br />
in die die Verstorbenen eingetragen wurden – mit dem<br />
Vermerk, in welches Grab und in welche Reihe der Gefangene<br />
gelegt wurde – fand sich auch die Todesursache. Meistens hieß<br />
es »allgemeine Schwäche«, worunter sich auch der Tod durch<br />
Hunger, Tuberkulose und vieles andere verbarg. Unter »allgemeine<br />
Schwäche« fielen auch Erfrierungen, Typhus usw. Die<br />
fortlaufende Nummer im Totenbuch näherte sich im Frühjahr<br />
der Zahl 18 000.«<br />
(stark gekürzte und bearbeitete Fassung)<br />
Quelle: Privatbesitz. c/o Niedersächsische Landeszentrale für politische<br />
Bildung. Zentralnachweis zur Geschichte von Widerstand und<br />
Verfolgung 1933–1945 auf dem Gebiet des Landes Niedersachsen. Die<br />
»Erinnerungen« von Dawletschin werden zurzeit für eine Herausgabe in<br />
der Reihe »Bergen-Belsen Schriften« bearbeitet.<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen auch Hinterlassenschaften<br />
aus der Zeit des Nationalsozialismus als <strong>Denkmal</strong> identifizieren<br />
(Lernziel L1) und unsere Verantwortung für deren Erhalt<br />
verstehen (L2). Sie sollen dabei erkennen, dass es »schwierig«<br />
ist, einen angemessenen Umgang mit Zeugnissen des NS-Terrors<br />
und eine allgemein akzeptierte Form der Erinnerung zu<br />
finden, die allen Opfergruppen gerecht wird.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e erleben und erhalten<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
B8<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen den besonderen Charakter<br />
der Gedenkstätte Bergen-Belsen würdigen, die in erster Linie<br />
dem Gedenken an die Menschen dient, die hier Opfer des<br />
Nationalsozialismus wurden. Sie sollen erkennen, wie ein solches<br />
Mahnmal unser aller Bewusstsein dafür schärft, dass so<br />
etwas nie wieder geschehen darf. Alle »unbequemen« historischen<br />
Zeugnisse zu entfernen würde bedeuten, die Geschichte<br />
nachträglich korrigieren zu wollen.<br />
Die Beschäftigung mit der Bronzetafel gibt den Jugendlichen<br />
zudem einen Überblick über verschiedene Opfergruppen. Sie<br />
erkennen, dass der Prozess der »Erinnerungskultur« abhängig<br />
ist von den politischen und gesellschaftlichen Zielsetzungen<br />
der jeweiligen Zeit, wie die erst 1999 angebrachte Bronzetafel<br />
mit ihrer differenzierten Betrachtung der Opfergruppen (u.a<br />
Sinti und Roma, Zeugen Jehovas und auch Homosexuelle) beispielhaft<br />
zeigt. Die Inschriftenwand von 1947 dagegen ist – in<br />
einem mit den jeweiligen Regierungen abgestimmten Text –<br />
nur den Nationen der Opfer gewidmet.<br />
Lernformen<br />
Die Schülerinnen und Schüler diskutieren die Frage der »<strong>Denkmal</strong>-Würdigkeit«<br />
der Gedenkstätte und ihrer Bedeutung für die<br />
Gesellschaft. Frage 5 weitet diesen Ansatz auf andere »unbequeme«<br />
<strong>Denkmal</strong>e aus und kann z.B. zu einer Diskussion über<br />
die Hinterlassenschaften des DDR-Regimes führen (Palast der<br />
Republik in Berlin, Mauerreste, etc.).<br />
Die Erinnerungen und Tagebücher (Anregungen zur Literaturauswahl<br />
liefert die Publikationsliste unter www.bergenbelsen.de)<br />
vermitteln den Jugendlichen einen authentischen<br />
Einblick in das Schicksal und die Lebenssituation der Lagerinsassen<br />
und erleichtern den affektiven Zugang der Schülerinnen<br />
und Schüler zu diesem schwierigen Thema.<br />
Je nach Möglichkeit kann die Beschäftigung mit der Gedenkstätte<br />
Bergen-Belsen auch ausgeweitet werden auf die Analyse<br />
weiterer Zeugnisse des Nationalsozialismus. Besonders einzugehen<br />
wäre hier z.B. auf die Formensprache der Architektur<br />
des »Dritten Reichs« und anderer Diktaturen. Die Schülerinnen<br />
und Schüler erkennen, wie Stil- und Formensprache am Bau<br />
Rückschlüsse u.a. auf das politische System zulassen: z.B.<br />
Monumentalität, kleine Fenster, martialischer Eindruck,<br />
strenge Rechtwinkeligkeit (contra Offenheit, Transparenz,<br />
Leichtigkeit, Bürgernähe).<br />
Mehr Infos<br />
• Gedenkstätte Bergen-Belsen im Internet: www.bergenbelsen.de, dort<br />
findet sich auch ein Überblick über Fachpublikationen zum Lager,<br />
Tagebücher und Erinnerungsberichte von Zeitzeugen.<br />
• Kolb, Eberhard, Bergen-Belsen. Vom »Aufenthaltslager« zum Konzentrationslager<br />
1943–1945, 5. überarbeitete und stark erweiterte Aufl.,<br />
Göttingen 1996<br />
• Bergen-Belsen. Begleitheft zur Ausstellung. Niedersächsische<br />
Zentrale für politische Bildung (Hrsg.), Hannover 1990
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
<strong>Denkmal</strong> im Diskurs:<br />
Der Börneplatz-Konflikt<br />
in Frankfurt<br />
»Stationen des Vergessens«<br />
Die Judengasse in Frankfurt am Main wurde 1460–62<br />
eingerichtet. Sie war insgesamt 300 Meter lang und drei<br />
bis sechs Meter breit. Auf beiden Seiten wurde sie<br />
durch eine geschlossene Reihe von zweistöckigen<br />
Fachwerkhäusern gesäumt, deren Dächer meist noch in<br />
zwei oder drei Stockwerken ausgebaut waren. Hier im<br />
Ghetto, wo Juden zwangsweise wohnen mussten,<br />
herrschte qualvolle Enge, drängten sich z.B. um 1600<br />
2.700 Bewohner. 1874 bis 1887 wurde die Judengasse<br />
abgerissen und in Börnestraße umbenannt, der Judenmarkt<br />
wurde zum Börneplatz.<br />
In der Zeit des »Dritten Reiches« ließen die Nationalsozialisten<br />
fast alle Juden der Stadt deportieren: 1933<br />
lebten 29.000 Juden in Frankfurt; im Mai 1945 hieß es,<br />
in der Stadt befänden sich 140 Überlebende. Auch die<br />
Synagoge am ehemaligen Börneplatz war 1938 wie viele<br />
Bauwerke jüdischer Tradition und Kultur zerstört worden.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg prägte der Wiederaufbau Frankfurt<br />
wie andere deutsche Städte – moderne Straßen<br />
und Gebäude entstanden, zugleich kam es zu aufwändigen<br />
Restaurierungen in der Altstadt. Auch Börneplatz<br />
und Börnestraße gerieten ins Blickfeld – und es entzündete<br />
sich der »Börneplatz-Konflikt« an der Frage,<br />
wie mit diesen so eng mit jüdischer Vergangenheit<br />
verbundenen Orten umgegangen werden solle:<br />
Das Stadtparlament hatte 1985 entschieden, den<br />
Börneplatz mit dem neuen Kundenzentrum der Frankfurter<br />
Stadtwerke zu überbauen. 1987 kamen bei den<br />
Bauarbeiten die Reste der Frankfurter Judengasse zum<br />
Vorschein. Ursprünglich war geplant, die Funde lediglich<br />
wissenschaftlich zu dokumentieren und dann abzuräumen.<br />
Proteste aus der Bevölkerung führten jedoch zu<br />
monatelangen Auseinandersetzungen, die in der Besetzung<br />
des Bauplatzes durch die Befürworter einer vollständigen<br />
Erhaltung der archäologischen Überreste<br />
eskalierten. Die Stadt Frankfurt beschloss, einen Teil<br />
der Ausgrabungen zu erhalten. Sie wurden zwar abgetragen<br />
und das Kundenzentrum gebaut, in den Neubau<br />
wurde jedoch ein ursprünglich nicht geplantes Museum<br />
eingefügt, in dessen Mittelpunkt die am originalen Ort<br />
wieder aufgebauten Fundamente von fünf Häusern der<br />
Frankfurter Judengasse stehen.<br />
(Vgl. im Internet: www.juedischesmuseum.de)<br />
C1<br />
Foto: dpa<br />
»Stationen des<br />
Vergessens«<br />
Bauarbeiten am Frankfurter Börneplatz:<br />
Der Leiter des Archäologischen Museums,<br />
Walter Meier-Arendt (rechts)<br />
erklärt am 4. September 1987<br />
Mitgliedern der SPD-Landtagsfraktion<br />
die Ausgrabungen am Börneplatz.<br />
»Stationen des<br />
Vergessens«<br />
Aufgaben<br />
1. Analysiert die Geschichte der Frankfurter Judengasse<br />
anhand des Textes. Entwerft dazu einen<br />
»Zeitstrahl«, auf dem ihr wichtige Einschnitte in der<br />
Geschichte eintragt.<br />
2. Der »Börneplatz-Konflikt«: Als der – bis dahin zeitweilig<br />
als Tankstelle und Parkplatz genutzte – Börneplatz<br />
in den 80er Jahren bebaut werden sollte,<br />
stritten sich die Verfechter einer Erhaltung der<br />
Überreste der Judengasse am historischen Ort mit<br />
der Stadt. Diese trat zwar für die Dokumentation in<br />
einem Museum (an anderem Ort) und mit Gedenksteinen<br />
ein, wollte aber das neue Kundenzentrum<br />
der Stadtwerke bauen lassen. Sammelt Argumente<br />
für beide Seiten und diskutiert sie: Eine Gruppe<br />
vertritt die Position der Stadt, eine andere Gruppe<br />
setzt sich für den Erhalt am Ort in einer umfangreichen<br />
Gedenkstätte ein.<br />
3. Seid ihr mit dem Kompromiss einverstanden: Erst<br />
werden die Fundamente abgetragen, dann aber<br />
wieder an ihrem ursprünglichen Platz – nun jedoch<br />
integriert in ein neues Museum innerhalb des Kundenzentrums<br />
– aufgebaut? Beurteilt den Kompromiss<br />
aus der Sicht der beiden Gruppen. Dazu entwirft<br />
jede Gruppe eine »Pressemeldung«, in der sie<br />
ihre Meinung äußert.<br />
4. »Stationen des Vergessens« – so lautet der Titel<br />
einer Ausstellung zur Geschichte der Judengasse.<br />
Findet Begründungen für diesen Titel.<br />
?<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
<strong>Denkmal</strong> im Diskurs:<br />
Der Börneplatz-Konflikt<br />
in Frankfurt<br />
Sachinformationen<br />
Stimmen zur Ausstellung über<br />
den Börneplatz-Konflikt<br />
»Die Ausstellung ‚Stationen des Vergessens‘ macht unter anderem<br />
deutlich, dass viele, wenn nicht alle ehemaligen Befürworter<br />
eines vollständigen Erhalts der Fundamente – von den Vertretern<br />
der Börneplatz-Initiative über die jüdische Gemeinde Frankfurt<br />
und zahlreiche Institutionen des kulturellen und wissenschaftlichen<br />
Lebens bis hin zu den zahlreichen spontanen Demonstranten<br />
– den erzwungenen Kompromiss ablehnen. Ihnen türmt<br />
sich mit dem Großbau des Kundenzentrums ein neues Monument<br />
des Vergessens/Verdrängens über die Fundamente. ...<br />
Allzu lange sind willentlich oder unwillentlich Fundamente überbaut<br />
worden: im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne.<br />
Dies Überbauen summiert sich zu jenen ‚Stationen des Vergessens‘,<br />
die die gleichnamige Ausstellung deutlich machen will.«<br />
Quelle: Reisch, Linda: »Auf den alten Fundamenten«, in: Jüdisches<br />
Museum (Hrsg.): Stationen des Vergessens. Der Börneplatz-Konflikt.<br />
Begleitbuch zur Ausstellungseröffnung. Frankfurt 1992, S. 7<br />
»Die Ruhe ist trügerisch ... Die Reaktionen derer, die wir zu den<br />
Vorgängen befragten, umfassten Resignation, Verbitterung,<br />
Gleichgültigkeit, ungebrochene Empörung oder Betretenheit bis<br />
hin zur strikten Weigerung, sich zu diesem heiklen Thema zu<br />
äußern. Unverarbeitet und totgeschwiegen wirkt weiter, was die<br />
Geschehnisse am Börneplatz zum Skandal hatte werden lassen:<br />
die ... Fassungslosigkeit aller, die sich vor der Aufgabe sahen,<br />
dem symbolischen Wert der Ruinen des einstigen Frankfurter<br />
Ghettos gerecht zu werden.«<br />
Quelle: Nees, Roswitha und Bartetzko, Dieter: »Also schweige ich«, in:<br />
Jüdisches Museum (Hrsg.): Stationen des Vergessens. Der Börneplatz-<br />
Konflikt. Begleitbuch zur Ausstellungseröffnung. Frankfurt 1992, S. 8<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e gestern – heute – morgen<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
C1<br />
Fragen + Ziele<br />
»<strong>Denkmal</strong>e gestern – heute – morgen« stehen mitten im gesellschaftlichen<br />
Diskurs. Der Umgang mit ihnen repräsentiert<br />
die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielsetzungen<br />
der jeweiligen Zeit. Anhand des Börneplatz-Konflikts<br />
erhalten die Schülerinnen und Schüler exemplarisch Einblick<br />
in Auseinandersetzungen rund um die Erhaltung von<br />
<strong>Denkmal</strong>en (vgl. Lernziele L8 und L10). Eigenständige Recherchen<br />
zum Umgang mit jüdischen Zeugnissen in ihrer näheren<br />
Umgebung – vgl. »Lernformen« – vermitteln den Jugendlichen<br />
hautnah die Veränderung der Sichtweise von <strong>Denkmal</strong>en.<br />
Schließlich dokumentieren und präsentieren sie die Ergebnisse<br />
ihrer Spurensuche (Lernziel L13).<br />
Lernformen<br />
Die Arbeitsaufträge lassen sich im Rahmen des Unterrichts<br />
bearbeiten. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren auf Basis<br />
des Textes Positionen zum Börneplatz-Konflikt und problematisieren<br />
den dort gefundenen Kompromiss aus der Sicht der<br />
Beteiligten.<br />
Ausgehend vom Beispiel der Frankfurter Judengasse beschäftigen<br />
sich die Schülerinnen und Schüler in weiterführender<br />
Projektarbeit mit dem Umgang mit jüdischen Wohngebäuden,<br />
kulturellen und religiösen Stätten in ihrer Region. Ausgangspunkte<br />
für die eigenständigen Recherchen der Schülerinnen<br />
und Schüler können dabei das Stadtarchiv, Museen und Ausstellungen<br />
zur Geschichte der Stadt und Region oder gezielt zu<br />
jüdischer Geschichte sein. Zeitzeugenbefragungen sind möglich<br />
– Großeltern und ältere Nachbarn erinnern sich eventuell<br />
noch daran, was in der Zeit des Nationalsozialismus und im<br />
2. Weltkrieg mit jüdischem Besitz geschah.<br />
Besonderes Augenmerk sollten die Jugendlichen darauf richten,<br />
wie erhaltene Zeugnisse (Bauwerke, Gebäudereste, Fundamente)<br />
heute genutzt und präsentiert werden: Gibt es Erinnerungsstätten<br />
und Gedenktafeln? Was wurde restauriert oder<br />
sogar rekonstruiert? Gab es eine öffentliche Diskussion über<br />
den Umgang mit den historischen Relikten? Dokumente und<br />
Interviews können von den Jugendlichen zu einer eigenen Ausstellung<br />
zusammengetragen und der (Schul-) Öffentlichkeit vorgestellt<br />
werden. Kontakte mit den wieder wachsenden jüdischen<br />
Gemeinden vor Ort erweitern dabei das Blickfeld auf<br />
jüdisches Leben und Selbstverständnis heute.<br />
Mehr Infos<br />
• Jüdisches Museum Frankfurt und Museum Judengasse im Internet:<br />
www.juedischesmuseum.de<br />
• Bilder und Texte zum historischen Frankfurt, Judengasse und<br />
Börneplatz: http://altfrankfurt.com/Altstadt2/Judengasse<br />
• Jüdische Gemeinden in Deutschland: www.zentralratjuden.de
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Berufe rund ums <strong>Denkmal</strong><br />
Kunsthistoriker: sammelt,<br />
pflegt, dokumentiert und interpretiert,<br />
begutachtet und bewertet die<br />
Bedeutung von <strong>Denkmal</strong>en<br />
ReiseArchäologe:<br />
gräbt aus,<br />
<strong>Denkmal</strong>pfleger: sichert den <strong>Denkmal</strong>bestand,<br />
erstellt Pflegepläne und<br />
Gutachten, überwacht alle Erhaltungsmaßnahmen<br />
Bewahren<br />
Museumspädagoge: plant und<br />
betreut die Präsentation von<br />
Museumsgut z.B. in Ausstellungen<br />
und Führungen<br />
Foto: Marie-Luise Preiss<br />
Techniker Museums-/<br />
Ausstellungstechnik<br />
Grabungstechniker<br />
A ufgaben<br />
Dokumentieren<br />
sichert und dokumentiert<br />
Spuren der Bau- und Nutzungsgeschichte<br />
im Boden und<br />
unter Wasser<br />
Erschließen<br />
Journalisten/Mitarbeiter in Pressestellen,<br />
in der Öffentlichkeitsarbeit<br />
von Vereinen, Stiftungen, Behörden:<br />
Sie machen die Öffentlichkeit auf <strong>Denkmal</strong>e<br />
aufmerksam, gewinnnen Spenden zur<br />
Erhaltung der <strong>Denkmal</strong>e, ...<br />
Aufgaben<br />
1. Informiert euch über die einzelnen Berufe und<br />
Tätigkeitsfelder, z.B. beim Arbeitsamt oder im Internet<br />
unter<br />
http://berufenet.arbeitsamt.de.<br />
2. Stellt einen der Berufe euren Mitschülerinnen und<br />
Mitschülern in einem Referat vor. Überlegt, was<br />
Bekannt machen<br />
und Fördern<br />
Techniker Baudenkmalpflege/<br />
Altbausanierung<br />
Fachhandwerker für <strong>Denkmal</strong>pflege<br />
Restaurator/ Handwerker:<br />
Sie erhalten, pflegen, erneuern,<br />
stellen wieder her, damit das<br />
<strong>Denkmal</strong> weiter Bestand haben kann<br />
(z.B. Tischler, Maler, Zimmerer,<br />
Stuckateure, Maurer)<br />
Pflegen<br />
und Erhalten<br />
Nutzen<br />
Fremdenführer/<br />
Reiseleiter: Sie zeigen<br />
<strong>Denkmal</strong>e und berichten über<br />
deren Geschichte<br />
und Bedeutung<br />
C2<br />
Bautechniker, Bauzeichner ....<br />
Architekt / Bauingenieur:<br />
Sie planen und setzen Baumaßnahmen<br />
um, beurteilen die<br />
Baustatik, sichern Bausubstanz<br />
von <strong>Denkmal</strong>en und<br />
um sie herum<br />
Stadt-/ Raum-/<br />
Landschaftsplaner: Sie<br />
erstellen Entwicklungs- und<br />
Sanierungsprogramme, Nutzungs-<br />
und Bebauungspläne, die<br />
<strong>Denkmal</strong>e berücksichtigen<br />
biologisch-/<br />
chemisch-technische<br />
Fachkräfte/Biologen,<br />
Chemiker ...<br />
Zimmermann bei der Arbeit<br />
?<br />
dabei interessant ist (Aufgaben, Arbeitszeiten, Verdienst,<br />
Ausbildung, etc.).<br />
3. Ergänzt eure Referate durch Informationen von<br />
»Experten«. Wendet euch an <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden,<br />
Museen, Bauverwaltungen, Restauratoren, etc.<br />
Wer arbeitet wo? Was haben sie mit <strong>Denkmal</strong>en zu<br />
tun? Wie sind sie zu diesem Beruf gekommen?<br />
Umweltschutztechnischer<br />
Assistent<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Berufe rund ums <strong>Denkmal</strong><br />
Sachinformationen<br />
Schnuppern in Jugendbauhütten<br />
Am 1. September 1999 hat die Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />
(DSD) in Quedlinburg die erste »Jugendbauhütte« gegründet<br />
und dort als Pilotprojekt das »Freiwillige Jahr der<br />
<strong>Denkmal</strong>pflege (FJD)« eingerichtet. Das FJD ist eng an das<br />
gesetzlich anerkannte Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das<br />
Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) angelehnt.<br />
Die Jugendbauhütten knüpfen an die Tradition der mittelalterlichen<br />
Bauhütten an, indem den Jugendlichen in praktischer<br />
Arbeit Kenntnisse und Fertigkeiten in der <strong>Denkmal</strong>pflege<br />
vermittelt werden. Sie können in Handwerksbetrieben, Architektur-<br />
und Planungsbüros oder <strong>Denkmal</strong>behörden hautnah<br />
bei Erhaltungsaufgaben dabei sein. So lassen sich Wartezeiten<br />
auf Ausbildungs- und Studienplätze verkürzen und dabei erste<br />
Berufserfahrungen sammeln.<br />
Teilnehmen kann jeder, der die Schulpflicht erfüllt hat und<br />
zwischen 18 und 26 Jahren alt ist. Die Teilnehmer erhalten ein<br />
monatliches Taschengeld, sind sozialversichert und haben<br />
26 Tage Urlaub. Das Freiwillige Jahr ist keine Ausbildung und<br />
es gibt keine Eingangsvoraussetzungen, entscheidend ist das<br />
erkennbare Interesse am Thema.<br />
Jugendbauhütten gibt es bisher mit jeweils 25 Plätzen in Quedlinburg<br />
(Sachsen-Anhalt), Wismar (Mecklenburg-Vorpommern),<br />
Romrod (Hessen) und Rheinberg/Raesfeld (Nordrhein-Westfalen).<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Schülerinnen und Schüler machen sich mit den vielseitigen<br />
Aufgaben und Tätigkeiten vertraut, die mit der Erhaltung und<br />
Nutzung von <strong>Denkmal</strong>en untrennbar verbunden sind. Sie lernen,<br />
eigene Neigungen mit den Berufsprofilen abzugleichen.<br />
In einer Erweiterung der Fragestellung beschäftigen sich die<br />
Schülerinnen und Schüler mit Berufen rund ums <strong>Denkmal</strong> von<br />
gestern bis heute (Beispiel Handwerksberufe). Die Leitfragen<br />
sind: Wer hat früher an der Entstehung des <strong>Denkmal</strong>s mitgewirkt?<br />
Gibt es diese Berufe heute noch? Was hat sich geändert?<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>e gestern – heute – morgen<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
C2<br />
Lernformen<br />
Das Arbeitsblatt eignet sich für den Einsatz in einer mehrstufigen<br />
Unterrichtsreihe zur Berufsorientierung:<br />
1. Brainstorming in der Klasse: Wer hat was mit <strong>Denkmal</strong>en<br />
zu tun? (Sammlung von Berufen und Tätigkeiten vor dem<br />
Austeilen des Arbeitsblatts)<br />
2. Arbeitsfelder rund ums <strong>Denkmal</strong> werden anhand der<br />
vorgegebenen groben Tätigkeitsprofile genauer bestimmt.<br />
3. Partner- und Gruppenarbeit: Erkundung und Beschreibung<br />
der Berufsfelder (gelenkte Internetrecherchen,<br />
Kontaktaufnahme mit lokalen Experten, Interviews mit<br />
Vertretern der Berufe)<br />
4. Die Ergebnisse werden in Kurzreferaten der Klasse<br />
präsentiert.<br />
5. Interessenanalyse: Was ist mein »Traumberuf« unter den<br />
erkundeten Berufen? Warum? (Abgleichen von Neigungen,<br />
Stärken und Schwächen mit den Berufsprofilen)<br />
6. Wie stelle ich mir die Arbeit in diesem Beruf vor? (Collagen,<br />
Kurzaufsätze u.a.)<br />
7. Erstellung einer Wandzeitung »Traumberufe rund ums<br />
<strong>Denkmal</strong>«<br />
Mehr Infos<br />
• allgemein: www.arbeitsamt.de, www.berufswahl.de<br />
• Ausbildungsberufe: www.machs-richtig.de,<br />
www.bibb.de/indexber.htm, www.azubi-online.de<br />
• Berufe im Handwerk: www.handwerk-nrw.de/07-nachwuchsausbildungsberufe/a-einstieg-start.htm,<br />
www.handfest-online.de<br />
• Jugendbauhütten der Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz e.V.,<br />
Koblenzer Str. 75, 53177 Bonn, E-Mail: info@denkmalschutz.de,<br />
Internet: http://denkmal-mit-pfiff.de, www.denkmalschutz.de<br />
• Auskünfte zur Jugendbauhütte Quedlinburg über das Informationsbüro<br />
der »Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste«, Voigtei 38,<br />
38820 Halberstadt, Tel. (0 39 41) 56 20<br />
• Weitere Informationen in: Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz:<br />
Jugend bewahrt. Freiwilliges Jahr in der <strong>Denkmal</strong>pflege. Jugendbauhütte<br />
Quedlinburg. Eine Dokumentation. Quedlinburg 2000.<br />
• Teilnehmerbericht zum <strong>Denkmal</strong>jahr<br />
(Artikel aus der FAZ vom November 2001):<br />
www.denkmalpflege-hessen.de/<strong>Denkmal</strong>jahr/index.html
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong> –<br />
Kulturerbe macht Schule«<br />
Römische Leugensteine im Museum<br />
Unser Stein braucht Hilfe!<br />
Selbst die Römer wussten auf Reisen schon, wie weit<br />
sie noch zum Ziel marschieren oder kutschieren mussten.<br />
So genannte Leugensteine (oder Meilensteine)<br />
gaben die Wegstrecke in gallischen Leugen (2,2 km)<br />
bis zum nächsten Provinzvorort an. Sie nennen in ihrer<br />
Inschrift Namen und den vollständigen Titel des regierenden<br />
Kaisers. Heute ist über die Steine häufig im<br />
wahrsten Sinn des Wortes »Gras gewachsen«.<br />
18 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in Herxheim<br />
(Rheinland-Pfalz) beschäftigten sich während ihrer<br />
Projekttage mit einer römischen Heerstraße in einem<br />
benachbarten Wald. Sie bauten die Leugensteine aus<br />
Packpapier nach und schrieben die Kaiserinschriften<br />
ab. Im Wald suchten zwei Schüler nach einem dieser<br />
Steine: »Wir fanden den Stein in einem sehr schlechten<br />
Zustand, die Inschrift ist fast ganz verwittert, man kann<br />
sie nicht mehr lesen, um den Stein wuchern Brennnesseln<br />
und irgendwo ist ein Hinweisschild aufgestellt. Der<br />
Stein braucht dringend Hilfe!«<br />
Junge Leute engagieren sich<br />
für ein <strong>Denkmal</strong><br />
Auch in eurer Nähe verwittert Geschichtsträchtiges<br />
unbesehen, sind alte Scheunen, Mühlen, Türme vom<br />
Verfall bedroht oder fehlt das Geld für die Sanierung<br />
Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe<br />
UNSER<br />
DENKMAL<br />
und Pflege eines Industriedenkmals. Nehmt euch eines<br />
solchen vergessenen oder bedrohten <strong>Denkmal</strong>s an,<br />
spürt Zeugnisse der Vergangenheit auf, die besonders<br />
eindrücklich von Alltags-, Sozial-, Regional- oder Kulturgeschichte<br />
berichten, und setzt euch für ihre Rettung,<br />
Bewahrung, Pflege und Bekanntmachung ein.<br />
Ihr analysiert zum Beispiel den Erhaltungszustand eines<br />
Gebäudes und stellt euch die Frage: Welchen Gefahren<br />
ist das <strong>Denkmal</strong> ausgesetzt? Vielleicht könnt ihr beim<br />
Vermessen und Analysieren von Schäden helfen, an<br />
Nutzungskonzepten mitwirken, eine laufende Restaurierung<br />
dokumentieren. Ihr überwacht und meldet, wenn<br />
das <strong>Denkmal</strong> zum Beispiel durch Müll verunreinigt oder<br />
durch Umwelteinflüsse gefährdet ist.<br />
Ihr könntet euch auch bemühen, die Öffentlichkeit<br />
stärker auf euer <strong>Denkmal</strong> aufmerksam zu machen:<br />
Sucht Sponsoren für den Erhalt oder einzelne Restaurierungsvorhaben.<br />
Dokumentiert Bau- oder Nutzungsgeschichte,<br />
entwickelt daraus eine Ausstellung, eine<br />
Internetseite, einen Film, ein Quiz, einen Rundgang auf<br />
Kassette, eine CD-Rom, Broschüren, Plakate ...<br />
Bereitet einen Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s vor (der findet<br />
jedes Jahr bundesweit im September statt!) und zeigt<br />
das Objekt vielen Besuchern. Schließlich könnt ihr<br />
Berichte für die örtliche Zeitung verfassen.<br />
Eure Ideen sind gefragt!<br />
Aufgaben<br />
D1<br />
Aufgabe<br />
1. Was könnte euer <strong>Denkmal</strong> sein? Macht einen Rundgang<br />
durch eure Stadt und die nähere Umgebung.<br />
Fragt bei den lokalen <strong>Denkmal</strong>schutzbehörden nach,<br />
was in eurer Region unter <strong>Denkmal</strong>schutz steht.<br />
Welches <strong>Denkmal</strong> bedarf am ehesten eurer Hilfe?<br />
2. Informiert euch über die Vergangenheit eures <strong>Denkmal</strong>s.<br />
Wie und wann ist es entstanden? Was könnt<br />
ihr über die Bau- und Nutzungsgeschichte in Erfahrung<br />
bringen? Dazu könnt ihr in Archiven, Bauämtern<br />
und Bibliotheken nachschauen und nachhaken.<br />
Befragt Experten, Bewohner oder Nutzer des <strong>Denkmal</strong>s<br />
nach seiner Bedeutung.<br />
3. Wie sieht der Erhaltungszustand aus? Ist euer <strong>Denkmal</strong><br />
negativen Einflüssen oder Gefahren ausgesetzt?<br />
Zum Beispiel durch Umwelteinflüsse oder fehlende<br />
Nutzungsideen? Was könnte man tun, um viele<br />
Leute auf das historische Zeugnis aufmerksam zu<br />
machen?<br />
Aufgabe<br />
?<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong>«<br />
Sachinformationen<br />
Die Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong> – Kulturerbe<br />
macht Schule«<br />
Die Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz startet ab 2002 gemeinsam<br />
mit der Deutschen UNESCO-Kommission die bundesweite<br />
Schulkampagne denkmal <strong>aktiv</strong> – Kulturerbe macht<br />
Schule mit dem Themenschwerpunkt (Welt-)Kulturerbe und<br />
<strong>Denkmal</strong>schutz. Kinder und Jugendliche sollen für das Kulturerbe<br />
und den <strong>Denkmal</strong>schutz vor Ort gewonnen und begeistert<br />
werden.<br />
Ziel von denkmal <strong>aktiv</strong> ist es, ein Netzwerk von Schulen zu<br />
schaffen, die das Themenspektrum Kulturerbe und <strong>Denkmal</strong>schutz<br />
lehrplangerecht in den Schulunterricht integrieren. Zu<br />
diesem Zweck werden Schulprojekte zu historischen Bauten<br />
vor Ort entwickelt und durchgeführt sowie geeignete Lehr- und<br />
Lernmaterialien erarbeitet. Die Teams stehen in der Folge als<br />
kompetente Ansprechpartner für weitere interessierte Schulen<br />
zur Verfügung.<br />
In jedem Schuljahr sieht die Kampagne eine Förderung von bis<br />
zu 100 Projekten an Schulen vor. Die Projektteams werden<br />
nicht »allein gelassen«, sondern durch die Veranstalter betreut<br />
und beraten. Das betrifft etwa die Hilfe bei der Kontaktherstellung<br />
zu externen Partnern, Sponsoren und Multiplikatoren<br />
oder die Beratung bei der Erstellung von Arbeitsplänen und Berichten.<br />
Regelmäßige Teilnehmertreffen, die auch die Schülerinnen<br />
und Schüler einbeziehen, tragen zur Qualitätssicherung<br />
und gleichzeitig zur Vernetzung der Aktivitäten bei. Die Projekte<br />
werden dokumentiert und so aufbereitet, dass sie auch<br />
für andere Schulen nachbaubar sind.<br />
Interesse? Dann fordern Sie bei der Deutschen Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />
die Bewerbungsunterlagen an (Adresse s.u.)!<br />
Lernformen<br />
Die Öffnung hin zu außerschulischen Lernorten wird im Unterricht<br />
und/oder in einer Projektwoche vorbereitet. Der Lehrer<br />
führt im Unterricht in das Thema ein. Die Lehrenden erarbeiten<br />
mit den Schülerinnen und Schülern Richtlinien und Checklisten<br />
für die Erforschung historischer Bauten vor Ort. Es werden<br />
wichtige lokale Institutionen und Ansprechpartner ausfindig<br />
gemacht.<br />
Die Schülerinnen und Schüler besuchen das <strong>Denkmal</strong>. Vor Ort<br />
werden anhand von Arbeitsblättern Informationen gesammelt<br />
und Fragen des Erhalts und Umgangs mit dem <strong>Denkmal</strong> diskutiert.<br />
Weitere Besuche sowie auch Exkursionen in Handwerksbetriebe,<br />
Archive, Bibliotheken und Verwaltungen sowie Recherchen<br />
im Internet folgen.<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>schutz live<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
D1<br />
In einer weiteren Phase entwickeln die Schüler Handlungsvorschläge,<br />
etwa zu Bewahrung und Pflege oder zu Dokumentation,<br />
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit (s. Schülerseite). Die<br />
Schülerinnen und Schüler erhalten vielleicht bestimmte »Privilegien«,<br />
die der normale Besucher nicht hat: Sie dürfen Räume<br />
betreten, die anderen nicht zugänglich sind, erhalten Einblick<br />
in Archive, haben vielleicht einen Büroraum vor Ort. Die Schülerinnen<br />
und Schüler kommen in Kontakt mit den Verantwortlichen<br />
auf lokaler Ebene: <strong>Denkmal</strong>pfleger, Museumsmitarbeiter,<br />
Handwerker, Restauratoren, Vertreter der <strong>Denkmal</strong>pflege<br />
und Mitarbeiter des Presseamts oder des Fremdenverkehrsamts<br />
der Kommunalverwaltung, Agenda-Büros, Initiativen und<br />
Vereine.<br />
Mit der Teilnahme am bundesweiten Schulprojekt können somit<br />
alle Lernziele des schulischen Bildungsauftrags zur Förderung<br />
von <strong>Denkmal</strong>schutz und <strong>Denkmal</strong>pflege (L1 – L13) erfüllt<br />
werden.<br />
Jugendliche adoptieren ein <strong>Denkmal</strong><br />
Die vor Ort entstehenden Aktivitäten führen im Idealfall zu einer<br />
andauernden »Patenschaft«, wenn sich eine Schule über<br />
einen langen Zeitraum für ein bestimmtes <strong>Denkmal</strong> engagiert.<br />
Jugendliche »adoptieren« ein <strong>Denkmal</strong>, übernehmen selbst<br />
Verantwortung für ihr kulturelles Erbe – diese Idee hatte bereits<br />
vor einigen Jahren Erfolg. Im Rahmen eines 1994 in Neapel<br />
gestarteten Pilotprojekts engagierten sich damals EU-weit<br />
Schülergruppen für »ihr« <strong>Denkmal</strong>. 1996 präsentierten Schülerinnen<br />
und Schüler aus Brüssel, Kopenhagen, Athen, Canterbury,<br />
Dresden und weiteren europäischen Städten ihre<br />
»Schools adopt monuments«-Projekte in Florenz. Im Jahre<br />
1998 lief das Projekt aus. In Dresden, wo man sich seit 1995<br />
beteiligte, setzen seitdem weitere Schulen mit ihren jährlichen<br />
Beiträgen zum »Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s« den Gedanken<br />
fort. Schülerinnen und Schüler aus Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
engagieren sich schon seit geraumer Zeit<br />
im Patenschaftsverein für die Dorfkirche Müsselmow (vgl. Arbeitsblatt<br />
B4) – und dies sind nur einige Beispiele .<br />
Mehr Infos<br />
zur Schulaktion »denkmal <strong>aktiv</strong> – Kulturerbe macht Schule«:<br />
• Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz, Hanna Hilger, Koblenzer Straße<br />
75, 53177 Bonn, E-Mail: Hanna.Hilger@denkmalschutz.de,<br />
Internet: www.denkmal-<strong>aktiv</strong>.de<br />
... zu »Schools adopt monuments«:<br />
• Landesamt für <strong>Denkmal</strong>pflege Sachsen, Heidrun Rietschel, Schlossplatz<br />
1, 01067 Dresden, Tel.: (0351) 4914400, Fax (0351) 4914477, E-<br />
Mail: Heidrun.Rietschel@LFD.SMWK.Sachsen.de
?<br />
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Projekttag rund ums <strong>Denkmal</strong><br />
denkmal <strong>aktiv</strong>!<br />
Euer Wunschkandidat ist ausgesucht. Ihr wisst ein<br />
wenig über seine Geschichte und Besonderheiten,<br />
Unser <strong>Denkmal</strong><br />
Themen eines Projekttags/<br />
einer Projektwoche<br />
Erfassen<br />
• Beschreiben: genaue Beschreibung des <strong>Denkmal</strong>s<br />
und seines derzeitigen Zustands, Skizzen, Lagepläne,<br />
Modelle anfertigen, Foto- oder Videodokumentation<br />
erstellen ...<br />
• Recherchieren: Bau- und Nutzungsgeschichte des<br />
<strong>Denkmal</strong>s erforschen, Archive, Bauämter, Bibliotheken<br />
aufsuchen; Zeitzeugen, Bewohner, Nutzer, Fachleute<br />
befragen ...<br />
• Einordnen: architektonische Merkmale und Veränderungen<br />
historischen Epochen zuordnen, Zeugnisse<br />
der Epoche (Literatur, Musik, historische Quellen)<br />
erkunden ...<br />
Schützen<br />
• Planen: einen Projektplan zu Erhaltung und Pflege<br />
erstellen: Was müsste getan werden? Was können<br />
wir tun? Wer könnte uns helfen? Wie wollen wir<br />
vorgehen?<br />
• Pflegen: z.B. nach Rücksprache mit <strong>Denkmal</strong>behörden,<br />
Eigentümern, Restauratoren, etc. Mauerwerk<br />
freilegen, Innenräume säubern, Grabungen unter<br />
Anleitung durchführen ...<br />
• Werben: <strong>Denkmal</strong> (wieder) bekannt machen (z.B.<br />
mit Artikeln in der Lokalzeitung, Webseite), Führungen<br />
veranstalten, Plakate und Präsentationen erstellen<br />
und damit auf Sponsorensuche gehen ...<br />
• Aktionen planen und durchführen: Mittelalter-<br />
Markt, Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s, Aufgabe<br />
Führungen, Ausstellung,<br />
Theaterstück, Diashow ...<br />
Aufgabe<br />
Aufgabe<br />
Legt fest, wer welche Aufgabe zur Vorbereitung eines<br />
Projekttages/ einer Projektwoche übernimmt. Bildet<br />
Arbeitsgruppen. Die Gruppen stimmen untereinander<br />
D2<br />
vielleicht habt ihr schon erkannt, wo das <strong>Denkmal</strong> eurer<br />
Hilfe bedarf. Und was nun? An einem Projekttag könnt<br />
ihr klären, wie ihr weiter vorgeht.<br />
DAS MACHEN WIR:<br />
?<br />
ab, welche Aktivitäten sie ergreifen wollen, und stellen<br />
ihre Planung der Klasse vor. Erstellt einen Terminplan<br />
für die verschiedenen Aufgaben und Aktionen.
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Projekttag rund ums <strong>Denkmal</strong><br />
Sachinformationen<br />
Projektpräsentation am Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />
Der Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s entstand 1984 in Frankreich<br />
auf Initiative des damaligen Kulturministers Jack Lang. Fortan<br />
schmiedeten die Nachbarstaaten ähnliche Pläne. Schließlich<br />
griff der Europarat den Gedanken auf und rief 1991 die »European<br />
Heritage Days« ins Leben. Seit 1993 ist der von der Deutschen<br />
Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz koordinierte »Tag des offenen<br />
<strong>Denkmal</strong>s« mit großem Erfolg der deutsche Beitrag: 2001 öffneten<br />
beispielsweise die Eigentümer und Nutzer von 6.000<br />
Kulturdenkmalen die Pforten für insgesamt drei Millionen Besucher.<br />
<strong>Denkmal</strong>pfleger berichteten über ihre Tätigkeit, Archäologen,<br />
Restauratoren und Handwerker führten Arbeitstechniken<br />
vor.<br />
Kerngedanke des <strong>Denkmal</strong>tages ist, sonst nicht oder nur teilweise<br />
öffentlich zugängliche <strong>Denkmal</strong>e zu zeigen und sie mit<br />
Sonderaktionen »erlebbar« zu machen.<br />
Der Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s findet jedes Jahr am zweiten<br />
Sonntag im September statt. Für Schulen bietet er eine hervorragende<br />
Plattform, die über das Schuljahr laufende Projektarbeit<br />
einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen!<br />
Checkliste für die Planung eines<br />
»Tags des offenen <strong>Denkmal</strong>s«<br />
� Grobplanung erstellen: Welche Veranstaltungen/Aktionen<br />
können wir anbieten? Was zieht viele Besucher an?<br />
� »Projektmanagement«: Kompetenzen verteilen: Wer<br />
macht was? Wer ist verantwortlich für ... (Aufführungen,<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Gesamtorganisation etc.)<br />
� alle Beteiligten und mögliche Helfer ansprechen:<br />
<strong>Denkmal</strong>behörden, Eigentümer, Nutzer, Bewohner des<br />
<strong>Denkmal</strong>s; die Eltern der Schüler; lokale Vereine,<br />
Agenda-Büros, Presse ...<br />
� Schwerpunktthema festlegen: für Besucher ist ein<br />
»Motto« die eigentliche Attraktion – die einzelnen Veranstaltungen<br />
beleuchten z.B. einzelne Aspekte (Handwerker<br />
zeigen, mit welchen Techniken zur Errichtung und<br />
Ausgestaltung des Gebäudes gearbeitet wurde; ein<br />
Theaterstück lässt die historische Epoche wieder auferstehen;<br />
Führungen und Ausstellungen beleuchten die<br />
Veränderungen über die Zeit ...)<br />
� Detailplanung: Arbeitsgruppen bilden, Tagesablauf<br />
festlegen, freiwillige Helfer einteilen (Auf-/Abbau, Kuchenverkauf,<br />
Aufpasser, Informationsstand ...), Schlechtwettervarianten<br />
einplanen, Pressetexte zur Vorankündigung<br />
rechtzeitig platzieren, Plakatierung und Verteilen<br />
von Handzetteln organisieren ...<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>schutz live<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
D2<br />
Fragen + Ziele<br />
Ein Projekttag motiviert die Schülerinnen und Schüler, sich intensiv<br />
mit einem <strong>Denkmal</strong> zu beschäftigen. Über den engen<br />
Rahmen von Unterrichtsstunden hinaus kann konzentriert an<br />
einem Thema gearbeitet und selbst geforscht werden. Dabei<br />
vertieft sich die persönliche Bindung der Jugendlichen zu<br />
ihrem <strong>Denkmal</strong> – die Patenschaft wird direkt erlebbar.<br />
Lernformen<br />
Den Projekttag oder die Projektwoche sollten die Schülerinnen<br />
und Schüler von vornherein selbst planen. Das Patenschaftsprojekt<br />
baut auf die Initiative der Jugendlichen, die sich<br />
um »ihr« <strong>Denkmal</strong> kümmern. Sie nehmen selbst die Organisation<br />
von Aktionen in die Hand, erstellen Zeit- und Projektpläne<br />
und verteilen Aufgaben. Der Lehrer fungiert als Betreuer und<br />
Berater und hilft ihnen bei der Umsetzung ihrer Ideen. Er weist<br />
auf wichtige Ansprechpartner hin, stellt Kontakte her und führt<br />
die Ergebnisse der Schülerrecherchen zusammen.<br />
Mehr Infos<br />
Hilfe bei allen Fragen, Kontaktvermittlung und ein Infopaket<br />
zum Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s (mit Anmeldebogen, Bestellung<br />
kostenloser Plakate, Tipps und Infos für Veranstalter) gibt<br />
es bei:<br />
Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz, Referat Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s,<br />
Koblenzer Straße 75, 53117 Bonn, Hotline: (02 28) 9 57 38-78,<br />
Fax: (02 28) 9 57 38-23,<br />
Internet: www.denkmalschutz.de, E-Mail: toffd@denkmalschutz.de
Workshops:<br />
denkmal <strong>aktiv</strong> D3<br />
Reise<br />
Kooperationsprojekt:<br />
Gemeinsam mehr erreichen<br />
Wenn ihr euer <strong>Denkmal</strong>-Patenkind erforscht, stoßt ihr<br />
ganz schnell an Grenzen. Doch ihr seid ja nicht allein.<br />
An anderen Schulen wird auch zum Thema <strong>Denkmal</strong><br />
gearbeitet. Ihr könnt ja z.B. gemeinsam Buddeln und<br />
Forschen oder eine Website zu den alten Scheunen bei<br />
euch gleich um die Ecke und ganz weit weg am anderen<br />
Ende Deutschlands entwickeln! Noch mehr Ideen?<br />
Wer könnte mit euch zusammen an<br />
Projekten zum <strong>Denkmal</strong>schutz arbeiten?<br />
• schulintern: andere Klassen in eurer Schule<br />
• lokal: andere Schulen bei euch vor Ort: das Nachbargymnasium,<br />
die Realschule im nächsten Ort, die<br />
Hauptschule, die Berufsschule ...<br />
Mögliches Ablaufschema:<br />
Erfassen<br />
• Erster Kontakt: wer sind wir eigentlich, was wollen<br />
wir machen? ➠ z.B. per E-Mail-Austausch<br />
• Auftakttreffen: gegenseitige Vorstellung, Projektplanung,<br />
Verteilung der Aufgaben und Zuständigkeiten<br />
• Projektarbeit: Arbeitsgruppen forschen und entdecken,<br />
stellen ihre Ergebnisse zusammen, befragen<br />
Experten, planen Aktionen ➠ Abstimmung u.a. per<br />
E-Mail oder über eine Website zu eurem Projekt<br />
• Zwischentreffen: was haben wir bisher erreicht,<br />
welche Probleme gibt es, was müssen wir noch<br />
machen? ➠ Das Treffen kann auch »virtuell« als Chat<br />
im Internet oder per Videokonferenz stattfinden.<br />
• Workshops: spezielle Themen werden gemeinsam<br />
noch einmal durchgesprochen, vielleicht wird eine<br />
Grabung zusammen durchgeführt, ein Keller entrümpelt,<br />
ein Theaterstück geprobt ... ➠ Hier bieten sich<br />
gegenseitige Besuche und eine gemeinsame Projektwoche<br />
an!<br />
• Präsentation/Aktionen: eine Ausstellung mit<br />
allen euren Forschungsergebnissen führt alle Beteiligten<br />
zusammen, ihr präsentiert auf dem Tag des<br />
offenen <strong>Denkmal</strong>s euer Patenkind zusammen mit<br />
eurer Partnerschule ...<br />
Kooperationsprojekt:<br />
• regional: andere Schulen in eurer Region, die ihr z.B.<br />
von Sportveranstaltungen, Theater- und Musikwettbewerben<br />
o. Ä. kennt<br />
• national: z.B. Schulen, die selbst <strong>Denkmal</strong>schutzprojekte<br />
durchführen, mit Aktionen am Tag des offenen<br />
<strong>Denkmal</strong>s teilnehmen oder teilgenommen haben –<br />
hier hilft euch die Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />
weiter<br />
• international: z.B. Partnerschulen eurer Schule im<br />
Ausland oder Schulen in eurer Partnerstadt<br />
Unsere Ideen:<br />
UNSERE PLANUNG:<br />
Aufgabe<br />
?<br />
?
denkmal <strong>aktiv</strong><br />
Kooperationsprojekt:<br />
Gemeinsam mehr erreichen<br />
Sachinformationen<br />
Kontakte knüpfen<br />
Klassen- und Schulpartnerschaften bieten den Schülerinnen<br />
und Schülern einen zusätzlichen Anreiz, sich ganz besonders<br />
um »ihr« <strong>Denkmal</strong> zu kümmern. Die Jugendlichen motivieren<br />
sich gegenseitig und vergleichen Ergebnisse. Dazu können<br />
bestehende Kontakte zwischen Schulen genutzt oder neue<br />
aufgebaut werden.<br />
Vorhandene Schulnetzwerke können ebenfalls für den Aufbau<br />
einer Kooperation genutzt werden, z.B. über die Kontaktbörsen<br />
auf den Webseiten der Bildungsserver und anderer<br />
Angebote für Lehrerinnen und Lehrer (vgl. Mehr Infos). Bei<br />
Kooperationsprojekten zwischen Schulen im Westen und<br />
Osten der Bundesrepublik hilft die Initiative »Schulpartnerschaften«<br />
bei der Kontaktaufnahme.<br />
Die rund 130 UNESCO-Projektschulen (Internet:www.upsschulen.de)<br />
in Deutschland sind weitere mögliche Ansprechpartner<br />
für gemeinsame Projekte. Sie verstehen sich als<br />
Netzwerk zur interkulturellen Bildung und haben sich u.a. zum<br />
Einsatz für Umwelt und globale Entwicklung (Nachhaltigkeit,<br />
Agenda 21) verpflichtet. Regelmäßige Projekte, besonders im<br />
außerschulischen Umfeld, fächerübergreifendes Lernen und<br />
Zusammenarbeit mit anderen Schulen im regionalen, nationalen<br />
und internationalen Netzwerk des Associated Schools<br />
Project (ASP) der UNESCO sind selbstverständlich.<br />
Checkliste Dokumentation<br />
Wichtig für das Projekt ist die begleitende Dokumentation,<br />
die am Ende auch anderen Schulen – auch im Internet –<br />
verfügbar gemacht wird. Denken Sie z.B. an:<br />
� regelmäßige Zwischenberichte der Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
� Erstellung einer Dokumentationsseite im Internet (kann<br />
bei Teilnahme einfließen in das Schulprojekt »denkmal<br />
<strong>aktiv</strong>«)<br />
� Austausch mit anderen Teilnehmerschulen über das<br />
Internet (Bildungsserver, Videokonferenzen,<br />
Diskussionsforen)<br />
� regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit (Pressemeldungen<br />
zum Fortschritt des Projekts)<br />
� Treffen/Präsentation der Projekte untereinander (die<br />
Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz organisiert Lehrerfortbildungen<br />
und Schülertreffen), Eigeninitiativen zum<br />
Austausch zwischen den Schulen<br />
� Präsentation der Ergebnisse für die Öffentlichkeit<br />
(z.B. am Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s)<br />
<strong>Lehrerinfo</strong><br />
<strong>Denkmal</strong>schutz live<br />
Ku G D Sk/Gk Rel Al Ek B Ch Ph Fü<br />
M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11<br />
D3<br />
Fragen + Ziele<br />
Die Zusammenarbeit mit anderen Schulen legt besonderen<br />
Wert auf die Entwicklung von Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten<br />
der Schülerinnen und Schüler. Die Jugendlichen<br />
erfahren, dass gemeinsame Arbeit an einem Projekt auch<br />
bedeutet, Verantwortung für den eigenen Arbeitsbereich zu<br />
übernehmen, z.B. durch die Einhaltung von Terminen und regelmäßige<br />
Abstimmung.<br />
Inhaltlich bietet ein Kooperationsprojekt die Möglichkeit, sich<br />
umfassender als im Rahmen des Regelunterrichts mit allen<br />
Aspekten rund um <strong>Denkmal</strong>e vertraut zu machen. Aufgaben<br />
können verteilt, Ergebnisse aber gemeinsam besprochen und<br />
verglichen werden. Die Jugendlichen erkennen insbesondere<br />
bei der Zusammenarbeit mit Schulen aus anderen Regionen<br />
Deutschlands, dass <strong>Denkmal</strong>e kein regionales Phänomen sind,<br />
sondern überall Aufgaben des <strong>Denkmal</strong>schutzes und der<br />
<strong>Denkmal</strong>pflege öffentliche Aufmerksamkeit fordern.<br />
Lernformen<br />
Langfristige Kooperationsprojekte mit anderen Schulen erfordern<br />
eine weitgehende Ablösung von festen Unterrichtsstrukturen<br />
hin zu freier Projektarbeit und Selbstverantwortung der<br />
Schülerinnen und Schüler für Organisation und Ablauf des Projekts.<br />
Dennoch sollten regelmäßig im Unterricht Bezüge zum<br />
Projekt hergestellt werden, z.B. Zwischenberichte angefertigt<br />
und vorgetragen oder Termine abgestimmt werden.<br />
Es bietet sich an, auch in Projektphasen mit weitgehend<br />
selbstständiger Arbeit der Schüler, eine »Projektviertelstunde«<br />
einmal die Woche vorzusehen, in der Fortschritte vorgestellt<br />
und Fragen geklärt werden. Gleichzeitig ist in größeren Abständen<br />
eine ausführlichere Beschäftigung mit dem ausgewählten<br />
<strong>Denkmal</strong> vorzusehen. So können dann im Unterricht –<br />
wie in den Arbeitsblättern A bis C beispielhaft dargestellt – Einzelaspekte<br />
des <strong>Denkmal</strong>s untersucht werden und außerschulische<br />
Erkundungsgänge vor- und nachbereitet werden.<br />
Mehr Infos<br />
• Kontaktaufnahme zu anderen Schulen : www.bildungsserver.de,<br />
www.schulweb.de, www.infoschul-ii.de, www.lehrer-online.de<br />
• Schulpartnerschaften Ost-West: www.schulpartnerschaften.de<br />
• UNESCO-Projektschulen: www.ups-schulen.de,<br />
www.unesco.org/education/asp