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1. Einleitung 1.1 Problemstellung und Zielsetzung

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<strong>Einleitung</strong>versicherungsunternehmen gewonnenen Einsichten jedoch nur eingeschränkt aufRückversicherungsunternehmen übertragen. 12Im Rahmen der Steuerung von Erst- <strong>und</strong> Rückversicherungsunternehmenkommt erschwerend hinzu, dass der Bereich der Schaden- bzw. Nicht-Lebensversicherung von mehrjährigen Preiszyklen geprägt ist. Insbesondere inder Rückversicherung sind Preisschwankungen von bis zu 50 % in einigen Spartendabei nicht ungewöhnlich. 13 Aufgr<strong>und</strong> dieser Zyklen sind Rückversicherungsunternehmenregelmäßig erheblichen Einnahmeschwankungen ausgesetzt,die unmittelbar auf die Gewinne <strong>und</strong> damit auf die Eigenkapitalrendite sowieden Unternehmenswert durchschlagen. Dieser zyklische Charakter des Rückversicherungsgeschäftsbereitet dem Management von Rückversicherungsunternehmen,das strategische <strong>und</strong> operative Entscheidungen zu treffen hat, erheblicheProbleme. Es ist daher nicht verw<strong>und</strong>erlich, wenn postuliert wird: „ ... managingthe cycle is the most important challenge for the non-life [re]insurancemarket“ 14 .In der Praxis stellt der Versicherungszyklus somit eine erhebliche Herausforderungfür die wertorientierte Steuerung von Rückversicherungsunternehmen dar.Gleichwohl hat sich die versicherungswissenschaftliche Forschung bisher nuram Rande mit dem Zyklusphänomen als Problem der Unternehmenssteuerungauseinandergesetzt. Dieses Defizit ist vor allem auch deswegen auffallend, weildie Versicherungsökonomie als ‚Schwesterdisziplin‘ der Versicherungsbetriebslehresich dem Thema ‚Versicherungszyklus‘ mit besonderer Intensität gewidmethat bzw. widmet. Zu denken ist hier insbesondere an die Vielfalt unterschiedlichertheoretischer Erklärungsansätze. Die Versicherungsbetriebslehrehat sich dagegen bisher nur vereinzelt in systematischer Weise mit den Auswirkungenvon Versicherungszyklen auf die Unternehmenssteuerung beschäftigt.Insbesondere die Verknüpfung wertorientierter Steuerungsfragen mit dem Zyklusphänomenist bislang nicht erfolgt. Diese Themenstellung ist dabei nicht nurvon rein wissenschaftlichem Interesse, sondern hat, wie die nachfolgende Tabelle1 verdeutlicht, auch erhebliche empirische Relevanz. Dabei geht es neben derEntwicklung von Handlungsoptionen auf strategischer bzw. taktischer Steuerungsebenesowie der Analyse möglicher Interdependenzen vor allem auch umdie operative Entscheidungsunterstützung.121314Vgl. Farny, D. (1965), S. 4; Gerathewohl, K. (1976), S. 657 sowie Schmidt, J. (1980), S. 7.Vgl. Enz, R. (2002), S. 3; Meier, U. B. / Outreville, J. F (2003), S. 5.Lloyd’s (2006), S. 5.3


<strong>Einleitung</strong>Aufgr<strong>und</strong> der in der Rückversicherungswirtschaft vorherrschenden oligopolistischenMarkt- <strong>und</strong> Wettbewerbsstrukturen dürfen die aus der entwickelten Steuerungskonzeptionresultierenden Handlungsempfehlungen jedoch nicht isoliertbetrachtet werden. Vielmehr müssen auch wettbewerbstheoretische Aspekte indas Entscheidungs- bzw. Optimierungsproblem einbezogen werden. Neben derendogenen strukturellen Interdependenz zwischen den einzelnen Aktionsparameternmuss somit auch die exogene strategische Interdependenz in der Modellierungberücksichtigt werden. Die spieltheoretische Analyse der identifiziertenAktionsparameter stellt daher den dritten zentralen Untersuchungsgegenstandder vorliegenden Arbeit dar.<strong>1.</strong>2 Erläuterung zum Gang der UntersuchungZentrales Ziel der vorliegenden Arbeit ist, Handlungsmöglichkeiten für eine effektiveBerücksichtigung des Zyklusphänomens im Rahmen einer wertorientiertenUnternehmenssteuerung aufzuzeigen. Der strukturelle Aufbau der Arbeit istin der nachfolgenden Abbildung dargestellt.Kapitel 2.1: RückversicherungKapitel 2.2:(Rück-)VersicherungszyklusKapitel 2.3:Wertorientierte SteuerungKapitel 3:Strategisch-taktische SteuerungsebeneKapitel 3.1:Zeichnungskapazität & RV-Preisals taktische AktionsparameterKapitel 3.2:Technologie als strategischerAktionsparameterKapitel 4:Operative SteuerungsebeneRückversicherungsspezifischesRevenue ManagementKapitel 5: Spieltheoretische Analyse wettbewerbsbedingter ModellimplikationenQuelle: Eigene DarstellungAbbildung 1: Aufbau der Arbeit5


<strong>Einleitung</strong>Kapitel 2 dient der Beschreibung wesentlicher Gr<strong>und</strong>lagen. Die Ausführungenwerden daher bewusst kurz gehalten, um mehr Raum für die nachfolgende formaltheoretischeAnalyse zu lassen. Nach einer kurzen Darstellung der Rückversicherungsowie der Konkretisierung professioneller Rückversicherungsunternehmenals Untersuchungsgegenstand wird das gr<strong>und</strong>sätzlich auf Versicherungsmärktenbeobachtbare Phänomen des Versicherungszyklus erläutert. UmAufschluss über die tatsächliche Erscheinungsform von Versicherungszyklen inder Realität zu geben, erfolgt eine entsprechende empirische Analyse. Dabeiwird gesondert untersucht, inwieweit sich Erst- <strong>und</strong> Rückversicherungszyklenhinsichtlich ihrer Schwankungsintensität unterscheiden. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong>wird das Konzept der wertorientierten Steuerung dargestellt. Da für die praktischeUmsetzung einer wertorientierten Steuerungskonzeption ein klares Verständnisüber die tatsächliche Wertschaffung in der Rückversicherung unabdingbarist, wird der Wertschaffungsprozess in der Rückversicherungswirtschaftgenauer analysiert <strong>und</strong> aufbauend auf den Erkenntnissen ein geeigneter Steuerungsansatzaufgezeigt, bevor abschließend die Auswirkungen von Versicherungszyklenauf eine derartige Steuerungskonzeption betrachtet werden.Kapitel 3 setzt unmittelbar auf dieser Betrachtung auf <strong>und</strong> untersucht die Bedeutungder taktischen Kapazitätswahl im Vorfeld der jährlichen Vertragserneuerungenfür eine wertorientierte Zyklussteuerung. Dabei wird die gr<strong>und</strong>legendeProblematik betrachtet, dass ein Rückversicherungsunternehmen bei der Festlegungder Rückversicherungspreise an die Kapazitätsentscheidung geb<strong>und</strong>en ist.Die Preisentscheidung hat jedoch Einfluss auf Rückversicherungsnachfrage, diewiederum Gr<strong>und</strong>lage der Kapazitätsentscheidung ist. Die Berücksichtigung dieserstrukturellen Entscheidungsinterdependenz steht daher zunächst im Vordergr<strong>und</strong>der Betrachtung. Da in diesem Zusammenhang deutlich wird, dass derKostenstruktur bei der Kapazitäts- <strong>und</strong> Preisentscheidung eine erhebliche Bedeutungzukommt, wendet sich die Untersuchung schließlich der strategischenTechnologieentscheidung zu, die auf den Aufbau vorteilhafter Kostenstrukturenim Zykluskontext abzielt. Um sowohl die strukturellen Wechselwirkungen <strong>und</strong>wertschaffenden Effekte, die die einzelnen Aktionsparameter nach sich ziehen,transparent zu machen als auch den Einfluss des Versicherungszyklus auf dieoptimale Wahl der Aktionsparamater herauszuarbeiten, erfolgt jeweils eine deterministische<strong>und</strong> stochastische Modellierung des Entscheidungsproblems. Dadie Optimierung aufgr<strong>und</strong> der Entscheidungsinterdependenzen im Zykluskontextsimultan erfolgen muss, werden zudem geeignete Lösungsalgorithmen fürdie jeweiligen stochastischen Optimierungsprobleme dargestellt.6


<strong>Einleitung</strong>Kapitel 4 erörtert ausgehend von der taktischen Kapazitäts- <strong>und</strong> Preisentscheidung,ob <strong>und</strong> inwiefern die Anwendung von Revenue Management geeignet ist,den operativen Herausforderungen an eine wertorientierte Steuerung im Zykluskontexteffektiv begegnen zu können. Ausgehend von einer Beschreibung dergr<strong>und</strong>sätzlichen Methodik wird zunächst die generelle Anwendungsmöglichkeitvon Revenue Management in der Rückversicherung geprüft, bevor durch geeigneteAnpassung des vorhandenen Instrumentariums die Konzeption eines RevenueManagement-Ansatzes zur operativen Entscheidungsunterstützung erfolgt.Kapitel 5 erweitert die Modellanalyse in Anbetracht oligopolistischer Anbieterstrukturenin der Rückversicherung schließlich um wettbewerbstheoretische Aspekte.Um neben den strukturellen folglich auch die daraus resultierenden strategischenInterdependenzen im Rahmen einer wertorientierten Steuerung zu berücksichtigen,stützt sich die Untersuchung auf das spieltheoretische Konzeptdes (teilspielperfekten) Nash-Gleichgewichts. Ausgehend von einer kurzen Darstellungdes typischerweise für Versicherungsmärkte unterstellten einstufigenPreis-Wettbewerbs werden in Anlehnung an Kapitel 3 die wertorientierten AktionsparameterKapazität-, Preis <strong>und</strong> Technologiewahl schrittweise in ein mehrstufigesOligopolmodell integriert. Zunächst erfolgt dabei die Untersuchung deroptimalen Kapazität <strong>und</strong> Preisentscheidung, indem dem Preis-Wettbewerb einezweite Spielstufe vorgeschaltet wird, auf der die Rückversicherungsunternehmenihre Zeichnungskapazitäten festlegen. Ausgehend von diesem zweistufigenKapazität-Preis-Wettbewerb werden schließlich durch die Vorschaltung einerweiteren Spielstufe, auf der die Rückversicherungsunternehmen über ihre Technologiewahldie Kostenstrukturen festlegen, Handlungsempfehlungen in Bezugauf die optimale Kostenstruktur hergeleitet. Um Zyklus- <strong>und</strong> Wettbewerbseffektedabei wiederum isoliert betrachten zu können, erfolgt dabei wie schon in Kapitel3 eine separate deterministische <strong>und</strong> stochastische Wettbewerbsmodellierung.Kapitel 6 fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen <strong>und</strong> schließt die Arbeitmit einem Blick auf weiterführenden Forschungsbedarf ab.7

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