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Molzbichler, Kulturen in Konflikt

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<strong>Kulturen</strong> <strong>in</strong> <strong>Konflikt</strong>? Vom Umgang mit <strong>Konflikt</strong>en <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturellen Beziehungen181Die Verbesserung der <strong>in</strong>terkulturellen Kompetenz sollte ebenso e<strong>in</strong> wichtiger Aspektim Rahmen von Integrationskonzepten se<strong>in</strong>. Beispielsweise bemüht sich derzeitdie Stadt Salzburg, e<strong>in</strong> Integrationskonzept zu erarbeiten – immerh<strong>in</strong> leben <strong>in</strong> Salzburgca. 20 Prozent MigrantInnen. Dafür stehen aber zu wenig f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen zurVerfügung, um mittel- bzw. langfristig planen zu können und auch <strong>in</strong>terkulturelleKompetenz auf breiter Ebene zu fördern. 64. Abschließende Bemerkungen<strong>Kulturen</strong> s<strong>in</strong>d nichts Statisches, sondern bee<strong>in</strong>flussen, überschneiden und verb<strong>in</strong>densich gegenseitig. So können Menschen aufgrund e<strong>in</strong>es längeren Aufenthalts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eranderen Kultur e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> ihrer »Heimatkultur« e<strong>in</strong>e stärkere Verwurzelung erleben,andererseits sich von dieser abwenden; sie können sich sowohl heimatlos als auch beheimatetfühlen; und sie können sowohl große Geme<strong>in</strong>samkeiten als auch große Differenzenzwischen jenen <strong>Kulturen</strong> feststellen, <strong>in</strong> denen sie sich bef<strong>in</strong>den (<strong>Molzbichler</strong>2004, 187–201). Wichtig ist stets das Bewusstse<strong>in</strong>, dass jede Person damit <strong>in</strong>dividuell unterschiedlichumgeht. Diese Feststellung steht im Gegensatz zu allen Konzeptionen, dievon klaren Grenzen zwischen <strong>Kulturen</strong> ausgehen, und somit kulturelle Unterschiedestets als unverrückbar und unveränderbar begreifen. Damit werden jedoch die <strong>Konflikt</strong>ezwischen verschiedenen kulturellen Wertvorstellungen geschürt, und immer wiederwird die Frage nach der wertvolleren, besseren Kultur gestellt.Aufgrund der globalen Vernetzung nehmen die Auslandsaufenthalte und somitauch die Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit anderen <strong>Kulturen</strong> stetig zu. In diesem Zusammenhangentstehen neue Vermischungen von <strong>Kulturen</strong>, gespeist von der Pluralität der Anschauungen,Werte und Normen. Dies erklärt auch die Feststellung vieler InterkulturalistInnen,dass sich die <strong>Kulturen</strong> nicht e<strong>in</strong>ander annähern (bzw. angleichen), sonderneher e<strong>in</strong>e Zunahme der kulturellen Vielfalt zu erwarten ist. Daher s<strong>in</strong>d besonders Empathiefähigkeitund <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz von großer Bedeutung, da sie <strong>Konflikt</strong>e,<strong>in</strong> denen Kulturunterschiede e<strong>in</strong>e Rolle spielen, entschärfen können.In diesem Zusammenhang ist es wichtig, etwa mit dem Kulturschock positiv umzugehen,das heißt, sich e<strong>in</strong>e eigene persönliche Kultur zu schaffen, <strong>in</strong>dem die anerzogenenund die neuen (fremden) kulturellen Wertvorstellungen mite<strong>in</strong>ander verbundenwerden. Damit kann man sich idealerweise sowohl <strong>in</strong> der »Heimatkultur« als auch <strong>in</strong>der »Gastkultur« bewegen und erwirbt somit <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz. Dies trifft vorallem für jene zu, die sich <strong>in</strong>tensiv mit den Unterschieden, aber vor allem den Geme<strong>in</strong>samkeitender <strong>Kulturen</strong> beschäftigt haben. Darum gilt: Je früher man die möglichenAuswirkungen e<strong>in</strong>es Kulturschocks erkennt, und sich der kulturellen Differenzen undÄhnlichkeiten bewusst ist, desto besser kann man mit e<strong>in</strong>em Kulturschock umgehen.Diese <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz wird <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e immer wichtigere Rolle spielen,wenn es etwa darum geht, <strong>in</strong>ternationale Wirtschaftskooperationen weiter auszubauen,6 Weitere Informationen dazu f<strong>in</strong>den Sie unter: http://www.stadt-salzburg.at/<strong>in</strong>ternet/extras/presse/aussendungen/2005/p2_158202.htm, 1. 4. 2005.www.sws-rundschau.atSWS-Rundschau (45. Jg.) Heft 2/2005: 160–184

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