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Die Beste Zeit Nr 4.indd - Druckservice HP Nacke KG

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48<br />

Neue Kunstbücher<br />

vorgestellt von Thomas Hirsch<br />

Von innen nach außen<br />

Tadao Ando, Hg. Y. Nussaume, 192 S.<br />

mit ca. 180 Farbabb., geb., 24 x 21,5 cm,<br />

Birkhäuser, 39,90 Euro<br />

<strong>Die</strong> Stillsten zuerst. Längst ist der Ruf des<br />

1941 in Osaka geborenen Architekten<br />

Tadao Ando in Mitteleuropa angekommen.<br />

Von ihm stammt beispielsweise<br />

das Museum der Langen Foundation bei<br />

Neuss. Unter ausschließlicher Verwendung<br />

von Beton und Glas vermitteln seine<br />

Bauten Weite und Größe bei gleichzeitiger<br />

Nüchternheit. Geradlinige Passagen ermöglichen<br />

den Blick vom einen Ende des<br />

Gebäudes zum anderen, wobei mehrere<br />

Ebenen verschränkt sind. Es muss also<br />

nicht verwundern, dass für Ando Piranesi<br />

wie auch Josef Albers wichtig waren. Aber<br />

Ando handelt stets auch mit dem Außenraum<br />

– im Sinne einer Korrespondenz<br />

mit Landschaft, Natur, Himmel, Wasser<br />

und natürlich Licht, ja, er entwirft mit der<br />

Umgebung und klärt diese dadurch. Erst<br />

recht vor dem fernöstlichen Hintergrund<br />

geht dies mit meditativer Erfahrung einher.<br />

– Es ist also nicht einfach, das Werk<br />

von Tadao Ando in einem Buch angemessen<br />

zu beleuchten. Als Hardcover im eher<br />

moderaten Format ist nun bei Birkhäuser<br />

eine Gesamtübersicht erschienen, die etwas<br />

Handfestes, Praktisches hat und dabei<br />

eine Ahnung von der Wirkung der Bauten<br />

aufkommen lässt. Und das, obwohl der<br />

ausführliche, an der Biographie orientierte<br />

Text leider nur in Englisch vorliegt.<br />

Vieles von dem, was auf Tadao Ando<br />

zutrifft, wäre auch für den Schweizer Peter<br />

Zumthor zu konstatieren. Auch er arbeitet<br />

mit Passagen und Lichtschächten. Er nutzt<br />

die volle Höhe aus und wendet sich damit<br />

gegen baulichen Funktionalismus. Auch bei<br />

ihm geht es um Erfahrungen wie Stille, Größe<br />

und Bescheidenheit. Mithin baue er von<br />

innen, so schreibt Philip Ursprung im nun<br />

vorliegenden Buch des Verlags Scheidegger<br />

& Spiess; die Fassade zeichnet sich durch<br />

große Schmucklosigkeit und Betonung<br />

der (genau gewählten) Materialität aus.<br />

1943 geboren, gehört Zumthor seit seiner<br />

Realisation der Therme Vals zu den großen<br />

europäischen Baumeistern. Und auch von<br />

ihm gibt es in der weiteren Region Bauten:<br />

in Köln das „Kolumba“ als Museum der<br />

Erzdiözese Köln, und in der Eifel die Feldkapelle<br />

in Wachendorf. Man kommt dem<br />

Denken und Handeln von Peter Zumthor<br />

sehr nahe in dem nun erschienenen Buch<br />

bei Scheidegger & Spiess, welches sich von<br />

den üblichen monographischen Darstellungen<br />

abhebt. Es ist mehr eine Kladde, in<br />

Schwarz-weiß und mit vielen leeren Seiten,<br />

auf dickem Papier. Vorgestellt werden nicht<br />

die Gebäude als solche, sondern vielmehr eigenständige<br />

Fotografi en, die sich, schon vor<br />

Jahren aufgenommen, den Details von drei<br />

Architekturprojekten Zumthors zuwenden.<br />

Der Fotograf ist Hans Danuser, der von<br />

Zumthor ohne Vorgaben dazu eingeladen<br />

wurde. Danuser wirft implizit die Frage<br />

nach der Vermittlung von Architektur durch<br />

die Fotografi e auf – weswegen er direkt<br />

nach dem Wesen der Architektur strebt und,<br />

wie er sagt, deren Körperhaftigkeit zum<br />

Ausdruck bringen will. Wie ein zufälliges<br />

Schweifen ereignet sich seine Fotografi e,<br />

dabei ist sie ausgesprochen aussagekräftig<br />

und für sich: große Kunst. <strong>Die</strong>ser grandiose<br />

Spezialfall bestätigt die Rolle der (meist<br />

anonymen) Architekturfotografi e bei der<br />

Etablierung der Architektur als Kunstform.<br />

Auch auf diesem Feld also übernimmt die<br />

Fotografi e Funktionen, die einstens der<br />

Malerei zukamen. Wobei die Malerei selbst<br />

ihr Verhältnis zur Architektur immer wieder<br />

neu ausgelotet hat und sich dieser doch<br />

mehr von Innen als von Außen zugewendet<br />

Zumthor sehen. Bilder von Hans Danuser,<br />

88 S. mit 24 Triplex-Abb., Hardcover mit<br />

Schutzumschlag, 31,5 x 24 cm, Edition<br />

Hochparterre bei Scheidegger & Spiess,<br />

35,- Euro<br />

hat. In der Geschichte der Malerei gibt<br />

es hinreichend Beispiele für die unterschiedlichen<br />

Konnotationen des Interieurs<br />

zwischen Autonomie, eigener Aussage und<br />

unterschwelliger Unterstützung des Gehalts.<br />

<strong>Die</strong> Architektur wurde Staffage oder besaß<br />

doch immerhin repräsentativen Charakter<br />

oder referentielle Bezüge. Auf der einen<br />

Seite sind da die riesigen Kathedralen mit<br />

den winzigen Menschlein, die bei Saenredam<br />

die Größe der Bauten sinnbildlich vor<br />

Augen führen, auf der anderen Seite gibt<br />

es die Prachtinterieurs bei Velasquez, die<br />

sich mit den Bewohnern zu umfassenden<br />

gesellschaftlichen Porträts verdichten. Oder<br />

die Fensterblicke der deutschen Romantik,<br />

die zwischen metaphysischem Außen und<br />

Innen vermitteln ... Eine Auswahl aus den<br />

unterschiedlichen Bereichen innerhalb der<br />

Kunstgeschichte versammelt nun das kluge<br />

und vorbildliche Buch Das Interieur in der<br />

Malerei des Hirmer-Verlages. Konzentrieren<br />

wir uns nur auf die (gut kommentierten)<br />

Bilder – dann erfahren wir genug, übrigens<br />

auch zum Verlauf der Kunstgeschichte mit<br />

ihren Stilen. Und darüber, wie Räume in<br />

ihrer <strong>Zeit</strong> aussehen.

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