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Die Beste Zeit Nr 4.indd - Druckservice HP Nacke KG

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Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

seit der Mensch die Schrift erfunden hat, denkt und schreibt er. Eine der Spätfolgen davon ist,<br />

dass ich hier sitze und das erste Editorial meines Lebens schreibe. Als Professioneller würde ich<br />

mir nun ein Thema suchen, das die Leute heranlockt, oder sonst eines auswählen, das mich<br />

besonders bedrängt; aber diese Art von Orientierung ist eigentlich nichts für mich.<br />

Für mich ist einfacher, an mir herunterzublicken und zu sehen, wo ich stehe: Da ist heute<br />

dieses junge, ambitionierte Magazin hier, das Kultur und Region zusammenführen will zu etwas<br />

Lesenswertem, und das hoffentlich weiterhin Leser anzieht, wenn es ihm gelingt, in ihnen<br />

das Gefühl zu erwecken, sich selbst hier wiederzufi nden und vielleicht neu oder intensiver zu<br />

sehen. Wird das so sein?<br />

Wenn ich den Blick wieder hebe, versuche ich zu sehen, an wen ich mich hier eigentlich wende.<br />

Sind das lauter Einzelne um mich oder eine Gruppe; so etwas wie eine Gemeinschaft?<br />

Ein Mensch, der aufs Rednerpodium steigt, wünscht sich bestimmt beides.<br />

Aber mit der Gemeinschaft tun wir uns heute oder immer schwer. Wir sind aus vielen Gründen,<br />

die leicht zu beschreiben wären, lauter eigensinnige Individualisten geworden, sodass<br />

eigentlich jeder seine eigene Partei, seine eigene Kirche, seinen eigenen Verein und seine eigene<br />

Gewerkschaft haben müsste. Aufrufe und an die Brust schlagen nützen da nichts, es gibt –<br />

zum Glück – auch keine Heils-Vision, die es schleunigst zu verwirklichen gälte und einen<br />

schönen Endzustand gibt es sowieso nicht, es sei denn, ein Verblichener könnte uns davon<br />

berichten. Besser war es wahrscheinlich nie, denn da haben wahrscheinlich nur Not und<br />

Herrschaft die ersehnte Gemeinschaft erzwungen; wer wünschte sich das schon zurück?<br />

Und nun marschiert die Kargheit, die Austerity auch noch wie eine graue Armee auf uns zu.<br />

Ob uns das enger zusammenführt? Denn die Wahrheit und die Kunst wollen zu Gemeinsamem<br />

verbinden – gibt es die überhaupt, die das wollen? Und Kunst und Wahrnehmung, die<br />

gehören doch zusammen, darauf setzt auch dieses Magazin?<br />

<strong>Die</strong> Wirklichkeit hat ihre eigene Sprache. Sie tritt unseren Fragen unschuldig lächelnd entgegen,<br />

zum Beispiel mit dem Inhalt dieses Hefts.<br />

Es will den kulturell Interessierten Menschen unserer Region begegnen und nahe sein, aber<br />

gleichzeitig den Blick nach außen richten. Da ist der vielgerühmte Pina-Bausch Film „Tanzträume“<br />

von Anne Linsel und Rainer Hoffmann; in dem sich dokumentierte menschliche<br />

Nähe mit künstlerischer Form verschwistert; ein Blick in die Kunstsammlung Boros; ein Report<br />

über den Ausfl ug expressionistischer Gemälde aus Wuppertaler Museumsbesitz nach Paris<br />

(und ihre Rückkehr); die Begegnung mit neuen Büchern von Autoren wie Hanna Lemke und<br />

Ulrich Land – und vieles andere,<br />

<strong>Die</strong>s alles hat einen Zusammenhang. Und dieses Magazin, das sich der Kunst unserer <strong>Zeit</strong><br />

verpfl ichtet fühlt, möchte gebraucht werden, um der Kunst und dem Gemeinsamen zu dienen<br />

– solange der Markt es duldet.<br />

Und so hat eben vieles mehr mit einander zu tun, als man denkt – und jetzt hebt noch etwas<br />

den Kopf, nämlich das Herzerwärmende. Wenn denn die Leute sich dem Wahren, dem Schönen,<br />

dem Guten und einander zuwenden (und davon soll man hier lesen können), die Kunst<br />

blühend und kühn erfreut, dann fühlen wir uns wohl miteinander und für eine Weile gut<br />

aufgehoben in unserer Welt.<br />

Ihr Karl Otto Mühl<br />

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