Molzbichler, Kulturen in Konflikt
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<strong>Kulturen</strong> <strong>in</strong> <strong>Konflikt</strong>? Vom Umgang mit <strong>Konflikt</strong>en <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturellen Beziehungen171Stufe 4: Images und KoalitionenHier sorgen sich die Parteien um ihre Reputation und s<strong>in</strong>d auf der Suche nach Unterstützung(en)von anderen – nicht direkt Beteiligten. In diesem Bereich ist an ke<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>vernehmliche Lösung zu denken. E<strong>in</strong>e »w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation« ersche<strong>in</strong>t denBeteiligten demnach nicht mehr möglich. Unbeteiligte werden nun <strong>in</strong> den <strong>Konflikt</strong>mit e<strong>in</strong>bezogen, um die eigene Position und Sichtweise zu stärken. Bei der <strong>Konflikt</strong>lösungkönnen Mediatons-Maßnahmen zwar helfen, jedoch ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung überdas Sachproblem schwierig.Stufe 5: GesichtsverlustAuf dieser Stufe s<strong>in</strong>d vor allem Rache, Ärger und Angriffe unterhalb der Gürtell<strong>in</strong>ieanzutreffen. Es werden so genannte Nebenkriegsschauplätze eröffnet. Hier mussbei e<strong>in</strong>em <strong>Konflikt</strong>lösungsprozess jedes Wort auf die Waage gelegt werden, um niemandenzu verletzen.Stufe 6: DrohstrategienHier spielt das Sachproblem ke<strong>in</strong>e Rolle mehr – es verschw<strong>in</strong>det zunehmend. Derweiteren <strong>Konflikt</strong>eskalation kann nur mehr mit e<strong>in</strong>er Trennung vorgebeugt werden.Stufe 7: Begrenzte VernichtungsschlägeKommt es auf Stufe 6 zu ke<strong>in</strong>er Trennung, steht die systematische Schädigung desGegenübers im Vordergrund, um es zum E<strong>in</strong>lenken zu zw<strong>in</strong>gen.Stufe 8: ZersplitterungDiese Zerstörung kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en wahren Nervenkrieg ausarten. Es kommt zu gezieltenAngriffen, die Gegenpartei soll zerfallen.Stufe 9: Geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> den AbgrundHier gibt es ke<strong>in</strong>en Weg mehr zurück. Die totale Vernichtung, selbst um den Preisder eigenen Selbstvernichtung, steht im Mittelpunkt.Für Glasl stellt der »…Übergang von Stufe zu Stufe … auch das Abgleiten von e<strong>in</strong>emRegressionsniveau zu e<strong>in</strong>em noch niedrigeren Regressionsniveau« (Glasl 1990, 216) dar.Er weist darauf h<strong>in</strong>, dass es zwischen den Stufen 3 und 4 sowie zwischen 6 und 7 so genannteRegressionsschwellen gibt, das heißt, ab hier ändern sich u. a. E<strong>in</strong>stellungen undVerhalten der <strong>Konflikt</strong>parteien. So streben die <strong>Konflikt</strong>parteien auf den Stufen 1 bis 3e<strong>in</strong>e »w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation« an, während bei den Stufen 4 bis 6 aus Sicht der Beteiligtenbereits von e<strong>in</strong>er »w<strong>in</strong>-lose-Situation« gesprochen werden kann. Ab Stufe 7 geht es ume<strong>in</strong>e »lose-lose-Situation«, das heißt, den <strong>Konflikt</strong>parteien geht es im Endeffekt um dieSchädigung der jeweils anderen <strong>Konflikt</strong>partei, egal ob dies auch e<strong>in</strong>e Selbstschädigungmit sich br<strong>in</strong>gen würde. Für jede Eskalationsstufe gibt es auch e<strong>in</strong>e bestimmte vorgeschlageneBehandlungsmöglichkeit. Diese Optionen be<strong>in</strong>halten etwa e<strong>in</strong>fache Moderationen,Vermittlungen durch e<strong>in</strong>e dritte Partei (Mediation), aber auch Schiedsverfahrenoder Machte<strong>in</strong>griffe von außen. Glasls Ansatz wird bei <strong>in</strong>terkulturellen <strong>Konflikt</strong>enauf verschiedenen Ebenen angewendet, wie etwa von Keashly und Fisher (1996) oderRopers (1995). Verb<strong>in</strong>det man nun die Eskalationsgrade Glasls mit Kulturerfassungsansätzen,etwa den Hofstedeschen Dimensionen, so entsteht e<strong>in</strong> neues Bild <strong>in</strong>terkulturellen<strong>Konflikt</strong>managements, das es möglich macht, auf vielen Ebenen anzusetzen und zuarbeiten.www.sws-rundschau.atSWS-Rundschau (45. Jg.) Heft 2/2005: 160–184