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Die Gegenwart des Mittelalters - Bibliotheca Rara

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<strong>Die</strong> <strong>Gegenwart</strong> <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong><br />

Europas Faksimile-Welt unter einem Dach<br />

Verlagsprogramm 2009indd 1 29.12.2008 10:42:28 Uhr


Abb. Seite 1, Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg,<br />

fol. 2v: Erschaffung Evas mit dem Sündenfall, Vertreibung<br />

aus dem Paradies und Opfer Kains und Abels.<br />

In der Rahmung: <strong>Die</strong> Erschaffung der Gestirne sowie der<br />

Vögel und Wassertiere.<br />

© 2009 <strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong> 48143 Münster<br />

Schutzgebühr: 10,00 €<br />

Redaktion und Layout: Dr. C. Weinert, Mainz<br />

Druck: Görres-Druckerei, Koblenz<br />

<strong>Die</strong> Texte und Bilder sind zum Teil<br />

Veröffentlichungen der jeweiligen Verlage entnommen<br />

Verlagsprogramm 2009indd 2 29.12.2008 10:42:31 Uhr


LIEBE FREUNDE DER BUCHKUNST,<br />

Albrecht von Brandenburg wurde 1514 schon mit jungen Jahren<br />

Erzbischof und Kurfürst von Mainz. Mit dem Mainzer Bischofsstuhl<br />

verknüpft war das Amt <strong>des</strong> Erzkanzlers, die höchste Würde im Reich<br />

nach dem Kaiser. Kirchenpolitisch stand Albrecht, der 1518 von Papst<br />

Leo X. zum Kardinal erhoben wurde, vor einer Zeitenwende, der<br />

Reformation Martin Luthers.<br />

Das Deutsche Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg aus der<br />

Hand <strong>des</strong> Nürnberger Buchmalers Gabriel Glockendon bezeugt den<br />

Kunstwillen Albrechts und das kompositorische Raffi nement Glocken-<br />

dons. Eine gedruckte Übersetzung der Orationes et meditationes de vita Christi<br />

<strong>des</strong> Mystikers Thomas von Kempen ins Deutsche bildet die Vorlage für<br />

das ins Medium <strong>des</strong> handgeschriebenen Buches rückübertragene Werk.<br />

Das Andachtsgebetbuch, dem <strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong> eine Ausstellung im<br />

Gutenberg-Museum Mainz widmet, ist gewiss ein Glanzpunkt im Katalog.<br />

Beachten Sie darüber hinaus vor allem den Chansonnier de Jean de Montchenu,<br />

<strong>des</strong>sen herzförmige Kontur und reichhaltiges Dekor begeistern, sowie das<br />

Reichenauer Perikopenbuch, prachtvolles Zeugnis der bedeutendsten abend-<br />

ländischen Malschule, <strong>des</strong>sen strahlende Farben, darunter insbesondere<br />

das kaiserliche Purpur, und reiche Goldaufl age beeindrucken. Lassen<br />

Sie sich von unserer Auswahl inspirieren, Faksimile-Editionen höchster<br />

Qualität als Teil unserer Kultur in Händen halten zu wollen.<br />

Ihr Hans-<strong>Die</strong>ter Blatter<br />

Verlagsprogramm 2009indd 3 29.12.2008 10:42:32 Uhr<br />

3


Werkverzeichnis<br />

Werk Seite<br />

Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg 6<br />

Beatus Aemilianensis 8<br />

Beatus Urgellensis / Beatus Las Huelgas 9<br />

Der Codex Aureus Escorialensis 10<br />

Das Reichenauer Perikopenbuch 11<br />

Der Albani-Psalter 12<br />

Das Bestiarium von St. Petersburg 13<br />

Das Hainricus-Sakramentar 14<br />

Goldenes Hil<strong>des</strong>heimer Kalendarium 15<br />

Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II. 16<br />

Der Psalter <strong>des</strong> Robert De Lisle 17<br />

Das Lobgedicht auf König Robert von Anjou 18<br />

Libro d‘ore di Modena 19<br />

Das Stundenbuch der Isabel la Católica 20<br />

<strong>Die</strong> Mazarine-Bibel 21<br />

Publius Vergilius Maro 22<br />

Das Lehrbuch für Maximilian I. 23<br />

Chansonnier de Jean de Montchenu 24<br />

Das Stundenbuch von Rouen N.S. 25<br />

Das Stundenbuch <strong>des</strong> Jean Bourdichon 26<br />

Liber Precum 27<br />

Der Boccardino-Codex 28<br />

Rosario de Juana la Loca 29<br />

Der Garten von Eichstätt 30<br />

Biblia Pauperum Apocalypsis / Zerbster Prunkbibel 31<br />

Restbestände aus der Biblioteca Apostolica Vaticana 32<br />

Wandalbert von Prüm, Modi Orandi Sancti Domini,<br />

Alphabetum Romanum, Offi zium der Madonna,<br />

Skizzenbuch <strong>des</strong> Francesco di Giorgio Martini<br />

Soeben vergriffene Editionen / Antiquarisch auf Anfrage 33<br />

Das Evangeliar Heinrichs <strong>des</strong> Löwen<br />

Gran<strong>des</strong> Heures de Rohan / Vrelant-Stundenbuch<br />

Francesco Petrarcas Trionfi / Berliner Stundenbuch<br />

der Maria von Burgund<br />

Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen 36<br />

Vom Pergament zum<br />

Codex ...<br />

Nach ihrer Beizung in Kalk-<br />

lauge erhielt man durch das<br />

gründliche Abschaben und<br />

Glätten der Haut frisch geschlachteter,<br />

junger Tiere<br />

Pergament, sog. Velin-Pergament,<br />

für das Kalbshäute<br />

verwendet wurden, und Pergament<br />

aus Rinder-, Esels-<br />

und Schafshaut. <strong>Die</strong> Haut<br />

wurde mit Stricken auf einen<br />

rechteckigen Rahmen montiert,<br />

deren Spannung dem<br />

Trocknungsgrad angepasst<br />

wurde. Für die Herstellung<br />

<strong>des</strong> Codex Aureus wurde<br />

eine ganze Kalbsherde benötigt.<br />

Das Pergament diente<br />

als Beschreibstoff für den<br />

Federkiel. <strong>Die</strong> Blätter wurden<br />

beschnitten, gefalzt und<br />

in Lagen gebunden.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 4 29.12.2008 10:42:33 Uhr


Ein Faksimile ist die möglichst genaue<br />

Wiedergabe einer zweidimensionalen Vorlage<br />

samt ihres Einban<strong>des</strong> im Sinne einer möglichst<br />

präzisen Bewahrung der inneren und äußeren<br />

Merkmale <strong>des</strong> Originals. Neben den zur Verfügung<br />

stehenden technischen Mitteln ist bis<br />

heute die Beteiligung von handwerklicher Arbeit<br />

bei Erstellung der Filme bis zum Einband notwendig.<br />

Alleine der Vergleich mit dem Original<br />

entscheidet über die Qualität der Wiedergabe,<br />

gemäß dem Anspruch von „fac simile“, dem<br />

Imperativ: „mache es ähnlich“. Authentizität erfüllt<br />

sich nur durch ständigen Vergleich vor Ort<br />

mit dem Original während der Herstellung und<br />

Zusammen mit Gleichgesinnten ist das<br />

Erschließen der geistigen Welt von Spätantike<br />

und Mittelalter als Faksimile im nunmehr<br />

neunzehnten Jahre seit Gründung <strong>des</strong> Verlages<br />

unsere Aufgabe bei <strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong>. Von der<br />

fotografi schen Aufnahme bis zum Präzisionsdruck<br />

auf originalgetreuem Material entstehen<br />

für uns Faksimile-Ausgaben einzigartiger<br />

Codizes in Traditionswerkstätten. Langjährige<br />

handwerkliche Erfahrung sowie künstlerisches<br />

Einfühlungsvermögen in die Besonderheiten <strong>des</strong><br />

Originals sind unabdingbare Voraussetzungen<br />

der Zusammenarbeit.<br />

Von Anbeginn ist unser Haus in diesem Sinne<br />

mit dem kreativen Atelier Testimonio in Madrid<br />

verbunden. Eine freundschaftliche Partnerschaft<br />

pfl egen wir seit langem mit dem Verlag Vicent<br />

Was ist ein Faksimile?<br />

Europas Faksimile-Welt<br />

somit durch die vollständige und farbgetreue<br />

Wiedergabe <strong>des</strong> Originals im Originalformat<br />

mit originalgetreuem Pergament- oder Papierton<br />

einschließlich vorhandener Alterspuren, die auf<br />

das Schicksal einer Handschrift hinweisen. Geübte<br />

Schreiber und begabte Miniatoren schufen<br />

einzigartige Bücher im Auftrage von Kaisern<br />

und Königen, Herzögen und Kardinälen. Im<br />

gelungenen Faksimile besitzen<br />

wir ein Ebenbild<br />

<strong>des</strong> Originals. Es ist<br />

ihm in Sinne unseres<br />

Anspruchs zum Verwechseln<br />

ähnlich.<br />

Evangeliar Heinrichs <strong>des</strong> Löwen<br />

García in Valencia. Des weiteren gestalten wir<br />

Co-Editionen mit Scriptorium Editiones,<br />

Valencia, und zu unseren spanischen Partnern<br />

zählen die Verlage Siloé, Burgos, und Libros<br />

Antiguos Edilán, Madrid .<br />

Neben diesen Editionen bieten wir in unserem<br />

Katalog bedeutende Faksimile-Ausgaben der<br />

Verlage Adeva, Graz, Belser, Stuttgart, Coron,<br />

Zürich, Faksimile Verlag Luzern und Müller<br />

& Schindler, Simbach am Inn.<br />

FVL<br />

Unser Katalog gibt Ihnen damit Einblicke in<br />

Europas gesamte Faksimile-Welt, so dass Sie alle<br />

Erstausgaben aus einer Hand erhalten.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 5 29.12.2008 10:42:33 Uhr<br />

5


6<br />

Halle, Nürnberg,<br />

1536/37<br />

Österreichische<br />

Nationalbibliothek,<br />

Wien,<br />

Codex 1847<br />

16. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

998 Exemplare,<br />

davon Nrn. 1-99<br />

als Luxusausgabe<br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Dr. Dagmar Thoss<br />

200 Seiten<br />

(I+100 Blatt+I)<br />

Format:<br />

Blatt: 23,5 x 18,4 cm,<br />

Buch: 24,5 x 19 cm<br />

Dokumentationsmappe<br />

mit<br />

2 Faksimile-Blättern<br />

Deutsches Gebetbuch<br />

für den Mainzer Erzbischof<br />

Kardinal Albrecht von Brandenburg<br />

aus der Hand <strong>des</strong> Nürnberger Buchmalers<br />

Gabriel Glockendon<br />

Fol. 4r: Verkündigung an Maria.<br />

In der Rahmung: Gideons Vlies. Gideon hatte von Gott<br />

als Zeichen dafür, dass er wirklich dazu auserkoren sei,<br />

Israel vor den Midianitern zu retten, verlangt, dass ein<br />

ausgebreitetes Vlies mit Tau benetzt werde, während der<br />

umgebende Boden trocken bleiben solle – eine Präfi<br />

guration der Verkündigung und der jungfräulichen<br />

Empfängnis.<br />

Der Primas der deutschen Kirchenfürsten,<br />

Albrecht von Brandenburg, Erzbischof<br />

von Mainz und Magdeburg, römischer<br />

Kurienkardinal, Reichserzkanzler<br />

und Kurfürst, ein leidenschaftlicher<br />

Sammler und Förderer der Künste, hat<br />

diese Handschrift in Auftrag gegeben. Vom<br />

Nürnberger Buchmaler Gabriel Glockendon,<br />

einem Sohn Nikolaus Glockendons<br />

d. Ä., stammen die 42 ganzseitigen Miniaturen<br />

zu neu- und alttestamentlichen Sze-<br />

nen, von Georg Stierlein, dem Schreiber<br />

<strong>des</strong> Kardinals, das Randdekor<br />

und die Initialen.<br />

Der um 1515 geborene Gabriel<br />

führte schon in jungen Jahren die<br />

Werkstatt seines berühmten Vaters<br />

als technisch äußerst versierter<br />

Miniaturist. Zu einer Zeit, als die<br />

Kunst <strong>des</strong> Buchdruckes bereits<br />

in hoher Blüte stand und es auch<br />

druckgraphisch illustrierte Werke<br />

von außergewöhnlicher Güte gab,<br />

musste der mit der Hand geschriebene<br />

und vom Buchmaler illuminierte<br />

Codex durch höchste Qualität<br />

überzeugen. Charakteristisch für<br />

die Miniaturen Gabriel Glockendons<br />

im Deutschen Gebetbuch für Kardinal<br />

Albrecht von Brandenburg sind<br />

ein ausgeprägter Hang zum Detail,<br />

stimmungsvolle Landschaftsdarstellungen,<br />

wie sie in knorrigen Bäumen,<br />

einsamen Flusslandschaften,<br />

Felsentürmen mit gewagten Überhängen<br />

zum Ausdruck kommen, und eine<br />

harmonische Farbgebung, wie sie niederländisches<br />

Rosa, manieristische Violett-<br />

und Grüntöne in differenzierten Farbabstufungen,<br />

reiche Goldhöhungen und<br />

akzentuierte Beleuchtung erkennen las-<br />

sen.<br />

Das ausgewogene Kolorit ist bestimmt<br />

durch kräftige Farben, die aber so weitgehend<br />

aufgelichtet sind, dass sie changierend<br />

wirken. Daraus ergibt sich ein sehr<br />

lebendiger Gesamteindruck der Miniaturen.<br />

Entstanden vor 470 Jahren im Sinne<br />

eines der bedeutendsten Kunstmäzene der<br />

Renaissance, beeindruckt das Werk Gab-<br />

riels vor allem durch das raffi nierte Layout<br />

seiner Miniaturen, den Perspektivwech-<br />

sel vom Hauptbild zu einer auf den Randleisten<br />

gemalten Szene.<br />

<strong>Die</strong> Miniaturen zeigen - mit Ausnah-<br />

Verlagsprogramm 2009indd 6 29.12.2008 10:42:34 Uhr


me eines Blicks auf die Erschaffung<br />

Evas (siehe Titelbild) - das<br />

Heilsgeschehen, von der Verkündigung<br />

an Maria bis zur Grablegung<br />

Christi. <strong>Die</strong> Gebetstexte sind gut<br />

lesbar und unserem gegenwärtigen<br />

Sprachgebrauch vergleichsweise<br />

nahe, so dass das Buch noch heute<br />

als Gebet- und Meditationsbuch<br />

herangezogen werden kann.<br />

Vorlage war ein 1521 in Augsburg<br />

gedrucktes Gebetbuch <strong>des</strong><br />

Thomas von Kempen, einem<br />

Augustiner-Mönch und Mystiker.<br />

Albrecht fühlte sich von <strong>des</strong>sen<br />

Text derart angesprochen, dass er<br />

ihn drei Mal ins Handgeschriebene<br />

rückübertragen und kostbare Illustrationen<br />

hinzufügen ließ: um<br />

1525/30 von Simon Bening, 1533/<br />

34 von Nikolaus Glockendon und<br />

1536/37 von <strong>des</strong>sen Sohn Gabriel.<br />

<strong>Die</strong>ser hatte für seinen Miniaturenzyklus<br />

Zugang zu beiden älteren Fassungen,<br />

beide von seinem Auftraggeber zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

.<br />

Fol. 10r: Anbetung der Könige<br />

In der Rahmung: Zu Füßen der Thronstufen knien drei vornehm<br />

gekleidete Frauen mit goldenen Pokalen in den Händen; es ist die<br />

Königin von Saba mit Gefolge, die Salomon – wie die Könige dem<br />

Christuskind – Geschenke darbringen.<br />

Fol. 1r: Zwölfzeilige Initiale und<br />

Zierrahmen von Georg Stierlein<br />

Der Mainzer Bischof Karl<br />

Kardinal Lehmann schrieb in<br />

seinem Grußwort zur Vorstellung<br />

der originalgetreuen<br />

Faksimile-Edition als deren<br />

Schirmherr:<br />

„Albrecht von Brandenburg<br />

ist weithin bekannt durch das<br />

von ihm betriebene und von<br />

Martin Luther heftig kritisierte<br />

Ablassgeschäft. In den letzten<br />

Jahrzehnten ist das Bild <strong>des</strong><br />

Mainzer Kurfürst-Erzbischofs<br />

jedoch weiter und differenzierter<br />

geworden.<br />

So war er auch ein großer<br />

Bewunderer und Auftraggeber<br />

der Künste. Das Gebetbuch,<br />

das Gabriel Glockendon für<br />

ihn illustriert hat, ist ein be-<br />

eindrucken<strong>des</strong> Zeugnis dafür.<br />

Der Text kann ebenso wie die<br />

prachtvollen Miniaturen auch<br />

heute noch die Frömmigkeit<br />

anregen und fördern.<br />

Ich freue mich über die<br />

Neuerschließung dieses Buches<br />

und wünsche allen Gottes<br />

Segen, die in dieser Edition<br />

geistliche Erbauung suchen<br />

und fi nden.“<br />

16. Jahrhundert<br />

7<br />

Buchrücken mit<br />

5 Bünden, 2 roten<br />

Lederschildchen und<br />

Goldprägung<br />

42 ganzseitige<br />

Miniaturen von<br />

Gabriel Glockendon,<br />

73 drei- bis zwölfzeilige<br />

Zierinitialen<br />

von Georg Stierlein<br />

Einband: brauner<br />

Ledereinband mit<br />

Goldprägung<br />

Luxusausgabe mit<br />

Folienvergoldung<br />

der Initialen,<br />

in hochwertiger<br />

Lederkassette<br />

Ausstellung von<br />

Faksimile und Original<br />

unter der<br />

Schirmherrschaft <strong>des</strong><br />

Mainzer Bischofs<br />

Karl Kardinal Lehmann<br />

im Gutenberg-Museum,<br />

Mainz, bis zum<br />

15. Februar 2009<br />

Infos unter<br />

www.glockendon.de<br />

Verlagsprogramm 2009indd 7 29.12.2008 10:42:40 Uhr


8<br />

León,<br />

um 930-950<br />

Biblioteca<br />

Nacional, Madrid,<br />

Ms. Vitr. 14-1<br />

Beatus Aemilianensis<br />

Limitierte Aufl age:<br />

898 Exemplare<br />

Deutscher<br />

Kommentar: Prof.<br />

Dr. Peter K. Klein<br />

288 Seiten<br />

Format:<br />

34,5 x 25,7 cm<br />

30 vollständig<br />

erhaltene Miniaturen<br />

(und 24 teilweise<br />

erhaltene,<br />

rekonstruierbare<br />

Miniaturen)<br />

Beatus-Handschriften<br />

Mit den Beatus-Handschriften hat<br />

Spanien einen herausragenden Beitrag<br />

zur Geschichte der mittelalterlichen<br />

Buchmalerei geleistet. Es sind meist reich<br />

illustrierte Handschriften eines Kommentars<br />

zur Johannes-Apokalypse oder<br />

Geheimen Offenbarung aus dem 1. Jahrhundert<br />

n. Chr. Der Kommentar entstand<br />

zwischen 776 und 784. Verfasst hat ihn<br />

der Priestermönch Beatus im Königreich<br />

Asturien, dem von den Mauren nie dauerhaft<br />

besetzten Bergland im Norden Spaniens,<br />

einer Oase <strong>des</strong> Christentums.<br />

Von Beatus wissen wir wenig: Er<br />

war ein aus den Tälern der Liébana stammender<br />

Mönch, im dortigen Kloster San<br />

Martin (später San Toribio) lebend, wahrscheinlich<br />

um 730 geboren, nicht vor 798<br />

gestorben. Vielleicht weil ihm der Kampf<br />

gegen die Mauren eine Generation nach<br />

dem Sturz der christlichen westgotischen<br />

Herrscher als Vorspiel zur Endzeit vorkam,<br />

vielleicht auch, um die Göttlichkeit<br />

Christi zu belegen, schrieb er seinen Kommentar<br />

zur Apokalypse <strong>des</strong> Johannes. Außergewöhnlich<br />

belesen, erläuterte Beatus<br />

jede Stelle <strong>des</strong> heiligen Buches, das im 3.<br />

Jahrhundert Aufnahme ins Neue Testament<br />

gefunden hatte.<br />

Stand nicht überhaupt das Ende der<br />

Zeit mit all ihren in der Apokalypse beschriebenen<br />

Schrecken für die Ungläu-<br />

bigen in naher Zukunft bevor? <strong>Die</strong> Niederlage<br />

der Mauren um 722 bei Covadonga, als<br />

ein Erdrutsch große Teile <strong>des</strong> arabischen<br />

Heeres verschlang, das den asturischen Widerstand<br />

brechen sollte, schien auf göttliche<br />

Rettung der Christen zu weisen. Wie<br />

die Geheime Offenbarung <strong>des</strong> Johannes<br />

selbst sollte der Kommentar <strong>des</strong> Beatus die<br />

Gläubigen ermutigen, nicht nur über das<br />

Ende der Welt, sondern auch über die neue<br />

Schöpfung, das Himmlische Jerusalem, die<br />

Stätte endgültiger Erlösung, berichten.<br />

Der Beatus Aemilianensis<br />

Abgesehen von dem älteren Fragment von<br />

Silos haben wir im Codex Vitr. 14-1 den<br />

ältesten erhaltenen Beatus vor uns. Bereits<br />

im hohen Mittelalter zählte er zur Bibliothek<br />

<strong>des</strong> Klosters <strong>des</strong> Heiligen Aemilian<br />

(San Millán) de la Cogolla, das am Oberlauf<br />

<strong>des</strong> Ebro, südwestlich von Logroño<br />

gelegen ist. <strong>Die</strong> Handschrift besteht heute<br />

aus 144 Blättern. Sie entstand im Königreich<br />

León, wahrscheinlich im Grenzgebiet<br />

mit Kastilien und dem besetzten Südspanien,<br />

was an den Zügen der Minuskel<br />

und am Stil der Miniaturen belegbar ist.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 8 29.12.2008 10:42:57 Uhr


Charakteristisch ist die Verwendung deckender<br />

Mischfarben und besonderer Parallelstrichornamentik,<br />

ein Stil, der noch weit<br />

in das 11. Jahrhundert hinein wirkt. Mozarabisch<br />

beeinfl usst sind vor allem die Farbgebung<br />

und Ornamentformen.<br />

Der Beatus Urgellensis<br />

Der Beatus von Seu d´Urgell, wie die kleine,<br />

hoch in den Pyrenäen gelegene Bischofsstadt<br />

in katalanischer Sprache heißt (kasti-<br />

Beatus Las Huelgas, fol. 2r: Maiestas Domini<br />

lisch: Urgel), ist um 980 innerhalb der angrenzenden<br />

Gebiete von Navarra und Rioja<br />

entstanden und seit 1147 - gestiftet vom Grafen<br />

von Urgell oder Valladolid an Bischof<br />

San Odón - im Besitz der Kathedrale von<br />

Urgell. Der bis auf wenige Blätter vollständig<br />

erhaltene Codex umfasst heute 239 Folios<br />

und ist in zwei Textkolumnen in runder<br />

westgotischer Minuskel geschrieben. Er<br />

zählt zu den am reichsten illustrierten<br />

Beatus-Handschriften. In der Ornamentik<br />

von Rahmen und Initialen dominieren<br />

Flechtwerkmotive.<br />

Der Beatus Las Huelgas<br />

Der 1220 vollendete, letzte, größte und<br />

prachtvollste Beatus-Codex wird Las Huelgas<br />

Beatus genannt, weil er sich im 18. Jahrhundert<br />

in Las Huelgas bei Burgos befand, wo<br />

ihn Enrique Flórez, Herausgeber einer modernen<br />

Ausgabe <strong>des</strong> Beatus-Kommentars,<br />

sah und beschrieb. Zudem wurde der Codex<br />

dem Zisterzienserinnen-Kloster in Las<br />

Huelgas von einer hochgestellten Person,<br />

Königin Berenguela oder Äbtissin Sancha<br />

García, gestiftet und für Lesungen im Refektorium<br />

<strong>des</strong> Klosters benutzt. Insgesamt<br />

gibt der Beatus Las Huelgas mit seiner monumentalen,<br />

byzantinisch geprägten Buchmalerei<br />

in spätromanischem Stil ein eindrucksvolles<br />

Zeugnis vom letzten Aufblühen<br />

der Beatus-Tradition zu Beginn <strong>des</strong> 13.<br />

Jahrhunderts.<br />

Navarra, Rioja,<br />

um 980<br />

Museo Diocesà<br />

de La Seu d‘Urgell,<br />

Num. Inv. 501<br />

Beatus Urgellensis<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

Deutscher<br />

Kommentar: Prof.<br />

Dr. Peter K. Klein<br />

Abadia Santa Maria<br />

la Real de Las<br />

Huelgas,<br />

1220<br />

Pierpont Morgan<br />

Library, New York,<br />

Ms. M 429<br />

Beatus Las Huelgas<br />

Limitierte Aufl age:<br />

666 Exemplare<br />

9<br />

478 Seiten<br />

Format: 39,8 x 27 cm<br />

86 Miniaturen<br />

*<br />

368 Seiten<br />

Format: 53 x 37,2 cm<br />

97 Miniaturen<br />

Deutscher<br />

Kommentar: Prof.<br />

Dr. Peter K. Klein<br />

Verlagsprogramm 2009indd 9 29.12.2008 10:43:02 Uhr


10<br />

Echternach,<br />

um 1045/46<br />

Real Biblioteca<br />

de San Lorenzo<br />

El Escorial,<br />

Cod. Vitr. 17<br />

11. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

Exklusiv bei<br />

<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong><br />

2 deutsche<br />

Kommentarbände:<br />

Prof. Dr. Johannes<br />

Rathofer<br />

340 (+2) Seiten<br />

Format: 50 x 35 cm<br />

13 ganzseitige,<br />

43 halbseitige Bilder,<br />

12 Kanontafeln,<br />

44 Zierseiten,<br />

18 Seiten mit zwei<br />

Zierkolumnen,<br />

11 Seiten mit einer<br />

Zierkolumne<br />

Dokumentationsmappe<br />

mit<br />

5 Faksimile-Blättern<br />

Der Codex Aureus Escorialensis<br />

Das salische Kaiser-Evangeliar<br />

<strong>Die</strong> Handschrift verbindet im geisti-<br />

gen Sinne drei Orte: Echternach im heutigen<br />

Luxemburg, Speyer und den Escorial<br />

unweit von Madrid in Spanien, wo<br />

der Codex aufbewahrt wird, jedoch<br />

nicht zugänglich ist und in einem<br />

Kühltresor lagert.<br />

Eigentlich wollte der junge Salier-König<br />

im Skriptorium <strong>des</strong> Klosters<br />

Echternach nur ein würdiges Gedenkbuch<br />

für seine Eltern bestellen,<br />

die bereits im entstehenden Dom zu<br />

Speyer ruhten. Es wurde jedoch weit<br />

mehr daraus: Das größte Evangeliar,<br />

das je geschaffen wurde, eine Stiftung<br />

für den größten Dom, den es zur damaligen<br />

Zeit gab.<br />

Im August 1046 hat wohl der<br />

fromme Heinrich mit seiner Gattin<br />

Agnes den goldenen Pracht-Codex<br />

der Patronin Maria zur Weihe <strong>des</strong><br />

Hochaltars im Dom überreicht, wie<br />

es anschaulich im Dedikationsbild<br />

(siehe Abb. rechts) dargestellt ist.<br />

Das Format und die erstaunliche<br />

künstlerische Ausstattung entsprechen<br />

durchaus dem grandiosen Dombau.<br />

Heinrich III. hat den Evangelien-<br />

text Buchstabe für Buchstabe in karolingischer<br />

Minuskel mit Goldtinte<br />

schreiben lassen. Mit den vier prunk-<br />

vollen „Vorhang“-Seiten, den zwölf<br />

monumentalen Kanontafeln, den vier<br />

prächtigen Autoren-Bildern der Evangelisten,<br />

der graphisch, ornamental und<br />

bildlich überaus reichen Gestaltung ist<br />

ein künstlerisches Höchstmaß in der<br />

Buchkunst erreicht, das niemals übertroffen<br />

wurde. <strong>Die</strong> Fülle der Differenzierungen<br />

und Nuancierungen in der<br />

buchgestalterischen Komposition<br />

konnte nur in einem Skriptorium auf<br />

dem Höhepunkt seiner Leistungskraft<br />

wirklich umgesetzt werden, wie es in<br />

Echternach zu dieser Zeit existierte.<br />

Der heutige Einband aus dem Jahre<br />

1934 ist ein Replikat jener kunstvollen<br />

Fassung, die Philipp V., ein Enkel<br />

<strong>des</strong> Sonnenkönigs, der erste Bourbone<br />

auf dem spanischen Thron (1701-46),<br />

im französischen Pointillé-Stil anfertigen<br />

ließ, goldgeprägt in rotem Leder.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 10 29.12.2008 10:43:05 Uhr


Das Reichenauer Perikopenbuch<br />

Höhepunkt der Reichenauer Buchkunst<br />

Kaum eine Epoche in der Geschichte<br />

der Buchmalerei hat so eindrucksvolle und<br />

prächtige Handschriften hervorgebracht<br />

wie das Zeitalter der Ottonen. Hier sticht<br />

vor allem ein Skriptorium hervor, in dem<br />

die besten Buchmaler ihrer Zeit Codizes von<br />

unvergänglicher Kunstfertigkeit und Schönheit<br />

geschaffen haben: das Skriptorium <strong>des</strong><br />

Klosters Reichenau.<br />

Eine der eindrucksvollsten und schönsten<br />

dieser Reichenauer Handschriften<br />

wird heute in der Herzog August Bibliothek<br />

in Wolfenbüttel wie ein Staatsschatz<br />

gehütet - und das zu Recht. Denn das Reichenauer<br />

Perikopenbuch, vielleicht in Auftrag<br />

gegeben vom deutschen Kaiser Heinrich<br />

II. selbst, besticht durch reiche Verwendung<br />

von Purpur und Gold. Ikonographisch<br />

und künstlerisch ist das Reichenauer<br />

Perikopenbuch einzigartig in der gesamten<br />

deutschen Buchmalerei <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Handschrift in Wolfenbüttel ist ein<br />

Evangelistar: <strong>Die</strong> 109 Lesungen (Perikopen)<br />

stammen ausschließlich aus den vier Evangelien<br />

und sind in der Lesefolge <strong>des</strong> Kirchenjahres<br />

angeordnet. Ausgewählte Hochfeste<br />

wurden mit insgesamt neun ganzseitigen<br />

Miniaturen illustriert, die durch<br />

ausgesprochen reiche Goldauflage und<br />

strahlende Farben bestechen. Dazu kommen<br />

noch sechs ganzseitige Initialziersei-<br />

ten, deren große, ornamental gestaltete<br />

Initialen bestimmte Lesungen hervorheben<br />

und einleiten. <strong>Die</strong> unglaublichen Farben<br />

der Zierelemente, darunter viel kaiserlicher<br />

Purpur und feinste Goldranken, bezeu-<br />

gen den hohen Anspruch der Handschrift<br />

ebenso wie der großzügige Textspiegel und<br />

die zahlreichen goldenen Textinitialen.<br />

Reichenau,<br />

frühes 11. Jh.<br />

11. Jahrhundert<br />

11<br />

Herzog August Bibliothek<br />

Wolfenbüttel<br />

Codex Guelf. 84.5<br />

Aug 2 0<br />

Limitierte Aufl age:<br />

400 Exemplare,<br />

davon Nrn. 1-99<br />

als Luxusausgabe<br />

Deutscher<br />

Kommentar: Dr.<br />

Thomas Labusiak<br />

218 Seiten<br />

Format: 28 x 18,5 cm<br />

9 Miniaturseiten,<br />

6 Initialzierseiten<br />

Einband: Handgefertigter<br />

Ganzleder-<br />

Einband aus rotem<br />

Leder<br />

Luxusausgabe mit<br />

originalgetreuer<br />

Elfenbeintafel und<br />

Kassette<br />

Codices Selecti CXIV<br />

Verlagsprogramm 2009indd 11 29.12.2008 10:43:08 Uhr


12<br />

St. Albans,<br />

um 1125<br />

St. Godehard<br />

(Dombibliothek<br />

Hil<strong>des</strong>heim),<br />

Hs. St. God. 1<br />

12. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

800 Exemplare<br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Prof. Dr.<br />

Jane Ged<strong>des</strong>,<br />

Dr. Peter Kidd<br />

418 Seiten<br />

Format:<br />

27,6 x 18,4 cm<br />

40 ganzseitige<br />

Miniaturen, 211<br />

fi gürliche Initialen<br />

23-karätige<br />

Handvergoldung,<br />

Echtgold oder<br />

Foliengold entsprechend<br />

den Blattgoldpartien<br />

im Original<br />

Einband: Leder mit<br />

Blindprägung<br />

Fol. 28v: David als Musiker<br />

Der Albani-Psalter entstand im zweiten<br />

Viertel <strong>des</strong> 12. Jahrhunderts im Skriptorium<br />

<strong>des</strong> Klosters St. Albans in Südengland.<br />

In herausragender Weise repräsentiert er<br />

die Buchmalerei der Romantik in England<br />

als expressives Meisterwerk in leuchten-<br />

den Farben und Gold. Der Codex besticht<br />

zunächst durch seinen prachtvollen Miniaturenzyklus.<br />

Szenen aus Altem und<br />

Neuem Testament begegnen in strahlendem<br />

Purpur, Grün und Blau, reich ver-<br />

ziert mit Gold und ausgeführt mit feinfühligem<br />

Strich und dynamischer Bewegtheit<br />

zugleich. <strong>Die</strong> Längung der Figuren verleiht<br />

besondere Spannung. Üppige Ornamentrahmen<br />

zieren alle Miniaturseiten<br />

und sprachgewaltige historisierte Initialen<br />

schmücken fast jede Seite der Handschrift.<br />

Stamm- und Randleisten sind mit kunstvollen<br />

vegetabilen und geometrischen Elementen<br />

versehen und in den Innenfl ächen<br />

der Buchstaben fi nden sich in bewegter Erzählform<br />

Darstellungen zu den Psalmen.<br />

Der Albani-Psalter ist jedoch nicht nur<br />

ein Buch der Psalmen. In kraftvoller Farbigkeit<br />

erscheint zu Anfang der Handschrift<br />

ein Kalendarium. Mit zierlichen Federzeichnungen<br />

wird die Arbeit <strong>des</strong> Monats<br />

jeweils in einem Medaillon dargestellt, ge-<br />

Der Albani-Psalter<br />

für Christina von Markyate<br />

folgt von 40 ganzseitigen Miniaturen zum<br />

Sündenfall, zum Leben Christi, zu den Legenden<br />

<strong>des</strong> Hl. Martin und König Davids,<br />

beschlossen von der Alexis-Lage, einer<br />

Sammlung nicht-liturgischer Texte, ver-<br />

ziert mit kleineren Illustrationen in zar-<br />

ten Pastellfarben. Der Großteil <strong>des</strong> Codex<br />

besteht aus den 150 Psalmen, ergänzt durch<br />

das Hohelied, Glaubensbekenntnisse, die<br />

Litanei und Gebete. Zum Ende begegnet<br />

ein Diptychon mit dem Martyrium <strong>des</strong><br />

Hl. Alban und der Betätigung Davids als<br />

Musiker.<br />

Ein umfassen<strong>des</strong> Verständnis <strong>des</strong> Psalters<br />

setzt die Kenntnis der Verbindung<br />

zweier herausragender Persönlichkeiten<br />

ihrer Zeit voraus, der englischen Aristokratentochter<br />

und Einsiedlerin Christina<br />

von Markyate und Geoffrey von Gorhams,<br />

<strong>des</strong> Abts von St. Albans. Um 1124 trifft<br />

Christina Abt Geoffrey, <strong>des</strong>sen geistliche<br />

Ratgeberin sie wird. Sie legt in St. Albans<br />

ihr klösterliches Gelübde ab, das Priorat<br />

Markyate entsteht und Christina wird <strong>des</strong>sen<br />

Oberin. Geoffrey befreit sie von materieller<br />

Armut und der wohl zum Gebrauch<br />

in St. Albans vorgesehene Psalter, der unter<br />

der Leitung <strong>des</strong> Alexis-Meisters entsteht,<br />

wird als Geschenk für Christina zum Ausdruck<br />

von Geoffreys Zuneigung.<br />

Fol. 145r: Psalm 106<br />

Verlagsprogramm 2009indd 12 29.12.2008 10:43:10 Uhr


Das Bestiarium von St. Petersburg<br />

Luxusbestiarium aus England<br />

Das lateinische Bestiarium von St.<br />

Petersburg ist um 1190 in den nördlichen<br />

Midlands in England entstanden und ist<br />

seit 1805 im Besitz der Russischen Nationalbibliothek<br />

St. Petersburg. In seiner<br />

prunkvollen Gestaltung ist es ein Luxus-<br />

Bestiarium. Mit einer Fülle von 113 goldunterlegten<br />

Illustrationen in unterschiedlich<br />

gestalteten Rahmen, Rechtecken<br />

und Medaillons, sowie leuchtenden Farbgebungen<br />

zählt die Handschrift zu den<br />

eindrucksvollsten Naturbüchern, die vor<br />

allem im England <strong>des</strong> 12. und 13. Jahrhunderts<br />

Adel und Klerus begeisterten.<br />

Bestiarien haben ihren Ursprung<br />

im griechischen Physiologus (dt.: Naturkundiger),<br />

einer christlichen Naturkun-<br />

de, die vermutlich im 2. Jahrhundert<br />

in Alexandria entstand. Der Physiologus,<br />

sein Autor ist unbekannt, behandelt die<br />

Schöpfung in zweifacher Hinsicht: zum<br />

einen der spätantiken, naturnahen Darstellung<br />

folgend, zum anderen allego-<br />

risch-symbolisch aufgrund christlicher<br />

Deutung der Tiere und Pfl anzen, wie sie<br />

im Mittelalter üblich wurde.<br />

Vor allem die Etymologiae <strong>des</strong> Erzbischofs<br />

Isidor von Sevilla (um 560-636),<br />

eine umfangreiche Enzyklopädie <strong>des</strong> von<br />

der Kirche autorisierten Wissens im frü-<br />

hen Mittelalter, lieferte in ihrem 12. Buch<br />

(De animalibus) die Grundlage für die<br />

spätere Entwicklung der Physiologus-<br />

Handschriften zu Bestiarien.<br />

In der 1. Hälfte <strong>des</strong> 12. Jahrhunderts,<br />

einer Zeit wissenschaftlicher Erneuerung<br />

in den Klöstern, entstanden die ersten<br />

Bestiarien im anglonormannischen Raum,<br />

illustriert mit meist ungerahmten Federzeichnungen.<br />

Während der Physiologus als<br />

Erbauungsbuch zur Vermittlung christlicher<br />

Morallehre erfolgreich blieb, erwuchs<br />

im Bestiarium ein tierkundliches Standardwerk<br />

mit immer neuen Motiven, nach<br />

Isidors Vorgaben systematisch geordnet,<br />

immer weniger moralisierend, immer<br />

häufi ger naturgetreu darstellend. Es er-<br />

wies sich als faszinierend in seinen Geschichten<br />

und deren farbenkräftigen Illustrationen.<br />

Fol. 53r: Nachtigallweibchen<br />

brütend auf ihrem Nest<br />

<strong>Die</strong> Nachtigall etwa, ein Singvogel, erscheint<br />

als das Symbol der mütterlichen<br />

Hingabe und Liebe, vergleicht der Text doch<br />

ihre vom Gesang begleitete Fürsorge für<br />

die Eier und später die Jungen mit der Liebe<br />

einer Mutter für ihre Kinder.<br />

Nördl. Midlands,<br />

1190 (-1200)<br />

Russische<br />

Nationalbibliothek,<br />

St. Petersburg,<br />

Ms. Lat. Q.v.V. Nr.1<br />

12. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

995 Exemplare<br />

Exklusiv bei<br />

<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong><br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Dr. Claus Weinert<br />

182 Seiten<br />

Format:<br />

22 x 17 cm<br />

113 Miniaturen<br />

Verlagsprogramm 2009indd 13 29.12.2008 10:43:14 Uhr<br />

13


14<br />

Weingarten,<br />

um 1217<br />

Pierpont Morgan<br />

Library, New York,<br />

Ms. M. 711<br />

13. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

280 Exemplare<br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Prof. Dr.<br />

Hans Ulrich Rudolf<br />

296 Seiten<br />

Format:<br />

24,2 x 17,2 cm<br />

24 Kalendermedaillons,<br />

5 ganzseitige Miniaturen,<br />

35 historisierte<br />

Initialen, 16 Ranken-,<br />

Tier- und Maskeninitialen,<br />

ca. 310<br />

größere Silhouetten-<br />

und Fleuronnée-<br />

Initialen<br />

Codices Selecti CX<br />

Das Hainricus-Sakramentar<br />

Zeugnis romanischer Buchkunst<br />

Der ehrgeizige und kunstsinnige<br />

Abt Berthold förderte zu seiner Amts-<br />

zeit das Skriptorium <strong>des</strong> Benediktinerstifts<br />

Weingarten, so dass es im ersten Drittel<br />

<strong>des</strong> 13. Jahrhunderts zu einem der schöpferischsten<br />

Mitteleuropas heranwuchs.<br />

Neben dem für Berthold persönlich<br />

geschaffenen und nach ihm benannten<br />

Sakramentar ist es vor allem die Hand-<br />

schrift <strong>des</strong> Hainricus sacrista, die den<br />

nachhaltigen Ruhm der Weingartener<br />

Malschule begründet hat.<br />

So ist der Codex mit dem Namen eines<br />

Mönchs <strong>des</strong> Klosters verbunden, der sein<br />

Porträt nicht nur auf der Silberplatte <strong>des</strong><br />

Einban<strong>des</strong> verewigen ließ, sondern <strong>des</strong>sen<br />

Gestalt uns auch in fünf Miniaturen begegnet<br />

- eine für die damalige Zeit höchst<br />

seltene Tatsache. Dennoch bleibt die<br />

Rolle <strong>des</strong> Hainricus bei der Anfertigung<br />

der Prachthandschrift geheimnisvoll,<br />

übermittelt doch die Chronik der Abtei<br />

für den Entstehungszeitraum drei Mönche<br />

dieses Namens: einen Maler, einen zwei-<br />

ten als Silberschmied und einen dritten<br />

als Stifter von Büchern.<br />

Das Hainricus-Sakramentar begeistert<br />

vor allem durch seinen Buchschmuck. <strong>Die</strong><br />

ganzseitigen Miniaturen, mit prächtigen<br />

Rahmen wie Tafelbilder ausgeführt, be-<br />

stechen durch ihre beeindruckende Monu-<br />

mentalität. <strong>Die</strong> Initialen beschreiben in<br />

lebendigster Weise biblische Episoden.<br />

<strong>Die</strong> Gestalten brechen immer wieder aus<br />

den Buchstaben aus und steigern so die<br />

unglaubliche Dynamik der Miniaturen.<br />

Groteske Tiere und Fabelwesen bevölkern<br />

den Buchschmuck, kunstvoll verschlungene<br />

Ranken und Fleuronnées begeistern<br />

den Betrachter. <strong>Die</strong> meisterhaft dargebotene<br />

Deckfarbenmalerei erhält zusätzliche<br />

Leuchtkraft durch die verschwenderi-<br />

sche Verwendung von Gold und Silber.<br />

<strong>Die</strong>ser höchsten Qualität <strong>des</strong> Buchschmucks<br />

entspricht die Präzision, mit<br />

der Schrift und Neumen ausgeführt sind.<br />

Buchstaben und Notenzeichen sind von<br />

faszinierender Regelmäßigkeit, die selbst<br />

den reinen Textseiten einen hohen ästhetischen<br />

Reiz verleihen.<br />

Das Sakramentar ist das zentrale liturgische<br />

Buch der katholischen Kirche.<br />

Es umfasst all jene Texte, die von Geistlichen<br />

während eines Gottesdienstes sowie<br />

in der Verbindung mit der Erteilung von<br />

Sakramenten und Weihen gesprochen<br />

werden. Zu diesen liturgischen Texten ent-<br />

hält das Hainricus sacrista Sakramentar,<br />

das in Wirklichkeit eine Art liturgischer<br />

Sammelhandschrift ist, auch gesungene<br />

Messtexte. Eingeleitet wird der Codex von<br />

einem reich illustrierten Kalendarium.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 14 29.12.2008 10:43:16 Uhr


Goldenes Hil<strong>des</strong>heimer Kalendarium<br />

Das Goldene Hil<strong>des</strong>heimer Kalenda-<br />

rium gehört zu den eindrucksvollsten frühgotischen<br />

Prachthandschriften Deutschlands.<br />

Der Codex umfasst neun Seiten stattlicher<br />

Größe. Erhalten sind ein vollständiger<br />

Kalender mit reichem Architekturschmuck<br />

und liebevoll ausgestalteten Tierkreiszeichen<br />

sowie zwei prachtvolle Bildseiten<br />

mit insgesamt fünf Darstellungen zum<br />

Leben Christi: Verkündigung, Geburt, der<br />

Tod am Kreuz, Christi Himmelfahrt und<br />

die Maiestas Domini, ausgeführt in expres-<br />

siver Deckfarbenmalerei vor strahlendem<br />

Goldgrund. Erstmals in der Geschichte<br />

der Faksimilierung wurden die im Original<br />

zum Schutze der Miniaturen eingearbeiteten<br />

Seidenvorhänge auch im Faksimile<br />

nachempfunden.<br />

Das Goldene Hil<strong>des</strong>heimer Kalenda-<br />

rium entstand um die Mitte <strong>des</strong> 13. Jahrhunderts<br />

an einem traditionsreichen Ort:<br />

im Skriptorium <strong>des</strong> Benediktinerklosters<br />

St. Michael in Hil<strong>des</strong>heim. <strong>Die</strong>ses Klos-<br />

ter war vom berühmten Bischof Bernward<br />

(Amtszeit 993-1022, Heiligsprechung<br />

1192) gegründet worden und seit dieser<br />

Zeit immer wieder mit besonders künstlerischen<br />

Werken aufgefallen. Ein wei-<br />

teres kostbares Beispiel ist das 1160 bis<br />

1170 entstandene Stammheimer Missa-<br />

le, das neben anderen Handschriften<br />

als Vorbild für das Goldene Hil<strong>des</strong>heimer<br />

Kalendarium angesehen werden kann.<br />

<strong>Die</strong> Kalender- und Bildseiten <strong>des</strong><br />

Kalendariums gehören vermutlich zu ei-<br />

ner liturgischen Prachthandschrift, die<br />

nur zur Feier der Messe an den höchsten<br />

kirchlichen Feiertagen benutzt werden<br />

durfte. Geschrieben wurde der Codex für<br />

eine bedeutende kirchliche Institution, nach<br />

neuesten Forschungsergebnissen für das<br />

Servatiusstift in Quedlinburg, eines der<br />

vornehmsten Reichsstifte in ganz Deutschland.<br />

<strong>Die</strong> Handschrift ist ein hervorragen-<br />

<strong>des</strong> Beispiel für den sog. Zackenstil, eine<br />

eigenständige Stilform <strong>des</strong> 13. Jahrhunderts.<br />

Er zeichnet sich durch hartkantige,<br />

farblich brilliante Gewandformen vor<br />

großfl ächigem Goldgrund aus. <strong>Die</strong> Entstehung<br />

<strong>des</strong> Codex fällt in die Blütezeit<br />

sächsischer Buchmalerei. Ihre künstleri-<br />

sche Vorbildfunktion reichte bis nach<br />

Gotland, Franken und Böhmen. <strong>Die</strong> sächsische<br />

Buchkunst dieser Zeit wurde zu<br />

einem Synonym für die Malerei in der<br />

staufischen Hochkultur unter Kaiser<br />

Friedrich II.<br />

Hil<strong>des</strong>heim,<br />

um 1250<br />

13. Jahrhundert<br />

Herzog August<br />

Bibliothek,<br />

Wolfenbüttel,<br />

Cod. Guelf.<br />

13 Aug. 2 o<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

15<br />

Deutscher Kommentar:<br />

Dr. Harald Wolter<br />

-von dem Knesebeck,<br />

Dr. Helmar Härtel,<br />

Dr. Werner Hohl<br />

16 Seiten<br />

Format:<br />

30,9 x 22,5 cm<br />

2 Bildseiten mit 5<br />

Darstellungen zum<br />

Leben Christi, vollständiger<br />

Kalender<br />

Verlagsprogramm 2009indd 15 29.12.2008 10:43:17 Uhr


16<br />

Süditalien, um 1260<br />

Biblioteca<br />

Apostólica Vaticana,<br />

Rom,<br />

Ms. Pal. Lat. 1071<br />

13. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

(davon 900 arabisch<br />

numm. u. 80, für die<br />

Biblioteca Apostólica<br />

Vaticana bestimmte,<br />

römisch numm. Ex.)<br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Dr. Dorothea Walz,<br />

Dr. Carl Arnold<br />

Willemsen (in: Das<br />

Falkenbuch Friedrichs<br />

II., Glanzlichter<br />

der Buchkunst,<br />

Bd. 9, Leinen mit<br />

Schutzumschlag und<br />

Schuber, Adeva)<br />

222 Seiten<br />

Format: 36 x 25 cm<br />

ca. 660 vogel- und<br />

jagdkundliche<br />

Darstellungen<br />

Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II.<br />

De arte venandi cum avibus<br />

Friedrich II., deutscher König, seit<br />

1220 Kaiser, galt schon zu Lebzeiten als<br />

„stupor mundi“, als Herrscher, „der die<br />

Welt in Erstaunen versetzt“. Er interessierte<br />

sich nicht nur für Philosophie und<br />

Theologie, sondern darüber hinaus für exakte<br />

Wissenschaften wie Mathematik, Astronomie,<br />

Physik, Chemie und auch Zoologie.<br />

Sein Buch über die Falkenjagd gründet<br />

in eigener, über 30 Jahre sich erstreckender<br />

Beobachtung von Beize und Vogelwelt.<br />

<strong>Die</strong> wissenschaftliche Genauigkeit<br />

und der hohe Informationsgehalt seiner<br />

Gedanken samt zugehöriger Illustrationen<br />

von wenigstens 500 Vögeln aus etwa 80 verschiedenen<br />

Arten beruht auf akribischer<br />

Analyse von Quellen und dem Forscherdrang<br />

eines begeisterten Falkners.<br />

Friedrich II. kannte das antike und arabische<br />

Wissen und verband es mit eigener<br />

Erfahrung. Er beherrschte die langwierige<br />

Abrichtung <strong>des</strong> Beizvogels und lernte durch<br />

die Berufung von Falknern aus aller Welt<br />

an seinen Hof weiter hinzu. Während <strong>des</strong><br />

fünften Kreuzzuges 1228/29, auf dem er<br />

die kampfl ose Rückgabe Jerusalems an die<br />

Christen erreichte und sich selbst zum König<br />

von Jerusalem krönte, beobachtete der<br />

Enkel Friedrich Barbarossas und letzte<br />

Stauferkaiser bei arabischen Falknern den<br />

Gebrauch der Falkenhaube und begriff<br />

sofort die herausragende Bedeutung<br />

seiner Beobachtung für die<br />

Jagd und das Befi nden der Vögel,<br />

denen das Zunähen der Augenlider<br />

in Zukunft erspart bleiben<br />

würde. Friedrichs eigenes,<br />

um 1240 entstandenes Falkenbuch<br />

ist nicht mehr erhalten, wohl<br />

aber das nach seinem Vorbild entstandene<br />

Exemplar <strong>des</strong> Sohnes<br />

Manfred, König von Sizilien in<br />

den Jahren 1258-66. Der Codex<br />

kann als unvollständig bezeichnet<br />

werden, erfasst er doch nur zwei<br />

der ursprünglich sechs Bücher<br />

zur Vogelkunde und -jagd. Während<br />

die Abbildung von Landschaft<br />

und Architektur den zeitgenössischen<br />

Stil dokumentiert und Personen<br />

nur peripher eine Rolle in der Darstellungskunst<br />

<strong>des</strong> Buchmalers gespielt<br />

haben, sind die gezeigten Tätigkeiten, die<br />

Hand- und Fingerbewegungen der Falk-<br />

ner mit besonderer Aufmerksamkeit illustriert<br />

und veranschaulicht - ganz nach der<br />

Intention <strong>des</strong> berühmten Autors.<br />

Das Falkenbuch Friedrichs II. ist die umfassendste<br />

mittelalterliche Zoologie der<br />

Vögel. <strong>Die</strong> bestechende Akkuratesse der<br />

Illustrationen wird ergänzt durch ihre narrative<br />

Qualität und eine fein nuancierte Farbgebung.<br />

De arte venandi cum avibus ist jedoch<br />

nicht nur eine für Falkner und Vogelkundler<br />

noch heute bedeutsame Informationsquelle,<br />

sondern ein Meisterwerk der Buchmalerei.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 16 29.12.2008 10:43:18 Uhr


Der Psalter <strong>des</strong> Robert de Lisle<br />

Reich wie ein gotischer Altar<br />

Der De Lisle-Psalter ist ein höfi sches<br />

Buch, für das der Auftraggeber keine Kosten<br />

scheute und das in seiner Finesse und<br />

Eleganz typisch für den unter König<br />

Edward II. in Westminster gepflegten<br />

„Decorated Style“ ist, der zum Feinsten<br />

und Formvollendeten gotischer Kunst<br />

überhaupt gehört. Ob Robert de Lisle der<br />

Auftraggeber oder nur der erste Besitzer der<br />

Bilderhandschrift war, wissen wir nicht. Sicher<br />

aber entsprach das hochstehende Bildprogramm<br />

seiner Bildung und seinen Interessen.<br />

Reich an Ländereien, war der Baron<br />

Robert de Lisle schon früh Pair im englischen<br />

Parlament. <strong>Die</strong> Könige Edward II.<br />

und Edward III. schätzten seine <strong>Die</strong>nste,<br />

bis er 1341 in ein Londoner Franziskanerkloster<br />

eintrat, <strong>des</strong>sen bedeutendster Stifter<br />

er war. Den De Lisle-Psalter vermachte er<br />

bereits 1339 seinen zwei Töchtern, die sich<br />

ins Kloster von Chequesaun<strong>des</strong> zurückgezogen<br />

hatten, und in weiterer Erbfolge dem<br />

Kloster selbst.<br />

38 durchgehend illuminierte Seiten sind<br />

heute erhalten, mit 33 teils ganzseitigen<br />

Einzelminiaturen zum biblischen Geschehen<br />

und einem eingestreuten Speculum<br />

theologicae mit 12 bebilderten, seitenfüllenden<br />

theologischen Schautafeln, einer<br />

weiteren schematischen Darstellung ohne<br />

fi gürlichen Schmuck und einem schön illuminierten<br />

Kalender, der das Buch einleitet.<br />

Wohl um 1310 führte der Madonna-<br />

Meister den umfangreicheren ersten Teil<br />

der künstlerischen Arbeit am De Lisle-Psalter<br />

aus. Er schuf Figuren in anmutiger, gotisch<br />

geschwungener Pose und verstand es, in<br />

seinen Schautafeln Zusammenhänge von<br />

<strong>Die</strong>sseits und Jenseits, Leben und Tod,<br />

Ethik und Gesetz anschaulich umzusetzen.<br />

Erst um 1330 ergänzte ein zweiter Künstler<br />

das Werk mit fünf Miniaturen, darunter<br />

die ihm seinen Namen gebende Maiestas,<br />

Bilder, die in Farbe und Duktus Monumentalität<br />

und Lebendigkeit verbinden.<br />

England,<br />

um 1310/1330<br />

British Library,<br />

London,<br />

Ms. Arundel 83 II<br />

14. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

800 Exemplare<br />

(davon 350 Ex.<br />

für den deutschen<br />

Sprachraum)<br />

Kommentar: Prof.<br />

Dr. Lucy Freeman<br />

Sandler<br />

38 Seiten<br />

Format:<br />

22,8 x 33,8 cm<br />

17<br />

33 teils ganzseitige<br />

Einzelminiaturen, 12<br />

bebilderte, seitenfüllende<br />

theologische<br />

Schautafeln, illuminierter<br />

Kalender<br />

Einband: Ganzleder<br />

Verlagsprogramm 2009indd 17 29.12.2008 10:43:20 Uhr


18<br />

Neapel, um 1340<br />

Österreichische<br />

Nationalbibliothek,<br />

Wien, Cod.ser. nov.<br />

2639<br />

14. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

380 Exemplare,<br />

davon Nrn. 1-80 als<br />

Luxusausgabe<br />

Deutscher Kommentar:<br />

Dr. Karl-Georg<br />

Pfändtner<br />

72 Seiten<br />

Format:<br />

48,5 x 34,4 cm<br />

43 großformatige<br />

Miniaturen,<br />

29 Fleuronnée-<br />

Initialen und<br />

8 Deckfarben-<br />

Initialen auf<br />

Goldgrund<br />

Einband: helles<br />

Ganzleder (Luxusausgabe:<br />

weißes<br />

Hirschleder, goldene<br />

Lilien und Wappen<br />

der Anjou auf<br />

dem Vorderdeckel,<br />

veloursüberzogene<br />

Holzkassette)<br />

Codices Selecti CXIII<br />

Das Lobgedicht<br />

auf König Robert von Anjou<br />

Prachtvolles Kaleidoskop <strong>des</strong> 14. Jahrhunderts<br />

Das um 1340 entstandene Lobgedicht<br />

auf Robert von Anjou (1278-1343), König<br />

von Neapel und Enkel <strong>des</strong> großen Karl von<br />

Anjou, stellt den König als idealen Herrscher<br />

dar, der allein fähig sei, Italien unter<br />

seiner Herrschaft zu einigen. Denn Italien<br />

ist zerrissen: Robert soll als zukünftiger<br />

Herrscher die Verhältnisse seiner Zeit ordnen.<br />

Der Codex enthält zwei reich bebilderte<br />

Teile. Der umfangreichere erste Abschnitt<br />

umfasst das Lobgedicht (regia carmina) auf<br />

König Robert von Anjou, ein Poem, das<br />

den Adressaten als Retter der Kirche und<br />

idealen König feiert. Der zweite Teil unterstützt<br />

dieses Lob mit Zitaten <strong>des</strong> Hl.<br />

Augustinus, die auf Robert bezogen sind -<br />

über die vier Kardinaltugenden, die christlichen<br />

Tugenden sowie Allegorien der freien<br />

Künste. Insgesamt 43 großformatige<br />

Miniaturen auf 72 Seiten, reich ausgestattet<br />

mit ziseliertem Gold und Silber, illustrieren<br />

diesen außergewöhnlichen Codex. <strong>Die</strong><br />

Miniaturen stellen den „idealen“ Hofstaat<br />

Roberts vor: So treten die für ihr Land bittende<br />

Italia oder mythologische Gestalten<br />

der Antike vor den Thron.<br />

Kaleidoskopartig wird nahezu der<br />

gesamte mittelalterlich-frühneuzeitliche<br />

Bildungskanon ausgebreitet. Der Inhalt<br />

ist zugleich Programm und Vermächtnis<br />

zwischen königlichem Anspruch und<br />

europäischer Realität.<br />

Fol. 23r: Das Parisurteil<br />

Verlagsprogramm 2009indd 18 29.12.2008 10:43:22 Uhr


Libro d‘ore di Modena<br />

Das Stundenbuch von Modena<br />

aus der Glanzzeit der italienischen Gotik<br />

Unter der Regierung Gian Galeazzo<br />

Viscontis (1380-1402) erlebte Mailand eine<br />

wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die sich<br />

durch die ausgeprägte Bibliophilie <strong>des</strong> Fürsten<br />

auch in der Förderung von Meisterwerken<br />

der Buchmalerei niederschlug. Mit Gian<br />

Galeazzo leitete ein Mann die Geschicke <strong>des</strong><br />

Fürstentums, der sich sowohl als strategisch<br />

denkender Diplomat erwies als auch zum<br />

freigiebigen Mäzen der Künste und Wissenschaften<br />

entwickelte. 1385 durch den<br />

Sturz <strong>des</strong> eigenen Onkels in den alleinigen<br />

Besitz der bis dahin geteilten Macht gelangt<br />

und vom deutschen König Wenzel in den<br />

Rang eines erblichen Herzogs und Reichsfürsten<br />

erhoben, sicherte er sich durch rechtliche<br />

Garantien und effi ziente Verwaltung<br />

die Loyalität seiner Untertanen.<br />

<strong>Die</strong> erfolgreiche Ausweitung der lan<strong>des</strong>fürstlichen<br />

Herrschaft und Würde fand symbolischen<br />

Ausdruck vor allem in der Errichtung<br />

<strong>des</strong> Doms zu Mailand. Verantwortlicher<br />

Dombaumeister war Giovannino de‘<br />

Grassi, die herausragende Künstlerpersönlichkeit<br />

Ende <strong>des</strong> 14. Jahrhunderts<br />

am Hof der Visconti, genialer Architekt,<br />

Bildhauer und Maler, ein Wegbereiter der<br />

autonomen, die Vorgaben der Illustration<br />

überwindenden Zeichnung. Aus seiner<br />

lombardischen Werkstatt stammt das Stun-<br />

denbuch Ms. Lat. 842, das heute in der<br />

Biblioteca Estense Universitaria zu Modena<br />

verwahrt wird.<br />

Obwohl die in den Dekaden zwischen<br />

1380 und 1420 verbreitete Internationalität<br />

der höfi schen Formsprache auch hier zu<br />

belegen ist, beeindruckt die Handschrift<br />

durch die elegante Linienführung <strong>des</strong><br />

Miniaturisten, seine zarte Konturierung<br />

von Figürlichkeit sowie die farbkräftige<br />

und zugleich filigrane Ornamentik der<br />

Bildrahmungen und -hintergünde. Der so<br />

genannte Meister <strong>des</strong> Stundenbuches von<br />

Modena war sehr wahrscheinlich Tomasino<br />

da Vimercate, einer der bekannten Schüler<br />

Giovannino de‘ Grassis.<br />

Das Faksimile schmückt ein rotsamtener<br />

Einband aus dem 16. Jahrhundert mit<br />

aufwändigen Stickereien, vorne die Büste<br />

der Jungfrau Maria, hinten das Wappen<br />

der venezianischen Familie Bembo, der damaligen<br />

Eigentümer der Handschrift, ei-<br />

ner der ältesten Patrizierfamilien Venedigs.<br />

Fol. 240r: Der Heilige Georg<br />

Mailand, 1390<br />

Biblioteca Estense<br />

Universitaria,<br />

Modena,<br />

Ms. Lat. 842<br />

= alfa. R.7.3<br />

14. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

499 Exemplare<br />

19<br />

Kommentar: Drs.<br />

Paola Di Pietro<br />

Lombardi, Giuseppa<br />

Z. Zanichelli, Milena<br />

Ricci u.a. Deutsche<br />

Übersetzung: Mag.<br />

Christiane Roth<br />

544 Seiten<br />

Format:<br />

15,5 x 21,5 cm<br />

28 ganzseitige<br />

Miniaturen,<br />

15 Seiten mit vegetabilen<br />

Bordüren,<br />

21 Seiten mit<br />

Schmuckinitialen<br />

Einband:<br />

roter Samt mit<br />

goldenen,silbernen<br />

und farbigen<br />

Stickereien<br />

Verlagsprogramm 2009indd 19 29.12.2008 10:43:24 Uhr


20 Das Stundenbuch<br />

der Isabel la<br />

Brügge,<br />

um 1455<br />

Biblioteca del<br />

Palacio Real,<br />

Madrid<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

Exklusiv bei<br />

<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong><br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Dr. Gregory Clark<br />

732 Seiten<br />

Format:<br />

20,5 x 13,8 cm<br />

72 Miniaturen,<br />

24 Kalenderbilder<br />

2 Einbandarten:<br />

Dekor-Version<br />

Mudéjar-Version<br />

Católica<br />

Im engeren Sinne bezeichnet<br />

man mit Stundenbuch oder<br />

„Libro de Horas“ ein Gebetbuch<br />

für Laien. Ein solches Buch war<br />

das Hochzeitsgeschenk der Stadt<br />

Saragossa an Isabel la Católica.<br />

Ursprünglich für Königin Juana<br />

Enriquez von Navarra und<br />

Aragón geschaffen, besticht dieser<br />

Codex nicht nur durch die<br />

Schönheit seiner Ikonographie,<br />

sondern auch mit seiner ungewöhnlichen<br />

Textfülle.<br />

Er zählt zu den Meisterwerken<br />

der so genannten flämischen<br />

Schule und gilt als ein Hauptwerk<br />

der Werkstatt von Willem<br />

Vrelant, einem der angesehensten<br />

Miniatoren der fl ämischen<br />

Buchmalerei. Seine 72 goldgeschmückten<br />

Miniaturen sind<br />

ein Beweis für den Reichtum<br />

und das Prestige, die sich mit<br />

dem Besitz solcher Handschriften<br />

verbanden. Das Stundenbuch<br />

der Isabel la Católica ist heute<br />

eines der Schmuckstücke der<br />

Bibliothek <strong>des</strong> Königspalastes<br />

von Madrid.<br />

Als Erzbischof Carillo 1469<br />

Isabel von Kastilien und Fernando<br />

von Aragonien fast heimlich<br />

in Valladolid traut, ist der Affront gegen<br />

Isabels Halbbruder und König perfekt.<br />

Hier wird nicht nur die Vereinigung<br />

zweier Kronen eingeläutet, sondern auch<br />

die Geburt Spaniens, die Einigung der<br />

verschiedenen Königreiche auf spanischem<br />

Territorium unter der kastilischen Krone.<br />

Prinz Fernando bringt aus Saragossa von<br />

seiner Mutter Juana ein Buch mit in die<br />

Ehe, ein „Libro de Horas“ ohnegleichen,<br />

das ob der Vielzahl seiner Illustrationen<br />

und <strong>des</strong> Umfanges seiner liturgischen<br />

Texte wie ein doppeltes Stundenbuch<br />

wirkt.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 20 29.12.2008 10:43:27 Uhr


300 Jahre nach der Erfi ndung Gutenbergs<br />

entdeckte der Pariser Bibliograph<br />

und Buchhändler Guillaume-François de<br />

Bure 1763 in der Sammlung <strong>des</strong> Kardinals<br />

Mazarine (1602-61) das erste mit beweglichen<br />

Lettern gedruckte Buch, die 42-zeilige<br />

Gutenberg-Bibel, wieder. Nur 48 Originale<br />

der Gutenberg-Bibel sind heute nachweisbar.<br />

Das Exemplar der Bibliothéque<br />

Mazarine, an dem die Inkunabelkunde<br />

zuerst erkannte, das es sich um Gutenbergs<br />

Werk handelt, ist vollständig erhalten und<br />

in einem hervorragenden Zustand. Es besteht<br />

aus zwei Bänden von 648 und 636<br />

Seiten, zweispaltig gesetzt auf elfenbeinartigem<br />

Papier. <strong>Die</strong> fertigen Bögen wurden<br />

entsprechend den Wünschen <strong>des</strong> Käufers<br />

durch Rubrizierungen und Miniaturen verschönert,<br />

gebunden und mit einem schützenden<br />

Einband versehen. Das Exemplar<br />

weist zahlreiche gemalte Initialen auf.<br />

Insbesondere verfügt es über in Blau und<br />

Rot gehaltene Initialen am Anfang der Kapitel,<br />

welche noch in Mainz ausgeführt<br />

worden sind (Mainzer Kalligrafi e). Auf ei-<br />

nigen Seiten sieht man eine per Hand ein-<br />

<strong>Die</strong> Mazarine-Bibel<br />

<strong>Die</strong> 42-zeilige Gutenberg-Bibel<br />

gefügte Korrektur, wohl von einem Helfer<br />

Gutenbergs, die sich auf die Nummerierung<br />

der Seiten bezieht.<br />

Von der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel<br />

gibt es nur 4 hochwertige Faksimile-Ausgaben:<br />

von den Exemplaren in Berlin und<br />

dem spanischen Burgos, von der Pelplin-<br />

Bibel in Polen und der hier vorgestellten<br />

Mazarine-Bibel. Für deren Wiedergabe wurde<br />

das Original Seite für Seite mit Hilfe einer<br />

Linhof Technikardan 9 x 12 abgelichtet,<br />

jede Initiale gesondert. Ausgehend von den<br />

Fotografi en wurden Zinkklischees hergestellt,<br />

die dann als Druckform für den Buchdruck<br />

(Hochdruck) <strong>des</strong> schwarzen Textes<br />

dienten. Von diesen Fotografi en wurden auch<br />

dreifarbige Offsetfi lme gezogen, die für die<br />

Positionierung der handgemalten Initialen<br />

benutzt wurden. Das Papier für dieses<br />

Faksimile ist eine Spezialherstellung durch<br />

die Papeteries de Lana im Elsaß. Es handelt<br />

sich um rein hadernhaltiges 160g/m 2 -Papier;<br />

die Wasserzeichen <strong>des</strong> Originalpapiers,<br />

der Ochsenkopf, zweierlei Arten der Weintraube<br />

und der laufende Stier, sind detailgetreu<br />

wiedergegeben.<br />

Mainz,<br />

1454-56<br />

Bibliothéque<br />

Mazarine, Paris,<br />

Ms. Inc. 1<br />

15. Jahrhundert<br />

21<br />

Limitierte Aufl age:<br />

250 Exemplare,<br />

davon 25 Exemplare<br />

im Originaleinband<br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Dr. Christian<br />

Galantaris mit<br />

Beiträgen von Dr.<br />

Pierre Gasnault und<br />

Prof. Dr. Eberhard<br />

König<br />

1.284 Seiten<br />

Format:<br />

40,5 x 30,5 cm<br />

Verlagsprogramm 2009indd 21 29.12.2008 10:43:30 Uhr


22<br />

Rom/Neapel,<br />

um 1460<br />

Biblioteca General<br />

e Histórica de la<br />

Universidad de<br />

Valencia<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

1.380 Exemplare<br />

Exklusiv bei<br />

<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong><br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Prof. Dr.<br />

Antonie Wlosok<br />

552 Seiten<br />

Format:<br />

31,5 x 22,2 cm<br />

38 Miniaturen,<br />

davon 11 ganzseitig<br />

Dokumentationsmappe<br />

mit<br />

2 Faksimile-Blättern<br />

Publius Vergilius Maro<br />

Bucolica. Georgica. Aeneis<br />

Publius Vergilius Maro, kurz Vergil,<br />

wurde 70 v. Chr. in An<strong>des</strong> bei Mantua<br />

als Sohn einer wohlhabenden Bauernfamilie<br />

geboren. Seine erste Ausbildung<br />

erhielt er in Cremona und Mailand. Anschließend<br />

ging er nach Rom, wo er überwiegend<br />

Rhetorik, aber auch Philosophie<br />

bei dem Epikureer Siron studierte. Ermutigt<br />

von Caius Cilnius Maecenas, in <strong>des</strong>-<br />

sen Dichterkreis er von Varius eingeführt<br />

wurde, schrieb er ein Gedicht über den<br />

Ackerbau, die Georgica, für das er sie-<br />

ben Jahre brauchte und das er seinem<br />

Mentor Maecenas widmete.<br />

Um sein großartiges Heldenepos, die<br />

Aeneis, das er in Neapel begonnen hatte,<br />

zu vollenden, unternahm er eine Studienfahrt<br />

nach Griechenland und Kleinasien.<br />

Auf der Rückreise mit dem Schiff wurde<br />

er krank und verstarb 19 v. Chr. in Brin-<br />

disi. Von den unter seinem Namen überlieferten<br />

Werken sind die Eclogae oder<br />

Bucolica, die Georgica und die Aeneis d i e<br />

einzigen Texte, deren Echtheit unum-<br />

stritten ist. <strong>Die</strong> Bucolica, die von Theokrits<br />

Werk Eidyllia inspiriert wurden, beste-<br />

hen aus zehn kurzen Gedichten, wobei<br />

nur zwei mehr als hundert Verse haben.<br />

All diese zeichnen sich mit Ausnahme<br />

<strong>des</strong> vierten Gedichtes durch ihren idyl-<br />

lisch-bukolischen Charakter aus.<br />

<strong>Die</strong> Georgica, ein Werk von nicht zu<br />

übertreffender Schönheit, hatte zum Ziel,<br />

dem Herrscher Augustus dabei zu helfen,<br />

eine Rückbesinnung auf die Kräfte der<br />

Natur zu fördern. Sie ist in vier Bücher<br />

unterteilt: Im ersten Buch behandelt<br />

Vergil den Ackerbau und schließt einen<br />

Landsmannkalender und die Witterungszeichen<br />

ein, im zweiten wird die Baumzucht,<br />

vor allem der Weinbau dargestellt,<br />

im dritten die Viehzucht und im vierten<br />

die Apikultur: die Bienenzucht.<br />

Vergil jedoch verdankt seine Unsterblichkeit<br />

der Aeneis, deren Abfassung er<br />

die letzten elf Jahre seines Lebens wid-<br />

mete. Das aus 12 Büchern bestehende<br />

Heldenepos über den Untergang Trojas,<br />

die Irrfahrten <strong>des</strong> Aeneas und die end-<br />

gültige Ansiedlung einer trojanischen<br />

Kolonie in Latium ist der umfangreichs-<br />

te Text auf den 552 Seiten der Pergament-<br />

Handschrift.<br />

Acht prominente Maler schmückten<br />

die Fassung von Vergils Opera mit 38<br />

Miniaturen, goldverziert, ein gleichsam<br />

geheimnisvoller Spiegel der künstleri-<br />

schen Strömungen dieser Zeit.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 22 29.12.2008 10:43:32 Uhr


Das Lehrbuch für Maximilian I.<br />

Lesen und Schreiben, Latein, vor<br />

allem auch die Vermittlung <strong>des</strong> Ideals<br />

eines christlichen Lebens - das waren<br />

die zentralen Inhalte der mittelalterli-<br />

chen Erziehung und Bildung. Am Beginn<br />

<strong>des</strong> Unterrichts standen das ABC, die wichtigsten<br />

Gebete der Katholischen Kirche<br />

sowie Verse und Sprüche berühmter Autoren,<br />

die, auswendig gelernt, den Grundstock<br />

für eine lateinische Phraseologie<br />

bildeten. <strong>Die</strong>ser Lehrplan galt für bürgerliche<br />

Schulen, hatte aber auch für den Privatunterricht,<br />

der Kindern aus adeligen<br />

Kreisen zuteil wurde, Gültigkeit.<br />

Der elementare Lehrstoff wurde<br />

üblicherweise auf einfachen Wandta-<br />

feln, faltbaren Pergament- oder Papier-<br />

tafeln oder in nicht illustrierten Gebrauchshandschriften<br />

dargeboten. Da-<br />

neben gab es auch reich mit Miniaturen<br />

ausgeschmückte Lehrbücher, die jedoch<br />

nur Prinzen oder jungen Königen vorbehalten<br />

waren und dementsprechend selten<br />

sind.<br />

Umso wertvoller ist jenes Abeceda-<br />

rium, das prächtig ausgestattet und zusätzlich<br />

noch mit einem berühmten Namen<br />

verbunden ist, mit Kaiser Maximilian I..<br />

Es ist das erste Lehrbuch, das Maximilian<br />

als Siebenjähriger in die Hand bekam.<br />

Aus ihm lernte er das Alphabet, das Pater-<br />

noster, Ave Maria und andere Gebete so-<br />

wie Merkverse. In einigen der farbenfro-<br />

hen, mit aufwändigem Gold ausgeführ-<br />

ten Miniaturen tritt der Kaisersohn selbst<br />

auf: In der Initiale zum Vaterunser sehen<br />

wir ihn neben seinem ersten Lehrer Jakob<br />

von Fladnitz, wie er aus einem Codex buchstabiert.<br />

Einen weiteren Bezug zum Benützer<br />

stellen die beiden Wappen der El-<br />

tern Maximilians, Kaiser Friedrichs III.<br />

und Eleonores von Portugal, auf der ersten<br />

Textseite her.<br />

Für einen stan<strong>des</strong>gemäßen Unterricht<br />

seines Sohnes bemühte sich Friedrich III.<br />

um wertvolle Schulbücher, für deren Kosten<br />

der Hof nicht selbst aufkommen<br />

wollte. Im reichen Wiener Bürger Stephan<br />

Heuner wurde schließlich ein Mäzen gefunden,<br />

der neben dem Codex 2368 zwei<br />

weitere Handschriften für Maximilian<br />

herstellen ließ.<br />

Eines künftigen Kaisers würdig ist<br />

die Ausstattung <strong>des</strong> Lehrbuches für<br />

Maximilian I.. Insgesamt 14 Deckfarbenminiaturen,<br />

in Initialbuchstaben eingeschriebene<br />

Genreszenen und religiöse Darstellungen,<br />

stehen am Beginn je<strong>des</strong> einzelnen<br />

Textabschnitts. <strong>Die</strong> erlesene Wirkung<br />

dieser kleinen Kunstwerke wird verstärkt<br />

durch kostbare, mit Ziselierungen und<br />

Punzen geschmückte Partien aus polier-<br />

tem Blattgold, mit denen die Buchstabenkörper<br />

hinterlegt sind.<br />

Wien,<br />

1466<br />

Österreichische<br />

Nationalbibliothek,<br />

Wien, Cod. 2368<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

480 Exemplare,<br />

davon 50 als<br />

Echtgoldausgabe<br />

23<br />

Deutscher Kommentar:<br />

Drs. Karl-Georg<br />

Pfändtner, Alois<br />

Haidinger<br />

54 Seiten<br />

Format:<br />

28,4 x 21,4 cm<br />

14 Miniaturen<br />

Codices Selecti CIX<br />

Verlagsprogramm 2009indd 23 29.12.2008 10:43:33 Uhr


24 Chansonnier de Jean de Montchenu<br />

Frankreich,<br />

zwischen<br />

1460 und 1477<br />

Bibliothèque<br />

nationale de France,<br />

Ms. Rothschild 2973<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

1.380 nummerierte<br />

Exemplare<br />

Kommentar:<br />

Prof. Dr.<br />

David Fallows,<br />

dt. Übersetzung:<br />

Dr. Susan Weinert<br />

144 Seiten<br />

Format:<br />

22 x 16 cm<br />

2 ganzseitige Miniaturen,<br />

127 Seiten<br />

mit Illustrationen<br />

von Pfl anzen, Tieren<br />

und mythologischen<br />

Wesen, reiches<br />

Golddekor<br />

Einband: herzförmig<br />

in rotem Samt mit<br />

Lederschatulle und<br />

Präsentationsvitrine<br />

in Acryl<br />

Audio CD<br />

Ensemble Fontegara<br />

Jean de Montchenu, Adliger, Apostolischer<br />

Protonotar, Bischof von Agen (1477)<br />

und Viviers (1478-1497), gab diese Handschrift,<br />

eine Sammlung italienischer und<br />

französischer Liebeslieder und zugleich<br />

Ausdruck seiner Galanterie, in Auftrag.<br />

Ist das Buch geschlossen, hat es die<br />

Form eines Herzens. Wird es geöffnet,<br />

nimmt es die Gestalt eines Schmetterlings<br />

an, gebildet aus den Herzen zweier sich<br />

Liebenden, die in ihren Liedern Liebesbekundungen<br />

austauschen. Wie leicht vorstellbar,<br />

ist bereits die herzförmige Kontur<br />

der Handschrift eine Rarität. Einzigartig<br />

jedoch sind die bei ihrer Öffnung sichtbare<br />

Darstellung zweier verbundener Herzen<br />

und das reichhaltige Dekor.<br />

<strong>Die</strong> Lieder in französischer und italienischer<br />

Sprache, geschrieben für verschiedene<br />

Stimmen, sind das Werk einiger<br />

der besten mittelalterlichen Tondichter und<br />

Musiker. Guillaume Dufay und Johannes<br />

Ockeghem, die führenden Komponisten<br />

in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 15. Jahrhunderts,<br />

zählen dazu. Guillaume Dufay (1397-1474),<br />

vom Papst ernannter Kanoniker in Cambrai<br />

und Mons, schuf gleicherweise geistliche<br />

und weltlich-höfi sche Musik, Messen<br />

und Motetten sowie französische Chansons.<br />

Johannes Ockeghem (1410-1497),<br />

fl ämischer Komponist und Kleriker, Sänger<br />

am Hof <strong>des</strong> französischen Königs<br />

Karl VII., Schatzmeister der Kirche St.<br />

Martin in Tours und Diplomat <strong>des</strong> Papstes,<br />

war einer der herausragendsten Bassisten<br />

seiner Zeit.<br />

Taucht das Wort „Herz“ im Liedertext<br />

auf, wird es symbolisiert durch ein<br />

fein anmuten<strong>des</strong> Piktogramm. Im Codex<br />

stehen sich zwei ganzseitige Miniaturen gegenüber.<br />

In der ersten schießt Liebesgott<br />

Cupido mit seinen Pfeilen auf eine junge<br />

Dame, während die Schicksalsgöttin Fortuna<br />

das Lebensrad dreht. In der zweiten<br />

nähern sich die Verliebten einander. Pentagramme,<br />

Musik und Liebesgedichte sind<br />

umgeben mit Illustrationen von Tieren,<br />

Vögeln, Hunden und Katzen sowie aller<br />

Arten von Blumen und Pfl anzen, erhöht<br />

durch die reiche Verwendung von Gold. Zu<br />

Harmonie und Eleganz <strong>des</strong> Codex trägt<br />

auch der Einband aus blutrotem Samt bei,<br />

der dieses „Buch <strong>des</strong> Herzens“ umschließt.<br />

Zusammen mit der ganzen Sammlung,<br />

die er von seinem Vater, James de<br />

Rothschild, übernommen und erweitert<br />

hatte, vermachte Henri de Rothschild diese<br />

Handschrift der Nationalbibliothek<br />

Frankreichs in einem denkwürdigen festlichen<br />

Akt am 22. März 1933.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 24 29.12.2008 10:43:33 Uhr


Stundenbuch von Rouen N.S.<br />

Aus der Schule von Rouen sind hervorragende<br />

Livre d‘Heures erhalten, unter<br />

denen der Codex de Lisboa wegen seiner<br />

Zuschreibung an den Maitre de<br />

l´Echevinage (den „Magistratsmeister“)<br />

einen besonderen Rang einnimmt. Zudem<br />

stammt die marianische Handschrift<br />

aus der reichen Sammlung Don Franciscos<br />

de Melo Manuel, aus der auch<br />

zwei andere Stundenbücher mit goldverzierten<br />

Miniaturen von James Marrow,<br />

Princeton, als typische Rouennais-Wer-<br />

ke bewertet werden. Der Maitre de<br />

l‘Echevinage de Rouen, auch bekannt<br />

unter dem Namen Maitre de Genève<br />

Latini nach Brunetto Latinis Le trésor<br />

in Genf, war ein äußerst kreativer Buchmaler,<br />

der zwischen 1450 und 1480 in<br />

der Hauptstadt <strong>des</strong> Departements Seine-<br />

Maritime nachweisbar ist.<br />

Das Stundenbuch von Rouen besitzt<br />

alle Merkmale der goldenen Zeit der französischen<br />

Miniaturillustration, sicht-<br />

bar in der Bearbeitung von Landschaften,<br />

Perspektive, Licht und Farbe der Bekleidung<br />

der Personen, in der das Gold bestimmte<br />

Einzelheiten hervorhebt und<br />

als Grundfarbe für die Seitenborte dient.<br />

Rouen,<br />

1475<br />

Biblioteca Nacional<br />

de Lisboa,<br />

Ms. Il 42<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

Exklusiv bei<br />

<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong><br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Dr. Claus Weinert<br />

142 Seiten<br />

Format:<br />

20,5 x 14,5 cm<br />

9 Miniaturen,<br />

11 Kalendermedaillons<br />

Verlagsprogramm 2009indd 25 29.12.2008 10:43:38 Uhr<br />

25


26 Das Stundenbuch <strong>des</strong><br />

Jean Bourdichon<br />

Frankreich,<br />

um 1485<br />

Biblioteca Apostolica<br />

Vaticana, Rom,<br />

Ms. Vat. Lat. 3781<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte<br />

Jubiläums-Aufl age:<br />

499 Exemplare<br />

Deutscher Kommentar:<br />

Prof. Dr.<br />

Eberhard König<br />

226 Seiten<br />

Format:<br />

10,5 x 17 cm<br />

17 mit Bordüren<br />

gerahmte Miniaturen<br />

und zahlreiche<br />

Initialen<br />

Einband: Ganzledereinband<br />

mit Goldprägung<br />

<strong>Die</strong>ses Stundenbuch, das sich durch<br />

die unmittelbare, lebendige Kraft der<br />

Farben und die Feinheit der Miniaturen<br />

besonders auszeichnet, zählt zu den<br />

schönsten der Vatikanischen Bibliothek.<br />

Es wird dem berühmten französischen<br />

Buchmaler Jean Bourdichon zugeschrie-<br />

ben und ist vermutlich um 1485 entstanden.<br />

Seit über 350 Jahren gehört die Handschrift<br />

der päpstlichen Bibliothek an. Sie ist<br />

ihr von Paul V. Borghese, der von 1605 bis<br />

1619 Papst war, geschenkt worden. Möglicherweise<br />

ist sie über Avignon nach Italien<br />

gelangt.<br />

Leuchtende Bordüren in geometrischer<br />

Ausgestaltung, die so genannten „Bordures<br />

a compartiments“, ein Charakteristikum der<br />

französischen Buchmalerei Ende <strong>des</strong> 15.<br />

Jahrhunderts, rahmen 17 Miniaturen. Der<br />

Text in brauner Tinte zeigt ein gleichmäßig<br />

schönes Bild, das durch zahlreiche Zierinitialen<br />

geschmückt ist. Der bekannte<br />

Handschriftenforscher Limousin rühmte<br />

das Stundenbuch als ein Meisterwerk<br />

Bourdichons. Hier scheint noch einmal der<br />

Glanz der französischen Miniaturentradition<br />

auf. Der feine Malstil Bourdichons<br />

wirkte prägend auf eine ganze Generation<br />

französischer Buchmaler. Mit ihm vollzieht<br />

sich der Durchbruch von der Spätgotik zur<br />

Renaissance.<br />

Der Codex enthält 4 Evangelistenbilder,<br />

eine Darstellung Mariens mit dem<br />

Kinde, einen Zyklus von 7 Szenen aus der<br />

Kindheitsgeschichte Jesu und der Marienkrönung,<br />

der das Marien-Offi zium begleitet,<br />

sowie Kreuzigung, Pfi ngstbild, David als<br />

Büßer und eine Darstellung Hiobs.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 26 29.12.2008 10:43:43 Uhr


Liber Precum<br />

Andachtsbuch<br />

Fols. 5v/6r: <strong>Die</strong> Miniatur der Verkündigung an Maria stimmt<br />

den Betrachter bildlich auf den unmittelbar folgenden Text ein:<br />

ein von einem kunstvollen Ornament gerahmtes Gebet zur Gottesmutter<br />

Mit der Faksimilierung <strong>des</strong> St.<br />

Petersburger Liber Precum tritt ein bisher<br />

kaum bekanntes Meisterwerk der hochgotischen<br />

Buchmalerei endlich ins Blick-<br />

feld von Sammlern und Wissenschaftlern.<br />

Das hervorstechendste Merkmal dieses<br />

Gebetbuches ist der wegen seines Umfangs,<br />

seiner Erzähldichte und seiner<br />

künstlerischen Qualität einzigartige Bilderzyklus,<br />

der den faksimilierten ersten<br />

Teil der Handschrift, fols. 1-99, eine Folge<br />

von Gebeten zur Vita Christi und eine<br />

Litanei, begleitet. Mit seinen 41 ganzseiti-<br />

gen Miniaturen stellt er die vollständig-<br />

ste und ikonographisch reichste Illustrationsfolge<br />

zum Leben und Leiden Jesu<br />

dar, die aus dieser Epoche erhalten ist.<br />

Der inhaltlichen Bedeutung der Handschrift<br />

als Andachtsbuch entspricht der<br />

Grundtenor ihrer Bilder, deren Hauptakzent<br />

auf der Vermittlung der unterschiedlichsten<br />

Stimmungen liegt. Dynamische<br />

Figuren, die durch eine überaus beredte<br />

Gestik und Mimik und eine innere Spannung<br />

miteinander verbunden sind, atmos-<br />

phärische Landschaften und eine subtile<br />

Farbgebung – das sind die bildbestimmenden<br />

Elemente, die den besonderen<br />

Reiz der Miniaturen ausmachen und den<br />

Illuminator als einen Meister seines Fa-<br />

ches ausweisen.<br />

<strong>Die</strong>ser Künstler gehörte in der zwei-<br />

ten Hälfte <strong>des</strong> 15. Jahrhunderts zu den<br />

führenden Protagonisten der Kölner Malschule,<br />

einer der bedeutendsten Malschulen<br />

der Epoche. Sein umfangreiches<br />

Œuvre umfasst neben Handschriften<br />

auch zahlreiche Tafelbilder, die zeigen,<br />

dass er die große Form ebenso virtuos beherrscht,<br />

wie die kleine. Nichts könnte die<br />

Stellung unserer Handschrift im Gesamtwerk<br />

dieses Künstlers deutlicher belegen<br />

als die Tatsache, dass sie namengebend für<br />

ihren Schöpfer geworden ist.<br />

Mit „seinem“ Gebetbuch hat der „Meister<br />

<strong>des</strong> St. Petersburger Liber precum“ ein<br />

Spitzenwerk geschaffen, das die große<br />

Variationsbreite der spätmittelalterli-<br />

chen Buchmalerei in Deutschland um eine<br />

weitere Facette zu bereichern vermag.<br />

Köln,<br />

um 1480/90<br />

Russische<br />

Nationalbibliothek,<br />

St. Petersburg,<br />

Ms. lat. O. v. I. 206<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

580 Exemplare<br />

Kommentar:<br />

Drs. James Marrow,<br />

Margarita Logutova<br />

198 Seiten<br />

Format:<br />

13,1 x 9,3 cm<br />

41 ganzseitige<br />

Miniaturen<br />

27<br />

Codices Selecti CVIII<br />

Verlagsprogramm 2009indd 27 29.12.2008 10:43:45 Uhr


28 Der Boccardino-Codex<br />

Stundenbuch für Lorenzo II. de‘ Medici und<br />

Madeleine de la Tour d‘Auvergne<br />

Florenz,<br />

um 1516/18<br />

Museo Lázaro<br />

Galdiano, Madrid,<br />

Sig. 15512<br />

16. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

Exklusiv bei<br />

<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong><br />

Deutscher<br />

Kommentar:<br />

Dr. Claus Weinert<br />

332 Seiten<br />

Format:<br />

6 x 4 cm<br />

11 ganzseitige<br />

Miniaturen,<br />

14 Dekorseiten<br />

Florenz im Mai 1518: Eine hochpolitische<br />

Hochzeit wird gefeiert. Lorenzo di Piero de‘<br />

Medici heiratet Madeleine de la Tour<br />

d‘Auvergne aus dem Hause Valois. Sein Onkel,<br />

Papst Leo X., hat diese Allianz Florenz-<br />

Paris in die Wege geleitet, von der schon<br />

Lorenzo il Magnifi co träumte. Zur Vermählung<br />

gibt nun Papst Leo, ein Sohn<br />

Lorenzos, der bildschönen Prinzessin ein<br />

winziges Stundenbuch in die Hand, wel-<br />

ches nicht nur ein Kunstwerk, sondern<br />

auch ein diplomatisches Dokument ist,<br />

voller Wappen und Embleme beider Fami-<br />

lien, en miniature gestaltet vom zur damaligen<br />

Zeit bedeutendsten Florentiner Buchmaler<br />

Boccardino dem Älteren.<br />

Der berühmte Boccardino oder Giovanni<br />

Boccardi hatte vom Papst, einem großzügigen<br />

Kunstförderer, und <strong>des</strong>sen Bruder, Kardinal<br />

Giulio de‘ Medici, persönlich den<br />

heiklen, weil in das Ränkespiel der Politik<br />

verwobenen Auftrag erhalten, ein beson-<br />

deres Stundenbuch zur Hochzeit ihres<br />

Neffen Lorenzo zu gestalten. Es sollte nicht<br />

nur ein Andachtsbuch werden, sondern<br />

darüber hinaus ein Sinnbild politischer<br />

Macht. Erst 1512 war es den Medici wie-<br />

der gelungen, diese zurückzuerlangen,<br />

hatte sie 1494 doch der Italienfeldzug<br />

König Karls VIII. von Frankreich gezwungen,<br />

Florenz zu verlassen.<br />

Madeleine aber sollte nicht glücklich<br />

werden. Sie starb im Kindbett von<br />

Catherina, der späteren Königin von<br />

Frankreich. Catherina de‘ Medici dedi-<br />

zierte dann das kostbare Erbstück ihrer<br />

Tochter Isabel de Valois zur Prachthochzeit<br />

mit Felipe II., dem König von Spanien.<br />

Das Stundenbuch, ein Libretto da<br />

Mano, ein Kleinod der Florentiner Renaissance,<br />

geschrieben in gerundeter, aus<br />

Minuskeln bestehender Humanistica,<br />

wird heute im Museo Lázaro Galdiano<br />

in Madrid verwahrt.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 28 29.12.2008 10:43:46 Uhr


Rosario de Juana la Loca<br />

Der Rosenkranz Johannas der Wahnsinnigen<br />

Johanna I. ‚die Wahnsinnige‘, 1504-55<br />

Königin von Kastilien und Aragón, Tochter<br />

Ferdinands II. und Isabellas der Katholischen,<br />

geistig verwirrt, doch als Erbin der<br />

Kronen anerkannt, vom eigenen Vater für<br />

regierungsunfähig erklärt und 1509 von<br />

Staatsaufgaben entbunden, gab das Werk<br />

zu Beginn <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts bei Simon<br />

Bening in Auftrag. Der Flame Bening (um<br />

1483-1561) war der herausragendste Miniaturist<br />

seiner Zeit. Der portugiesische<br />

Diplomat und Humanist Damiao de Goes<br />

bezeichnete ihn um 1530 als den besten<br />

Künstler der Buchmalerei. Zu Benings<br />

berühmtesten Kunden zählten Kaiser Karl<br />

V. und Ferdinand, Infant von Portugal.<br />

In Benings Werkstatt in Brügge entstand<br />

die gewünschte Handschrift, ein Rosenkranz,<br />

<strong>des</strong>sen 16 farbenprächtige Miniaturen<br />

die zugehörigen, in altspanischer Sprache<br />

verfassten Gebete illustrieren. <strong>Die</strong> einprägsamen,<br />

durch 14 mit Gold und Silber<br />

illuminierte Initialen verzierten Texte entsprechen<br />

den freudenreichen, schmerzvollen<br />

und glorreichen Geheimnissen aus dem<br />

Leiden Christi und dem Leben der Jungfrau<br />

Maria. Der Gebrauch <strong>des</strong> Rosenkranzes,<br />

einer am Vorbild der 150 biblischen<br />

Psalmen orientierten marianischen Gebetsform,<br />

war nach <strong>des</strong>sen Vereinfachung, d.h.<br />

einer Reduzierung auf zuletzt 15 Texte im<br />

Volk sehr beliebt und gerade im katholischen<br />

Spanien <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts weit<br />

verbreitet.<br />

Der Codex Rosario de Juana la Loca ist<br />

nicht als Buch, sondern nur in losen Blättern<br />

erhalten. <strong>Die</strong> Faksimile-Ausgabe fügt<br />

die Handschrift in ihrer Originalkomposition<br />

zusammen, indem sie alle dazugehörigen<br />

Blätter aufgenommen hat, die heute<br />

in der Boston Public Library und im<br />

Fitzwilliam Museum, Cambridge, aufbewahrt<br />

werden.<br />

Brügge,<br />

1. Hälfte 16. Jh.<br />

16. Jahrhundert<br />

29<br />

Boston Public<br />

Library, Ms. Med. 35<br />

& Fitzwilliam<br />

Museum, Cambridge,<br />

Ms. 257 a, b<br />

Limitierte Aufl age:<br />

999 Exemplare<br />

Mehrsprachiger<br />

Kommentar<br />

(deutsch, englisch,<br />

spanisch):<br />

Drs. Ana<br />

Dominguez<br />

Rodriguez, Pilar<br />

Treviño Gajardo<br />

32 Seiten<br />

Format:<br />

11 x 9 cm<br />

16 ganzseitige Miniaturen<br />

und<br />

14 Initialen<br />

(Gold / Silber)<br />

Verlagsprogramm 2009indd 29 29.12.2008 10:43:48 Uhr


30<br />

Nürnberg,<br />

1613<br />

Universitätsbibliothek<br />

Eichstätt<br />

(Seminarbibliothek)<br />

17. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

1.500 nummerierte<br />

Exemplare<br />

Mehrsprachiger<br />

Kommentar<br />

(deutsch, englisch,<br />

italienisch):<br />

Dr. Klaus W. Littger,<br />

Prof. Dr. Werner<br />

Dressendörfer u.a.<br />

3 Bände (I: 134<br />

Tafeln, II: 127 Tafeln,<br />

III: 106 Tafeln)<br />

Format:<br />

43,5 x 52 cm<br />

Kolorierte Kupferstiche<br />

von 1.084<br />

Pfl anzen auf 367<br />

Tafeln, 5 Frontispize<br />

(darunter das Porträt<br />

Basilius Beslers)<br />

Einband: Schafspergament<br />

mit reliefartiger<br />

Dekoration<br />

Infos unter<br />

www.garten-voneichstaett.de<br />

Der Garten von Eichstätt<br />

Der Hortus Eystettensis <strong>des</strong> Basilius Besler<br />

Der Hortus Eystettensis, zu deutsch<br />

Garten von Eichstätt, ist ein im Jahre 1613<br />

erschienenes botanisches Werk, das im<br />

Auftrag <strong>des</strong> Fürstbischofs von Eichstätt,<br />

Johann Conrad von Gemmingen, durch<br />

den Nürnberger Apotheker Basilius Besler<br />

(1561-1629) angefertigt wurde. Fast 1.100<br />

Pfl anzenarten, nahezu alle damals bekannten<br />

Kulturpfl anzen, sind auf 367 handkolorierten<br />

Kupferstichen erfasst, die nach<br />

den Blühzeiten der Pfl anzen angeordnet<br />

wurden.<br />

Modell für dieses gemalte Herbarium<br />

war der fürstbischöfliche Garten der<br />

Residenz Willibaldsburg in Eichstätt mit<br />

seinen Freifl ächen, Gewächshäusern und<br />

Orangerien, ein Luxusgarten, der als einer<br />

der prächtigsten seiner Zeit galt. Für die<br />

Bestandsaufnahme und botanische Kommentierung<br />

der Pfl anzen, die zumeist in<br />

natürlicher Größe dargestellt und stets<br />

auf einer Seite erläutert sind, konnte Besler<br />

den Altdorfer Botanikprofessor Ludwig<br />

Jungermann als Mitautor gewinnen. <strong>Die</strong><br />

damalige Fachliteratur wurde umfassend<br />

zu Rate gezogen und auf berühmte Botaniker<br />

wie Joachim Camerarius, Carolus<br />

Clusius oder Leonhart Fuchs verwiesen.<br />

Heute erinnert auf der Willibaldsburg<br />

der „Bastionsgarten“ an die vergangene<br />

Pracht <strong>des</strong> fürstbischöflichen Gartens,<br />

der bereits 1633 im 30-jährigen Krieg<br />

beim Einmarsch schwedischer Truppen beschädigt<br />

wurde. Während der Codex den<br />

Wandel der Zeit überstand, wurde der Garten<br />

zu Beginn <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts zum<br />

Nutzgarten und schließlich ganz aufgegeben,<br />

die Nachbildung <strong>des</strong> einstigen Areals<br />

erst 1998 eröffnet.<br />

Eine der wenigen aufwändig kolorierten<br />

Erstausgaben <strong>des</strong> Hortus Eystettensis<br />

befi ndet sich im Besitz der Eichstätter Seminarbibliothek,<br />

prachtvolles Zeugnis eines<br />

bedeutungsvollen Kulturgutes.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 30 29.12.2008 10:43:53 Uhr


Biblia Pauperum Apocalypsis<br />

Der Buchtypus mit dem missverständlichen<br />

Namen Biblia Pauperum, zu deutsch<br />

Armenbibel, bildete sich vermutlich in der<br />

ersten Hälfte <strong>des</strong> 13. Jahrhunderts im süddeutschen<br />

Sprachraum aus. Mit ihm begegnet<br />

keineswegs eine Bibel für Bedürftige<br />

oder Mittellose, gleichsam eine Billigausgabe<br />

der Heiligen Schrift. <strong>Die</strong> Biblia Pauperum ist<br />

vielmehr eine Art Bilderbibel, ein Erbauungsbuch<br />

mit didaktischen Illustrationen<br />

und kurzen begleitenden Texten. <strong>Die</strong> im<br />

Mittelpunkt der Lehrabsicht stehenden Bildgruppen<br />

konstituieren eine innere Einheit<br />

von Altem und Neuem Testament.<br />

<strong>Die</strong> Weimarer Handschrift enthält - eine<br />

Ausnahme unter den etwa 80 überlieferten<br />

Codizes - Darstellungen zur Apokalypse.<br />

Sie überrascht zudem durch ihr für den<br />

Buchtypus ungewöhnliches Folioformat<br />

und durch die große Zahl farbig aquarellierter<br />

Illustrationen. Federzeichnungen mit<br />

ausdrucksvoller und wirkungsmächtiger<br />

Koloration treten gerade bei den Abbildungen<br />

zur Apokalypse ins Blickfeld <strong>des</strong><br />

Betrachters. <strong>Die</strong> dominante Verwendung<br />

von Blau- und Grüntönen sowie die reiche<br />

Auftragung von Blattgold faszinieren<br />

ebenso wie das auffällige Changieren und<br />

Schillern der vorwiegend hellen Farbtöne.<br />

<strong>Die</strong> Zerbster Prunkbibel<br />

<strong>Die</strong> Zerbster Prunkbibel,<br />

vielfach auch Cranachbibel ge-<br />

nannt, entstand nach der Bibelübersetzung<br />

von Martin<br />

Luther und wurde im Jahre<br />

1541 gedruckt von Hans Lufft<br />

in Wittenberg. Das den Text<br />

und Illustrationen zur Apokalypse<br />

umfassende Werk befi ndet<br />

sich im Besitz der Stadt<br />

Zerbst, der Nachbarstadt<br />

Wittenbergs und damals die<br />

größte und geschichtlich wie<br />

wirtschaftlich bedeutendste<br />

Stadt Anhalts.<br />

Lucas Cranach der Jüngere<br />

(1515 bis 1586) entwickelte sich als Sohn<br />

und Schüler Lucas Cranachs <strong>des</strong> Älteren zu<br />

einem bedeutenden Maler und Porträtisten.<br />

Nach dem Tod <strong>des</strong> Vaters übernahm<br />

er <strong>des</strong>sen Werkstatt, wo die Holzschnitte<br />

der Zerbster Prunkbibel entstanden. Sie<br />

sind mehr als Illustrationen, sie sind bildkünstlerische<br />

Interpretationen <strong>des</strong> Bibeltextes.<br />

<strong>Die</strong> fi gurenreichen, aufwändigen<br />

Kompositionen beeindrucken vor allem<br />

durch ihre erzählerische Qualität und die<br />

Intensität der Farben.<br />

Erfurt,<br />

1340-1350<br />

Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek,<br />

Weimar,<br />

Ms. Fol. max. 4<br />

14. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

72 Seiten, davon 44<br />

Faksimileseiten mit<br />

Golddruck<br />

Format: 33 x 51 cm<br />

Wittenberg,<br />

1541<br />

31<br />

Neudruck <strong>des</strong><br />

Faksimiles von 1973,<br />

hergestellt für die<br />

Von Cansteinsche<br />

Bibelanstalt, Witten<br />

16. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

800 Exemplare<br />

152 Seiten,<br />

davon 72 vierfarbig<br />

mit Goldprägung<br />

Format: 28 x 41 cm<br />

Verlagsprogramm 2009indd 31 29.12.2008 10:43:59 Uhr<br />

.


32<br />

Belser Editionen: Restbestände aus der Biblioteca Apostolica Vaticana<br />

<strong>Die</strong> berühmte Biblioteca Apostolica Vaticana, die Vatikanische Bibliothek, zählt zu den bedeutendsten Bibliotheken der Welt. Ihre<br />

Ursprünge reichen bis ins 4. Jahrhundert zurück, ihre neuzeitliche Blüte begann zur Zeit der Renaissance, unter Papst Nikolaus V.,<br />

während das Jahr 1475 als das eigentliche Gründungsdatum der Vaticana gelten kann. Zu den Beständen der Vatikanischen Bibliothek,<br />

insgesamt rund 1,6 Millionen Bänden, gehören heute etwa 75.000 Handschriften, weit über 100.000 Autographen, ebensoviele<br />

Stiche und Karten, viele Tausende von Bänden an Archivalien und an die 8.000 Wiegendrucke. <strong>Die</strong> Vaticana ist somit ein Spiegelbild<br />

<strong>des</strong> Geistes von Jahrhunderten.<br />

Wandalbert von Prüm<br />

Reg. lat. 438. Editions-Nr. LXXXIII. Das Reichenauer Martyrologium für Kaiser Lothar I.<br />

Entstanden nach 855. 72 Seiten. Format: 14,6 x 19 cm. Halbledereinband mit Vollholzdeckeln.<br />

Limitierte Aufl age: 900 Exemplare.<br />

Der Dichtermönch Wandalbert verfasste in Versform dieses Verzeichnis der heiligen Märtyrer.<br />

Er widmete seine Hexameterverse Kaiser Lothar I., der im Kloster Prüm gestorben ist. <strong>Die</strong> Reichenauer<br />

Handschrift ist prachtvoll ausgestattet durch 12 ganzseitige goldgrundige Monatsbilder, das<br />

Dedikationsbild mit gekröntem Herrscher, durch goldverzierte Kapitälchen und Zierbuchstaben.<br />

Modi Orandi Sancti Domini<br />

Ross. 3 (Teil 1). Editions-Nr. LXXXII. Gebets- und Andachtsgesten <strong>des</strong> Hl. Dominikus.<br />

Entstanden um 1330 in Südfrankreich. 20 Seiten mit 9 Miniaturen. Format: 12 x 16,6 cm. Goldfaksimilierung<br />

im Spezialverfahren. Limitierte Aufl age: 900 Exemplare.<br />

<strong>Die</strong> Handschrift wird in der ganz besonderen Form <strong>des</strong> „Beutelbuches“ präsentiert. Im 15.<br />

Jh. vor allem gebräuchlich diente diese Einbandart zur bequemeren Handhabung <strong>des</strong> Buches.<br />

Das Einbandleder wurde zu einem Knoten gebunden und konnte am Gürtel befestigt werden.<br />

<strong>Die</strong> wertvollen Miniaturen dienten als Vorbild für den körpersprachlichen Ausdruck <strong>des</strong> Gebets.<br />

Alphabetum Romanum<br />

Vat. lat. 6852. Editions-Nr. LXX. Entstanden um 1460. 42 Seiten. Format: 12,5 x 18 cm. Einband<br />

mit handmarmoriertem Papier.<br />

Das Römische Alphabet <strong>des</strong> veronesischen Humanisten Felice Feliciano ist die erste neuzeitliche<br />

Darstellung der antiken römischen Capitalis. <strong>Die</strong> Buchstaben sind innerhalb von Kreis und Quadrat<br />

mustergültig konstruiert. So diente das Alphabetum Romanum als Vorbild und klassisches<br />

Maß für Generationen. <strong>Die</strong> Handschrift ist bis auf zwei Ausnahmen in Altrosa geschrieben. Sie<br />

dokumentiert die vorbildliche Schriftkunst der Renaissance.<br />

Offi zium der Madonna<br />

Vat. lat. 10293. Editions-Nr. LXXII. Entstanden im 15. Jh. in Flandern. 474 Seiten. Format:<br />

7,8 x 10,5 cm. 34 ganzseitige Miniaturen, 14 Schmuckinitialen und über 1.200 Initialen. Ziselierter<br />

Goldschnitt. Ganzledereinband (hellbraunes Schafl eder) mit zeitgenössischem, blindgeprägtem<br />

Dekor. Limitierte Weltaufl age: 2.900 Exemplare, davon 1.000 für die deutschsprachigen Länder.<br />

Am Beginn dieses kostbaren Stundenbuches steht ein Kalendarium mit originellen Darstellungen<br />

der zwölf Tierkreiszeichen. 4 Evangelistenbilder, 15 ganzseitige Miniaturen und Bordüren mit<br />

Architekturmotiven in perspektivischer Ansicht zeigen hochentwickelte fl ämische Feinmalerei.<br />

Skizzenbuch <strong>des</strong> Francesco di Giorgio Martini<br />

Urb. lat. 1757. Editions-Nr. LXXX. Entstanden um 1478-1489 in Urbino. 400 Seiten. Format:<br />

5,9 x 8 cm. Über 1.200 Konstruktionszeichnungen und Skizzen. Ganzledereinband (Kalbsleder)<br />

mit zwei Messingschließen und patiniertem Farbschnitt, in Schmuckkassette. Limitierte Weltaufl age:<br />

2.980 Exemplare, davon 2.000 für die deutschsprachigen Länder.<br />

Einer der bekanntesten Militärarchitekten und -ingenieure um die Wende <strong>des</strong> 15./16. Jhs.,<br />

Francesco di Giorgio Martini (1439-1501), legte dieses „Geheimbüchlein“ an. Der kleinformatige<br />

Codex ist ein umfangreiches Zeugnis unbändigen technischen Erfi ndungsreichtums.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 32 29.12.2008 10:44:05 Uhr


Soeben vergriffene Editionen / Antiquarisch auf Anfrage<br />

Wir informieren Sie gerne über unseren Bestand an vergriffenen Faksimile-Editionen aller Verlage!<br />

Das<br />

Evangeliar<br />

Heinrichs<br />

<strong>des</strong> Löwen<br />

Das teuerste Buch<br />

der Welt<br />

Maiestas Domini<br />

mit der Schöpfung der Welt,<br />

Fol. 172r<br />

Heinrich der Löwe, 1129 (31)-1195,<br />

einer der mächtigsten Lan<strong>des</strong>fürsten der<br />

Stauferzeit, Herzog von Sachsen und Bayern,<br />

hat diese prunkvolle Handschrift in<br />

Auftrag gegeben. Gemeinsam mit seiner<br />

Gemahlin Mathilde, Tochter <strong>des</strong> engli-<br />

schen Königs Heinrich II., widmete er<br />

das Evangeliar der Kirche St. Blasius in<br />

Braunschweig, dem Braunschweiger Dom,<br />

den er seit 1173 errichten ließ, anlässlich<br />

der Weihe <strong>des</strong> dortigen Marienaltars im<br />

Jahre 1188.<br />

Der Codex ist nicht nur eine der großen<br />

Schöpfungen romanischer Buchkunst<br />

in Deutschland. Er ist zugleich ein ein-<br />

drucksvolles Monument der weltlichen<br />

wie geistlichen deutschen Geschichte,<br />

einzigartig <strong>des</strong>halb, weil er ebenso von mittelalterlicher<br />

Frömmigkeit zeugt, wie seine<br />

Bilder den weltlich-politischen Anspruch<br />

Heinrichs <strong>des</strong> Löwen kundtun.<br />

Ein ganz in goldenen Unzialen geschriebenes<br />

Widmungsgedicht belegt,<br />

dass die Handschrift als Werk <strong>des</strong> Mönchs<br />

Herimann im nordhessischen Benediktinerkloster<br />

Helmarshausen entstand. Nach<br />

dem Schreibervers am Schluss <strong>des</strong> Gedichts<br />

wurde Herimann tätig auf Geheiß seines<br />

Abts, Konrads II., der dem Auftrag <strong>des</strong><br />

Herzogs entsprach, der populärsten, zugleich<br />

aber auch umstrittensten Herrschergestalt<br />

seiner Zeit.<br />

Das Evangeliar Heinrichs <strong>des</strong> Löwen,<br />

die einzige als Stiftung eines Herrschers<br />

ausgewiesene liturgische Handschrift <strong>des</strong><br />

12. Jahrhunderts, die uns erhalten blieb,<br />

ist vollständig. <strong>Die</strong> Malereien in Deckfarben,<br />

mit Purpur und Gold, sind ungetrübt<br />

in ihrer Leuchtkraft. Der Codex umfasst<br />

50 ganzseitige Miniaturen, davon 17 Kanontafeln,<br />

4 Evangelistenbilder, 9 Zierseiten<br />

und 20 Bildseiten. Im Text begegnen<br />

etwa 1.500 kleine und 77 größere sowie<br />

7 große, reicher verzierte Initialen und<br />

eine Randsynopse unter farbig verzierten<br />

Arkaden.<br />

Das „teuerste Buch der Welt“, wie<br />

das goldglänzende Evangeliar nach seiner<br />

spektakulären Versteigerung am 6. Dezember<br />

1983 bei Sotheby‘s häufi g apostrophiert<br />

wurde, schrieb Auktionsgeschichte. Für<br />

32,5 Millionen Mark erstand es Hermann<br />

Josef Abs für die heutigen vier Besitzer,<br />

die Bun<strong>des</strong>republik Deutschland, den<br />

Freistaat Bayern, das Land Niedersachsen<br />

und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

in Berlin, mit Hilfe zahlreicher Bürgerspenden.<br />

Helmarshausen,<br />

vor 1188<br />

12. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

1.000 Exemplare<br />

Deutscher<br />

Kommentar: Dr.<br />

<strong>Die</strong>trich Kötzsche<br />

452 Seiten<br />

Format:<br />

34,2 x 25,3 cm<br />

50 ganzseitige<br />

Miniaturen<br />

33<br />

Herzog August Bibliothek<br />

Wolfenbüttel,<br />

Codex Guelf. 105<br />

Noviss. 2 o<br />

Druck im rasterlosen<br />

Granolithoverfahren<br />

mit 10 Druckgängen<br />

und 3 Prägegängen<br />

(Gold/Silber)<br />

Bibliotheks-/<br />

Studienausgabe,<br />

in braunes Ganzleder<br />

gebunden<br />

und<br />

Ausgabe Insel-Verlag<br />

Verlagsprogramm 2009indd 33 29.12.2008 10:44:11 Uhr


34<br />

Paris /Angers,<br />

1430-35<br />

Bibliothèque<br />

Nationale, Paris,<br />

Ms. lat. 9471<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

995 Exemplare<br />

478 Seiten<br />

Format: 29 x 21 cm<br />

12 ganzseitige<br />

Miniaturen<br />

Brügge,<br />

um 1465-1470<br />

Biblioteca<br />

Nacional, Madrid,<br />

Ms. Vitr. 24-2<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

500 Exemplare<br />

404 Seiten<br />

Format: 19 x 13 cm<br />

78 Miniaturen<br />

Gran<strong>des</strong> Heures de Rohan<br />

<strong>Die</strong> Exzeptionalität <strong>des</strong> Stundenbuchs<br />

von Rohan, eines mit Miniaturen auf allen<br />

Seiten grandios und wirkungsmächtig<br />

zugleich illuminierten Gebetbuches, zeigt<br />

sich insbesondere in seinen zwölf erhaltenen<br />

Vollminiaturen. In nahezu mystischer<br />

Expressivität werden Gefühle und Stimmungsbilder<br />

vermittelt. <strong>Die</strong>s geschieht<br />

durch den bewussten Einsatz intensiver<br />

Farbtöne, den individuellen Umgang mit<br />

Proportion und Bewegung sowie die kontrastierende,<br />

spannungsreiche Gegenüberstellung<br />

graziler und grober Figürlichkeit.<br />

Um 1430-35 hat der Meister von Rohan,<br />

ein herausragender Künstler der französischen<br />

Gotik, unter <strong>des</strong>sen verantwortlicher<br />

Leitung wenigstens drei weitere Buchmaler<br />

an der Fertigstellung der Handschrift beteiligt<br />

waren, das Stundenbuch konzipiert.<br />

Es entstand in einer Werkstatt in Paris oder<br />

Angers. Einfl üsse der Gebrüder Limburg<br />

sowie <strong>des</strong> Bedford- und Boucicaut-Meis-<br />

ters waren für den Stil <strong>des</strong> Ateliers charakteristisch.<br />

Es zählt zu den Wegbereitern<br />

fl ämischer Meister wie Jan van Eyck und<br />

Roger van der Weyden.<br />

Vrelant-Stundenbuch der Leonor de la Vega<br />

<strong>Die</strong> fl ämisch-burgundische Buchmalerei<br />

erlebte ihre Blütezeit unter dem Pa-<br />

tronat zweier kunstsinniger burgundischer<br />

Herzöge, Philipps <strong>des</strong> Guten und Karls <strong>des</strong><br />

Kühnen, zwischen den Jahren 1440/45<br />

und 1475. Philipp der Gute versammelte<br />

die bedeutendsten Buchmaler der Zeit an<br />

seinem Hof in Brügge. Eine große und<br />

außerordentlich produktive Werkstatt unterhielt<br />

der 1410 im holländischen Utrecht<br />

geborene Willem Vrelant, ein Meister der<br />

Buchmalerei, bekannt für seine sonore<br />

Farbgebung, ausdrucksstarke zeichnerische<br />

Konturierungen und Grisaille-Malerei.<br />

Neben Vorlagen aus der Werkstatt <strong>des</strong><br />

Boucicaut-Meisters, eines herausragenden,<br />

auf die perspektivisch richtige Darstellung<br />

von Menschen und Räumen spezialisierten<br />

Tafel- und Buchmalers, inspirierten<br />

Vrelant vor allem die Kunstwerke Jan<br />

van Eycks, der ab 1430/31 als Hof- und<br />

Stadtmaler in Brügge tätig war. Van<br />

Eycks Vorliebe für Details, seine Freude<br />

an lichtdurchfl uteten Innenräumen und<br />

sich in die Ferne dehnenden Land-<br />

schaften verspüren wir auch bei Vrelant.<br />

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Francesco Petrarcas Trionfi<br />

Am Karfreitag 1327 begegnete der<br />

junge Francesco Petrarca (1304-74) in<br />

der Kirche Sainte Claire in Avignon der<br />

verheirateten Laura, seiner lebenslangen<br />

platonischen Liebe und Leitfi gur seiner<br />

Dichtungen, der lyrischen Gedichte <strong>des</strong><br />

Canzoniere (Lieder) und der allegorischen<br />

der Trionfi (Triumphe). Trionfi , die vom<br />

Geist der Antike getragene<br />

Lobpreisung der Triumphe<br />

<strong>des</strong> Göttlichen, entstand nach<br />

1352, vielleicht noch in<br />

Avignon, der Stadt, in der<br />

Petrarca für längere Zeit am<br />

Papsthof gelebt hatte, die er<br />

aber 1353 für immer verließ.<br />

Dem Askanierfürsten<br />

Ludwig von Anhalt-Köthen<br />

(1579-1650) gelang 1628 eine<br />

kongeniale Übertragung <strong>des</strong><br />

Textes, deren Wiederentdeckung<br />

im Zentrum dieser<br />

Edition steht. Der Codex selbst stammt<br />

aus der Bibliothek <strong>des</strong> römischen Kardinals<br />

Zelada. Nach der Besetzung <strong>des</strong><br />

Kirchenstaates durch Frankreich und sei-<br />

ner Verbannung stiftete Zelada seine Büchersammlung<br />

der Biblioteca de la Catedral,<br />

Toledo. Von dort gelangte der Codex 1869<br />

in die Biblioteca Nacional Madrid.<br />

Das Berliner Stundenbuch<br />

der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians I.<br />

<strong>Die</strong> Verbindung der Häuser<br />

Habsburg und Burgund durch<br />

die Heirat zwischen Maria von<br />

Burgund, der einzigen Toch-<br />

ter und Erbin Karls <strong>des</strong> Kühnen,<br />

und dem Sohn Kaiser<br />

Friedrichs III., Maximilian,<br />

war trotz dahinter stehender<br />

politischer Erwägungen ein<br />

romantisch-idyllisches Intermezzo<br />

und führte zu persönlichem<br />

Liebes- und Familienglück.<br />

Im Zuge dieser Verbindung<br />

aus dem Jahre 1477 entstand<br />

eine der schönsten Bilderhandschriften<br />

<strong>des</strong> burgundischen Fürstenhauses:<br />

Das Berliner Stundenbuch der Maria<br />

von Burgund und Kaiser Maximilians. Der<br />

Buchmaler erschließt Innenräume und weite<br />

Landschaften und tritt mit den besten<br />

Tafelmalern seiner Zeit in einen Wettstreit,<br />

bei dem die Buchkunst nicht selten triumphiert.<br />

Mehr als eine Generation später hielt<br />

sogar der große Simon Bening so manche<br />

Bildidee aus dem Stundenbuch für gültig.<br />

Florenz,<br />

um 1480<br />

Biblioteca Nacional,<br />

Madrid,<br />

Ms. Vitr. 22-4<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

1.380 Exemplare<br />

176 Seiten<br />

Format: 11,5 x 7,5 cm<br />

7 Miniaturen<br />

Brügge,<br />

um 1480<br />

Kupferstichkabinett<br />

der Staatlichen<br />

Museen zu Berlin<br />

Preußischer Kulturbesitz,<br />

Ms. 78 B 12<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

35<br />

726 Seiten<br />

Format: 10,3 x 7 cm<br />

27 ganzseitige<br />

Miniaturen, 11<br />

größere Miniaturen<br />

36 Kleinbilder im<br />

Text, 16 Ornamentseiten<br />

CORON/FVL<br />

Verlagsprogramm 2009indd 35 29.12.2008 10:44:15 Uhr


36<br />

Insel Iona<br />

(Hebriden),<br />

um 800<br />

Trinity College<br />

Library, Dublin,<br />

Ms. A.I.6 (58)<br />

Limitierte Aufl age:<br />

1.480 Exemplare<br />

680 Seiten<br />

Format: 33 x 25 cm<br />

Einband aus<br />

feinstem weißen<br />

Leder und<br />

Schmuckkassette<br />

Oxford, 13. Jh.<br />

9. Jahrhundert<br />

The Walters Art<br />

Museum, Baltimore,<br />

Ms. W. 106 / Museé<br />

Marmottan in Paris<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

62 Seiten<br />

Format: 13,5 x 10 cm<br />

Einband mit<br />

Elfenbeinreplikat<br />

und Schmuckkassette<br />

aus Leder<br />

13. Jahrhundert<br />

Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen<br />

Das Book of Kells wurde vermutlich im<br />

Kloster Iona um das Jahr 800 von unbekannten<br />

Künstlern geschaffen. Kaum ein<br />

anderes Werk besitzt eine solch ungeheuere<br />

Symbolkraft und magische Ausstrahlung<br />

<strong>Die</strong> Oxforder Bibelbilder <strong>des</strong> William de<br />

Brailes befi nden sich heute verteilt auf zwei<br />

Kontinenten: 24 Folios liegen im Walters<br />

Art Museum in Baltimore, 7 im Museé<br />

Marmottan in Paris. Erst die Faksimile-<br />

Edition führt die Folge aus 31 bebilderten<br />

Blättern wieder zusammen. Der Zyklus<br />

Das Book of Kells<br />

Editionen Faksimile Verlag Luzern<br />

wie dieses prachtvolle Evangeliar.<br />

Das Geheimnisvolle<br />

gründet vor allem im Reichtum<br />

und in der Komplexität<br />

seiner Dekoration. Der Eindruck<br />

der Heiligkeit <strong>des</strong> Textes<br />

wird durch eine Ausgestaltung,<br />

die übernatürlich anmutet,<br />

bestärkt.<br />

Das Book of Kells enthält so<br />

manche Miniatur <strong>des</strong> frühen<br />

<strong>Mittelalters</strong>, die zu den schönsten<br />

zählt, die je geschaffen<br />

wurden. Bis auf zwei sind alle<br />

Seiten der Handschrift mit einer<br />

fast unbeschreiblichen<br />

Fülle symbolträchtiger und mystischer<br />

Malerei ausgeschmückt. Das Buch enthält<br />

die vier Evangelien als den heiligsten Text<br />

der Christenheit, aber auch vielfältigste Zitate,<br />

die sehr lustig sind. Buchstaben werden<br />

zu Bildern und Bilder zu Buchstaben.<br />

<strong>Die</strong> Oxforder Bibelbilder<br />

besticht durch die einfallsreichen und<br />

fein gezeichneten Darstellungen <strong>des</strong><br />

Meisters aus Oxford wie durch den üppigen<br />

Goldauftrag auf jedem Folio. Eine<br />

eigene Lebendigkeit erhielten die Goldfl<br />

ächen in einem letzten Arbeitsschritt, der<br />

Ziselierung. Mit speziellen Werkzeugen<br />

wurden feine Muster aus<br />

Rauten, Punkten und<br />

schuppenartig übereinander<br />

gelegten Halbkreisen<br />

auf das Gold geprägt.<br />

Der Einband der Oxforder<br />

Bibelbilder aus rotem<br />

Samt ist eine Besonderheit<br />

in der Geschichte<br />

<strong>des</strong> Buches: In den<br />

Vorderdeckel wurde eine<br />

beidseitig geschnitzte,<br />

fi ligrane gotische Elfenbeinplatte<br />

eingelassen.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 36 29.12.2008 10:44:19 Uhr


Marco Polo: Das Buch der Wunder<br />

Das Buch der Wunder,<br />

eine Bilderhandschrift über<br />

die abenteuerlichen Reisen<br />

<strong>des</strong> venezianischen Kaufmanns<br />

Marco Polo (1254-<br />

1324), gehört zu den berühmtesten<br />

Handschriften<br />

<strong>des</strong> Spätmittelalters. Sie gilt<br />

als ein Höhepunkt der französischen<br />

Buchmalerei. Selten<br />

dienten weltliche Themen<br />

bei der Entstehung<br />

derart prachtvoller Codices<br />

als Vorlage. <strong>Die</strong> Reiseberichte <strong>des</strong> Marco<br />

Polo, die erste präzise geografi sche und<br />

ethnologische Dokumentation von Ländern<br />

und Völkern <strong>des</strong> Orients, waren jedoch<br />

wie geschaffen dafür, zumal die Neugier<br />

auf den legendären Osten in Europa<br />

schon immer ausgeprägt war.<br />

Um 1410 im Auftrag <strong>des</strong> Herzogs von<br />

Burgund, Johann Ohnefurcht, angefertigt,<br />

gelangte das prachtvolle Werk - es besitzt<br />

84 großformatige Miniaturen in herrlichen<br />

Farben und reichem Goldschmuck - drei<br />

Jahre später als Geschenk in den Besitz <strong>des</strong><br />

Herzogs von Berry. Nach <strong>des</strong>sen Tod ging<br />

es an die Familie Armagnac über. Danach<br />

verliert sich die Spur <strong>des</strong> Codex. Er taucht<br />

erst Anfang <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts in der<br />

Bibliothek König Franz I. wieder auf.<br />

Les Trés Riches Heures<br />

du Duc de Berry<br />

Jean, Duc de Berry, der die Trés riches Heures<br />

in Auftrag gab, war der wohl größte Bibliophile<br />

<strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>. Einsam überragt das<br />

zwischen 1410 und 1485 entstandene Werk<br />

an Neuem und Kühnheit seine Zeit. Was<br />

der Handschrift zu ihrem einzigartigen<br />

Ruhm verholfen hat, sind ihre großen Miniaturen,<br />

in der Art und im Format kleiner<br />

Tafelbilder. Paul Limburg und seine Brüder<br />

begannen mit der Ausschmückung <strong>des</strong><br />

prunkvollen Stundenbuchs, Jean Colombe<br />

vollendete sie. Verfeinerter Manierismus<br />

der Hofkunst, Einfl üsse der italienischen<br />

und niederländischen Malerei vereinigten<br />

sich mit den Stileigenheiten der Pariser<br />

Werkstätten zu einer Synthese, die den „Internationalen<br />

Stil“ begründete. Im Codex<br />

begegnen 131 reich mit Gold und teilweise<br />

Silber ausgelegte Prachtminiaturen, 3.000<br />

Goldinitialen sowie über 1.800 vergoldete<br />

Zeilenleistchen.<br />

um 1410<br />

Bibliothèque<br />

Nationale, Paris,<br />

Ms. Francais 2810<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

192 Seiten<br />

Format: 42 x 30 cm<br />

84 Miniaturen<br />

Paris,<br />

1410-1485<br />

15. Jahrhundert<br />

37<br />

Museé Condé, Chantilly<br />

bei Paris, Ms. 65<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

416 Seiten<br />

Format: 21,5 x 29,4 cm<br />

131 Miniaturen, über<br />

3.000 Goldinitialen<br />

Verlagsprogramm 2009indd 37 29.12.2008 10:44:22 Uhr


38 Das Brüsseler Stundenbuch<br />

Geheimnisvolles Juwel <strong>des</strong> Herzogs von Berry<br />

Bibliothèque Royale<br />

Albert I, Brüssel,<br />

Ms. 11060-61<br />

15. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare<br />

276 Seiten<br />

Format:<br />

27,5 x 18,5 cm<br />

20 ganzseitige<br />

Miniaturen und 17<br />

Initialseiten<br />

Österreichische<br />

Nationalbibliothek,<br />

Wien, Cod. 1858<br />

16. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

980 Exemplare,<br />

davon Luxusausgabe<br />

290 Exemplare<br />

366 Seiten, Format:<br />

19,5 x 13,7 cm<br />

58 Miniaturen,<br />

über 200 Drôlerien<br />

Vergoldete Zierschließen,<br />

Beschläge<br />

und Rosetten<br />

(Luxusausgabe)<br />

Das Brüsseler Stundenbuch gilt als Inbegriff<br />

<strong>des</strong> gotisch gestalteten Buches. Erstmals<br />

zeigt sich hier eine ganz moderne Art der<br />

Illumination: eine große Miniatur im ein-<br />

fachen Rechteck, ohne je<strong>des</strong> Maßwerk<br />

und ohne rechte Anpassung an das Buch.<br />

Fast scheint es, als wolle der Maler ein Fenster<br />

in das Pergament schneiden und den<br />

Blick nach außen öffnen. <strong>Die</strong> Malerei lässt<br />

die Funktion der Ausschmückung hinter<br />

sich. Man nimmt an, dass die Konzeption<br />

und die Vorzeichnungen auf den Miniaturisten<br />

Jacquemart zurückgehen, der seit<br />

1384 im <strong>Die</strong>nste <strong>des</strong> Herzogs von Berry<br />

stand. Er wandelte die Miniatur in ein<br />

ganzseitiges, autonomes Bild um, ganz<br />

nach italienischem Vorbild.<br />

Einer der Höhepunkte im Brüsseler<br />

Stundenbuch ist zweifellos die Demi-Grisaille-Doppelseite.<br />

In den Pariser Prachthandschriften<br />

<strong>des</strong> 14. Jahrhunderts wurde<br />

die Grisaille-Technik zur Mode, wobei die<br />

Maler mit den Nuancen der Farbe Grau<br />

modellierten. Im Brüsseler Stundenbuch ist<br />

sie mit kräftigen Farbtupfern gepaart, ein<br />

künstlerisches Mittel zu neuer Ästhetik.<br />

Das Buch der Drôlerien<br />

Croy-Gebetbuch<br />

Das Croy-Gebetbuch<br />

wird von einem Kalender<br />

eingeleitet, der auf herrlich<br />

ausgestalteten Doppelseiten<br />

den Lauf <strong>des</strong><br />

Jahres anzeigt. Aber<br />

auch die anderen Miniaturen<br />

sind von ausgezeichneter<br />

Qualität.<br />

Sämtliche Seiten mit<br />

großformatigen Bildern<br />

sind von bronzegoldenenSchnitzwerkrahmungen<br />

eingefasst, die<br />

in gotischen Formen gehalten sind. Dasselbe<br />

Rahmensystem fi ndet sich auch auf<br />

den gegenüberliegenden Textseiten, so dass<br />

beim Aufschlagen der wichtigsten Textabschnitte<br />

jeweils derselbe optische Eindruck<br />

entsteht. Ein auffälliges Charakteristikum<br />

<strong>des</strong> Gebetbuchs ist die meisterhafte Ausfüh-<br />

rung der Drôlerien, jener Motive im Randdekor<br />

einer Handschrift, die Mischwesen<br />

von Menschen, Tieren und Pfl anzen oder<br />

anorganischen Dingen bilden. Der Namenseintragung<br />

„Guillaume de Croy“ zufolge<br />

nennt man den Codex auch das Croy-<br />

Gebetbuch, der Name einer der mächtig-<br />

sten und reichsten Familien Burgunds.<br />

Verlagsprogramm 2009indd 38 29.12.2008 10:44:28 Uhr


Weitere Editionen namhafter Faksimile-Verlage<br />

Das Evangeliar Ottos III.<br />

Zu den größten Werken der abendländischen<br />

Buchmalerei gehört das um<br />

1000 auf der Reichenau entstandene<br />

Evangeliar Ottos III. Es war nicht die erste<br />

Handschrift, die das Skriptorium <strong>des</strong><br />

Inselklosters für Otto III. schuf, und sie<br />

blieb auch nicht die letzte. Es ist aber die<br />

bedeutendste und großartigste in der Reihe<br />

der kostbaren, für den Kaiser bestimmten<br />

Codizes, deren andere heute in Aachen und<br />

Bamberg aufbewahrt werden.<br />

Der kaiserliche Empfänger erscheint<br />

denn auch am Anfang der Handschrift:<br />

Über zwei Buchseiten ausgebreitet, ist<br />

dieses monumentale Herrscherbild eine<br />

der schönsten Dokumentationen <strong>des</strong> ottonischen<br />

Kaisertums, der Idee <strong>des</strong> Kaisers,<br />

wie die Zeit ihn sah. Kaiserlich wie dieses<br />

Bild ist auch der übrige Schmuck der<br />

Handschrift. Sie besitzt in den Miniaturen<br />

der vier Evangelisten Schöpfungen von<br />

einmaliger Erfi ndungskraft, und die ihnen<br />

zugeordneten ganzseitigen Initialblätter<br />

gehören zu den vollendetsten Zeugnissen<br />

der mittelalterlichen Ornamentkunst. In<br />

die Berichte der Evangelien sind 29 ganzseitige<br />

Bilder eingefügt.<br />

Das Perikopenbuch Heinrichs II.<br />

Unter den reichen Geschenken, die<br />

Heinrich II., der Cousin <strong>des</strong> 1002 unerwartet<br />

verstorbenen Otto III., und seine Frau<br />

Kunigunde Bamberg vermutlich zur Wei-<br />

he <strong>des</strong> Doms 1012 zuwandten, ist das nach<br />

dem König und späterem Kaiser benannte<br />

Perikopenbuch wohl das kostbarste: eine<br />

Prachthandschrift aus der Reichenauer<br />

Malschule mit einem christologischen<br />

Bildzyklus, der einen Höhepunkt der ottonischen<br />

Kunst darstellt, und mit einem<br />

Einband ausgestattet, auf den wertvollste<br />

Stücke aus dem persönlichen Besitz <strong>des</strong><br />

Herrscherpaars aufgebracht sind.<br />

Schon das äußere Erscheinungsbild <strong>des</strong><br />

Codex belegt <strong>des</strong>sen imperialen, auf beeindruckende<br />

Pracht orientierten Charakter.<br />

Der Illusionismus spätantiker Bildvorlagen<br />

ist in Eindimensionalität verwandelt, verbunden<br />

mit einer Tendenz zu ausgeprägter<br />

Symmetrie. <strong>Die</strong> Zeitlosigkeit christlicher<br />

Verkündigung hat hier eine adäquate Bildsprache<br />

gefunden, in der alles auf die Aussage<br />

konzentriert ist. <strong>Die</strong> Goldpartien sind<br />

wie beim Evangeliar Ottos III. in 23,5 Karat<br />

Echtgold faksimiliert.<br />

Reichenau, um 1000<br />

Bayerische Staatsbibliothek,<br />

München,<br />

Ms. CLM 4453<br />

11. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

600 Exemplare<br />

39<br />

522 Seiten<br />

Format: 24,8 x 33,5 cm<br />

51 ganzseitige Miniaturen<br />

und ca. 120 Initialbuchstaben<br />

Reichenau, vor 1012<br />

Bayerische Staatsbibliothek,<br />

München,<br />

Ms. CLM 4452<br />

11. Jahrhundert<br />

Limitierte Aufl age:<br />

500 Exemplare<br />

410 Seiten<br />

Format: 32 x 42,5 cm<br />

40 ganzseitige Miniaturen<br />

und Schmuckseiten,<br />

184 Großinitialen<br />

Verlagsprogramm 2009indd 39 29.12.2008 10:44:33 Uhr


Unser Domizil<br />

48143 Münster<br />

Rosenstr. 12-13<br />

(vis-à-vis der Überwasserkirche)<br />

Telefon +49 (0)251 48 227-30<br />

Telefax +49 (0)251 48 227-27<br />

E-Mail: info@br-faksimile.de · Internet: www.br-faksimile.de<br />

Verlagsprogramm 2009indd 40 29.12.2008 10:44:39 Uhr

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