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KONZerT Nino rota: Cellokonzerte Nr. 1 und 2; Suite aus “Il Gattopardo” Kleinhapl, philharmonisches Orchester Augsburg, Kaftan (2010)<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Oper Arnold Schönberg: Von heute auf morgen<br />
Nigl, Geller, Visentin, Schulz,<br />
d’Adamo; Orchester des Teatro<br />
La Fenice, Inbal;<br />
Regie: Homoki (2011)<br />
Typ: DVD<br />
Tonformat: 2.0 PCM Stereo /<br />
DD 5.1<br />
Sprache: D<br />
Untertitel: D / F / E / SP / IT<br />
Extras: –<br />
Kunst:<br />
Ton:<br />
Bild:<br />
Um „moderne Menschen“ geht es in Arnold<br />
Schönbergs 1928/29 entstandener einaktiger<br />
„Zeitoper“ nach einem Libretto seiner Frau Gertrud:<br />
Eine Paar kommt spät von einem Abend<br />
nach Hause, bei dem er sich in eine Freundin seiner<br />
Frau verguckt hat, sie in einen berühmten<br />
Tenor. Beide hängen ihren Fantasien nach, kokettieren<br />
mit den Freiheiten einer „modernen<br />
Ehe“ – und kehren am Ende doch wieder in ihre<br />
eigentlichen Rollen zurück, als die Wiederbegegnung<br />
mit den Angeschwärmten ernüchternd<br />
verläuft. Die 2008 am Teatro La Fenice in Venedig<br />
aufgezeichnete Inszenierung von Andreas Homoki<br />
zeigt, dass Zwölftonmusik und ‚Operette‘<br />
sich nicht widersprechen müssen. Ein weißes Sofa<br />
vor einer Schrift-Bilderwand bietet den Protagonisten<br />
reichlich Möglichkeiten, sich in Szene<br />
zu setzen. Vor allem Brigitte Geller als Frau und<br />
Georg Nigl als Mann beherrschen ihre diffizilen<br />
Partien derart souverän, dass sie sich ganz dem<br />
Spielen widmen können. Was dabei herauskommt,<br />
ist eine köstliche Gesellschafts-Satire à la Carl<br />
Sternheim oder Oscar Wilde. Und Eliahu Inbal<br />
dirigiert das gut disponierte Fenice-Orchester<br />
mit einer Leichtigkeit, als wäre es tatsächlich ein<br />
Werk von Johann Strauß!<br />
Arnold Schönbergs Opern-Komödie erstmals auf<br />
DVD – elegant und charmant!<br />
Dynamic 33638 (Min.) Michael Stegemann<br />
FILM Deux siècles de musique à Versailles<br />
Gens, Langrée, Leonhardt,<br />
Niquet, Pluhar, Rousset,<br />
Schneebeli u. a.; Le Concert<br />
Spirituel, Concerto Köln, Les<br />
Talens Lyriques u. a.; Regie:<br />
Simonnet (2007/2011)<br />
Typ: DVD<br />
Tonformat: 2.0 PCM Stereo<br />
Sprache: F<br />
Untertitel: E<br />
Extras: –<br />
Kunst:<br />
Ton:<br />
Bild:<br />
Ein Avantgardist des Populären<br />
Mehr als drei Jahrzehnte nach seinem Tod haftet an Nino<br />
Rota noch immer der Ruf eines halbseriösen Filmkomponisten.<br />
Sein Pech war, dass er zu viele erfolgreiche<br />
Filmmusiken schrieb, die Weltruhm<br />
erlangten, so etwa zu Fellinis „La<br />
Strada“, zu Viscontis „Il Gattopardo“<br />
oder zu Coppolas „Der Pate“.<br />
So blieb er zeitlebens ein sehr origineller<br />
„Tonalist“ und ein munterer<br />
Polystilist, was ihm die Fortschrittsjünger<br />
in Europa übel nahmen.<br />
Dabei komponierte das 1911<br />
in Mailand geborene Wunderkind<br />
Rota schon im Alter von acht Jahren<br />
sein erstes Oratorium und war<br />
sein Leben lang auch in traditionellen<br />
Gattungen sehr produktiv:<br />
Ein Dutzend Opern, zahlreiche Ballett-<br />
und Bühnenmusiken, drei Sinfonien<br />
und elf Konzerte sind die<br />
Ausbeute eines Schaffensrausches,<br />
mit dem er „viel Humor und Optimismus,<br />
und ein wenig Nostalgie“<br />
zu verbreiten suchte.<br />
Jetzt hat der Grazer Cello-Berserker<br />
Friedrich Kleinhapl, der zuletzt mit seinen wilden<br />
Beethoven-Deutungen Aufsehen erregte, die beiden späten<br />
Cellokonzerte Rotas, die er 1972 und 1973 als Diptichon<br />
anlegte, wiederentdeckt. Mit den auf hohem Niveau<br />
und sehr kompakt aufspielenden Philharmonikern<br />
aus Augsburg unter ihrem GMD Dirk Kaftan liefert er<br />
Hartnäckig unterschätzt:<br />
Komponist Nino Rota (1911-1979).<br />
ArS 38 105 (SACD, 65:06) Atilla Csampai<br />
Seit 1987 setzt sich das „Centre de musique baroque<br />
de Versailles“ als einzigartiges Forschungs-<br />
und Aufführungszentrum für die französische<br />
Musik des 17. und 18. Jahrhunderts ein. Wie vielfältig<br />
die Schätze sind, die hier regelmäßig gehoben,<br />
ediert, aufgeführt und aufgenommen werden,<br />
zeigt dieser Film von Olivier Simonnet: eine<br />
opulente und eindrucksvolle Reise durch zwei<br />
Jahrhunderte Musik am Hofe der französischen<br />
Könige Louis XIV, XV und XVI. Die prachtvolle<br />
Kulisse der Gärten und des Schlosses von Versailles<br />
bildet für die zwei Dutzend Werke von Lully,<br />
Charpentier, Campra, Rameau und Gluck einen<br />
angemessen prunkvollen Rahmen. Heraus-<br />
nun ein höchst beeindruckendes Plädoyer für den hartnäckig<br />
unterschätzten Rota ab, das vom ersten bis zum<br />
letzten Takt unter die Haut geht. Kleinhapl zeigt, dass<br />
Tonalität, Melodie, Schönheit und<br />
Humor auch im späten 20.Jahrhundert<br />
nicht ausgedient haben.<br />
Er agiert auch in Rotas Geschwisterkonzerten<br />
(das erste ist „romantisch“,<br />
das zweite „klassizistisch“)<br />
als entfesselter Ausdrucksmusiker,<br />
dem es primär um Wahrheit geht<br />
(statt um glattpolierte Schönheit).<br />
Sein mächtiger Guadagnini leidet,<br />
stöhnt, klagt und schluchzt, da bei<br />
ihm alles von starken, elementaren<br />
Gefühlen, von Leidenschaft,<br />
Schmerz und Lebensintensität<br />
durchglüht ist.<br />
So reißt er uns mit seinem großen,<br />
herben, gemeißelten Ton in den<br />
Bann eines Rhapsoden und Geschichtenerzählers,<br />
der das Essen-<br />
zielle, das Charakteristische, das<br />
Unbequeme und Echte jeder<br />
Schönfärberei vorzieht.<br />
Kleinhapl enthüllt hinter Rotas freundlichen Tonfällen Grundkräfte<br />
des Menschlich-Existenziellen, des Schicksalhaften,<br />
des Schmerzlich-Schönen. Erst in der leichteren Zugabe,<br />
einer Tanzfolge aus „Il Gattopardo“, in dem das Cello<br />
schweigt, merkt man, welches Feuer in diesem Herzensmusiker<br />
brennt.<br />
KlassiK-DVDs<br />
ragende Interpreten der Alten Musik und sachkundige<br />
Kommentare zeichnen ein Musikleben<br />
nach, das von der Kammermusik bis zum Ballett<br />
und zur Oper alle Bereiche des höfischen Lebens<br />
widerspiegelt. Eine Welt, in der Kunst und<br />
Politik untrennbar miteinander verknüpft waren,<br />
und in der so mancher Komponist nicht nur den<br />
Glanz des Sonnenkönigs und seiner beiden Nachfolger<br />
genoss, sondern auch die Schattenseiten<br />
des Neids und der Intrigen zu spüren bekam.<br />
Ein bunt schillerndes Kaleidoskop der französischen<br />
Barockmusik, großartig gesungen und musiziert,<br />
klug und informativ präsentiert: für Auge<br />
und Ohr gleichermaßen lustvoll.<br />
Camera Lucida ArM012 (90 Min.) Michael Stegemann<br />
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