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August 2009 - Der Neusser

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Born to be Me – Für Vielfalt und Demokratie<br />

Klingt das spannend?<br />

Nicht wirklich. Aber bitte, lesen Sie weiter. Das ist eine Erfolgsstory, die<br />

auch mit Neuss zu tun hat.<br />

<strong>Der</strong> Reihe nach: Da gibt es am Hammfeld die Riesenschule BTI, Berufskolleg<br />

für Technik und Informatik. 2500 Schüler. Am Zweig JoA (Jugendliche ohne<br />

Ausbildung) unterrichtet Ulrike Radke. Sie kennt den Forschungsschwerpunkt<br />

„Rechtsextremismus und Neonazismus“ an der FH Düsseldorf und<br />

hat dort zwecks einer möglichen Zusammenarbeit<br />

angefragt. Für Diplom-Sozialarbeiterin<br />

Adelheid Schmitz kommt diese Anfrage gerade<br />

recht. Schmitzens Erkenntnis, dass Ausgrenzung,<br />

das Gefühl nicht gebraucht, nicht<br />

respektiert zu werden, ja nicht erwünscht zu<br />

sein, Ursachen für Rechtsextremismus und<br />

Gewalt unter Jugendlichen sind, gilt es in der<br />

Praxis entgegen zu wirken. Warum also nicht<br />

ein vom Bund und der EU gefördertes Programm<br />

namens „Xenos – Integration und<br />

Vielfalt“ dazu nutzen, unsere Schüler nachhaltig<br />

in deren Kampf um einen Platz in der<br />

Gesellschaft zu stärken? So werden weitere<br />

Lehrer des BTI ins Boot geholt, am Programm<br />

gefeilt und ein Genehmigungs-Marathon bewältigt.<br />

Letztlich findet man bei der Stadt,<br />

dem Rhein-Kreis Neuss, wie der Jugend- und<br />

Jugendberufshilfe tatkräftige Unterstützung.<br />

Es entsteht das Projekt „Born to be Me“: „<strong>Der</strong><br />

Name bedeuet, jeder ist wichtig, jeder verdient<br />

Wertschätzung, jeder verdient Anerkennung“,<br />

so Adelheid Schmitz.<br />

Es kann sich sehen lassen, was im Frühjahr am<br />

BTI, den Jugendeinrichtungen Greyhound und<br />

Geschwister Scholl Haus sowie dem Kulturzentrum<br />

Alte Post seinen Anfang genommen hat.<br />

Betonung auf Anfang. Schließlich ist das Projekt<br />

auf mindestens drei Jahre angelegt und<br />

es werden nach und nach weitere <strong>Neusser</strong><br />

Schulen einbezogen. „Wenn die Vernetzung<br />

fortschreitet, könnte Neuss durchaus zum Pilot<br />

für ganz NRW werden. Es passt sich gut in die<br />

ehrgeizige Vision der Kommunalen Bildungslandschaft<br />

Neuss ein“, so Adelheid Schmitz.<br />

Kurz vor den Sommerferien war es dann so<br />

weit: Eine erste Präsentation des Erarbeiteten<br />

in der schicken Aula des BTI.<br />

Eine beeindruckende Kunstgalerie zum Thema<br />

„Integration und Ausgrenzung“ im Saal und die<br />

nervöse Aufgeregtheit aller Beteiligten fielen<br />

mir auf, bevor wir Anwesenden tapfer das Vorprogramm,<br />

die obligatorischen Danksagungen<br />

und den vor lauter Stolz Redezeit sprengenden<br />

Direktor Torkel, über uns ergehen ließen. Ge-<br />

Menschen | StattBlatt 08.<strong>2009</strong><br />

folgt von der Höchststrafe für eine technische Schule: Technische Pannen,<br />

die in dem (tatsächlich hilfreichen) Zuruf aus dem Publikum: „Du musst<br />

Play drücken!“ ihren Höhepunkt fanden. Tja, die Nerven! Aber deshalb ein<br />

schlechter Start?<br />

Nichts da! Das Programm war alle erste Güte!<br />

Die Schüler des Impro-Theater „Tatendrang“ wussten zu überzeugen, wenn<br />

auch der Regisseur und Lehrer Rühenbeck in<br />

seiner Einführung und Moderation für meinen<br />

Geschmack etwas zu weit ausholte. Sei’s<br />

drum. Bitte weitermachen. Ihr seid klasse!<br />

Gar nichts zu meckern gibt es über die beiden<br />

Kurzfilme zum Thema Respekt. Komplett von<br />

Schülern realisiert, saßen diese „wie Faust<br />

aufs Auge“: Sie überzeugen mit beängstigend<br />

authentischen Darstellern und Dialogen, hervorragender<br />

Dramaturgie und Technik.<br />

Während ersterer zeigt, wie Eifersucht Gewalt<br />

auslöst, daneben aber Hilfsbereitschaft<br />

positiv thematisiert, fehlt es dem zweiten<br />

Film gänzlich an zuversichtlicher Botschaft.<br />

Hier eskaliert in Form einer fiktiven Dokumentation<br />

Mobbing nach und nach in blutige<br />

Gewalt. Punkt. Die Pädagogen um Adelheid<br />

Schmitz, Günay Köse und Isolde Aigner taten<br />

sich denn auch schwer, diesen Film unkommentiert<br />

und undiskutiert aufzuführen. Dass<br />

sie es aber trotzdem taten, war die richtige<br />

Entscheidung. Nur zwei oder drei Pappnasen<br />

im riesigen Auditorium johlten ihre Unsicherheit<br />

heraus. Vielleicht wird man auch sie noch<br />

erreichen und abholen. Alle anderen waren<br />

be- und getroffen. Das saß! Und ich bin mir<br />

sicher, dass alle an den Filmprojekten Beteiligten<br />

zukünftig Kraft aus ihrem Talent schöpfen<br />

werden und bis in die Haarspitzen thematisch<br />

sensibilisiert sind.<br />

Mit einem weiteren Projekt-Highlight endete<br />

diese rundum gelungene Leistungsschau<br />

unter Zugaberufen des Publikums: Eine<br />

überzeugende Live-Performance der Hip-<br />

Hop-Dance Gruppe. Wäre zugegeben nichts<br />

besonderes, man kennt das ja aus dem TV,<br />

aus Musikclips. Aber durch einen informativen<br />

„Making Off“-Film konnten wir vorab<br />

erfahren, wie im Rahmen des Projektes aus<br />

teils noch unmotivierten Kandidaten unter<br />

den Fittichen des Profis Hamdi Berdid und<br />

seines Teams binnen kurzer Zeit begeisterte<br />

und überzeugende Tänzer wurden. Respekt!<br />

Allen Respekt!<br />

Robert Wolf

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