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Kulturbericht 2011 - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und ...

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72 <strong>Kulturbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

B<strong>und</strong>esmuseen<br />

Die Vertiefung interdisziplinärer Ansätze als museumspolitische Zielsetzung erfolgte<br />

in den Präsentationen der Klassischen Moderne durch Florian Pumhösl, in dessen<br />

Einzelausstellung <strong>und</strong> in jener von Tacita Dean. Auf unterschiedliche Weise reflektierten<br />

diese Ausstellungen einen kritisch analytischen Dialog mit der <strong>Kunst</strong>geschichte<br />

in interdisziplinären Präsentationsweisen.<br />

Pumhösl (geb. 1971) schenkte in seiner Sicht auf die Klassische Moderne neben der<br />

speziellen Fokussierung auf abstrakte <strong>und</strong> konstruktive Bild- <strong>und</strong> Formerfindungen<br />

auch jenen Entwicklungen der ersten Jahrh<strong>und</strong>erthälfte besonderes Augenmerk, die<br />

sich nicht in den Ländern ereignet haben, die später als der „Westen“ zusammengefasst<br />

wurden. In seiner Personale thematisierte der Künstler im Rahmen von drei<br />

neuen Arbeiten Methoden der Aufzeichnung <strong>und</strong> der Übertragung, die sich sowohl<br />

auf die Geschichte der Malerei wie auch auf jene des Films der Moderne bezogen.<br />

Die in Berlin lebende Tacita Dean (geb. 1965) zeigte eine neue Werkgruppe, die thematisch<br />

um die Prozesshaftigkeit von Aufzeichnungssystemen kreist. Dabei spielte<br />

der Begriff der Linie, der sich sowohl auf das Zeichnen wie auch auf den Verlauf des<br />

Lebens <strong>und</strong> die Linearität der filmischen Erzählung <strong>und</strong> Bilderfolge bezog, eine zentrale<br />

Rolle.<br />

Dass die Ursprünge der grenzüberschreitenden <strong>und</strong> geschichtsreflexiven <strong>Kunst</strong>formen<br />

weitgehend in den 1960er-Jahren liegen, verdeutlichte die Ausstellung des Aktionsraums<br />

1, dessen Geschichte anhand des Archivs aus der Sammlung Egidio Marzona<br />

rekonstruiert wurde. In diesem, 1969 in München gegründeten Vorläufer der<br />

off-spaces, wurden alternative, gesellschafts- <strong>und</strong> institutionskritische <strong>Kunst</strong>formen<br />

erprobt, die wesentlich zur revolutionären Aufbruchsstimmung der späten 1960er-<br />

Jahre beitrugen.<br />

Den Stadtraum nutzte auch Isa Genzken <strong>für</strong> ihre Plakataktion Wer hilft Wem?, die<br />

damit während der drei monatigen Umbau- <strong>und</strong> Schließzeit des mumok dessen Präsenz<br />

im Außenraum garantierte <strong>und</strong> auf die öffentlich gesellschaftliche Funktion der<br />

<strong>Kunst</strong> anspielte.<br />

Sein Engagement <strong>für</strong> junge <strong>Kunst</strong> setzte das mumok mit Ausstellungen von Maks<br />

Cieślak (geb. 1983) <strong>und</strong> Claire Hooper (geb. 1978) sowie mit seiner Filmreihe im<br />

neuen mumok kino fort. Der in Polen lebende Henkel Preisträger Cieslak zeigte filmische<br />

Arbeiten, die mit den Mitteln des Stummfilms, mit der Ästhetik von Amateurmovies<br />

auf Youtube ebenso wie mit Elementen des Fo<strong>und</strong> Footage medienanalytische<br />

<strong>und</strong> satirische Betrachtungen der <strong>Kunst</strong>geschichte ermöglichten. Die Britin<br />

Claire Hooper setzte das Lebensgefühl einer jungen Generation mit ihren sozialen<br />

Konflikten in Beziehung zu antiken Mythen.<br />

Im Museum der Wünsche wurde der analytisch kreative Umgang mit der Sammlung<br />

an zukunftsweisende sammlungspolitische Strategien geknüpft. Der mit der Ausstellung<br />

verb<strong>und</strong>ene Wunsch an Sponsoren <strong>und</strong> Förderer, durch Schenkungen das Museum<br />

zu unterstützen, war als angemessene Reaktion wie auch als innovativ-offensives<br />

Engagement des mumok im Hinblick auf die angespannte Situation<br />

schwindender Sammlungsbudgets zu verstehen <strong>und</strong> wurde sehr erfolgreich eingelöst.<br />

Gleichzeitig wies diese Ausstellung mit ihrer Verbindung von zentralen externen<br />

Positionen <strong>und</strong> Hauptwerken der Sammlung auf die zukünftige Strategie hin, groß<br />

angelegte monografische Einzelausstellungen oder thematische Gruppenausstellungen<br />

in einen Dialog mit der Sammlung treten zu lassen.

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