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Molzbichler, Kulturen in Konflikt

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<strong>Kulturen</strong> <strong>in</strong> <strong>Konflikt</strong>? Vom Umgang mit <strong>Konflikt</strong>en <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturellen Beziehungen179aufenthalt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bei IFIM absolviert haben. Die IFIM-Befragungsergebnisses<strong>in</strong>d äußerst <strong>in</strong>teressant:Demnach erlebt nur e<strong>in</strong>e Mehrheit der <strong>in</strong> Indonesien und Indien befragten Expatriatesdas für den Kulturschock als so typisch geltende »Stimmungstief«, währenddie Mehrheit der Befragten <strong>in</strong> den anderen Ländern e<strong>in</strong> solches nach eigener E<strong>in</strong>schätzungim ersten Jahr des Auslandsaufenthalts »eher nicht« erlebt hat. Mit ausgereisteFrauen sche<strong>in</strong>en dabei Kulturschock-Phänomene wie Stimmungstief, Heimweh, E<strong>in</strong>gewöhnungsprobleme,etc. eher zu erleben (oder zuzugeben) als (ihre) Männer (IFIM2001, 1).Das IFIM-Team präsentierte aufgrund der Evaluierung von 450 Befragten im Zeitraum1999 –2001 folgende Analyse: G<strong>in</strong>g man bis dato noch davon aus, dass auch e<strong>in</strong>eexzellente Vorbereitung auf e<strong>in</strong>en Auslandsaufenthalt zwar die Symptome e<strong>in</strong>es Kulturschocksmildern, sie jedoch nicht aufheben kann, müssen aufgrund dieser Ergebnisseneue Schlussfolgerungen gezogen werden. So hat es den Ansche<strong>in</strong>, dass ehemaligeIFIM–TeilnehmerInnen mehrheitlich nicht oder nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Ausmaß an Kulturschock-Symptomenleiden. Dafür bietet IFIM folgende Interpretationsmöglichkeitenan:1. »In der bisherigen Forschung wird der Kulturschock übertrieben dargestellt. In der Praxisist das alles halb so schlimm.«2. »Durch die <strong>in</strong>tensive Auslandsvorbereitung wird anschließend von sehr vielen e<strong>in</strong>Kulturschock erlebt.«3. »Die Erhebungsdaten führen irre – auch ehemalige IFIM-TeilnehmerInnen erleidenim ersten Jahr e<strong>in</strong>en spürbaren Kulturschock« (IFIM 2001, 1).Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Kulturschocks selten zugegeben werden. Ich denkeaber, dass jede Person, die für beispielsweise e<strong>in</strong>en längeren Auslandsaufenthalt <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er anderen Kultur mit anderen Wertvorstellungen, anderen Ritualen, Symbolen oderHelden lebt, e<strong>in</strong>e Form des Kulturschocks erlebt. Mittlerweile gibt es jedoch e<strong>in</strong>e Füllean Möglichkeiten, sich vor e<strong>in</strong>em längeren Auslandsaufenthalt über die kulturellenWertvorstellungen <strong>in</strong> dieser Region usw. zu <strong>in</strong>formieren – sehr wichtig dabei ist vor allemdas grundlegende Wissen darüber, was erwünscht und was verpönt ist, wie etwabegrüßt wird und anderes mehr (Rupprecht-Stroell 2005). Auf jeden Fall kann festgehaltenwerden, dass man Handwerkszeug benötigt, um andere <strong>Kulturen</strong> (besser) verstehenzu können. Dodds Vorschläge für die Überw<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es Kulturschocks könnengut dazu beitragen und werden <strong>in</strong> der Praxis häufig angewendet.3.2.5 Interkulturelle KompetenzWenn wir uns mit dem Thema »Kulturschock« ause<strong>in</strong>ander setzen, stoßen wir früheroder später auf den Begriff »<strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz«. Unter »<strong>in</strong>terkultureller Kompetenz«versteht man die Fähigkeit,»… sich <strong>in</strong> kulturellen Überschneidungssituationen orientieren und aufgrund von kontextabhängigemWissen angemessen verhalten zu können. E<strong>in</strong>e Person ist <strong>in</strong>terkulturell kompetent,wenn sie die fremde Kultur soweit verstanden hat, dass sie die Erwartungen und Reaktionenihrer Mitglieder ähnlich gut vorhersehen kann wie die Erwartungen und Reaktionen derwww.sws-rundschau.atSWS-Rundschau (45. Jg.) Heft 2/2005: 160–184

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