Verlag B R 2009
Verlag B R 2009
Verlag B R 2009
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20 Jahre<br />
Faksimile edition<br />
1990 - 2010<br />
V
Die Gegenwart des Mittelalters<br />
Europas Faksimile-Welt unter einem Dach
Abb. Seite 1, Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg,<br />
fol. 10r: Anbetung der Könige.<br />
In der Rahmung: Zu Füßen der Thronstufen knien drei vornehm<br />
gekleidete Frauen mit goldenen Pokalen in den Händen; es ist die<br />
Königin von Saba mit Gefolge, die Salomon – wie die Könige dem<br />
Christuskind – Geschenke darbringen.<br />
© <strong>2009</strong> Bibliotheca Rara 48143 Münster<br />
Schutzgebühr: 10,00 €<br />
Redaktion und Layout: Dr. C. Weinert, Mainz<br />
Druck: Druckerei U. Pohl, Brandenburg<br />
Die Texte und Bilder sind zum Teil<br />
Veröffentlichungen der jeweiligen <strong>Verlag</strong>e entnommen
Liebe Freunde der Buchkunst,<br />
immer wieder begeistert an hochwertigen Faksimiles alter Hand-<br />
schriften die Originaltreue in jeder Hinsicht. So detailliert vergleichbar<br />
stehen der blutrote Samt des Einbandes, seine herzförmige Kontur, die<br />
fein anmutenden Miniaturen und das reichhaltige Dekor des Chansonnier<br />
de Jean de Montchenu im Faksimile vor Augen, dass selbst der zuständige<br />
Kurator der Bibliothèque nationale de France das Werk nicht von der<br />
Urschrift unterscheiden konnte.<br />
Ihre magische Anziehung gewinnen Faksimiles wie Originale aus der<br />
von berühmten Buchmalern erzeugten Konzentration und Vergeistigung<br />
der Inhalte. Im Deutschen Gebetbuch für Kardinal Albrecht von<br />
Brandenburg fasst Gabriel Glockendon das Heilsgeschehen genialisch<br />
in typologischen Bildkompositionen, die Unikate von unschätzbarem<br />
Wert darstellen, und entwirft ein den Inhalt übersteigendes Spiegelbild<br />
der abendländischen Kultur.<br />
Zu dieser weitreichenden Wirkung trägt auch der Goldgrund bei, der in<br />
Illuminationen wie den expressiven, großflächig vergoldeten Miniaturen<br />
des Reichenauer Perikopenbuches oder den filigranen, reliefartigen<br />
Szenerien auf Blattgold in Die Legenden der Heiligen Margareta und<br />
Agnes ganz besonders prachtvolle Ausprägung erfährt. Fühlen auch Sie<br />
sich eingeladen, den einzigartigen Wert mittelalterlicher Buchkunst für<br />
sich zu entdecken.<br />
Ihr Hans-Dieter Blatter
Werkverzeichnis<br />
Werk Seite<br />
Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg 6<br />
Beatus Aemilianensis 8<br />
Das Reichenauer Perikopenbuch 9<br />
Der Codex Aureus Escorialensis 10<br />
Der Albani-Psalter 11<br />
Das Bestiarium von St. Petersburg 12<br />
Das Hainricus-Sakramentar 13<br />
Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II. 14<br />
Der Heidelberger Sachsenspiegel 15<br />
Die Legenden der Heiligen Margareta und Agnes 16<br />
Der Psalter des Robert De Lisle 17<br />
Das Lobgedicht auf König Robert von Anjou 18<br />
Libro d‘ore di Modena 19<br />
Das Stundenbuch der Isabel la Catolica 20<br />
Die Mazarine-Bibel 21<br />
Publius Vergilius Maro 22<br />
Das Lehrbuch für Maximilian I. 23<br />
Chansonnier de Jean de Montchenu 24<br />
Das Stundenbuch von Rouen N.S. 25<br />
Das Stundenbuch des Jean Bourdichon 26<br />
Liber Precum 27<br />
Christine de Pizans Othea-Brief 28<br />
Der Boccardino-Codex 29<br />
Der Garten von Eichstätt 30<br />
Biblia Pauperum Apocalypsis / Zerbster Prunkbibel 31<br />
Restbestände aus der Biblioteca Apostolica Vaticana 32<br />
Wandalbert von Prüm, Modi Orandi Sancti Domini,<br />
Alphabetum Romanum, Offizium der Madonna,<br />
Skizzenbuch des Francesco di Giorgio Martini<br />
Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen 33<br />
Das Evangeliar Heinrichs des Löwen / Rosario de Juana la Loca<br />
Grandes Heures de Rohan / Vrelant-Stundenbuch<br />
Francesco Petrarcas Trionfi / Das Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund<br />
Das Book of Kells / Die Oxforder Bibelbilder<br />
Marco Polo: Das Buch der Wunder / Les Très Riches Heures du Duc de Berry<br />
Das Brüsseler Stundenbuch / Das Buch der Drôlerien<br />
Das Evangeliar Ottos III. / Das Perikopenbuch Heinrichs II.<br />
Vom Pergament<br />
zum Codex ...<br />
Nach ihrer Beizung in<br />
Kalklauge erhielt man<br />
durch das gründliche Abschaben<br />
und Glätten der<br />
Haut frisch geschlachteter,<br />
junger Tiere Pergament,<br />
sog. Velin-Pergament, für<br />
das Kalbshäute verwendet<br />
wurden, und Pergament<br />
aus Rinder-, Esels- und<br />
Schafshaut. Die Haut wurde<br />
mit Stricken auf einen<br />
rechteckigen Rahmen montiert,<br />
deren Spannung dem<br />
Trocknungsgrad angepasst<br />
wurde. Für die Herstellung<br />
des Codex Aureus wurde<br />
eine ganze Kalbsherde<br />
benötigt. Das Pergament<br />
diente als Beschreibstoff für<br />
den Federkiel. Die Blätter<br />
wurden beschnitten, gefalzt<br />
und in Lagen gebunden.
Ein Faksimile ist die möglichst genaue<br />
Wiedergabe einer zweidimensionalen Vorlage<br />
samt ihres Einbandes im Sinne einer möglichst<br />
präzisen Bewahrung der inneren und äußeren<br />
Merkmale des Originals. Neben den zur Verfügung<br />
stehenden technischen Mitteln ist bis<br />
heute die Beteiligung von handwerklicher Arbeit<br />
bei Erstellung der Filme bis zum Einband notwendig.<br />
Alleine der Vergleich mit dem Original<br />
entscheidet über die Qualität der Wiedergabe,<br />
gemäß dem Anspruch von „fac simile“, dem<br />
Imperativ: „mache es ähnlich“. Authentizität<br />
erfüllt sich nur durch ständigen Vergleich vor Ort<br />
mit dem Original während der Herstellung und<br />
Zusammen mit Gleichgesinnten ist das<br />
Erschließen der geistigen Welt von Spätantike<br />
und Mittelalter als Faksimile im nunmehr<br />
zwanzigsten Jahre seit Gründung des <strong>Verlag</strong>es<br />
unsere Aufgabe bei Bibliotheca Rara. Von der<br />
fotografischen Aufnahme bis zum Präzisionsdruck<br />
auf originalgetreuem Material entstehen<br />
für uns Faksimile-Ausgaben einzigartiger<br />
Codizes in Traditionswerkstätten. Langjährige<br />
handwerkliche Erfahrung sowie künstlerisches<br />
Einfühlungsvermögen in die Besonderheiten des<br />
Originals sind unabdingbare Voraussetzungen<br />
der Zusammenarbeit.<br />
Von Anbeginn ist unser Haus in diesem<br />
Sinne mit dem kreativen Atelier Testimonio<br />
in Madrid verbunden. Eine freundschaftliche<br />
Partnerschaft pflegen wir seit langem mit dem<br />
Was ist ein Faksimile?<br />
Europas Faksimile-Welt<br />
somit durch die vollständige und farbgetreue<br />
Wiedergabe des Originals im Originalformat<br />
mit originalgetreuem Pergament- oder Papierton<br />
einschließlich vorhandener Altersspuren, die<br />
auf das Schicksal einer Handschrift hinweisen.<br />
Geübte Schreiber und begabte Miniatoren schufen<br />
einzigartige Bücher im Auftrage von Kaisern<br />
und Königen, Herzögen und<br />
Kardinälen. Im gelungenen<br />
Faksimile besitzen wir ein<br />
Ebenbild des Originals.<br />
Es ist ihm in Sinne unseres<br />
Anspruchs zum<br />
Verwechseln ähnlich.<br />
<strong>Verlag</strong> Vicent García in Valencia. Des Weiteren<br />
gestalten wir Co-Editionen mit Scriptorium<br />
Editiones, Valencia, und zu unseren<br />
spanischen Partnern zählen die <strong>Verlag</strong>e Siloé,<br />
Burgos, und Libros Antiguos Edilán, Madrid.<br />
Neben diesen Editionen bieten wir in unserem<br />
Katalog bedeutende Faksimile-Ausgaben<br />
der <strong>Verlag</strong>e Adeva, Graz, Belser, Stuttgart,<br />
Coron, Zürich, Faksimile <strong>Verlag</strong> Luzern<br />
und Müller & Schindler, Simbach am Inn.<br />
FVL<br />
Unser Katalog gibt Ihnen damit Einblicke in<br />
Europas gesamte Faksimile-Welt, so dass Sie alle<br />
Erstausgaben aus einer Hand erhalten.
6<br />
Halle, Nürnberg,<br />
1536/37<br />
Österreichische<br />
Nationalbibliothek,<br />
Wien,<br />
Codex 1847<br />
16. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
998 Exemplare,<br />
davon Nrn. 1-99<br />
als Luxusausgabe<br />
Kommentar:<br />
Dr. Dagmar Thoss<br />
200 Seiten<br />
(I+100 Blatt+I)<br />
Format:<br />
Blatt:<br />
23,5 x 18,4 cm,<br />
Buch:<br />
24,5 x 19 cm<br />
Dokumentation mit<br />
zwei Original-<br />
Faksimileblättern<br />
Deutsches Gebetbuch<br />
für den Mainzer Erzbischof<br />
Kardinal Albrecht von Brandenburg<br />
aus der Hand des Nürnberger Buchmalers<br />
Gabriel Glockendon<br />
Fol. 2v: Erschaffung Evas mit dem Sündenfall,<br />
Vertreibung aus dem Paradies und<br />
Opfer Kains und Abels.<br />
In der Rahmung:<br />
Die Erschaffung der Gestirne<br />
sowie der Vögel und Wassertiere.<br />
Wir erkennen das ungewöhnliche Layout,<br />
das allen Miniaturen zugrunde liegt.<br />
Der Eindruck entsteht, ein kleineres gerahmtes<br />
Gemälde läge auf einem größeren<br />
und verdecke wesentliche Partien desselben.<br />
Der Primas der deutschen Kirchenfürsten,<br />
Albrecht von Brandenburg,<br />
Erzbischof von Mainz und Magdeburg,<br />
römischer Kurienkardinal, Reichserzkanzler<br />
und Kurfürst, ein leidenschaftlicher<br />
Sammler und Förderer der Künste,<br />
hat diese Handschrift in Auftrag gegeben.<br />
Vom Nürnberger Buchmaler Gabriel Glockendon,<br />
einem Sohn Nikolaus Glockendons<br />
d. Ä., stammen die 42 ganzseitigen<br />
Miniaturen zu neu- und alttestamentli-<br />
chen Szenen, von Georg Stierlein,<br />
dem Schreiber des Kardinals, das<br />
Randdekor und die Initialen.<br />
Der um 1515 geborene Gabriel<br />
führte schon in jungen Jahren die<br />
Werkstatt seines berühmten Vaters<br />
als technisch äußerst versierter<br />
Miniaturist. Zu einer Zeit, als die<br />
Kunst des Buchdruckes bereits<br />
in hoher Blüte stand und es auch<br />
druckgraphisch illustrierte Werke<br />
von außergewöhnlicher Güte<br />
gab, musste der mit der Hand<br />
geschriebene und vom Buchmaler<br />
illuminierte Codex durch höchste<br />
Qualität überzeugen. Charakteristisch<br />
für die Miniaturen Gabriel<br />
Glockendons im Deutschen Gebetbuch<br />
für Kardinal Albrecht von<br />
Brandenburg sind ein ausgeprägter<br />
Hang zum Detail, stimmungsvolle<br />
Landschaftsdarstellungen, wie sie<br />
in knorrigen Bäumen, einsamen<br />
Flusslandschaften, Felsentürmen<br />
mit gewagten Überhängen zum Ausdruck<br />
kommen, und eine harmonische Farbgebung,<br />
wie sie niederländisches Rosa,<br />
manieristische Violett- und Grüntöne in<br />
differenzierten Farbabstufungen, reiche<br />
Goldhöhungen und akzentuierte Beleuchtung<br />
erkennen lassen.<br />
Das ausgewogene Kolorit ist bestimmt<br />
durch kräftige Farben, die aber<br />
so weitgehend aufgelichtet sind, dass sie<br />
changierend wirken. Daraus ergibt sich<br />
ein sehr lebendiger Gesamteindruck der<br />
Miniaturen. Entstanden vor 470 Jahren<br />
im Sinne eines der bedeutendsten Kunstmäzene<br />
der Renaissance, beeindruckt<br />
das Werk Gabriels vor allem durch das<br />
raffinierte Layout seiner Miniaturen, den<br />
Perspektivwechsel vom Hauptbild zu einer<br />
auf den Randleisten gemalten Szene.<br />
Die Miniaturen zeigen – mit Ausnah-
me eines Blicks auf die Erschaffung<br />
Evas – das Heilsgeschehen,<br />
von der Verkündigung an Maria<br />
bis zur Grablegung Christi. Die<br />
Gebetstexte sind gut lesbar und<br />
unserem gegenwärtigen Sprachgebrauch<br />
nahe, so dass das Buch noch<br />
heute als Gebet- und Meditationsbuch<br />
herangezogen werden kann.<br />
Vorlage war ein 1521 in Augsburg<br />
gedrucktes Gebetbuch des<br />
Thomas von Kempen, eines Augustiner-Mönchs<br />
und Mystikers.<br />
Albrecht fühlte sich von dessen<br />
Text derart angesprochen, dass er<br />
ihn drei Mal ins Handgeschriebene<br />
rückübertragen und kostbare<br />
Illustrationen hinzufügen ließ: um<br />
1525/30 von Simon Bening, 1533/34<br />
von Nikolaus Glockendon und<br />
1536/37 von dessen Sohn Gabriel.<br />
Fol. 4r: Verkündigung an Maria.<br />
In der Rahmung: Gideons Vlies. Gideon hatte<br />
von Gott als Zeichen dafür, dass er wirklich dazu<br />
auserkoren sei, Israel vor den Midianitern zu retten,<br />
verlangt, dass ein ausgebreitetes Vlies von Tau<br />
benetzt werde, während der umgebende Boden<br />
trocken bleiben solle – eine Präfiguration der<br />
Verkündigung und der jungfräulichen Empfängnis.<br />
Fol. 1r: Zwölfzeilige Initiale.<br />
Zierrahmen von Georg Stierlein.<br />
Der Mainzer Bischof Karl<br />
Kardinal Lehmann schrieb in<br />
seinem Grußwort zur Vorstellung<br />
der originalgetreuen<br />
Faksimile-Edition als deren<br />
Schirmherr:<br />
„Albrecht von Brandenburg<br />
ist weithin bekannt<br />
durch das von ihm betriebene<br />
und von Martin Luther heftig<br />
kritisierte Ablassgeschäft.<br />
In den letzten Jahrzehnten<br />
ist das Bild des Mainzer<br />
Kurfürst-Erzbischofs jedoch<br />
weiter und differenzierter<br />
geworden.<br />
So war er auch ein großer<br />
Bewunderer und Auftraggeber<br />
der Künste. Das<br />
Gebetbuch, das Gabriel Glockendon<br />
für ihn illustriert<br />
hat, ist ein beeindruckendes<br />
Zeugnis dafür. Der Text kann<br />
ebenso wie die prachtvollen<br />
Miniaturen auch heute noch<br />
die Frömmigkeit anregen und<br />
fördern.<br />
Ich freue mich über die<br />
Neuerschließung dieses<br />
Buches und wünsche allen<br />
Gottes Segen, die in dieser<br />
Edition geistliche Erbauung<br />
suchen und finden.“<br />
Buchrücken mit<br />
5 Bünden,<br />
2 roten<br />
Lederschildchen<br />
und Goldprägung<br />
16. Jahrhundert<br />
7<br />
42 ganzseitige<br />
Miniaturen von<br />
Gabriel Glockendon,<br />
73 drei- bis zwölfzeilige<br />
Zierinitialen<br />
von Georg Stierlein<br />
Einband: brauner<br />
Ledereinband mit<br />
Goldprägung<br />
Luxusausgabe mit<br />
Folienvergoldung<br />
der Initialen,<br />
in hochwertiger<br />
Lederkassette<br />
Vom 15.11.08<br />
bis zum 15.02.09<br />
präsentierte<br />
Bibliotheca Rara<br />
im Gutenberg-<br />
Museum in Mainz<br />
Faksimile und<br />
Original unter der<br />
Schirmherrschaft<br />
des Mainzer<br />
Bischofs<br />
Karl Kardinal<br />
Lehmann<br />
Infos und<br />
Ausstellungskatalog<br />
unter<br />
www.glockendon.de
8 Beatus Aemilianensis<br />
León,<br />
um 930-950<br />
Biblioteca<br />
Nacional, Madrid,<br />
Ms. Vitr. 14-1<br />
10. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
898 Exemplare<br />
Deutscher<br />
Kommentar: Prof.<br />
Dr. Peter K. Klein<br />
288 Seiten<br />
Format:<br />
34,5 x 25,7 cm<br />
30 vollständig<br />
erhaltene Miniaturen<br />
(und 24 teilweise<br />
erhaltene,<br />
rekonstruierbare<br />
Miniaturen)<br />
Beachten Sie unsere<br />
weiteren Beatus-<br />
Ausgaben, so den<br />
Beatus Urgellensis<br />
(Museo Diocesà<br />
de La Seu d‘Urgell,<br />
Num. Inv. 501) oder<br />
den Beatus Las<br />
Huelgas<br />
(Pierpont Morgan<br />
Library, New York,<br />
Ms. M 429)<br />
Mit den Beatus-Handschriften hat<br />
Spanien einen herausragenden Beitrag<br />
zur Geschichte der mittelalterlichen<br />
Buchmalerei geleistet. Es sind meist<br />
reich illustrierte Überlieferungen eines<br />
Kommentars zur Johannes-Apokalypse<br />
oder Geheimen Offenbarung aus dem 1.<br />
Jahrhundert n. Chr. Der Kommentar entstand<br />
zwischen 776 und 784. Verfasst hat<br />
ihn der Priestermönch Beatus im Königreich<br />
Asturien, dem von den Mauren nie<br />
dauerhaft besetzten Bergland im Norden<br />
Spaniens, einer Oase des Christentums.<br />
Von Beatus wissen wir wenig: Er<br />
war ein aus den Tälern der Liébana<br />
stammender Mönch, im dortigen Kloster<br />
San Martin (später San Toribio) lebend,<br />
wahrscheinlich um 730 geboren, nicht<br />
vor 798 gestorben. Vielleicht weil ihm<br />
der Kampf gegen die Mauren eine Generation<br />
nach dem Sturz der christlichen<br />
westgotischen Herrscher als Vorspiel zur<br />
Endzeit vorkam, vielleicht auch, um die<br />
Göttlichkeit Christi zu belegen, schrieb<br />
er seinen Kommentar zur Apokalypse<br />
des Johannes. Außergewöhnlich belesen,<br />
erläuterte Beatus jede Stelle des heiligen<br />
Buches, das im 3. Jahrhundert Aufnahme<br />
ins Neue Testament gefunden hatte.<br />
Stand nicht überhaupt das Ende der Zeit<br />
mit all ihren in der Apokalypse beschriebenen<br />
Schrecken für die Ungläubigen<br />
in naher Zukunft bevor? Die Niederlage<br />
der Mauren um 722 bei Covadonga, als<br />
ein Erdrutsch große Teile des arabischen<br />
Heeres verschlang, das den asturischen<br />
Widerstand brechen sollte, schien auf göttliche<br />
Rettung der Christen zu weisen. Wie<br />
die Geheime Offenbarung des Johannes<br />
selbst sollte der Kommentar des Beatus die<br />
Gläubigen ermutigen, nicht nur über das<br />
Ende der Welt, sondern auch über die neue<br />
Schöpfung, das Himmlische Jerusalem,<br />
die Stätte endgültiger Erlösung, berichten.<br />
Abgesehen von dem älteren Fragment<br />
von Silos haben wir im Codex Vitr. 14-1<br />
den ältesten erhaltenen Beatus vor uns.<br />
Bereits im hohen Mittelalter zählte er<br />
zur Bibliothek des Klosters des Heiligen<br />
Aemilian (San Millán) de la Cogolla, das<br />
am Oberlauf des Ebro, südwestlich von<br />
Logroño gelegen ist. Charakteristisch ist<br />
die Verwendung deckender Mischfarben<br />
und besonderer Parallelstrichornamentik,<br />
ein Stil, der noch weit in das 11. Jahrhundert<br />
hinein wirkt. Mozarabisch beeinfl usst<br />
sind vor allem die Farbgebung und Ornamentformen.
Das Reichenauer Perikopenbuch<br />
Prachtcodex des Reichenauer Skriptoriums<br />
Kaum eine Epoche in der Geschichte<br />
der Buchmalerei hat so eindrucksvolle<br />
und prächtige Handschriften hervorgebracht<br />
wie das Zeitalter der Ottonen.<br />
Hier sticht vor allem ein Skriptorium<br />
hervor, in dem die besten Buchmaler<br />
ihrer Zeit Codizes von unvergänglicher<br />
Kunstfertigkeit und Schönheit geschaffen<br />
haben: das Skriptorium des Klosters<br />
Reichenau.<br />
Eine der eindrucksvollsten und<br />
schönsten dieser Reichenauer Handschriften<br />
wird heute in der Herzog August<br />
Bibliothek in Wolfenbüttel wie ein<br />
Staatsschatz gehütet – und das zu Recht.<br />
Denn das Reichenauer Perikopenbuch,<br />
vielleicht in Auftrag gegeben vom deutschen<br />
Kaiser Heinrich II. selbst, besticht<br />
durch reiche Verwendung von Purpur<br />
und Gold. Ikonographisch und künstlerisch<br />
ist das Reichenauer Perikopenbuch<br />
einzigartig in der gesamten deutschen<br />
Buchmalerei des Mittelalters.<br />
Die Handschrift in Wolfenbüttel ist<br />
ein Evangelistar: Die 109 Lesungen (Perikopen)<br />
stammen ausschließlich aus den<br />
vier Evangelien und sind in der Lesefolge<br />
des Kirchenjahres angeordnet. Ausgewählte<br />
Hochfeste wurden mit insgesamt<br />
neun ganzseitigen Miniaturen illustriert,<br />
die durch ausgesprochen reiche Goldauf-<br />
lage und strahlende Farben bestechen.<br />
Dazu kommen noch sechs ganzseitige<br />
Initialzierseiten, deren große, ornamental<br />
gestaltete Initialen bestimmte<br />
Lesungen hervorheben und einleiten.<br />
Die unglaublichen Farben der Zierelemente,<br />
darunter viel kaiserlicher Purpur<br />
und feinste Goldranken, bezeugen den<br />
hohen Anspruch der Handschrift ebenso<br />
wie der großzügige Textspiegel und<br />
die zahlreichen goldenen Textinitialen.<br />
Reichenau,<br />
frühes 11. Jh.<br />
Herzog August<br />
Bibliothek<br />
Wolfenbüttel,<br />
Codex Guelf.<br />
84.5 Aug 2 0<br />
Limitierte Auflage:<br />
400 Exemplare,<br />
davon Nrn. 1-99<br />
als Luxusausgabe<br />
Kommentar: Dr.<br />
Thomas Labusiak<br />
218 Seiten<br />
Format:<br />
28 x 18,5 cm<br />
9 Miniaturseiten,<br />
6 Initialzierseiten<br />
9<br />
Einband:<br />
handgefertigter<br />
Ganzleder-Einband,<br />
Luxusausgabe mit<br />
originalgetreuer<br />
Elfenbeintafel und<br />
Kassette
10<br />
Echternach,<br />
um 1045/46<br />
Real Biblioteca<br />
de San Lorenzo<br />
El Escorial,<br />
Cod. Vitr. 17<br />
11. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
980 Exemplare<br />
Exklusiv bei<br />
Bibliotheca Rara:<br />
2 deutsche<br />
Kommentarbände:<br />
Prof. Dr. Johannes<br />
Rathofer<br />
340 (+2) Seiten<br />
Format: 50 x 35 cm<br />
13 ganzseitige,<br />
43 halbseitige<br />
Bilder,<br />
12 Kanontafeln,<br />
44 Zierseiten,<br />
18 Seiten mit zwei<br />
Zierkolumnen,<br />
11 Seiten mit einer<br />
Zierkolumne<br />
Dokumentation mit<br />
fünf Original-<br />
Faksimileblättern<br />
Der Codex Aureus Escorialensis<br />
Das salische Kaiser-Evangeliar<br />
Die Handschrift verbindet im geistigen<br />
Sinne drei Orte: Echternach im<br />
heutigen Luxemburg, Speyer und den<br />
Escorial unweit von Madrid in Spanien,<br />
wo der Codex aufbewahrt wird, jedoch<br />
nicht zugänglich ist und in einem Kühltresor<br />
lagert.<br />
Eigentlich wollte der junge Salier-<br />
König im Skriptorium des Klosters Echternach<br />
nur ein würdiges Gedenkbuch<br />
für seine Eltern bestellen, die bereits<br />
im entstehenden Dom zu Speyer ruhten.<br />
Es wurde jedoch weit mehr daraus: das<br />
größte Evangeliar, das je geschaffen<br />
wurde, eine Stiftung für den größten<br />
Dom, den es zur damaligen Zeit gab.<br />
Im August 1046 hat wohl der fromme<br />
Heinrich mit seiner Gattin Agnes<br />
den goldenen Pracht-Codex der Patronin<br />
Maria zur Weihe des Hochaltars<br />
im Dom überreicht, wie es anschaulich<br />
im Dedikationsbild (siehe Abb. rechts)<br />
dargestellt ist. Das Format und die<br />
erstaunliche künstlerische Ausstattung<br />
entsprechen durchaus dem grandiosen<br />
Dombau.<br />
Heinrich III. hat den Evangelientext<br />
Buchstabe für Buchstabe in karolingischer<br />
Minuskel mit Goldtinte<br />
schreiben lassen. Mit den vier prunkvollen<br />
„Vorhang“-Seiten, den zwölf<br />
monumentalen Kanontafeln, den vier<br />
prächtigen Autoren-Bildern der Evangelisten,<br />
der graphisch, ornamental und<br />
bildlich überaus reichen Gestaltung<br />
ist ein künstlerisches Höchstmaß in<br />
der Buchkunst erreicht, das niemals<br />
übertroffen wurde. Die Fülle der Differenzierungen<br />
und Nuancierungen in<br />
der buchgestalterischen Komposition<br />
konnte nur in einem Skriptorium auf<br />
dem Höhepunkt seiner Leistungskraft<br />
wirklich umgesetzt werden, wie es in<br />
Echternach zu dieser Zeit existierte.<br />
Der heutige Einband aus dem Jahre<br />
1934 ist ein Replikat jener kunstvollen<br />
Fassung, die Philipp V., ein Enkel des<br />
Sonnenkönigs, der erste Bourbone auf<br />
dem spanischen Thron (1701-46), im<br />
französischen Pointillé-Stil anfertigen<br />
ließ, goldgeprägt in rotem Leder.
Der Albani-Psalter entstand im<br />
zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts im<br />
Skriptorium des Klosters St. Albans in<br />
Südengland. Der Codex besticht zunächst<br />
durch seinen prachtvollen Miniaturenzyklus.<br />
Szenen aus Altem und Neuem Testament<br />
begegnen in strahlendem Purpur,<br />
Grün und Blau, reich verziert mit Gold<br />
und ausgeführt mit feinfühligem Strich<br />
und dynamischer Bewegtheit zugleich.<br />
Die Längung der Figuren verleiht besondere<br />
Spannung. Üppige Ornamentrahmen<br />
zieren alle Miniaturseiten und sprachgewaltige<br />
historisierte Initialen schmücken<br />
fast jede Seite der Handschrift.<br />
Der Albani-Psalter ist jedoch nicht<br />
nur ein Buch der Psalmen. In kraftvoller<br />
Farbigkeit erscheint zu Anfang der<br />
Handschrift ein Kalendarium. Mit zierlichen<br />
Federzeichnungen wird die Arbeit<br />
des Monats jeweils in einem Medaillon<br />
dargestellt, gefolgt von 40 ganzseitigen<br />
Miniaturen zum Sündenfall, zum Leben<br />
Christi, zu den Legenden des Hl. Martin<br />
und König Davids, beschlossen von der<br />
Alexis-Lage, einer Sammlung nichtliturgischer<br />
Texte, verziert mit kleineren<br />
Illustrationen in zarten Pastellfarben.<br />
Ein umfassendes Verständnis des<br />
Psalters setzt die Kenntnis der Verbindung<br />
zweier herausragender Persönlichkeiten<br />
voraus, der englischen Aristokratentochter<br />
und Einsiedlerin Christina von<br />
Der Albani-Psalter<br />
für Christina von Markyate<br />
Markyate und Geoffrey von Gorhams,<br />
des Abts von St. Albans. Um 1124 trifft<br />
Christina Abt Geoffrey, dessen geistliche<br />
Ratgeberin sie wird. Sie legt in St. Albans<br />
ihr klösterliches Gelübde ab, das Priorat<br />
Markyate entsteht und Christina wird<br />
dessen Oberin. Geoffrey befreit sie von<br />
materieller Armut und der wohl zum Gebrauch<br />
in St. Albans vorgesehene Psalter,<br />
der unter der Leitung des Alexis-Meisters<br />
entsteht, wird als Geschenk für Christina<br />
zum Ausdruck von Geoffreys Zuneigung.<br />
St. Albans,<br />
um 1125<br />
St. Godehard<br />
(Dombibliothek<br />
Hildesheim),<br />
Hs. St. God. 1<br />
12. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
800 Exemplare<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Prof. Dr.<br />
Jane Geddes,<br />
Dr. Peter Kidd<br />
418 Seiten<br />
Format:<br />
27,6 x 18,4 cm<br />
40 ganzseitige<br />
Miniaturen,<br />
211 fi gürliche<br />
Initialen<br />
23-karätige<br />
Handvergoldung,<br />
Echtgold oder<br />
Foliengold<br />
entsprechend den<br />
Blattgoldpartien<br />
im Original<br />
Einband:<br />
Leder mit<br />
Blindprägung<br />
11
12<br />
Nördl. Midlands,<br />
1190 (-1200)<br />
Russische<br />
Nationalbibliothek,<br />
St. Petersburg,<br />
Ms. Lat. Q.v.V. Nr.1<br />
12. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
995 Exemplare<br />
Exklusiv bei<br />
Bibliotheca Rara:<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Dr. Claus Weinert<br />
182 Seiten<br />
Format:<br />
22 x 17 cm<br />
113 Miniaturen<br />
Das Bestiarium von St. Petersburg<br />
Luxusbestiarium aus England<br />
Das lateinische Bestiarium von St.<br />
Petersburg ist um 1190 in den nördlichen<br />
Midlands in England entstanden und<br />
ist seit 1805 im Besitz der Russischen<br />
Nationalbibliothek St. Petersburg. In<br />
seiner prunkvollen Gestaltung ist es ein<br />
Luxus-Bestiarium. Mit einer Fülle von<br />
113 goldunterlegten Illustrationen in unterschiedlich<br />
gestalteten Rahmen, Rechtecken<br />
und Medaillons, sowie leuchtenden<br />
Farbgebungen zählt die Handschrift zu<br />
den eindrucksvollsten Naturbüchern, die<br />
vor allem im England des 12. und 13. Jahrhunderts<br />
Adel und Klerus begeisterten.<br />
Bestiarien haben ihren Ursprung im<br />
griechischen Physiologus (dt.: Naturkundiger),<br />
einer christlichen Naturkunde, die<br />
vermutlich im 2. Jahrhundert in Alexandria<br />
entstand. Der Physiologus, sein Autor ist<br />
unbekannt, behandelt die Schöpfung in<br />
zweifacher Hinsicht: zum einen der spätantiken,<br />
naturnahen Darstellung folgend,<br />
zum anderen allegorisch-symbolisch<br />
aufgrund christlicher Deutung der Tiere<br />
und Pflanzen, wie sie im Mittelalter üblich<br />
wurde.<br />
Vor allem die Etymologiae des Erzbischofs<br />
Isidor von Sevilla (um 560-636),<br />
eine umfangreiche Enzyklopädie des<br />
von der Kirche autorisierten Wissens im<br />
frühen Mittelalter, lieferte in ihrem 12.<br />
Buch (De animalibus) die Grundlage für<br />
die spätere Entwicklung der Physiologus-<br />
Handschriften zu Bestiarien.<br />
In der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts,<br />
einer Zeit wissenschaftlicher Erneuerung<br />
in den Klöstern, entstanden die<br />
ersten Bestiarien im anglonormannischen<br />
Raum, illustriert mit meist ungerahmten<br />
Federzeichnungen. Während der Physiologus<br />
als Erbauungsbuch zur Vermittlung<br />
christlicher Morallehre erfolgreich blieb,<br />
erwuchs im Bestiarium ein tierkundliches<br />
Standardwerk mit immer neuen Motiven,<br />
nach Isidors Vorgaben systematisch<br />
geordnet, immer weniger moralisierend,<br />
immer häufiger naturgetreu darstellend.<br />
Es erwies sich als faszinierend in seinen<br />
Geschichten und deren farbenkräftigen<br />
Illustrationen.<br />
Fol. 53r: Nachtigallweibchen<br />
brütend auf ihrem Nest<br />
Die Nachtigall etwa, ein Singvogel,<br />
erscheint als das Symbol der mütterlichen<br />
Hingabe und Liebe, vergleicht der Text<br />
doch ihre vom Gesang begleitete Fürsorge<br />
für die Eier und später die Jungen mit der<br />
Liebe einer Mutter für ihre Kinder.
Das Hainricus-Sakramentar<br />
Vollendete romanische Buchkunst in Gold und Silber<br />
Der ehrgeizige und kunstsinnige Abt<br />
Berthold förderte zu seiner Amtszeit das<br />
Skriptorium des Benediktinerstifts Weingarten,<br />
so dass es im ersten Drittel des 13.<br />
Jahrhunderts zu einem der schöpferischsten<br />
Mitteleuropas heranwuchs. Neben<br />
dem für Berthold persönlich geschaffenen<br />
und nach ihm benannten Sakramentar ist<br />
es vor allem die Handschrift des Hainricus<br />
sacrista, die den nachhaltigen Ruhm<br />
der Weingartener Malschule begründet<br />
hat.<br />
So ist der Codex mit dem Namen eines<br />
Mönchs des Klosters verbunden, der sein<br />
Porträt nicht nur auf der Silberplatte des<br />
Einbandes verewigen ließ, sondern dessen<br />
Gestalt uns auch in fünf Miniaturen<br />
begegnet – eine für die damalige Zeit<br />
höchst seltene Tatsache. Dennoch bleibt<br />
die Rolle des Hainricus bei der Anfertigung<br />
der Prachthandschrift geheimnisvoll,<br />
übermittelt doch die Chronik der<br />
Abtei für den Entstehungszeitraum drei<br />
Mönche dieses Namens: einen Maler, einen<br />
zweiten als Silberschmied und einen<br />
dritten als Stifter von Büchern.<br />
Das Hainricus-Sakramentar begeistert<br />
vor allem durch seinen Buchschmuck.<br />
Die ganzseitigen Miniaturen, mit prächtigen<br />
Rahmen wie Tafelbilder ausgeführt,<br />
bestechen durch ihre beeindruckende Mo-<br />
numentalität. Die Initialen beschreiben in<br />
lebendigster Weise biblische Episoden.<br />
Die Gestalten brechen immer wieder aus<br />
den Buchstaben aus und steigern so die<br />
unglaubliche Dynamik der Miniaturen.<br />
Groteske Tiere und Fabelwesen bevölkern<br />
den Buchschmuck, kunstvoll verschlungene<br />
Ranken und Fleuronnées begeistern<br />
den Betrachter. Die meisterhaft dargebotene<br />
Deckfarbenmalerei erhält zusätzliche<br />
Leuchtkraft durch die verschwenderische<br />
Verwendung von Gold und Silber.<br />
Dieser höchsten Qualität des Buchschmucks<br />
entspricht die Präzision, mit<br />
der Schrift und Neumen ausgeführt sind.<br />
Buchstaben und Notenzeichen sind von<br />
faszinierender Regelmäßigkeit, die selbst<br />
den reinen Textseiten einen hohen ästhetischen<br />
Reiz verleiht.<br />
Das Sakramentar ist das zentrale liturgische<br />
Buch der katholischen Kirche.<br />
Es umfasst all jene Texte, die von Geistlichen<br />
während eines Gottesdienstes sowie<br />
in der Verbindung mit der Erteilung von<br />
Sakramenten und Weihen gesprochen<br />
werden. Zu diesen liturgischen Texten enthält<br />
das Hainricus sacrista Sakramentar,<br />
das in Wirklichkeit eine Art liturgischer<br />
Sammelhandschrift ist, auch gesungene<br />
Messtexte. Eingeleitet wird der Codex<br />
von einem reich illustrierten Kalendarium.<br />
Weingarten,<br />
um 1217<br />
13. Jahrhundert<br />
13<br />
Pierpont Morgan<br />
Library, New York,<br />
Ms. M. 711<br />
Limitierte Aufl age:<br />
280 Exemplare<br />
Kommentar:<br />
Prof. Dr.<br />
Hans Ulrich Rudolf<br />
296 Seiten<br />
Format:<br />
24,2 x 17,2 cm<br />
24 Kalendermedaillons,<br />
5 ganzseitige<br />
Miniaturen,<br />
35 historisierte<br />
Initialen,<br />
16 Ranken-,<br />
Tier- und<br />
Maskeninitialen,<br />
ca. 310 größere<br />
Silhouetten- und<br />
Fleuronnée-Initialen
14<br />
Süditalien,<br />
um 1260<br />
Biblioteca<br />
Apostolica Vaticana,<br />
Rom,<br />
Ms. Pal. Lat. 1071<br />
13. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
980 Exemplare<br />
(davon 900<br />
arabisch numm. u. 80,<br />
für die Biblioteca<br />
Apostolica Vaticana<br />
bestimmte, römisch<br />
numm. Ex.)<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Dr. Dorothea Walz,<br />
Dr. Carl Arnold<br />
Willemsen (in: Das<br />
Falkenbuch<br />
Friedrichs II.,<br />
Glanzlichter der<br />
Buchkunst, Bd. 9,<br />
Leinen mit<br />
Schutzumschlag<br />
und Schuber, Adeva)<br />
222 Seiten<br />
Format: 36 x 25 cm<br />
ca. 660 vogel- und<br />
jagdkundliche<br />
Darstellungen<br />
Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II.<br />
De arte venandi cum avibus<br />
Friedrich II., deutscher König, seit<br />
1220 Kaiser, galt schon zu Lebzeiten als<br />
„stupor mundi“, als Herrscher, „der die<br />
Welt in Erstaunen versetzt“. Er interessierte<br />
sich nicht nur für Philosophie und<br />
Theologie, sondern darüber hinaus für<br />
exakte Wissenschaften wie Mathematik,<br />
Astronomie, Physik, Chemie und auch<br />
Zoologie. Sein Buch über die Falkenjagd<br />
gründet in eigener, über 30 Jahre sich<br />
erstreckender Beobachtung von Beize<br />
und Vogelwelt. Die wissenschaftliche<br />
Genauigkeit und der hohe Informationsgehalt<br />
seiner Gedanken samt zugehöriger<br />
Illustrationen von wenigstens 500 Vögeln<br />
aus etwa 80 verschiedenen Arten beruht<br />
auf akribischer Analyse von Quellen und<br />
dem Forscherdrang eines begeisterten<br />
Falkners.<br />
Friedrich II. kannte das antike und<br />
arabische Wissen und verband es mit<br />
eigener Erfahrung. Er beherrschte die<br />
langwierige Abrichtung des Beizvogels<br />
und lernte durch die Berufung von Falknern<br />
aus aller Welt an seinen Hof weiter<br />
hinzu. Während des fünften Kreuzzuges<br />
1228/29, auf dem er die kampfl ose Rückgabe<br />
Jerusalems an die Christen erreichte<br />
und sich selbst zum König von Jerusalem<br />
krönte, beobachtete der Enkel Friedrich<br />
Barbarossas und letzte Stauferkaiser bei<br />
arabischen Falknern den Gebrauch der<br />
Falkenhaube und begriff sofort<br />
die herausragende Bedeutung<br />
seiner Beobachtung für die Jagd<br />
und das Befi nden der Vögel, denen<br />
das Zunähen der Augenlider<br />
in Zukunft erspart bleiben würde.<br />
Friedrichs eigenes, um 1240<br />
entstandenes Falkenbuch ist<br />
nicht mehr erhalten, wohl aber<br />
das nach seinem Vorbild entstandene<br />
Exemplar des Sohnes<br />
Manfred, König von Sizilien in<br />
den Jahren 1258-66. Der Codex<br />
kann als unvollständig bezeichnet<br />
werden, erfasst er doch nur<br />
zwei der ursprünglich sechs Bücher<br />
zur Vogelkunde und -jagd.<br />
Während die Abbildung von<br />
Landschaft und Architektur den<br />
zeitgenössischen Stil dokumentiert<br />
und Personen nur peripher eine Rolle<br />
in der Darstellungskunst des Buchmalers<br />
gespielt haben, sind die gezeigten Tätigkeiten,<br />
die Hand- und Fingerbewegungen<br />
der Falkner mit besonderer Aufmerksamkeit<br />
illustriert und veranschaulicht – ganz<br />
nach der Intention des berühmten Autors.<br />
Das Falkenbuch Friedrichs II. ist die<br />
umfassendste mittelalterliche Zoologie<br />
der Vögel. Die bestechende Akkuratesse<br />
der Illustrationen wird ergänzt durch<br />
ihre narrative Qualität und eine fein<br />
nuancierte Farbgebung. De arte venandi<br />
cum avibus ist jedoch nicht nur eine für<br />
Falkner und Vogelkundler noch heute<br />
bedeutsame Informationsquelle, sondern<br />
ein Meisterwerk der Buchmalerei.
Der Heidelberger Sachsenspiegel<br />
Zeugnis höchster romanischer Buchkunst<br />
Der Sachsenspiegel ist das älteste<br />
große deutschsprachige Rechtsdokument.<br />
Kein anderes Buch hat die deutsche<br />
Rechtsgeschichte so sehr geprägt. Zwischen<br />
1220 und 1235 vom sächsischen<br />
Ritter Eike von Repgow verfasst, sollte<br />
das Werk nach dem Willen des Autors<br />
das bis dahin lediglich mündlich tradierte<br />
Gewohnheitsrecht „spiegeln“, d.h. beschreiben,<br />
um es in seinem Fortbestand<br />
zu sichern. Die Bezeichnung „Sachsenspiegel“<br />
ist zudem auch eine Analogie.<br />
So, wie sich jedermann in einem Spiegel<br />
sehen könne, sollten die Sachsen in einem<br />
„Spiegel“, einer Sammlung von Rechtssätzen,<br />
Recht und Unrecht unterscheiden.<br />
Vermutlich entstand die Aufzeichnung des<br />
Sachsenrechts auf Burg Falkenstein im<br />
östlichen Harzvorland, gewiss im Auftrage<br />
des Grafen Hoyer von Falkenstein.<br />
Der Sachsenspiegel enthält drei Teile: die<br />
Vorreden, das Landrecht und das Lehnrecht.<br />
Das Landrecht als das Recht der<br />
freien Leute einschließlich der Bauern<br />
umfasst das heutige Straf- und Zivilrecht.<br />
Das Lehnrecht, vergleichbar mit dem<br />
modernen Verfassungsrecht, regelt die<br />
Verhältnisse zwischen den Ständen.<br />
Die große geographische Ausstrahlung<br />
und vor allem die enorme zeitliche<br />
Wirkung – immerhin behielt dieses Gesetzeswerk<br />
durch sieben Jahrhunderte<br />
seine Gültigkeit – beweisen, dass die<br />
Intention seines Verfassers eindrucksvoll<br />
erfüllt wurde. In Sachsen war bis 1863,<br />
dem Jahr des Erscheinens des dortigen<br />
Bürgerlichen Gesetzbuchs, der Sachsenspiegel<br />
geltendes Recht. In Preußen löste<br />
ihn das Allgemeine Landrecht des Jahres<br />
1794 ab, in Thüringen und Anhalt ersetzte<br />
ihn erst 1900 das Bürgerliche Gesetzbuch.<br />
Der Heidelberger Codex, die früheste<br />
Sachsenspiegel-Handschrift, ist nicht datiert,<br />
lässt sich aber anhand der Textform,<br />
des Schriftbildes und insbesondere der<br />
Wappen auf das nordöstliche Harzgebiet<br />
und auf die Zeit zwischen 1295 und 1304<br />
eingrenzen. Ursprünglich dürfte die Handschrift<br />
92 Blätter umfasst haben, von denen<br />
jetzt nur noch ein Drittel erhalten ist. Durch<br />
seine Nähe zum Urtext des Eike von Repgow<br />
hat der Heidelberger Sachsenspiegel<br />
eine enge zeitliche, aber auch räumliche<br />
Bindung an die verlorene Urhandschrift.<br />
Er zeichnet sich zudem durch eine weitgehende<br />
Übereinstimmung von Text und<br />
Bild aus. Der Illustrator vermag es, die<br />
Kernaussage des Rechtstextes zu erfassen<br />
und ihn durch Herausstellen bestimmter<br />
bildlicher Aspekte zu interpretieren.<br />
Östl. Harzvorland,<br />
um 1295 bis 1304<br />
Universitätsbibliothek<br />
Heidelberg, Cod.<br />
Pal. germ. 164<br />
13. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
580 Exemplare<br />
Kommentar:<br />
Dr. Dietlinde<br />
Munzel-Everling,<br />
Prof. DDr.<br />
Gernot Kocher<br />
60 Seiten<br />
Format:<br />
30 x 23,5 cm<br />
337 Abbildungen<br />
15<br />
Einband:<br />
handgefertigt<br />
aus braunem Leder<br />
Dokumentation<br />
mit zwei Original-<br />
Faksimileblättern<br />
Beachten Sie auch<br />
den Wolfenbütteler<br />
(Herzog August<br />
Bibliothek, Cod.<br />
Guelf. 3.1 Aug. 2°)<br />
und den Dresdner<br />
Sachsenspiegel<br />
(Sächsische<br />
Landesbibliothek –<br />
Staats- und<br />
Universitätsbibliothek<br />
Dresden,<br />
Ms. CR. Dresd.<br />
M 32 )
16<br />
Umkreis des<br />
Meisters von Gerona,<br />
Ende des 13. Jhs.<br />
Biblioteca<br />
Riccardiana,<br />
Florenz,<br />
Ms. Ricc. 453<br />
13. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
999 Exemplare<br />
Kommentar:<br />
Dr. Giovanna Lazzi<br />
(Direktorin der Bibl.<br />
Riccardiana, Florenz)<br />
u. a. Deutsche<br />
Übersetzung in<br />
Vorbereitung<br />
124 Seiten (die<br />
letzten 32 Seiten<br />
sind leer)<br />
Format:<br />
14,5 x 10,3 cm<br />
33 ganzseitige Szenen<br />
und zahlreiche<br />
fi ligrane Initialen,<br />
mit feinstem<br />
Blattgold (23 kt)<br />
ArtCodex<br />
Die Legenden der Heiligen<br />
Margareta und Agnes<br />
Filigrane italienische Buchmalerei<br />
mit byzantinischen Stilelementen auf Blattgold<br />
Die Hl. Margareta (in der Ostkirche<br />
ist Marina der gebräuchliche Name) gehört<br />
ebenso wie die Hl. Agnes zu einer<br />
Gruppe von Heiligen, die um die Wende<br />
des 3. zum 4. Jh. den Märtyrertod erlitten<br />
haben sollen. Beide Jungfrauen, die sich<br />
Christus verschrieben hatten, zogen die<br />
Aufmerksamkeit und Begierde mächtiger<br />
Männer auf sich, blieben jedoch standhaft<br />
in ihrem Bekenntnis, wurden aus diesem<br />
Grunde gefangen genommen, gefoltert<br />
und litten schreckliche Qualen.<br />
Margareta von Antiochia in Pisidien<br />
soll um 305 unter Diokletian enthauptet<br />
worden sein. Sie wird zu den vierzehn<br />
Nothelfern gezählt und wurde schon bald<br />
in der Ostkirche verehrt; im Westen fand<br />
sie zuerst im Martyrologium von Hrabanus<br />
Maurus Erwähnung, dann wurde ihre<br />
Verehrung besonders vom Zisterzienserorden<br />
gefördert. Die Heilige Agnes starb<br />
wahrscheinlich im Jahre 304 in Rom.<br />
Bereits der Märtyrerkalender von 354<br />
und Ambrosius von Mailand verbreiten<br />
Hinweise auf ihre Legende.<br />
Der Codex wurde Ende des 13. Jhs.<br />
für herrschaftliche Kreise angefertigt<br />
und war Anna, einer Dame in gesegneten<br />
Umständen, als Wunsch für eine gute<br />
Schwangerschaft gewidmet, galt doch<br />
Margareta als Schutzheilige für Gebärende<br />
und schwierige Geburten, da sie<br />
nach der Legende unversehrt aus dem<br />
Leib eines sie heimsuchenden Drachen<br />
befreit wurde. Agnes begegnet zudem als<br />
Patronin der Kinder. Auf dem Untergrund<br />
aus feinstem Blattgold bewegen sich die<br />
leichten, eleganten Figuren vor prächtigen,<br />
reliefartig anmutenden Szenerien, die<br />
an byzantinische Stilelemente erinnern.
Der Psalter des Robert de Lisle<br />
Reich wie ein gotischer Altar<br />
Der De Lisle-Psalter ist ein höfisches<br />
Buch, das in seiner Finesse und Eleganz<br />
typisch für den unter König Edward II. in<br />
Westminster gepflegten „Decorated Style“<br />
ist, der zum Feinsten und Formvollendetsten<br />
gotischer Kunst überhaupt gehört.<br />
Ob Robert de Lisle der Auftraggeber oder<br />
nur der erste Besitzer der Handschrift war,<br />
wissen wir nicht. Sicher aber entsprach<br />
das hochstehende Bildprogramm seiner<br />
Bildung und seinen Interessen. Reich<br />
an Ländereien, war der Baron Robert<br />
de Lisle schon früh Pair im englischen<br />
Parlament. Die Könige Edward II. und<br />
Edward III. schätzten seine Dienste, bis<br />
er 1341 in ein Londoner Franziskanerkloster<br />
eintrat, dessen bedeutendster Stifter<br />
er war. Den De Lisle-Psalter vermachte<br />
er bereits 1339 seinen zwei Töchtern,<br />
die sich ins Kloster von Chequesaundes<br />
zurückgezogen hatten, und in weiterer<br />
Erbfolge dem Kloster selbst.<br />
38 durchgehend illuminierte Seiten<br />
sind heute erhalten, mit 33 teils ganzseitigen<br />
Einzelminiaturen zum biblischen<br />
Geschehen und einem eingestreuten<br />
Speculum theologicae mit 12 bebilderten,<br />
seitenfüllenden theologischen Schautafeln,<br />
einer weiteren schematischen Darstellung<br />
ohne figürlichen Schmuck und<br />
einem schön illuminierten Kalender, der<br />
das Buch einleitet.<br />
Wohl um 1310 führte der Madonna-<br />
Meister den umfangreicheren ersten Teil<br />
der künstlerischen Arbeit aus. Er schuf<br />
Figuren in anmutiger, geschwungener<br />
Pose und verstand es, in seinen Schautafeln<br />
Zusammenhänge von Diesseits und<br />
Jenseits, Ethik und Gesetz anschaulich<br />
umzusetzen. Erst um 1330 ergänzte ein<br />
zweiter Künstler das Werk mit fünf Miniaturen,<br />
darunter die ihm seinen Namen<br />
gebende Maiestas, Bilder, die in Farbe<br />
und Duktus Monumentalität und Lebendigkeit<br />
verbinden.<br />
England,<br />
um 1310/1330<br />
British Library,<br />
London,<br />
Ms. Arundel 83 II<br />
14. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
800 Exemplare<br />
(davon 350 Ex.<br />
für den deutschen<br />
Sprachraum)<br />
Kommentar: Prof.<br />
Dr. Lucy Freeman<br />
Sandler<br />
38 Seiten<br />
Format:<br />
22,8 x 33,8 cm<br />
33 teils ganzseitige<br />
Einzelminiaturen,<br />
12 bebilderte,<br />
seitenfüllende<br />
theologische<br />
Schautafeln,<br />
illuminierter<br />
Kalender<br />
Einband:<br />
Ganzleder<br />
17
18<br />
Neapel, um 1340<br />
Österreichische<br />
Nationalbibliothek,<br />
Wien, Cod.ser. nov.<br />
2639<br />
14. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
380 Exemplare,<br />
davon Nrn. 1-80 als<br />
Luxusausgabe<br />
Kommentar:<br />
Dr. Karl-Georg<br />
Pfändtner<br />
72 Seiten<br />
Format:<br />
48,5 x 34,4 cm<br />
43 großformatige<br />
Miniaturen,<br />
29 Fleuronnée-<br />
Initialen und<br />
8 Deckfarben-<br />
Initialen auf<br />
Goldgrund<br />
Einband:<br />
helles Ganzleder<br />
(Luxusausgabe:<br />
weißes Hirschleder,<br />
goldene Lilien und<br />
Wappen der Anjou<br />
auf dem<br />
Vorderdeckel,<br />
veloursüberzogene<br />
Holzkassette)<br />
Das Lobgedicht<br />
auf König Robert von Anjou<br />
Prachtvolles Kaleidoskop des 14. Jahrhunderts<br />
Das um 1340 entstandene Lobgedicht<br />
auf Robert von Anjou (1278-1343), König<br />
von Neapel und Enkel des großen Karl<br />
von Anjou, stellt den König als idealen<br />
Herrscher dar, der allein fähig sei, Italien<br />
unter seiner Herrschaft zu einigen.<br />
Denn Italien ist zerrissen: Robert soll als<br />
zukünftiger Herrscher die Verhältnisse<br />
seiner Zeit ordnen.<br />
Der Codex enthält zwei reich bebilderte<br />
Teile. Der umfangreichere erste<br />
Abschnitt umfasst das Lobgedicht (regia<br />
carmina) auf König Robert von Anjou,<br />
ein Poem, das den Adressaten als Retter<br />
der Kirche und idealen König feiert. Der<br />
zweite Teil unterstützt dieses Lob mit<br />
Zitaten des Hl. Augustinus, die auf Robert<br />
bezogen sind – über die vier Kardinaltugenden,<br />
die christlichen Tugenden sowie<br />
Allegorien der freien Künste. Insgesamt<br />
43 großformatige Miniaturen auf 72<br />
Seiten, reich ausgestattet mit ziseliertem<br />
Gold und Silber, illustrieren diesen außergewöhnlichen<br />
Codex. Die Miniaturen<br />
stellen den „idealen“ Hofstaat Roberts<br />
vor: So treten die für ihr Land bittende<br />
Italia oder mythologische Gestalten der<br />
Antike vor den Thron.<br />
Kaleidoskopartig wird nahezu der<br />
gesamte mittelalterlich-frühneuzeitliche<br />
Bildungskanon ausgebreitet. Der Inhalt<br />
ist zugleich Programm und Vermächtnis<br />
zwischen königlichem Anspruch und<br />
europäischer Realität.<br />
Fol. 23r: Das Parisurteil
Libro d‘ore di Modena<br />
Das Stundenbuch von Modena<br />
aus der Glanzzeit der italienischen Gotik<br />
Unter der Regierung Gian Galeazzo<br />
Viscontis (1380-1402) erlebte Mailand<br />
eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte,<br />
die sich durch die ausgeprägte Bibliophilie<br />
des Fürsten auch in der Förderung<br />
von Meisterwerken der Buchmalerei niederschlug.<br />
Mit Gian Galeazzo leitete ein<br />
Mann die Geschicke des Fürstentums, der<br />
sich sowohl als strategisch denkender Diplomat<br />
erwies als auch zum freigiebigen<br />
Mäzen der Künste und Wissenschaften<br />
entwickelte. 1385 durch den Sturz des<br />
eigenen Onkels in den alleinigen Besitz<br />
der bis dahin geteilten Macht gelangt<br />
und vom deutschen König Wenzel in<br />
den Rang eines erblichen Herzogs und<br />
Reichsfürsten erhoben, sicherte er sich<br />
durch rechtliche Garantien und effi ziente<br />
Verwaltung die Loyalität seiner Untertanen.<br />
Die erfolgreiche Ausweitung der<br />
landesfürstlichen Herrschaft und Würde<br />
fand symbolischen Ausdruck vor allem<br />
in der Errichtung des Doms zu Mailand.<br />
Verantwortlicher Dombaumeister war<br />
Giovannino de‘ Grassi, die herausragende<br />
Künstlerpersönlichkeit Ende des 14.<br />
Jahrhunderts am Hof der Visconti, genialer<br />
Architekt, Bildhauer und Maler, ein<br />
Wegbereiter der autonomen, die Vorgaben<br />
der Illustration überwindenden Zeichnung.<br />
Aus seiner lombardischen Werkstatt<br />
stammt das Stundenbuch Ms. Lat.<br />
842, das heute in der Biblioteca Estense<br />
Universitaria zu Modena verwahrt wird.<br />
Obwohl die in den Dekaden zwischen<br />
1380 und 1420 verbreitete Internationalität<br />
der höfi schen Formsprache auch<br />
hier zu belegen ist, beeindruckt die<br />
Handschrift durch die elegante Linienführung<br />
des Miniaturisten, seine zarte<br />
Konturierung von Figürlichkeit sowie<br />
die farbkräftige und zugleich fi ligrane<br />
Ornamentik der Bildrahmungen und<br />
-hintergünde. Der so genannte Meister<br />
des Stundenbuches von Modena war sehr<br />
wahrscheinlich Tomasino da Vimercate,<br />
einer der bekannten Schüler Giovannino<br />
de‘ Grassis.<br />
Das Faksimile schmückt ein rotsamtener<br />
Einband aus dem 16. Jahrhundert mit<br />
aufwändigen Stickereien, vorne die Büste<br />
der Jungfrau Maria, hinten das Wappen<br />
der venezianischen Familie Bembo, der<br />
damaligen Eigentümer der Handschrift,<br />
einer der ältesten Patrizierfamilien Venedigs.<br />
Fol. 240r: Der Heilige Georg<br />
Mailand, 1390<br />
Biblioteca Estense<br />
Universitaria,<br />
Modena,<br />
Ms. Lat. 842<br />
= alfa. R.7.3<br />
14. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
499 Exemplare<br />
19<br />
Kommentar:<br />
Dres. Paola Di Pietro<br />
Lombardi, Giuseppa<br />
Z. Zanichelli, Milena<br />
Ricci u.a. Deutsche<br />
Übersetzung: Mag.<br />
Christiane Roth<br />
544 Seiten<br />
Format:<br />
15,5 x 21,5 cm<br />
28 ganzseitige<br />
Miniaturen,<br />
15 Seiten mit<br />
vegetabilen<br />
Bordüren,<br />
21 Seiten mit<br />
Schmuckinitialen<br />
Einband:<br />
roter Samt mit<br />
goldenen,silbernen<br />
und farbigen<br />
Stickereien
20 Das Stundenbuch<br />
Brügge,<br />
um 1455<br />
Biblioteca del<br />
Palacio Real,<br />
Madrid<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
980 Exemplare<br />
Exklusiv bei<br />
Bibliotheca Rara<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Dr. Gregory Clark<br />
732 Seiten<br />
Format:<br />
20,5 x 13,8 cm<br />
72 Miniaturen,<br />
24 Kalenderbilder<br />
2 Einbandarten:<br />
Dekor-Version<br />
Mudéjar-Version<br />
der Isabel la<br />
Católica<br />
Im engeren Sinne bezeichnet<br />
man mit Stundenbuch oder<br />
„Libro de Horas“ ein Gebetbuch<br />
für Laien. Ein solches Buch war<br />
das Hochzeitsgeschenk der Stadt<br />
Saragossa an Isabel la Católica.<br />
Ursprünglich für Königin Juana<br />
Enriquez von Navarra und<br />
Aragón geschaffen, besticht<br />
dieser Codex nicht nur durch die<br />
Schönheit seiner Ikonographie,<br />
sondern auch mit seiner ungewöhnlichen<br />
Textfülle.<br />
Er zählt zu den Meisterwerken<br />
der so genannten fl ämischen<br />
Schule und gilt als ein Hauptwerk<br />
der Werkstatt von Willem<br />
Vrelant, einem der angesehensten<br />
Miniatoren der fl ämischen Buchmalerei.<br />
Seine 72 goldgeschmückten Miniaturen<br />
sind ein Beweis für den Reichtum und das<br />
Prestige, die sich mit dem Besitz solcher<br />
Handschriften verbanden. Das Stundenbuch<br />
der Isabel la Católica ist heute eines<br />
der Schmuckstücke der Bibliothek des<br />
Königspalastes von Madrid.<br />
Als Erzbischof Carillo 1469 Isabel von<br />
Kastilien und Fernando von Aragonien<br />
fast heimlich in Valladolid traut, ist der<br />
Affront gegen Isabels Halbbruder und<br />
König perfekt. Hier wird nicht nur die<br />
Vereinigung zweier Kronen eingeläutet,<br />
sondern auch die Geburt Spaniens, die<br />
Einigung der verschiedenen Königreiche<br />
auf spanischem Territorium unter der<br />
kastilischen Krone. Prinz Fernando bringt<br />
aus Saragossa von seiner Mutter Juana ein<br />
Buch mit in die Ehe, ein „Libro de Horas“<br />
ohnegleichen, das ob der Vielzahl seiner<br />
Illustrationen und des Umfanges seiner<br />
liturgischen Texte wie ein doppeltes Stundenbuch<br />
wirkt.
Die Mazarine-Bibel<br />
Die 42-zeilige Gutenberg-Bibel<br />
300 Jahre nach der Erfi ndung Gutenbergs<br />
entdeckte der Pariser Bibliograph<br />
und Buchhändler Guillaume-François<br />
de Bure 1763 in der Sammlung des Kardinals<br />
Mazarine (1602-61) das erste mit<br />
beweglichen Lettern gedruckte Buch,<br />
die 42-zeilige Gutenberg-Bibel, wieder.<br />
Nur 48 Originale der Gutenberg-Bibel<br />
sind heute nachweisbar. Das Exemplar<br />
der Bibliothéque Mazarine, an dem die<br />
Inkunabelkunde zuerst erkannte, dass<br />
es sich um Gutenbergs Werk handelt,<br />
ist vollständig erhalten und in einem<br />
hervorragenden Zustand. Es besteht aus<br />
zwei Bänden von 648 und 636 Seiten,<br />
zweispaltig gesetzt auf elfenbeinartigem<br />
Papier. Die fertigen Bögen wurden entsprechend<br />
den Wünschen des Käufers<br />
durch Rubrizierungen und Miniaturen<br />
verschönert, gebunden und mit einem<br />
schützenden Einband versehen. Das<br />
Exemplar weist zahlreiche gemalte<br />
Initialen auf. Insbesondere verfügt es<br />
über in Blau und Rot gehaltene Initialen<br />
am Anfang der Kapitel, welche noch in<br />
Mainz ausgeführt worden sind (Mainzer<br />
Kalligrafi e). Auf einigen Seiten sieht man<br />
eine per Hand eingefügte Korrektur, wohl<br />
von einem Helfer Gutenbergs, die sich auf<br />
die Nummerierung der Seiten bezieht.<br />
Von der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel<br />
gibt es nur 4 hochwertige Faksimile-<br />
Ausgaben: von den Exemplaren in Berlin<br />
und dem spanischen Burgos, von<br />
der Pelplin-Bibel in Polen und der hier<br />
vorgestellten Mazarine-Bibel. Für deren<br />
Wiedergabe wurde das Original Seite für<br />
Seite mit Hilfe einer Linhof Technikardan<br />
9 x 12 abgelichtet, jede Initiale gesondert.<br />
Ausgehend von den Fotografi en wurden<br />
Zinkklischees hergestellt, die dann als<br />
Druckform für den Buchdruck (Hochdruck)<br />
des schwarzen Textes dienten. Von<br />
diesen Fotografi en wurden auch dreifarbige<br />
Offsetfilme gezogen, die für die<br />
Positionierung der handgemalten Initialen<br />
benutzt wurden. Das Papier für dieses<br />
Faksimile ist eine Spezialherstellung<br />
durch die Papeteries de Lana im Elsaß.<br />
Es handelt sich um rein hadernhaltiges<br />
160g/m 2 Papier; die Wasserzeichen des<br />
Originalpapiers, der Ochsenkopf, zweierlei<br />
Arten der Weintraube und der laufende<br />
Stier, sind detailgetreu wiedergegeben.<br />
Mainz,<br />
1454-56<br />
Bibliothéque<br />
Mazarine, Paris,<br />
Ms. Inc. 1<br />
15. Jahrhundert<br />
21<br />
Limitierte Aufl age:<br />
250 Exemplare,<br />
davon 25 Exemplare<br />
im Originaleinband<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Dr. Christian<br />
Galantaris mit<br />
Beiträgen von<br />
Dr. Pierre Gasnault<br />
und Prof. Dr.<br />
Eberhard König<br />
1.284 Seiten<br />
Format:<br />
40,5 x 30,5 cm
22<br />
Rom/Neapel,<br />
um 1460<br />
Biblioteca General<br />
e Histórica de la<br />
Universidad de<br />
Valencia,<br />
Ms. 837<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
1.380 Exemplare<br />
Exklusiv bei<br />
Bibliotheca Rara<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Prof. Dr.<br />
Antonie Wlosok<br />
552 Seiten<br />
Format:<br />
31,5 x 22,2 cm<br />
38 Miniaturen,<br />
davon 11 ganzseitig<br />
Dokumentation mit<br />
zwei Original-<br />
Faksimileblättern<br />
Publius Vergilius Maro<br />
Bucolica. Georgica. Aeneis.<br />
Publius Vergilius Maro, kurz Vergil,<br />
wurde 70 v. Chr. in Andes bei Mantua als<br />
Sohn einer wohlhabenden Bauernfamilie<br />
geboren. Seine erste Ausbildung erhielt er<br />
in Cremona und Mailand. Anschließend<br />
ging er nach Rom, wo er überwiegend<br />
Rhetorik, aber auch Philosophie bei<br />
dem Epikureer Siron studierte. Ermutigt<br />
von Caius Cilnius Maecenas, in dessen<br />
Dichterkreis er von Varius eingeführt<br />
wurde, schrieb er ein Gedicht über den<br />
Ackerbau, die Georgica, für das er sieben<br />
Jahre brauchte und das er seinem Mentor<br />
Maecenas widmete.<br />
Um sein großartiges Heldenepos, die<br />
Aeneis, das er in Neapel begonnen hatte,<br />
zu vollenden, unternahm er eine Studienfahrt<br />
nach Griechenland und Kleinasien.<br />
Auf der Rückreise mit dem Schiff wurde<br />
er krank und verstarb 19 v. Chr. in<br />
Brindisi. Von den unter seinem Namen<br />
überlieferten Werken sind die Eclogae<br />
oder Bucolica, die Georgica und die<br />
Aeneis die einzigen Texte, deren Echtheit<br />
unumstritten ist. Die Bucolica, die von<br />
Theokrits Werk Eidyllia inspiriert wurden,<br />
bestehen aus zehn kurzen Gedichten,<br />
wobei nur zwei mehr als hundert Verse<br />
haben. All diese zeichnen sich mit Aus-<br />
nahme des vierten Gedichtes durch ihren<br />
idyllisch-bukolischen Charakter aus.<br />
Die Georgica, ein Werk von nicht zu<br />
übertreffender Schönheit, hatte zum Ziel,<br />
dem Herrscher Augustus dabei zu helfen,<br />
eine Rückbesinnung auf die Kräfte der<br />
Natur zu fördern. Sie ist in vier Bücher<br />
unterteilt: Im ersten Buch behandelt<br />
Vergil den Ackerbau und schließt einen<br />
Landsmannkalender und die Witterungszeichen<br />
ein, im zweiten wird die Baumzucht,<br />
vor allem der Weinbau dargestellt,<br />
im dritten die Viehzucht und im vierten<br />
die Apikultur: die Bienenzucht.<br />
Vergil jedoch verdankt seine Unsterblichkeit<br />
der Aeneis, deren Abfassung<br />
er die letzten elf Jahre seines Lebens<br />
widmete. Das aus 12 Büchern bestehende<br />
Heldenepos über den Untergang<br />
Trojas, die Irrfahrten des Aeneas und die<br />
endgültige Ansiedlung einer trojanischen<br />
Kolonie in Latium ist der umfangreichste<br />
Text auf den 552 Seiten der Pergament-<br />
Handschrift.<br />
Acht prominente Maler schmückten<br />
die Fassung von Vergils Opera mit 38<br />
Miniaturen, goldverziert, ein gleichsam<br />
geheimnisvoller Spiegel der künstlerischen<br />
Strömungen dieser Zeit.
Das Lehrbuch für Maximilian I.<br />
Lesen und Schreiben, Latein, vor<br />
allem auch die Vermittlung des Ideals<br />
eines christlichen Lebens – das waren<br />
die zentralen Inhalte der mittelalterlichen<br />
Erziehung und Bildung. Am Beginn des<br />
Unterrichts standen das ABC, die wichtigsten<br />
Gebete der Katholischen Kirche<br />
sowie Verse und Sprüche berühmter<br />
Autoren, die, auswendig gelernt, den<br />
Grundstock für eine lateinische Phraseologie<br />
bildeten. Dieser Lehrplan galt<br />
für bürgerliche Schulen, hatte aber auch<br />
für den Privatunterricht, der Kindern aus<br />
adeligen Kreisen zuteil wurde, Gültigkeit.<br />
Der elementare Lehrstoff wurde üblicherweise<br />
auf einfachen Wandtafeln,<br />
faltbaren Pergament- oder Papiertafeln<br />
oder in nicht illustrierten Gebrauchshandschriften<br />
dargeboten. Daneben<br />
gab es auch reich mit Miniaturen ausgeschmückte<br />
Lehrbücher, die jedoch<br />
nur Prinzen oder jungen Königen vorbehalten<br />
waren und dementsprechend<br />
selten sind.<br />
Umso wertvoller ist jenes Abecedarium,<br />
das prächtig ausgestattet und<br />
zusätzlich noch mit einem berühmten<br />
Namen verbunden ist, mit Kaiser Maximilian<br />
I.. Es ist das erste Lehrbuch,<br />
das Maximilian als Siebenjähriger in<br />
die Hand bekam. Aus ihm lernte er das<br />
Alphabet, das Paternoster, Ave Maria und<br />
andere Gebete sowie Merkverse. In einigen<br />
der farbenfrohen, mit aufwändigem<br />
Gold ausgeführten Miniaturen tritt der<br />
Kaisersohn selbst auf: in der Initiale zum<br />
Vaterunser sehen wir ihn neben seinem<br />
ersten Lehrer Jakob von Fladnitz, wie<br />
er aus einem Codex buchstabiert. Einen<br />
weiteren Bezug zum Benützer stellen die<br />
beiden Wappen der Eltern Maximilians,<br />
Kaiser Friedrichs III. und Eleonores von<br />
Portugal, auf der ersten Textseite her.<br />
Für einen standesgemäßen Unterricht<br />
seines Sohnes bemühte sich Friedrich<br />
III. um wertvolle Schulbücher, für deren<br />
Kosten der Hof nicht selbst aufkommen<br />
wollte. Im reichen Wiener Bürger Stephan<br />
Heuner wurde schließlich ein Mäzen gefunden,<br />
der neben dem Codex 2368 zwei<br />
weitere Handschriften für Maximilian<br />
herstellen ließ.<br />
Eines künftigen Kaisers würdig ist die<br />
Ausstattung des Lehrbuches für Maximilian<br />
I.. Insgesamt 14 Deckfarbenminiaturen,<br />
in Initialbuchstaben eingeschriebene<br />
Genreszenen und religiöse Darstellungen,<br />
stehen am Beginn jedes einzelnen Textabschnitts.<br />
Die erlesene Wirkung dieser<br />
kleinen Kunstwerke wird verstärkt durch<br />
kostbare, mit Ziselierungen und Punzen<br />
geschmückte Partien aus poliertem Blattgold,<br />
mit denen die Buchstabenkörper<br />
hinterlegt sind.<br />
Wien,<br />
1466<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
480 Exemplare,<br />
davon 50 als<br />
Echtgoldausgabe<br />
Kommentar:<br />
Dres. Karl-Georg<br />
Pfändtner,<br />
Alois Haidinger<br />
54 Seiten<br />
Format:<br />
28,4 x 21,4 cm<br />
14 Miniaturen<br />
23<br />
Österreichische<br />
Nationalbibliothek,<br />
Wien, Cod. 2368
24<br />
Frankreich,<br />
zwischen<br />
1460 und 1477<br />
Bibliothèque<br />
nationale de France,<br />
Ms. Rothschild 2973<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
1.380 Exemplare<br />
Kommentar<br />
(englisch):<br />
Prof. Dr.<br />
David Fallows,<br />
dt. Übersetzung:<br />
Dr. Susan Weinert<br />
144 Seiten<br />
Format:<br />
22 x 16 cm<br />
2 ganzseitige<br />
Miniaturen,<br />
127 Seiten mit<br />
Illustrationen von<br />
Pfl anzen, Tieren<br />
und mythologischen<br />
Wesen, reiches<br />
Golddekor<br />
Einband: herzförmig<br />
in rotem Samt mit<br />
Lederschatulle und<br />
Präsentationsvitrine<br />
in Acryl<br />
Audio CD<br />
Ensemble Fontegara<br />
Chansonnier de Jean de Montchenu<br />
Jean de Montchenu, Adliger, Apostolischer<br />
Protonotar, Bischof von Agen<br />
(1477) und Viviers (1478-1497), gab diese<br />
Handschrift, eine Sammlung italienischer<br />
und französischer Liebeslieder und<br />
zugleich Ausdruck seiner Galanterie, in<br />
Auftrag.<br />
Ist das Buch geschlossen, hat es die<br />
Form eines Herzens. Wird es geöffnet,<br />
nimmt es die Gestalt eines Schmetterlings<br />
an, gebildet aus den Herzen zweier sich<br />
Liebenden, die in ihren Liedern Liebesbekundungen<br />
austauschen. Wie leicht<br />
vorstellbar, ist bereits die herzförmige<br />
Kontur der Handschrift eine Rarität. Einzigartig<br />
jedoch sind die bei ihrer Öffnung<br />
sichtbare Darstellung zweier verbundener<br />
Herzen und das reichhaltige Dekor.<br />
Die Lieder in französischer und<br />
italienischer Sprache, geschrieben für<br />
verschiedene Stimmen, sind das Werk<br />
einiger der besten mittelalterlichen Tondichter<br />
und Musiker. Guillaume Dufay<br />
und Johannes Ockeghem, die führenden<br />
Komponisten in der ersten Hälfte des 15.<br />
Jahrhunderts, zählen dazu. Guillaume<br />
Dufay (1397-1474), vom Papst ernannter<br />
Kanoniker in Cambrai und Mons, schuf<br />
gleicherweise geistliche und weltlichhöfi<br />
sche Musik, Messen und Motetten<br />
sowie französische Chansons. Johannes<br />
Ockeghem (1410-1497), fl ämischer Komponist<br />
und Kleriker, Sänger am Hof des<br />
französischen Königs Karl VII., Schatzmeister<br />
der Kirche St. Martin in Tours<br />
und Diplomat des Papstes, war einer der<br />
herausragendsten Bassisten seiner Zeit.<br />
Taucht das Wort „Herz“ im Liedertext<br />
auf, wird es symbolisiert durch ein fein<br />
anmutendes Piktogramm. Im Codex stehen<br />
sich zwei ganzseitige Miniaturen gegenüber.<br />
In der ersten schießt Liebesgott<br />
Cupido mit seinen Pfeilen auf eine junge<br />
Dame, während die Schicksalsgöttin<br />
Fortuna das Lebensrad dreht. In der zweiten<br />
nähern sich die Verliebten einander.<br />
Pentagramme, Musik und Liebesgedichte<br />
sind umgeben mit Illustrationen von Tieren,<br />
Vögeln, Hunden und Katzen sowie<br />
aller Arten von Blumen und Pfl anzen,<br />
erhöht durch die reiche Verwendung von<br />
Gold. Zu Harmonie und Eleganz des Codex<br />
trägt auch der Einband aus blutrotem<br />
Samt bei, der dieses „Buch des Herzens“<br />
umschließt.<br />
Zusammen mit der ganzen Sammlung,<br />
die er von seinem Vater, James de<br />
Rothschild, übernommen und erweitert<br />
hatte, vermachte Henri de Rothschild<br />
diese Handschrift der Nationalbibliothek<br />
Frankreichs in einem denkwürdigen festlichen<br />
Akt am 22. März 1933.
Das Stundenbuch von Rouen N.S.<br />
Aus der Schule von Rouen sind<br />
hervorragende Livre d‘Heures erhalten,<br />
unter denen der Codex de Lisboa wegen<br />
seiner Zuschreibung an den Maitre de<br />
l´Echevinage (den „Magistratsmeister“)<br />
einen besonderen Rang einnimmt. Zudem<br />
stammt die marianische Handschrift aus<br />
der reichen Sammlung Don Franciscos<br />
de Melo Manuel, aus der auch zwei<br />
andere Stundenbücher mit goldverzierten<br />
Miniaturen von James Marrow,<br />
Princeton, als typische Rouennais-<br />
Werke bewertet werden. Der Maitre de<br />
l‘Echevinage de Rouen, auch bekannt<br />
unter dem Namen Maitre de Genève<br />
Latini nach Brunetto Latinis Le trésor<br />
in Genf, war ein äußerst kreativer Buchmaler,<br />
der zwischen 1450 und 1480 in<br />
der Hauptstadt des Departements Seine-<br />
Maritime nachweisbar ist.<br />
Das Stundenbuch von Rouen besitzt<br />
alle Merkmale der goldenen Zeit der französischen<br />
Miniaturillustration, sichtbar in<br />
der Bearbeitung von Landschaften, Perspektive,<br />
Licht und Farbe der Bekleidung<br />
der Personen, in der das Gold bestimmte<br />
Einzelheiten hervorhebt und als Grundfarbe<br />
für die Seitenborte dient.<br />
Rouen,<br />
1475<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
980 Exemplare<br />
Exklusiv bei<br />
Bibliotheca Rara<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Dr. Claus Weinert<br />
142 Seiten<br />
Format:<br />
20,5 x 14,5 cm<br />
9 Miniaturen,<br />
11 Kalendermedaillons<br />
25<br />
Biblioteca Nacional<br />
de Lisboa,<br />
Ms. Il 42
26 Das Stundenbuch des<br />
Jean Bourdichon<br />
Frankreich,<br />
um 1485<br />
Biblioteca<br />
Apostolica<br />
Vaticana, Rom,<br />
Ms. Vat. Lat. 3781<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte<br />
Jubiläums-Aufl age:<br />
499 Exemplare<br />
Deutscher<br />
Kommentar: Prof.<br />
Dr. Eberhard König<br />
226 Seiten<br />
Format:<br />
10,5 x 17 cm<br />
17 mit Bordüren<br />
gerahmte<br />
Miniaturen und<br />
zahlreiche Initialen<br />
Einband:<br />
Ganzledereinband<br />
mit Goldprägung<br />
Dieses Stundenbuch, das sich durch die<br />
unmittelbare, lebendige Kraft der Farben<br />
und die Feinheit der Miniaturen besonders<br />
auszeichnet, zählt zu den schönsten der<br />
Vatikanischen Bibliothek. Es wird dem<br />
berühmten französischen Buchmaler<br />
Jean Bourdichon zugeschrieben und ist<br />
vermutlich um 1485 entstanden. Seit<br />
über 350 Jahren gehört die Handschrift<br />
der päpstlichen Bibliothek an. Sie ist<br />
ihr von Paul V. Borghese, der von<br />
1605 bis 1619 Papst war, geschenkt<br />
worden. Möglicherweise ist sie über<br />
Avignon nach Italien gelangt.<br />
Leuchtende Bordüren in geometrischer<br />
Ausgestaltung, die so genannten<br />
„Bordures a compartiments“, ein Charakteristikum<br />
der französischen Buchmalerei<br />
Ende des 15. Jahrhunderts, rahmen 17 Miniaturen.<br />
Der Text in brauner Tinte zeigt<br />
ein gleichmäßig schönes Bild, das durch<br />
zahlreiche Zierinitialen geschmückt ist.<br />
Der bekannte Handschriftenforscher Limousin<br />
rühmte das Stundenbuch als ein<br />
Meisterwerk Bourdichons. Hier scheint<br />
noch einmal der Glanz der französischen<br />
Miniaturentradition auf. Der feine Malstil<br />
Bourdichons wirkte prägend auf eine ganze<br />
Generation französischer Buchmaler.<br />
Mit ihm vollzieht sich der Durchbruch<br />
von der Spätgotik zur Renaissance.<br />
Der Codex enthält 4 Evangelistenbilder,<br />
eine Darstellung Mariens mit dem<br />
Kinde, einen Zyklus von 7 Szenen aus<br />
der Kindheitsgeschichte Jesu und der<br />
Marienkrönung, der das Marien-Offi zium<br />
begleitet, sowie Kreuzigung, Pfi ngstbild,<br />
David als Büßer und eine Darstellung<br />
Hiobs.
Liber Precum<br />
Andachtsbuch der Kölner Malschule<br />
Fols. 5v/6r: Die Miniatur der Verkündigung an Maria stimmt<br />
den Betrachter bildlich auf den unmittelbar folgenden Text ein:<br />
ein von einem kunstvollen Ornament gerahmtes Gebet zur Gottesmutter.<br />
Mit der Faksimilierung des St. Petersburger<br />
Liber Precum tritt ein bisher kaum<br />
bekanntes Meisterwerk der hochgotischen<br />
Buchmalerei endlich ins Blickfeld<br />
von Sammlern und Wissenschaftlern.<br />
Das hervorstechendste Merkmal<br />
dieses Gebetbuches ist der wegen seines<br />
Umfangs, seiner Erzähldichte und seiner<br />
künstlerischen Qualität einzigartige<br />
Bilderzyklus, der den faksimilierten<br />
ersten Teil der Handschrift, fols. 1-99,<br />
eine Folge von Gebeten zur Vita Christi<br />
und eine Litanei, begleitet. Mit seinen<br />
41 ganzseitigen Miniaturen stellt er<br />
die vollständigste und ikonographisch<br />
reichste Illustrationsfolge zum Leben und<br />
Leiden Jesu dar, die aus dieser Epoche<br />
erhalten ist.<br />
Der inhaltlichen Bedeutung der<br />
Handschrift als Andachtsbuch entspricht<br />
der Grundtenor ihrer Bilder, deren<br />
Hauptakzent auf der Vermittlung der<br />
unterschiedlichsten Stimmungen liegt.<br />
Dynamische Figuren, die durch eine<br />
überaus beredte Gestik und Mimik und<br />
eine innere Spannung miteinander ver-<br />
bunden sind, atmosphärische Landschaften<br />
und eine subtile Farbgebung – das<br />
sind die bildbestimmenden Elemente,<br />
die den besonderen Reiz der Miniaturen<br />
ausmachen und den Illuminator als einen<br />
Meister seines Faches ausweisen.<br />
Dieser Künstler gehörte in der zweiten<br />
Hälfte des 15. Jahrhunderts zu den<br />
führenden Protagonisten der Kölner<br />
Malschule, einer der bedeutendsten Malschulen<br />
der Epoche. Sein umfangreiches<br />
Œuvre umfasst neben Handschriften<br />
auch zahlreiche Tafelbilder, die zeigen,<br />
dass er die große Form ebenso virtuos<br />
beherrscht, wie die kleine. Nichts könnte<br />
die Stellung unserer Handschrift im<br />
Gesamtwerk dieses Künstlers deutlicher<br />
belegen als die Tatsache, dass sie namengebend<br />
für ihren Schöpfer geworden ist.<br />
Mit „seinem“ Gebetbuch hat der<br />
„Meister des St. Petersburger Liber precum“<br />
ein Spitzenwerk geschaffen, das<br />
die große Variationsbreite der spätmittelalterlichen<br />
Buchmalerei in Deutschland<br />
um eine weitere Facette zu bereichern<br />
vermag.<br />
Köln,<br />
um 1480/90<br />
15. Jahrhundert<br />
27<br />
Russische<br />
Nationalbibliothek,<br />
St. Petersburg,<br />
Ms. lat. O. v. I. 206<br />
Limitierte Auflage:<br />
580 Exemplare<br />
Kommentar:<br />
Dres. James Marrow,<br />
Margarita Logutova<br />
198 Seiten<br />
Format:<br />
13,1 x 9,3 cm<br />
41 ganzseitige<br />
Miniaturen
28<br />
Frankreich,<br />
2. Hälfte 15. Jh.<br />
Koninklijke<br />
Bibliotheek,<br />
Den Haag,<br />
Ms. 74G27<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
990 Exemplare<br />
Kommentar:<br />
Prof. Dr.<br />
Eberhard König,<br />
Dr. Dieter Röschel,<br />
Robert Schindler<br />
(Übersetzung des<br />
Textes durch<br />
Prof. Dr. Siegbert<br />
Himmelsbach)<br />
192 Seiten<br />
Format:<br />
13,5 x 20 cm<br />
98 Miniaturen,<br />
zahlreiche<br />
goldgehöhte<br />
Schmuckinitialen<br />
und farbige<br />
Zierelemente<br />
Christine de Pizans Othea-Brief<br />
100 Bilder der Weisheit<br />
Circe, fol. 93r<br />
Christine de Pizan war gerade einmal<br />
vier Jahre alt, als sie 1368 dem französischen<br />
König Karl V. als Tochter des venezianischen<br />
Mediziners, Astronomen und<br />
Astrologen Tomaso Benvenuto de Pizzano<br />
vorgestellt wurde. Tomaso war dem Ruf<br />
des Königs gefolgt und<br />
hatte seine ganze Familie<br />
nach Paris geholt.<br />
Fortan war Christine in<br />
das gebildete, kunstsinnige<br />
Umfeld des Hofes<br />
integriert. Es war die<br />
Zeit des Hundertjährigen<br />
Krieges, in dem England<br />
und Frankreich einen<br />
verlustreichen Konflikt<br />
austrugen. Dennoch war<br />
Paris unter Karl V. das<br />
geistige Zentrum von<br />
Kunst und Kultur Europas.<br />
Christine de Pizans profunde<br />
Bildung war die Grundlage<br />
für ihre vielfältige, schon<br />
früh auch in den Kreisen des<br />
Hofes anerkannte schriftstellerische<br />
Tätigkeit. Vor<br />
allem zwei Werke begründeten<br />
den dichterischen Ruhm<br />
der Christine de Pizan: Noch<br />
heute ist sie wegen des Buchs<br />
von der Stadt der Frauen, Le<br />
Livre de la Cité des dames,<br />
weithin bekannt. Zu ihren<br />
Lebzeiten erfreute sich der<br />
Otheabrief aus dem Jahr<br />
1400, Epistre Othea, mit<br />
seinen hundert Bildern der<br />
Weisheit besonderer Beliebtheit.<br />
Der Brief einer fiktiven<br />
Göttin der Weisheit – Othea<br />
– an den fünfzehnjährigen<br />
trojanischen Helden Hektor<br />
machte die Dichterin zur Erzieherin<br />
ganzer Generationen.<br />
Mit hundert Beispielen, die<br />
dem trojanischen Sagenkreis<br />
sowie der antiken Mythologie<br />
und Dichtung entnommen<br />
sind, werden Ratschläge für<br />
ein rechtschaffenes Leben<br />
begründet.<br />
Die Bilderhandschrift aus der Königlichen<br />
Bibliothek in Den Haag besticht<br />
durch eine abwechslungsreiche Szenen-<br />
folge und die leuchtenden Farben der<br />
Miniaturen.<br />
Detail aus Orpheus und Eurydice, fol. 65v
Der Boccardino-Codex<br />
Stundenbuch für Lorenzo II. de‘ Medici und<br />
Madeleine de la Tour d‘Auvergne<br />
Florenz im Mai 1518: Eine hochpolitische<br />
Hochzeit wird gefeiert. Lorenzo di<br />
Piero de‘ Medici heiratet Madeleine de la<br />
Tour d‘Auvergne aus dem Hause Valois.<br />
Sein Onkel, Papst Leo X., hat diese Allianz<br />
Florenz-Paris in die Wege geleitet,<br />
von der schon Lorenzo il Magnifico<br />
träumte. Zur Vermählung gibt nun Papst<br />
Leo, ein Sohn Lorenzos, der bildschönen<br />
Prinzessin ein winziges Stundenbuch in<br />
die Hand, welches nicht nur ein Kunstwerk,<br />
sondern auch ein diplomatisches<br />
Dokument ist, voller Wappen und Embleme<br />
beider Familien, en miniature gestaltet<br />
vom zur damaligen Zeit bedeutendsten<br />
Florentiner Buchmaler Boccardino dem<br />
Älteren.<br />
Der berühmte Boccardino oder Giovanni<br />
Boccardi hatte vom Papst, einem<br />
großzügigen Kunstförderer, und dessen<br />
Bruder, Kardinal Giulio de‘ Medici,<br />
persönlich den heiklen, weil in das Ränkespiel<br />
der Politik verwobenen Auftrag<br />
erhalten, ein besonderes Stundenbuch zur<br />
Hochzeit ihres Neffen Lorenzo zu gestalten.<br />
Es sollte nicht nur ein Andachtsbuch<br />
werden, sondern darüber hinaus ein<br />
Sinnbild politischer Macht. Erst 1512<br />
war es den Medici wieder gelungen,<br />
diese zurückzuerlangen, hatte sie 1494<br />
doch der Italienfeldzug König Karls VIII.<br />
von Frankreich gezwungen, Florenz zu<br />
verlassen.<br />
Madeleine aber sollte nicht glücklich<br />
werden. Sie starb im Kindbett von Catherina,<br />
der späteren Königin von Frankreich.<br />
Catherina de‘ Medici dedizierte<br />
dann das kostbare Erbstück ihrer Tochter<br />
Isabel de Valois zur Prachthochzeit mit<br />
Felipe II., dem König von Spanien.<br />
Das Stundenbuch, ein Libretto da<br />
Mano, ein Kleinod der Florentiner Renaissance,<br />
geschrieben in gerundeter,<br />
aus Minuskeln bestehender Humanistica,<br />
wird heute im Museo Lázaro Galdiano in<br />
Madrid verwahrt.<br />
Florenz,<br />
um 1516/18<br />
Museo Lázaro<br />
Galdiano, Madrid,<br />
Sig. 15512<br />
16. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
980 Exemplare<br />
Exklusiv bei<br />
Bibliotheca Rara<br />
Deutscher<br />
Kommentar:<br />
Dr. Claus Weinert<br />
332 Seiten<br />
Format:<br />
6 x 4 cm<br />
11 ganzseitige<br />
Miniaturen,<br />
14 Dekorseiten<br />
29
30<br />
Nürnberg,<br />
1613<br />
Universitäts-<br />
bibliothek Eichstätt<br />
(Seminarbibliothek)<br />
17. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
1.500 Exemplare<br />
Mehrsprachiger<br />
Kommentar<br />
(deutsch, englisch,<br />
italienisch):<br />
Dr. Klaus W. Littger,<br />
Prof. Dr. Werner<br />
Dressendörfer u.a.<br />
3 Bände<br />
(I: 134 Tafeln,<br />
II: 127 Tafeln,<br />
III: 106 Tafeln)<br />
Format:<br />
43,5 x 52 cm<br />
Kolorierte Kupferstiche<br />
von 1.084<br />
Pflanzen auf 367<br />
Tafeln, 5 Frontispize<br />
(darunter das Porträt<br />
Basilius Beslers)<br />
Einband:<br />
Schafspergament<br />
mit reliefartiger<br />
Dekoration<br />
Infos unter<br />
www.garten-voneichstaett.de<br />
Der Garten von Eichstätt<br />
Der Hortus Eystettensis des Basilius Besler<br />
Der Hortus Eystettensis, zu deutsch<br />
Garten von Eichstätt, ist ein im Jahre<br />
1613 erschienenes botanisches Werk,<br />
das im Auftrag des Fürstbischofs von<br />
Eichstätt, Johann Conrad von Gemmingen,<br />
durch den Nürnberger Apotheker<br />
Basilius Besler (1561-1629) angefertigt<br />
wurde. Fast 1.100 Pflanzenarten, nahezu<br />
alle damals bekannten Kulturpflanzen,<br />
sind auf 367 handkolorierten Kupferstichen<br />
erfasst, die nach den Blühzeiten der<br />
Pflanzen angeordnet wurden.<br />
Modell für dieses gemalte Herbarium<br />
war der fürstbischöfliche Garten der<br />
Residenz Willibaldsburg in Eichstätt mit<br />
seinen Freiflächen, Gewächshäusern und<br />
Orangerien, ein Luxusgarten, der als einer<br />
der prächtigsten seiner Zeit galt. Für die<br />
Bestandsaufnahme und botanische Kommentierung<br />
der Pflanzen, die zumeist in<br />
natürlicher Größe dargestellt und stets auf<br />
einer Seite erläutert sind, konnte Besler<br />
den Altdorfer Botanikprofessor Ludwig<br />
Jungermann als Mitautor gewinnen. Die<br />
damalige Fachliteratur wurde umfassend<br />
zu Rate gezogen und auf berühmte Botaniker<br />
wie Joachim Camerarius, Carolus<br />
Clusius oder Leonhart Fuchs verwiesen.<br />
Heute erinnert auf der Willibaldsburg<br />
der „Bastionsgarten“ an die vergangene<br />
Pracht des fürstbischöflichen Gartens,<br />
der bereits 1633 im 30-jährigen Krieg<br />
beim Einmarsch schwedischer Truppen<br />
beschädigt wurde. Während der Codex<br />
den Wandel der Zeit überstand, wurde der<br />
Garten zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />
zum Nutzgarten und schließlich ganz aufgegeben,<br />
die Nachbildung des einstigen<br />
Areals erst 1998 eröffnet.<br />
Eine der wenigen aufwändig kolorierten<br />
Erstausgaben des Hortus Eystettensis<br />
befindet sich im Besitz der Eichstätter Seminarbibliothek,<br />
prachtvolles Zeugnis eines<br />
bedeutungsvollen Kulturgutes.
Biblia Pauperum Apocalypsis<br />
Der Buchtypus mit dem missverständlichen<br />
Namen Biblia Pauperum, zu<br />
deutsch Armenbibel, bildete sich vermutlich<br />
in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts<br />
im süddeutschen Sprachraum aus.<br />
Mit ihm begegnet keineswegs eine Bibel<br />
für Bedürftige oder Mittelose, gleichsam<br />
eine Billigausgabe der Heiligen Schrift.<br />
Die Zerbster Prunkbibel<br />
Cranachbibel<br />
Die Zerbster Prunkbibel,<br />
vielfach auch Cranachbibel<br />
genannt, entstand nach<br />
der Bibelübersetzung von<br />
Martin Luther und wurde<br />
im Jahre 1541 gedruckt von<br />
Hans Lufft in Wittenberg.<br />
Das den Text und Illustrationen<br />
zur Apokalypse umfassende<br />
Werk befindet sich im<br />
Besitz der Stadt Zerbst, der<br />
Nachbarstadt Wittenbergs<br />
und damals die größte und<br />
geschichtlich wie wirtschaftlich<br />
bedeutendste Stadt Anhalts.<br />
Lucas Cranach der Jüngere (1515<br />
bis 1586) entwickelte sich als Sohn und<br />
Schüler Lucas Cranachs des Älteren zu<br />
einem bedeutenden Maler und Porträtisten.<br />
Nach dem Tod des Vaters übernahm<br />
er dessen Werkstatt, wo die Holzschnitte<br />
Die Biblia Pauperum ist vielmehr eine<br />
Art Bilderbibel, ein Erbauungsbuch mit<br />
didaktischen Illustrationen und kurzen<br />
begleitenden Texten. Die im Mittelpunkt<br />
der Lehrabsicht stehenden Bildgruppen<br />
konstituieren eine innere Einheit von<br />
Altem und Neuem Testament.<br />
Die Weimarer Handschrift enthält<br />
– eine Ausnahme unter den etwa 80<br />
überlieferten Codizes – Darstellungen<br />
zur Apokalypse. Sie überrascht zudem<br />
durch ihr für den Buchtypus ungewöhnliches<br />
Folioformat und durch die große<br />
Zahl farbig aquarellierter Illustrationen.<br />
Federzeichnungen mit ausdrucksvoller<br />
und wirkungsmächtiger Koloration treten<br />
gerade bei den Abbildungen zur Apokalypse<br />
ins Blickfeld des Betrachters. Die<br />
dominante Verwendung von Blau- und<br />
Grüntönen sowie die reiche Auftragung<br />
von Blattgold faszinieren ebenso wie das<br />
auffällige Changieren und Schillern der<br />
vorwiegend hellen Farbtöne.<br />
der Zerbster Prunkbibel entstanden. Sie<br />
sind mehr als Illustrationen, sie sind<br />
bildkünstlerische Interpretationen des<br />
Bibeltextes. Die figurenreichen, aufwändigen<br />
Kompositionen beeindrucken vor<br />
allem durch ihre erzählerische Qualität<br />
und die Intensität der Farben.<br />
Erfurt,<br />
1340-1350<br />
14. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
980 Exemplare<br />
72 Seiten, davon<br />
44 Faksimileseiten<br />
mit Golddruck<br />
31<br />
Herzogin Anna<br />
Amalia Bibliothek,<br />
Weimar,<br />
Ms. Fol. max. 4<br />
Format: 33 x 51 cm<br />
Wittenberg,<br />
1541<br />
Neudruck des<br />
Faksimiles von<br />
1973, hergestellt für<br />
die Von Cansteinsche<br />
Bibelanstalt,<br />
Witten<br />
16. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
800 Exemplare<br />
152 Seiten,<br />
davon 72 vierfarbig<br />
mit Goldprägung<br />
Format: 28 x 41 cm
32<br />
Restbestände aus der Biblioteca Apostolica Vaticana<br />
Editionen Belser <strong>Verlag</strong><br />
Die berühmte Biblioteca Apostolica Vaticana, die Vatikanische Bibliothek, zählt zu den bedeutendsten Bibliotheken der Welt.<br />
Ihre Ursprünge reichen bis ins 4. Jahrhundert zurück, ihre neuzeitliche Blüte begann zur Zeit der Renaissance, unter Papst<br />
Nikolaus V., während das Jahr 1475 als das eigentliche Gründungsdatum der Vaticana gelten kann. Zu den Beständen der<br />
Vatikanischen Bibliothek, insgesamt rund 1,6 Millionen Bänden, gehören heute etwa 75.000 Handschriften, weit über 100.000<br />
Autographen, ebensoviele Stiche und Karten, viele Tausende von Bänden an Archivalien und an die 8.000 Wiegendrucke. Die<br />
Vaticana ist somit ein Spiegelbild des Geistes von Jahrhunderten.<br />
Wandalbert von Prüm<br />
Reg. lat. 438. Editions-Nr. LXXXIII. Das Reichenauer Martyrologium für Kaiser Lothar I.<br />
Entstanden nach 855. 72 Seiten. Format: 14,6 x 19 cm. Halbledereinband mit Vollholzdeckeln.<br />
Limitierte Aufl age: 900 Exemplare.<br />
Der Dichtermönch Wandalbert verfasste in Versform dieses Verzeichnis der heiligen Märtyrer.<br />
Er widmete seine Hexameterverse Kaiser Lothar I., der im Kloster Prüm gestorben ist.<br />
Die Reichenauer Handschrift ist prachtvoll ausgestattet durch 12 ganzseitige goldgrundige<br />
Monatsbilder, das Dedikationsbild mit gekröntem Herrscher, durch goldverzierte Kapitälchen<br />
und Zierbuchstaben.<br />
Modi Orandi Sancti Domini<br />
Ross. 3 (Teil 1). Editions-Nr. LXXXII. Gebets- und Andachtsgesten des Hl. Dominikus.<br />
Entstanden um 1330 in Südfrankreich. 20 Seiten mit 9 Miniaturen. Format: 12 x 16,6 cm. Goldfaksimilierung<br />
im Spezialverfahren. Limitierte Aufl age: 900 Exemplare.<br />
Die Handschrift wird in der ganz besonderen Form des „Beutelbuches“ präsentiert. Im 15. Jh.<br />
vor allem gebräuchlich, diente diese Einbandart zur bequemeren Handhabung des Buches. Das<br />
Einbandleder wurde zu einem Knoten gebunden und konnte am Gürtel befestigt werden. Die<br />
wertvollen Miniaturen dienten als Vorbild für den körpersprachlichen Ausdruck des Gebets.<br />
Alphabetum Romanum<br />
Vat. lat. 6852. Editions-Nr. LXX. Entstanden um 1460. 42 Seiten. Format: 12,5 x 18 cm.<br />
Einband mit handmarmoriertem Papier.<br />
Das Römische Alphabet des veronesischen Humanisten Felice Feliciano ist die erste<br />
neuzeitliche Darstellung der antiken römischen Capitalis. Die Buchstaben sind innerhalb von<br />
Kreis und Quadrat mustergültig konstruiert. So diente das Alphabetum Romanum als Vorbild<br />
und klassisches Maß für Generationen. Die Handschrift ist bis auf zwei Ausnahmen in Altrosa<br />
geschrieben. Sie dokumentiert die vorbildliche Schriftkunst der Renaissance.<br />
Offi zium der Madonna (vergriffen)<br />
Vat. lat. 10293. Editions-Nr. LXXII. Entstanden im 15. Jh. in Flandern. 474 Seiten. Format:<br />
7,8 x 10,5 cm. 34 ganzseitige Miniaturen, 14 Schmuckinitialen und über 1.200 Initialen.<br />
Ziselierter Goldschnitt. Ganzledereinband (hellbraunes Schafl eder) mit zeitgenössischem,<br />
blindgeprägtem Dekor. Limitierte Weltaufl age: 2.900 Exemplare, davon 1.000 für die deutschsprachigen<br />
Länder.<br />
Am Beginn dieses kostbaren Stundenbuches steht ein Kalendarium mit originellen Darstellungen<br />
der zwölf Tierkreiszeichen. 4 Evangelistenbilder, 15 ganzseitige Miniaturen und<br />
Bordüren mit Architekturmotiven in perspektivischer Ansicht zeigen hochentwickelte fl ämische<br />
Feinmalerei.<br />
Skizzenbuch des Francesco di Giorgio Martini<br />
Urb. lat. 1757. Editions-Nr. LXXX. Entstanden um 1478-1489 in Urbino. 400 Seiten. Format:<br />
5,9 x 8 cm. Über 1.200 Konstruktionszeichnungen und Skizzen. Ganzledereinband (Kalbsleder)<br />
mit zwei Messingschließen und patiniertem Farbschnitt, in Schmuckkassette. Limitierte<br />
Weltaufl age: 2.980 Exemplare, davon 2.000 für die deutschsprachigen Länder.<br />
Einer der bekanntesten Militärarchitekten und -ingenieure um die Wende des 15./16. Jhs.,<br />
Francesco di Giorgio Martini (1439-1501), legte dieses „Geheimbüchlein“ an. Der kleinformatige<br />
Codex ist ein umfangreiches Zeugnis unbändigen technischen Erfi ndungsreichtums.
Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen<br />
Wir informieren Sie gerne über unseren Bestand an vergriffenen Faksimile-Editionen aller <strong>Verlag</strong>e!<br />
Das Evangeliar<br />
Heinrichs<br />
des Löwen<br />
Das teuerste Buch der Welt<br />
Heinrich der Löwe, 1129 (31)-1195,<br />
einer der mächtigsten Landesfürsten der<br />
Stauferzeit, Herzog von Sachsen und<br />
Bayern, hat diese prunkvolle Handschrift<br />
in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit<br />
seiner Gemahlin Mathilde, Tochter des<br />
englischen Königs Heinrich II., widmete<br />
er das Evangeliar dem Braunschweiger<br />
Dom, den er seit 1173 errichten ließ,<br />
anlässlich der Weihe des dortigen Marienaltars<br />
1188.<br />
Der Codex ist nicht nur eine der großen<br />
Schöpfungen romanischer Buchkunst<br />
in Deutschland. Er ist zugleich ein ein-<br />
Johanna I. ‚die Wahnsinnige‘, 1504-<br />
55 Königin von Kastilien und Aragón,<br />
Tochter Ferdinands II. und Isabellas der<br />
Katholischen, geistig verwirrt, doch als<br />
Erbin der Kronen anerkannt, vom eigenen<br />
Vater für regierungsunfähig erklärt und<br />
1509 von Staatsaufgaben entbunden, gab<br />
das Werk zu Beginn des 16. Jahrhunderts<br />
bei Simon Bening in Auftrag.<br />
Der Flame Bening (um<br />
1483-1561) war der herausragendste<br />
Miniaturist seiner<br />
Zeit. Der portugiesische Diplomat<br />
und Humanist Damiao<br />
de Goes bezeichnete ihn um<br />
1530 als den besten Künstler<br />
der Buchmalerei. In Benings<br />
Werkstatt in Brügge entstand<br />
die gewünschte Handschrift,<br />
ein Rosenkranz, dessen 16<br />
farbenprächtige Miniaturen<br />
die in altspanischer Sprache<br />
verfassten Gebete illustrieren.<br />
drucksvolles Monument der weltlichen<br />
wie geistlichen deutschen Geschichte,<br />
einzigartig deshalb, weil er ebenso von<br />
mittelalterlicher Frömmigkeit zeugt, wie<br />
seine Bilder den weltlich-politischen<br />
Anspruch Heinrichs des Löwen kundtun.<br />
+++ Bibliotheks-/Studienausgabe, in braunes Ganzleder gebunden und Ausgabe Insel-<strong>Verlag</strong> +++<br />
Rosario de Juana la Loca<br />
Original nur als Faksimile<br />
Der Codex Rosario de Juana la<br />
Loca ist nicht als Buch, sondern in losen<br />
Blättern erhalten. Das Faksimile fügt die<br />
Handschrift in ihrer Originalkomposition<br />
zusammen, indem sie alle dazugehörigen<br />
Blätter aufgenommen hat, die heute in der<br />
Boston Public Library und im Fitzwilliam<br />
Museum, Cambridge, aufbewahrt<br />
werden.<br />
+++ Rosario de Juana la Loca +++ Kurz vor Redaktionsschluss als vergriffen gemeldet +++<br />
12. Jahrhundert<br />
33<br />
Helmarshausen,<br />
vor 1188<br />
Herzog August<br />
Bibliothek Wolfenbüttel,<br />
Codex Guelf. 105<br />
Noviss. 2 o<br />
Limitierte Aufl age:<br />
1.000 Exemplare<br />
226 Blätter<br />
Format:<br />
34,2 x 25,3 cm<br />
50 ganzseitige<br />
Miniaturen<br />
Brügge,<br />
1. Hälfte 16. Jh.<br />
Boston Public<br />
Library, Ms. Med.<br />
35 & Fitzwilliam<br />
Museum,<br />
Cambridge,<br />
Ms. 257 a, b<br />
16. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
999 Exemplare<br />
32 Seiten<br />
Format: 11 x 9 cm<br />
16 ganzseitige<br />
Miniaturen und<br />
14 Initialen<br />
(Gold / Silber)
34<br />
Paris /Angers,<br />
1430-35<br />
Bibliothèque<br />
Nationale, Paris,<br />
Ms. lat. 9471<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
995 Exemplare<br />
478 Seiten<br />
Format: 29 x 21 cm<br />
12 ganzseitige<br />
Miniaturen<br />
Brügge,<br />
um 1465-1470<br />
Biblioteca<br />
Nacional, Madrid,<br />
Ms. Vitr. 24-2<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
500 Exemplare<br />
404 Seiten<br />
Format: 19 x 13 cm<br />
78 Miniaturen<br />
Grandes Heures de Rohan<br />
Die Exzeptionalität des Stundenbuchs<br />
von Rohan, eines mit Miniaturen auf allen<br />
Seiten grandios und wirkungsmächtig<br />
zugleich illuminierten Gebetbuches,<br />
zeigt sich insbesondere in seinen zwölf<br />
erhaltenen Vollminiaturen. In nahezu<br />
mystischer Expressivität werden Gefühle<br />
und Stimmungsbilder vermittelt. Dies<br />
geschieht durch den bewussten Einsatz<br />
intensiver Farbtöne, den individuellen<br />
Umgang mit Proportion und Bewegung<br />
sowie die kontrastierende, spannungsreiche<br />
Gegenüberstellung graziler und<br />
grober Figürlichkeit.<br />
Um 1430-35 hat der Meister von<br />
Rohan, ein herausragender Künstler der<br />
französischen Gotik, unter dessen verantwortlicher<br />
Leitung wenigstens drei<br />
weitere Buchmaler an der Fertigstellung<br />
der Handschrift beteiligt waren, das<br />
Stundenbuch konzipiert. Es entstand in<br />
einer Werkstatt in Paris oder Angers. Einfl<br />
üsse der Gebrüder Limburg sowie des<br />
Vrelant-Stundenbuch<br />
der Leonor de la Vega<br />
Die flämisch-burgundische Buchmalerei<br />
erlebte ihre Blütezeit unter dem<br />
Patronat zweier kunstsinniger burgundischer<br />
Herzöge, Philipps des Guten und<br />
Karls des Kühnen, zwischen den Jahren<br />
Bedford- und Boucicaut-Meisters waren<br />
für den Stil des Ateliers charakteristisch.<br />
Es zählt zu den Wegbereitern fl ämischer<br />
Meister wie Jan van Eyck und Roger van<br />
der Weyden.<br />
1440/45 und 1475. Philipp der Gute versammelte<br />
die bedeutendsten Buchmaler<br />
der Zeit an seinem Hof in Brügge. Eine<br />
große und außerordentlich produktive<br />
Werkstatt unterhielt der 1410 im holländischen<br />
Utrecht geborene Willem Vrelant,<br />
ein Meister der Buchmalerei, bekannt für<br />
seine sonore Farbgebung, ausdrucksstarke<br />
zeichnerische Konturierungen und<br />
Grisaille-Malerei.<br />
Neben Vorlagen aus der Werkstatt<br />
des Boucicaut-Meisters, eines herausragenden,<br />
auf die perspektivisch richtige<br />
Darstellung von Menschen und Räumen<br />
spezialisierten Tafel- und Buchmalers,<br />
inspirierten Vrelant vor allem die Kunstwerke<br />
Jan van Eycks, der ab 1430/31 als<br />
Hof- und Stadtmaler in Brügge tätig war.<br />
Van Eycks Vorliebe für Details, seine<br />
Freude an lichtdurchfl uteten Innenräumen<br />
und sich in die Ferne dehnenden Landschaften<br />
verspüren wir auch bei Vrelant.
Francesco Petrarcas Trionfi<br />
Am Karfreitag 1327 begegnete der<br />
junge Francesco Petrarca (1304-74) in<br />
der Kirche Sainte Claire in Avignon der<br />
verheirateten Laura, seiner lebenslangen<br />
platonischen Liebe und Leitfigur seiner<br />
Dichtungen, der lyrischen Gedichte des<br />
Canzoniere (Lieder) und der allegorischen<br />
der Trionfi (Triumphe). Trionfi,<br />
die vom Geist der Antike getragene<br />
Lobpreisung der Triumphe<br />
des Göttlichen, entstand<br />
nach 1352, vielleicht noch<br />
in Avignon, der Stadt, in der<br />
Petrarca für längere Zeit am<br />
Papsthof gelebt hatte, die er<br />
aber 1353 für immer verließ.<br />
Dem Askanierfürsten<br />
Ludwig von Anhalt-Köthen<br />
(1579-1650) gelang 1628<br />
eine kongeniale Übertragung<br />
des Textes, deren Wiederentdeckung<br />
im Zentrum<br />
Das Berliner Stundenbuch<br />
der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians I.<br />
Die Verbindung der Häuser<br />
Habsburg und Burgund durch<br />
die Heirat zwischen Maria von<br />
Burgund, der einzigen Tochter<br />
und Erbin Karls des Kühnen,<br />
und dem Sohn Kaiser Friedrichs<br />
III., Maximilian, war<br />
trotz dahinter stehender politischer<br />
Erwägungen ein romantisch-idyllisches<br />
Intermezzo<br />
und führte zu persönlichem<br />
Liebes- und Familienglück.<br />
Im Zuge dieser Verbindung<br />
aus dem Jahre 1477 entstand<br />
eine der schönsten Bilderhandschriften<br />
des burgundischen<br />
Fürstenhauses: das Berliner Stundenbuch<br />
der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians.<br />
Der Buchmaler erschließt Innenräume<br />
und weite Landschaften und tritt<br />
mit den besten Tafelmalern seiner Zeit<br />
dieser Edition steht. Der Codex selbst<br />
stammt aus der Bibliothek des römischen<br />
Kardinals Zelada. Nach der Besetzung des<br />
Kirchenstaates durch Frankreich und seiner<br />
Verbannung stiftete Zelada seine Büchersammlung<br />
der Biblioteca de la Catedral,<br />
Toledo. Von dort gelangte der Codex<br />
1869 in die Biblioteca Nacional Madrid.<br />
in einen Wettstreit, bei dem die Buchkunst<br />
nicht selten triumphiert. Sogar der große Simon<br />
Bening hielt später so manche Bildidee<br />
aus dem Stundenbuch für zeitlos gültig.<br />
Florenz,<br />
um 1480<br />
35<br />
Biblioteca Nacional,<br />
Madrid,<br />
Ms. Vitr. 22-4<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
1.380 Exemplare<br />
176 Seiten<br />
Format: 11,5 x 7,5 cm<br />
7 Miniaturen<br />
Brügge,<br />
um 1480<br />
Kupferstichkabinett<br />
der Staatlichen<br />
Museen zu Berlin<br />
Preußischer Kulturbesitz,<br />
Ms. 78 B 12<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
980 Exemplare<br />
726 Seiten<br />
Format: 10,3 x 7 cm<br />
27 ganzseitige<br />
Miniaturen,<br />
11 größere Miniaturen,<br />
36 Kleinbilder im Text,<br />
16 Ornamentseiten<br />
CORON/FVL
36<br />
Insel Iona<br />
(Hebriden), um 800<br />
Trinity College<br />
Library, Dublin,<br />
Ms. A.I.6 (58)<br />
9. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
1.480 Exemplare<br />
680 Seiten<br />
Format: 33 x 25 cm<br />
Einband aus<br />
feinstem weißen<br />
Leder und<br />
Schmuckkassette<br />
Oxford, 13. Jh.<br />
The Walters Art<br />
Museum, Baltimore,<br />
Ms. W. 106 / Museé<br />
Marmottan in Paris<br />
13. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
980 Exemplare<br />
62 Seiten<br />
Format:<br />
13,5 x 10 cm<br />
Einband mit<br />
Elfenbeinreplikat<br />
und<br />
Schmuckkassette<br />
aus Leder<br />
Antiquariat: Sehr gut erhaltene 2. Hand-Editionen<br />
Das Book of Kells wurde vermutlich<br />
im Kloster Iona um das Jahr 800 von<br />
unbekannten Künstlern geschaffen.<br />
Kaum ein anderes Werk besitzt eine solch<br />
ungeheuere Symbolkraft und magische<br />
Ausstrahlung wie dieses prachtvolle<br />
Evangeliar. Das Geheimnisvolle gründet<br />
Die Oxforder Bibelbilder des William<br />
de Brailes befi nden sich heute verteilt auf<br />
zwei Kontinenten: 24 Folios liegen im<br />
Walters Art Museum in Baltimore, 7 im<br />
Museé Marmottan in Paris. Erst die Faksimile-Edition<br />
führt die Folge aus 31 bebilderten<br />
Blättern wieder zusammen. Der<br />
Zyklus besticht durch die einfallsreichen<br />
Das Book of Kells<br />
Editionen Faksimile <strong>Verlag</strong> Luzern<br />
vor allem im Reichtum und<br />
in der Komplexität seiner<br />
Dekoration. Der Eindruck<br />
der Heiligkeit des Textes<br />
wird durch eine Ausgestaltung,<br />
die übernatürlich anmutet,<br />
bestärkt.<br />
Das Book of Kells enthält<br />
so manche Miniatur des<br />
frühen Mittelalters, die zu<br />
den schönsten zählt, die je<br />
geschaffen wurden. Bis auf<br />
zwei sind alle Seiten der<br />
Handschrift mit einer fast<br />
unbeschreiblichen Fülle symbolträchtiger<br />
und mystischer Malerei ausgeschmückt.<br />
Das Buch enthält die vier Evangelien als<br />
den heiligsten Text der Christenheit, aber<br />
auch vielfältigste Zitate, die sehr lustig<br />
sind. Buchstaben werden zu Bildern und<br />
Bilder zu Buchstaben.<br />
Die Oxforder Bibelbilder<br />
und fein gezeichneten Darstellungen des<br />
Meisters aus Oxford wie durch den üppigen<br />
Goldauftrag auf jedem Folio. Eine<br />
eigene Lebendigkeit erhielten die Goldfl<br />
ächen in einem letzten Arbeitsschritt,<br />
der Ziselierung. Mit speziellen Werkzeugen<br />
wurden feine Muster aus Rauten,<br />
Punkten und schuppenartig übereinander<br />
gelegten Halbkreisen<br />
auf das Gold<br />
geprägt.<br />
Der Einband der<br />
Oxforder Bibelbilder<br />
aus rotem Samt ist<br />
eine Besonderheit in<br />
der Geschichte des<br />
Buches: in den Vorderdeckel<br />
wurde eine<br />
beidseitig geschnitzte,<br />
fi ligrane gotische<br />
Elfenbeinplatte eingelassen.
Marco Polo:<br />
Das Buch der Wunder um 1410<br />
Das Buch der Wunder, eine Bilderhandschrift<br />
über die abenteuerlichen<br />
Reisen des venezianischen Kaufmanns<br />
Marco Polo (1254-1324), gehört zu den<br />
berühmtesten Handschriften des Spätmittelalters.<br />
Sie gilt als ein Höhepunkt<br />
der französischen Buchmalerei. Selten<br />
dienten weltliche Themen bei der Entstehung<br />
derart prachtvoller Codizes als<br />
Vorlage. Die Reiseberichte des Marco<br />
Polo, die erste präzise geografi sche und<br />
Les Très Riches Heures<br />
du Duc de Berry<br />
Jean, Duc de Berry, der die Très<br />
riches Heures in Auftrag gab, war der<br />
wohl größte Bibliophile des Mittelalters.<br />
Einsam überragt das zwischen 1410 und<br />
1485 entstandene Werk an Neuem und<br />
Kühnheit seine Zeit. Was der Handschrift<br />
zu ihrem einzigartigen Ruhm verholfen<br />
hat, sind ihre großen Miniaturen, in der<br />
Art und im Format kleiner Tafelbilder. Paul<br />
Limburg und seine Brüder begannen mit<br />
der Ausschmückung des prunkvollen Stundenbuchs,<br />
Jean Colombe vollendete sie.<br />
Verfeinerter Manierismus der Hofkunst,<br />
Einfl üsse der italienischen und niederländischen<br />
Malerei vereinigten sich mit den<br />
Stileigenheiten der Pariser Werkstätten zu<br />
einer Synthese, die den „Internationalen<br />
Stil“ begründete. Im Codex begegnen<br />
131 reich mit Gold und Silber ausgelegte<br />
Prachtminiaturen, 3.000 Goldinitialen sowie<br />
über 1.800 vergoldete Zeilenleistchen.<br />
ethnologische Dokumentation<br />
von Ländern und<br />
Völkern des Orients, waren<br />
jedoch wie geschaffen<br />
dafür, zumal die Neugier<br />
auf den legendären Osten<br />
in Europa schon immer<br />
ausgeprägt war.<br />
Um 1410 im Auftrag<br />
des Herzogs von Burgund,<br />
Johann Ohnefurcht, angefertigt,<br />
gelangte das prachtvolle Werk<br />
– es besitzt 84 großformatige Miniaturen<br />
in herrlichen Farben und reichem<br />
Goldschmuck – drei Jahre später als<br />
Geschenk in den Besitz des Herzogs von<br />
Berry. Nach dessen Tod ging es an die<br />
Familie Armagnac über. Danach verliert<br />
sich die Spur des Codex. Er taucht<br />
erst Anfang des 16. Jahrhunderts in der<br />
Bibliothek König Franz I. wieder auf.<br />
Bibliothèque<br />
Nationale, Paris,<br />
Ms. Francais 2810<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
980 Exemplare<br />
37<br />
192 Seiten<br />
Format: 42 x 30 cm<br />
84 Miniaturen<br />
Paris,<br />
1410-1485<br />
Museé Condé,<br />
Chantilly bei Paris,<br />
Ms. 65<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
980 Exemplare<br />
416 Seiten<br />
Format:<br />
21,5 x 29,4 cm<br />
131 Miniaturen,<br />
über<br />
3.000 Goldinitialen
38 Das Brüsseler Stundenbuch<br />
Nordfrankreich,<br />
Anfang 15. Jh.<br />
Bibliothèque<br />
Royale Albert I.,<br />
Brüssel,<br />
Ms. 11060-61<br />
15. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
980 Exemplare<br />
276 Seiten<br />
Format:<br />
27,5 x 18,5 cm<br />
20 ganzseitige<br />
Miniaturen und 17<br />
Initialseiten<br />
Gent, Brügge,<br />
Anfang 16. Jh.<br />
Österreichische<br />
Nationalbibliothek,<br />
Wien, Cod. 1858<br />
16. Jahrhundert<br />
Limitierte Auflage:<br />
980 Exemplare, davon<br />
Luxusausgabe 290<br />
Exemplare<br />
366 Seiten, Format:<br />
19,5 x 13,7 cm<br />
58 Miniaturen,<br />
über 200 Drôlerien<br />
Vergoldete<br />
Zierschließen,<br />
Beschläge und Rosetten<br />
(Luxusausgabe)<br />
Geheimnisvolles Juwel des Herzogs von Berry<br />
Das Brüsseler Stundenbuch gilt als<br />
Inbegriff des gotisch gestalteten Buches.<br />
Erstmals zeigt sich hier eine ganz moderne<br />
Art der Illumination: eine große Miniatur<br />
im einfachen Rechteck, ohne jedes<br />
Das Buch der Drôlerien<br />
Croy-Gebetbuch<br />
Das Croy-Gebetbuch<br />
wird von einem<br />
Kalender eingeleitet,<br />
der auf herrlich ausgestalteten<br />
Doppelseiten<br />
den Lauf des Jahres<br />
anzeigt. Aber auch die<br />
anderen Miniaturen<br />
sind von ausgezeichneter<br />
Qualität. Sämtliche<br />
Seiten mit großformatigen<br />
Bildern<br />
sind von bronzegoldenen<br />
Schnitzwerkrahmungen eingefasst,<br />
die in gotischen Formen gehalten sind.<br />
Dasselbe Rahmensystem findet sich auch<br />
auf den gegenüberliegenden Textseiten,<br />
so dass beim Aufschlagen der wichtigsten<br />
Textabschnitte jeweils derselbe optische<br />
Eindruck entsteht. Ein auffälliges Charakteristikum<br />
des Gebetbuchs ist die<br />
Maßwerk und ohne rechte Anpassung<br />
an das Buch. Fast scheint es, als wolle<br />
der Maler ein Fenster in das Pergament<br />
schneiden und den Blick nach außen<br />
öffnen. Die Malerei lässt die Funktion<br />
der Ausschmückung hinter sich. Man<br />
nimmt an, dass die Konzeption und die<br />
Vorzeichnungen auf den Miniaturisten<br />
Jacquemart zurückgehen, der seit 1384<br />
im Dienste des Herzogs von Berry stand.<br />
Er wandelte die Miniatur in ein ganzseitiges,<br />
autonomes Bild um, ganz nach<br />
italienischem Vorbild.<br />
Einer der Höhepunkte im Brüsseler<br />
Stundenbuch ist zweifellos die Demi-<br />
Grisaille-Doppelseite. In den Pariser<br />
Prachthandschriften des 14. Jahrhunderts<br />
wurde die Grisaille-Technik zur Mode,<br />
wobei die Maler mit den Nuancen der<br />
Farbe Grau modellierten. Im Brüsseler<br />
Stundenbuch ist sie mit kräftigen Farbtupfern<br />
gepaart, ein künstlerisches Mittel<br />
zu neuer Ästhetik.<br />
meisterhafte Ausführung der Drôlerien,<br />
jener Motive im Randdekor einer Handschrift,<br />
die Mischwesen von Menschen,<br />
Tieren und Pflanzen oder anorganischen<br />
Dingen bilden. Der Namenseintragung<br />
„Guillaume de Croy“ zufolge nennt man<br />
den Codex auch das Croy-Gebetbuch, der<br />
Name einer der mächtigsten und reichsten<br />
Familien Burgunds.
Antiquariat: Prachthandschriften der Reichenau<br />
Das Evangeliar Ottos III. Reichenau, um 1000<br />
Zu den größten Werken der abendländischen<br />
Buchmalerei gehört das um<br />
1000 auf der Reichenau entstandene<br />
Evangeliar Ottos III.. Es war nicht die<br />
erste Handschrift, die das Skriptorium<br />
des Inselklosters für Otto III. schuf, und<br />
sie blieb auch nicht die letzte. Es ist aber<br />
die bedeutendste und großartigste in der<br />
Reihe der kostbaren, für den Kaiser bestimmten<br />
Codizes, deren andere heute in<br />
Aachen und Bamberg aufbewahrt werden.<br />
Der kaiserliche Empfänger erscheint<br />
denn auch am Anfang der Handschrift:<br />
Über zwei Buchseiten ausgebreitet, ist<br />
dieses monumentale Herrscherbild eine<br />
der schönsten Dokumentationen des ottonischen<br />
Kaisertums, der Idee des Kaisers,<br />
wie die Zeit ihn sah. Kaiserlich wie dieses<br />
Bild ist auch der übrige Schmuck der<br />
Handschrift. Sie besitzt in den Miniaturen<br />
der vier Evangelisten Schöpfungen von<br />
einmaliger Erfi ndungskraft, und die ihnen<br />
Das Perikopenbuch Heinrichs II.<br />
Ein Werk von europäischer Bedeutung<br />
Unter den reichen Geschenken, die<br />
Heinrich II., der Cousin des 1002 unerwartet<br />
verstorbenen Otto III., und seine<br />
Frau Kunigunde Bamberg vermutlich<br />
zur Weihe des Doms 1012 zuwandten,<br />
zugeordneten ganzseitigen Initialblätter<br />
gehören zu den vollendetsten Zeugnissen<br />
der mittelalterlichen Ornamentkunst.<br />
In die Berichte der Evangelien sind 29<br />
ganzseitige Bilder eingefügt.<br />
ist das nach dem König und späterem<br />
Kaiser benannte Perikopenbuch wohl das<br />
kostbarste: eine Prachthandschrift aus der<br />
Reichenauer Malschule mit einem christologischen<br />
Bildzyklus, der einen Höhepunkt<br />
der ottonischen Kunst darstellt, und<br />
mit einem Einband ausgestattet, auf den<br />
wertvollste Stücke aus dem persönlichen<br />
Besitz des Herrscherpaars aufgebracht<br />
sind.<br />
Schon das äußere Erscheinungsbild<br />
des Codex belegt dessen imperialen,<br />
auf beeindruckende Pracht orientierten<br />
Charakter. Der Illusionismus spätantiker<br />
Bildvorlagen ist in Eindimensionalität verwandelt,<br />
verbunden mit einer Tendenz zu<br />
ausgeprägter Symmetrie. Die Zeitlosigkeit<br />
christlicher Verkündigung hat hier eine<br />
adäquate Bildsprache gefunden, in der<br />
alles auf die Aussage konzentriert ist. Die<br />
Goldpartien sind wie beim Evangeliar Ottos<br />
III. in 23,5 Karat Echtgold faksimiliert.<br />
Bayerische<br />
Staatsbibliothek,<br />
München,<br />
Ms. Clm 4453<br />
11. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
600 Exemplare<br />
39<br />
522 Seiten<br />
Format: 24,8 x 33,5 cm<br />
51 ganzseitige<br />
Miniaturen und ca.<br />
120 Initialbuchstaben<br />
Reichenau, vor 1012<br />
Bayerische<br />
Staatsbibliothek,<br />
München,<br />
Ms. Clm 4452<br />
11. Jahrhundert<br />
Limitierte Aufl age:<br />
500 Exemplare<br />
410 Seiten<br />
Format: 32 x 42,5 cm<br />
40 ganzseitige<br />
Miniaturen und<br />
Schmuckseiten,<br />
184 Großinitialen
Unser Domizil<br />
48143 Münster<br />
Rosenstraße 12-13<br />
(vis-á-vis der Überwasserkirche)<br />
Telefon +49 (0)251 48 227-30<br />
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