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Digitale SLR Fotografie - Themen DigitLandschaften

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<strong>Digitale</strong><br />

LANDSCHAFTEN<br />

Nr. 10 Januar - März 2012<br />

Verbessern sie ihre Fotokenntnisse Für exzellente AuFnAhmen<br />

Unentbehrliche Grundlagen<br />

IgnorIeren SIe dIe drIttel-regel,<br />

verändern den HorIzont,<br />

und FotograFIeren SIe Im nebel.<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de<br />

RATgEbER FüR<br />

LANDSCHAFTSFoTogRAFIE<br />

richtiger einsatz der tiefenschärfe<br />

Bildaufbau, Licht und Belichtung<br />

+ Filter für Naturaufnahmen<br />

dIeSe FotoauSrüStung<br />

benötIgen SIe alS eInSteIger,<br />

FortgeScHrIttener und proFI<br />

SPEZIAL<br />

+ Der Umgang mit dem<br />

professionellen<br />

Raw-Format<br />

für bessere Bilder<br />

+ Fotoabenteuer Japan<br />

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KompoSItIon: unSere proFIS<br />

zeIgen, wIe SIe bIldSzenen<br />

zuSammenStellen<br />

4 191705 609905 20010


<strong>Digitale</strong><br />

LANDSCHAFTEN


ROSS HODDINOTT<br />

Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Liebe Leser und Fotografen<br />

Landschaftsfotografi e – das ist das Thema dieses Magazins und ein<br />

Hauptthema der Fotografi e überhaupt. Denn hier geht es darum,<br />

die Welt, in der wir leben, abzubilden: naturgetreu oder abstrakt,<br />

realitätsnah oder kunstvoll, detailbetont oder als großes Ganzes – die<br />

Möglichkeiten sind unerschöpfl ich und nur durch Ihre Kreativität<br />

begrenzt. Das ist die Leidenschaft der Landschaftsfotografi e.<br />

Damit Sie Ihre Kreativität voll und ganz einbringen können, ist die Beherrschung der<br />

Technik und der fotografi schen Grundlagen Voraussetzung. Eignen Sie sich durch<br />

dieses Magazin das Basiswissen über Belichtung und Schärfe, Farben und Filter an.<br />

Sie erfahren außerdem, wie sie ein Panorama, eines der häufi gsten Stilmittel in der<br />

Landschaftsfotografi e, aufnehmen, und das Ergebnis später am Computer bearbeiten<br />

können. Und dann bekommen Sie es mit Wasser, Nebel und der „magischen Stunde“ zu<br />

tun – alles Dinge, auf die man als Landschaftsfotograf vorbereitet sein sollte …<br />

Und wenn Sie von der einheimischen Umgebung genug haben, schweifen Sie doch<br />

mal in die Ferne. Unser Fotoabenteuer „Japan“ bietet Anregungen, wie man sich ganz<br />

anderen Landschaften und Kulturen nähern kann.<br />

Immer das beste Licht wünscht<br />

Hagen Hellwig<br />

DIE NÄCHSTEN AUSGABEN VON „DIGITALE FOTOGRAFIE“ ERSCHEINEN AM<br />

7. Februar 2012: <strong>Digitale</strong> Fotografi e-KREATIV<br />

6. März 2012: <strong>Digitale</strong> Fotografi e-UPDATE<br />

20. März 2012: <strong>Digitale</strong> Fotografi e-PRO<br />

3. April 2012: <strong>Digitale</strong> Fotografi e-THEMEN/Einsteiger<br />

Unsere Experten für Landschaftsfotografie<br />

Alle unsere Experten veröffentlichen regelmäßig Beiträge im Magazin „Digital <strong>SLR</strong> Photography“<br />

MARK BAUER<br />

Der frühere Lehrer Mark<br />

Bauer ist jetzt einer der<br />

führenden<br />

Landschaftsfotografen und<br />

ein Experte für<br />

Küstenfotografi e.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Ross Hoddinott ist ein vielfach<br />

ausgezeichneter Fotograf mit<br />

großer Erfahrung, die<br />

Schönheit von<br />

unterschiedlichen<br />

Landschaften einzufangen.<br />

HELEN DIXON<br />

Helen Dixon hat sich den<br />

Traum, den Hauptberuf<br />

aufzugeben und eine<br />

professionelle<br />

Landschaftsfotografi n zu<br />

werden, verwirklicht.<br />

ADAM BURTON<br />

Adam Burton ist ein weiterer<br />

vielfach prämierter Fotograf<br />

im Team. Seine<br />

inspirierenden<br />

Landschaftsbilder<br />

bereichern dieses Magazin.<br />

Wilkommen 3<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />

REDAKTION: Chefredakteur: Hagen Hellwig<br />

ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />

ENDREDAKTION: Hannah Bollwerk<br />

FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />

Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind<br />

die Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen<br />

nicht zwingend mit der Meinung des Herausgebers, der<br />

Redaktion oder den Vertreibern dieses Magazins überein.<br />

DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />

Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit der<br />

Erlaubnis von © Dennis Publishing Limited herausgegeben.<br />

Alle Rechte an Material, Titel und Marke dieses Magazins<br />

sind Eigentum von Dennis Publishing Limited und dürfen<br />

weder im Ganzen noch teilweise ohne vorherige schriftliche<br />

Genehmigung reproduziert werden.<br />

HAFTUNG<br />

Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der Verlag<br />

kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung, Garantie oder<br />

Versicherung für Meinungen, Waren oder Dienstleistungen<br />

übernehmen, die in dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />

Der Herausgeber übernimmt keine Verantwortung für Inhalte<br />

von externen Webseiten, deren Adressen veröffentlicht<br />

werden.<br />

VERTRIEB:<br />

VU VERLAGSUNION KG<br />

AM KLINGENWEG 10<br />

65396 WALLUF<br />

TEL. + 49 612 3620 0<br />

VERLAG:<br />

BÜRO DEUTSCHLAND<br />

Ultimate Guide Media Ltd.<br />

Chilehaus A<br />

Fischertwiete 2<br />

20095 Hamburg<br />

BÜRO UNITED KINGDOM<br />

Ultimate Guide Media Ltd<br />

Argyle House<br />

1 Dee Road<br />

Richmond<br />

Surrey<br />

TW9 2JN<br />

Company No. 06965305<br />

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FACEBOOK: <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazin<br />

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Ahrstraße 26<br />

26382 Wilhelmshaven<br />

Tel.: 0 44 21 / 500 19 - 0<br />

Fax: 0 44 21 / 500 19 - 55<br />

fotografie@adamsz.de<br />

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DRUCK UND BINDUNG:<br />

QuadWinkowski Sp. z o.o.<br />

ul. Okrzei 5, 64-920 Piła, Polen<br />

www.Quadwinkowski.pl<br />

Das Papier, auf dem dieses<br />

Magazin gedruckt ist, besteht aus<br />

umweltverträglichen Fasern.


INHALT Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

006 Landschaften vor der Linse<br />

008 Grundlagen 1:<br />

Schärfe<br />

014 Expertenanleitung<br />

Komposition: Den Vordergrund ins Bild<br />

bringen<br />

016 Grundlagen 2:<br />

Belichtung<br />

036 Grundlagen 3:<br />

Tiefenschärfe<br />

042 Grundlagen 4:<br />

Raw-Format<br />

057 Grundlagen 5:<br />

Filter<br />

064 Filter mit Photoshop<br />

066 Grundlagen 6:<br />

Wasser in<br />

Landschaftsaufnahmen<br />

083 Grundlagen 7:<br />

Farbe in<br />

Landschaftsaufnahmen<br />

098 Expertenwissen:<br />

Jahreszeiten und Landschaftsfotografi e<br />

114 Panoramamotive<br />

fotografieren<br />

118 Fotoabenteuer Japan<br />

126 Außenfotografie:<br />

Nebel am frühen Morgen<br />

131 Ausrüstung und Zubehör<br />

138 Weitwinkelobjektive<br />

142 Fotoschule<br />

Fragen & Antworten: Weißabgleich,<br />

Spitzlichter, stürzende Linien, Refl exionen,<br />

Raw oder JPEG u.v.m.<br />

154 Photoshop-Techniken:<br />

Belichtung<br />

156 Expertenanleitung:<br />

Die magische Stunde<br />

160 Expertenanleitung<br />

Komposition: Wie man eine Bildszene<br />

zusammenstellt<br />

162 Die perfekte Belichtung


Der unentbehrliche Ratgeber<br />

für Landschaftsfotografie<br />

LANDSCHAFTEN VOR<br />

DER LINSE<br />

AUßERGEWÖHNLICH SCHÖNE LANDSCHAFTEN AUFZUNEHMEN – diese Fähigkeit wollen wir alle<br />

besitzen. Fantastische Landschaften inspirieren mehr Fotografen als jede andere Art von Bild und auf<br />

den ersten Blick erscheint es recht unkompliziert. Eine großartige Perspektive zu fi nden, die digitale<br />

Spiegelrefl exkamera darauf zu richten und den Auslöser zu drücken. So einfach sollte es gehen. Diese simple<br />

Herangehensweise wird Ihnen vielleicht einen anständigen Schnappschuss liefern, aber oft wird das Bild, das<br />

Sie aufnehmen nicht der herrlichen Szenerie vor Ihnen gerecht. Wir waren alle schon einmal etwas enttäuscht<br />

von einem Foto, dass nicht ganz unsere Erwartungen erfüllte. Der Unterschied zwischen einem anständigen<br />

Schnappschuss und einem überwältigenden Bild hängt oft von einigen vielseitigen Ideen ab, relativ leicht<br />

erlernbarem Expertenwissen, der Wahl der richtigen Ausrüstung und einer gewissenhaften Planung. Dieser<br />

Ratgeber liefert Ihnen viele Inspirationen, und ein ausgezeichnetes Verständnis über diese Grundlagen und<br />

wird hilfreich sein, Ihre gewöhnlichen Fotografi en in sehr spezielle Aufnahmen zu verwandeln.


GRUNDLAGEN #1<br />

SCHÄRFE<br />

V<br />

iele Kompaktkameras besitzen einen Landschaftmodus, der automatisch auf<br />

unendlich fokussiert. Das bedeutet, dass alle Landschaftsobjekte weit weg<br />

sein müssen, um sie scharf zu fotografi eren. Mit der Digitalkamera steigt<br />

jedoch unser Anspruch, denn mit der richtigen Kombination aus Blende und Fokus<br />

kann man eine höhere Genauigkeit und Schärfe bei Landschaftsobjekten erzielen.<br />

Die gängigste Methode ist, den Fokus auf unendlich zu stellen und dabei die kleinste<br />

Blende zu wählen. Hier möchten wir Ihnen zeigen, wie man mit einer mittleren<br />

Blendeneinstellung, z. B. f/13, und dem richtigem Einstellen des Fokus die Schärfe<br />

noch weitaus verbessert.<br />

1) Tiefenschärfe<br />

Wenn man Landschaften fotografi ert, ist man oftmals geneigt, den gesamten<br />

Bereich vom Vorder- bis zum Hintergrund scharf abzulichten. Erinnern wir uns, dass<br />

Weitwinkelobjektive eine größere Tiefenschärfe hinter dem Brennpunkt besitzen als<br />

längere Objektive, und kleinere Blenden zu einer höhere Tiefenschärfe führen als<br />

größere. Ebenso kommt es auf akkurates Fokussieren an. Eine höhere Tiefenschärfe<br />

liegt hinter dem Brennpunkt eines Bildes und nicht davor. Als Faustregel gilt, die<br />

Tiefenschärfe damit zu erhöhen, indem man auf ungefähr ein Drittel der Strecke zum<br />

Objekt scharf stellt. Genauer geht es allerdings mit der Hyperfokusdistanztechnik.<br />

Wenn man die Hyperfokusdistanz an seinem Objektiv einstellt, erhöht sich die<br />

Tiefenschärfe von halber Hyperfokusdistanz bis auf unendlich. Die Hyperfokusdistanz<br />

ist bei hochwertigen Objektiven leicht einzustellen. Auf der Tiefenschärfenskala stellt<br />

man einfach das Unendlichkeitssymbol gleich der richtigen Blendeneinstellung auf dem<br />

Objektiv. Da auf Zoomobjektiven keine Tiefenschärfenskalen sind, benötigt man eine<br />

Umrechnungstabelle, um die Distanz besser zu schätzen.<br />

FOKUSSIEREN MIT DEM HYPERFOKUS:<br />

Bei Objektiven mit Festbrennweiten ist eine Tiefenschärfenskala angegeben, um die<br />

Hyperfokusdistranz abzulesen.<br />

UNTERSCHIEDE DES SENSORS:<br />

Der Hyperfokus unterscheidet sich bei Objektiven mit Vollbild-Sensor von denen mit<br />

APS-C Sensoren – siehe Tabelle unten.<br />

HYPERFOKUSDISTANZ: APS-C-SENSOREN<br />

FOKUSLÄNGE 12 mm 15 mm 17 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm 50 mm 70 mm 100 mm 135 mm<br />

Blende f/8 3.2ft 5ft 6.4ft 8.9ft 12.6ft 17ft 27ft 55ft 105ft 218ft 395ft<br />

f/11 2.3ft 3.5ft 4.5ft 6.2ft 9ft 12ft 19ft 39ft 75ft 155ft 280ft<br />

f/16 1.7ft 2.5ft 3.3ft 4.4ft 6.4ft 8.6ft 14.5ft 27ft 54ft 110ft 198ft<br />

f/22 1.2ft 0.9ft 2.3ft 3.2ft 4.5ft 6ft 9.5ft 19.2ft 38ft 77ft 140ft<br />

HYPERFOKUSDISTANZ: VOLLBILD-SENSOR<br />

FOKUSLÄNGE 16 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm 50 mm 70 mm 100 mm 135 mm<br />

Blende f/8 3.8ft 5.6ft 8.0ft 11ft 17ft 35ft 68ft 138ft 250ft<br />

f/11 2.6ft 3.9ft 5.8ft 7.8ft 12ft 25ft 48ft 98ft 178ft<br />

f/16 1.9ft 2.9ft 4.0ft 5.5ft 8.5ft 17.5ft 34ft 70ft 125ft<br />

f/22 0.4ft 2.0ft 2.9ft 3.9ft 6ft 12.5ft 24ft 49ft 89ft


010 Grundlagen: Schärfe Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

2) Die Effekte der Beugung<br />

(Diffraktion)<br />

Je kleiner die Blendenöffnung umso höher die<br />

Tiefenschärfe. Daher lautet eine gängige Empfehlung,<br />

sehr kleine Blenden wie z. B. die f/16 und die f/22 zu<br />

verwenden. Eine zu starke Verringerung der Blende<br />

kann jedoch mit Hinblick auf die Bildschärfe den<br />

gegenteiligen Effekt auslösen, den so genannten Effekt<br />

der Beugung oder „Diffraktion“.<br />

Die Ursache hierfür ist, dass das einfallende Licht<br />

durch die Blendenränder gestreut wird. Durch das<br />

Verkleinern der Blendenöffnung steigt der prozentuale<br />

Anteil an gestreutem Licht bei der Belichtung des<br />

Filmes, was eine verringerte Bildschärfe verursacht.<br />

Dieser Effekt wirkt sich bei APS-C- etwas anders als<br />

bei bei Vollformat-Sensoren aus. Manche Linsen sind<br />

zudem anfälliger für die Beugung als andere. Generell<br />

kann man jedoch sagen, dass der Beugungseffekt bei<br />

einem APS-C-Sensor bei einer Einstellung unter f/11<br />

und bei einem Vollformat-Sensor bei unter f/16 auftritt.<br />

Natürlich kann man immer noch kleinere Blenden<br />

verwenden, um schließlich zwischen Gesamtschärfe<br />

und Tiefenschärfe abzuwäge, je nach bevorzugtem<br />

Detailgrad. An dieser Stelle lohnt es sich, auf die<br />

17-mm-Linse auf einem APS-C-Sensor zu verweisen,<br />

die bei Blende f/11mit Hyperfokusdistanz eine<br />

Tiefenschärfe von 68,5 Zentimeter bis unendlich<br />

ermöglicht. Dies ist in den meisten Fällen ausreichend.<br />

Um den Effekt der Beugung bei unterschiedlichen<br />

Blenden zu demonstrieren, zeigen wir einige<br />

Abbildungen die mit einer Blende von f/8, f/11, f/16<br />

und f/22 mit konstantem Fokus und unter gleichen<br />

Lichtverhältnissen mit jeweils unterschiedlicher Blende<br />

aufgenommen wurden. Die Aufnahmen wurden<br />

schließlich mit demselben Programm und Einstellungen<br />

nachbearbeitet. Um die Effekte hervorzuheben, wurde<br />

die Schärfe etwas erhöht.<br />

Dies ist eine Vollbildaufnahme. Der Rahmen zeigt den<br />

ausgeschnittenen Bereich, um den Effekt der Beugung<br />

hervorzuheben – aufgenommen mit einer Canon EOS<br />

20D und einem 17-40 mm-Objektiv.<br />

Ergebnisvergleich: Die Ergebnisse mögen im Gegensatz zu<br />

größeren Drucken in einer Zeitschrift nicht besonders<br />

hervorstechen. Bei einer f/8 wirkt das Laub im Hintergrund<br />

ziemlich scharf. Bei einer f/11 sieht es immer noch recht<br />

scharf aus, aber bei weiterer Verringerung der Blendenöffnung<br />

wird es, statt schärfer zu werden, bei steigender Tiefenschärfe<br />

unschärfer. Dies ist im Bereich der Landschaftsfotografi e fatal,<br />

denn bei Großformatigen Drucken kann das „vermatscht “<br />

wirkende Laub die gesamte Aufnahme verderben.<br />

PROFI-TIPPS<br />

WAS IST DIFFRAKTION?<br />

Dieser Begriff beschreibt den Verlust von<br />

Bilddetails: Je kleiner die Blende, umso<br />

mehr Licht wird von der Iris in der Linse<br />

zerstreut.<br />

f/8 f/11 f/16 f/22<br />

MARK BAUER


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

3) <strong>Digitale</strong>s<br />

Nachschärfen<br />

Selbst nach dem Fotografi eren kann<br />

man die Schärfe einstellen. Alle digitalen<br />

Aufnahmen profi tieren durch das<br />

digitale Nachschärfen. Falls Sie den<br />

Weichzeichner in Photoshop verwenden,<br />

kann ein kleiner Pixelradius von 0,6<br />

beste Resultate erzielen. Erhöhen Sie<br />

langsam die Regler und beobachten Sie<br />

die Vorschau.<br />

Grundlagen: Schärfe 1


4<br />

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14 Komposition Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Den Vordergrund ins<br />

Bild bringen<br />

VON ADAM BURTON Weil ich total begeistert von Weitwinkel-Fotografi e<br />

bin, sind große Vordergründe ein konstantes Merkmal meiner<br />

Landschaftsbilder. Wenn sorgfältig ausgewählt und gut fotografi ert,<br />

erweckt ein guter Vordergrund eine Landschaftsaufnahme zum Leben und seine<br />

Wirkung wird maximiert. Fotografi en mit detaillierten Vordergründen können dem<br />

Betrachter das Gefühl geben, vor Ort zu sein und ziehen sofort die Aufmerksamkeit<br />

und den Blick in das Bild hinein. Ich sollte darauf hinweisen, dass ich nicht rausgehe,<br />

um primär nach Vordergründen zu suchen. Das Wichtigste bleibt immer das<br />

Hauptobjekt im Bild, aber für mich kommt der Vordergrund direkt danach. Deshalb<br />

suche ich, wann immer ich rausgehe, um Landschaften aufzunehmen, nach Orten,<br />

die eine Menge an potentiellen Aufnahme-Möglichkeiten bieten. Bei der Ankunft<br />

kunde ich das Gebiet aus und suche nach dem reizvollsten Objekt und dem besten<br />

Winkel, um es aufzunehmen. Habe ich erstmal das Gebiet ausgewählt, in dem<br />

ich Fotos aufnehmen möchte, beginne ich nach einem geeigneten Vordergrund zu<br />

suchen.<br />

Es gibt keine Regeln dafür, was sich als guter Vordergrund qualifi ziert, aber es gibt<br />

wie immer ein paar Punkte zu beachten. Nur Sie können darüber entscheiden,<br />

auf was Sie sich fokussieren wollen, und offensichtlich wird das auch dadurch<br />

bestimmt, welche Objekte in unmittelbarer Nähe sind. Aber es ist eher wichtig,<br />

sorgfältig aufzupassen, welche Objekte man mit einbezieht, als direkt das erste<br />

Objekt, über das man stolpert, aufzunehmen. Da ich Landschaften bevorzuge,<br />

schaue ich fast immer nach natürlichen Elementen, um einen Vordergrund zu<br />

gestalten – Felsen, Blumen und Wasser sind die üblichen Verdächtigen. Diese, so<br />

weiß ich, werden in das Bild passen, wohingegen ein von Menschen gemachtes<br />

Objekt oftmals unausgeglichen aussieht.<br />

Wenn Sie erst entschieden haben, was Sie als Vordergrund einbeziehen möchten,<br />

denken Sie darüber nach, wie Sie die Aufnahme zusammenstellen, um das stärkste<br />

Ergebnis zu erhalten. Idealerweise wird das Auge über den Vordergrund auf das<br />

Hauptobjekt geführt, aber bei falscher Bildkomposition kann der Vordergrund zur<br />

Ablenkung werden. Viele Fotografen fotografi eren fälschlicherweise immer nur auf<br />

Augenhöhe: Wenn Sie auf niedriger Ebene liegende Felsen mit einbeziehen und<br />

von einer Standposition eine Aufnahme machen, wird es dem Bild an Wirkung<br />

fehlen. Versuchen Sie, sich niedriger und näher an Ihren gewünschten Vordergrund<br />

heranzubewegen, und ihr Bild wird zum Leben erwachen! Aber passen Sie<br />

auf, sich nicht zu niedrig und zu nahe an ihn heran zu bewegen, denn dann<br />

riskieren Sie, dass Ihr Bild unausgeglichen wirkt. Der Vordergrund dominiert den<br />

Hintergrund. Daher sollten Sie versuchen, Ihr Interessensobjekt sauber und einfach<br />

zu halten – ein fantastischer Hintergrund geht hinter einem unaufgeräumten oder<br />

chaotischen Vordergrund verloren! Zuletzt ist es wichtig, eine kleine Blende zu<br />

benutzen. Fokussieren Sie auf ein Drittel Abstand in die Szene hinein, um eine<br />

gute Tiefenschärfe zu erhalten. Sie können den Bildaufbau Ihrer Landschaftsbilder<br />

erheblich verbessern, indem Sie diesen einfachen Schritten folgen.<br />

KEIN VORDERGRUND Ohne Vordergrund, fehlt es<br />

dem Bild an Wirkung und es kann langweilig und<br />

uninteressant aussehen. Obwohl Wasser ein<br />

attraktivesThema sein kann, fehlt es seiner<br />

schlammigen Farbe in dieser Aufnahme an Anziehung.<br />

GANZ OBEN: Obwohl Ihr Instinkt Sie<br />

möglicherweise dazu verleitet, Ihr Stativ zu<br />

verlängern und von einer stehenden Position<br />

aus zu fotografi eren, lohnt es sich, auch<br />

niedrigere Gesichtspunkte auszuprobieren.<br />

OBEN UND RECHTS: Ein Stativ einzusetzen,<br />

hilft bei der Landschaftsfotografi e wirklich. Ich<br />

passte die Höhe an, bis ich mit dem Bildaufbau<br />

glücklich war und benutzte einen<br />

Polarisationsfi lter, um die Farben zu verbessern.<br />

Bei der Auswertung meiner Aufnahmen an<br />

einem LCD-Bildschirm, war ich in der Lage, die<br />

Belichtung und die Tiefenschärfe zu<br />

überprüfen, um sicher zustellen, dass ich das<br />

bestmögliche Ergebnis bekomme.<br />

MIT VORDERGRUND Da ein Vordergrund hier mit<br />

einbezogen wurde, sieht das Bild sofort ausgeglichener<br />

aus. Legen Sie sich jedoch nicht auf das erste Objekt<br />

fest, das Sie fi nden. Diese Pfl anze ist ziemlich<br />

unattraktiv.<br />

NIEDRIGER AUSSICHTSPUNKT Ein niedrigen<br />

Aussichtspunkt hilft dabei, Details in dem<br />

moosbewachsenen Felsen herauszuheben. Die<br />

Aufnahme ist geordnet und liefert einen guten<br />

Vordergrund; aber es fehlt noch etwas Spezielles ...


Zusammenfassung<br />

Vordergrund<br />

1) MACHEN SIE IHRE<br />

BEST HAUSAUFGABEN.<br />

METHOD<br />

HYPERFOCAL Verbringen FOCUS Sie dort, wo Sie<br />

Focusing fotografi a eren third möchten, of the einige Zeit<br />

way damit, into the nach scene dem and besten<br />

using Vordergrund f/13 ensured zu suchen. Nehmen<br />

maximum sharpness.<br />

Sie nicht gleich das erste Objekt<br />

vor, über das Sie stolpern.<br />

2) VERMEIDEN SIE<br />

UNORDNUNG.<br />

Versuchen Sie den Vordergrund<br />

einfach und ordentlich zu halten.<br />

3) BEWEGEN SIE SICH NACH<br />

UNTEN!<br />

Gehen Sie nach unten und nahe<br />

zum Vordergrund, um Wirkung<br />

zu erzeugen.<br />

4) SCHÄRFE<br />

SICHERSTELLEN:<br />

Stellen Sie eine kleine Blende ein<br />

und fokussieren auf ein Drittel vor<br />

dem Objekt.<br />

5) NUTZEN SIE IHREN<br />

BILDSCHIRM.<br />

Prüfen Sie Ihre Ergebnisse auf<br />

dem LCD-Bildschirm, korrigieren<br />

Sie den Bildaufbau und nehmen<br />

erneut auf.<br />

FERTIGES BILD<br />

Ein paar Blätter auf den Felsen zu<br />

legen, erhöht Interesse und<br />

Wirkung. Wenn ich es etwas an<br />

meinen Aussichtspunkt anpasse,<br />

wird der Vordergrund in eine<br />

Position neben dem Zentrum<br />

bewegt. Das verstärkt den<br />

Bildaufbau.


Grundlagen # 2<br />

PERFEKTE BELICHTUNGEN<br />

Digitalkameras besitzen extrem genaue Multi-Zonen-Belichtungsmessungssysteme<br />

mit einer Histogramm-Funktion zur akkuraten Belichtungsmessung. Nie zuvor<br />

war die Belichtungsmessung leichter. Zur kreativen Kontrolle muss man die Dinge<br />

allerdings selbst in die Hand nehmen. Das Grundproblem besteht darin, dass sich<br />

unsere Augen beim Betrachten einer schönen Landschaft ständig anpassen, um<br />

die Details von Helligkeit und Schatten wahrzunehmen. Unsere Pupillen öffnen und<br />

schließen sich entsprechend der Lichtstärke und unser optischer Nerv besitzt eine<br />

große Spanne und einen eindrucksvollen Spielraum. Trotz ihrer beeindruckenden<br />

technischen Eigenschaften machen unsere Kameras Aufnahmen innerhalb relativ<br />

begrenzter Parameter – die Kombination von Blende und Verschlusszeit wird je<br />

nach Helligkeitsgrad des Ortes gewählt. Ein perfekt belichteter Himmel hat dunkle<br />

Schatten zur Folge, Details in den Schatten resultieren in einem überstrahlten<br />

Himmel. Wir müssen unserer Kamera helfen, die richtige Stelle der Szenerie zu<br />

belichten oder die richtige Balance zu fi nden. Die folgenden Expertentechniken<br />

helfen dabei, Bilder mit perfekter Belichtung aufzunehmen.<br />

1) Die richtige Balance finden<br />

Dieses Bild stellt den Landschaftsfotografen vor eine große Herausforderung:<br />

extreme Helligkeitsgrade vom hellen Himmel bis zu schattigen Bereichen.<br />

Man darf sich hier nicht vom nassen Sand im Vordergrund täuschen lassen.<br />

Er refl ektiert eine Menge Licht vom Himmel. Natürlich ist es möglich, das Bild<br />

nachträglich auf dem Computer zu manipulieren, aber zuerst muss sichergestellt<br />

sein, dass die Aufnahmeeinstellungen die größtmögliche Information über das<br />

gesamte Bild erfassen. Bei Überbelichtung verliert man Details der Wolken und<br />

den blauen Himmel; Unterbelichtung füllt die Schatten des Piers und macht sie<br />

fl ächig. Fängt die Kamera die Information nicht ein, gibt es keine Grundlage für<br />

die Bearbeitung am Computer. Zwar wird es eine optimale Belichtungseinstellung<br />

geben, sie könnte aber einen Kompromiss darstellen, und daher sollte man im<br />

Zweifelsfall die Serienbild-Funktion der Kamera benutzen, um einige über-, und<br />

einige unterbelichtete Bilder aufzunehmen.


MARK BAUER


018 Grundlagen: Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

2) Die richtige Belichtung<br />

fi nden<br />

Mark Bauer suchte nach einem speziellen<br />

Motiv. Also schlenderte er umher bis zu einem<br />

Dorffriedhof. Nachdem er ein Motiv nahe den<br />

Kreuzen gewählt hatte, war als nächstes das<br />

Problem der Belichtung zu lösen. Mark erklärt<br />

Schritt für Schritt, wie er die Aufgabe anging:<br />

1) Dies ist das Resultat des Multi-Zonen-<br />

Belichtungsmessers der Kamera, ohne<br />

Zuhilfenahme von Filterung. Die Szene ist<br />

sehr kontrastreich, und die Kamera hatte<br />

Schwierigkeiten, alle Tonwertinformationen<br />

einzufangen.<br />

2) Spotmessungswerte vom Fuß des Kreuzes<br />

und dem Himmel zeigten eine Helligkeitsdifferenz<br />

von 4,5 Blendenwerten an. Für die<br />

Belichtungseinstellung der Landschaft benutzte<br />

ich einen 0.9 Graufi lter (3 Blendenwerte) und<br />

zog ihn bis unter die Horizontebene an den Rand<br />

der dunkelsten Schattenstelle am Boden des<br />

Bildauschnittes. Ich benutze einen weichen Filter,<br />

um nicht in das Kreuz zu schneiden. Aber aufgrund<br />

des Detailverlustes im helleren Bereich des<br />

Himmels, reduzierte ich die Belichtung um zwei<br />

Drittel einer Blende und wiederholte die Aufnahme.<br />

3) Das Ergebnis ist so weit wie möglich „nach<br />

rechts belichtet“ (siehe folgende Seite), ohne die<br />

hellsten Bildteile zu kappen. Das Histogramm<br />

zeigt immer noch dunkle Tonwerte aber auch viel<br />

Information im oberen Bereich an, und, was am<br />

wichtigsten ist, keine „abgeschnittenen” Schatten.<br />

4) Eine direkte Konvertierung der Raw-Datei sieht<br />

langweilig aus, dem Bild fehlen die Kontraste. Für<br />

die entgültige Version reduzierte ich die Belichtung<br />

leicht und fügte mehr Kontrast hinzu, vor allem in<br />

den Schatten, um die dramatische Atmosphäre<br />

der Originalszenerie zu erhalten. Ich habe zudem<br />

den Weißabgleich optimiert, um Wärme und eine<br />

stärkere Sättigung hinzuzufügen.<br />

Zum Vergleich machte ich eine Aufnahme mit einer<br />

Blende Unterbelichtung. Dies lässt die Schatten<br />

schmutzig und undetailliert erscheinen, wie man<br />

sehr deutlich sieht.<br />

PROFI-TIPPS<br />

Mitteltonmessung<br />

Die Belichtungsmesser in digitalen Kameras<br />

sind auf einen 18 Prozent grauen Mittelton<br />

geeicht. Die Belichtungswerte auf einen<br />

Mittelton wie beispielsweise auf das Gras<br />

einzustellen, bietet einen guten<br />

Ausgangspunkt für präzise Belichtungen.<br />

BELICHTUNGEN<br />

SCHATTEN<br />

Diese zwei Beispiele rechts<br />

zeigen, warum es keine gute<br />

Idee ist, unterzubelichten<br />

und dann zu versuchen, die<br />

Schatten bei der Bearbeitung<br />

hochzuziehen. Das nächste<br />

Bild ist ungefähr eine Blende<br />

unterbelichtet (um Details<br />

der hellsten Bildteile zu<br />

erhalten), und die<br />

Schattenkurve wurde erhöht,<br />

bis sie mit der Belichtung der<br />

korrekt belichteten Version<br />

überseinstimmt. Wie man<br />

sehen kann, ist nicht harte<br />

Konturen in den Schatten<br />

anstelle glatter Übergänge<br />

und eine Unmenge an<br />

Bildrauschen zu erkennen,<br />

sondern der Sensor hat auch<br />

erheblich weniger Details<br />

registriert.<br />

1 2<br />

3 4<br />

5<br />

MARK BAUER


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

3) Belichtung für Küstenlandschaften<br />

Die richtige Belichtung für Aufnahmen an der Küste zu erreichen, kann ein<br />

wenig kniffeliger sein als die Belichtung von Landschaften im Inland, da mehrere<br />

Faktoren den Belichtungsmesser der Kamera täuschen können: Helle Refl ektionen<br />

auf dem Wasser oder helle, schaumige Wellen können zu Unterbelichtung führen.<br />

Falls man andererseits einen großen, dunklen Felsen für den Vordergrund gewählt<br />

hat, könnte das eine Überbelichtung durch die Kamera bewirken. Es ist deshalb<br />

wichtig, auf Bereiche mit besonders hellen oder dunklen Tonwerten zu achten<br />

und die Belichtung dementsprechend abzugleichen. Außerdem empfi ehlt es sich<br />

in der Praxis, nach jeder Aufnahme das Histogramm zu prüfen und die Aufnahme<br />

eventuell zu wiederholen. In jeder Bildszene kann durch hellen Himmel, dunkle<br />

Felsen und Refl ektionen auf dem Wasser ein großer Kontrastbereich auftreten.<br />

Graufi lter sind unentbehrlich, und je nach den Umständen und der Helligkeit des<br />

Himmels und des Wassers in Relation zum Vordergund kann es notwendig sein,<br />

den Graubereich im Bildausschnitt sehr tief herunterzuziehen – eventuell bis unter<br />

den Horizont zum oberen Ende des Vordergrundes. Ansonsten kann das zu einem<br />

korrekt belichteten Himmel und Vordergrund mit einem Streifen von zu hellem<br />

Wasser in der Mitte des Bildes führen. Beim Bemessen des Bildes zur Auswahl<br />

der Stärke und Platzierung des Filters sollte also nicht vergessen werden, die<br />

Werte des Vordergrunds, des Himmels und des Wassers zu berücksichtigen.<br />

LANGE BELICHTUNGEN<br />

BELICHTUNG VON BEWEGUNG<br />

Eine fantastische Sache bei Aufnahmen am Meer ist<br />

die Möglichkeit, die Bewegung der Wellen<br />

einzufangen und Atmosphäre zu erzeugen. In<br />

dunklem Licht und bei abgeblendeter Linse zur<br />

Erweiterung der Tiefenschärfe sind lange<br />

Belichtungszeiten ein Muss. Abhängig von den<br />

Lichtverhältnissen können sie zwischen wenigen<br />

Sekunden bis hin zu Minuten rangieren. Wenn die<br />

Wellen bei geöffnetem Kameraverschluss die Felsen<br />

umspülen oder am Ufer herauf- und herabfl ießen,<br />

werden sie wie ein romantischer, geheimnisvoller<br />

Schleier festgehalten. Um das Schauspiel von sich<br />

an Land brechenden Wellen festzuhalten sind<br />

Verschlusszeiten von einer viertel Sekunde oder<br />

langsamer gut geeignet.<br />

Grundlagen: Belichtung 019<br />

HELEN DIXON ROSS HODDINOTT


020 Grundlagen: Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

4) Histogramme: Ein Hilfsmittel zum Prüfen der Belichtung<br />

DIE GRUNDLAGEN Ein Histogramm ist grundsätzlich eine Kurve, welche oft einer Reihe von Berggipfeln<br />

ähnelt und die Verteilung der Helligkeiten in einem Bild darstellt. Histogramme mögen auf den ersten<br />

Blick sehr komplex und verwirrend aussehen, sind aber in Wirklichkeit sehr einfach zu lesen. Sie sind ein<br />

essentielles Hilfsmittel für den digitalen Fotografen zur genauen Kontrolle der Belichtung des geplanten Fotos<br />

und bieten die akkuratere Beurteilungssmethode im Vergleich zu einem nur am Kameradisplay bewerteten<br />

Foto. Falls man noch nicht die Angewohnheit hat, regelmäßig das Histogramm eines Bildes zu überprüfen, ist<br />

es also an der Zeit, dies zu tun. Mit Hilfe dieser Anleitung wird man bald sicher im Umgang mit Histogrammen<br />

sein.<br />

WAS IST EIN HISTOGRAMM? Ein Histogramm stellt die unterschiedlichen Tonwerte eines Bildes grafi sch dar.<br />

Die horizontale Achse zeigt die Helligkeit eines Bildes von reinem Schwarz (0, außen links) bis zu reinem<br />

Weiß (225, außen rechts) an, die vertikale Achse die Anzahl der Pixel für die entsprechende Helligkeit. Beim<br />

Betrachten des Histogramms kann man erkennen, ob das Bild vorwiegend helle, dunkle oder mittlere Töne<br />

enthält. Obwohl das Aussehen ebenfalls von der Farbe und dem Tonwert des Gegenstandes bestimmt wird,<br />

signalisiert ein Histogramm mit einer hohen Anzahl von Pixeln (oder einer steilen Spitze) konzentriert im linken<br />

oder rechten Bereich eine schlechte Belichtung. Ein Histogramm mit einer hohen Anzahl von schwarzen Pixeln<br />

(angeordnet am linken Rand) zeigt zum Beispiel oft eine Unterbelichtung an – Details in den Schattenbereichen<br />

eines Objektes erscheinen unkenntlich. Die Anordnung einer hohen Anzahl von Pixeln im rechten Bereich<br />

des Histogramms signalisiert normalerweise eine Überbelichtung des Bildes. Die hellsten Bildteile werden<br />

überstrahlt dargestellt, diese Details sind verloren. Eine Kurve mit einer schmalen Spitze im mittleren Bereich<br />

und keinen (oder wenigen) schwarzen oder weißen Pixeln deutet auf ein kontrastarmes Bild hin.<br />

WIE SOLLTE EIN HISTOGRAMM AUSSEHEN? Die Antwort darauf ist etwas kniffelig. Entgegen mancher<br />

Aussagen existiert das „perfekte Histogramm“ nicht. Vielmehr zeigt es uns schlicht und einfach die Belichtung<br />

eines Bildes an und erlaubt dem Fotografen zu entscheiden, ob und wie er die Belichtungseinstellungen<br />

korrigiert. Daher wird das Histogramm eines hellen Motives anders aussehen, als das eines mit vorwiegend<br />

dunklen Tonwerten oder einer Mischung von beiden. Generell aber sollte ein Histogramm eine gute<br />

Tonwertverteilung über die horizontale Achse anzeigen, mit der Mehrheit der Pixel nahe der Mitte (100,<br />

Mittelpunkt). Normalerweise ist es ratsam, Spitzen im rechten Bereich der Kurve zu vermeiden, da dies ein<br />

Indikator für überbelichtete helle Bereiche ist und den Verlust von Details zur Folge hat. Bei der Beurteilung<br />

eines Histogramms ist es wichtig, die Helligkeit des eigentlichen Gegenstandes zu berücksichtigen. Zum<br />

Beispiel werden ein Motiv oder Objekt, welches einen hohen Anteil heller oder dunkler Tonwerte besitzt – so wie<br />

Schnee oder eine Silhouette – natürlicherweise das gesamte Aussehen der Kurve beeinfl ussen. Man kann daher<br />

keine generelle Aussage darüber treffen, wie ein gutes oder nicht gutes Histogramm auszusehen hat, es ist aber<br />

durchaus möglich, Empfehlungen zu geben. Während eine gleichmäßige Verteilung der Pixel auf der Grauskala<br />

oft als erstrebenswert anzusehen ist, zählt ebenso das eigene, durch Erfahrung angesammelte Wissen.<br />

WIE PRÜFE ICH DAS HISTOGRAMM EINES BILDES? Die meisten digitalen Kameras können das Histogramm<br />

auf dem LCD-Monitor während der Wiedergabe anzeigen. Dazu drückt man den Wiedergabeknopf, um das Bild<br />

zu sehen, und blättert durch die zusätzlichen Foto-Informationsanzeigen, bis das Histogramm erscheint. Es ist<br />

ratsam, dies als Grundeinstellung zu speichern, um das Histogramm und die Belichtungswerte bei Bedarf nach<br />

jeder Aufnahme schnell parat zu haben. Zeigt das Histogramm eine Unterbelichtung an, sollte eine positive<br />

Belichtungskorrektur durchgeführt werden. Eine negative Korrektur wird dagegen bei einer Pixelhäufung auf der<br />

rechten Seite und Überbelichtung angewandt. Die Benutzung des Histogramms ist eine weitaus verlässlichere<br />

Methode zur Belichtungsmessung als die Betrachtung des Bildes auf dem Kameradisplay, insbesondere bei<br />

Außenaufnahmen in hellem Licht, da das refl ektierende Licht auf dem Display zu Täuschungen führen kann.<br />

SPITZEN NACH LINKS Das Histogramm ist nach links<br />

verzogen, denn durch den dunklen Hintergrund liegen viele Pixel<br />

in verschatteten Bereichen. Dennoch ist das Bild gut belichtet.<br />

PERFEKTE BELICHTUNG Ein typisches Landschaftsmotiv<br />

erzeugt ein „perfektes Histogramm“, da es eine gute Verteilung<br />

der Tonwerte und Spitzen im mittleren Helligkeitsbereich aufweist.<br />

KEINE PANIK!<br />

BELICHTUNGS-WARNHINWEISE<br />

Die Mehrheit der Digitalkameras besitzt eine<br />

Überbelichtungswarnung. Während<br />

Histogramme die unterschiedlichen Tonwerte<br />

eines Bildes grafi sch darstellen, um die gesamte<br />

Belichtung des Bildes zu kontrollieren, hilft die<br />

Überbelichtungswarnung dabei, das Überstrahlen<br />

der hellsten Bildteile zu vermeiden. Insbesondere<br />

weiße oder sehr helle Gegenstände in direktem<br />

Sonnenlicht neigen dazu.<br />

Ein Histogramm mit scharfen Spitzen zur äußeren<br />

rechten Seite ist normalerweise ein Indikator für<br />

überbelichtete Bereiche des Bildes.<br />

Die Überbelichtungswarnung markiert die Pixel,<br />

die den reinen Weißwert (255) überschreiten.<br />

Diesen Pixeln ist kein Wert zugewiesen, das heißt<br />

sie können nicht bearbeitet werden und werden<br />

wirksam entfernt, ohne Details oder<br />

Informationen zu hinterlassen. Bei der<br />

Wiedergabe des Bildes auf dem LCD-Monitor der<br />

Kamera leuchten die Pixel auf, die aus dem<br />

Dynamikbereich der Kamera fallen, und liefern so<br />

eine schnelle grafi sche Darstellung der<br />

überstrahlten und detailarmen Bereiche des<br />

Bildes. Zur Behebung setzt man die negative<br />

Belichtungskorrektur ein, um das nächste Bild<br />

dunkler aufzunehmen.<br />

Die Überbelichtungswarnung der Kamera ist nicht<br />

immer standardmäßig eingeschaltet. Deshalb<br />

sollte man im Benutzerhandbuch nachschauen<br />

und diese Art der Belichtungswarnung<br />

einschalten, wenn sie nützlich erscheint.<br />

Normalerweise funktioniert dies über das<br />

Wiedergabe-Menü der Kamera.<br />

SPITZEN NACH RECHTS Ein gut belichtetes Foto einer sehr<br />

hellen Szenerie erzeugt ein nach rechts verzogenes<br />

Histogramm, ähnlich einem überbelichteten Bild.<br />

ROSS HODDINOTT


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

5) Belichtung nach rechts<br />

„Belichtung nach rechts“ ist eine zunehmend weit verbreitete Methode, die<br />

Bildqualität zu maximieren – obwohl sie nur für Aufnahmen im Raw-Modus<br />

anwendbar ist. Mit dieser Technik drückt man die Belichtungseinstellungen so nah wie<br />

möglich an die Grenze der Überbelichtung ohne allerdings die hellsten Bildbereiche<br />

zu kappen. Das Resultat zeigt ein Histogramm mit der Mehrheit der Pixel rechts<br />

vom Mittelpunkt – daher der Name „Belichtung nach rechts“. Wenn man sich also<br />

sicher im Umgang mit Belichtungen fühlt, sollte man diese Technik ausprobieren und<br />

versuchen, so weit wie möglich nach rechts zu belichten, ohne die hellsten Bildteile zu<br />

kappen. Wahrscheinlich wird das Bild in der Raw-Konvertierung ein wenig hell wirken,<br />

kann aber leicht mit der Helligkeits- und Kontrastkontrolle behoben werden und man<br />

erreicht bessere Ergebnisse, als wenn man ein dunkles Bild nachträglich aufzuhellen<br />

versucht. CCD- und CMOS- Sensoren messen das Licht linear. Die meisten Kameras<br />

liefern ein Bild mit 12 Bit und 4096 Helligkeitsabstufungen über 6 Blendenstufen. Die<br />

Helligkeitsabstufungen sind jedoch nicht gleichmäßig über die sechs Blenden verteilt,<br />

da jede Blendenstufe nur die Hälfte der vorherigen Lichtmenge aufzeichnet. Auf die<br />

erste Blende entfallen die Hälfte der Tonwerte, also 2048, auf die zweite dann 1024,<br />

und so weiter. Folglich enthält die letzte und dunkelste Blende nur noch 64 Ebenen.<br />

Auch wenn dies zunächst verwirren mag, lässt sich vereinfacht sagen: Wenn man<br />

die rechte Hälfte des Histogramms nicht ausreichend nutzt, gehen rund die Hälfte<br />

der vorhandenen Ebenen verloren, da auf sie die Mehrheit der Helligkeitsabstufungen<br />

fallen. Wenn man also absichtlich unterbelichtet, um die Details in den hellsten<br />

Bildteilen zu erhalten – eine übliche Praxis unter vielen digitalen Fotografen – verliert<br />

man eventuell eine große Datenmenge, die eigentlich erfasst werden könnte.<br />

PROFI-TIPPS<br />

Grundlagen: Belichtung 021<br />

FARBHISTOGRAMME<br />

Bei einigen Kameras hat man die<br />

Möglichkeit, separate Histogramme für die<br />

Rot-, Grün- und Blaukanäle aufzurufen. Es<br />

empfi ehlt sich aber, diese Option zu<br />

ignorieren und das standardmäßige<br />

Graustufen-Histogramm zu benutzen.<br />

GROSSES BILD UND KASTEN: Belichtung nach rechts im<br />

Histogramm maximiert die Detailgenaugkeit und minimiert Störungen.<br />

Im Raw-Konverter erscheint die Aufnahme zu hell und verwaschen,<br />

deshalb die Helligkeits- und Kontrastkontrolle zur Bildabstimmung<br />

benutzen.<br />

MARK BAUER


22 Grundlagen: Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Zeitautomatik ist die<br />

richtige Betriebsart für Sie!<br />

Wieso ist die Zeitautomatik bei<br />

Landschaftsaufnahmen nützlicher als jede andere<br />

Belichtungsart? Wenn Sie weiterlesen, erfahren Sie<br />

alle Geheimnisse.<br />

IN DER BETRIEBSART ZEITAUTOMATIK können Sie<br />

entscheiden, welche Blendenöffnung (f/-Zahl) Sie zum<br />

Fotografi eren verwenden möchten, während die Kamera auf der<br />

Grundlage der herrschenden Lichtverhältnisse automatisch eine<br />

Verschlusszeit festlegt, um die richtige Belichtung zu erzielen. Mit<br />

anderen Worten: Sie können die Blendenwahl vorgeben, und die<br />

Kamera wählt danach die Verschlusszeit aus.<br />

Da die Blende die Tiefenschärfe (den Bereich des scharfen Fokus)<br />

in einem Foto am stärksten beeinfl usst, ist die Zeitautomatik die<br />

praktischste Betriebsart, wenn Sie ein Motiv oder eine Situation<br />

fotografi eren, bei der die Kontrolle über die Tiefenschärfe wichtig<br />

ist.<br />

Die Landschaftsfotografi e ist das beste Beispiel. Beim<br />

Fotografi eren von Landschaften sollten Sie im Allgemeinen darauf<br />

achten, dass die Tiefenschärfe so groß ist, dass die gesamte<br />

Szene scharf ist – vom unmittelbaren Vordergrund bis in die<br />

Unendlichkeit. Das bedeutet, dass Sie eine kleine Blende wie<br />

f/11 verwenden müssen. In der Betriebsart Zeitautomatik können<br />

Sie das problemlos tun, weil Sie die erforderliche Blende aktiv<br />

einstellen müssen.<br />

Bei Porträtaufnahmen ist es in der Regel genau umgekehrt: Sie<br />

wollen eine geringe Tiefenschärfe, damit das Modell scharf und<br />

der Hintergrund unscharf ist. Sie müssen das Bild also mit einer<br />

großen Blende wie f/4 oder f/2.8 aufnehmen. Auch das ist mit<br />

der Zeitautomatik einfach, weil Sie – und nicht die Kamera –<br />

entscheiden, welche Blende verwendet wird.<br />

Sie können aber auch bei anderen Belichtungsarten festlegen,<br />

welche Blende benutzt wird. Hierfür ist jedoch eine etwas<br />

andere (und langwierigere) Vorgehensweise erforderlich. In<br />

der Betriebsart Belichtungsautomatik (S oder Tv) müssen<br />

Sie beispielsweise nur die Verschlusszeit ändern, bis die<br />

Kamera die gewünschte Blende einstellt. Ähnlich können Sie<br />

im Programmmodus mit der Programmumschaltfunktion die<br />

Blenden-/Verschlusszeitkombination ändern, die die Kamera<br />

eingestellt hat, bis Sie die gewünschte Blende haben.<br />

Der Vorteil der Zeitautomatik im Vergleich zu diesen<br />

alternativen Betriebsarten besteht darin, dass die Kamera eine<br />

einmal eingestellte Blende nicht ändert, auch wenn sich die<br />

Lichtverhältnisse ändern. Stattdessen wird die Verschlusszeit<br />

angepasst, um die richtige Belichtung beizubehalten. Das ist<br />

in der Betriebsart Belichtungsautomatik nicht so – wenn sich<br />

hier die Lichtverhältnisse ändern, passt die Kamera die Blende<br />

automatisch an, um die richtige Belichtung beizubehalten. Hier<br />

hat also die Verschlusszeit Vorrang, sodass Sie weniger Kontrolle<br />

über die Tiefenschärfe haben. Und im Programmmodus würde<br />

die Kamera die Blenden-/Verschlusszeitkombination anpassen,<br />

wenn sich die Lichtverhältnisse ändern.<br />

Die Zeitautomatik ist auch eine praktische Betriebsart zur<br />

allgemeinen Verwendung, wenn Sie einfach nur umhergehen und<br />

fotografi eren, was Ihnen vor die Linse kommt, seien es Gebäude,<br />

Details, Abstraktaufnahmen oder ungestellte Aufnahmen. Die<br />

Anforderungen an die Tiefenschärfe variieren je nach Aufnahme.<br />

Einmal brauchen Sie eine große und das nächste Mal eine<br />

möglichst geringe. Aber das kann mit dem Einstellrad der Kamera<br />

schnell festgelegt werden, und die Sucheranzeige hält Sie immer<br />

auf dem Laufenden darüber, welche Blendenöffnung (und<br />

zugehörige Verschlusszeit) Sie jeweils verwenden.<br />

Funktionsweise<br />

der Belichtungsarten<br />

Wir haben bereits<br />

festgestellt, dass Sie in der<br />

Betriebsart Zeitautomatik<br />

die gewünschte<br />

Blendenöffnung einstellen,<br />

und die Kamera die<br />

entsprechende<br />

Verschlusszeit für die<br />

richtige Belichtung festlegt.<br />

Hier wird kurz<br />

zusammengefasst, wie die<br />

anderen Belichtungsarten<br />

funktionieren.<br />

Vollautomatische<br />

Betriebsart<br />

Die Kamera stellt die<br />

Verschlusszeit und die<br />

Blende ein, um die<br />

richtige Belichtung zu<br />

erzielen. Sie können die<br />

vorgegebene<br />

Kombination nicht<br />

verändern und keine<br />

bestimmte Blende oder<br />

Verschlusszeit<br />

verwenden.<br />

f/4 f/22<br />

DIE AUSWIRKUNG VON BLENDENÖFFNUNGEN Da die Tiefenschärfe eine große Auswirkung auf<br />

das fertige Bild hat, ist es nicht verwunderlich, dass viele erfahrene Fotografen am liebsten mit der<br />

Zeitautomatik arbeiten. Diese beiden Aufnahmen zeigen, wie unterschiedliche Blenden zu sehr<br />

unterschiedlichen Ergebnissen führen können.<br />

Einstellen der Zeitautomatik an der Kamera<br />

Das Auswählen der Zeitautomatik ist ganz einfach: Sie müssen lediglich das Einstellrad<br />

für die Belichtung drehen (oder in einigen Fällen die Taste für die Belichtungsart<br />

drücken) und A oder AV auswählen. Die Kamera ist dann auf die Betriebsart<br />

Zeitautomatik eingestellt. Dann müssen Sie nur noch das kleine Einstellrad (entweder<br />

am Handgriff oder rechts oben an der Rückseite der Kamera) drehen, um die Blende zu<br />

ändern. Wenn Sie leicht auf den Auslöseknopf drücken, um das Belichtungssystem zu<br />

aktivieren, können Sie feststellen, welche Verschlusszeit die Kamera ausgewählt hat.<br />

Programmmodus<br />

Der Programmmodus<br />

funktioniert ähnlich wie die<br />

vollautomatische<br />

Betriebsart. Allerdings<br />

können Sie für gewöhnlich<br />

die Blenden-/<br />

Verschlusszeitkombination<br />

ändern, wenn Sie eine<br />

bestimmte Blende oder<br />

Verschlusszeit verwenden<br />

möchten.<br />

Canon Nikon Sony<br />

Olympus Pentax Samsung<br />

Belichtungsautomatik<br />

Sie stellen eine<br />

Verschlusszeit ein, und<br />

die Kamera legt die<br />

entsprechende Blende<br />

fest. Wenn sich die<br />

Lichtverhältnisse<br />

ändern, wird dieselbe<br />

Verschlusszeit<br />

verwendet, aber die<br />

Blende geändert.<br />

Nachführmessung<br />

Sie legen manuell sowohl<br />

die Blende als auch die<br />

Verschlusszeit fest, und<br />

zwar unabhängig<br />

voneinander, sodass sich<br />

keiner der beiden Werte<br />

ändert, auch wenn sich<br />

die Lichtverhältnisse<br />

ändern (es sei denn, Sie<br />

passen einen Wert an).<br />

Motivmodi<br />

Diese Programmmodi<br />

sind auf ein<br />

spezifi sches Motiv<br />

zugeschnitten. Dabei<br />

werden verschiedene<br />

Kamerafunktionen,<br />

wie die AF-, Blitz- und<br />

Belichtungssysteme,<br />

entsprechend<br />

eingestellt.<br />

ROSS HODDINOTT


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Blendenstufen<br />

Bei den meisten Kameras können Sie die Blenden<br />

in Stufen von 1/2 ändern. Schauen Sie im Menü für<br />

benutzerdefi nierte Funktionen nach – bei vielen<br />

Modellen können Sie auch 1/3-Blendenstufen<br />

einstellen, wenn Sie dies wünschen.<br />

Grundlagen: Belichtung 23<br />

Aufgenommen mit f/22<br />

Mit der Zeitautomatik können<br />

Landschaftsfotografen<br />

kontrollieren, welcher Teil der<br />

Landschaft scharf ist.<br />

MARK BAUER


024 Grundlagen – Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENKURS<br />

Verschlusszeiten und Landschaften<br />

VON ROSS ARMSTRONG Für die meisten Landschaftsfotografen hat die<br />

Blende Priorität, aber in einigen Situationen ist die Verschlusszeit ebenso<br />

wichtig, da man sie nutzen kann, um einen Bewegungseffekt innerhalb<br />

einer Szene zu erfassen. Weil man die Bildschärfe einer Landschaft<br />

durch die Maximierung der Tiefenschärfe erhalten möchte, ist es gut,<br />

die Verschlusszeit für sich arbeiten zu lassen, da die erforderlichen<br />

kleineren Blenden auch lange Verschlusszeiten bedeuten. Dafür sollte man einfach<br />

den Belichtungsmodus der Kamera auf Blendenautomatik (Tv oder S) einstellen.<br />

Dies stellt die richtige Belichtung für die gewünschte Länge der Verschlusszeit sicher,<br />

während die Kamera die geeignete Blende wählt.<br />

Warum sollte man also die Verschlusszeit wählen und nicht die Blende? Die Antwort<br />

ist folgende: Stellt man eine langsamere Verschlusszeit ein, so wird alles, was sich<br />

beim Auslösen bewegt, etwa fl ießendes Wasser oder im Wind wehendes Laub,<br />

als weiche Unschärfe erfasst, während alles Statische, etwa ein Zaun oder Felsen,<br />

scharf und fokussiert aufgenommen wird. Der Effekt einer langen Belichtungszeit<br />

verleiht den Aufnahmen zusätzliche Tiefe und Dimension, und es wird ein echtes<br />

Gefühl von Bewegung erzeugt. Das Resultat kommt meist eher der Erinnerung<br />

einer Szenerie näher, als ein lebloses Bild von Gras, auf dem jeder Halm scharf<br />

zu sehen ist. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sich Digitalkameras auch<br />

täuschen können. Man muss aufpassen, nicht überzubelichten, wenn man zum<br />

Beispiel ein Feld mit goldenem, sich wiegenden Gras in der Abendsonne fotografi ert.<br />

Verlangsamt man die Verschlusszeit, kann die von der Kamera gewählte Blende<br />

eventuell eine Überbelichtung des Bildes anzeigen. Natürlich kann man das Bild<br />

und das Histogramm auf dem LCD-Monitor auf verwaschene helle Bildbereiche hin<br />

überprüfen.<br />

Um langsamere Verschlusszeiten und eine noch höhere Qualität in den eigenen<br />

Landschaftsfotografi en zu erreichen, ist es angebracht, Filter zu benutzen. Ein Polfi lter<br />

entfernt Refl ektionen und verdunkelt blaue Himmel, um den Wolken den „Wow“-<br />

Faktor zu verleihen, und kann die auf die Sensoren auftreffende Lichtmenge um zwei<br />

Blenden gleichzeitig reduzieren.<br />

Zur Verstärkung von Bewegung und Unschärfe gibt es den Graufi lter, welcher keinen<br />

Einfl uss auf die Farbbalance hat, sondern die durchgehende Menge an Licht reduziert<br />

und somit die Wahl längerer Verschlusszeiten möglich macht.<br />

Für optimale Resultate sollte man in der Morgen- und Abenddämmerung fotogafi eren<br />

und immer ein Stativ benutzen. Man sollte an dunklen, wolkigen Tagen fotografi eren<br />

und die Natur für sich arbeiten lassen – weniger helles Licht bedeutet, dass man<br />

längere Verschlusszeiten erreicht.<br />

An windigen Tagen sollte man die Kameratasche am besten an das Stativ hängen,<br />

um die Ausstattung stabil zu halten. Ein hilfreicher Tipp ist es, einen Fernauslöser/<br />

Selbstauslöser und Spiegelvorauslösung zu benutzen, um einen Kamerakontakt<br />

während der Belichtung zu vermeiden. Nun heißt es: Auf den Wind warten,<br />

Verschluss öffnen und, was auch immer passiert, sich nicht umhauen lassen!<br />

OBEN, POL- UND GRAUFILTER: Ich<br />

benutzte den Polfi lter in Kombination mit<br />

dem Graufi lter, um den hellen Himmel<br />

zurückzuhalten und eine ausgewogene, lange<br />

Belichtung zu erreichen. Ich fotografi erte im<br />

Raw- Modus und benutzte den Selbstauslöser<br />

mit einer Belichtung von 1,6 Sekunden.<br />

VERSCHLUSSZEITEN-VERGLEICH: Für<br />

diese Fotoreihe war die Linse (10-22 mm/13<br />

mm) auf das lange Marram- Gras im<br />

Vordergrund gerichtet. Das Einzige, was ich<br />

änderte, waren die Verschlusszeiten in einer<br />

Sequenz von 1/50 bis 1,6 Sekunden. Man<br />

kann sehen, wie bei der Verlängerung der<br />

Verschlusszeit die Bewegung des Grases im<br />

Wind zunehmend unscharf wird. Meine<br />

Lieblingsaufnahme dieser Reihe ist die<br />

längste Belichtung, welche die Bewegung des<br />

Grases im tiefen Wintersonnenschein exakt<br />

so einfängt, wie ich es errinnere.<br />

1/50 SEK. 1/20 SEK. 1/10 SEK.


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

FERTIGES BILD<br />

Die Bewegung im Vordergrund trägt wirklich<br />

zum Bildeffekt bei. Ich habe das<br />

Histogramm und das Bild auf dem Display<br />

benutzt, um die Belichtung und Spitzlichter<br />

zu überprüfen.<br />

1/5 SEK. 0,3 SEK. 0,8 SEK. 1,6 SEK.<br />

Grundlagen – Belichtung 025


LICHT<br />

D<br />

AS LICHT IN LANDSCHAFT UND NATUR ändert sich laufend.<br />

Manchmal ändert es sich langsam, wie mit den Jahreszeiten.<br />

Während des Tages ändert es sich schneller, gegen Abend und<br />

bei Dämmerung verändert es sich jedoch rapide. Das Wetter kann<br />

das Licht an einem Ort innerhalb von Sekunden verwandeln, und<br />

wenn Sie bei einer Aufnahme zwischen Aufnahme ins Licht oder mit<br />

dem Licht wählen, können Sie umgehend einen großen Unterschied<br />

erzielen. Auf den nächsten Seiten werden wir Ihnen dabei helfen, Licht<br />

vorauszuberechnen. Außerdem lernen Sie zu verstehen, wie man sich<br />

den ausschlaggebendsten Faktor der Fotografi e zu Nutze und nicht zum<br />

Feind macht.<br />

Lichtfall<br />

Der Lichtfall übt einen dramatischen Einfl uss darauf aus, wie eine<br />

Landschaft hinter dem Objektiv erscheint. Licht, das von vorne einfällt<br />

mit Schatten hinter dem Motiv, von der Kamera entfernt, kann ein Bild<br />

stumpf und uninteressant wirken lassen – obwohl mit der Sonne tief<br />

über dem Horizont, kann es eine gute Farbsättigung bieten. Bei tief<br />

stehendem Licht und Weitwinkelobjektiv gibt es zusätzlich die Gefahr,<br />

dass der eigene Schatten nicht ins Bild fällt. Seitliches Licht ist der<br />

Favorit bei vielen Landschaftsfotografen, da es Struktur und Schatten<br />

aufzeigt, die über das Motiv fallen und Gestalt sowie Form hervorheben<br />

und somit mehr an Tiefe vermitteln. Gegenlicht kann sehr dramatisch<br />

wirken. Mit Schatten, die der Kamera entgegen rasen, liegt der<br />

Schwerpunkt bei Gestalt und Form. Gegenstände werden als Silhouetten<br />

aufgenommen. Je nach Situation, können diese Gegenstände vor einen<br />

kräftigen Hintergrund platziert werden: Bäume mit Hintergrundlicht<br />

durch einen Sonnenauf- oder -untergang können sehr effektiv aussehen.


028 Grundlagen – Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

2) Wetter und Licht<br />

Rein theoretisch gesehen gibt es weder<br />

gutes noch schlechtes Wetter in der<br />

Landschaftsfotografi e. Gute Bilder können<br />

unter jeder Bedingung erzielt werden.<br />

Natürlich ergeben bestimmte Bedingungen<br />

dramatischere Aufnahmen und der Trick liegt<br />

darin, zu erlernen, wie man sie erkennen<br />

und vorhersehen kann. Wenn Sie einen<br />

Sonnenuntergang planen, geben Sie Ihren<br />

Plan nicht auf, sobald sich eine Wolkendecke<br />

ansagt. Sollte der Himmel aufreißen, besteht<br />

die Möglichkeit, dass die Wolken von unten<br />

her beleuchtet werden und den Himmel sehr<br />

dramatisch aussehen lassen. Sonnenschein<br />

und Schauer können in Momenten, da der<br />

Regen aufhört und die Sonne durchbricht,<br />

atemberaubend aussehen. Hinzu kommen<br />

dann Gegenstände im Vordergrund vor einem<br />

dunklen, verzogenen Himmel, die wie von<br />

einem Scheinwerfer angestrahlt werden. Dies<br />

sind jedoch nur fl üchtige Momente und sie<br />

halten nicht sehr lange an. Sie müssen also<br />

Ihre Kamera im Vorfeld vorbereiten. Sollte das<br />

Wetter schlecht, grau, bewölkt und regnerisch<br />

sein, kann man trotzdem Aufnahmen<br />

machen. Bei solchen Bedingungen sollten Sie<br />

sich in einen Wald aufmachen. Das diffuse<br />

Licht eignet sich für diese Art Hintergrund.<br />

Überraschenderweise kann der Gebrauch eines<br />

Polfi lter eine Aufnahme erheblich verbessern,<br />

da er Refl ektionen und blendendes Licht von<br />

nassem Laub weglässt und Farben sättigt.<br />

3) Fangen Sie die Stimmung<br />

für Ihr Motiv ein<br />

Aufnahmen in heller Umgebung erhöhen die<br />

natürliche Stimmung Ihres Motivs. Zum Beispiel<br />

sind manche Gegebenheiten von Natur aus ruhiger<br />

und sehen besser aus bei dem korrespondierenden<br />

weichen Licht eines Sonnenaufgangs und bei<br />

Pastellfarben. Andere besitzen eine von Natur aus<br />

drückende Atmosphäre und verlangen nach einem<br />

dramatischen, theatralischen und ausgerichtetem<br />

Licht. Aber das beste Licht kann Monate entfernt sein.<br />

Schauen Sie sich die Fotos der Kapelle rechts an.<br />

Die Kapelle hat eine recht drückende Präsenz, wie<br />

man an diesen Bildern sehen kann und eignet sich<br />

am besten für niedriges Licht und einen schweren<br />

Himmel.<br />

4) Verbessern Sie<br />

niedriges Licht mit<br />

Refl exen<br />

Morgengrauen und Abenddämmerung<br />

sind sehr stimmungsvolle Zeiten in der<br />

Landschaftsfotografi e, obwohl sich der Boden<br />

fast komplett im Schatten befi nden kann und<br />

nur sehr wenige Einzelheiten erkennen lässt. In<br />

der Nähe von Wasser können Sie Refl ektionen in<br />

den Vordergrund integrieren. Das hilft dabei die<br />

Aufnahme auszubalancieren und bringt Drama<br />

und Effekt hinein. Je stiller die Gegebenheiten<br />

sind, desto spiegelartiger ist die Oberfl äche. Da<br />

die Sonne noch am Horizont aufgehen muss,<br />

können die wundervollen Farben am Himmel<br />

dazu genutzt werden, Farbe und Wirkungseffekt<br />

in den Vordergrund zu stellen. Die leichte Brise<br />

dieser Szene musste abziehen, damit das<br />

Wasser ruhig genug war, um eine perfekt klare<br />

Spiegelung wiederzugeben.<br />

2<br />

3<br />

4


Wirkung und Eff ekt mit<br />

Hintergrundlicht!<br />

Hierfür gibt es einen speziellen Ausdruck: „Contrejour-Fotografi<br />

e“, was auf Französisch „entgegen dem<br />

Tageslicht“ bedeutet. Sollten Sie keine merkwürdigen<br />

Blicke auf sich ziehen wollen, dann verbleiben Sie<br />

bei „Hintergrundlicht“. Motive werden in Silhouetten<br />

umgewandelt, Schatten, Strahlen und Refl ektionen<br />

explodieren ins Objektiv und erschaffen das gewaltige<br />

Gefühl, vor Ort zu sein. Belichten Sie mit Vorsicht, es<br />

könnte kompliziert werden.<br />

ALL E BILDER: MARK BAUER


030 Grundlagen – Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

TAGESLICHT IM FRÜHLING<br />

6) Saisonbedingtes Licht<br />

Im Winter präsentiert sich die Landschaft kahler, und der tiefe Stand der<br />

Sonne wirft während des Tages lange Schatten. Die Luft enthält weniger<br />

Staub und verleiht dem Licht Klarheit. Klare, kalte Nächte sorgen für<br />

frostige Morgen mit pastellfarbenem Himmel.<br />

Das Licht im Sommer ist oftmals weniger vorteilhaft für die<br />

Landschaftsfotografi e, da der hohe Stand der Sonne für den größten Teil<br />

des Tages ein harsches Licht erzeugt. Vermehrter Staub und Hitzeschleier<br />

bedeuten, dass das Licht generell weniger klar ist.<br />

Zu Anfang des Frühlings und im Spätherbst sind Licht und Klarheit besser<br />

als im Sommer, und es ist durchaus möglich, während des größten Teils<br />

des Tages Ausnahmen zu machen. Das Wetter ist wechselhaft, was zu<br />

unbeständigen sowie dramatischen Aufnahmegelegenheiten führen kann.<br />

Gegen Ende des Frühlings, nach einer kühlen Nacht, kann sich bei<br />

Sonnenaufgang oft Nebel bilden, sobald sich die Erde aufwärmt.<br />

TAGESLICHT IM SOMMER<br />

TAGESLICHT IM HERBST TAGESLICHT IM WINTER<br />

HALTEN SIE SICH<br />

STARTBEREIT:<br />

Es lohnt sich, stets eine gepackte<br />

Tasche bereitzuhalten, so dass Sie<br />

gewappnet sind, sobald der<br />

Wetterbericht Schnee voraussagt<br />

– gesparte Zeit, die Sie nicht<br />

damit verschwenden müssen,<br />

nach Filtern oder einem geladenen<br />

Akku zu suchen. Das kann den<br />

Unterschied ausmachen zwischen<br />

einer Aufnahme wie unten oder<br />

einer Aufnahme zu einem etwas<br />

späteren Zeitpunkt, die mit<br />

matschigen Fußstapfen übersäht<br />

wäre.<br />

AUSRÜSTUNG<br />

BEHALTEN SIE AUFNAHMEN AUF<br />

IHRER KAMERA, SO DASS SIE<br />

VERGLEICHE ANSTELLEN KÖNNEN<br />

Digitalkameras vereinfachen saisonale<br />

Vergleichsanstellungen, wie bei den vier<br />

Bäumen, die oben abgebildet sind. Wenn<br />

Sie einen Ort alle drei Monate erneut<br />

aufsuchen, behalten Sie die vorherigen<br />

Aufnahmen auf Ihrer Speicherkarte, so<br />

dass Sie die genaue Entfernung und<br />

Maße nachstellen können.<br />

ISTOCK PHOTO


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

7) Licht kurz „vor der Kippe”<br />

Der Großteil der Geschehnisse in der Landschaftsfotografi e passiert<br />

„auf der Kippe“ – während des Übergangs bei der Veränderung eines<br />

Zustandes. In puncto Licht bedeutet dies den Übergang von Tag<br />

auf Nacht und von Nacht auf Tag, der Wechsel von einer Jahreszeit<br />

zur anderen, der Wechsel von ruhigem Wetter zu Sturm usw. Das<br />

Festhalten dieser Momente kann beeindruckende Bildern hervorbringen.<br />

Insbesondere sobald sie mit anderen Thematiken verbunden werden,<br />

wie beispielsweise der Grenze zwischen Land und Wasser, Wildniss und<br />

Zivilisation etc.<br />

VORHER NACHHER<br />

Hier treffen mehrere <strong>Themen</strong> aufeinander, die sich „auf der Kippe“ befi nden: die<br />

Zeitspanne zwischen dem Vorüberziehen von einem Sturm und der Ankunft des nächsten,<br />

die Grenze zwischen Land und Wasser und der Wandel zwischen Tag und Nacht.<br />

Grundlagen – Belichtung 031<br />

In der ersten Aufnahme (links) ist sich der Sturm noch dabei aufzuklären, während die<br />

Sonne untergeht. In der zweiten Aufnahme (oben) war ein fantastisches Dämmerlicht zu<br />

sehen, bevor der nächste Sturm heranzog.<br />

MARK BAUER


032 Grundlagen – Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Licht und Tageszeit<br />

DIE TAGESZEIT ist einer der Hauptfaktoren, welcher die<br />

Stimmung einer Landschaftsaufnahme ausmacht. Der niedrige<br />

Stand der Sonne morgens oder abends kann einer Ansicht Wärme<br />

sowie Farbe verleihen. Es ist jedoch gleichermaßen wichtig,<br />

zu wissen, wie unterschiedliche Jahreszeiten und bestimmte<br />

Wetterverhältnisse für bestimmte Lichtverhältnisse sorgen können.<br />

Denken Sie daran, dass manche Orte zu bestimmten Jahreszeiten besser<br />

wirken. Die Position von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang verändert sich<br />

während des Jahres. Recherchieren Sie also zuerst Ihren Ort!<br />

Planen Sie einen frühen Start, und machen Sie sich ein Bild von Ihrem<br />

Motiv und seinem möglichen Potential. Hierin liegt der Schlüssel zum Erfolg<br />

von erstklassigen Landschaftsaufnahmen. Sie haben genügend Zeit, die beste<br />

Anordnung zu ermitteln bevor sich das fotogenste Licht des Tages einstellt. Sie<br />

können sich ohne Hast und Eile in Ruhe vorbereiten.<br />

Dieser Schauplatz sieht im Abendlicht am besten aus. Besonders im<br />

August kann der hohe Stand der Sonne während des Tages ihn ein wenig<br />

langweilig erscheinen lassen. In der Sequenz, die hier gezeigt ist, kam ich am<br />

Spätnachmittag an und erwartete geeignetes Licht am Abend. Ich suchte mir<br />

meine Position und machte um 17 Uhr eine Aufnahme zwecks Vergleich der<br />

verschiedenen Tageszeiten. Wie Sie sehen können, war das Licht harsch und<br />

die Landschaft erschien fl ach und farblos.<br />

Um 18 Uhr hatte sich die Lage ein wenig verbessert. Ein Durchbruch in<br />

der Wolkendecke bedeutete, dass der blaue Himmel durch das Meer refl ektiert<br />

wurde, welches die Farbintentsität steigerte. Ich musste über zweieinhalb<br />

Stunden auf perfekte Lichtverhältnisse warten. Letztendlich brach die Sonne<br />

durch die Wolken und meine Aussicht wurde für ganze zehn Minuten in ein<br />

wundervolles warmes Licht getaucht, bevor die Wolken sich wieder zuzogen.<br />

Die Sonne war untergegangen, ich war jedoch noch nicht fertig, da ich noch<br />

das Dämmerlicht erwartete. Zu diesem Zeitpunkt ist kein direkt ausgerichtetes<br />

Licht zu sehen und der Schauplatz nimmt eine vollkommen neue Dimension<br />

an – von einem surrealeren, beruhigenderen Ausmaß. Dies geschieht aufgrund<br />

des Lichteinfalls oder besser gesagt, des fehlenden Lichteinfalls. Aufnahmen<br />

an diesem Ort zu dieser Tageszeit bedeuten eine längere Belichtung, was den<br />

beruhigenden Effekt ausmacht. Das Meer wirkt glatt, die Farben sind kühler<br />

und dezenter und zwischen beidem besteht eine Harmonie.<br />

Erfolgreiche Landschaftsfotografi e ist ein Resultat von Gemütsverfassung<br />

und technischem Geschick. Geduld und Hingabe sind genauso wichtig wie die<br />

richtige Kamera, Objektive und Stativ. Es war ein schönes Gefühl zu wissen,<br />

dass sich das Warten lohnen würde und der Beweis dafür, dass Geduld eine<br />

Tugend ist. Man sollte genug Zeit einplanen, um einen guten Aussichtspunkt zu<br />

fi nden. Danach dreht sich alles ums Warten, da Licht launisch sein kann und<br />

schwer vorauszusagen ist. Man weiß nie so genau, wie es letztendlich ausfällt.<br />

18:00<br />

1/12 Sek .bei f/13 (ISO 100)<br />

Das zweite Bild dieser Serie weist einen Unterschied auf: Das Motiv hat mehr Farbe<br />

und da es zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen wurde, verbessert sich das Licht.<br />

17:00<br />

1/20 Sek. bei f/13 (ISO 100)<br />

Dies war eine Testaufnahme um die Komposition zu testen. Es ist selten, dass ich<br />

Aufnahmen zu einer Tageszeit mache, an der sich die Sonne so hoch am Himmel<br />

befi ndet. Man kann daran aber sehen, wie sich das Licht später verbessert.<br />

20:45 (Dämmerlicht)<br />

2,6 Sek. bei f/16 (ISO 100)<br />

Dies war die letzte Aufnahme des Tages und zeigt, dass Dämmerlicht das rauheste<br />

Meer ruhig erscheinen lassen kann. Je länger die Belichtung, desto ruhiger der Effekt.


20:30<br />

1/20 Sek. bei f/13 (ISO 100)<br />

GOLDENES LICHT:<br />

DIES IST DAS MOTIV, WORAUF ICH<br />

GEWARTET HATTE. DER LICHTWECHSEL<br />

IST DER GRUND, WARUM ICH SO VIELE<br />

AUFNAHMEN ZU DIESER TAGESZEIT<br />

MACHE. ZU BEOBACHTEN, WIE ES SICH<br />

ENTFALTET, NIMMT EINEM WAHRHAFTIG<br />

DEN ATEM!<br />

Zusammenfassung<br />

Das richtige Licht!<br />

1) PLANEN SIE IM VORAUS<br />

Informieren Sie sich anhand der<br />

Wettervorhersage und falls Sie die<br />

Küste besuchen, informieren Sie<br />

sich über die Zeiten von Ebbe und<br />

Flut.<br />

2) VORBEREITUNG<br />

Vergewissern Sie sich, dass Ihre<br />

Ausrüstung bereit ist: aufgeladene<br />

Akkus, funktionstüchtige<br />

Batterien, genügend<br />

Speicherkarten. Überprüfen Sie<br />

die ISO-Werte, den Weißabgleich<br />

und dass das Objektiv sauber ist.<br />

3) STARTEN SIE FRÜH<br />

Starten Sie frühzeitig, damit Sie<br />

genügend Zeit haben. Das Letzte,<br />

was Sie gebrauchen können, ist<br />

eine hastige Suche nach einer<br />

geeigneten Komposition, während<br />

das Licht langsam nachlässt.<br />

4) PROBEAUFNAHMEN<br />

Machen Sie ein paar<br />

Probeaufnahmen. Sind Sie mit<br />

Ihnen zufrieden? Prüfen Sie das<br />

Histogramm der Aufnahme.<br />

5) KOMPOSITION<br />

Sind Sie zufrieden mit dem<br />

Bildaufbau? Falls erforderlich,<br />

suchen Sie sich gegebenenfalls<br />

einen neuen Standort.


34 Grundlagen: Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENÜBUNG<br />

Frühaufsteher werden mit dem Licht der „magischen Stunde“ belohnt<br />

VON HELEN DIXON Die meisten Menschen<br />

können sich etwas Schöneres vorstellen,<br />

als ein paar Stunden vor Sonnenaufgang<br />

aufzustehen, was häufi g noch mitten in der<br />

Nacht ist. Aber wenn Sie bereit sind, dieses<br />

Opfer zu bringen, werden Sie fast immer dafür belohnt.<br />

Damit alles reibungslos klappt, ist eine gute Planung<br />

wichtig. Sehen Sie sich den Wetterbereicht und die Zeiten<br />

für den Sonnenaufgang im Internet an. Wenn Sie an die<br />

Nordsee fahren, vergessen Sie nicht, die Zeiten für Ebbe<br />

und Flut nachzulesen – Ebbe ist normalerweise die beste<br />

Zeit für einen Besuch am Meer. Wenn Sie das Licht im<br />

Stich lässt, können Sie immer noch Nahaufnahmen vom<br />

Strand machen.<br />

Ich versuche, mindestens eine halbe Stunde vor<br />

Sonnenaufgang vor Ort zu sein, weil das wirklich<br />

magische Schauspiel oft schon vonstatten geht,<br />

bevor die Sonne aufgeht. Auf diese Weise habe ich<br />

ausreichend Zeit, die Kamera einzurichten und den<br />

besten Standpunkt zu fi nden. Suchen Sie sich nicht<br />

immer nur klare Tage aus. Es ist besser, wenn der<br />

Himmel bewölkt ist, da wunderschöne Farben am<br />

Himmel entstehen, wenn die Wolken das Licht der Sonne<br />

refl ektieren. Nach Möglichkeit sollten Sie bereits vor<br />

dem eigentlichen Fototag einmal herkommen, um die<br />

Umgebung in Augenschein zu nehmen. Suchen Sie nach<br />

ansprechenden Orten, die Gelegenheiten für Aufnahmen<br />

mit einem interessanten Vordergrund bieten.<br />

Nebel entsteht meist während einer kalten Nacht. Er<br />

hält sich am Morgen nur kurz, bis er sich unter der<br />

Wärme der Sonnenstrahlen aufl öst. Sie sollten daran<br />

denken, dass das Messsystem der Kamera unter nebligen<br />

Bedingungen die Szene häufi g unterbelichtet, was zu<br />

einer langweiligen, leblosen Landschaft führt. Um dies<br />

wettzumachen, ändern Sie die Belichtung um +½<br />

oder +1 Blendenstufe, da der Szene dadurch Leben<br />

eingehaucht wird. Sehen Sie sich das Histogramm<br />

auf dem LCD-Monitor der Kamera an, um sich zu<br />

vergewissern, dass Sie die Szene nicht überbelichtet<br />

haben.<br />

Die Verwendung von Neutraldichteverlaufsfi ltern<br />

gehört bei der Landschaftsfotografi e so ziemlich zum<br />

ZERSTREUUNG<br />

„Ich habe gewartet, bis die<br />

Sonne über dem Horizont<br />

war, und das Licht von der<br />

kleinen Baumgruppe zerstreut<br />

wurde.“<br />

Belichtung: 0,5 Sek. mit f/22.<br />

Standardprogramm. Damit können Sie die hellsten<br />

Teile des Bildes kontrollieren – also normalerweise den<br />

Himmel. Früh am Morgen gibt es einen merklichen<br />

Unterschied zwischen dem Licht am Himmel und dem<br />

Licht auf dem Land.<br />

Achten Sie auf Objektivrefl exlichter, wenn die Sonne<br />

im Bild enthalten ist. Um diese zu vermeiden, sorgen<br />

Sie dafür, dass die Filter und die Objektivoptik makellos<br />

sauber sind. Ich verwende selten einen Wärmefi lter. Ein<br />

Nachteil dieser Filter ist, dass grünes Blattwerk dadurch<br />

einen gelb-braunen Farbstich bekommt. Stattdessen<br />

stelle ich den Weißabgleich der Kamera auf „Bewölkt“<br />

oder „Schatten“ ein, um die Szene ein wenig wärmer zu<br />

gestalten. Vermeiden Sie die Einstellung „Automatischer<br />

Weißabgleich (AWB)“, da das Licht dadurch kühler wird,<br />

es sei denn, dass Sie genau diesen Effekt erzielen wollen.<br />

Es gibt eine Reihe von Gründen, wieso ich persönlich<br />

das Licht der Morgendämmerung dem Sonnenuntergang<br />

vorziehe. Ich fange in meinen Bildern gerne eine gewisse<br />

Stimmung ein, wenn dies möglich ist. Der frühe Morgen<br />

ist die beste Tageszeit dafür, weil dann eine neblige oder<br />

frostige Atmosphäre wahrscheinlicher ist. Das Licht ist<br />

zu dieser Zeit oft diffus und weicher. Allerdings ist es<br />

schwieriger, die Sonne am Morgen im Bild aufzunehmen<br />

als am Abend, da beim Sonnenuntergang der<br />

Verschmutzungsgrad über den Tag hinweg bereits so stark<br />

angestiegen ist, dass die Helligkeit dadurch ein wenig<br />

abgemildert wird. Ein weiterer großer Vorteil des frühen<br />

Morgens ist die Ruhe, die dann herrscht – ich sehe kaum<br />

jemals einen anderen Menschen. Die Welt gehört dann<br />

nur mir. Es ist so befriedigend zu spüren, wie der Tag<br />

erwacht, und das magische Licht der Morgendämmerung<br />

mitzuerleben.<br />

Wenn die Sonne dann aufgegangen und zu kräftig zum<br />

Fotografi eren geworden ist, drehen Sie sich zur Seite, oder<br />

wenden Sie der Sonne den Rücken zu. Aber achten Sie<br />

darauf, dass Sie im Vordergrund keinen Schatten werfen.<br />

Es ist jetzt an der Zeit, das warme Licht zu verwenden,<br />

mit dem das Land beleuchtet wird. Licht ist nie statisch,<br />

sondern ändert sich dauernd. Es ist der wichtigste<br />

Bestandteil, der es uns ermöglicht, etwas Wunderschönes<br />

zu schaffen.<br />

Achtung Ausrüstung!<br />

Helens Ausrüstung für<br />

die „magische<br />

Stunde“<br />

„Überlegen Sie, welche<br />

Ausrüstung Sie brauchen<br />

werden. Absolut unverzichtbar<br />

ist ein gutes, stabiles Stativ,<br />

da Sie zu dieser Tageszeit mit<br />

langen Belichtungszeiten<br />

arbeiten werden. Ich<br />

verwende ein Manfroto<br />

MF4 aus Karbonfaser mit<br />

einem Kopf des Typs<br />

322RC2 –<br />

es ist eine leichte, aber<br />

stabile Halterung, und an den<br />

mittleren Pfosten kann ich<br />

meine Tasche hängen, wenn<br />

ich an besonders windigen<br />

Tagen zusätzliche Stabilität<br />

möchte.<br />

Ich verwende immer einen<br />

Fernauslöser. Wenn Sie<br />

keinen haben, verwenden Sie<br />

den Selbstauslöser und die<br />

Spiegelvorauslösung, um<br />

Vibrationen zu vermeiden.<br />

Ich fi nde mein 17-40 mm-Weitwinkelzoom<br />

und mein 70-200 mm-Telezoom besonders<br />

nützlich. Diese beiden Objektive reichen für<br />

die meisten meiner Anforderungen.<br />

Ich verwende das Weitwinkelzoom, wenn<br />

ich viele Elemente im Vordergrund<br />

aufnehme. Das Telezoom ist besonders gut,<br />

um die Perspektive zu komprimieren und<br />

an einem nebligen Morgen Ebenen zu<br />

erzeugen.“<br />

Spiegelvorauslösung<br />

Viele Spiegelrefl exkameras haben eine<br />

Funktion, mit der der Spiegel vor der<br />

Aufnahme angehoben werden kann, um ein<br />

Verwackeln beim Auslösen zu minimieren.<br />

Oft wird sie über eine benutzerdefi nierte<br />

Funktion aktiviert.


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENÜBUNG<br />

Mit ein wenig Durchhaltevermögen fotografi eren Sie atemberaubende<br />

Sonnenuntergänge<br />

VON MARK BAUER Landschaftsbilder<br />

können zwar zu fast jeder Tageszeit gemacht<br />

werden, aber die Landschaftsfotografen sind<br />

sich einig, dass es zwei Tageszeiten gibt,<br />

zu denen das Licht die besten Ergebnisse<br />

liefert: die ersten und die letzten Stunden des Tages. Das<br />

Besondere an diesen Tageszeiten ist, dass die niedrig<br />

stehende Sonne lange Schatten wirft und die besonderen<br />

Merkmale der Landschaft so richtig zur Geltung bringt.<br />

Wenn Sie vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang<br />

unterwegs sind, können Sie auch einige spektakuläre<br />

Schauspiele am Himmel erleben, wenn die Wolken von<br />

unten beleuchtet werden.<br />

Das Licht ist zu diesen beiden Tageszeiten sehr ähnlich.<br />

Welche dieser beiden Tageszeiten Sie bevorzugen,<br />

hängt davon ab, welche Lichtrichtung am besten zu<br />

Ihrem gewählten Motiv passt. So sieht eine Südküste<br />

im Winter beispielsweise am besten am Ende des Tages<br />

aus. Das Licht in der letzten Stunde des Tages ist in der<br />

Regel wärmer. Und wenn die Sonne untergeht, wird<br />

die Landschaft oft in einen goldenen Glanz getaucht.<br />

Und das Schöne am Sonnenuntergang im Vergleich<br />

zum Sonnenaufgang ist, dass Sie nicht zu einer schier<br />

unmenschlichen Zeit aus den Federn müssen. Seien wir<br />

doch ehrlich: Nicht jeder hat die Willenskraft und den<br />

Enthusiasmus für Sonnenaufgänge wie Helen Dixon<br />

(siehe vorherige Seite)!<br />

In der „magischen Stunde“ sieht fast jede Landschaft gut<br />

aus, aber einige Eigenschaften kommen besonders gut zur<br />

Geltung, wie Steingebäude oder felsige Klippen. Wenn die<br />

tief stehende Sonne alles erwärmt und die Struktur von<br />

Felsen und Steinen hervorhebt, können Landschaften,<br />

die zu jeder anderen Tageszeit langweilig aussehen, ganz<br />

außergewöhnlich wirken.<br />

Auch Wasser ist zu dieser Tageszeit ein ausgezeichnetes<br />

Motiv. Denn wenn Sie einen interessanten Himmel<br />

haben, können Sie die Wirkung mit Hilfe von Refl exionen<br />

noch verdoppeln. Fließendes Wasser kann glitzern wie<br />

ein Diamant oder mit langen Belichtungszeiten unscharf<br />

gemacht werden. Auch hier hängt das Ergebnis davon ab,<br />

wie viel und welche Art von Licht darauf fällt.<br />

Die Richtung des Lichts kann die Stimmung von Bildern,<br />

OSMINGTON MILLS BEACH<br />

„Die tief stehende Sonne hebt die Details<br />

des Felsvorsprungs hervor und taucht die<br />

Klippen in einen warmen Glanz. Mit<br />

einem 0,6-Graufi lter in einem Winkel,<br />

der den Klippen nicht im Weg ist, werden<br />

die Details im Himmel beibehalten.“<br />

Canon EOS 5D mit einem 17-40<br />

mm-Objektiv.<br />

die am Anfang oder am Ende eines Tages gemacht<br />

werden, stark beeinfl ussen. Eine Beleuchtung von vorne<br />

kann kontrastarm aussehen, da die Richtung der Schatten<br />

die Details der Landschaft nicht zur Geltung bringt.<br />

Wenn die Sonne auf einer Seite ist, können Schatten<br />

zur Erzeugung von Tiefe im Bild beitragen und Form<br />

und Struktur aufzeigen. Eine Beleuchtung von der Seite<br />

ist am besten, wenn Sie einen Polfi lter verwenden,<br />

um Farben satter darzustellen. Dies ist nämlich am<br />

wirkungsvollsten, wenn die Kamera in einem 90-Grad-<br />

Winkel zur Sonne steht. Gegenlicht kann sehr dramatisch<br />

wirken, aber die Belichtung lässt sich dabei nur schwer<br />

kontrollieren. Außerdem müssen Sie aufpassen,<br />

Refl exlicht zu vermeiden, da das Licht direkt auf die Filter<br />

beziehungsweise die vorderen Elemente des Objektivs<br />

fällt.<br />

Wie können Sie aber angesichts des bekanntermaßen<br />

unvorhersehbaren Wetters sicher sein, ob die „magische<br />

Stunde“ Ihren Erwartungen wirklich gerecht werden<br />

wird? Es ist sicherlich sinnvoll, sich Wetterberichte<br />

anzuschauen. Die Website www.wetter.de ist zuverlässig,<br />

und Sie bekommen eine ziemlich detaillierte Vorhersage<br />

für bestimmte Regionen. Denken Sie aber daran, dass<br />

die Vorhersage umso unzuverlässiger wird, je weiter<br />

in die Zukunft sie gerichtet ist. Am besten sehen Sie<br />

sich die Wettervorhersage am Abend vor den geplanten<br />

Morgendämmerungsaufnahmen an. Dann wissen Sie<br />

ziemlich genau, was auf Sie zukommen wird.<br />

Wenn Sie mit dem Auto an den Aufnahmeort fahren,<br />

hören Sie die lokalen Radiosender, und nicht die<br />

nationalen. Und auch ein Blick in den Himmel kann<br />

Ihnen viel über das zu erwartende Wetter sagen.<br />

Für Sonnenuntergänge müssen Sie nach Westen blicken,<br />

denn dort wird die Sonne zur „magischen Stunde“ sein.<br />

Auch die meisten unserer Wetterfronten kommen von<br />

Westen. Wenn Sie also immer ein Auge in diese Richtung<br />

haben, können Sie sehen, ob die Bewölkung eher aufreißt<br />

oder sich verdichtet.<br />

Auch die Windrichtung, die vier Himmelsrichtungen<br />

und Wettermuster sind sehr hilfreich, und Sie werden<br />

letztendlich die Zeichen eines magischen Moments<br />

erkennen können.<br />

Grundlagen: Belichtung 35<br />

Achtung Ausrüstung!<br />

Die Ausrüstung von Mark<br />

Bauer für die „magische<br />

Stunde“<br />

„Weitwinkelobjektive sind für<br />

Landschaftsaufnahmen am beliebtesten. Aber<br />

auch längere Objektive können geeignet sein,<br />

die Art von Mustern und Strukturen<br />

hervorzuheben, die in der ,magischen Stunde’<br />

zum Vorschein kommen.<br />

Mit einem Polfi lter können Sie eine<br />

Beleuchtung von der Seite optimieren, indem<br />

die allgemeine Sättigung verbessert wird. Aber<br />

er ist besonders wirkungsvoll bei einem blauen<br />

Himmel.<br />

Ein stabiles Stativ ist absolut unverzichtbar.<br />

Wenn Sie nach Sonnenuntergang<br />

fotografi eren, ist nur noch wenig Licht<br />

vorhanden, so dass ein Fotografi eren aus der<br />

Hand nicht mehr in Frage kommt. Aber die<br />

Verwendung eines Stativs ist ganz unabhängig<br />

von den Lichtverhältnissen sehr sinnvoll – Sie<br />

werden langsamer in Ihren Handlungen, Sie<br />

überlegen mehr und Sie können kleine, aber<br />

oft entscheidende Änderungen an der<br />

Komposition vornehmen.<br />

Graufi lter sind ganz wichtig, wenn Wolken von<br />

unten beleuchtet werden und auf dem Land<br />

kein direktes Licht ist. Mit Graufi ltern können<br />

Sie den Kontrast besser kontrollieren.“<br />

Weißabgleich<br />

eißabgleich<br />

Der Weißabgleich, den Sie einstellen, wirkt sich<br />

entscheidend auf das Endergebnis aus.<br />

Verwenden Sie nach Möglichkeit nicht die<br />

automatische Einstellung. Wenn Sie im<br />

Raw-Format fotografi eren, können Sie alle<br />

Einstellungen später am Computer ausprobieren<br />

und Ihre Lieblingseinstellung auswählen.


36 Grundlagen: Tiefenschärfe Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Die Grundlagen # 3<br />

TIEFENSCHÄRFE<br />

STELLEN WIR UNS VOR, SIE HABEN GERADE AUF EIN MOTIV<br />

SCHARFGESTELLT, das fünf Meter entfernt ist. Wie scharf ist dann ein sechs<br />

Meter entfernter Gegenstand? Oder auch nur ein fünfeinhalb Meter entfernter?<br />

Die Antwort liefert die Tiefenschärfe – die Entfernung zu beiden Seiten des<br />

Fokuspunkts, der als ausreichend scharfgestellt gilt. Solange Sie die Blende<br />

kontrollieren, mit der Sie fotografi eren, kontrollieren Sie auch die Tiefenschärfe,<br />

und Sie können sie kreativ einsetzen. Es gibt Situationen, in denen Sie keine<br />

große Tiefenschärfe wollen. Sie erzielen diesen Effekt, indem Sie mit einer<br />

großen Blende wie f/4 fotografi eren. Meistens wollen Sie bei<br />

Landschaftsaufnahmen die Tiefenschärfe jedoch maximieren, damit ein<br />

möglichst großer Teil der Szene scharf ist.<br />

Details im Vordergrund sind wichtig und müssen scharf sein. Aber auch die<br />

restliche Szene muss scharf sein. Das bedeutet, dass Sie kleine Blenden<br />

verwenden müssen, um eine gute Schärfe zu beiden Seiten des Fokuspunkts<br />

zu erzielen. Aber sehen Sie sich diesen letzten Satz noch einmal einen Moment<br />

an, und dann denken Sie darüber nach, wo Sie scharfstellen sollten, wenn Sie<br />

eine Landschaft fotografi eren. Viele Neulinge in der Landschaftsfotografi e<br />

stellen nur zu gern auf die Unendlichkeit scharf, wenn sie eine Landschaft<br />

fotografi eren. Aber vergessen Sie nicht, dass sich die Tiefenschärfe an beiden<br />

Seiten des Fokuspunkts erstreckt. Der Bereich der Tiefenschärfe erstreckt sich<br />

genau genommen von einem Drittel vor dem scharfgestellten Punkt bis zu zwei<br />

Dritteln dahinter. Mit anderen Worten: Sie haben hinter dem Motiv mehr<br />

Tiefenschärfe als davor. Es bringt natürlich keinen Vorteil, wenn die akzeptable<br />

Schärfe über die Unendlichkeit hinaus geht. Aber Sie können den Fokuspunkt<br />

zu sich heran ziehen, sodass sich stattdessen das Ende des<br />

Tiefenschärfenbereichs in der Unendlichkeit befi ndet. Auf diese Weise wird ein<br />

größerer Teil der Szene scharf. Diese Technik wird als „hyperfokale<br />

Fokussierung“ bezeichnet und wird seit Jahrzehnten von professionellen<br />

Landschaftsfotografen verwendet. Der optimale Fokuspunkt für eine<br />

bestimmte Szene hängt von der Wahl der Blendeneinstellung und von der<br />

Brennweite des verwendeten Objektivs ab – und ist bei Kameras mit<br />

Vollformat- und APS-C-Sensoren unterschiedlich! Es gibt Rechner und<br />

Taschenreferenztabellen, die Sie in Ihre Kameratasche stecken können, oder<br />

Sie können eine zuverlässige Faustregel verwenden, wonach Sie mit dem<br />

Objektiv, das auf eine kleine Blende eingestellt ist, ein Drittel in das Bild hinein<br />

zielen. Wir behandeln beide Fokussierungstechniken und bieten Ihnen weitere<br />

Expertenratschläge, damit Sie die Schärfe Ihrer Bilder maximieren können.<br />

Unter anderem erfahren Sie, wieso Sie mit der kleinsten Blende nicht<br />

unbedingt die schärfsten Ergebnisse erzielen, obwohl sie die größte<br />

Tiefenschärfe liefert!<br />

ADAM BURTON


Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Fokussieren mit der<br />

hyperfokalen Entfernung<br />

Lee Frost, Experte für die Landschaftsfotografi e,<br />

erklärt die Verwendung der hyperfokalen<br />

Fokussierungsentfernung und der Zeitautomatik<br />

für superscharfe Landschaftsaufnahmen.<br />

EINE DER GRUNDLAGEN erfolgreicher Landschaftsfotografi e ist die<br />

Fähigkeit, die Tiefenschärfe zu kontrollieren und einzuschätzen, um<br />

sicher zu sein, dass das Bild von vorne bis hinten scharf ist.<br />

Die Betriebsart Zeitautomatik hilft Ihnen dabei. Sie werden hierbei<br />

nämlich nicht nur gezwungen, darüber nachzudenken, welche Blende<br />

Sie einstellen sollen, sondern es wird außerdem verhindert, dass die<br />

Blende – wenn sie einmal eingestellt ist – geändert wird, wenn sich die<br />

Lichtverhältnisse ändern oder Sie Filter auf das Objektiv setzen. Wenn<br />

beim Fotografi eren mit der Zeitautomatik die Belichtung angepasst<br />

werden muss, erfolgt dies anhand einer Änderung der Verschlusszeit<br />

durch die Kamera, sodass die Blende unverändert bleibt. Das ist von<br />

entscheidender Bedeutung, weil es bei dem Erreichen einer großen<br />

Tiefenschärfe nicht nur um die Blendenwahl, sondern auch um die<br />

Fokussierungsentfernung geht. Und zur Erzielung der bestmöglichen<br />

Ergebnisse ist ein vorsichtiger Balanceakt erforderlich. Sie könnten jedes<br />

Bild mit f/22 machen, wobei das Objektiv auf Unendlichkeit eingestellt<br />

ist, und die meisten Weitwinkelaufnahmen wären von vorne bis<br />

hinten scharf. Leider funktioniert diese einfache Methode nicht immer,<br />

sodass Sie nicht die besten Ergebnisse bekommen. Weitwinkel- und<br />

Zoomobjektive liefern die schlechteste optische Leistung bei der kleinsten<br />

Blende und die beste Leistung bei etwa f/11. Idealerweise sollten Sie also<br />

möglichst nah an Blende f/11 fotografi eren, um die optimale optische<br />

Qualität zu erzielen. Und stellen Sie das Objektiv auf eine Entfernung<br />

scharf, die die Tiefenschärfe mit dieser Blende maximiert. Auf der<br />

anderen Seite stellt Helen Dixon eine einfache Fokussierungsmethode in<br />

dieser Richtung vor, die ausgezeichnete Ergebnisse liefert.<br />

Meine Lieblingstechnik basiert auf der so genannten hyperfokalen<br />

Fokussierung. Hierbei wird auf einen Punkt scharfgestellt, der als<br />

hyperfokale Entfernung bezeichnet wird. Dabei wird die Tiefenschärfe<br />

für die verwendete Blende maximiert. Früher hatten die Objektive eine<br />

Skala für die hyperfokale Entfernung auf dem Tubus, aber praktisch kein<br />

Objektiv hat heute noch eine solche Skala. Es gibt eine Gleichung für<br />

die Berechnung der hyperfokalen Entfernung für jedes Objektiv und jede<br />

Blende. In wahrer Blue-Peter-Manier habe ich also genau das getan und<br />

ein Diagramm mit hyperfokalen Entfernungen erstellt, das Sie kopieren<br />

und vor Ort beim Fotografi eren verwenden können. Die Entfernungen<br />

in Fuß (ft) geben die hyperfokale Entfernung für jede Brennweite und<br />

Blende an. Wenn Sie das Objektiv auf diese Entfernung scharfstellen<br />

und die entsprechende Blende einstellen, erstreckt sich die Tiefenschärfe<br />

von der Hälfte der hyperfokalen Entfernung bis zur Unendlichkeit. Wenn<br />

Sie also einen Sensor der Größe APS-C verwenden, und mit 24 mm<br />

und f/11 fotografi eren, stellen Sie auf einen neun Fuß (ca. 2,7 Meter)<br />

entfernten Punkt scharf – und die Tiefenschärfe erstreckt sich von 4,5<br />

Fuß (ca. 1,35 Meter, die Hälfte der hyperfokalen Entfernung) bis zur<br />

Unendlichkeit. Das ist für die meisten Situationen mehr als genug<br />

Tiefenschärfe.<br />

Zeitautomatik und Mehrzonenmessung<br />

Bevor ich mich im Frühling 2008 endlich für das „digitale Zeitalter“<br />

entschieden habe, hatte ich 20 Jahre lang mit Filmkameras<br />

fotografi ert, die kein internes Messsystem hatten. Also habe<br />

ich zur Ermittlung der richtigen Belichtung einen Hand-Spot-<br />

Belichtungsmesser verwendet – der dann manuell auf der Kamera<br />

eingestellt werden musste.<br />

Glücklicherweise sind diese Tage lange vorbei. Digitalkameras<br />

verfügen über fantastische integrierte Messsysteme, die selbst in<br />

den schwierigsten Situationen perfekt belichtete Bilder produzieren.<br />

Ich sehe also keinen Grund dafür, mir das Leben unnötig schwer<br />

zu machen. Heutzutage wird meine Kamera auf Zeitautomatik<br />

und Mehrzonenmessung eingestellt. Und dabei bleibt es in der<br />

Regel auch. Zusammen mit dem Feedback vom Vorschaubild der<br />

Kamera und dem Bildhistogramm habe ich alles, was ich brauche,<br />

um sicher zu sein, dass ich in jeder Aufnahmesituation die perfekte<br />

Belichtung habe. Das Gleiche gilt auch für Sie.<br />

f/2.8<br />

f/11<br />

f/4<br />

f/16<br />

Grundlagen: Tiefenschärfe 37<br />

Hyperfokale Entfernung: APS-C-Sensoren<br />

Brennweite 12 mm 15 mm 17 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm 50 mm 70 mm 100 mm 135 mm<br />

Blende f/8 3.2ft 5ft 6.4ft 8.9ft 12.6ft 17ft 27ft 55ft 105ft 218ft 395ft<br />

f/11 2.3ft 3.5ft 4.5ft 6.2ft 9ft 12ft 19ft 39ft 75ft 155ft 280ft<br />

f/16 1.7ft 2.5ft 3.3ft 4.4ft 6.4ft 8.6ft 14.5ft 27ft 54ft 110ft 198ft<br />

f/22 1.2ft 0.9ft 2.3ft 3.2ft 4.5ft 6ft 9.5ft 19.2ft 38ft 77ft 140ft<br />

Hyperfokale Entfernung: Vollformat-Sensoren<br />

Brennweite 16 mm 20 mm 24 mm 28 mm 35 mm 50 mm 70 mm 100 mm 135 mm<br />

Blende f/8 3.8ft 5.6ft 8.0ft 11ft 17ft 35ft 68ft 138ft 250ft<br />

f/11 2.6ft 3.9ft 5.8ft 7.8ft 12ft 25ft 48ft 98ft 178ft<br />

f/16 1.9ft 2.9ft 4.0ft 5.5ft 8.5ft 17.5ft 34ft 70ft 125ft<br />

f/22 0.4ft 2.0ft 2.9ft 3.9ft 6ft 12.5ft 24ft 49ft 89ft<br />

f/8<br />

f/22


38 Grundlagen: Tiefenschärfe Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Benutzen Sie immer einen Stativ<br />

Wenn Sie Landschaften im guten Licht<br />

fotografi eren möchten, benutzen Sie immer<br />

ein Stativ ein. Dann können lange<br />

Belichtungszeiten keine Kameraerschütterung<br />

verursachen.<br />

Fertiges Bild: f/11<br />

Wenn Sie ein absoluter<br />

Anfänger sind benutzen Sie<br />

Blende f/11 für eine optimale<br />

Bildqualität. Wählen Sie eine<br />

kleinere Blende nur, wenn Sie<br />

eine größere Tiefenschärfe<br />

erhalten wollen.<br />

So einfach ist das!


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Wie man die schärfsten<br />

Landschaften in den<br />

Kasten holt<br />

VON HELEN DIXON Als Anfänger im Bereich der Landschaftsfotografi e<br />

setzt man seine Kamera auf ein Fotostativ und stellt den Fokus bei<br />

kleiner Blendenöffnung auf „unendlich“, um mit ausreichender<br />

Tiefenschärfe möglichst viel von der Landschaft einzufangen. Zwar<br />

funktioniert dieses Ausprobieren gut, jedoch lassen sich mit gezielten<br />

Einstellungen beim Fokus und der Auswahl der Blende schnell Verbesserungen<br />

erzielen.<br />

Zunächst lässt sich beim Fokussieren auf „unendlich“ beispielsweise bei der<br />

Entfernung die Tiefenschärfe um ein Drittel der Strecke zum Brennpunkt hin<br />

verlängern und um zwei Drittel derselben Strecke dahinter. Während nun ein<br />

Teil des Vordergrundes scharf ist, liegt der Nahbereich außerhalb des Fokus.<br />

Zusätzlich haben Sie nun zwei Drittel der möglichen Tiefenschärfe verschwendet,<br />

die nun hinter dem Punkt „unendlich“ liegt. Fokussieren Sie stattdessen nur auf<br />

einen Teil der Distanz des Bildes, um die Tiefenschärfe zu erhöhen und so den<br />

Vordergrund und die Distanz gleichermaßen abzudecken. Die optimale Distanz<br />

des Fokus nennt man Hyperfokusdistanz. Es gibt unterschiedliche Wege diese zu<br />

ermitteln. Die einfachste Methode (die zu 99 Prozent funktioniert) besteht darin,<br />

auf ein Drittel der Distanz zur Bildszene zu fokussieren. Wenn Sie dabei eine<br />

kleine Blende anwenden, bleibt durch die Tiefenschärfe der Vordergrund scharf,<br />

während der Bereich dahinter durch die weiteren zwei Drittel der Tiefenschärfe<br />

ebenfalls scharf bleibt. Mit jener Fokussiertechnik betrachten wir nun die richtige<br />

Blendeneinstellung.<br />

Während die kleinste Blendeneinstellung, z. B. f/32, zwar die höchste<br />

Tiefenschärfe bietet, liefert sie nicht gleichzeitig optimal scharfe Resultate. Dem<br />

liegen zwei Ursachen zu Grunde: Die meisten Linsen sind optisch so geformt,<br />

dass sie die schärfsten Resultate bei einer Blendendenöffnung von f/8 bis f/13<br />

liefern. Durch den Beugungseffekt lassen kleinere Blenden das Bild weicher<br />

erscheinen, so dass diese den Vorzügen der Tiefenschärfe abträglich sind. Um<br />

die ideale Blendegröße herauszufi nden, sollten sie einfach etwas herumprobieren<br />

und die Ergebnisse auf dem heimischen PC vergrößert darstellen. Für die schärfst<br />

möglichen Ergebnisse empfehle ich eher die Hyperfokusmethode mittels f/11 oder<br />

f/13 statt die kleinste Blendenöffnung. Natürlich ruckelfrei auf einem Dreibein. Die<br />

hier gezeigten Aufnahmen wurden aus Illustrationszwecken vor einem dominanten<br />

Vordergrund aufgenommen. Bei allen drei Bildern war die Blendeneinstellung f/13.<br />

Helen stellt ein Dreibein gegen Verwackelung auf und mit LiveView die Tiefenschärfe auf ihrem<br />

LCD-Monitor und die Blende ein. Danach kann sie mithilfe des Zooms auf dem<br />

LCD-Bildschirm die Bildschärfe überprüfen.<br />

KEINE PANIK!<br />

UNSCHARFER SUCHER<br />

Bei Anwendung der Hyperfokusmethode bemerken Sie<br />

sicherlich, dass der Sucher unscharf erscheint wenn Sie<br />

ein Drittel des Bildes fokussiert haben. Das liegt daran,<br />

dass die Linse stets auf die weiteste Blende eingestellt<br />

ist, um den Sucher aufzuhellen. Die Tiefenschärfe wird<br />

auf Minimal eingestellt. Drücken Sie den<br />

Tiefenschärfeknopf zur Vorschau, oder machen Sie eine<br />

Aufnahme mit beliebiger Blende. Sie werden sehen,<br />

dass das Bild mehr Tiefenschärfe bekommt, weil sich<br />

die Linse für die Aufnahme geschlossen hat.<br />

VORDERGRUNDFOKUS<br />

Weicher Hintergrund:<br />

Beim Fokussieren auf<br />

den Hintergrund<br />

erscheint der<br />

Vordergrund scharf,<br />

aber die Boote im<br />

Hintergrund wirken<br />

leicht unscharf.<br />

Grundlagen: Tiefenschärfe 039<br />

UNENDLICHKEITSFOKUS<br />

Weicher Vordergrund:<br />

Bei der<br />

Fokuseinstellung auf<br />

„Unendlich“ wirkt der<br />

Vordergrund weicher.<br />

Dies ist vor allem bei<br />

Anfängern beliebt.


040 Grundlagen: Tiefenschärfe Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

DIE BESTE METHODE<br />

BEST DIE METHOD HYPERFOKUSMETHODE<br />

HYPERFOCAL<br />

Ein Maximum<br />

FOCUS<br />

an Schärfe<br />

Focusing<br />

erreicht<br />

a third<br />

man,<br />

of the<br />

wenn man auf<br />

way into<br />

das<br />

the<br />

erste<br />

scene<br />

Drittel<br />

and<br />

der gesamten<br />

using<br />

Distanz<br />

f/13 ensured<br />

zur Szene fokussiert.<br />

maximum sharpness.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Bildschärfe<br />

maximieren<br />

✔Verwenden Sie stets<br />

ein Stativ.<br />

✔Fokussieren Sie das<br />

erste Drittel der Distanz<br />

zum Objekt.<br />

✔Kleine Blenden, wie<br />

f/13 bis f/16 erzielen<br />

bestmögliche optische<br />

Qualität.<br />

✔Mittels Live-View die<br />

Tiefenschärfe im Blick<br />

behalten.<br />

✔Die Bildschärfe per<br />

Zoom auf dem<br />

LCD-Bildschirm<br />

überprüfen.


Die Grundlagen # 4<br />

RAW-FORMAT UND<br />

LANDSCHAFTEN<br />

AUCH WENN IHNEN DAS IM MOMENT VERMUTLICH NOCH Risiken Ri ik einzugehen. i h Und U dd das ist i tmit itAb Abstand t d di die bbeste t MMethode,<br />

NICHT BEWUSS IST – erstklassige Bilder zu machen ist heutzutage neue Techniken zu erlernen und Ihren Fertigkeiten den letzten<br />

dank digitaler Technologie einfacher, als es je in der Geschichte des Feinschliff zu verleihen.<br />

Fotografi erens war. Wahrscheinlich sind viele von Ihnen erst im Natürlich ist das Betätigen des Auslösers nur der erste Schritt im<br />

digitalen Zeitalter zum Fotografi eren gekommen. In diesem Fall kreativen Prozess. Denn wenn Sie dann zuhause sind, werden die<br />

haben Sie wenig oder gar keine Erfahrung damit, wie das Leben Bilder auf einen Computer heruntergeladen, wo Sie diese Millionen<br />

ohne Pixel war. Aber glauben Sie uns: Das digitale Fotografi eren ist von Farbpunkten mit Hilfe der neuesten Bearbeitungssoftware zu<br />

ein Kinderspiel im Vergleich zum Fotografi eren mit Film.<br />

atemberaubenden Kunstwerken machen. Für eine erfolgreiche<br />

Immerhin können Sie die Aufnahmen nur wenige Sekunden, digitale Bildverarbeitung ist daher eine Kombination aus guter Arbeit<br />

nachdem Sie sie gemacht haben, ansehen. Damit ist der Erfolg mit der Kamera und hohem Verarbeitungsgeschick erforderlich.<br />

quasi vorprogrammiert, weil Sie beim Fotografi eren dazulernen Für viele kreative Fotografen gibt es nur eine Möglichkeit, beides zu<br />

können. So können Sie Fehler korrigieren und Änderungen<br />

erreichen: im Raw-Format fotografi eren. Wenn Sie bisher lieber mit<br />

vornehmen, damit Ihnen nie mehr ein tolles Bild entgeht. Durch JPEG gearbeitet haben und keinen Grund dafür sehen, wie Sie von<br />

diese Unmittelbarkeit und die Tatsache, dass nicht jede Betätigung Raw profi tieren könnten, lesen Sie weiter. Wir erklären Ihnen die<br />

des Auslösers Geld kostet, werden Sie auch ermutigt, kreative vielen Vorzüge, die Ihnen die Arbeit mit dem Raw-Format bietet.


44 Grundlagen: Raw Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Einführung in das Raw-Format<br />

Wenn Sie Details optimieren und die Kontrolle maximieren möchten, dann ist das Fotografi eren im<br />

Raw-Format die Antwort. Wir erläutern die Grundlagen, die Sie für den Einstieg kennen müssen .<br />

DER HAUTPUNTERSCHIED ZWISCHEN einer Raw-Datei<br />

und einer JPEG-Datei besteht darin, dass die beim<br />

Fotografi eren im Raw-Format auf der Speicherkarte der<br />

Kamera aufgezeichneten Bilder aus den Rohdaten vom<br />

Sensor bestehen. Es wird nichts hinzugefügt, nichts entfernt<br />

und nichts verändert. Wenn Sie im JPEG-Format<br />

fotografi eren, zeichnet die Kamera alle Rohdaten auf und<br />

entwickelt die Datei dann in der Kamera. Dabei werden<br />

voreingestellte Parameter auf den Weißabgleich, die<br />

Scharfzeichnung und benutzerdefi nierte Kamerastile und so<br />

weiter angewendet, unnötige Daten gelöscht und<br />

anschließend auch die noch verbleibenden Rohdaten<br />

entfernt.<br />

Wenn man es mit einem Film vergleichen wollte, wäre eine<br />

Raw-Datei ein Negativ, während eine JPEG-Datei in etwa<br />

einem Farbdia entspräche. Dias sind praktisch, weil sie aus<br />

dem Entwicklungslabor fertig zurückkommen und gleich<br />

angesehen werden können. Das Gleiche gilt für<br />

JPEG-Dateien, die angeblich direkt von der Kamera<br />

ausgedruckt werden können. Diese Annehmlichkeit<br />

bedeutet jedoch, dass Sie schon bei der Arbeit mit der<br />

Kamera alles richtig hinkriegen müssen – es gibt weniger<br />

Spielraum für Fehler. Negative sind zeitaufwändiger als<br />

Dias, weil Sie sie in der Dunkelkammer nach Ihrem<br />

Geschmack entwickeln müssen. Aber sie sind wesentlich<br />

vielseitiger und lassen Ihnen mehr Spielraum für Fehler.<br />

Genauso verhält es sich mit Raw-Dateien. Sie müssen<br />

immer mit geeigneter Software „verarbeitet“ werden, bevor<br />

sie fertig sind. Aber auf diese Weise können Sie auch<br />

Änderungen vornehmen, um die Bilder zu verbessern und<br />

beim Fotografi eren gemachte Fehler zu korrigieren. Mit einer<br />

Raw-Datei können Sie die folgenden Hauptparameter<br />

kontrollieren:<br />

Die Farbtemperatur kann eingestellt werden, um<br />

unerwünschte Farbstiche zu entfernen oder die Stimmung<br />

eines Bildes zu verändern. Dies kann mit Hilfe von<br />

Photoshop auch bei JPEG-Dateien durchgeführt werden,<br />

allerdings nicht mit derselben Präzision.<br />

Die Belichtung kann korrigiert – oder aus Gründen der<br />

Kreativität verändert – werden, ohne die Bildqualität zu<br />

beeinträchtigen. Wenn Sie dagegen eine JPEG-Datei heller<br />

oder dunkler machen, wirkt sich das negativ auf die<br />

Bildqualität aus. Sie können die Bildqualität auch<br />

optimieren, indem Sie Raw-Dateien in der Kamera so weit<br />

überbelichten, dass die Glanzlichter gerade nicht<br />

„explodieren“, sodass die Schattendetails besser zur Geltung<br />

kommen und die Rauscheffekte verringert werden. Die<br />

Belichtung kann dann bei der Verarbeitung der Raw-Datei<br />

„zurückgenommen“ werden. Dies ist nur möglich, weil die<br />

Raw-Datei mehr Daten enthält als Sie benötigen, während<br />

eine JPEG-Datei bereits komprimiert ist, das heißt, dass<br />

„überschüssige“ Daten gelöscht wurden. Wenn Sie eine<br />

Raw-Datei versehentlich überbelichten, sodass die<br />

Glanzlichter „explodieren“, können Sie Details während der<br />

Verarbeitung wiederherstellen. Das ist mit einer JPEG-Datei<br />

Fehlerbehebung<br />

F Ich kann die Raw-Dateien von meiner neuen Kamera nicht öffnen. Woran kann das<br />

liegen?<br />

A Das liegt daran, dass Kamerahersteller die Raw-Dateiformate ständig ändern, wenn<br />

sie neue Kameras auf den Markt bringen. Adobe veröffentlicht regelmäßig<br />

Aktualisierungen der Software Camera Raw (ACR) für neue Kameras.Unter www.<br />

adobe.com können Sie nachsehen, ob in der neuesten Aktualisierung Ihre Kamera<br />

enthalten ist.<br />

F Ich habe gerade einige Raw-Dateien verarbeitet und als TIFF-Dateien gespeichert, aber<br />

die Dateien sind wirklich klein. Was ist hier passiert?<br />

A Wenn Sie ACR verwenden, öffnen Sie eine Raw-Datei. Unter der Dateinummer für<br />

die Vorschaudatei sehen Sie eine Textzeile. Klicken Sie darauf, um ein Fenster mit<br />

Arbeitsablaufoptionen zu öffnen. Wählen Sie „Adobe RGB (1998)“ für „Platz“, „16<br />

Bits/Kanal“ für „Tiefe“, „300 Pixel/Zoll“ für „Aufl ösung“, und für „Größe“ wählen Sie den<br />

Größenwert, der der maximalen Pixelaufl ösung Ihrer Kamera am nächsten kommt.<br />

nicht möglich, sodass „explodierte“ Glanzlichter weiß<br />

erscheinen. Und wenn Sie versuchen, sie dunkler zu<br />

machen, werden sie einfach grau. Eine Scharfzeichnung<br />

kann mit Hilfe der Scharfzeichnungs-werkzeuge in der<br />

Raw-Dateiverarbeitungssoftware oder über Anwendungen<br />

von Drittanbietern angewendet werden. JPEG-Dateien sind<br />

jedoch bereits scharfgezeichnet, sodass jede weitere Arbeit<br />

sehr vorsichtig gemacht werden muss, um die Bilder nicht<br />

zu zerstören.<br />

Alle Änderungen, die Sie an einer Raw-Datei vornehmen,<br />

sind nicht zerstörerisch. Denn wenn sie – idealerweise in<br />

eine TIFF-Datei – umgewandelt wird, bleibt die<br />

ursprüngliche Raw-Datei unverändert. Das bedeutet, Sie<br />

können später wieder zu derselben Raw-Datei<br />

zurückkehren, um sie wieder zu verarbeiten. Raw-Dateien<br />

enthalten auch so viele Daten, dass sie mehrmals verarbeitet<br />

werden und dann kombiniert werden können, um entweder<br />

Belichtungs- und Kontrastprobleme zu beheben oder als<br />

Grundlage für kreative Techniken, wie HDR (High Dynamic<br />

Range), die wir Ihnen später zeigen, verwendet zu werden.<br />

Wenn Sie schließlich optimale Bildqualität möchten, dann<br />

haben Sie mit dem Raw-Format die besten Karten.<br />

Raw-Dateien unterstützen 16 Bit-Daten pro Farbkanal,<br />

während JPEG-Dateien 8 Bit unterstützen. Der Unterschied<br />

in der Bildqualität ist auf den ersten Blick nicht deutlich zu<br />

erkennen, aber durch intensives Bearbeiten wird die Qualität<br />

verringert, und bei 8-Bit-Dateien ist dies eher zu erkennen<br />

als bei 16-Bit-Dateien.<br />

Viele Fotografen lassen sich davon abschrecken, im<br />

Raw-Format zu fotografi eren, weil sie meinen, dass es<br />

kompliziert ist. Aber die Arbeit mit einer<br />

Raw-Dateiverarbeitungssoftware ist sehr intuitiv (siehe<br />

Kasten), und alle Änderungen, die Sie vornehmen, können<br />

problemlos wieder rückgängig gemacht werden. Eine<br />

JPEG-Datei dagegen wird zwar von Anfängern als das<br />

praktischere Format betrachtet, ist aber anfälliger für Fehler,<br />

die Anfänger mit Sicherheit machen werden.<br />

Was sind die Nachteile des Fotografi erens im Raw-Format?<br />

Außer dass Sie mehr Zeit am Computer mit der<br />

Dateiverarbeitung verbringen, gibt es nicht viele. Und wenn<br />

Sie schon möglichst viel mit der Kamera richtig machen,<br />

kann eine Raw-Datei in wenigen Sekunden bearbeitet<br />

werden. Raw-Dateien sind etwa vier Mal so groß wie<br />

JPEG-Dateien (in Megabyte), nehmen also mehr<br />

Speicherplatz in Anspruch. Speicherkarten und externe<br />

Festplatten kosten heutzutage aber nicht viel. Wenn Sie also<br />

ein Vermögen für Ihre Kamera ausgegeben haben, sparen<br />

Sie am falschen Platz, wenn Sie ein Bildformat wählen, nur<br />

weil es weniger Speicherplatz braucht. Größere Bilddateien<br />

bedeuten auch, dass sich der Puffer der Kamera schneller<br />

füllt, wenn Sie im Raw-Format fotografi eren. Das kann zwar<br />

frustrierend sein, wenn Sie Motive wie Sport oder wild<br />

lebende Tiere fotografi eren, wobei viele Aufnahmen schnell<br />

hintereinander gemacht werden. Aber für einen<br />

Landschaftsfotografen ist das eigentlich kein Problem.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie im Raw- und JPEG-Format<br />

Wenn Sie sich mit dem Fotografi eren im Raw-Format anfangs<br />

nicht ganz wohl fühlen, stellen Sie doch Ihre Kamera einfach<br />

so ein, dass jedes Bild sowohl im Raw- als auch im<br />

JPEG-Format aufgezeichnet wird. Auf diese Weise gewöhnen<br />

Sie sich an die Verarbeitung von Raw-Dateien und haben<br />

gleichzeitig aber die beruhigende Sicherheit, dass Sie<br />

dieselben Bilder auch als JPEG-Dateien haben.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren und Verarbeiten von Raw-Dateien<br />

Sie können die Kamera ganz einfach zum Fotografi eren<br />

im Raw-Format einstellen: Wählen Sie zuerst einfach die<br />

Bildqualitätseinstellung über den LCD-Menübildschirm<br />

und dann die Option „Raw“ (oder „Raw und JPEG“).<br />

Die Verwendung der Kamera und ihrer Bedienelemente<br />

bleibt dadurch im Wesentlichen unverändert. Der<br />

einzige Unterschied besteht darin, dass Sie das Bild<br />

beim Fotografi eren im Raw-Format möglichst stark<br />

belichten, ohne die Glanzlichter „abzuschneiden“ oder<br />

überzubelichten. Dadurch zeichnen Sie möglichst viele<br />

Schattendetails auf, was in der Folge zu einer besseren<br />

Bildqualität führt. Das bedeutet jedoch, dass die Bilder<br />

in ihrem Rohzustand überbelichtet erscheinen. Aber<br />

das lässt sich während der Verarbeitung der Raw-Datei<br />

leicht beheben. Hierfür fi nden Sie weiter hinten in diesem<br />

Leitfaden eine schrittweise Anleitung. Sie werden außerdem<br />

feststellen, dass deutlich weniger Aufnahmen auf die<br />

Speicherkarte passen – nehmen Sie also immer genügend<br />

extra Karten mit!<br />

Software für die Verarbeitung von Raw-Dateien<br />

Für die Verarbeitung von Raw-Dateien brauchen<br />

Sie eine spezielle Software. Beim Kauf einer<br />

neuen Kamera ist eine CD-ROM mit der Raw-<br />

Dateiverarbeitungssoftware des Kameraherstellers<br />

enthalten. Canon hat sein eigenes System,<br />

ebenso wie Nikon und so weiter. Die meisten<br />

Fotografen bevorzugen jedoch eine Raw-<br />

Dateiverarbeitungssoftware von Drittherstellern.<br />

Das mit Abstand beliebteste Programm ist Adobe<br />

Camera Raw, das in allen Versionen von Photoshop<br />

ab CS2, Photoshop Elements ab Version 3.0 und<br />

in allen Versionen von Adobe Lightroom enthalten<br />

ist. Apple Aperture hat auch seine eigene Raw-<br />

Dateiverarbeitungssoftware, während Capture One<br />

von Phase One bei einigen Fotografen sehr beliebt<br />

ist. SilkyPix ist weniger bekannt, aber es lohnt sich,<br />

die kostenlos herunterzuladende Software einmal<br />

auszuprobieren.<br />

ADOBE CAMERA RAW<br />

www.adobe.com<br />

APPLE APERTURE<br />

www.apple.com/de<br />

CAPTURE ONE<br />

www.phaseone.com<br />

SILKYPIX<br />

www.silkypix.de


Das Raw-Format bietet mehr!<br />

Haben Sie schon einmal Bilder angesehen und sich<br />

gefragt, wie der Fotograf nur so viele Details in der Szene<br />

erfassen konnte? Das Fotografi eren im Raw-Format hat<br />

dabei zweifellos eine große Rolle gespielt.<br />

FOTO: ADAM BURTON


46 Grundlagen: Raw Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Die Benutzeroberfl äche Adobe Camera Raw<br />

Sie haben eine Fülle von Bearbeitungswerkzeugen und wissen nicht, wo Sie anfangen sollen?<br />

Hier werden die Funktionen von Photoshop erklärt.<br />

PROGRAMME ZUR KONVERTIERUNG VON RAW-DATEIEN<br />

verfügen über eine Vielzahl von Bearbeitungswerkzeugen, die ein<br />

Bild retten oder sein kreatives Potenzial freisetzen können. Die<br />

Veränderungsspielräume sind bei einer Raw-Datei auf Grund der<br />

großen Menge darin enthaltener Daten viel größer als bei einer<br />

JPEG-Datei. Die Möglichkeiten zum Herumexperimentieren,<br />

ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen, sind also enorm. Hier<br />

hoffen wir Ihnen anhand der Benutzeroberfl äche Adobe Camera<br />

Raw (ACR) die zur Verfügung stehenden Funktionen ein wenig<br />

näher zu bringen und Ihnen die Leistungsfähigkeit des<br />

Raw-Formats beim Fotografi eren vor Augen zu führen.<br />

Hilfsmittel für die Raw-Konvertierung mit Photoshop<br />

WWeißabgleich: iß b l i h WWenn Si Sie iim<br />

Raw-Format fotografi eren, können Sie den<br />

Weißabgleich bei der Nachbearbeitung<br />

steuern und müssen nicht die richtige<br />

Weißabgleich-Voreinstellung in der Kamera<br />

auswählen. In der Registerkarte<br />

„Grundeinstellungen“ werden alle verfügbaren<br />

Weißabgleich-Voreinstellungen in einem<br />

Dropdown-Menü zur Auswahl angezeigt<br />

(Beispiel: „Auto“, „Tageslicht“, „Bewölkt“ und<br />

so weiter). Mit den Schiebereglern<br />

„Temperatur“ und „Farbton“ können Sie auch<br />

Ihren eigenen benutzerdefi nierten<br />

Weißabgleich erstellen. Alternativ könnten Sie<br />

mit dem Weißabgleichwerkzeug (das sich in<br />

der Symbolleiste befi ndet, siehe nächste<br />

Seite) auf einen rein weißen Teil des Bildes<br />

klicken, wodurch der Weißabgleich<br />

entsprechend eingestellt wird.<br />

Wiederherstellung: Hiermit<br />

können Sie ein Bild retten, bei dem die<br />

Glanzlichter leicht überbelichtet sind. Sie<br />

sollten sich natürlich nicht auf dieses<br />

praktische Werkzeug verlassen, aber es ist<br />

auf jeden Fall eine der wertvollsten<br />

Funktionen in ACR. Sie können damit<br />

Details im mittleren Farbtonbereich von<br />

„explodierten“ Glanzlichtern<br />

wiederherstellen.<br />

Aufh elllicht: Die Option „Aufhelllicht“<br />

befi ndet sich in der Registerkarte<br />

„Grundeinstellungen“. Damit wird versucht,<br />

Details von Schatten wiederherzustellen,<br />

ohne Schwarztöne aufzuhellen. Ähnlich wie<br />

ein Aufhellblitz wirft dieses Werkzeug Licht in<br />

den Vordergrund. Mit dem Schieberegler für<br />

Schwarztöne können Sie dem Bild mehr<br />

Aussagekraft verleihen.<br />

Rauschreduzierung: h d i In der<br />

Registerkarte „Detail“ befi ndet sich ein<br />

Abschnitt für die Rauschreduzierung. Er ist<br />

in zwei Funktionen aufgeteilt: „Leuchtkraft“<br />

(Grauskalarauschen, das ein Bild körnig<br />

aussehen lässt) und „Farbe“ für<br />

Sättigungsrauschen. Um die Effekte zu<br />

sehen, vergrößern Sie das Bild auf<br />

mindestens 100 Prozent.<br />

Dynamik und Sättigung:<br />

Dieses Werkzeug ist eine Alternative zum<br />

Schieberegler „Sättigung“, mit dem alle<br />

Farben in einem Bild gleichmäßig angepasst<br />

werden.<br />

Das Werkzeug „Dynamik“ dagegen wirkt<br />

sich nur auf Farben aus, die eine Stärkung<br />

benötigen, und nicht so sehr auf Farben, die<br />

bereits einen hohen Sättigungsgrad haben.<br />

Einige Fotografen führen in ACR möglicherweise nur die absolut<br />

notwendigen Aufgaben durch und machen dann in Photoshop<br />

selber mit der Verarbeitung weiter. Aber Sie könnten durchaus die<br />

meisten – wenn nicht alle – Nachbearbeitungsaufgaben im<br />

Raw-Format durchführen. Werkzeuge wie Belichtung, Kontrast,<br />

Klarheit und Gradationskurven sind grundlegende Schieberegler,<br />

die Sie vermutlich jedes Mal verwenden, wenn Sie ein neues Bild<br />

öffnen. Deshalb behandeln wir diese in unseren schrittweisen<br />

Anleitungen auf den nächsten Seiten. Und hier sind zehn der<br />

weniger bekannten Änderungswerkzeuge, die einen genaueren<br />

Blick lohnen …<br />

Geteilte Tönung: Mit dieser<br />

traditionellen Dunkelkammerbehandlung<br />

der Tönung von Glanzlichtern und Schatten<br />

können Sie Ihrem Bild ein ganz anderes<br />

Aussehen verleihen. Hierfür müssen Sie nur<br />

die Registerkarte „Geteilte Tönung“<br />

auswählen und dann mit dem jeweiligen<br />

Farbtonschieberegler die Farbe und mit dem<br />

Sättigungsregler die Intensität einstellen.<br />

Vergessen Sie auch den<br />

Farbbalance-Schieberegler nicht, da Sie<br />

damit je nach Richtung die Intensität des<br />

Schattenfarbtons oder die des<br />

Glanzlichtfarbtons hervorheben können.<br />

Objektiv-Vignettierung: Dieses<br />

Korrektur- und Kreativwerkzeug befi ndet<br />

sich in der Registerkarte<br />

„Objektivkorrektur“. Damit können Sie die<br />

Ränder eines Bildes heller oder dunkler<br />

machen. Da Helligkeitsabfall ein<br />

Objektivfehler ist, der die Ecken eines Bildes<br />

dunkler macht, bevorzugen es einige<br />

Fotografen, diesen Fehler zu korrigieren.<br />

Andere wiederum verstärken den Effekt<br />

gerne. Mit diesem Werkzeug können Sie den<br />

Mittelpunkt, die Kante und die Rundung der<br />

Vignette kontrollieren.<br />

Farbton, Sättigung,<br />

Leuchtkranft: Mit den Bedienelementen<br />

„Farbton, Sättigung, Leuchtkraft/Grauskala“<br />

können Sie konkrete Farben auf ähnliche<br />

Weise wie mit der selektiven Farbkorrektur<br />

von Photoshop bearbeiten. Verwenden Sie<br />

das Farbtonwerkzeug zum Ändern einer<br />

Farbe, das Sättigungswerkzeug zum Ändern<br />

der Farbreinheit und das Leuchtkraftwerkzeug<br />

zum Ändern der Helligkeit. Es ist ratsam, die<br />

Sättigung einer Farbe zu erhöhen und deren<br />

Leuchtkraft zu verringern, statt einfach nur die<br />

Sättigung zu intensivieren.<br />

Grauskalamischung: In der<br />

Registerkarte „Farbton, Sättigung, Leuchtkraft/<br />

Grauskala“ haben Sie die Möglichkeit, das<br />

Feld „In Grauskala umwandeln“ zu markieren.<br />

Dadurch wird ein neuer Satz an Werkzeugen<br />

mit der Bezeichnung „Grauskalamischung“<br />

aufgerufen. Neben der Option „Auto“ können<br />

Sie auch die Kontrolle über den<br />

Farbtonbereich der Schwarzweißkonvertierung<br />

übernehmen, indem Sie den Grad jedes<br />

Farbtons im ursprünglichen Bild anpassen.<br />

1<br />

4<br />

7<br />

Farbwiedergabe:<br />

Durch Auswahl der Registerkarte<br />

„Kamerakalibrierung“ können Sie ein<br />

auf das Bild anzuwendendes<br />

Kameraprofi l auswählen. Im<br />

Dropdown-Menü „Name“ werden die<br />

verschiedenen Profi le, wie „Neutral“,<br />

„Lebhaft“, „Landschaft“ und „Porträt“<br />

aufgeführt.


Der unentbehrlich Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Notieren Sie sich die Einstellungen<br />

Denken Sie daran, die Standardeinstellungen des<br />

Änderungswerkzeugs zu notieren, bevor Sie die<br />

Schieberegler verwenden, damit Sie einen Fehler,<br />

den Sie möglicherweise machen, wieder<br />

beheben können.<br />

Einige Werkzeuge haben eine „STANDARD“-<br />

Schaltfl äche, mit der Änderungen rückgängig<br />

gemacht werden können, damit Sie ein wenig<br />

herumexperimentieren können.<br />

Photoshop CS4 und CS5<br />

CS4 Enthält alle Werkzeuge von CS3 sowie<br />

zusätzlich einen Korrekturpinsel und einen Verlaufsfi lter<br />

in der Symbolleiste. Der Korrekturpinsel ist die<br />

raffi niertere der beiden Funktionen, weil Sie damit je<br />

nach Größe und Radius des eingestellten Pinsels sehr<br />

konkrete Änderungen an ausgewählten Bereichen des<br />

Bildes vornehmen können.<br />

CS5 Neben einigen neuen Schiebereglern zur<br />

Feineinstellung der Rauschreduzierung und der neuen<br />

Registerkarte „Effekte“, mit der Sie dem Bild eine<br />

Körnigkeit verleihen können, verfügt die Symbolleiste<br />

jetzt über das Bedienelement „Gezielte Korrektur“ für<br />

Fotografen, die das Arbeiten an einem Bild als intuitiver<br />

empfi nden. Die Benutzer können die Korrekturen direkt<br />

am Bild steuern, indem der Cursor nach oben oder unten<br />

gezogen wird, um den Effekt zu intensivieren<br />

beziehungsweise abzumildern.<br />

2<br />

3<br />

6<br />

5<br />

Vorschaufenster!<br />

Während Sie mit den<br />

verschiedenen<br />

Bearbeitungsfunktionen<br />

herumexperimentieren,<br />

können Sie deren Effekt am<br />

Bild beurteilen, indem Sie<br />

dieses im<br />

Vorschaubildschirm links<br />

von den Werkzeugen<br />

anzeigen.<br />

Grundlagen: Raw 47<br />

Benutzeroberfläche für Raw-Dateien<br />

Wenn Sie in Photoshop eine Raw-Datei öffnen, wird<br />

die folgende Benutzeroberfl äche geöffnet.<br />

Hier erklären wir die wichtigsten Befehle, die<br />

angezeigt werden.<br />

1) SYMBOLLEISTE Enthält alle auswählbaren<br />

Werkzeuge, wie Zoomwerkzeug, Hand-Werkzeug<br />

und Freistellungswerkzeug. Die Benutzer der<br />

neuesten Version von Photoshop haben auch Zugriff<br />

auf den Korrekturpinsel und den Verlaufsfi lter. Wie<br />

im eigentlichen Photoshop-Programm sind allen<br />

Werkzeugen Tastenabkürzungen mit jeweils einem<br />

Buchstaben zugeordnet, die Sie kennen sollten.<br />

2) HISTOGRAMM Über das Histogramm erfahren<br />

Sie genau, was mit den Raw-Daten in Echtzeit<br />

geschieht, wenn Sie die Bedienelemente in den<br />

Dialogfenstern verändern. Es hat die Form eines<br />

Diagramms, in dem Farbe in Zahlen von 0 bis 255<br />

dargestellt wird, wobei die Farben von links nach<br />

rechts von dunkel nach hell verlaufen. Der weiße<br />

Schatten stellt die kombinierten Rot-, Grün- und<br />

Blaukanäle dar und bietet Ihnen den wichtigsten<br />

Hinweis auf die Belichtung.<br />

3) INFORMATIONSPALETTE Zeigt die Pixelwerte<br />

für die Rot-, Grün- und Blaukanäle von 0 bis 255<br />

an, wenn der Cursor in das Hauptfenster gesetzt<br />

wird. Enthält außerdem Bildmetadaten, wie die<br />

Blende in f/Stufen, Verschlusszeit in Sekunden,<br />

ISO-Wert und Brennweite.<br />

4) BILDFENSTER Das Hauptvorschaufenster für<br />

das geöffnete Bild. Sie können das Bild mit dem<br />

Zoomwerkzeug oder der Plus-/Minus-Taste oder<br />

dem Dropdown-Menü darunter vergrößern oder<br />

verkleinern. Außerdem können Sie sich mit dem<br />

Hand-Werkzeug oder durch Drücken der Leertaste<br />

und Ziehen des Mauszeigers im Bild bewegen.<br />

Wenn Sie das Kästchen „Vorschau“ markieren,<br />

können Sie das Bild mit und ohne aktuelle<br />

Korrekturen anzeigen.<br />

5) STEUERREGISTERKARTEN Sie können durch die<br />

verschiedenen Steuerregisterkarten navigieren, indem<br />

Sie jeweils darauf klicken. Die erste Registerkarte hat<br />

die Bezeichnung „Grundeinstellungen“ und enthält die<br />

Bedienelemente, die Sie am häufi gsten verwenden<br />

werden, wie die Schieberegler für die Belichtung und<br />

die Schwarztöne. Weitere Registerkarten sind<br />

„Gradationskurven“, „Detail“, „Farbton, Sättigung,<br />

Leuchtkraft/Grauskala“, „Geteilte Tönung“,<br />

„Objektivkorrektur“, „Kamerakalibrierung“ und<br />

„Voreinstellungen“. Die Benutzer von Elements haben<br />

nur die Registerkarten „Grundeinstellungen“,<br />

„Kamerakalibrierung“ und „Voreinstellungen“.<br />

6) STEUERFENSTER Dies ist das<br />

Hauptdialogfenster, das die Bedienelemente für die<br />

einzelnen Steuerregisterkarten enthält. Die<br />

Bedienelemente basieren alle auf Schiebereglern,<br />

bis auf den Abschnitt „Punktkurven“ der<br />

Registerkarte „Gradationskurven“ (mit dem Sie<br />

Punkte auf einer Kurve darstellen können) und die<br />

Registerkarte „Voreinstellungen“, in der Sie einfach<br />

aufgeführte Voreinstellungen auswählen können.<br />

7) AUSGABETASTEN Am unteren Rand fi nden Sie<br />

die Tasten für Ihre Arbeit nach Abschluss der<br />

Korrekturen. Sie können die Optionen „Speichern“,<br />

„Speichern unter“, „Öffnen“, „Kopie öffnen“ oder<br />

„Fertig“ auswählen, um Ihre Korrekturen zu sichern,<br />

ohne die Raw-Datei wirklich zu verarbeiten. Wenn<br />

Sie Alt/Option gedrückt halten, haben Sie Zugriff auf<br />

weitere Optionen.


48 Grundlagen: Raw Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Perfekte Verarbeitung von Raw-Dateien<br />

Unsere schrittweisen Anleitungen zeigen eine einfache und wirkungsvolle Möglichkeit, eine Raw-Datei in eine fantastische JPEG- oder TIFF-Datei umzuwandeln.<br />

DIE VERARBEITUNG VON RAW-DATEIEN ist relativ unkompliziert. Wie lange<br />

sie dauert und wie viele Korrekturen Sie am Bild vornehmen müssen, hängt<br />

davon ab, inwieweit Sie das Bild bereits mit der Kamera in einen endgültigen<br />

Zustand gebracht haben. Fotografen, die vor dem Wechseln ins digitale Zeitalter<br />

mit Film gearbeitet haben, verwenden in der Regel mehr Zeit auf das<br />

Fotografi eren selber, weil sie das auch bei der Arbeit mit dem Film machen<br />

mussten. Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier, und das ist in diesem Fall<br />

gar nicht schlecht. Wenn Sie bisher immer nur mit einer Digitalkamera gearbeitet<br />

Wenn Sie die Raw-Dateien öffnen, sind Sie vielleicht erst einmal enttäuscht, weil sie meist<br />

1 ziemlich kontrastarm und ausgewaschen aussehen. Das liegt daran, dass Sie das Bild in<br />

einem unverfälschten Zustand sehen. Das Vorschaubild auf dem LCD-Monitor der Kamera ist<br />

dagegen eine kleine JPEG-Datei der Raw-Datei und sieht deshalb in der Regel besser aus.<br />

„Ausgeschnittene“ Glanzlichter sind hauptsächlich am Himmel zu beobachten und<br />

3 kommen bei Landschaftsaufnahmen ziemlich häufi g vor. Überbelichtete Glanzlichter<br />

können mit dem Schieberegler „Wiederherstellung“ in ACR zu einem gewissen Grad<br />

wiederhergestellt werden. In diesem Fall wird der Himmel mit dem Wert 20 wieder bereinigt. Mit<br />

der Wiederherstellungsfunktion wird das Bild kontrastärmer, gehen Sie also sparsam damit um.<br />

Klicken Sie in der Symbolleiste auf das Symbol „Gradationskurve“, um das Fenster „Kurven“<br />

5 mit Schiebereglern für Glanzlichter, Lichter, Dunkelbereiche und Schatten aufzurufen. In<br />

diesem Fall können Sie den Kontrast intensivieren und das Bild zum Leben erwecken, indem Sie<br />

die Werte für die Glanzlichter und Lichter erhöhen und die Werte für die Dunkelbereiche und<br />

Schatten verringern.<br />

haben, verlassen Sie sich zum Beheben von Fehlern wahrscheinlich mehr auf die<br />

Software. Das heißt, Sie sitzen viel länger am Computer als unbedingt nötig.<br />

Mit unserer schrittweisen Anleitung lernen Sie, wie Sie Raw-Dateien mit Adobe<br />

Camerae Raw (ACR) verarbeiten und was die verschiedenen Werkzeuge im Bild<br />

bewirken. Wir haben bewusst eine Raw-Datei ausgewählt, bei der viel zu ändern<br />

war. Idealerweise sollte es aber nur wenige Minuten dauern, um eine Raw-Datei<br />

zu öffnen, zu verarbeiten und in eine hochwertige JPEG- oder TIFF-Datei<br />

umzuwandeln.<br />

Raw-Dateien liefern das beste Bild, wenn die Farbtöne zur rechten Seite des Histogramms<br />

2 hin gewichtet sind. Wenn sie die rechte Seite allerdings berühren, werden Glanzlichter<br />

„ausgeschnitten“, das heißt, dass sich in einem Teil des Bildes keine aufgezeichneten Details<br />

befi nden. Klicken Sie auf das rote Dreieck über dem Histogramm, um überbelichtete Bereiche in<br />

Rot anzuzeigen.<br />

Als Nächstes muss die Belichtung in Angriff genommen werden, da das Bild immer noch<br />

4 ein wenig fade aussieht. Wenn Sie den Schieberegler „Belichtung “ nach links auf den Wert<br />

-0,75 ziehen, bewirkt dies einen großen Unterschied, weil das Bild dunkler wird. Aber es sieht<br />

immer noch ein wenig platt und leblos aus. Das ist aber ganz normal, und wenn Sie im<br />

Raw-Format fotografi eren, lässt sich das jedoch problemlos beheben.<br />

Überprüfen Sie als Nächstes die Farbtemperatur. Bei unserer Aufnahme war die Kamera auf<br />

6 automatischen Weißabgleich eingestellt, und das Bild hat einen leicht warmen Farbstich.<br />

Normalerweise wäre das wünschenswert, aber in diesem Fall lässt es das Bild matschig<br />

aussehen. Also wird die Farbtemperatur auf „Tageslicht (5500 K)“ geändert, um sie ein wenig<br />

abzukühlen.


Jetzt ist es an der Zeit, die Farben zu intensivieren. In ACR können Sie hierfür zwei<br />

7 Schieberegler verwenden: „Schwingung“ und „Sättigung “. Die Option „Schwingung“ ist ein<br />

wenig dezenter, weil sie sich nur auf Farben mit weniger Sättigung, aber nicht auf stark gesättigte<br />

Farben auswirkt . Hier reicht es, den Schwingungswert auf 20 einzustellen.<br />

Raw-Dateien müssen immer scharfgezeichnet werden, um die Bildqualität zu optimieren.<br />

9 Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, und jeder Fotograf hat seine bevorzugte<br />

Vorgehensweise. Wenn Sie jedoch mit ACR arbeiten, zeigen Sie das Bild in 100 Prozent an, und<br />

stellen Sie dann die Schieberegler ein. Lassen Sie den Radius bei 1,0. Achten Sie auf Rauschen<br />

im Bild.<br />

Fertiges Bild<br />

Das Bild wurde als<br />

16-Bit-TIFF-Datei gesichert und<br />

in Photoshop geöffnet. Dort<br />

wurden Sensorfehlerstellen mit<br />

dem Reparaturpinsel entfernt und<br />

Ebenen angepasst, damit der<br />

Himmel besser zur Geltung<br />

kommt.<br />

Ein weiterer praktischer Schieberegler in ACR ist „Klarheit“, der durch eine Erhöhung des<br />

8 lokalen Kontrasts dem Bild mehr Tiefe verleiht. Stellen Sie bei der Arbeit damit den Zoom<br />

auf 100 Prozent ein, erhöhen Sie den Wert, bis an den Randdetails Lichthöfe erscheinen, und<br />

verringern Sie den Wert dann geringfügig. Oder wenden Sie einfach einen niedrigen Wert an (in<br />

diesem Fall +10), damit das Bild mehr Aussagekraft bekommt.<br />

Bilder, die mit Ultraweitwinkelobjektiven oder Zooms aufgenommen wurden, weisen<br />

10 oft eine Vignettierung auf, wobei die Ecken des Bildes dunkler sind als der Rest. Dies<br />

kann in ACR mit dem Schieberegler „Objektiv-Vignettierung“ im Fenster „Objektivkorrektur“<br />

behoben werden. Auch die chromatische Aberration kann korrigiert werden.


50 Grundlagen: Raw<br />

Maximieren der Bilddetails aus Raw-Dateien<br />

Wenn Sie im Raw-Format fotografi eren, können Sie mit Photoshop mehr Details aus einer Szene<br />

herausholen – in diesem Fall durch das Zusammenführen von zwei verschiedenen Aufnahmen.<br />

EINE DER NÜTZLICHSTEN Eigenschaften einer<br />

Raw-Datei besteht darin, dass sie wesentlich mehr<br />

Daten und Details enthält, als Sie für die Erstellung<br />

eines gelungenen Bildes tatsächlich brauchen. Sie<br />

können diese Details natürlich nicht sehen, weil sie<br />

sich jenseits des dynamischen Bereichs einer einzelnen<br />

TIFF-, PSD- oder JPEG-Datei befi nden. Allerdings<br />

können Sie bei Bildern mit einem Kontrast, der zu groß<br />

ist, um Details in den hellsten und dunkelsten Tönen<br />

(Schatten) darzustellen, eine Raw-Datei zweimal<br />

verarbeiten – einmal mit der richtigen Belichtung für<br />

die dunklen Töne und einmal mit der richtigen<br />

Belichtung für helle Töne. Und dann können Sie die<br />

beiden Aufnahmen in Photoshop zusammenführen,<br />

um ein einzelnes Bild mit einem erweiterten<br />

Helligkeitsbereich zu erstellen. Hier fi nden Sie eine<br />

schrittweise Anleitung für diese Vorgehensweise.<br />

Öffnen Sie die Raw-Originaldatei in Adobe Camera Raw<br />

1 (ACR), und stellen Sie dann die Belichtung des Bildes ein,<br />

bis der Himmel richtig aussieht. Dadurch wird der<br />

Vordergrund sehr dunkel, aber machen Sie sich darum keine<br />

Sorgen. Hierfür können Sie den Schieberegler „Belichtung“ in<br />

ACR und/oder die Schieberegler im Fenster „Gradationskurve“<br />

verwenden. Wenn Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind,<br />

sichern Sie das Bild als 16-Bit-TIFF-Datei.<br />

Schließen Sie ACR, und öffnen Sie dann die beiden<br />

3 gerade erstellten TIFF-Dateien in Photoshop. Klicken Sie<br />

auf das dunklere Bild, und wählen Sie Auswahl>Alles<br />

auswählen, und anschließend Bearbeiten>Kopieren. Dann<br />

wird das Bild kopiert. Schließen Sie das dunklere Bild, klicken<br />

Sie auf das hellere Bild, um es zu aktivieren, und wählen Sie<br />

die Befehlsfolge Bearbeiten>Einfügen. Dann wird das<br />

dunklere Bild damit als Ebene zusammengeführt.<br />

Achtung Ausrüstung!<br />

Verwenden Sie einen Graufilter.<br />

Sie sparen sich jede Menge Zeit am Computer, wenn<br />

Sie für diese Art von Aufnahme einen Graufi lter<br />

verwenden. Denn damit wird der Himmel so weit<br />

abgeschwächt, dass er nicht „explodiert“, wenn Sie<br />

die Belichtung für den dunkleren Vordergrund<br />

vornehmen. In diesem Fall hätte ein 0,6- oder<br />

vielleicht auch ein 0,9-Filter gereicht, um in einer<br />

einzelnen Aufnahme ein nahezu fertiges Bild zu<br />

erreichen. Viele Fotografen denken, dass Graufi lter<br />

bei digitalen Kameras nicht notwendig sind, aber da<br />

täuschen sie sich!<br />

Die Raw-Datei bleibt in ACR geöffnet, und die erste<br />

2 Version davon wird auf den Computerdesktop gesichert.<br />

Jetzt müssen Sie eine zweite Version der Raw-Originaldatei<br />

erstellen und dieses Mal die Belichtung so einstellen, dass der<br />

Vordergrund richtig aussieht. Dadurch wird der Himmel<br />

„ausgebrannt“, wie Sie sehen können. Sichern Sie dieses Bild<br />

als 16-Bit-TIFF-Datei.<br />

Aktivieren Sie die Ebene mit dem dunkleren Bild, klicken<br />

4 Sie auf das Auswahlquadrat-Werkzeug oben in der<br />

Photoshop-Symbolleiste, und wählen Sie den dunklen<br />

Vordergrund knapp unter dem Horizont. Wählen Sie dann<br />

Bearbeiten>Ausschneiden. Daraufhin verschwindet der<br />

dunkle Vordergrund, und der richtig belichtete Vordergrund<br />

wird angezeigt. Das Bild sieht jetzt schon viel besser aus.<br />

5 Jetzt müssen die Ränder links vom dunklen Vordergrund<br />

aufgeräumt werden. Wählen Sie hierfür das<br />

Radiergummi-Werkzeug aus der Symbolleiste. Wählen Sie<br />

einen mittelgroßen Pinsel mit weicher Kante, und stellen Sie<br />

die Deckkraft auf 40 bis 50 Prozent ein. Entfernen Sie zuerst<br />

die letzten unerwünschten Bits des dunkleren Bildes, damit<br />

der richtig belichtete Vordergrund von der Ebene darunter<br />

zum Vorschein kommt.


Nun sehen der Himmel und der Vordergrund schon viel<br />

6 besser aus. Als Nächstes müssen der Kontrast und die<br />

Farbe des Bildes genau eingestellt werden. Intensivieren Sie<br />

zunächst die Farben, indem Sie die Befehlsfolge<br />

Bild>Korrekturen>Farbton/Sättigung auswählen und den<br />

Schieberegler für die Sättigung auf den Wert +25 % schieben.<br />

Wenn Sie den Regler weiter schieben, beginnen die Farben<br />

unrealistisch zu wirken – also übertreiben Sie es nicht.<br />

Die Aufmerksamkeit sollte jetzt der selektiven<br />

7 Belichtungs- und Kontraststeuerung gewidmet werden.<br />

Die linke Seite des Bildes ist deutlich dunkler als der Rest.<br />

Wählen Sie sie also mit dem Polygon-Lasso-Werkzeug in<br />

Photoshop aus, und wählen Sie eine weiche Kante mit 100<br />

Pixel. Dann werden die Ebenen angepasst. In anderen<br />

Bereichen werden weitere Optionen ausgewählt und<br />

Ebeneneinstellungen vorgenommen.<br />

Fertiges Bild<br />

Das fertige Bild mit einem perfekt<br />

belichteten Vordergrund und Himmel hat<br />

sehr viel Aussagekraft und Atmosphäre.<br />

Eine derart drastische Veränderung war<br />

nur möglich, weil die Szene im<br />

Raw-Format aufgenommen worden war.<br />

Wählen Sie schließlich das Abwedler-Werkzeug aus der<br />

8 Symbolleiste, und stellen Sie die Belichtung auf etwa 10<br />

Prozent ein. Dann werden die kleineren Bereiche des Bildes<br />

vorsichtig aufgehellt – ähnlich wie beim Abwedeln eines<br />

Abzugs in der Dunkelkammer während der Entwicklung,<br />

damit er nicht zu dunkel wird. In Photoshop ist dieser Vorgang<br />

allerdings viel präziser, und Sie haben mehr Kontrolle darüber!


52 Grundlagen: Raw Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Experimentieren mit HDR<br />

HDR-Bilder werden immer noch kontrovers betrachtet, aber es lässt sich nicht leugnen, dass ihre Effekte<br />

einzigartig und außergewöhnlich sind. Probieren Sie einmal unsere schrittweise Anleitung aus, um zu<br />

sehen, ob Ihnen diese Technik zusagt.<br />

SPINNEN SIE DEN GEDANKEN, mehrere Bilder<br />

zusammenzuführen, einmal einen Schritt weiter, und Sie betreten<br />

die fantastische Welt des HDR (High Dynamic Range) – einer<br />

kreativen Technik, mit der atemberaubende Ergebnisse erzielt<br />

werden können. Hierbei werden Details von den dunkelsten<br />

Schatten bis zu den hellsten Glanzlichtern aufgezeichnet, sodass<br />

alltägliche Szenen in etwas Außergewöhnliches verwandelt<br />

werden. Viele Fotografen haben die Vorzüge von HDR bereits<br />

entdeckt. Durch die Arbeit mit Raw-Dateien wird dessen<br />

Potenzial noch vervielfacht, da jede Datei riesige Datenmengen<br />

enthält. Und wenn Sie mehrere solcher Dateien miteinander<br />

kombinieren, überführen Sie Ihre Fotos buchstäblich in eine<br />

andere Dimension. Hier fi nden Sie eine schrittweise Anleitung<br />

zum Erstellen von HDR-Bildern mit einem der besten Programme<br />

auf dem Markt – Photomatix Pro (siehe Kasten). Die Software ist<br />

zwar nicht ganz billig, aber wir meinen, dass die Kosten durchaus<br />

gerechtfertigt sind, weil dies ein fantastisches Paket ist.<br />

Fotografi eren Sie eine Reihe von Bildern<br />

1 mit der Kamera auf einem Stativ, und<br />

verändern Sie die Belichtung bei jeder<br />

Aufnahme in einem Bereich, der Details in den<br />

dunkelsten Schatten und den hellsten<br />

Glanzlichtern erfasst. In diesem Fall wurden -2<br />

Blendenstufen, -1 Blendenstufe und +1<br />

Blendenstufe verwendet. Unter<br />

kontrastreicheren Bedingungen müssen Sie<br />

möglicherweise von -2 bis +2 oder +3<br />

Blendenstufen fotografi eren.<br />

Das Bild sieht nach dem Tone Mapping<br />

5 manchmal hervorragend aus, sodass Sie<br />

es ohne Änderungen sichern können. Aber<br />

häufi g sieht es ziemlich unwirklich aus. Die<br />

wichtigste Option, die das Erscheinungsbild<br />

eines HDR-Bildes verändert, ist „Leichtes<br />

Glätten“. Hier wurde standardmäßig die<br />

niedrigste Einstellung verwendet, aber das<br />

werden wir ändern.<br />

Starten Sie die Software Photomatix Pro.<br />

2 Daraufhin wird das Fenster „Abkürzungen<br />

für den Arbeitsablauf“ angezeigt. Klicken Sie<br />

oben im Fenster auf „HDR-Bild erzeugen“, um<br />

ein zweites Fenster aufzurufen, nämlich „HDR<br />

erzeugen – Quellbilder auswählen“. Sie<br />

können Raw-Dateien auf dieses Fenster<br />

ziehen und dort ablegen, oder die Option<br />

„Durchsuchen“ verwenden. Klicken Sie auf<br />

„OK“, wenn Sie fertig sind.<br />

Wenn die Option „Leichtes Glätten“ auf<br />

6 die Einstellung „Sehr hoch“ geändert<br />

wird, sieht das Bild wesentlich realistischer<br />

aus, aber der HDR-Effekt ist immer noch<br />

sichtbar. An dieser Stelle lohnt es sich auch,<br />

mit den anderen Schiebereglern ein wenig<br />

herumzuexperimentieren, um zu sehen, was<br />

sie bewirken. Probieren Sie einmal<br />

unterschiedliche Einstellungen für „Stärke“,<br />

„Farbsättigung“, „Luminanz“, „Weißer Punkt“,<br />

„Schwarzer Punkt“ und „Gamma“.<br />

HDR von einer einzelnen Raw-Datei<br />

Es wird zwar empfohlen, eine Reihe von Raw-Aufnahmen mit<br />

unterschiedlichen Belichtungen zu machen, um ein HDR-Bild zu<br />

erstellen. Sie können aber auch Pseudo-HDR-Effekte erzeugen, indem<br />

Sie eine Raw-Datei drei oder fünf Mal verarbeiten und die Belichtung<br />

jeweils verändern. Öffnen Sie die Raw-Datei beispielsweise in ACR,<br />

stellen Sie den Schieberegler „Belichtung“ auf -2 ein, und klicken Sie<br />

dann auf „Speichern“. Stellen Sie den Schieberegler „Belichtung“ auf<br />

-1 ein, und klicken Sie wieder auf „Speichern“. Wiederholen Sie diese<br />

Vorgehensweise mit dem Schieberegler „Belichtung“ auf den Werten 0,<br />

+1 und +2. Dann haben Sie einen Satz mit fünf „Belichtungsreihen“-<br />

Bildern, die in Photomatix verwendet werden können. Je nach Motiv<br />

werden Sie möglicherweise zu der Überzeugung gelangen, dass<br />

diese Methode vorzuziehen ist. Sie funktioniert hervorragend bei<br />

Porträtaufnahmen und anderen nicht statischen Motiven, bei denen<br />

es fast unmöglich wäre, eine Reihe von Einzelaufnahmen zu machen,<br />

ohne dass sich das Motiv zwischen den Aufnahmen ein wenig bewegt.<br />

Ein weiteres Fenster wird angezeigt:<br />

3 „HDR erzeugen – Optionen“. Hier<br />

können Sie festlegen, wie die Quellbilder<br />

ausgerichtet werden und wie die<br />

Software Geisterbilderfehler reduziert,<br />

und den Weißabgleich, den Farbraum<br />

und so weiter auswählen. Sie können<br />

hier mit verschiedenen Einstellungen<br />

herumexperimentieren, aber die<br />

Standardeinstellungen funktionieren<br />

normalerweise sehr gut.<br />

Das Bild sollte jetzt allmählich Form<br />

7 annehmen. Aber bevor Sie es sichern,<br />

sehen Sie sich das Bedienelement unter dem<br />

Histogramm an: „Farbton“, „Farbe“, „Mikro“<br />

und „S/H“. Damit werden dezentere<br />

Änderungen vorgenommen, und Sie können<br />

dem HDR-Effekt den letzten Feinschliff<br />

verleihen, bis Sie damit zufrieden sind, wie<br />

das Bild aussieht. Spielen Sie mit allen<br />

Optionen ein wenig herum, um zu sehen, was<br />

sie bewirken.<br />

Welches Paket?<br />

Photoshop oder Photomatix Pro? Die Versionen<br />

von Adobe Photoshop ab CS3 verfügen über<br />

eine HDR-Funktion – verwenden Sie hierfür<br />

die Befehlsfolge Datei>Automatisieren>Zu<br />

HDR zusammenfügen. Sie ist ganz in Ordnung,<br />

aber die daraus resultierenden Bilder neigen<br />

dazu, ziemlich kontrastarm zu sein, und die<br />

Optionen zur Verbesserung sind eingeschränkt.<br />

Eine schnellere und vielseitigere Option ist<br />

Photomatix Pro, eine HDR-Spezialsoftware<br />

von www.hdrsoft.com. Die neueste Version<br />

(4.0) kostet 83,30 Euro, eine Testversion<br />

ist kokstenlos. Es gibt auch verschiedene<br />

andere Möglichkeiten, wie Plug-ins für<br />

Photoshop, Aperture und Lightroom. Das<br />

Programm funktioniert ausgezeichnet, und die<br />

Bedienelemente zum Tone Mapping bieten<br />

Ihnen viele Möglichkeiten zur Einfl ussnahme<br />

auf das endgültige Ergebnis.<br />

Nach etwa einer Minute wird am<br />

4 Bildschirm ein Bild angezeigt. Dieses<br />

sieht normalerweise schrecklich aus, aber<br />

machen Sie sich deshalb keine Sorgen, weil<br />

das kein echtes HDR-Bild ist – Sie haben<br />

noch ein wenig Arbeit vor sich. Um sich<br />

besser vorstellen zu können, womit Sie es zu<br />

tun haben, klicken Sie im Fenster<br />

„Abkürzungen für den Arbeitsablauf“ auf die<br />

Schaltfl äche „Tone Mapping“.<br />

Wenn Sie auf „Verarbeiten“ klicken, werden<br />

8 alle vorgenommenen Änderungen<br />

angewendet. Sichern Sie das HDR-Bild als<br />

16-Bit-TIFF-Datei, und nehmen Sie dann letzte<br />

Korrekturen daran in Photoshop vor. Sie können<br />

gezielt oder global Ebenen und<br />

Gradationskurven ändern, die Farbsättigung<br />

anpassen und so weiter, bis Sie den<br />

gewünschten Effekt erzielt haben.


Fertiges Bild<br />

Sie können sehen, wie wirkungsvoll<br />

die HDR-Technik ist. Die Szene war<br />

sehr kontrastreich, sodass eine<br />

einzelne Aufnahme der Aussagekraft<br />

nicht gerecht wurde. Durch das<br />

Zusammenführen von vier getrennten<br />

Aufnahmen mit Photomatix Pro sind<br />

die Details und die Farben richtig zur<br />

Geltung gekommen.


54 Grundlagen: Raw Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Kombinieren von Raw-Dateien<br />

VON LUKE MARSH Wenn Sie Ihre Bilder mit der Kamera im Raw-Format aufnehmen, können Sie verborgene<br />

Details aus überbelichteten Bereichen der Szene wiederherstellen, beispielsweise einen hellen Himmel. Der<br />

Photoshop-Experte Luke Marsh zeigt Ihnen, wie Sie mit dem Raw-Konverter von Photoshop Elements zwei<br />

verschiedene Bilder mit verschiedenen Belichtungen aus derselben Raw-Datei erstellen und anschließend<br />

zusammenführen, um ein perfektes Ergebnis zu erhalten. In dieser einfach nachzuvollziehenden<br />

schrittweisen Übung werden Techniken angewendet, wie Belichtungskorrektur, Erstellung und Bearbeitung von Ebenen,<br />

Tonwertkorrektur, Steuerung der Schärfe mit dem Hochpassfi lter, Deckkrafteffekte und Farbkorrektur. Diese Technik ist<br />

besonders überzeugend, weil Sie hierbei nur mit Bilddaten arbeiten, die in der ursprünglichen Einzelaufnahme erfasst<br />

wurden. Hier wurde Elements 4.0 verwendet, aber neuere Versionen eignen sich ebenfalls.<br />

Wenn Sie noch nie mit dem Elements-Raw-Konverter gearbeitet haben, werden Sie<br />

1 beim Öffnen einer Datei zuerst einmal feststellen, dass das Bild im Raw-Steuerfenster<br />

(siehe oben) geöffnet wird. Für den ersten Schritt klicke ich einfach auf Öffnen und lasse die<br />

Einstellungen unverändert. Dann wähle ich Datei>Speichern unter und erstelle eine<br />

Photoshop-Datei (.psd), da wir mit Ebenen arbeiten werden.<br />

Ich habe jetzt zwei Dateien geöffnet. Eine enthält die Originalaufnahme, und die<br />

3 andere ist das neue unterbelichtete Bild. Ich aktivere die unterbelichtete Datei und<br />

wähle zunächst die Befehlsfolge Auswahl>Alles auswählen und dann<br />

Bearbeiten>Kopieren, um das Bild in die Zwischenablage zu setzen. Jetzt kann ich diese<br />

Datei schließen und mit der Befehlsfolge Bearbeiten>Einfügen dieses Bild in eine neue<br />

Ebene auf der Originaldatei platzieren.<br />

Jetzt muss der Horizont aufgeräumt werden. Also stelle ich das Radiergummi-Werkzeug<br />

5auf einen mittelgroßen Pinsel mit weicher Kante und einer Deckkraft von 55 Prozent ein<br />

und lösche nach und nach die Bereiche der neu belichteten Ebene, sodass die ursprüngliche<br />

Horizontaufnahme zum Vorschein kommt. Der leichte Verwischungseffekt zwischen den<br />

beiden Ebenen erzeugt eine neblige Wirkung, der die Stimmung des Bildes noch weiter<br />

verstärkt.<br />

Original<br />

2 Ich öffne die Original-Raw-Datei wieder, woraufhin erneut das Raw-Steuerfenster mit<br />

dem Bild aufgerufen wird. Dieses Mal verwende ich das Bedienelement Belichtung<br />

und bewege den Schieberegler nach links, um das Bild unterzubelichten, wodurch die<br />

Details im Himmelbereich auf dem Originalbild zurückgenommen werden. Ich bin mit dem<br />

Ergebnis zufrieden und klicke auf Öffnen, um das Bild in Elements zu übertragen.<br />

Nachdem die beiden Aufnahmen am gewünschten Ort sind, möchte ich den richtig<br />

4belichteten Vordergrund mit dem neu belichteten Himmel kombinieren. Ich aktivere die<br />

Himmelebene und wähle mit dem Auswahlrechteck-Werkzeug einen großen Bereich des<br />

Vordergrundes bis kurz vor dem Hintergrund. Mit der Befehlsfolge Bearbeiten>Löschen entferne<br />

ich den Bereich und betrachte den Effekt in der Ebenenpalettenvorschau (siehe Kasten).<br />

Die erste Ebene ist fertig. Zum Sichern meiner Arbeit wähle ich zunächst die Befehlsfolge<br />

6Ebene>Auf Hintergrundebene reduzieren und dann Datei>Speichern unter, um eine<br />

neue Datei zu erstellen. Wenn beide Ebenen zusammengeführt wurden, können einige<br />

allgemeine Verbesserungen vorgenommen werden. Ich wähle also die Befehlsfolge<br />

Überarbeiten>Beleuchtung anpassen>Tonwertkorrektur, um das Bild heller zu machen und<br />

die Defi nition zu verbessern. Dann klicke ich auf OK, um die Änderungen anzuwenden.


Fertiges Bild<br />

VORSICHT GEWITTERHIMMEL!<br />

Die Vorzüge, die Bilder im<br />

Raw-Format aufzunehmen,<br />

liegen auf der Hand: Sie können<br />

mehr Details wiederherstellen,<br />

als wenn Sie die Szene als<br />

JPEG-Datei fotografi ert hätten.<br />

Mit dem Hochpassfi lter können Sie Details wesentlich einfacher zur Geltung bringen<br />

7als mit dem Scharfzeichnungsfi lter. Um den Filter zu verwenden, wähle ich zunächst<br />

die Befehlsfolge Ebene>Ebene duplizieren, um das Originalbild beizubehalten. Dann<br />

wähle ich Filter>Sonstige Filter>Hochpass und stelle den Radius auf etwa 20 Pixel ein,<br />

bevor ich auf OK klicke. Ich ändere die Füllmethode in der Ebenenpalette auf Weiches<br />

Licht.<br />

Das Bild hat einen vorwiegend blauen Farbton, und ich würde in den Himmel gerne<br />

9einen anderen Ton aufnehmen. Mit dem Auswahlrechteck-Werkzeug wähle ich den<br />

Bereich über dem Horizont aus und verwende dann die Befehlsfolge Auswahl>Weiche<br />

Kante. Ich gebe den Wert 50 Pixel ein, um die Auswahl weicher zu machen. Dann wähle<br />

ich die Befehlsfolge Bearbeiten>Kopieren und anschließend Bearbeiten>Einfügen, um<br />

die Auswahl in eine neue Ebene zu platzieren.<br />

Wählen Sie noch einmal die Befehlsfolge Ebene>Auf Hintergrundebene reduzieren,<br />

8um bei Bedarf eine Kopie zu speichern. Jetzt mache ich mit dem Nachbelichter-<br />

Werkzeug (siehe Kasten rechts) mit einem großen Pinsel mit weicher Kante und einer<br />

Deckkraft von etwa 25 Prozent die Belichtung bestimmter Bereich dunkler, wodurch die<br />

Tiefenwirkung des Bildes verbessert wird. Ich konzentriere mich auf die Ränder des Bildes<br />

und baue den Effekt nach und nach auf.<br />

Ändern Sie die Füllmethode der neuen Ebene in Weiches Licht, und wählen Sie<br />

10 dann die Befehlsfolge Überarbeiten>Farbe anpassen>Farbton/Sättigung<br />

anpassen. Im Fenster klicke ich zunächst in das Feld Färben und sehe den Effekt sofort in<br />

der Vorschau. Schließlich passe ich die Schieberegler Farbton und Sättigung an, bis ich<br />

mit der Farbe zufrieden bin, und klicke dann auf OK.


Leser reisen mit dem Magazin <strong>Digitale</strong> Fotografi e<br />

Galápagos - Paradies der Tiere<br />

14<br />

Für Naturliebhaber sind die Vulkaninseln<br />

im Pazifi k ein absoluter Traum. Die<br />

Tier- und Pfl anzenwelt ist einzigartig.<br />

Galápagos wurde mit Charles Darwin<br />

zum Synonym für unberührte Natur.<br />

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Riesenschildkröten und Seelöwen laden<br />

ein zu einer Reise in die Naturgeschichte<br />

der Welt. Viele Arten leben nur auf diesem<br />

Archipel. Sie erleben und fotografi eren<br />

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Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

EINSCHRAUBFILTER<br />

Sie werden mit Hilfe des Filtergewindes,<br />

das sich an der Vorderseite der meisten<br />

Objektive befi ndet, befestigt. Sie bieten<br />

den Vorteil, dass sie aus optischem Glas<br />

von hoher Qualität gefertigt werden.<br />

Außerdem sind sie sehr klein und können<br />

so in ihren Schutzhüllen problemlos<br />

mitgenommen werden. Der Nachteil bei<br />

dieser Bauart ist, dass sie immer nur auf<br />

einen Objektivdurchmesser passen. Wenn<br />

also ihre Objektive unterschiedlich große<br />

Filtergewinde haben, brauchen sie mehrere<br />

Filter. Wenn Sie mehrere Filter gleichzeitig<br />

benutzen, riskieren Sie eine Vignettierung<br />

(dunkle Ecken auf Ihren Bildern).<br />

EINSCHUBFILTERSYSTEME<br />

Wenn Sie verschiedene Filter verwenden<br />

wollen oder über mehrere Objektive verfügen,<br />

ist ein Einschubsystem kosteneffektiver.<br />

Sie brauchen jeden Filtertyp nur einmal zu<br />

kaufen. Dieser wird dann in einen Halter<br />

eingeschoben, der wiederum mit einem<br />

Ring mit Gewinde in entsprechender Größe<br />

auf das Objektiv aufgeschraubt wird. Sie<br />

benötigen einen solchen Ring für jedes<br />

Objektiv, können aber den Halter für jeden<br />

Filter verwenden. Die meisten Einschubfi lter<br />

sind aus widerstandsfähigem Harz gefertigt.<br />

Das verfügt zwar über eine hohe optische<br />

Qualität, ist aber empfi ndlicher und verkratzt<br />

leichter als Glas.<br />

Grundlagen: Filter 57<br />

Grundlagen # 5<br />

FILTER FÜR LANDSCHAFTSAUFNAHMEN<br />

EIN EINFACHER FILTER bietet wohl mehr kreative Möglichkeiten, um<br />

das Beste aus Ihrer digitalen Spiegelrefl exkamera herauszuholen, als<br />

jedes andere Zubehörteil. Wir alle sind uns der Tatsache bewusst, dass<br />

digitale Kameras eine tolle Möglichkeit bieten, wundervolle Bilder zu<br />

schaffen. Aber einige Fotografen wissen nicht, wie der Einsatz von Filtern<br />

ihre Bilder dramatisch verbessern kann.<br />

Wenn Sie sich die Arbeiten etablierter Fotografen anschauen, werden<br />

Sie feststellen, dass die meisten regelmäßig Filter wie Polfi lter oder<br />

Graufi lter einsetzen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Es<br />

hat schon durchaus einen Grund, warum Fotografen, die sich der<br />

Landschaftsfotografi e verschrieben haben, so viel Zeit und Geld darauf<br />

verwenden, Filter zu benutzen: weil sie einfach bessere Resultate liefern.<br />

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den wichtigsten Filterformaten und<br />

den Arten von Filtern, die Ihnen den meisten Nutzen bringen. Außerdem<br />

wird Ihnen hier erklärt, wie und wann Sie sie einsetzen sollten. In einer<br />

Zeit, in der jeder über Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Photoshop<br />

verfügt, stellt sich natürlich auch die Frage, ob man überhaupt noch<br />

Filter verwenden muss. Unsere Antwort darauf ist ganz einfach: Ja.<br />

Lesen Sie weiter, und Sie werden herausfi nden, warum.<br />

CRAIG ROBERTS


58 Grundlagen: Filter<br />

Polfilter<br />

Wenn Sie nur einen einzigen Filter kaufen wollen, wählen Sie einen Polfi lter. Sie brauchen ihn<br />

einfach nur in seiner Fassung zu drehen und schon erwecken Sie Ihre Bilder zum Leben. Ein<br />

Polfi lter soll Blendlicht eliminieren, Refl exionen reduzieren und die Farbsättigung steigern.<br />

Polfi lter sind besonders bekannt für ihre Fähigkeit, einen blauen Himmel abzudunkeln. Sie sind<br />

aber auch ebenso nützlich um Refl exionen auf nichtmetallischen Oberfl ächen (insbesondere<br />

Wasser) und das Blendlicht von Laub zu reduzieren.<br />

Ein so angereicherter, blauer Himmel sieht nicht nur als Teil eines Landschaftsfotos sehr<br />

ansprechend aus, ein durch einen Polfi lter fotografi erter Himmel kann auch einen attraktiven<br />

Hintergrund darstellen. Versuchen Sie einmal, ein Gebäude, Menschen, Bäume oder Blumen vor<br />

einem mit Polfi lter gesättigtem Himmel zu fotografi eren. Das Ergebnis wird Sie umhauen.<br />

Um Ihnen verständlich zu machen, wie ein Polfi lter arbeitet, müssen wir jetzt ein wenig<br />

technisch werden. Grundsätzlich wird Licht in Wellenlängen übertragen. Licht strahlt in geraden<br />

Linien, die sich als Wellen in alle Richtungen und in allen Winkeln verbreiten.<br />

Wenn das Licht auf eine Oberfl äche trifft, wird ein Teil der Wellenlängen refl ektiert und ein<br />

anderer Teil wird absorbiert. Die absorbierten Wellenlängen des Lichts sind es, die die Farbe der<br />

Oberfl äche bestimmen. So refl ektiert ein rotes Objekt die roten Wellenlängen und absorbiert alle<br />

anderen.<br />

Bei polarisiertem Licht ist das anders. Es entsteht durch die Refl exion oder Streuung von<br />

Lichtwellen und strahlt in nur eine Richtung. Es sind diese Wellenlängen, die Blendlicht und<br />

Lichtrefl exe verursachen und die Farbintensität herabsetzen. Ein Polfi lter blockiert polarisiertes<br />

Licht und gibt dem Bild so Kontrast und Farbsättigung zurück. Polfi lter werden aus einer dünnen<br />

Folie polarisierenden Materials hergestellt. Dies wird zwischen zwei runde Glasscheiben gepresst<br />

und auf die Vorderseite Ihres Objektivs aufgeschraubt. Der vordere Teil der Fassung ist drehbar.<br />

Das beeinfl usst den Winkel der Polarisierung und hat zur Folge, dass die Menge des polarisierten<br />

Lichts, das durch das Objektiv fällt, verändert und somit die Stärke der Polarisierung kontrolliert<br />

werden kann. Wenn Sie durch den Sucher schauen (oder das LCD-Display mit LiveView<br />

benutzen) und gleichzeitig den Filter drehen, werden Sie feststellen, dass Lichtrefl exe auftauchen<br />

und wieder verschwinden und dass die Farbintensität stärker und dann wieder schwächer wird.<br />

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie den bestmöglichen Effekt für die Szene oder das Objekt<br />

gefunden haben, hören Sie einfach auf, das Filter zu drehen.<br />

Bleibt noch eins zu sagen: Ein Polfi lter hat einen Filterfaktor von zwei Stufen. Die automatische<br />

Messung Ihrer Kamera berücksichtigt dies. Trotzdem sollten Sie im Hinterkopf behalten, wie<br />

dies Ihre Verschlusszeiten und Blendenöffnungen beeinfl usst. Wann immer Sie einen Polfi lter<br />

benutzen, sollten Sie Ihre Kamera auf ein Stativ stellen. So vermeiden Sie das Risiko von<br />

Verwacklungsunschärfe.<br />

Achtung!<br />

Wahl eines Polfilters: linear oder zirkular?<br />

Auf dem Markt sind zwei verschiedene Arten von Polfi ltern erhältlich: linear und<br />

zirkular. Nur der zirkulare Typ arbeitet richtig mit einer Spiegelrefl exkamera. Auch<br />

wenn beide Sorten physikalisch rund sind und ähnlich aussehen, wird die lineare<br />

Sorte die Genauigkeit des Messsystems Ihrer Kamera beeinfl ussen. Das liegt<br />

daran, dass digitale Spiegelrefl exkameras einen Teil des Lichts im Inneren der<br />

Kamera polarisieren. Wenn dieses Licht bereits von einem linearen Polfi lter<br />

polarisiert wurde, führt dies zu einem falschen Messergebnis. Zirkulare Polfi lter<br />

verfügen über eine Wellenverzögerungsschicht, die zulässt, dass das Licht, das<br />

hindurch fällt, sich dreht und dem Messsystem der Kamera unpolarisiert<br />

erscheint. Kaufen Sie also einen zirkularen Filter.<br />

Ohne Polfi lter Mit Polfi lter<br />

Machen Sie das Beste aus<br />

Lichtrefl exen<br />

Refl exionen können gut oder schlecht sein.<br />

Sanfte Hügel oder schneebedeckte Berge werden<br />

betont, wenn sie sich in der stillen, refl ektierenden<br />

Oberfl äche von Wasser spiegeln. Blendlicht<br />

hingegen, das von glänzenden, nichtmetallischen<br />

Oberfl ächen oder Glas refl ektiert wird, wie zum<br />

Beispiel bei einer Stadtlandschaft oder einem<br />

Wolkenkratzer, kann unattraktiv und ablenkend<br />

wirken. Ein Polfi lter kann dazu verwendet werden,<br />

Refl exionen entweder zu betonen – nämlich durch<br />

die Reduktion von Blendlicht auf Oberfl ächen<br />

– oder zu eliminieren. Die Stärke dieses Effekts<br />

hängt jedoch von dem Kamerawinkel zu der<br />

refl ektierenden Oberfl äche ab. Den stärksten Effekt<br />

erzielt man bei einem Winkel von 30 bis 45 Grad.


KEINE PANIK!<br />

So vermeiden Sie Probleme mit Polarisierung<br />

UNGLEICHMÄSSIGE POLARISIERUNG Die natürliche Polarisierung<br />

ist über den Himmel hinweg ungleichmäßig. Der maximale Effekt wird in<br />

einem Winkel von 90 Grad zur Sonne erzielt, der minimale Effekt bei 180<br />

Grad. Wenn Sie also Bilder aus bestimmten Winkeln aufnehmen, werden<br />

Sie feststellen, dass der Himmel in einem Bereich deutlich dunkler<br />

erscheint. Dieser Bereich enthält mehr polarisierte Wellenlängen. Dieser<br />

Effekt kann sehr merkwürdig aussehen und sollte vermieden werden.<br />

Brennweiten für Ultraweitwinkel (10 bis 14 mm) sind für dieses Problem<br />

sehr anfällig. Versuchen Sie, dies zu umgehen, indem Sie entweder ein<br />

Objektiv mit einer großen Brennweite benutzen oder Ihren Kamerawinkel<br />

verändern. Wenn dies jedoch nicht praktikabel ist, versuchen Sie, einen<br />

Graufi lter in einem solchen Winkel zu positionieren, dass er die helleren<br />

Bereiche des Himmels fi ltert. Dies ist zwar auch kein Allheilmittel, kann<br />

den Effekt aber stark reduzieren.<br />

ÜBERPOLARISIERUNG Ein tiefblau polarisierter Himmel kann sehr<br />

ansprechend aussehen, aber man kann diesen Effekt auch übertreiben.<br />

In einigen Situationen ist ein Polfi lter überhaupt nicht notwendig, in<br />

anderen braucht es nur eine teilweise Polarisierung, um das bestmögliche<br />

Ergebnis zu erzielen. Wenn der Effekt zur stark ist, kann der Himmel fast<br />

schon schwarz wirken. Das sieht unnatürlich aus und das Bild wirkt nicht<br />

mehr ästhetisch. Benutzen Sie also die Bildwiedergabe, um den Effekt zu<br />

überprüfen und die Einstellung des Filters entsprechend anzupassen.<br />

Ungleichmäßige Polarisierung<br />

Polarisierende Ergebnisse<br />

Wie Sie sehen, erzielt der Polfi lter eine höhere<br />

Farbsättigung und einen besseren Kontrast.<br />

Dies ist einer der Gründe, warum er für<br />

Landschaftsfotografen unverzichtbar ist.<br />

ALLE FOTOS: ROSS HODDINOTT


60 Filter<br />

KEIN GRAUVERLAUFSFILTER<br />

Verlaufsfilter<br />

Verlaufsfi lter sind zur Hälfte beschichtet und zur Hälfte<br />

klar, mit einem fl ießenden Übergang in der Mitte<br />

zwischen den beiden Zonen. Es gibt zwei bestimmte<br />

Arten von Verlaufsfi ltern: Grau- (ND) und Farbverlaufsfi lter.<br />

Grauverlaufsfi lter dunkeln einen strahlenden Himmel ab<br />

und senken den Kontrast, während die farbige Variante<br />

einem ansonsten faden, nichts sagenden Himmel einen<br />

Hauch Farbe verleihen soll.<br />

Graufi lter absorbieren alle Farben des sichtbaren Spektrums<br />

zu gleichen Teilen, ohne dem Bild dabei einen Farbstich<br />

zu verleihen. Das ist notwendig, da der Helligkeitskontrast<br />

zwischen Himmel und Erde oftmals größer ist als der<br />

Kontrastumfang des Sensors, was es unmöglich macht,<br />

eine korrekt belichtete Szene einzufangen.<br />

Sie sind einzeln oder in einem Set mit unterschiedlichen, an<br />

verschiedene Bedingungen angepassten Stärken erhältlich.<br />

Ihre Stärke oder Dichte, wird auf dem Filter angegeben: 0,3<br />

entspricht einer Belichtungsreduktion um eine Stufe, 0,6<br />

einer Reduktion um zwei Stufen und 0,9 einer Reduktion<br />

um drei Stufen. Grauverlaufsfi lter sind sowohl mit hartem,<br />

als auch mit weichem Übergang erhältlich.<br />

Weiche Grauverlaufsfi lter verfügen über einen größeren<br />

Übergangsbereich und bieten so einen weicheren<br />

Übergang von dem beschichteten Teil des Filters zum<br />

unbeschichteten. Ein harter Grauverlaufsfi lter dagegen<br />

hat einen plötzlicheren Übergang. Beide Arten sind<br />

nützlich. Weiche Grauverlaufsfi lter sind besser dazu<br />

geeignet, Landschaften mit unterbrochenem Horizont zu<br />

fotografi eren, weil sie Objekte wie Gebäude oder Bäume<br />

nicht merklich abdunkeln. Harte Grauverlaufsfi lter dagegen<br />

Achtung!<br />

0,3 GRAUVERLAUFSFILTER<br />

Richten Sie Ihr Verlaufsfilter aus<br />

Bei der Verwendung von Verlaufsfi ltern ist ein Einschubhalter wie das Cokin<br />

P System unabdingbar. Runde Verlaufsfi lter zum Einschrauben gibt es zwar,<br />

sie sind aber nur sehr eingeschränkt anwendbar. Das liegt daran, dass hier,<br />

anders als beim Einschubfi lter, die Position der Verlaufszone nicht so nach<br />

oben oder unten verschoben werden kann, dass Sie Ihrem Bildaufbau<br />

entspricht. Sie haben so nur begrenzte künstlerische Möglichkeiten. Ein<br />

weiterer Vorteil des Halters ist, dass man ihn beim Fotografi eren eines<br />

abschüssigen Horizonts entsprechend schräg ausrichten kann. So<br />

vermeidet man, dass sich die Verlaufszone des Filters mit dem Vordergrund<br />

überschneidet, was einen Teil der Szene künstlich abdunkeln bzw. einfärben<br />

würde. Auch zum Abmildern ungleichmäßiger Polarisation kann es hilfreich<br />

sein, den Verlaufsfi lter schräg zu positionieren. Allerdings sollte man<br />

beachten, dass die Schrägstellung des Halters bei Weitwinkelobjektiven das<br />

Risiko der Vignettierung (dunkle Stellen in den Bildecken) erhöht.<br />

Kontrollieren Sie also Ihre Bilder immer sowohl durch den Sucher, als auch<br />

über das LCD-Display.<br />

sind so ausgelegt, dass die volle Kraft Ihrer spezifi zierten<br />

Dichte sich über einen größeren Teil des beschichteten<br />

Bereichs erstreckt, und es Ihnen somit ermöglicht,<br />

die Helligkeit des Himmels mit größerer Genauigkeit<br />

abzudunkeln.<br />

Farbverlaufsfi lter sind zwar in der alltäglichen Fotografi e<br />

nicht unbedingt erforderlich, haben aber trotzdem ihren<br />

Platz. Bis zu einem gewissen Maße senken auch sie den<br />

Kontrast, aber sie spielen nicht die gleiche, praktische Rolle,<br />

wie ein Grauverlaufsfi lter. Ihr eigentlicher Zweck ist der<br />

kreative Effekt. Es gibt eine große Bandbreite verschiedener<br />

Farben, von subtilen Schattierungen von Blau, Korallenrot<br />

und Orange bis hin zu dem künstlichen Look von Rot,<br />

Pink oder Tabakbraun. Einige, wie der komplett eingefärbte<br />

Sonnenuntergangsfi lter, verfügen über gar keinen klaren<br />

Bereich. Stattdessen verläuft der gesamte Filter von einem<br />

starken bis hin zu einem schwachen Farbton.<br />

Farbverlaufsfi lter mögen nichts für Puristen sein, aber<br />

kombiniert mit einer passenden Szene können Sie dazu<br />

beitragen, ein auffälliges Ergebnis zu erzielen. Seien Sie<br />

jedoch gewarnt. Farbverlaufsfi lter sollten nur mit Bedacht<br />

und in Maßen eingesetzt werden. Benutzen Sie nur dann<br />

einen solchen Filter, wenn dessen Effekt das Bild, das Sie<br />

einfangen möchten, wirklich verbessert. Im Zweifelsfall<br />

nehmen Sie ein zusätzliches Bild ohne Filter auf. Außerdem<br />

sollten Sie auf die richtige Platzierung achten. Wenn Sie<br />

den Filter im Halter zu weit nach unten schieben, erstreckt<br />

sich der beschichtete Bereich des Verlaufsfi lters über den<br />

Vordergrund und ruiniert den realistischen Anspruch Ihres<br />

Bildes.<br />

Schräg ausgerichteter Verlaufsfilter<br />

Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

GRAUVERLAUFSFILTER<br />

0,6<br />

Graufilter vs. Grauverlaufsfilter?<br />

Graufi lter, auch ND-Filter (Neutraldichte,<br />

engl. neutral density) genannt, arbeiten<br />

nach einem ähnlichen Prinzip wie<br />

Grauverlaufsfi lter.<br />

Anders als beim Grauverlaufsfi lter ist<br />

jedoch der gesamte Filter beschichtet.<br />

Sein Zweck ist es, die Menge des<br />

Lichts, die durch das Objektiv fällt,<br />

einzuschränken. Deswegen muss, wenn der Filter<br />

aufgesteckt, die Verschlusszeit aber beibehalten<br />

wird, eine größere Blende gewählt werden, um<br />

eine korrekte Belichtung zu gewährleisten. Damit<br />

können Sie die Tiefenschärfe reduzieren und<br />

kontrollieren, wie viel von einer Szene unscharf<br />

erscheint.<br />

Alternativ muss, wenn die Blende beibehalten<br />

wird, eine längere Verschlusszeit gewählt werden,<br />

wenn die Szene korrekt beleuchtet werden soll.<br />

Das kann dazu beitragen, bewegtes Wasser bei<br />

längeren Belichtungszeiten unscharf abzubilden.<br />

Graufi lter sind sowohl in der Einschub-, als auch in<br />

der Einschraubvariante erhältlich, ebenso in<br />

ansteigender Stärke (Dichte). Sie können zwar<br />

auch dazu benutzt werden, zu große Helligkeit<br />

auszugleichen – in Situationen, wo man eine<br />

größere Blende benutzen möchte, als das Licht<br />

oder die Kamera zulassen, aber gewöhnlich<br />

benutzen Landschaftsfotografen einen Graufi lter,<br />

um Bewegung, insbesondere die von Wasser, zu<br />

betonen. bt bet betone one onen. n.<br />

MARK BAUER ROSS HODDINOTT


0.9 GRAUVERLAUFSFILTER<br />

Belichtungsmessung mit Verlaufsfiltern<br />

Um in den vollen Genuss des Effekts eines Verlaufsfi lters<br />

zu kommen, empfehlen wir, die Belichtungsmessung<br />

durchzuführen und zu sichern, bevor Sie den Filter<br />

einschieben, und nicht erst dann messen, wenn der<br />

Filter bereits an Ort und Stelle ist.<br />

Ergebnisse mit<br />

Grauverlaufsfilter<br />

Der Himmel ist in einer Szene wie dieser um<br />

einige Stufen heller als die im Schatten liegenden<br />

Felsen im Hintergrund. Ein Grauverlaufsfi lter<br />

gewährleistet, dass beide Bereiche detailliert<br />

abgebildet werden.


62 Filter<br />

EXPERTENSEMINAR<br />

ND Verlaufsfilter und Photoshop<br />

Ein ND-Verlaufsfi lter dunkelt den Himmel ab und liefert ein ausbalancierteres<br />

Bild. Trotzdem kann in gewissen Szenen eine Nachbearbeitung notwendig sein.<br />

MIT MARK BAUER Eine der größten technischen Herausforderungen in der<br />

Landschaftsfotografi e ist es, den Kontrast in einer Szene so kontrollieren zu<br />

können, dass man sowohl im Himmel, als auch in der Landschaft Details akkurat<br />

aufnehmen kann. Oftmals ist der Himmel deutlich heller als die Landschaft,<br />

und der Kontrast in der Szene liegt jenseits dessen, was der Sensor der Kamera<br />

aufnehmen kann. Das führt dann entweder zu einem gut belichteten Himmel und einem<br />

unterbelichteten Vordergrund, oder umgekehrt. Dies kann man gewöhnlich umgehen, indem<br />

man einen Neutraldichte-Grauverlaufsfi lter (ND) benutzt. Diese Filter sind genial einfach: sie<br />

sind oben dunkel und unten klar und alles, was Sie tun müssen, ist, die dunkle Hälfte über<br />

den helleren Bereich des Bildes zu positionieren, und den Kontrast zwischen den hellen und<br />

dunklen Bereichen so zu reduzieren, dass Sie sowohl den Vordergrund, als auch den Himmel<br />

detailliert abbilden können. Das einzige Problem dabei ist, dass die Trennlinie zwischen<br />

dem dunklen und dem hellen Bereich eines ND Verlaufsfi lters gerade verläuft, und nicht alle<br />

Landschaften haben einen geraden Horizont. Oftmals wird der Horizont durch ein Objekt wie<br />

einen Baum, einen Hügel oder ein Gebäude unterbrochen, und das Filter kann eine unnatürlich<br />

wirkende Abdunkelung im oberen Bereich dieser Objekte hervorrufen. Hilfe ist jedoch nahe,<br />

denn meistens ist es in der Nachbearbeitung möglich, das Foto zu retten. Im Folgenden erkläre<br />

ich Ihnen, wie Sie einen ND Verlaufsfi lter verwenden und dessen Effekt von bestimmten<br />

Bereichen auch wieder entfernen.<br />

Nachdem ich kurz vor der Morgendämmerung in Portland in Dorset angekommen war, nahm<br />

1 ich eine Punktmessung von den Felsen im Vordergrund und dem Himmel vor und stellte fest,<br />

dass der Helligkeitsunterschied ungefähr vier Rasten betrug. Obwohl dies noch im Kontrastumfang<br />

des Sensors liegt, sind die Details im Schatten doch ein wenig undeutlich. Dies in der<br />

Nachbearbeitung zu beheben könnte zu Bildrauschen führen.<br />

Da ich ja einen Unterschied von vier Rasten zwischen dem Himmel und den Felsen ermittelt<br />

2 hatte, wählte ich einen ND Verlaufsfi lter mit drei Rasten, weil dies den Himmel ein wenig<br />

heller abbilden würde, als den Vordergrund. Als nächstes musste ich zwischen einem weichen<br />

und einem harten Verlaufsfi lter wählen (siehe Schaubild). Weiche Verlaufsfi lter sind nicht immer<br />

die beste Wahl für ein Meerespanorama, da der hellste Bereich der Szene sich oft am Horizont<br />

entlang zieht. Ich entschied mich also für einen harten Verlaufsfi lter.<br />

Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Die Verwendung des harten Verlaufsfi lters hat zu einer viel gleichmäßigeren<br />

3 Belichtung geführt, aber es gibt ein Problem. Die obere Hälfte des Leuchtturms, wo<br />

der Filter ihn abschneidet, ist etwas zu dunkel. Der Effekt ist zwar nur sehr subtil, aber er<br />

ist defi nitiv vorhanden, und das sieht einfach nicht natürlich aus. Zum Glück kann dieses<br />

häufi g vorkommende Problem mit etwas Arbeit in der Nachbearbeitung ganz einfach<br />

behoben werden.


Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Mit dem Werkzeug Magnetisches Lasso in Photoshop wählte ich die dunklere, obere<br />

4 Hälfte des Leuchtturms, so dass ich den problematischen Bereich bearbeiten konnte,<br />

ohne irgendeinen anderen Bereich des Bildes in Mitleidenschaft zu ziehen. Ich beschloss,<br />

keine weiche Auswahlkante auf meinen markierten Bereich anzuwenden, weil ich<br />

befürchtete, dass dies nach dem Aufhellen eine Art „Heiligenschein“ um den Leuchtturm<br />

herum hinterlassen würde<br />

Filter 63<br />

ACHTUNG, TECHNIK!<br />

Harte und weiche<br />

Verlaufsfilter<br />

Neutraldichte-Verlaufsfi lter sind in<br />

zwei Varianten erhältlich: hart und<br />

weich. Harte Verlaufsfi lter verfügen<br />

über einen sehr offensichtlichen und<br />

plötzlichen Übergang von dem<br />

dunklen zum klaren Bereich,<br />

wohingegen weiche Verlaufsfi lter<br />

einen deutlich langsameren Übergang<br />

haben.<br />

Harte Verlaufsfi lter sind besonders<br />

nützlich in Situationen, wo der<br />

Horizont relativ gerade verläuft und<br />

nicht durch irgendwelche großen<br />

Objekte unterbrochen wird. Bei einem<br />

ungleichmäßigen Horizont hingegen<br />

sind weiche Verlaufsfi lter die bessere<br />

Wahl.<br />

Wenn Sie eine Szene mit einem<br />

geraden Horizont bei Sonnenauf- oder<br />

-untergang fotografi eren wollen,<br />

sollten Sie sich ebenfalls für einen<br />

weichen Verlaufsfi lter entscheiden, da<br />

der Horizont den hellsten Bereich der<br />

Szene darstellt und ein weichet<br />

Verlaufsfi lter an dieser Stelle nicht<br />

genug Licht zurückhält.<br />

Was kann man also tun, wenn man<br />

eine Szene bei Sonnenaufgang oder<br />

Sonnenuntergang fotografi eren<br />

möchte, bei der ein großes Objekt wie<br />

ein Baum oder ein Gebäude den<br />

Horizont unterbricht? Lesen Sie hier,<br />

wie Sie dieses Problem lösen können.<br />

Fertiges g Bild<br />

Dies ist mein Endergebnis. Es zeigt<br />

deutliche Details und Farben, sowohl<br />

im Himmel, als auch im Vordergrund,<br />

und einen natürlich wirkenden<br />

Leuchtturm ohne einen dunklen<br />

Bereich in der oberen Hälfte.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bilder aufzuhellen oder abzudunkeln, wie zum<br />

5 Beispiel Gradationskurven und Tonwertkorrektur, aber für diese Markierung entschied<br />

ich mich, das Werkzeug Abwedler zu verwenden, weil ich damit den Effekt nach und nach<br />

auftragen und in den Bereichen, wo es notwendig war, verstärken konnte. Den<br />

Belichtungswert setzte ich auf 10 %. Dies ermöglichte es mir, meine Auswahl sukzessive<br />

aufzuhellen.


64 Grundlagen: Filter Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

So fügen Sie einen digitalen<br />

Verlaufsfi lter hinzu<br />

VON LUKE MARSH In Photoshop können Sie den Effekt eines Verlaufsfi lters nachempfi nden und so innerhalb weniger Minuten<br />

eine ganze Reihe von Effekten schaffen. Unser Photoshop-Experte Luke Marsh erklärt, wie Sie einen erstaunlichen Verlaufsfi lter-<br />

Effekt kreieren, indem Sie Einstellungsebenen verwenden, so dass die Effekte so lange wiederholt und angepasst werden<br />

können, bis die Kombination der Ebenen mit dem Originalbild perfekt ist. In diesem einfach zu befolgenden Schritt-für-Schritt-<br />

Seminar macht Luke Sie mit Einstellungsebenen, dem Fülltyp Farbverlauf, der Bearbeitung des Verlaufs, dem Farbwähler, den<br />

Füllmethoden und dem Foto-Stimmungsfi lter vertraut. Photoshop ist keine Alternative zu optischen Filtern, es ist ein zusätzliches<br />

Instrument. Benutzen Sie es, um Bilder zu erschaffen, die vor Ort nicht möglich sind, oder wenn Sie Ihren Verlaufsfi lter vergessen<br />

haben. Hier wurde Photoshop Elements 4.0 benutzt, aber das Seminar ist natürlich auf spätere Versionen übertragbar.<br />

Das Ziel ist, einen ähnlichen Effekt wie mit einem konventionellen Verlaufsfi lter zu<br />

1 kreieren, stattdessen aber eine Reihe digitaler Verlaufsebenen zu verwenden. Ich<br />

erstelle meinen ersten Verlauf, indem ich auf das Icon Neue Einstellungsebene ( ),<br />

klicke, das sich im oberen Bereich der Registerkarte Ebenen befi ndet, und zu Verlauf<br />

scrolle. Nun öffnet sich das Fenster Verlaufsfüllung.<br />

Die Regler unter dem Verlauf kontrollieren die Farbe, der linke repräsentiert schwarz.<br />

3 Klicken Sie auf den schwarzen Regler und sehen Sie, dass die Farbe nun in dem<br />

Kontrollfeld unten erscheint. Wenn Sie dieses wiederum anklicken, öffnet sich das<br />

Unterfenster Endfarbe wählen. Verwenden Sie das vertikale Spektrum (Mitte) sowie das<br />

Hauptfenster (links), um die gewünschte Farbe auszuwählen. Dann klicken Sie auf OK.<br />

Es ist oftmals notwendig, mehr als eine Verlaufsebene zu erstellen, um den Filtereffekt<br />

5aufzubauen. Hier wiederhole ich die Schritte 1 und 2 und schaffe so einen Verlauf von<br />

Schwarz zu Weiß. Anschließend wähle ich aus dem Menü Füllmethoden den Befehl<br />

Weiches Licht und reduziere die Deckkraft der Ebene (siehe Kasten). So schaffe ich einen<br />

natürlichen Abdunkelungseffekt, der ganz einfach angepasst werden kann.<br />

Original<br />

2 Im Fenster Verlaufsfüllung klicken Sie nun das Kontrollkästchen Umkehren an, so dass<br />

der Verlauf sich von oben nach unten erstreckt, nun klicken Sie auf irgendeinen Punkt im<br />

Verlaufsfeld (im oberen Bereich), um das Unterfenster Verläufe bearbeiten zu öffnen. Die<br />

Schieberegler oberhalb des sichtbaren Verlaufs kontrollieren die Deckkraft, und wenn Sie den<br />

weißen Regler verschieben, verstärken Sie den Transparenzfaktor des Verlaufs.<br />

Klicken Sie nun im nachfolgenden Fenster ebenfalls auf OK, um den Verlauf<br />

4anzuwenden, dann wählen Sie aus dem Füllmethoden-Menü im oberen Bereich der<br />

Registerkarte Ebenen (siehe Kasten) den Befehl Multiplizieren, um eine natürlichere<br />

Verschmelzung des Farbverlaufs mit dem Originalbild zu erreichen. Dieser Verlauf kann<br />

jederzeit in einer neuen Bearbeitungsebene verändert werden, indem man ihn einfach<br />

aus der Registerkarte Ebenen anwählt.<br />

Die letzte Verlaufsebene soll den Felsen einen subtilen Abfall verleihen und aus dem<br />

6Bild hinaus zum unteren Ende des Bildausschnittes führen. Noch einmal<br />

wiederhole ich die Schritte 1 und 2, diesmal klicke ich das Kontrollkästchen Umkehren<br />

jedoch nicht an, so dass der Verlauf sich von unten nach oben erstreckt. Noch einmal<br />

wähle ich aus den Füllmethoden den Befehl Weiches Licht und reduziere die Deckkraft.


Der Feinschliff mit Filter>Einstellungen>Fotofi lter<br />

7<br />

Photoshop Elements und CS verfügen über Stimmungsfi lter, die den Grundton Ihres Bildes verändern<br />

können, so, als ob Sie ein farbiges Gel oder einen Filter auf Ihrer digitalen Spiegelrefl exkamera benutzt<br />

hätten. Diese nützliche Option fi nden Sie im Hauptmenü unter Filter>Einstellungen>Fotofi lter. Sie verfügt über<br />

verschiedene voreingestellte Filter wie Warmfi lter, Kaltfi lter und Sepia. Sie können aber auch über die<br />

Farbauswahl manuell fi ltern. Die Intensität des gewählten Farbtons kann dann über den Schieberegler Farbdichte<br />

angepasst werden. Dies ermöglicht sehr subtile Effekte und verleiht Ihnen viel bessere Kontrolle, als ein optischer<br />

Objektivfi lter. Wenn Sie die Farbverläufe Ihres Fotos zu Ihrer Zufriedenheit angepasst haben, ist es durchaus wert,<br />

einige dieser Effekte auszuprobieren, und zu schauen, ob man das Bild noch weiter verbessern kann.<br />

OBEN: Wählen Sie aus einer Reihe von voreingestellten Filtern, die<br />

Sie in dem Menüpunkt Fotofi lter fi nden, oder benutzen Sie die<br />

Farbauswahl, um Ihren persönlichen Filter zu erstellen.<br />

RECHTS: ENDGÜLTIGE FARBAUSWAHL Ich war zwar mit den<br />

Ergebnissen meines Verlaufsfi ltereffekts zufrieden, aber ich fand<br />

trotzdem, dass das Bild mit Hilfe der Funktion Fotofi lter noch weiter<br />

verbessert werden konnte. Nach einigem Herumexperimentieren<br />

stellte ich fest, dass mir der voreingestellte Dunkelblau-Filter bei<br />

einer Farbdichte von ungefähr 60 Prozent am besten gefi el, weil er<br />

die Grundstimmung des Bildes etwas kühler machte, was für<br />

meinen Geschmack besser zu der Szene passte.<br />

Kaltfilter<br />

Warmfilter<br />

Violett Smaragdgrün<br />

Fertiges Bild<br />

ERFOLGREICH VERLAUFEN<br />

Mit nur ein paar Minuten<br />

Arbeit in Photoshop ist es mir<br />

gelungen, dem unscheinbaren<br />

Himmel mehr Bedeutung zu<br />

verleihen.<br />

Endgültige Farbauswahl


Grundlagen # 6<br />

WASSER IN<br />

LANDSCHAFTSAUFNAHMEN<br />

WASSER IST EINE DER LEBENSGRUNDLAGEN und kann außerdem als<br />

Schlüsselelement für eine erfolgreiche Landschaftsfotografi e dienen. Die Briten, die<br />

ja auf einer Insel leben (wenn auch einer sehr großen!) können in jede<br />

Himmelsrichtung fahren und werden früher oder später an der Küste landen, dem<br />

Lieblingsschauplatz der meisten britischen Fotografen. Aber auch auf dem<br />

europäischen Kontinent hat man es zur Küste nicht immer weit. Je nachdem wo<br />

man sich befi ndet, kann man das Meer als Hintergrund benutzen, um alle<br />

möglichen vordergründigen Motive abzulichten, von Gezeitentümpeln bis zum<br />

Sandstrand oder zerfurchten Klippen.<br />

Natürlich gibt es auch viele andere Gewässer, die Sie bei Ihren Landschaftsaufnahmen<br />

nutzen können: Seen, Bäche, Flüsse und Wasserfälle bieten ebenfalls<br />

eine Reihe von kreativen Möglichkeiten, die es zu entdecken gilt und bei denen<br />

ganz eigene Herausforderungen bezwungen werden müssen. Zum einen geht es<br />

darum, die besten Blickwinkel und die beste Tageszeit zu fi nden, um Wasser in<br />

Landschaften zu fotografi eren. Andererseits müssen Sie ganz besonders auf die<br />

Belichtung achten und, falls sich das Wasser bewegt, auf die Wahl der<br />

Verschlussgeschwindigkeit.<br />

Wir haben die besten Landschaftsfotografen Mitteleuropas gewonnen, ihr<br />

Fachwissen und ihre Techniken beim Fotografi eren von Wasser in Landschaften mit<br />

uns zu teilen. Prall gefüllt mit praktischen Tipps wird unser Leitfaden Ihnen helfen,<br />

Ihre Landschaftsfotografi e zu verbessern und Ihnen das nötige Selbstbewusstsein<br />

vermitteln, um bessere Bilder zu produzieren.


68 Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Die Grundlagen, um Wasser in<br />

Landschaften zu fotografi eren<br />

Machen Sie sich bereit, in die freie Natur zu ziehen, um atemberaubende Szenen<br />

abzulichten, indem Sie sicherstellen, dass Sie die besten Techniken kennen und die<br />

richtige Ausrüstung dabei haben.<br />

IST IHNEN SCHON MAL AUFGEFALLEN, dass die Mehrzahl<br />

der atemberaubenden Landschaftsbilder gewöhnlich eine<br />

Art von Wasser in der Szene beinhaltet? Ganz gleich ob auf<br />

ganz dezente Art ein kleiner Fluss durch das Bild rieselt, oder<br />

ganz offensichtlich das dominierende Meer in einer<br />

Küstenlandschaft zu sehen ist – Wasser ist bei vielen<br />

Landschaftsaufnahmen ein Schlüsselelement.<br />

Einer der Hauptgründe dafür ist, dass es sich bei Wasser um<br />

ein für fotografi sche Zwecke wirklich formbares Element<br />

handelt. Indem man Filter einsetzt und/oder die<br />

Belichtungszeit manipuliert, kann man Wasser auf alle<br />

möglichen Arten aufzeichnen, vom Einfrieren der Bewegung,<br />

so dass Tropfen mitten in der Luft festgehalten werden, bis<br />

hin zum Einsatz von langen Belichtungszeiten, um es in<br />

einen ätherischen Nebel zu transformieren. Die refl exiven<br />

Eigenschaften des Wassers können potenziell Probleme mit<br />

Die Wahl der Belichtungszeit<br />

Die Belichtungszeit, mit der Sie Wasser fotografi eren, hängt<br />

von einer Reihe von Faktoren ab: Ob es sich bewegt, wie<br />

schnell es sich bewegt, wie viel es davon gibt und ob Sie<br />

möchten, dass es in der Bewegung innehält oder dass es<br />

verschwimmt. Bei großen Wasserfällen und sich brechenden<br />

Wellen garantiert Ihnen eine Belichtungszeit von 1/1000<br />

bis 1/2000 Sekunde, dass jeder Tropfen eingefroren wird.<br />

Bei schnell fl ießenden Flüssen und kleineren Wasserfällen<br />

wie dieser hier, sollten Sie es mit 1/200 bis 1/500 Sekunde<br />

probieren. Und bei langsamen Flüssen und Bächen<br />

reicht auch eine Belichtungszeit von 1/125 bis 1/250<br />

Sekunde. Wenn das Wasser verschwimmen soll, hat eine<br />

Belichtungszeit von einer Sekunde einen guten Effekt bei<br />

großen Wasserfällen. Und bei kleineren Wasserfällen sollten<br />

Sie es mit zwei Sekunden probieren. Flüsse und Bäche<br />

brauchen eine längere Belichtungszeit von zwei bis vier<br />

Sekunden, aber Sie können auch noch viel länger belichten –<br />

10 bis 20 Sekunden, wenn Sie mögen. Wenn große Mengen<br />

Wasser sich an bestimmten Stellen konzentrieren, kann<br />

Überbelichtung zu einem Problem werden, daher sollten<br />

Sie das Histogramm im Auge behalten und eine längere<br />

Zeit wählen, wenn Sie die hellen Punkte herausschneiden<br />

möchten. Bei Küstenlandschaften verschwimmen Wellen bei<br />

einer Belichtungszeit von ein bis zwei Sekunden, während 20<br />

bis 30 Sekunden einen „milchigen“ Effekt erzeugen.<br />

der Belichtung verursachen, aber sie spielen auch eine<br />

wichtige Rolle bei der Verbesserung der Bilder. An Tagen, an<br />

denen es nur wenig oder überhaupt keinen Wind gibt, kann<br />

man an einem See, einer Talsperre oder jedem anderen<br />

größeren Gewässer beachtliche Ergebnisse erzielen, indem<br />

man eine klare Spiegelung der Landschaft auf der Oberfl äche<br />

einfängt. Und es gibt noch mehr Möglichkeiten: Flüsse<br />

können zu starken Führungslinien beim Bildaufbau der<br />

Landschaft werden, oder sie können, genau wie<br />

Gezeitentümpel und sich durch Steine schlängelnde<br />

Strömungen, sehr effektive Vordergrundmotive bilden.<br />

Die Liste ist endlos, aber in diesem Teil zeigen wir Ihnen das<br />

Wesentliche, das Sie wissen müssen, um Wasser in<br />

Landschaften zu fotografi eren und mit brillanten Ergebnissen<br />

zurückzukommen. Worauf warten Sie noch, lesen Sie weiter<br />

und probieren Sie es aus!<br />

1/60 Sek.<br />

1/20 Sek. 0,4 Sek.<br />

Notwendige Ausrüstung<br />

Weitwinkelzoom:<br />

Ein Ultraweitwinkelzoom<br />

wie 12-24 mm oder ähnlich<br />

ist ideal, da Sie damit den<br />

Vordergrund mit Wasser füllen<br />

können und viel Tiefenschärfe<br />

bei Szenen erzielen können,<br />

die komplett scharf sind. Das<br />

10-20 mm Objektiv von Sigma ist extrem populär<br />

wegen seiner exzellenten Leistung und dem guten Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis.<br />

Wasserwaage: Wenn<br />

Ihr Stativ eine Wasserwaage<br />

besitzt, nutzen Sie diese,<br />

um sicherzustellen, dass der<br />

Horizont eben ist – Sie wollen<br />

doch nicht Ewigkeiten damit<br />

verbringen, dies in Photoshop<br />

wieder auszugleichen.<br />

Ansonsten kaufen Sie eine einfache Wasserwaage für rund<br />

12 Euro, die Sie an den Blitzschuh montieren können, oder<br />

gönnen Sie sich die digitale Wasserwaage „Seculine Action<br />

Level“ für 39,99 Euro (www.enjoyyourcamera.com).<br />

Filter: Wenn Sie ernsthafte<br />

Landschaftsfotografi e<br />

betreiben möchten, sollten<br />

Sie in ein Filtersystem mit<br />

einschiebbarem Filterhalter<br />

investieren. Das P-System von<br />

Cokin (www.enjoyyourcamera.<br />

com) bietet ein günstiges<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn Sie großen Wert<br />

auf die Qualität legen, schauen Sie sich das tolle 100<br />

mm System von Lee Filters an – die Wahl der Profi s<br />

(www.leefi lters.com). Mit einem Polfi lter können Sie<br />

blaue Himmel noch deutlicher hervorheben und eine<br />

klare Spiegelung der Wasseroberfl äche produzieren.<br />

Einen 0,6- oder 0,9-Graufi lter sollten Sie ebenfalls in<br />

Betracht ziehen, da Sie damit bei Tageslicht mit langen<br />

Belichtungszeiten arbeiten können, um fl ießendes Wasser<br />

zu verwischen.<br />

Stativ: Bei<br />

Wasseraufnahmen achten Sie<br />

auf kleine Blenden, um die<br />

Tiefenschärfe zu maximieren.<br />

Die langen Belichtungszeiten<br />

erfordern, dass die Kamera<br />

stabil bleibt, damit nichts<br />

verwackelt.<br />

Fotorucksack: Wenn<br />

Sie viele Kilometer laufen<br />

müssen, ist ein Fotorucksack<br />

weit besser geeignet, Ihre<br />

Ausrüstung zu schützen als<br />

eine herkömmliche Fototasche.<br />

Solche mit Allwetterbezug<br />

bieten einen größeren Schutz<br />

vor Wasser und den Elementen. Wir stellen Ihnen weiter<br />

hinten eine Reihe von tollen Rucksäcken vor.<br />

Kleidung: Nichts ist<br />

schlimmer als in einen Fluss zu<br />

fallen und den Rest des Tages in<br />

nassen Klamotten verbringen zu<br />

müssen. Tragen Sie anständiges<br />

Schuhwerk und ziehen Sie<br />

wasserfeste Regenhosen oder<br />

Gamaschen in Betracht, da Sie<br />

damit in Flüsse hineingehen können und dabei trocken<br />

bleiben.


Fotografi eren Sie Wasser, so wie es richtig ist!<br />

Dramatische Küstenlandschaften sind der perfekte Ort, um die<br />

Theorie in die Praxis umzusetzen, wenn es darum geht, Landschaften<br />

mit Wasser zu fotografi eren. Befolgen Sie unsere Ratschläge zur<br />

Ausrüstung, probieren Sie die Techniken aus, und nehmen Sie die<br />

richtigen Einstellungen vor, dann werden Sie schon bald<br />

Landschaftsaufnahmen wie ein Profi machen.<br />

HELEN DIXON


ADAM BURTON ADAM BURTON<br />

70 Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen<br />

Wasser und Bildaufbau<br />

Sie müssen nicht weit reisen, um Wasser zu fi nden. In hügeligen Gegenden gibt es relativ<br />

häufi g Wasserfälle, während Flüsse und Bäche sich durch unser ganzes Land ziehen. In<br />

Städten und Großstädten kann man oft Wasserstraßen und Kanäle fi nden und größere<br />

Gewässer wie Seen, Maare und Talsperren fi ndet man überall.<br />

Besonders in Großbritannien ist man nie weit weg von der Küste und das Meer bietet<br />

Fotografen eine große Anzahl von Gelegenheiten. Sie bildet die perfekte Kulisse für Sand- oder<br />

Felsbuchten und raue Klippen. Während das Meer selbst an ruhigen Tagen fotogen ist, ist es<br />

bei rauem, stürmischen Wetter höchstdramatisch, wenn große, brechende Wellen Energie<br />

und Bewegung an die Küstenlandschaften bringen. Ein Fluss, der seinen Weg durch Ihren<br />

Bildaufbau windet, führt das Auge durch das Bild - und erhöht damit effektiv die Tiefe und<br />

die Spannung des Fotos. Bäche und Flüsse sind die perfekten Motive, um S-Kurven oder<br />

Führungslinien zu erzeugen. Kleine Pfützen können ebenfalls den Bildaufbau unterstützen,<br />

da sie ideale Vordergrundmotive bilden. So sind zum Beispiel die fl achen Gezeitentümpel, die<br />

sich bei Ebbe zeigen, höchst fotogen. Sie können dem Bild ein Gefühl von Dreidimensionalität<br />

geben, wenn Sie ganz nah herangehen und mit einem Weitwinkelobjektiv fotografi eren, um die<br />

Kurven und Refl exionen zu betonen.<br />

Wasser ist hervorragend geeignet, das Hauptmotiv zu sein. Ein Weitwinkelobjektiv, wie ein<br />

11-22 mm, zusammen mit einem niedrigen Blickwinkel nah an der Oberfl äche eines Flusses,<br />

erzeugt den Eindruck, dass das Wasser praktisch in die Kamera herein fl ießt – aber machen Sie<br />

das nur, wenn es wirklich sicher ist. Um eine maximale Schärfe sicher zu stellen, achten Sie<br />

auf ausreichend Tiefenschärfe, indem Sie eine kleine Blende wie z.B. f/13 bis16 wählen und<br />

den Fokus etwa ein Drittel in die Szene hinein verlagern. Nutzen Sie den LCD-Monitor, um das<br />

Ergebnis zu prüfen.<br />

GESCHICKTE<br />

BEWEGUNGEN<br />

Indem Sie die Blende für<br />

eine lange Belichtung<br />

geöffnet lassen, wird sich<br />

bewegendes Wasser zu<br />

einem Nebel, der sich mit<br />

der durchschnittlichen<br />

Wellenhöhe über die<br />

Szene verteilt. Fließende<br />

Blasen (rechts) werden zu<br />

Spuren, die dem Bach<br />

folgen. Je länger die<br />

Belichtungszeit ist, desto<br />

weniger grenzen sich die<br />

Wellen ab.<br />

Spiegelungen im Wasser<br />

An ruhigen, windstillen Tagen funktioniert die Oberfl äche jedes Gewässers wie ein Spiegel,<br />

indem es perfekt die Umgebung und den Himmel darüber refl ektiert. Refl exionen sind ein<br />

Lieblingsmotiv vieler Landschaftsfotografen, insbesondere bei großen Gewässern, wenn es<br />

zusätzlich starke Farben gibt – zum Beispiel während des Sonnenauf- oder -untergangs.<br />

Felsen, die aus dem Wasser herausragen, langes Schilf, eine Landungsbrücke oder<br />

Ruderboote gehören zu den Objekten, die als Teil einer refl ektierten Landschaft gut<br />

funktionieren, indem Sie dem Bild Maßstab und Kontext verleihen. Wenn Sie jedoch die<br />

Refl exionen eines Sees oder einer Talsperre fotografi eren, erzeugt ein zentrierter Horizont oft<br />

ein symmetrisches Ergebnis, der den Bildaufbau deutlich stärkt.<br />

Seien Sie vorsichtig beim Einsatz von Polfi ltern, um die Farbsättigung zu erhöhen und den<br />

blauen Himmel zu verstärken. Ein Polarisationsfi lter kann auch die Intensität der Spiegelungen<br />

reduzieren – aber es hängt vom Kamerawinkel im Verhältnis zur gespiegelten Oberfl äche ab,<br />

in welchem Maße dies geschieht. Bei einigen Situationen werden Sie entscheiden müssen,<br />

worauf Sie größeren Wert legen – einen tiefblauen Himmel und gesättigte Farben, aber<br />

schwache Refl exionen, oder starke, lebhafte Refl exionen, aber ansonsten schwächere Farben<br />

beim Himmel. Ein Polfi lter kann sogar Refl exionen intensivieren, indem er den Glanz der<br />

Wasseroberfl äche entfernt. Daher sollten Sie den Polfi lter schon weiter benutzen, aber den<br />

Effekt auf die Refl exionen in der Szene vorsichtig regulieren, indem Sie durch den Sucher der<br />

Kamera schauen, während Sie den Filter in der Halterung drehen.<br />

REFLEKTIEREND<br />

Diese beiden Bilder mit<br />

Refl exionen im Wasser<br />

zeigen, wie sowohl die<br />

Anwendung der<br />

Zwei-Drittel-Regel (links) als<br />

auch die Ignorierung<br />

derselben (rechts) ihre<br />

Berechtigung haben. Wie die<br />

Aufnahme des Gebirgssees<br />

zeigt, erzeugt die weit<br />

entfernte Küstenlinie in der<br />

Mitte der Aufnahme eine<br />

starke Symmetrie. Erliegen<br />

Sie nicht der Versuchung,<br />

Steine abzutragen!<br />

Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

ROSS HODDINOTT ADAM BURTON


Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Wasser und Belichtung<br />

Bewegendes Wasser tendiert dazu, auf Fotos weiß auszusehen.<br />

Daher ist eine akkurate Belichtung notwendig. Bei Überbelichtung<br />

wirkt das weiße Wasser „ausgebrannt” und es sind keine Details zu<br />

erkennen. Selbst wenn Sie im Raw-Format fotografi eren, können<br />

solche Details bei der Bildnachbearbeitung nicht wieder hergestellt<br />

werden. Daher ist es wichtig, die korrekte Belichtung direkt bei der<br />

Aufnahme zu erzielen.<br />

Normalerweise können Sie sich auf den Multizonenmesser<br />

Ihrer Kamera verlassen, um die richtige Belichtung einzustellen.<br />

Verlassen Sie sich aber lieber nicht auf die Darstellung auf dem<br />

LCD-Monitor Ihrer digitalen Spiegelrefl exkamera, um die Belichtung<br />

zu beurteilen. Schauen Sie sich stattdessen besser das Histogramm<br />

des Bildes an. Die Grafi k zeigt die Verteilung der Farbtöne innerhalb<br />

der Szene. Ganz links (0) steht reines Schwarz, ganz rechts (255)<br />

reines Weiß, und der mittlere Bereich deckt die Mitteltöne ab. Wenn<br />

Wasser überbelichtet wird, kann man das an scharfen Zacken ganz<br />

rechts an der Kurve erkennen.<br />

Die meisten digitalen Spiegelrefl exkameras haben auch eine<br />

automatische Erkennung für helle Bereiche. Dabei blinken<br />

Gruppen von Pixeln, die den dynamischen Umfang des<br />

Sensors übertreffen, als Warnung auf. Wenn das Wasser in<br />

Ihrer Landschaft überbelichtet wird, sollten Sie eine negative<br />

Belichtungskompensation anwenden.<br />

Probleme treten hauptsächlich bei sehr hellem Tageslicht auf –<br />

insbesondere um die Mittagszeit. Hell angestrahltes, frostig-weißes<br />

Wasser kann sehr intensiv werden und es ist nicht einfach, mit<br />

der Kamera eine überall korrekte Belichtung zu erzielen. Daher ist<br />

das weiche, weniger intensive Licht am frühen Morgen und Abend<br />

besser für die Fotografi e von Wasser geeignet. Die Lichtqualität an<br />

bewölkten Tagen ist ebenfalls hervorragend für Wasseraufnahmen<br />

geeignet, insbesondere wenn man mit einer langen Belichtungszeit<br />

die Bewegung des Wassers verschwimmen lässt. Also bleiben Sie<br />

an einem trüben Tag nicht zuhause, weil Sie glauben, Sie könnten<br />

keine Landschaften fotografi eren – fahren Sie lieber zu dem<br />

nächstgelegenen Fluss oder Küste und fangen Sie an!<br />

Wasser in Bewegung – einfrieren oder<br />

verschwimmen?<br />

Wie man Wasser in Bewegung am besten einfängt, ist ein<br />

umstrittenes Thema. Einige Fotografen bevorzugen es, Wasser<br />

auf authentische Art aufzunehmen, indem Sie die Bewegung mit<br />

einer kurzen Belichtungszeit einfrieren. Andere lassen es lieber<br />

absichtlich „verschwimmen“, um so ein Gefühl von Bewegung<br />

zu erzeugen. Beide Techniken funktionieren gut in der jeweilig<br />

passenden Situation. Jedoch ist es wichtig, sich für eine dieser<br />

beiden Arten zu entscheiden – alles dazwischen, wenn das<br />

Wasser weder verschwommen noch scharf ist, sieht meist<br />

unordentlich und unabsichtlich aus.<br />

Wenn Sie die Wasserbewegung festhalten möchten, müssen Sie<br />

normalerweise mit einer Belichtungszeit von 1/500 Sekunde oder<br />

kürzer arbeiten - dabei hängt die exakt erforderliche Zeit von der<br />

Geschwindigkeit des Wassers ab.<br />

Landschaftsfotografen nehmen normalerweise eine kleine<br />

Blende (große f-Zahl), um eine Tiefenschärfe zu erreichen, die<br />

groß genug ist, damit sowohl die Vordergrund- als auch die<br />

Hintergrunddetails scharf erkennbar sind. Daher arbeiten Sie oft<br />

mit relativ langen Belichtungszeiten, insbesondere bei niedrigen<br />

Lichtverhältnissen.<br />

Das ist der Grund, warum viele Fotografen das andere Extrem<br />

bevorzugen – mit einer langen Belichtungszeit den Fluss des<br />

Wassers verschwimmen lassen. Für viele Menschen ist dieser<br />

verschwommene Effekt angenehmer für die Augen. Er verleiht<br />

den Bildern Leben und Bewegung.<br />

Eine Belichtungszeit von 1/2 Sekunde sollte dafür ausreichen,<br />

aber noch besser ist es, mehrere Sekunden zu verwenden.<br />

Damit ist ein attraktiver, seidiger, weißer Schimmer garantiert.<br />

Um eine lange Belichtungszeit einzustellen, nehmen Sie die<br />

minimale Blende des Objektivs (typischerweise f/22), und achten<br />

Sie darauf, dass die niedrigste ISO-Einstellung der Kamera<br />

ausgewählt ist. Wenn die daraus resultierende Belichtungszeit<br />

noch nicht ausreichend lang genug ist, brauchen Sie Hilfe mit<br />

entsprechenden Filtern.<br />

Graufi lter blockieren das Licht, das auf die Kamera fällt. Im<br />

Prinzip verändern Sie die Helligkeit des Lichtes, aber nicht<br />

dessen Farben. Sie erlauben Fotografen, künstlich verlängerte<br />

Belichtungszeiten anzuwenden, um die Bewegung des Motivs<br />

zu verwischen. Es gibt sie in verschiedenen Stärken, am<br />

gebräuchlichsten sind Dichten von 1, 2 oder 3 Stufen, sowohl<br />

zum Anschrauben als auch zum Aufstecken. Normalerweise<br />

reicht die Version mit 2 Stufen aus. Der TTL-Messer Ihrer Kamera<br />

wird sich der Dichte automatisch anpassen.<br />

ÜBERPRÜFEN SIE DAS HISTOGRAMM<br />

Diese beiden Histogramme zeigen den Unterschied<br />

zwischen einer überbelichteten Szene und einer, die<br />

korrekt belichtet ist. Das obere Diagramm, mit den<br />

vielen Zacken ganz rechts auf der horizontalen<br />

Achse, das auf der vertikalen Achse über die Spitze<br />

hinausschießt, deutet auf ein „Abschneiden“ oder<br />

Überbelichtung hin. Die hellen Punkte gehen über<br />

die Fähigkeiten des Sensors, Bildinformationen zu<br />

speichern, hinaus und daher sind diese Daten für<br />

immer verloren. Auch mit einer Nachbearbeitung in<br />

Photoshop können Sie das nicht reparieren. Achten<br />

Sie auf eine gleichmäßigere Verteilung der Zacken im<br />

Histogramm, ohne ein Abschneiden, so wie im<br />

unteren Bild.<br />

Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen 71<br />

ROSS HODDINOTT<br />

EINEN GRAUFILTER<br />

BENUTZEN<br />

Manchmal müssen Sie die<br />

Lichtmenge, die auf Ihr<br />

Objektiv trifft, reduzieren, um<br />

die Verschlussgeschwindigkeit<br />

zu verringern<br />

und ein Verschwimmen zu<br />

erzeugen. Dazu benötigt man<br />

Graufi lter. Mit Polfi ltern kann<br />

man das Licht ebenfalls um<br />

zwei Rasten verringern und<br />

damit langsamere<br />

Verschlussgeschwindigkeiten<br />

ermöglichen, aber achten Sie<br />

dabei auf den Effekt auf<br />

Spiegelungen.<br />

1/1000 Sek.<br />

1/2 Sek.<br />

ROSS HODDINOTT


72 Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

So benutzen Sie Wasser, um eine Szene aufzubauen<br />

Wasser kann Ihrem Bild nicht nur ein interessantes Detail verleihen oder eine Stimmung<br />

erzeugen, es kann sich auch als ein sehr nützliches Werkzeug für die Bildkomposition erweisen.<br />

AN, RUHIGEN, WINDSTILLEN TAGEN ERZEUGT EIN<br />

GRÖSSERES GEWÄSSER wie ein See oder ein Meeresarm<br />

Refl exionen wie ein Spiegel und ermöglicht es einem<br />

Fotografen, sowohl die Landschaft selber, als auch deren auf<br />

dem Kopf stehendes Spiegelbild im Weitwinkelformat<br />

einzufangen. Diese Art von Symmetrie ist ein sehr kraftvolles<br />

Instrument für den Bildaufbau und eine der wenigen<br />

Gelegenheiten, bei denen es die Komposition sogar noch<br />

aussagekräftiger macht, wenn man den Horizont – entgegen<br />

der Drittelregel – nicht auf einer Drittellinie, sondern in der<br />

Mitte des Bildausschnittes platziert.<br />

Ganz egal, ob Sie einen See, einen Meeresarm, einen Fluss,<br />

einen Strom, einen Kanal oder eine Pfütze in Ihr<br />

Landschaftsfoto integrieren – die traditionellen Regeln für<br />

den Bildaufbau behalten ihre Gültigkeit. Versuchen Sie, die<br />

Hauptelemente, wie zum Beispiel einen in Kaskaden<br />

herabstürzenden Wasserfall, brechende Wellen oder<br />

Wasser, das auf einen Felsen aufschlägt, auf einer Drittellinie<br />

zu platzieren, um Ihre Komposition so interessant und<br />

fesselnd wie möglich zu gestalten.<br />

Landschaftsfotografen nutzen Wasser jedoch meistens als<br />

eine Art „Leitlinie“, die das Auge des Betrachters in das Bild<br />

hinein und durch die Szene hindurch führt. Flüsse, Ströme<br />

und Kanäle eignen sich besonders gut für diese<br />

Herangehensweise. Es ist gleichgültig, ob das Gewässer in<br />

einer geraden Linie verläuft oder sich durch die Landschaft<br />

schlängelt, der Effekt ist derselbe. Wenn Sie das Wasser so<br />

in Ihr Foto integrieren dass es vom unteren Ende in das Bild<br />

hinein verläuft, verleiht das Ihrem Foto einen natürlichen<br />

„Eingang“. Das Auge des Betrachters wird dem Weg des<br />

Wassers durch die Landschaft hindurch folgen. So erhalten<br />

Sie eine starke Komposition.<br />

Ein durch die Aufnahme fl ießender Fluss oder Strom schafft<br />

Schritt 1 Ich versuche, im Querformat zu<br />

schießen, weil das die Form des Flusses betont.<br />

Aber wie auch immer ich mich entscheide,<br />

entweder habe ich jede Menge nichtssagenden<br />

Himmels in meinem Bildausschnitt, oder ich<br />

schneide die Baumkronen ab. Beides ist nicht<br />

wirklich zufriedenstellend. Darüber muss ich<br />

noch mal nachdenken.<br />

Schritt 2 Als die Sonne aufgeht, bringt sie<br />

einen Hauch Farbe mit und verleiht den<br />

Wolken mehr Ebenen und etwas Struktur, also<br />

verändere ich meine Brennweite auf etwa 45<br />

Millimeter, um den Himmel mit aufs Bild zu<br />

kriegen und gleichzeitig das Beste aus den<br />

interessanten Flussschleifen herauszuholen.<br />

Schritt 3 Während die Farbe am Himmel<br />

intensiver wird, entscheide ich mich, auf<br />

Hochformat umzusteigen. Damit mache ich<br />

mehr aus dem Himmel und erhalte im<br />

Vordergrund auch mehr Wasser in den<br />

Bildausschnitt. Diese Veränderungen holen<br />

aus dem Fluss als Führungslinie das meiste<br />

heraus.<br />

auch eine große Tiefe, macht das Bild lebendig und verleiht<br />

ihm den Eindruck von Bewegung. Oftmals ist es für diesen<br />

Ansatz günstig, eine etwas erhöhte Kameraperspektive zu<br />

wählen. Wenn Sie zu weit nach unten und zu nah ans<br />

Wasser gehen, können Sie die Form und den Effekt des<br />

Wassers nicht mehr so gut einfangen. Wenn Sie zum<br />

Beispiel von einer Brücke, die über das Wasser führt,<br />

fotografi eren, können Sie ihn direkt in seiner gesamten<br />

sichtbaren Länge einfangen. Das kann sehr interessant<br />

aussehen, da das Wasser in der Entfernung verschwindet<br />

und so eine Art „Ausgang“ bildet.<br />

Auch eine diagonale Linie kann ein sehr kraftvolles<br />

Werkzeug für den Bildaufbau darstellen. Versuchen Sie also<br />

einmal, einen Strom oder einen Kanal so in Ihrem Bild zu<br />

platzieren, dass er den Bildausschnitt von einer Ecke zu<br />

gegenüberliegenden durchschneidet. Die Brennweite Ihres<br />

Objektivs hat ebenfalls einen großen Einfl uss darauf, wie das<br />

Wasser in Ihrer Szene abgebildet wird. Weitwinkelobjektive<br />

im Bereich von 14 bis 24 Millimetern verzerren die<br />

Perspektive, so dass Objekte im Vordergrund größer und<br />

markanter aussehen und weiter entfernte noch weiter weg<br />

erscheinen. Das kann sehr gut funktionieren, wenn Sie einen<br />

bestimmten Punkt besonders betonen möchten, vielleicht<br />

Wasser, das im direkten Vordergrund Ihres Bildes in<br />

Kaskaden über einen glatten Findling fl ießt. Alternativ<br />

können Sie auch ein Objektiv mit einer größeren Brennweite<br />

von mehr als 55 Millimeter verwenden, um die Perspektive<br />

zu komprimieren. Das kann hilfreich sein, wenn Sie von<br />

einem Berg aus einen Fluss fotografi eren möchten, der sich<br />

durch das Tal schlängelt.<br />

Es gibt keinen Zweifel daran, dass Wasser Ihren<br />

Landschaftsbilder zusätzliche Tiefe und Bedeutung verleiht<br />

und Ihre Bildkomposition deutlich verbessern kann.<br />

Mark Bauer verwendet einen Fluss als Führungslinie<br />

Eines Morgens fahre ich zum New Forest in der<br />

Nähe von Rhinefi eld, um zu versuchen, das<br />

Morgenlicht einzufangen, wie es sich in einem<br />

Fluss spiegelt, der sich durch die Landschaft<br />

schlängelt. Bei meiner Ankunft stelle ich fest,<br />

dass ich meine Bildkomposition auf den Fluss<br />

aufbauen kann, der gemächlich durch die<br />

Felder fl ießt. Die Landschaft ist ziemlich fl ach,<br />

also fotografi ere ich von einer Brücke aus, da ich<br />

aus dieser erhöhten Position die Ebenen gut<br />

einfangen kann.<br />

Aufbau<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Landschaften in Porträtaufnahmen!<br />

Vergessen Sie nicht, Ihre Kamera hochkant zu nehmen. Ein<br />

aufrechter Bildaufbau kann dazu beitragen, Höhe oder Länge<br />

zu betonen und ist somit besonders gut geeignet, um an<br />

einem langen Fluss oder Kanal entlang zu fotografi eren, da<br />

somit der Eindruck von Entfernung betont wird.<br />

Wichtige Tipps zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />

von Wasser<br />

1) BENUTZEN SIE UNTERSCHIEDLICHE BRENNWEITEN<br />

Selbst wenn Sie Ihre Kameraposition nicht verändern, werden<br />

Sie überrascht sein, wie viele verschiedene Bildkompositionen<br />

Sie fi nden, indem Sie einfach die Brennweite wechseln.<br />

2) ACHTEN SIE AUF SPITZLICHTER Spitzlichter auf<br />

dem Wasser können Ihre Kamera in die Irre leiten und zu<br />

Unterbelichtung führen. Kontrollieren Sie also Ihr Histogramm<br />

und führen gegebenenfalls eine Belichtungskorrektur durch.<br />

Strahlende, refl ektierende Spitzlichter reißen immer aus, wenn<br />

Sie das Foto nicht deutlich unterbelichten. Ignorieren Sie diese<br />

also und belichten Sie für den Rest der Szene.<br />

3) FILTER Die Benutzung des richtigen Filters kann<br />

Flussaufnahmen deutlich verbessern. Polfi lter helfen,<br />

Blendlicht vom Wasser zu reduzieren und Graufi lter<br />

ermöglichen Ihnen eine längere Verschlusszeit, um den<br />

Anschein von Bewegung einzufangen. Sie können dies als<br />

Kompositionshilfe benutzen, indem Sie zum Beispiel Wasser<br />

in den Bildausschnitt hinein fl ießen lassen, um das Auge so ins<br />

Bild zu führen.<br />

4) FOTOGRAFIEREN SIE UNTER DEN RICHTIGEN<br />

BEDINGUNGEN Wenn der Himmel morgens oder abends zum<br />

Teil bewölkt ist, wird der Himmel wahrscheinlich verschiedene<br />

Farben aufweisen, die vom Wasser refl ektiert werden und der<br />

Szene so mehr Bedeutung verleihen.


Benutzen Sie einen Fluss als<br />

Führungslinie!<br />

Halten Sie Ausschau nach Flüssen in einer<br />

aussagekräftigen Landschaft. Die im Wasser<br />

verstreut herumliegenden Felsbrocken und<br />

die Mini-Wasserfälle tragen alle dazu bei,<br />

den Vordergrund interessant zu gestalten.<br />

Wenn Sie wasserfeste Kleidung tragen und<br />

ein stabiles Stativ benutzen, können Sie Ihre<br />

Kamera mitten in einem fl achen Fluss<br />

aufbauen, und so Ihre Bildkomposition<br />

interessanter gestalten.


74 Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

So fangen Sie natürlich wirkende Wellen ein<br />

Profi fotograf Mark Bauer erläutert die beste Technik, um die Bewegung<br />

brechender Wellen einzufangen, wenn sie auf den Strand treffen.<br />

Es gibt eine große Debatte darüber, wie man<br />

Wellenbewegungen am besten fotografi eren kann. Lange<br />

Belichtungszeiten haben ein „nebliges“ Aussehen zur<br />

Folge, das viele Fotografen schätzen (siehe unten), das<br />

aber sicherlich nicht jedem gefällt, da es nicht sehr<br />

authentisch wirkt. Wenn wir zuschauen, wie Wellen auf<br />

den Strand zurollen, sehen wir die ganze Bewegung, wir<br />

sehen nicht eine eingefrorene Momentaufnahme oder<br />

Nebel, der über einen Felsen wabert. Eine Möglichkeit,<br />

Wellenbewegungen wirklich so einzufangen, wie unser<br />

Auge sie sieht, ist, auf ein Foto zu verzichten und<br />

stattdessen eine Videoaufnahme zu machen. Aber wenn<br />

wir die Verschlusszeit sorgfältig wählen, ist es auch mit<br />

einer Fotokamera möglich, natürlich aussehende Wellen<br />

einzufangen.<br />

1 Ich baue das Bild so auf, dass die Wellen auf die Felsen<br />

im Vordergrund prallen und messe dann mit dem<br />

Punktmesser meiner Kamera die Belichtung für den Himmel<br />

und die für den Boden separat.<br />

Ich stelle die Kamera auf Blendenautomatik und<br />

3 probiere einen Schuss mit 1/100 Sekunde, aber so wird<br />

die Bewegung eingefroren. Bei großen Wellen vermittelt dies<br />

Dramatik, aber bei so kleinen Wellen, wie diesen hier, ist es<br />

der totale Reinfall.<br />

Ich öffne die Blende auf f/11 und ersetze den Graufi lter mit vier Stufen durch einen mit<br />

6 zwei Stufen. So kann ich die Belichtungszeit auf 0,3 Sekunden verkürzen. Das<br />

Ergebnis ist fast, was ich wollte, aber die Welle ist mir immer noch ein kleines bisschen zu<br />

stark eingefroren.<br />

Der Trick dabei ist, die richtige Menge an Bewegung<br />

einzufangen. Wenn der Verschluss zu lange geöffnet ist,<br />

erhalten Sie zu viel Bewegungsunschärfe. Wenn er nicht<br />

lange genug geöffnet ist, erscheinen die Wellen zu statisch.<br />

Sie müssen die goldene Mitte fi nden, bei der Sie neblige<br />

Unschärfe erhalten, die Wellen aber nicht ihre Form<br />

verlieren.<br />

Dafür gibt es kein einfaches Rezept. Die beste<br />

Verschlusszeit hängt immer von der Größe und der<br />

Geschwindigkeit der Wellen ab, davon, wie sie auf den<br />

Strand treffen, und natürlich auch von Ihrem persönlichen<br />

Geschmack. Sie werden viel experimentieren müssen.<br />

Seien Sie darauf vorbereitet, jede Menge Bilder zu<br />

schießen, immer wieder auf das Display zu schauen und<br />

an den Reglern der Kamera zu drehen.<br />

Da der Himmel viel heller ist, als der Boden, verwende<br />

2 ich einen weichen Grauverlauffi lter von drei Rasten, um<br />

den Kontrast auszubalancieren. Mit einem weichen<br />

Verlauffi lter wird der Übergang nicht so offensichtlich.<br />

In der Hoffnung, dass die Belichtung dadurch<br />

4 verlängert wird, warte ich, bis es dunkler wird und<br />

tausche den Graufi lter mit drei Stufen gegen einen mit vier<br />

Stufen aus. Das erzeugt eine Belichtungszeit von zehn<br />

Sekunden bei Blende f/22.<br />

So kontrollieren Sie die<br />

Verschlusszeiten<br />

Es gibt zwar keine „ideale“ Verschlusszeit, um eine<br />

brechende Welle einzufangen, da dies immer von den<br />

jeweiligen Bedingungen abhängt, aber eine Verschlusszeit<br />

irgendwo zwischen ¼ Sekunde und ein paar Sekunden<br />

bringt für gewöhnlich das gewünschte Ergebnis.<br />

Allerdings ist es nicht einfach nur eine Sache davon,<br />

die Kamera auf Blendenautomatik einzustellen und die<br />

Verschlusszeit auszuwählen. Sie müssen schon sicherstellen,<br />

dass Sie die richtige Blende verwenden, um eine<br />

angemessene Tiefenschärfe und eine korrekte Belichtung zu<br />

erzielen. Bei Landschaftsaufnahmen liegt diese gewöhnlich<br />

zwischen f/8 und f/22 für die maximale Tiefenschärfe.<br />

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die Verschlusszeit<br />

zu kontrollieren. Anstatt darauf zu warten, dass sich<br />

die Lichtverhältnisse verändern, damit Sie eine kürzere<br />

Verschlusszeit verwenden können, sollten Sie den ISO-Wert<br />

der Kamera heraufsetzen. Normalerweise steigert dies aber<br />

gleichzeitig auch das Bildrauschen, gehen Sie also nicht<br />

weit über ISO 800 hinaus, wenn Sie nicht gerade eine<br />

professionelle Kamera besitzen, die gut mit Bildrauschen<br />

umgehen kann.<br />

Für Verschlusszeiten über 30 Sekunden müssen<br />

Sie Ihre Kamera auf Bulb-Modus einstellen und die<br />

Belichtungszeit manuell einstellen. Dies kann jedoch<br />

oftmals zu überbelichteten Bildern führen, so dass Sie<br />

einen durchgehenden Graufi lter verwenden sollten, um<br />

die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt, zu reduzieren.<br />

Graufi lter sind in verschiedenen Stärken erhältlich, die<br />

gängigsten haben eine, zwei oder drei Stufen. Für extrem<br />

lange Belichtungszeiten können Sie mehrere gleichzeitig<br />

verwenden, auch zusammen mit einem Polfi lter.<br />

Diesmal ist die Belichtung zwar immer noch nicht lang<br />

5 genug, um dem Wasser einen nebligen, ätherischen<br />

Anstrich zu verleihen, aber sie fängt auch nicht die Dramatik<br />

der Szene ein, indem sie das Wasser gefrieren lässt.<br />

Noch ein Versuch. Mit ein bisschen weniger Licht bekomme ich den Schuss, den ich<br />

7 wollte, bei ungefähr 0,6 Sekunden. Es ist genug Bewegung vorhanden, um ein Gefühl<br />

von Dramatik zu erzeugen, aber die Wellen behalten ihre Form.


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76 Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

So lassen Sie bewegtes Wasser verschwimmen<br />

Ross Hoddinott, der uns regelmäßig Beiträge liefert, zeigt Ihnen hier, wie Sie für einen<br />

kreativen Effekt bewegtes Wasser in einen atmosphärischen, ätherischen Nebel verwandeln.<br />

Verwischtes Wasser – man liebt A u fb a u<br />

es oder man hasst es. Ich liebe<br />

es. Um bewegtes Wasser milchig<br />

zu verwischen ist die richtige<br />

Belichtungszeit von Bedeutung:<br />

zu kurz, und das Wasser sieht<br />

unordentlich aus. Eine gute<br />

Daumenregel ist, eine<br />

Belichtungszeit von etwa einer<br />

Sekunde oder länger zu wählen.<br />

Das sollte eine attraktive<br />

Verwischung schaffen. Noch<br />

längere Belichtungszeiten führen zu noch<br />

atmosphärischeren, surrealen Ergebnissen.<br />

Um die längstmögliche Belichtungszeit für das<br />

Umgebungslicht zu erreichen, wählen Sie die niedrigste<br />

ISO-Einstellung Ihrer Kamera in Verbindung mit der<br />

kleinsten Blende (zum Beispiel f/22 oder f/32). Bei wenig<br />

Licht ist es relativ einfach, eine lange Belichtung zu<br />

erreichen, weil die Belichtung ja sowieso schon länger ist.<br />

Wenn die Lichtverhältnisse jedoch gut sind, ist es oftmals<br />

nicht möglich, eine ausreichend lange Belichtungszeit zu<br />

wählen, ohne das Bild übermäßig zu belichten. Die Lösung<br />

ist die Verwendung eines Graufi lters. Je dichter der Filter,<br />

desto mehr Licht absorbiert er, desto länger ist auch die<br />

Belichtungszeit und desto stärker ist auch der<br />

Verwischungseffekt. Für extreme Effekte kann der „Big<br />

Stopper“ (zehn Rasten) von Lee Filters eine Belichtungszeit<br />

von mehreren Minuten erzeugen. Dazu müssen Sie dann<br />

Ihre Kamera auf Bulb einstellen und einen Fernauslöser<br />

verwenden. Wenn Sie die Bewegung von Wasser mit einer<br />

langen Belichtungszeit fotografi eren, werden alle Bilder<br />

unterschiedlich sein. Manchmal werden Sie große<br />

Unterschiede feststellen, manchmal nur sehr subtile.<br />

Nehmen Sie eine ganze Bildsequenz auf und entscheiden<br />

Sie später, welches Ihnen am besten gefällt.<br />

Nachdem ich die Kamera auf ISO 100 und auf<br />

3 Zeitautomatik eingestellt hatte, wählte ich die kleinste<br />

Blende f/22 und wartete, bis eine große Welle kam und die<br />

Felsen im Vordergrund überspülte. Die Belichtungszeit von<br />

1/8 Sekunde bei f/22 war schon länger, aber da das Wasser<br />

immer noch nicht milchig trübe wurde, nahm ich einen<br />

Polfi lter zu Hilfe, um die Belichtungszeit zu verlängern.<br />

Es war Abend und es herrschte Flut.<br />

1 Um das Wasser, das über die Felsnase und den<br />

Kieselstrand strömte, zu verwischen, baute ich mein Bild<br />

sorgfältig auf. Ich benutzte ein Stativ, um meine Bilder vor<br />

Verwacklungsunschärfe zu schützen. Zunächst stellte ich<br />

die Kamera auf Automatikmodus ein. Diese wählte eine<br />

Verschlusszeit von 1/80 Sekunde bei f/8 auf der Basis des<br />

Umgebungslichts – nicht lange genug, um Wasser zu<br />

verwischen.<br />

Ein Polfi lter hat einen Filterfaktor von zwei Rasten und<br />

4 kann somit ersatzweise auch als Graufi lter verwendet<br />

werden, indem man die Belichtungszeit verlängert. Das ist<br />

ideal, wenn man keinen Graufi lter hat. Außerdem trägt der<br />

Polfi lter dazu bei, Blendlicht zu entfernen, in diesem Fall von<br />

den Felsen. Des Ergebnis ist besser, aber in diesem Fall ist die<br />

Belichtung von ½ Sekunde bei f/22 immer noch nicht lange<br />

genug für das ätherische Ergebnis, das ich haben wollte.<br />

Unverzichtbare nverzichtbare Ausrüstung<br />

Ausrüstun<br />

Wenn Sie lange Belichtungszeiten benutzen wollen, um<br />

die Bewegung von Wasser zu verwischen, benötigen Sie<br />

für diese Technik ein stabiles Stativ. Anderenfalls werden<br />

Ihre Ergebnisse unweigerlich von Unschärfe durch<br />

Verwacklung ruiniert.<br />

Um die Bewegung des Wassers zu verwischen, muss<br />

2 man der Kamera die Kontrolle entziehen, indem man sie<br />

entweder auf Blendenautomatik einstellt und die<br />

längstmögliche Verschlusszeit wählt, oder man stellt sie auf<br />

Zeitautomatik ein und wählt die kleinste Blende. Bei beiden<br />

Methoden wird dann die längstmögliche Belichtungszeit für<br />

das herrschende Umgebungslicht eingestellt. Wählen Sie<br />

außerdem die niedrigste ISO-Einstellung Ihrer Kamera, bei<br />

der Mehrheit der digitalen Spiegelrefl exkameras ist das<br />

typischerweise ISO 100.<br />

Für die Verwischung, die ich wollte, musste ich einen<br />

5 Graufi lter verwenden. Ich ließ den Polfi lter, wo er war<br />

und fügte einen Graufi lter mit drei Stufen hinzu. Die<br />

TTL-Messung der Kamera berücksichtigt den Filter<br />

automatisch, aber der Filter verdunkelt auch den Sucher. Sie<br />

müssen also die Bildkomposition aufbauen und den Fokus<br />

für das Bild fi xieren, bevor Sie den Filter an Ihrer Kamera<br />

anbringen.


3rd Edition The Essential Guide to Landscape Photography<br />

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Fe Fert rt rtig ig iges g es esBil il ild<br />

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78 Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

So fotografi eren Sie bewegtes Wasser<br />

Lee Frost zeigt Ihnen, wie wichtig es ist, beim Fotografi eren fl ießender<br />

Gewässer in Landschaften die richtige Verschlusszeit zu wählen.<br />

MIT LEE FROST Auch wenn es mittlerweile zum Klischee geworden ist:<br />

Ein mit einer langen Verschlusszeit aufgenommenes, fl ießendes Gewässer,<br />

das anmutig und samtig verschwimmt, ist unbestreitbar eine sehr effektive<br />

Technik. Deshalb wird sie auch von so vielen Fotografen, inklusive meiner<br />

Wenigkeit, gerne verwendet. Von rauschenden Gebirgsbächen bis hin<br />

zu sprudelnden Bächen und tosenden Wasserfällen – wo auch immer Sie bewegtes<br />

Wasser fi nden, die Herangehensweise ist immer dieselbe, um eine gewöhnliche Szene<br />

einzufangen und in ein kreatives Bild voller Atmosphäre zu verwandeln. Und das Beste<br />

daran ist, dass man fl ießende Gewässer am besten an einem bedeckten Tag mit weichem<br />

Licht fotografi ert, an denen kein vom Wasser refl ektierter Sonnenstrahl lästige Schlaglichter<br />

verursacht, mit denen Sie dann zu kämpfen hätten. Das macht ein solches Foto zu einem<br />

perfekten Projekt für diese trüben, grauen Tage, die wir mitteleuropäischen Fotografen so<br />

gut kennen!<br />

Da Sie für die Verwischung der Wasserbewegung eine<br />

1 lange Belichtungszeit benötigen, sollten Sie Ihre Kamera<br />

immer auf ein solides Stativ stellen, um sie schön ruhig zu<br />

halten. Außerdem ist es eine gute Idee, einen Fernauslöser zu<br />

benutzen. So können Sie den Auslöser betätigen, ohne die<br />

Kamera zu berühren und zu riskieren, dass Sie damit<br />

Vibrationen auslösen, die Verwacklungsunschärfe erzeugen<br />

und so Ihre Bilder ruinieren.<br />

Machen Sie Ihre erste Aufnahme und schauen Sie sie an. Diese Fontäne, die auf einen Felsen<br />

4 trifft und kaskadenförmig in alle Richtungen spritzt, hat mich sofort angezogen. Von der Seite<br />

zu fotografi eren erschien mir als ein guter Winkel und eine Verschlusszeit von einer Sekunde<br />

erzeugte genug Verwischung. Das Foto war in Ordnung, aber es gab noch viele andere<br />

Möglichkeiten, die ich ausprobieren wollte.<br />

ACHTUNG, TECHNIK!<br />

Bei trübem Wetter könnte es schon ausreichen, Ihr Objektiv<br />

2 auf Blende f/16 oder f/22 und einen niedrigen ISO-Wert<br />

einzustellen, um eine ausreichend lange Verschlusszeit zu<br />

erzielen, die das Wasser verschwimmen lässt. Wenn das nicht<br />

der Fall ist, verwenden Sie einen Graufi lter, um die Belichtung zu<br />

verlängern. Ein Polfi lter kann ebenfalls verwendet werden, um<br />

die Belichtung um zwei Rasten zu verlängern. So wird zum<br />

Beispiel aus ¼ Sekunde eine ganze Sekunde.<br />

Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Wählen Sie die richtige<br />

Verschlusszeit<br />

Der Schlüssel zum Erfolg beim Fotografi eren<br />

von fl ießenden Gewässern ist, eine<br />

Verschlusszeit zu wählen, die lang genug ist,<br />

um das Wasser so zu verwischen, dass es auf<br />

dem Foto weich und geschmeidig erscheint,<br />

aber nicht so lang, dass die Bereiche, in<br />

denen das Wasser sich konzentriert,<br />

überbelichtet werden und ausbrennen.<br />

Dabei geht man am besten nach der Methode „Versuch und Irrtum“ vor, aber eine<br />

Belichtungszeit von einer Sekunde ist für gewöhnlich eine gute Ausgangsbasis. Das<br />

Schöne an der Digitalfotografi e ist ja, dass man jeden Schuss sofort kontrollieren kann,<br />

um zu sehen, wie er geworden ist und dann die Belichtungszeit entsprechend verlängern<br />

oder verkürzen kann, bis das Ergebnis perfekt ist.<br />

Keine Panik, falls kleinere Bereiche im Wasser ausbrennen. Wenn Sie die Bilder<br />

herunterladen und als komplette Datei anschauen, besteht eine gute Chance, dass diese<br />

Spitzlichtwarnungen verschwunden sind. Und wenn nicht, benutzen Sie einfach den<br />

Kopierstempel in Photoshop, um etwas Wasser aus einem anderen Bereich des Bildes<br />

über die überbelichteten Bereiche zu kopieren.<br />

Vor dem Auslösen kontrollieren Sie das Objektiv oder das<br />

3 Filter auf Wassertropfen. Wenn Sie in der Nähe eines<br />

Wasserfalls fotografi eren, können Spritzer oder Wasserstaub<br />

auf die Linse geraten. In diesem Falle ist Sprühnebel der<br />

Übeltäter. Wischen Sie das Wasser mit einem sauberen<br />

Mikrofasertuch ab, damit die Bildqualität nicht leidet. Bei<br />

Regenwetter kann es helfen, einen Regenschirm über die<br />

Kamera zu halten.<br />

Ich beschloss, einen weiteren Blickwinkel zu verwenden und die Wasserfontäne aus dem<br />

5 vorigen Schritt als interessantes Detail im Vordergrund zu verwenden, das das Auge die<br />

Schlucht hinauf und zu den weit entfernten Gipfeln der Cuillin Hills führen sollte. Ich brauchte<br />

ein paar Anläufe, um die Verschlusszeit richtig hinzukriegen, so dass keine Teilbereiche des<br />

bewegten Wassers überbelichtet waren.


Fertiges Bild<br />

Hier ist mein Endergebnis, aufgenommen<br />

mit einer Belichtungszeit von 1,3<br />

Sekunden bei Blende f/22 (ISO 50) und<br />

unter Verwendung eines 0,9-Graufi lters,<br />

um die Belichtungszeit zu verlängern sowie<br />

eines harten 0,6-Grauverlauffi lters, um die<br />

Details am Himmel einzufangen. Das trübe<br />

Wetter und das weiche Licht funktionieren<br />

sehr gut und enthüllen perfekt die subtilen<br />

Farben in der Szene, während das<br />

verschwommene Wasser das Gefühl des<br />

rauschenden Gebirgsbaches einfängt.


80 Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Spiegelungen in Gezeitentümpeln<br />

Profi fotograf Mark Bauer watet durch Gezeitentümpel, um uns zu zeigen,<br />

wie man mit Refl exionen im Wasser umgehen muss.<br />

So wählen Sie den Bildausschnitt<br />

Refl exionen sind tolle Objekte für Landschaftsaufnahmen.<br />

Die Symmetrie von einer perfekten Widerspiegelung in<br />

einem stillen See hat etwas Einzigartiges, aber Refl exionen<br />

funktionieren durchaus auch in einem kleineren Rahmen, in<br />

Teichen, Pfützen oder Gezeitentümpeln.<br />

Gezeitentümpel mögen nicht immer als Hauptmotiv in<br />

einem Küstenfoto geeignet sein, aber sie geben auf<br />

Landschaftsfotos mit Weitwinkel ein hervorragendes<br />

interessantes Detail im Vordergrund ab. Refl exionen können<br />

dabei zusätzliche räumliche Tiefe schaffen und dem Bild<br />

mehr Strahlkraft und Farbe verleihen. Das kann einen<br />

Vordergrund deutlich verbessern.<br />

Gezeitentümpel fi nden Sie bei Ebbe an jeder felsigen Küste.<br />

Der Trick daran ist, den Tümpel zu fi nden, der auf Fotos gut<br />

aussieht. Wenn der Tümpel zu klein ist, hat er nicht genug<br />

Wirkung, und wenn er zu fl ach ist, oder wenn der Grund<br />

sandig und hell ist, sind die Refl exionen nicht stark genug.<br />

Der ideale Zeitpunkt für Ihre Ankunft an der Küste ist, wenn<br />

die Ebbe einsetzt. Dann können Sie aufbauen, sobald sich<br />

die Gezeitentümpel bilden und fotografi eren, während die<br />

umliegenden Felsen noch nass und glänzend sind. Das ist<br />

auch angenehmer, als sich mit den Fotos abhetzen zu<br />

müssen, bevor die Flut herein kommt und Ihren perfekten<br />

Gezeitentümpel fl utet.<br />

Die Wetterbedingungen sind ebenfalls wichtig. Es muss<br />

windstill genug sein, dass Sie eine glatte Wasseroberfl äche<br />

ohne Wellen haben, die die Refl exion unterbrechen würden,<br />

und es muss auch ein interessanter Himmel vorhanden sein<br />

– dramatische Wolken oder Farben – denn, wenn Ihr<br />

Gezeitentümpel nicht gerade in der Nähe eines<br />

interessanten Details, wie zum Beispiel eines Leuchtturms,<br />

liegt, ist es der Himmel, der refl ektiert wird. Was die Technik<br />

anbelangt, so sind akkurates Fokussieren und Schärfentiefe<br />

ausschlaggebend, da diese Art von Foto am besten aussieht,<br />

wenn sowohl der direkte Vordergrund, als auch die Refl exion<br />

scharf sind. Das ist gar nicht so einfach, wie es aussieht,<br />

denn die Fokusebene der Refl exion ist viel weiter entfernt,<br />

als die des refl ektierenden Mediums.<br />

Ein letzter Faktor, der noch bedacht werden muss, ist die<br />

korrekte Filterung, die eingesetzt werden kann, um zum<br />

einen das Licht in der gesamten Szene auszubalancieren<br />

und zum anderen die Refl exion selber zu verstärken.<br />

Als ich in der Morgendämmerung ankomme, suche ich<br />

1 zunächst nach einem geeigneten Vordergrundmotiv.<br />

Den Vordergrund bei dieser Aufnahme fi nde ich ziemlich<br />

gut, aber der Gezeitentümpel passt nicht. Er ist zu klein und<br />

fl ach, um dem Himmel richtig zu refl ektieren.<br />

Ausrüstung für Reflexionen<br />

EIN ULTRAWEITWINKEL-ZOOMOBJEKTIV wird Ihnen<br />

helfen, nah heranzukommen und den Vordergrund mit<br />

dem Gezeitentümpel Ihrer Wahl zu füllen.<br />

EIN STATIV, das es Ihnen erlaubt, auf einer niedrigen<br />

Ebene zu fotografi eren. Ein niedriger Blickwinkel zeigt in<br />

der Refl exion einen größeren Bereich des Himmels und<br />

balanciert das Foto aus.<br />

EIN POLFILTER, um die Refl exion zu verstärken.<br />

Entgegen der landläufi gen Meinung entfernen Polfi lter<br />

nicht einfach Refl exionen, sie reduzieren auch<br />

Schlaglichter, was die Refl exionen sogar noch verstärken<br />

kann. Geben Sie jedoch Acht, dass Sie auch die richtige<br />

Polarisation einstellen, denn wenn Sie das nicht richtig<br />

machen, kann es passieren, dass Sie die Refl exion<br />

komplett entfernen. Schauen Sie durch den Sucher und<br />

drehen langsam am Polfi lter. Halten Sie an, wenn Sie den<br />

Effekt gefunden haben, den Sie haben möchten.<br />

GRAUVERLAUFFILTER können dazu beitragen, den<br />

Kontrast in der Szene zu verstärken. Passen Sie jedoch<br />

auf, dass Sie dies nicht übertreiben, denn im richtigen<br />

Leben sind Refl exionen für gewöhnlich dunkler als der<br />

Himmel und wenn auf Ihrem Foto das Umgekehrte der<br />

Fall ist, wird Ihr Bild nicht natürlich aussehen.<br />

DURCHGEHENDE R GRAUFILTER Wenn Die<br />

Wetterbedingungen nicht optimal sind und sich Wellen<br />

auf dem Wasser befi nden, können Sie einen Graufi lter<br />

verwenden, um die Belichtungszeit zu verlängern und das<br />

Wasser zu „glätten“.<br />

Belichtung und Fokussierung<br />

Refl ektierende Oberfl ächen sind<br />

von Natur aus hell, und das<br />

kann den Belichtungsmesser<br />

Ihrer Kamera zur<br />

Unterbelichtung verleiten.<br />

Addieren Sie +0,5 bis +1<br />

Stufen Belichtungskorrektur,<br />

und kontrollieren Sie das<br />

Histogramm nach dem Fotografi eren, um sicher zu gehen.<br />

Fokussieren Sie sorgfältig, denn die Fokusebenen der<br />

Wasseroberfl äche und der Refl exion sind unterschiedlich.<br />

Wenn Sie Ihre Kamera auf Autofokus eingestellt haben, könnte<br />

es sein, dass diese auf die Wasseroberfl äche fokussiert, was die<br />

weiter entfernte Refl exion unscharf abbilden könnte. Um sicher<br />

zu gehen, dass die gesamte Szene vom Vordergrund bis zum<br />

Hintergrund scharf ist, schalten Sie um auf manuellen Fokus<br />

und fokussieren Sie ein Drittel der Strecke in die Szene hinein.<br />

Benutzen Sie dabei eine kleine Blende, wie zum Beispiel f/16.<br />

Dieser funktioniert ein bisschen besser, aber ohne<br />

2 Einsatz von Filtern sind die hellen Bereiche im<br />

Himmel viel zu stark, und die Schatten im Vordergrund<br />

fangen an, alles abzublocken.<br />

Ratschläge für den Bildaufbau<br />

Wenn Sie einen niedrigen Blickwinkel wählen,<br />

können Sie den gesamten Bildausschnitt mit<br />

dem Gezeitentümpel füllen und auch noch die<br />

Spiegelung des Himmels mit hinein nehmen.<br />

Bilder im Querformat sind für solche Zwecke im<br />

Allgemeinen besser geeignet als solche im<br />

Hochformat.<br />

Ein Grauverlauffi lter ermöglicht es mir, die Details im<br />

3 Himmel beizubehalten und die Lichtstrahlen beginnen im<br />

Hintergrund mit dem Durchbruch, was der Szene zusätzliche<br />

Dramatik verleiht. Aber ich fi nde, die Refl exion kann noch<br />

verbessert werden.


Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Im nächsten Schritt füge ich einen Polfi lter hinzu.<br />

4 Wenn man ihn jedoch nicht korrekt einstellt, wie Sie<br />

hier sehen können, wird die Refl exion entfernt anstatt<br />

verbessert. Ich muss den Effekt des Polfi lters noch<br />

verändern.<br />

Nach nur einer halben Drehung des Polfi lters, wird die<br />

5 Refl exion nun deutlich hervorgehoben. Aber ich bin<br />

immer noch nicht zufrieden. Das Bild könnte noch besser<br />

aussehen, wenn das Wasser in der Bildmitte etwas<br />

geglättet wird.<br />

Grundlagen: Wasser in Landschaftsaufnahmen 81<br />

Fertiges Bild<br />

Hier kommen alle Komponenten für<br />

ein perfektes Bild zusammen. Wie<br />

Sie sehen, sollte man sich immer<br />

etwas Zeit für Refl exionen nehmen.<br />

Mit einem soliden Graufi lter kann ich die<br />

6 Verschlusszeit auf zehn Sekunden erhöhen,<br />

wodurch das Meer in der mittleren Entfernung geglättet<br />

wird und den Anblick des Wassers im Gezeitentümpel<br />

verbessert.


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Der unentbehrlich Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen 83<br />

Grundlagen # 7<br />

VERSTEHEN SIE DIE FARBLEHRE<br />

VIEL ZEIT, Energie und Gedanken sind bereits auf das Studium der<br />

Farben, deren praktischer Anwendung und psychologischer Effekte<br />

verwendet worden. Oftmals sind die Anwendungen und Effekte<br />

miteinander verbunden. Es ist kein Zufall, dass Stoppschilder rot sind,<br />

dass die kalte Einstellung an der Klimaanlage blau markiert ist oder<br />

dass die Umweltbewegung die Farbe Grün gewählt hat.<br />

Auch über die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Farben gibt<br />

es viel zu lernen. Farben arbeiten auf verschiedene Arten miteinander.<br />

Manche Kombinationen schaffen Energie und Spannung, andere<br />

dagegen harmonieren und schaffen Ruhe. Wenn eine Farbe in der<br />

Natur mit besonderer Intensität auftritt, ist die Bühne für großartige<br />

Landschaftsfotos bereitet. Wenn Sie die Beziehungen zwischen den<br />

Farben verstehen, werden Sie reich belohnt werden.<br />

1) Harmonie und Kontrast<br />

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Beziehungen zwischen<br />

Farben: Harmonie und Kontrast. Der Blick auf den Farbkreis<br />

hilft uns, das zu verstehen. Farben, die nebeneinander liegen,<br />

wie zum Beispiel grün und blau, harmonieren miteinander,<br />

während Farben, die einander gegenüber liegen, wie zum<br />

Beispiel blau und gelb, einen Kontrast bilden.<br />

Des Weiteren harmonieren Farben, die sich auf der „warmen“<br />

Seite des Farbkreises befi nden, miteinander, ebenso wie<br />

die auf der „kalten“ Seite. Harmonische Farben üben eine<br />

beruhigende Wirkung aus, insbesondere Blau- und Grüntöne.<br />

Kontrastierende Farben sind dramatischer und schaffen eine<br />

Spannung, die das Auge herausfordern kann – Blau und Gelb<br />

bilden einen starken Kontrast.<br />

DER FARBKREIS<br />

Kontrastierende Farben wie Gelb<br />

und Blau oder Rot und Grün<br />

schaffen Spannung und Drama. An<br />

einander angrenzende Farben<br />

beruhigen.<br />

ADAM BURTON


84 Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen<br />

R<br />

B G<br />

2) Farbe und Emotionen<br />

Neben ihrer visuellen Wirkung können Farben auch unterschiedliche Stimmungen<br />

andeuten, verschiedene Gefühle hervorrufen und, je nach unserer Kultur und<br />

unserem Hintergrund, symbolische Bedeutung haben. Überlegen Sie, welche<br />

Wirkung eine dominante Farbe auf Ihr Bild haben kann. Manchmal ist es<br />

angebracht, eine Farbe zu dämpfen oder zu betonen. Beachten Sie die Farben in<br />

Ihrem Bildaufbau im Zusammenhang mit der Ausleuchtung und einer sorgfältigen<br />

Verwendung von Filtern.<br />

ROT ist eine intensive Farbe, besonders, wenn sie vor einem dunklen Hintergrund<br />

R auftritt. Diese Farbe wird universell zur Warnung und bei Gefahr eingesetzt und ist<br />

kaum zu übersehen. Rot ist die kräftigste Farbe, die in der Fotografi e die meiste<br />

Aufmerksamkeit auf sich zieht. Deshalb kann sie auch ablenkend wirken, wenn sie als<br />

kleines Detail in einer Landschaft auftaucht, zum Beispiel in der Ferne als Auto, Boot oder<br />

Verkehrsschild.<br />

BLAU ist eine zurückhaltende Farbe, die verwendet werden kann, um Erholsamkeit,<br />

B Traurigkeit oder Stille zu vermitteln. In der Fotografi e wird sie gerne verwendet, um<br />

Kälte anzudeuten. Das funktioniert besonders gut in Verbindung mit Wasser und<br />

Winterlandschaften. Blau ist eine sehr wichtige Farbe für Landschaftsfotografen, weil ein<br />

gesättigter Himmel einen sehr schmeichelhaften Hintergrund darstellt.<br />

GRÜN wird oftmals verwendet, um Gesundheit und Leben zu suggerieren. Grün ist<br />

G offensichtlich die vorherrschende Farbe in der Pfl anzenwelt und beherrscht deshalb<br />

viele Landschaftsfotos. Grün wird sehr leicht von leuchtenden, kräftigen Farben wie Rot in<br />

den Hintergrund gedrängt und hat im Allgemeinen weniger Wirkung. Wenn es jedoch<br />

einzeln auftritt, kann Grün trotzdem kraftvolle, interessante Bilder schaffen.<br />

GELB ist ebenfalls eine kräftige, hervortretende Farbe, die oftmals verwendet wird,<br />

G um Fröhlichkeit oder Helligkeit anzudeuten. Sie verleiht Ihren Bildern Wärme und<br />

funktioniert besonders gut, wenn sie mit Blau verbunden, oder in Kontrast dazu gesetzt<br />

wird. Gelb in Verbindung mit ähnlich kraftvollen Farben wie Gold oder Orange<br />

versinnbildlicht den Herbst. Es gibt einen guten Hintergrund für Stillleben ab.<br />

G<br />

CRAIG ROBERTS<br />

Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

TOM MACKIE MARK BAUER<br />

ROSS HODDINOTT


Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

3) Die Verwendung einer einzelnen Farbe<br />

Einzelne Farben verleihen einem Bild oftmals eine ganz besondere<br />

Stimmung, und es ist durchaus möglich, mit nur einer einzigen<br />

Farbe – oder mit Abstufungen einer Farbe – eine erfolgreiche<br />

Bildkomposition zu schaffen.<br />

Bestimmte Lichtverhältnisse können diesen Effekt erzeugen<br />

und einer Szene besondere Atmosphäre verleihen. Ein intensiv<br />

orangefarbener oder roter Sonnenuntergang hat einen starken<br />

Einfl uss auf jede neutrale Farbe und badet eine Szene geradezu in<br />

feuriger Wärme. Auch eine starke Hintergrundbeleuchtung kann<br />

Farben entsättigen und einen fast monochromen Effekt erzielen. Vor<br />

Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang dagegen gibt es keine<br />

einzelne, starke Lichtquelle und das Licht wird gestreut und vom<br />

Himmel refl ektiert.<br />

Die beiden Fotos auf der rechten Seite sind sehr gute Beispiele<br />

für monochrome Bilder. Ganz rechts können Sie sehen, wie die<br />

Hintergrundbeleuchtung der Szene die Farben entzieht und ein Bild<br />

erschafft, das fast farblos wirkt.<br />

Auf dem anderen Bild sind der See und das tote Holz vor<br />

Sonnenaufgang in ein diffuses Licht getaucht, das quasi vom ganzen<br />

Himmel auf die Szene herabfällt. Es verleiht der gesamten Szene<br />

einen Hauch von Kälte, aber die Stimmung ist sehr beschaulich.<br />

Das passt sehr gut zu der kalten, windstillen Ruhe an einem<br />

Wintermorgen.<br />

4) Farbsättigung<br />

OK, wenn wir jetzt streng technisch sein wollen, bezieht sich der<br />

Begriff „Sättigung“ auf die Reinheit einer bestimmten Farbe. Über die<br />

Zeit hinweg und im praktischen Umgang jedoch, hat „Sättigung“ die<br />

Bedeutung von Intensität oder Kraft einer Farbe in einem Bild erhalten.<br />

Ein gesättigtes Bild zu schaffen, beinhaltet mehr, als nur die Farben in<br />

Photoshop zu pushen, auch wenn man auf diese Weise viel erreichen<br />

und tolle Ergebnisse erzielen kann. Aber es gibt schon jede Menge<br />

Optionen bei der Aufnahme des Bildes. Zuerst einmal sollten wir diese<br />

genauer betrachten.<br />

Die Tageszeit hat einen Einfl uss auf die Farbsättigung. Das Licht<br />

am frühen Morgen und am späten Abend, wenn die Sonne tief<br />

am Himmel steht und nur wenig Blendlicht vorhanden ist, führt zu<br />

intensiveren Farben als zu anderen Tageszeiten. Ebenso verhält es sich<br />

bei einer Ausleuchtung von vorne im Gegensatz zu einer Ausleuchtung<br />

von der Seite oder von hinten.<br />

Ein Polfi lter verbessert ebenfalls die Farbsättigung, indem er<br />

Refl exionen reduziert und Blendlicht dämpft. Ein Polfi lter erzielt den<br />

größten Effekt, wenn die Kamera sich in einem Winkel von 90 Grad<br />

zur Sonne befi ndet. Polfi lter sind so einfach zu benutzen und der<br />

Effekt ist schon durch den Sucher der Kamera deutlich zu sehen. Der<br />

offensichtlichste dabei ist die Zunahme der Fabsättigung bei blauem<br />

Himmel.<br />

Ein paar Dinge gibt es allerdings, die man dabei beachten sollte.<br />

Es ist durchaus möglich, eine Szene übermäßig zu polarisieren, so<br />

dass der Himmel fast schwarz wirkt, und bei der Benutzung eines<br />

Weitwinkelobjektivs (weiter als 25 mm bei einem Vollformat-Sensor<br />

oder 17 mm bei einem APS-C-Sensor) kann der Polarisationsgrad<br />

über den gesamten Bildausschnitt ungleichmäßig sein.<br />

Natürlich ist es nicht immer erstrebenswert, dass die Farben<br />

lebhaft und gesättigt erscheinen. Gedeckte Pastelltöne sind subtiler,<br />

können aber für das richtige Objekt genau so effektiv sein und eine<br />

Atmosphäre von Ruhe und Erholung vermitteln. Früher Morgennebel<br />

verwäscht die Farben und verleiht einer Szene einen kühlen,<br />

bläulichen Schimmer. Diesen können Sie noch verstärken, indem<br />

Sie den Weißabgleich entweder in der Kamera, oder, wenn Sie im<br />

Raw-Format fotografi eren, später, bei der Konvertierung optimieren.<br />

Natürlich kann auch in der Phase der Nachbearbeitung noch<br />

viel verändert werden. Experimentieren Sie mit verschiedenen<br />

Einstellungen für den Weißabgleich, um die gesamte Atmosphäre<br />

abzustimmen und fi nden Sie den Farbstich, der am besten zu Ihrem<br />

Foto passt. Auf der gesamten Seite zeigen wir Ihnen, wie stark eine<br />

Veränderung des Weißabgleichs in einer Raw-Datei das Ergebnis<br />

verändern kann.<br />

Die Wahl des Filters<br />

Die unterschiedlichen Arten von Polfiltern<br />

Es gibt zwei verschiedene Arten von Polfi ltern: zirkulare und lineare.<br />

Das bezieht sich nicht auf deren physisches Erscheinungsbild, sie<br />

sind in der Tat beide rund, sondern auf die Art und Weise, wie das<br />

Licht polarisiert wird. Sie sollten für Ihre digitale Spiegelrefl exkamera<br />

auf jeden Fall einen zirkularen Polfi lter kaufen, denn die linearen Filter<br />

beeinträchtigen das Messsystem Ihrer Kamera. Das kann mit linear<br />

polarisiertem Licht nicht umgehen.<br />

Monochrom vor Sonnenaufgang<br />

Vor Sonnenaufgang<br />

Ohne Polfilter<br />

Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen 85<br />

Entsättigung durch Hintergrundbeleuchtung<br />

Mittag<br />

Mit Polfilter<br />

ALLE FOTOS: MARK BAUER


86 Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Trüben Sie Ihren Blick!<br />

Vaseline auf einen Filter zu schmieren, mag nicht vernünftig klingen, aber es<br />

kann dazu beitragen, kreative Ergebnisse von farbintensiven Szenen zu erzielen.<br />

VON DANIEL LEZANO Photoshop ermöglicht es uns, in der Nachbearbeitung<br />

allerlei merkwürdige und großartige Effekte auf unsere Bilder anzuwenden.<br />

Trotzdem bevorzuge ich es immer noch, schon bei der Aufnahme des Bildes so<br />

nah wie möglich an das Ergebnisbild heranzukommen. Um ehrlich zu sein, liegt<br />

das zum Teil auch daran, dass ich nicht besonders gut mit Photoshop umgehen<br />

kann. Aber hauptsächlich mache ich das, weil es mir Spaß macht (und<br />

gelegentlich auch Frust bereitet), nach alter Väter Sitte zu fotografi eren und die traditionelleren<br />

fotografi schen Techniken anzuwenden, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Seit kurzem<br />

experimentiere ich mit ungewöhnlichen Möglichkeiten, einen weichen Fokus zu produzieren,<br />

indem ich Vaseline auf einen Filter schmiere. Wie ich festgestellt habe, ist das ziemlich<br />

einfach. Warum versuchen Sie es also diesen Monat nicht auch einmal und sehen, wie es<br />

bei Ihnen klappt?<br />

Als erstes müssen Sie eine geeignete Szene fi nden. Idealerweise sollte Ihr Schauplatz über<br />

1einige deutlich defi nierte Formen und Bereiche mit starkem Schatten und hellen<br />

Glanzlichtern verfügen, wie zum Beispiel ein Wald. Dieses farbenfrohe Feld voller Mohnblumen<br />

zog meinen Blick auf sich und ich hoffte, es würde mir gelingen, die Vaseline so einzusetzen,<br />

dass sie einen starken, abstrakten Effekt auf der Basis der kräftigen Rottöne erzeugen würde. Ich<br />

stellte meine Kamera auf ein Stativ um sicherzustellen, dass die Bilder nicht verwackelten und<br />

benutzte das exzellente 70 – 200 mm f/2.8-Objektiv von Sigma, um einen recht engen<br />

Bildausschnitt des Mohnfeldes einzufangen.<br />

Wenn die Kamera erst einmal auf einem stabilen Stativ steht, ist es wichtig, den Fokus zu<br />

2 fi xieren, bevor Sie den Filter einschmieren. Nach dem Einschmieren wird das<br />

Autofokussystem Probleme bekommen. Dazu fokussieren Sie ganz normal auf die Szene, und<br />

dann schalten Sie das Objektiv von AF auf manuellen Fokus um, so dass die Fokussierung später<br />

nicht beeinfl usst wird, wenn Sie den Auslöser betätigen, um ein Foto zu schießen.<br />

Achtung, Ausrüstungskontrolle!<br />

Filter, Vaseline und ein Tuch<br />

Sie benötigen ein Minimum an zusätzlicher<br />

Ausrüstung. Es ist also eine Technik, die man sich<br />

auch zum Ausprobieren problemlos leisten kann.<br />

Eine Dose Vaseline wird Sie nicht in den Ruin<br />

treiben, aber Sie benötigen außerdem einen<br />

UV- oder Skylightfi lter, den Sie auf Ihr Objektiv<br />

schrauben. Ich kann nicht oft genug betonen,<br />

dass Sie die Vaseline unbedingt auf den Filter<br />

geben müssen und niemals direkt auf die Linse<br />

Ihres Objektivs schmieren dürfen, weil Sie damit<br />

der Optik dauerhaften Schaden zufügen könnten.<br />

Außerdem sollten Sie ein sauberes Tuch zum<br />

Reinigen des Objektivs griffbereit halten, um die<br />

Vaseline abzuwischen, wenn Sie den Filter<br />

reinigen und es noch einmal versuchen möchten,<br />

und natürlich, wenn Sie Ihre Aufnahmen beendet<br />

haben. Außer einem Stativ, das Ihre Kamera still<br />

hält, während Sie die Bildkomposition vorbereiten<br />

und auf die Szene fokussieren, ist das alles, was<br />

Sie an zusätzlicher Ausrüstung benötigen<br />

ACHTUNG, TECHNIK!<br />

So tragen Sie die Vaseline auf<br />

Wie Sie feststellen werden, werden Sie zum<br />

Auftrag der Vaseline auf den Filter einige<br />

Versuche benötigen, bevor Sie den<br />

gewünschten Effekt erzielen. Tragen Sie<br />

zunächst eine dünne Linie aus Vaseline quer<br />

über den mittleren Teil des Filters auf und<br />

verwischen Sie diese, bis Sie die ganze<br />

Oberfl äche damit eingerieben haben. Machen<br />

Sie einige Aufnahmen, dann drehen Sie den<br />

Filter, so dass die Schmierstreifen diagonal<br />

verlaufen und schießen Sie ein paar weitere<br />

Aufnahmen. Tragen Sie eine dickere Schicht<br />

Vaseline auf, um willkürliche Muster zu<br />

erzeugen. Danach wischen Sie den Filter<br />

wieder sauber und starten den nächsten<br />

Versuch.<br />

Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Wenn alles vorbereitet ist, ist es Zeit, die Vaseline aufzutragen. Holen Sie keine großen<br />

3 Mengen aus der Dose, sondern reiben Sie sanft dünne Linien über den Bildausschnitt.<br />

Hier können Sie sehen, wie schon ein einziger Schmierfl eck die Szene beeinfl usst. Ich habe,<br />

während ich die Vaseline auftrug, die ganze Zeit durch den Sucher geschaut und konnte so<br />

verfolgen, wie sich die Szene veränderte.


Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Nachdem die Vaseline auf dem Filter verteilt war, schoss ich eine Reihe von Fotos mit<br />

4 unterschiedlichen Blendenöffnungen von f/5,6 bis hin zu f/13, so dass ich sehen konnte,<br />

wie die Ergebnisse variierten (tatsächlich machte das keinen großen Unterschied). Nach ein<br />

paar Aufnahmen trug ich mit dem Finger noch mehr Vaseline auf, um zu sehen, ob eine<br />

dickere Schicht den Effekt verstärken würde. Wie ich aber feststellen musste, führte zu viel<br />

Vaseline zu einem zu weichen Ergebnis.<br />

Farbe in Landschaftsaufnahmen 87<br />

Fertiges Bild<br />

Mein Lieblingsbild wurde gegen Ende meiner<br />

Fotosession aufgenommen. Nachdem ich meinen<br />

Bildaufbau verfeinert hatte, indem ich die Kamera<br />

auf einen kleineren Bereich des Feldes ausgerichtet<br />

hatte (um die Mohnblumen im Bildausschnitt<br />

größer wirken zu lassen), trug ich sorgfältig<br />

hauchdünne Schmierstreifen auf den Filter auf.<br />

Nach den Aufnahmen mit horizontal verlaufenden Schmierlinien drehte ich den Filter, so<br />

5 dass die Linien diagonal und anschließend vertikal verliefen. Dies führte zu sehr<br />

unterschiedlichen Ergebnissen. Danach probierte ich noch eine Reihe unterschiedlicher<br />

Schmiermuster wie Zickzacklinien und Wellenlinien aus, um zu sehen, welchen Effekt diese<br />

auf die Szene hatten. Es lohnt sich, so etwas auszuprobieren, weil man unmöglich<br />

vorhersagen kann, was am besten aussieht.


88 Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Farbtemperatur und Weißabgleich (WB)<br />

VON MARK BAUER Unterschiedliche Lichtquellen erzeugen<br />

unterschiedliche Farbstiche. Das hängt im Wesentlichen davon ab,<br />

wie „warm“ oder „kalt“ das Licht ist und wie viel Grün oder Magenta<br />

vorhanden ist. Eine haushaltsübliche Glühbirne zum Beispiel produziert<br />

ein viel wärmeres Licht, als Sie es an einem trüben Tag draußen<br />

vorfi nden. Fluoreszierendes Licht hat einen grünen Farbstich.<br />

Die Wärme oder Kälte einer Lichtquelle wird als deren „Farbtemperatur“ bezeichnet<br />

und in Grad Kelvin (K) gemessen. Je niedriger die Zahl, desto wärmer das Licht.<br />

Ein Sonnenuntergang zum Beispiel hat eine Farbtemperatur von ungefähr 3.000 K,<br />

neutrales Tageslicht (mittags, an einem sonnigen Tag) hat um die 5.000 bis 5.500 K,<br />

und ein Wolken verhangener Himmel circa 7.000 bis 8.000 K.<br />

Unsere Augen passen sich sehr schnell an die Farben unterschiedlicher Lichtquellen<br />

an und erkennen ein weißes Objekt als weiß, egal, ob wir es beim Licht einer<br />

Glühbirne oder draußen an einem trüben Tag sehen. Um Farben jedoch mit einer<br />

Kamera akkurat wiederzugeben, müssen Sie den korrekten Weißabgleich einstellen,<br />

Mit dem Weißabgleich die Stimmung<br />

eines Bildes verstärken<br />

Für diese Fotoserie verwendete ich immer die gleiche<br />

Raw-Datei mit immer unterschiedlichen Einstellungen im<br />

Weißabgleich, um herauszufi nden, welche Einstellung am<br />

besten zur Grundstimmung des Bildes passte.<br />

1) TAGESLICHT (5.500 K) Das Licht der Abenddämmerung<br />

war kühl und blau. Es gab nur eine Andeutung eines<br />

Lichtschimmers von der Sonne hinter dem Horizont,<br />

die von den Wolken über der weit entfernten Landzunge<br />

aufgenommen wurden. Der Weißabgleich für Tageslicht<br />

gibt die Szene gut wieder. Die kühlen, blauen Schatten<br />

passen zur Stimmung des Bildes.<br />

2) BEDECKT (6.500 K) Die Einstellung für bedecktes<br />

Wetter verleiht den Dingen mehr Wärme und fügt etwas<br />

Magenta hinzu. Das funktioniert gut für den Himmel, aber<br />

für meinen Geschmack kommen so das Wasser und die<br />

Schatten nicht genug heraus. Ich schätze aber, dass dieses<br />

Bild einer Menge Leute gefallen wird.<br />

3) SCHATTEN (7.500 K) Zu warm und zu viel Magenta.<br />

Die Stimmung der Szene wird hier nicht wiedergegeben.<br />

Trotzdem wird auch dieses Bild bestimmt einigen Leuten<br />

gefallen.<br />

4) FLUORESZIEREND (3.800 K) (3800K) Mir gefällt<br />

dieses Bild in der Tat ganz gut, weil es der Stimmung der<br />

tatsächlichen Szene entspricht, obwohl es ein bisschen<br />

übertrieben ist und der Himmel viel von seinem „Wow-<br />

Effekt“ verloren hat.<br />

5) BENUTZERDEFINIERTER WEISSABGLEICH (4.800 K)<br />

Als Kompromiss ging ich zurück zum Weißabgleich für<br />

Tageslicht und kühlte das Ganze nur ein kleines bisschen<br />

ab. Für mein Gefühl ist dies eine sehr gute Repräsentation<br />

der Stimmung des Bildes, obwohl es dem Himmel so an<br />

Durchschlagskraft fehlt.<br />

3) WB: SCHATTEN<br />

1) WB: TAGESLICHT<br />

was entweder bei der Aufnahme oder bei der Bearbeitung des Bildes im Raw-<br />

Konverter geschehen kann. Ich persönlich empfehle immer, im Raw-Format zu<br />

fotografi eren, weil Ihnen dies viel mehr Flexibilität bietet.<br />

Auch bei Porträtaufnahmen sind akkurate Farben und ein korrekter Weißabgleich<br />

notwendig, um einen natürlich aussehenden Hautton zu erzielen. Bei<br />

Landschaftsaufnahmen jedoch sind absolut akkurate Farben nicht immer das,<br />

wonach wir streben. Hier geht es mehr darum, attraktive Farben einzufangen.<br />

Deshalb verwendeten Landschaftsfotografen zu Zeiten der analogen Fotografi e Filme<br />

wie den Fuji Velvia wegen ihrer lebhaften Farben und verwendeten Farbkorrekturfi lter<br />

wie bernsteinfarbene Warmfi lter und blaue Kaltfi lter, um die Stimmung und<br />

Atmosphäre eines Bildes zu verstärken, anstatt neutrale, akkurate Farben zu<br />

produzieren. Ein Warmfi lter konnte zum Beispiel dazu verwendet werden, das<br />

sowieso schon warme Licht eines Sonnenuntergangs noch zu verstärken. <strong>Digitale</strong><br />

Fotografen können verschiedene Einstellungen beim Weißabgleich benutzen, um<br />

ähnliche Effekte zu erzielen.<br />

2) WB: BEDECKT<br />

4) WB: FLUORESZIEREND 5) WB: BENUTZERDEFINIERT<br />

Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e


Fertiges Bild<br />

Für das endgültige Ergebnis fügte ich<br />

den Himmel aus dem Bild mit<br />

bedecktem WB in das Bild mit<br />

benutzerdefi niertem WB ein und<br />

bleichte ihn anschließend ein wenig, so<br />

dass er besser zu der kühleren unteren<br />

Hälfte passte. Das Resultat war ein<br />

Bild, das sowohl die kühlen, blauen<br />

Schatten, als auch einen<br />

dramatischeren Himmel enthielt.


90 Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Landschaftsfotografi en in Schwarzweiß<br />

VON HELEN DIXON Ich fotografi ere meine<br />

Landschaftsaufnahmen immer in Farbe und<br />

konvertiere sie dann hinterher in Schwarzweiß (lesen<br />

Sie dazu auch unseren Beitrag über die Konvertierung<br />

von Farbfotos auf der nächsten Seite). So erhalte ich<br />

die vollen drei Informationskanäle, mit denen ich dann in der Raw-<br />

Bearbeitung herumspielen kann, und nicht nur einen einzigen.<br />

Ich kenne durchaus einige Leute, die in JPEG fotografi eren und<br />

die monochrome Einstellung der Kamera benutzen, oftmals in<br />

Kombination mit einem roten Filter, um Grün- und Blautöne<br />

abzudunkeln und so einen sehr dunklen Himmel zu erzeugen.<br />

Aber um ein Bild mit dem Potenzial für das bestmögliche,<br />

monochrome Ergebnis zu erhalten, sollten Sie in Farbe schießen<br />

und Ihr Bild anschließend auf Ihrem PC in Schwarzweiß<br />

konvertieren.<br />

Sie müssen einmal ausprobieren, eine Szene in Schwarzweiß zu<br />

visualisieren. Das ist eine viel größere Herausforderung als eine<br />

herkömmliche Landschaftsaufnahme in Farbe. Sie brauchen<br />

eine ganze Bandbreite von Tonwertdetails, sonst fehlt es Ihrer<br />

Landschaft hinterher an Kontrast.<br />

So würde ich im Normalfall kein Bild mit einem unifarben blauen<br />

Himmel machen, weil daraus hinterher ein trüber Grauton wird.<br />

Was wir suchen, ist ein aktiver Himmel, etwas mit dramatischen<br />

Wolken, insgesamt eine Szene mit viel Schatten und Glanzlichtern<br />

und einer Trennung zwischen Vorder- und Hintergrund.<br />

Eine Strandszene bietet zum Beispiel meistens nicht allzu viel<br />

Tonwertkontrast. Man hat den Sand und die See, vielleicht ein<br />

paar Klippen, und den Himmel. Jeder einzelne dieser Bereiche<br />

ist ziemlich einförmig, was Farbton und Struktur anbelangt,<br />

und das kann am Ende ziemlich fade aussehen. Aus diesem<br />

Grunde tendiere ich für meine Schwarzweißfotografi e auch eher<br />

„Ein anderer, toller Aspekt bei der<br />

Landschaftsfotografie in Schwarzweiß<br />

ist, dass man nicht unbedingt das<br />

beste Wetter benötigt. Ein düsterer,<br />

bedrohlicher Himmel kann einem Bild<br />

sehr viel Dramatik verleihen.“<br />

zu Landszenen, weil da viel mehr los ist, was Strukturen und<br />

Farbtöne anbelangt.<br />

Bei monochromen Bildern suche ich auch nach deutlicheren<br />

Führungslinien. Die Bildkomposition muss um einiges kraftvoller<br />

sein, weil die Farbe fehlt. Das Auge des Betrachters konzentriert<br />

sich auf ganz andere Aspekte des Fotos, wie Gestalt, Form und<br />

Struktur. Die Vorstellungskraft des Betrachters muss viel mehr<br />

leisten. Ein anderer, toller Aspekt bei der Landschaftsfotografi e<br />

in Schwarzweiß ist, dass man nicht unbedingt das beste Wetter<br />

benötigt. Ein düsterer, bedrohlicher Himmel kann einem Bild<br />

sehr viel Dramatik verleihen, und Sie müssen sich auch keine<br />

Gedanken über Grauverlauffi lter machen, obwohl ich durchaus<br />

einen Polfi lter verwende, um den Himmel zu verstärken.<br />

Meiner Meinung nach widmen nicht mehr genug Leute ihre Zeit<br />

der Schwarzweißfotografi e. Sie müssen das fertige Bild ausgedruckt<br />

und an einer Wand hängend betrachten, um es tatsächlich<br />

würdigen zu können. In einer Ausstellung hat ein solches Foto<br />

viel mehr Aussagekraft, als auf einem Computermonitor. Ein<br />

weiterer Vorteil ist, dass ein Schwarzweißfoto an jeder Wand<br />

in jedem Zimmer gut aussieht, ohne sich mit den Farben der<br />

Innenausstattung zu beißen. Monochrome Bilder sind wirklich<br />

hervorragend zur Ausstellung geeignet.<br />

UNTEN LINKS: East Head, West<br />

Wittering. Diese Art von<br />

verwahrlostem Schauplatz hat in<br />

Schwarzweiß viel mehr Wirkung als<br />

in Farbe.<br />

UNTEN: St. Michael’s Mount,<br />

Cornwall. Führungslinien sind in<br />

meiner monochromen Fotografi e<br />

eine wichtige visuelle Hilfe. Hier ist<br />

es der Weg aus Kopfsteinpfl aster,<br />

der aus dem Vordergrund hinaus<br />

und zu dem Berg in der Ferne führt.<br />

RECHTS: Obwohl der Baum ein<br />

interessantes Detail im Vordergrund<br />

darstellt, ziehen doch die Wolken in<br />

diesem monochromen Bild die<br />

Blicke auf sich. Die kahle, karge<br />

Landschaft mit den leeren und<br />

leblosen Feldern verleiht dem Bild<br />

noch zusätzliche Dramatik. Ich habe<br />

dem Himmel etwas Bildrauschen<br />

hinzugefügt, um das gesamte Bild<br />

körnig zu gestalten.


92 Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen<br />

In Schwarzweiß<br />

konvertieren<br />

Eine der tollen Eigenschaften der Digitalfotografi e ist,<br />

dass es ganz einfach ist, Farbbilder in Schwarzweiß<br />

zu konvertieren. Es gibt zahlreiche Arten, dies mit<br />

einer Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop<br />

zu tun, wobei jede Art eine unterschiedliche<br />

Herangehensweise an die Kontrolle der Tonwerte<br />

hat. Um die ultimative Bildqualität und Flexibilität zu<br />

erhalten, ist es entscheidend, dass Sie lernen, wie<br />

man Farbbilder in monochrome Bilder konvertiert. Die<br />

meisten Kameras haben einen Schwarzweiß-Modus,<br />

aber aus verschiedenen Gründen ist es immer<br />

besser, in Farbe zu fotografi eren und die Konversion<br />

später durchzuführen. Der Hauptgrund ist, dass ein<br />

Farbbild viel mehr Informationen beinhaltet als eine<br />

Schwarzweiß-Aufnahme, daher haben Sie eine größere<br />

Kontrolle über die Feineinstellung des Kontrasts, und<br />

außerdem haben Sie das Bild so auch noch einmal<br />

in Farbe. Wir zeigen Ihnen hier die vier beliebtesten<br />

Methoden, um Ihre Farbbilder in Schwarzweiß zu<br />

konvertieren und wir schlagen vor, dass Sie alle einmal<br />

ausprobieren, um Ihren Favoriten herauszufi nden.<br />

Einstellungsebenen<br />

g<br />

Nehmen Sie Ebene>Neue Einstellungsebene><br />

Kanalmixer oder Schwarzweiß. Damit erzeugen<br />

Sie eine Ebene, die weiter bearbeitet werden<br />

kann, wenn Sie Ihre Meinung später ändern<br />

sollten. Nutzen Sie diese Technik auch für<br />

Gradationskurven und Tonwertkorrekturen.<br />

1) Sättigung verringern<br />

Bild in voller Farbe<br />

Dies ist eine der schnellsten und einfachsten Wege, um eine<br />

Farbaufnahme zu konvertieren. Und, Sie ahnen es schon, es ist auch<br />

diejenige, die am ehesten vermieden werden sollte. Drücken Sie die<br />

Tastenkombination Strg+Umschalt+U oder klicken Sie auf Bild>Korrekturen<br />

>Sättigung verringern, um die Farbe zu entfernen. Alternativ verschieben Sie<br />

den Sättigungsregler der Dialogbox Farbton/Sättigung auf 0.<br />

Wenn Sie auf die Tafel der Farbfelder schauen, sehen Sie, dass alle<br />

Tonwerte deutlich trübe sind – insbesondere die Gelbtöne, die mehr ins<br />

mittelgrau als ins hellgrau gehen. Für den gelegentlichen Gebrauch mag das<br />

reichen, aber mit ein wenig mehr Zeit und Mühe werden Sie mit einer der<br />

anderen Methoden viel bessere Ergebnisse erzielen.<br />

SÄTTIGUNG VERRINGERN IM VERGLEICH: Die Methode „Sättigung verringern” ist sehr<br />

schnell und einfach. Aber wie Sie hier sehen können, erzeugt sie ein fl aches Schwarzweiß-<br />

Bild mit trüben Grautönen.<br />

2) Graustufen<br />

Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Diese sind ein guter Startpunkt, und wir empfehlen Ihnen, mit dieser<br />

Methode meistens dann anzufangen, wenn Sie Anfänger sind. Mit nur<br />

wenigen Klicks können Sie ein Schwarzweiß-Bild mit hohem Kontrast<br />

erzeugen, jedoch entfernen Sie dabei alle Farbinformationen des Bildes,<br />

daher gibt es hier wenige Möglichkeiten für Feineinstellungen. Klicken<br />

Sie auf Bild>Modus>Graustufen. Sie sehen, dass das Bild weniger trübe<br />

aussieht, und dass die Blautöne ein wenig dunkler sind. Die Tontrennung<br />

hat ein interessantes Bild produziert. Von hier aus können Sie mit den<br />

Funktionen Gradationskurven/Tonwertkorrektur noch ein wenig justieren,<br />

insbesondere wenn Sie vorher Bereiche des Bildes wie Himmel oder<br />

Hintergrund auswählen.<br />

GRAUSTUFEN IM VERGLEICH: Graustufen zu benutzen ist sehr einfach und liefert<br />

meistens sehr gute Ergebnisse. Hier gibt es exzellente Tonwerte und einen guten Kontrast.<br />

ROSS HODDINOTT


Der unverzichtbare Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

3) Schwarzweiß-Anpassung 4) Kanalmixer<br />

Eine der am einfachsten anzuwendenden<br />

Methoden, die brillante Ergebnisse abliefert,<br />

ist die Schwarzweiß-Anpassung, die sowohl<br />

Anfängern als auch fortgeschrittenen Nutzern<br />

eine komplexere Kontrolle über den Tonwert-<br />

Bereich des Bildes bietet.<br />

Gehen Sie zu Bild>Einstellungen><br />

Schwarzweiß um die Dialogbox zu öffnen<br />

und das Bild mit einem Klick monochrom<br />

werden zu lassen. Neben einer Reihe<br />

von Voreinstellungen, die Sie für den<br />

Kontrast auswählen können, gibt es sechs<br />

Schieberegler, die jeweils die Stärke einer<br />

bestimmten Farbe im Bild beeinfl ussen. Sie<br />

können die Schieberegler dazu verwenden, die<br />

Grauwerte so anzupassen, damit sie dem Stil<br />

des gewünschten Bildes entsprechen.<br />

Hier handelt es sich um ein exzellentes<br />

Werkzeug, wenn Sie einen Himmel abdunkeln<br />

möchten, aber die fl auschigen weißen<br />

Wolken beibehalten möchten, um einen<br />

größeren Effekt zu erzielen. Oder wenn Sie<br />

eine Szene mit gelben Blumen und grünem<br />

Gras haben, die beide zu einem ähnlichen<br />

Grauton werden, können Sie hiermit die<br />

Farben getrennt voneinander verändern. Die Feineinstellung Ihres Bildes kann<br />

viel Zeit in Anspruch nehmen, aber die Mühe lohnt sich. Spielen Sie mit allen<br />

Schiebereglern, denn Sie werden überrascht sein, inwiefern der rote Regler die<br />

Gelbtöne beeinfl usst, der gelbe Regler die Grüntöne und der Cyanregler jeden<br />

Blauton in der Szene.<br />

Schwarzweiß<br />

SCHWARZWEISS: Es ist ziemlich beeindruckend, zu erkennen, wie man über die<br />

verschiedenen Farbkanäle die Tonwerte des Bildes verändern kann. Probieren Sie es ruhig<br />

mal aus!<br />

Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen 93<br />

Der Kanalmixer ist eine der leistungsstärksten<br />

Methoden, um ein Bild zu konvertieren. Es gibt<br />

ihn in Photoshop CS und Paint Shop Pro, mit<br />

einer etwas weniger anspruchsvollen Variante in<br />

Elements, die über Verbessern>In Schwarzweiß<br />

konvertieren zugänglich ist. Die Ergebnisse<br />

ähneln denen, wenn Sie einen roten, grünen<br />

oder blauen Filter vor Ihr Objektiv stecken,<br />

und Sie können die Regler mischen, um so<br />

einen orangefarbigen oder gelben Filtereffekt zu<br />

erzielen. Klicken Sie auf Bild>Einstellungen><br />

Kanalmixer, um die Dialogbox zu öffnen. Sie<br />

können nun im Ausgangskanal-Menü zwischen<br />

Rot, Grün oder Blau als Kanal wählen. Machen<br />

Sie ein Häkchen bei Monochrom, um mono zu<br />

konvertieren. Mit dem roten Kanal kann man gut<br />

anfangen, aber probieren Sie jeden aus, bevor<br />

Sie sich entscheiden.<br />

Sie können ein bisschen von jedem Kanal<br />

miteinander mischen, um neue Effekte zu<br />

erzielen. Wenn Sie die Regler anpassen, sollten<br />

Sie darauf achten, die kombinierten Werte aller<br />

drei Regler bei ungefähr 100 Prozent zu lassen.<br />

Zum Beispiel Rot -20 , Grün +140 und Blau<br />

-20 Prozent. Wenn Sie dies ignorieren, können<br />

einige merkwürdige Effekte entstehen! Mit dem<br />

„Konstant“ Regler kontrollieren Sie die allgemeine Helligkeit. Probieren Sie mal aus,<br />

die Farbwerte kräftiger zu machen, indem Sie die Sättigung über Farbton/Sättigung<br />

erhöhen. Damit erhöhen Sie gleichzeitig deutlich den Kontrast in der Schwarzweiß-<br />

Version. Sie können auch nur eine einzige Farbe kräftiger machen, wie zum Beispiel<br />

Blau über das Bearbeiten-Menü, wenn Sie mögen.<br />

Kanalmixer<br />

KANALMIXER: Die Arbeit mit dem Kanalmixer ist komplex und zeitintensiv, aber Ihre<br />

Mühen werden mit den besten Ergebnissen belohnt werden.


94 Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Werden Sie dramatisch bei Ihren<br />

Konvertierungen in Schwarzweiß<br />

Es gibt so viele Möglichkeiten, Schwarzweiß zu konvertieren. Wir zeigen Ihnen eine fantastische Technik, um kontrastarme<br />

Landschaften zum Leben zu erwecken und das Beste aus dem Schwarzweiß-Potenzial Ihrer Fotos herauszuholen.<br />

WENN WIR LANDSCHAFTEN FOTOGRAFIEREN, verwenden die<br />

meisten von uns nur wenig Gedanken darauf, wie unsere Ergebnisse in<br />

Schwarzweiß aussehen würden. Das ist verständlich, da ja bei den<br />

meisten von uns die große Mehrheit unserer Aufnahmen farbig bleibt. Wir<br />

schlagen also nicht vor, dass Sie sich in Zukunft jede Szene, die Sie<br />

schießen, in Schwarzweiß vorstellen, aber wir empfehlen Ihnen durchaus,<br />

von Zeit zu Zeit einmal darüber nachzudenken. Bilder aufzunehmen, um<br />

sie dann in Schwarzweiß zu konvertieren, ist eine ganz eigene Disziplin,<br />

und wenn Sie tatsächlich planen, eine Szene mit der Absicht einzufangen,<br />

später daraus ein Schwarzweißfoto zu machen, sollten Sie die Faktoren<br />

im Auge behalten, die die Wirkung Ihres Fotos, oder auch den Mangel an<br />

Wirkung, beeinfl ussen könnten, sobald es konvertiert ist. Wenn Sie<br />

vermeiden wollen, dass ein Foto leblos wirkt, wenn ihm die Farben<br />

entzogen werden, müssen Sie Ihr besonderes Augenmerk auf die<br />

Bildkomposition, die Tonwerte, die Formen und die interessanten Details<br />

im Vordergrund richten.<br />

Zunächst einmal sollten Sie Bereiche mit stark gesättigten Farben, wie<br />

Sonnenuntergänge oder Felder voller Glockenblumen, Mohnblumen und<br />

Rapsblüten meiden, weil ein Schwarzweißfoto ihnen einfach nicht<br />

gerecht wird. Bedenken Sie, dass jede Farbe in der Konvertierung zu<br />

Schwarzweiß ihre eigene Grauschattierung hat. Was Sie suchen, sind also<br />

Szenen die ein breites Spektrum heller und dunkler Farben aufweisen,<br />

sonst riskieren Sie, dass die Landschaft kontrastarm wirkt und es ihr an<br />

Tonwerten mangelt.<br />

Formen sind ein weiterer wichtiger Bestandteil von Landschafen in<br />

Schwarzweiß. Halten Sie also Ausschau nach Szenen mit Strukturen,<br />

starken Linien und kräftigen Formen, die dazu beitragen können, in einem<br />

Öffnen Sie Ihr Bild in Photoshop Adobe Camera Raw. Zunächst einmal<br />

1 sollten Sie alle erforderlichen Belichtungskorrekturen machen, um das<br />

Bild so zu verändern, wie Sie es haben möchten. Für dieses Foto<br />

korrigierten wir den Belichtungsschieber, indem wir einen positiven Wert<br />

hinzufügten, und den Schieber für Schwarz, um den Kontrast ein wenig zu<br />

verstärken.<br />

Duplizieren Sie nun die Ebene (Ebene>Ebene<br />

3 duplizieren) und rastern Sie das Bild, so dass Sie es<br />

editieren können, indem Sie auf das Bild klicken und dann OK<br />

drücken, wenn das Dialogfeld erscheint. Als nächstes klicken<br />

Sie auf Ebene>neue Einstellungsebene>Kanalmixer, um das<br />

Dialogfeld zu öffnen. Wenn Sie eine neue Einstellungsebene<br />

verwenden, können Sie diese einfach löschen, wenn Sie Ihre<br />

Konvertierungen verwerfen möchten, weil Sie auf diese Weise<br />

Ihr Originalbild nicht antasten.<br />

Schwarzweißfoto Kontraste zu schaffen und nach interessanten Details<br />

im Vordergrund, die das Auge in die Szene hineinführen. Nasse Felsen<br />

sind hervorragend geeignet, um Kontrast zu schaffen, weil sie dort, wo sie<br />

mit ihrer nassen Oberfl äche die Sonne refl ektieren und Glanzlichter<br />

erzeugen. Raues Wetter verleiht diesen Szenen noch zusätzliche<br />

Dramatik: Ein stürmischer Himmel ist wundervoll. Einen wolkenlosen<br />

Himmel dagegen sollten Sie meiden, denn er macht Ihr Bild grau und<br />

leblos. Wenn die Wolken eher zart sind und nicht viel Substanz haben,<br />

können Sie das Nachbelichter-Werkzeug benutzen, um die Belichtung<br />

selektiv anzupassen und die Wolken abzudunkeln und so dem Bild etwas<br />

mehr Dramatik zu verleihen.<br />

Gerichtetes Licht ist zwar besser geeignet, um Kontrast zu erzeugen, aber<br />

leider verwöhnt uns Mutter Natur nicht immer mit perfekten<br />

Fotobedingungen. Aber keine Sorge, wir zeigen Ihnen, wie Sie mit Hilfe<br />

der Abwedler- und Nachbelichter-Werkzeuge die Belichtung selektiv<br />

anpassen können, um so die weichen, mittleren Farbtöne in Glanzlichter<br />

und Schatten zu verwandeln und Ihrem Bild mehr Wirkung zu verleihen.<br />

Ihre Bilder mit Adobe Camera Raw oder mit Hilfe einer schwarzweißen<br />

Einstellungsebene in Schwarzweiß zu konvertieren, sind beides<br />

hervorragende Möglichkeiten (wir werden beide später ausführlicher<br />

behandeln), aber wir sollten auch den Kanalmixer nicht vergessen, der bis<br />

zu CS3 für viele die bevorzugte Methode darstellte. Er bietet mehr Qualität<br />

und ist viel besser kontrollierbar, als eine simple Graustufenkonvertierung.<br />

Obwohl er nicht so fortschrittlich ist wie die anderen Methoden,<br />

ermöglicht er es Ihnen trotzdem, mit der Farbinformation im Bild zu<br />

arbeiten, um die Tonwerte präziser zu verstärken und ist immer noch eine<br />

der besten Möglichkeiten, einen extremen Kontrast zu erhalten.<br />

Wenn Sie das Bild in Photoshop öffnen, halten Sie die Shift-Taste (Mac)<br />

2 oder die Steuerungstaste (PC) gedrückt, um die Schaltfl äche Bild öffnen<br />

in Objekt öffnen zu ändern. Auf diese Weise können Sie später, wenn Sie die<br />

Raw-Datei noch einmal verändern möchten – zum Beispiel, um die<br />

Belichtung noch weiter zu verbessern, in Photoshop auf die Ebene<br />

doppelklicken, um zu Adobe Camera Raw zurückzukehren.<br />

Zuerst klicken Sie auf das Feld monochrom, um das Bild<br />

4 in Schwarzweiß zu ändern. Jetzt passen Sie mit den<br />

Schiebern den roten, grünen und blauen Kanal an, um den<br />

Kontrast zu verbessern. Für die besten Ergebnisse sollten Sie<br />

es vermeiden, irgendwelche Glanzlichter oder Schatten zu<br />

beschneiden. Das erreichen Sie, indem Sie sicherstellen, dass<br />

der Gesamtwert der Schieber 100 Prozent beträgt. Sie<br />

können dies unterhalb der Schieber kontrollieren. Dort<br />

können Sie verfolgen, wie sich der Gesamtwert verändert,<br />

wenn Sie die Farben modifi zieren.<br />

5 Hier sehen Sie, wie Sie es nicht machen sollten. Der<br />

Gesamtwert beträgt 200 Prozent. Die Schatten sind<br />

gut belichtet, die Glanzlichter sind beschnitten und im<br />

Himmel und im Wasser sind uns Details verloren<br />

gegangen. Hier geht es darum, die richtige Balance zu<br />

fi nden. Wenn Sie ein paar Glanzpunkte oder dunkle<br />

Bereiche haben, die Sie mit den Kanälen nicht richtig<br />

hinkriegen, können Sie diese im nächsten Schritt<br />

korrigieren. Achten Sie aber darauf, dass Sie es nicht<br />

übertreiben.


Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Klicken Sie wieder auf die Ebenen Palette und<br />

6 anschließend auf Ebene duplizieren. Wenn Sie einige<br />

Bereiche haben, die ein wenig aufgehellt werden müssen,<br />

wählen Sie das Abwedeln-Werkzeug aus der Symbolleiste<br />

aus. Dann wählen Sie einen großen, weichen Pinsel (Wir<br />

benutzen einen Durchmesser von 900 Pixeln und 0<br />

Prozent Härte) aus der Optionsleiste (die obere<br />

Symbolleiste), und wählen Sie Tiefen aus dem Drop-Down<br />

Menü Bereich, dann setzen Sie die Belichtung auf 4<br />

Prozent und klicken auf Tonwert schützen.<br />

Falsch Richtig<br />

Streichen Sie nun über den Bereich, den Sie aufhellen<br />

7 möchten. Wenn Ihr Pinsel zu hart oder Ihre Belichtung zu<br />

hoch ist, werden Sie feststellen, dass Sie Kreise über die<br />

Bereiche machen, über die Sie streichen. Für die besten<br />

Ergebnisse sollten Sie den Effekt sanft aufbauen. Dabei kann<br />

es hilfreich sein, den Bereich heran zu zoomen, indem Sie<br />

Strg und + gedrückt halten. Nun schalten Sie den Bereich um<br />

auf Mitteltöne und hellen Sie die grauen Bereiche auf. Passen<br />

Sie dabei die Pinselgröße und die Belichtung wie gewünscht<br />

an.<br />

Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen 95<br />

Fertiges Bild<br />

Mit Hilfe der Werkzeuge Abwedeln und<br />

Nachbelichten können Sie über- und<br />

unterbelichtete Bereiche ausgleichen und<br />

ein tolles Schwarzweißfoto schaffen.<br />

Wiederholen Sie Schritt 7 mit dem Werkzeug<br />

8 Nachbelichten, welches sich in der Symbolleiste<br />

unterhalb des Abwedeln-Werkzeugs befi ndet. Stellen Sie eine<br />

niedrige Belichtung ein und wählen Sie einen weichen, dicken<br />

Pinsel und Mitteltöne für Ihren Bereich. Konzentrieren Sie sich<br />

auf die Bereiche, die im Schatten liegen und die dunkleren<br />

Mitteltöne, und verstärken Sie den Kontrast, indem Sie so viel<br />

Grau wie möglich entfernen, ohne dabei aber Details zu<br />

verlieren, und indem Sie die schwarzen Bereiche verstärken.<br />

Wenn Sie es richtig anstellen, kann dieser Schritt die Wolken<br />

besonders dramatisch erscheinen lassen.


96 Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen Der unentbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Konvertieren Sie Farbfotos in Infrarotbilder<br />

Sie müssen Ihre Spiegelrefl ex nicht mehr zur IR-Kamera umbauen, um infrarote Ergebnisse zu<br />

erzielen. Mit Hilfe von Photoshop können Sie Ihren Bildern etwas IR-Magie verleihen!<br />

EINE KAMERA ZU KONVERTIEREN, um Infrarotbilder zu<br />

schießen, ist eine teure Angelegenheit – das heißt, wenn<br />

Sie nicht gerade eine zusätzliche Kamera unbenutzt<br />

herumliegen haben, was ja bei den wenigsten von uns der<br />

Fall ist. Es gibt günstigere Alternativen, wie Filter, die das<br />

sichtbare Licht blockieren und nur Infrarotlicht zum<br />

Sensor durchlassen. Diese Filter sind jedoch blickdicht,<br />

und es ist quasi unmöglich, hindurch zu schauen. Das<br />

macht es somit schwierig, Ihr Foto aufzubauen.<br />

Heute, dank unserer guten Technik, gibt es einen<br />

einfachen Weg, den monochromen Infraroteffekt für ein<br />

Farbfoto zu erzeugen: Sie können ihn einfach mit ein paar<br />

Schritten in Photoshop oder mit einem Plugin-Filter wie<br />

dem von Nik Software simulieren.<br />

Diejenigen, die mit einer zu Infrarot konvertierten Kamera<br />

fotografi eren, erhalten eine Raw-Datei mit einem pinken<br />

Farbstich, die noch nachbearbeitet werden muss, um sie<br />

in eines der ätherischen Schwarzweißfotos zu verwandeln,<br />

die diese Technik so populär gemacht haben.<br />

Der kreative Effekt funktioniert besonders gut bei<br />

Landschaftsszenen mit viel grünem Laub, weil das Grün<br />

zu Weiß wird und einen tollen Kontrast schafft. Ein blauer<br />

Himmel verleiht dem Bild ebenfalls starke Aussagekraft,<br />

weil er sehr dunkel wird und Wolken so äußerst<br />

dramatisch wirken lässt. Wenn das Foto bereits<br />

milchig-trübes Wasser durch eine lange Belichtungszeit<br />

beinhaltet, können Sie ebenfalls ein sehr interessantes<br />

Ergebnis erzielen, weil dies die ätherische Qualität eines<br />

Infrarotbildes noch verstärkt. Das ist auch bei dem Bild<br />

von dem professionellen Fotografen Adam Burton der Fall,<br />

welches wir für unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung<br />

verwendet haben. Es beinhaltet lebhaftes, grünes Laub,<br />

das strahlend weiß werden sollte, sobald der Effekt<br />

angewendet worden ist, und gute Farbwerte, die<br />

sicherstellen, dass wir ein gutes Verhältnis von Schwarz<br />

und Weiß erhalten werden.<br />

Kamera umbauen<br />

Wenn Sie eine Kamera so umbauen lassen möchten, so<br />

dass sie nur Infrarotlicht einfängt, empfehlen wir Optik<br />

Makario in Mönchengladbach. Diese Firma verfügt über<br />

eine hohe Fachkompetenz in diesem Bereich.<br />

Der Filter macht seine Sache zwar recht gut, er stellt aber letztlich nur einen<br />

3 Ausgangspunkt dar. Benutzen Sie die Schieberegler, um den Effekt weiter zu<br />

verfeinern und zu verbessern, wenn Sie dies für notwendig befi nden. Hier haben wir<br />

den Regler für Blau leicht angepasst, um das Weiß im Wasser hervorzuheben. Achten<br />

Sie jedoch darauf, dass Sie es nicht übertreiben, die Spitzlichter ausbrennen und so zu<br />

viele Details verlieren.<br />

Öffnen Sie Ihre JPEG oder TIFF-Datei in Photoshop ,und fügen Sie eine<br />

1 schwarzweiße Bearbeitungsebene hinzu, um das Bild in Schwarzweiß zu<br />

verwandeln, indem Sie Ebene>Neue Bearbeitungsebene>In Schwarzweiß<br />

konvertieren anklicken. Nun sollte sich ein Dialogfeld für die Bearbeitungsebene<br />

öffnen. Wenn nicht, klicken Sie auf das Vorschaubild in der Ebenen-Palette.<br />

Sie können nun einen Infraroteffekt anwenden, indem Sie die Schieberegler<br />

2 bewegen, um so die Farben in dem Schwarzweißbild zu verändern. Sie werden<br />

wahrscheinlich feststellen, dass das mit dem gelben, grünen und blauen Regler am<br />

besten funktioniert. Beginnen Sie aber dennoch mit dem voreingestellten<br />

Infrarotfi lter, der sich in einem Drop-Down-Menü im oberen Bereich der<br />

Bearbeitungsebene befi ndet.<br />

Als nächstes schaffen Sie eine Bearbeitungsebene, indem Sie die Alt-Taste<br />

4 gedrückt halten und Ebene>Sichtbare auf eine Ebene reduzieren wählen, um<br />

eine schwarz-weiße Version Ihres Bildes zu schaffen. Nun konvertieren Sie die Ebene<br />

zu einem SmartFilter, indem Sie auf die Ebene klicken und anschließend auf<br />

Filter>konvertieren zu SmartFilter gehen. Auf diese Weise können Sie jeden Filter<br />

bearbeiten, nachdem Sie ihn festgelegt haben.


Der unenbehrliche Leitfaden für Landschaftsfotografi e<br />

Damit das Bild einen echten Infrarot-Look kopiert, benötigen die weißen Flächen einen<br />

5 leichten Glanz, den Sie ganz einfach erreichen können, indem Sie den Gaußschen<br />

Weichzeichner anwenden. Wenn Sie den SmartFilter gewählt haben, gehen Sie auf Filter><br />

Weichzeichnungsfi lter>Gaußscher Weichzeichnungsfi lter. Tragen Sie bei der<br />

Weichzeichnung ruhig dick auf. Wir haben einen Radius von 27,0 Pixeln gewählt. Sie<br />

können die Deckkraft der Ebene später jederzeit senken, indem Sie den Regler im oberen<br />

Bereich der Ebenenpalette verschieben.<br />

Grundlagen: Farbe in Landschaftsaufnahmen 97<br />

Benutzen Sie weiches Licht<br />

Um die weißen Bereiche wirklich<br />

hervorzuheben, könnten Sie einmal<br />

ausprobieren, den Filter Weiches Licht (Filter<br />

>Verzerrungsfi lter>Weiches Licht)<br />

kontrolliert anzuwenden. Aber übertreiben<br />

Sie es nicht, sonst gehen Ihnen zu viele<br />

Details verloren.<br />

Fertiges Bild<br />

Der Weichzeichner und die hervorgehobenen weißen Bereiche verleihen einem gewöhnlichen<br />

Farbfoto den auffälligen, ätherischen Look eines künstlerisch anspruchsvollen Infrarotfotos.<br />

Als nächstes verändern Sie die Füllmethode der Ebene (diese fi nden Sie in einem<br />

6 Drop-Down-Menü oben in der Ebenenpalette) zu Ineinanderkopieren, so dass die<br />

obere Ebene mit der darunterliegenden interagiert und den Kontrast verstärkt. Wenn<br />

Sie wieder etwas mehr Details in die Schattenbereiche bringen möchten, gehen Sie zu<br />

Bild>Anpassen>Tiefen/Lichter und verschieben die Regler wie gewünscht.


Expertenwissen Jahreszeiten und Landschaftsfotografie<br />

WINTER<br />

Der Winter ist die Lieblingszeit so mancher Landschaftsfotografen. Die kahlen Bäume<br />

kündigen die Jahreszeit, in der die Sonne die Texturen besonders hervorhebt an. Die Luft ist<br />

klar und der niedrige Sonnenstand ermöglicht das Fotografi eren den ganzen Tag über. Auch<br />

die in dieser Jahreszeit niedrig hängenden Wolken vermitteln für manche eine besondere<br />

Dramatik.<br />

Es lohnt sich die Wettervorhersage zu verfolgen, da starker Frost oder sogar Raureif eine<br />

märchenhafte Landschaft zaubern können. Falls eine kalte, sternenklare Nacht angesagt ist<br />

und ein nicht unbedeckter Morgen, stellen Sie sich den Wecker und fi nden Sie ein schönes<br />

Plätzchen, um den Sonnenaufgang zu verfolgen. Wenn die Sonne den Horizont erreicht,<br />

kommen die Pastellfarben heraus. Geben Sie Acht bei der Belichtung – die hellen Töne und<br />

die Refl ektionen in einer frostigen Landschaft, können den Belichtungsmesser irre führen und<br />

somit unterbelichten. Unter einem blauen Himmel kommt Schnee wunderbar zur Geltung<br />

und mit einem Polfi lter noch mehr hervorgehoben werden kann. Wann immer sich die<br />

Möglichkeit bietet, sollte man ein Gebäude, eine Kirche oder Scheune als Fokussierpunkt in<br />

das Bild integrieren.


PETER PATTERSON


100 Expertenwissen: Jahreszeiten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

1] Winter-Wunderland<br />

Frostüberzogene Landschaften schaffen in<br />

Ihren Bildern eine magische Atmosphäre.<br />

Ein Teleobjektiv erlaubt es den Winter-<br />

Wunderlandzauber einzufangen. Kalte<br />

Temperaturen gehen oftmals mit einem<br />

klaren, blauen Himmel einher, der sich<br />

gut mit den klirrend kalten und gefrorenen<br />

Landschaften ergänzt. Die Felder und<br />

Wälder sind in Pastellfarben gezeichnet.<br />

Fangen Sie zunächst mit einem<br />

Teleobjektiv an und vergessen Sie nicht,<br />

auch etwas in den Vordergrund hinein zu<br />

nehmen.<br />

2] Gefrorene Wasserfälle<br />

Teilweise gefrorene Wasserfälle können<br />

atemberaubend abstrakt wirken. Mit<br />

einem langen Objektiv kommen Sie nah<br />

an das untere Ende des Wasserfalls heran.<br />

Die meisten Winterbilder von Gewässern<br />

zeigen fl ießendes Wasser oder Eis. Also<br />

nehmen Sie beides hinzu, um einen<br />

Kontrast zu bilden.<br />

3] Niedriger<br />

Sonnenstand<br />

Dafür lohnt es sich, früh aufzustehen.<br />

Man kann zwar ein ähnliches Motiv bei<br />

Sonnenuntergang fotografi eren, aber die<br />

besondere Wirkung des Frostes fehlt.<br />

Polfi lter machen sich gut an sonnigen<br />

Wintertagen, hauptsächlich weil die<br />

Sonne den ganzen Tag relativ niedrig<br />

steht. Genauso wie der blaue Himmel,<br />

kann auch der Schnee blenden. Um die<br />

besten Ergebnisse zu erzielen, sollte man<br />

mit leichten Drehungen durch den Sucher<br />

schauen. Bei Weitwinkelobjektiven muss<br />

darauf geachtet werden, dass der Himmel<br />

nicht uneben wirkt.<br />

4] Sonnenuntergänge im<br />

Winter<br />

Obwohl die Sonneneinstrahlung im<br />

Winter intensiv sein kann, sind die<br />

Sonnenuntergänge in dieser Jahreszeit<br />

teilweise besonders spektakulär. Sie sind<br />

allerdings eher kurz, also sollten Sie früh<br />

genug Position beziehen, um genug Zeit<br />

zu haben, die Ausrüstung vorzubereiten.<br />

5] Ein Hauch von Frost<br />

Kurz nach Sonnenaufgang, wenn<br />

ein Frost Schleier die Landschaft<br />

bedeckt, ist zweifelsohne die beste Zeit,<br />

Winterlandschaften zu fotografi eren. Wenn Sie<br />

gerne früh aufstehen, werden Sie mit einer<br />

solchen Szenerie belohnt.<br />

Wichtiges für den Winter<br />

KLEIDUNG<br />

Tragen Sie am besten leichte<br />

Thermobekleidung, um sich warm und<br />

trocken zu halten. Ein langarmiges<br />

Hemd, ein leichtes Fleece-Oberteil und<br />

eine gute wind- und wasserfeste Jacke.<br />

Anstelle von Jeans sollten Sie<br />

Baumwollhosen tragen. Ein Hut und<br />

Handschuhe sind ein Muss.<br />

Ordentliche<br />

Wanderschuhe halten<br />

Ihre Füße warm und<br />

trocken. In hohem<br />

Gras sollten Sie<br />

wasserdichte<br />

Leggings oder<br />

Gamaschen tragen.<br />

1<br />

3 4<br />

5<br />

HELEN DIXON<br />

PETER PATTERSON<br />

ADAM BURTON<br />

HELEN DIXON


PROFI-TIPPS<br />

DIE KRAFT DES POLFILTERS<br />

Der Vorteil eines Polfi lters für Wasserfallaufnahmen<br />

ist, dass er nicht nur Refl ektionen absorbiert,<br />

sondern auch den Lichteinfall auch um zwei Stufen<br />

reduziert, so dass durch die nunmehr längere<br />

Belichtungszeit das Wassser schön unscharf<br />

dargestellt wird.<br />

2<br />

PETER PATTERSON


Expertenwissen Jahreszeiten und Lanschaftsfotografie g<br />

FRÜHLING<br />

DER FRÜHLING ZEICHNET SICH durch Frische und einen Überfl uss an Blumen wie<br />

Narzissen, Tulpen und Glockenblumen aus. Es ist auch die Zeit der Regenschauer, die<br />

erfahrene Landschaftsfotografen lieben, weil das Licht unmittelbar nach dem Abklingen der<br />

Schauer oft sehr dramatisch ist, die Luft gereinigt ist und die Sonne durchbricht, während<br />

die dunklen, drohenden Wolken noch am Himmel stehen.<br />

Wenn Sonne und Regenschauer vorhergesagt werden, widerstehen Sie der Versuchung<br />

zu Hause zu bleiben, und begeben Sie sich in die Natur um, das Meiste aus dem<br />

hervorragendsten Licht zu machen, das Sie vermutlich fi nden werden. Die Vorbereitung ist<br />

entscheidend – es macht keinen Sinn, im Auto zu bleiben, bis der Regen aufhört und sich<br />

dann zu beeilen, um einen guten Platz für Ihre Aufnahmen zu fi nden, denn das Licht wird<br />

nicht auf Sie warten. Sie müssen sich Ihren Standort aussuchen und dort warten, auch<br />

wenn dies bedeutet, dass Sie eine Weile dem Regen ausgesetzt sind. Selbstverständlich<br />

müssen Sie Vorkehrungen zum Schutz Ihrer Ausrüstung treffen, aber schon so etwas<br />

einfaches wie eine Plastiktüte kann ausreichen.


HELEN DIXON


104 Expertenwissen: Jahreszeiten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

1] Frühlingsblumen<br />

Gehen Sie mit einem Weitwinkelobjektiv tief und<br />

nah heran, um die Blumen so stark wie möglich<br />

in den Vordergrund zu bringen. Achten Sie<br />

darauf, dass die Blumen in gutem Zustand sind,<br />

denn wenn die Blüten beginnen zu welken und<br />

ihre Farbe zu verlieren, dann haben Sie Ihre<br />

Chance verpasst. Gestochen scharfe Blumen<br />

erzielen die beste Wirkung, also versuchen<br />

Sie sie zu fotografi eren, wenn sie vollkommen<br />

unbewegt sind. Experimentieren Sie auch mit<br />

sich bewegenden Blumen und mit längeren<br />

Belichtungszeiten, aber lassen Sie den Effekt der<br />

Unschärfe deutlich hervortreten.<br />

2] Regenbogen<br />

Der Frühling ist die beste Zeit, um Regenbogen<br />

zu fotografi eren. Wenn Sie dunkle Wolken<br />

über strahlend heller Landschaft sehen, ist die<br />

Chance auf einen Regenbogen groß. Machen<br />

Sie eine ganze Belichtungsreihe, um das<br />

Farbspektrum so gut wie möglich abzubilden.<br />

Später können Sie diese Fotos mit Photoshop<br />

kombinieren, um ein breiteres Bild zu erzielen,<br />

so dass Sie Details, Farben und Struktur<br />

des defi nitiven Bildes besser kontrollieren<br />

können. Ein Polfi lter fügt schließlich noch den<br />

zusätzlichen Kontrast hinzu und sättigt die<br />

Farben.<br />

3] Wälder<br />

Wenn Sie sich tief im Wald befi nden, können<br />

Sie erstaunliche Lichteffekte erzielen, indem Sie<br />

gegen die Sonne fotografi eren, weil Sie sich so<br />

die Sonneneinstrahlung zu Nutze machen, die<br />

das durch das Blätterdach über Ihnen dringt<br />

und dadurch einzelne Sonnenstrahlen ins Bild<br />

wirft.<br />

4] Aprilschauer<br />

Viele Frühlingsschauer geben Ihnen die<br />

Möglichkeit, Szenen mit düsteren, stürmischen<br />

Wolken einzufangen, auch wenn Sie<br />

wahrscheinlich auf Pausen zwischen den<br />

Schauern warten werden. Ein dunkler Himmel<br />

mit einem hellen Vordergrund kann es schwer<br />

machen, die richtige Belichtung zu treffen.<br />

Ein schwacher abgestufter Graufi lter kann die<br />

Belichtung über das gesamte Bild angleichen<br />

und die Stimmung verstärken. Wir empfehlen,<br />

dass Sie einen abgestuften Filter mit Stärke 0,3<br />

oder 0,6 verwenden.<br />

Das Wichtigste für den Frühling<br />

STATIV Seriöse Landschaftsfotografen<br />

gehen nicht ohne Stativ<br />

aus dem Haus. Es hilft Ihnen, das<br />

Bild zu gestalten, den Horizont<br />

waagerecht zu halten und<br />

vermindert die Gefahr ungewollten<br />

Verwackelns, das Ihre Aufnahmen<br />

ruinieren könnte. Stative<br />

erleichtern es auch, eine unserer<br />

kreativen Techniken zu versuchen.<br />

POLFILTER Polfi lter sind ideal, um<br />

Details zu verstärken und die<br />

Farben zu sättigen. Die besten<br />

Aufnahmen erzielen Sie, wenn Sie<br />

im 90-Graud-Winkel zur Sonne<br />

fotografi eren. Kaufen Sie einen<br />

zirkularen und keinen linearen<br />

Polfi lter.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

5<br />

MARK BAUER ADAM BURTON HELEN DIXON<br />

5] Effekte bei der Aufnahme<br />

ZOOM EXPLOSION Mit Ihrer Kamera auf<br />

einem Stativ, stellen Sie eine niedrige ISO-<br />

Zahl (z.B. 100) ein und eine Belichtungszeit<br />

von etwa 1/6-Sekunde. Starten sie die<br />

Belichtung und zoomen Sie dabei von der<br />

weitesten Einstellung in die Nähe. Zoomen Sie<br />

während der Belichtungszeit in gleichmäßiger<br />

Geschwindigkeit, um diesen Effekt nicht<br />

zu verzerren. Experimentieren Sie mit den<br />

Belichtungszeiten, um unterschiedliche<br />

Ergebnisse zu erzielen.<br />

BEWEGUNGSUNSCHÄRFE Diese Methode<br />

funktioniert hervorragend mit den Blumen<br />

hier in der Waldaufnahme, und der Effekt<br />

erinnert einen an impressionistische Malerei.<br />

Um dies zu erreichen, montieren Sie Ihre<br />

digitale Spiegelrefl exkamera auf ein Stativ mit<br />

beweglichem Kopf. Setzen Sie die Belichtung auf<br />

zwischen 1 oder 2 Sekunden und verwenden<br />

eine niedrige ISO. Starten Sie die Aufnahme<br />

durch einen Sender (oder einen Selbstauslöser)<br />

und bewegen Sie dann den Kopf des Stativs<br />

während der Belichtungszeit gleichmäßig nach<br />

unten.


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

5 5<br />

DES BARR<br />

Expertenwissen: Jahreszeiten 105<br />

4<br />

ROSS HODDINOTT<br />

PAUL BILCLIFF


Expertenwissen Jahreszeiten und Landschaftsfotografi e<br />

SOMMER<br />

FÜR VIELE FOTOGRAFEN ist diese Jahreszeit die am wenigsten für Landschaftsaufnahmen<br />

geeignete. Die meiste Zeit des Tages steht die Sonne zu hoch, um eine sichtbare<br />

Abwechslung in die Landschaft zu bringen, und der Blick auf die Natur selbst wird<br />

oft durch dichtes Blattwerk verdeckt. Die Bäume sind zu einem gleichförmigen Grün<br />

geworden, im Gegensatz zu den verschiedenen Tönen frischen, saftigen Grüns im Frühling.<br />

Die Luft ist voller Dunst und Staub. Dennoch ist nicht jede Hoffnung verloren, es gibt einige<br />

gute Motive.<br />

Zwar gibt es weniger verschiedene Blumen als im Frühling, aber die Blumen, die<br />

vorhanden sind, haben dafür umso mehr Farbe – denken Sie nur an Mohn- oder<br />

Sonnenblumen, an das Heidekraut, das gegen Spätsommer blüht, oder an die Zeit<br />

des Sommers, in der Stroh- und Heuballen auf den Feldern liegen. Es handelt sich um<br />

großartige Motive, die zu Symbolen des Sommers geworden sind. Sie zu fotografi eren, ist<br />

jedoch nicht immer leicht: Sie müssen mit dem Bildaufbau solange experimentieren, bis Sie<br />

eine schöne Anordnung gefunden haben, und dann muss auch noch das Licht stimmen:<br />

Die Winkel von Sonnenlicht und Schatten lassen Ihre Fotos an Tiefe gewinnen.


HELEN DIXON


108 Expertenwissen: Jahreszeiten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

1] Blauer Himmel<br />

Wir haben es schon öfter geschrieben und<br />

Sie werden es sicher noch öfter lesen:<br />

Nichts macht einen blauen Himmel tiefer als<br />

ein Polfi lter. Aber übertreiben Sie es nicht.<br />

An einem klaren Tag mit gutem Licht im<br />

Vordergrund kann ein wenig unterbelichteter<br />

(also dunkler) blauer Himmel eine ganz schön<br />

starke Wirkung entfalten. Reine blaue Himmel<br />

verschwinden gewöhnlich gegen Mittag.<br />

2] Sonnenuntergänge am<br />

Meer<br />

Zuerst einmal: Wenn Sie an einer Ostküste<br />

unterwegs sind, machen Sie daraus<br />

Sonnenaufgänge. Stellen Sie sicher, dass Sie<br />

sich rechtzeitig auf den Weg machen! Ein<br />

Lichthof um Wolken herum führt zu den<br />

besten Sonnenaufgängen und -untergängen.<br />

Überprüfen Sie die Belichtung mittels des<br />

Histogramms, um sicherzustellen, dass Sie es<br />

richtig hin bekommen.<br />

3] Abendstimmungen<br />

Das Abendlicht hält im Sommer sehr lange<br />

an. Die Sonne erreicht den Horizont in einem<br />

schrägen Winkel, und es gibt ein langes<br />

Nachscheinen, das auch später nach dem<br />

Sonnenuntergang noch zu atemberaubenden<br />

Stimmungen führt. Lange Belichtungszeiten<br />

können diese andauernde, träumerische<br />

Zeitspanne erfassen und ermöglichen es den<br />

Wolken, ihren Fortschritt über den Himmel<br />

nachzuzeichnen und dadurch die Stimmung<br />

zu verstärken.<br />

4] Felder der Träume<br />

Lassen Sie die allgegenwärtigen Felder und<br />

ihre starke gelbe Kraft hinter sich und fi nden<br />

Sie heraus, was sonst noch alles dort wächst,<br />

wo Sie fotografi eren. Passen Sie auf, dass Sie<br />

nicht unbefugt Privatgrundstücke betreten<br />

und widerstehen Sie der Versuchung, die<br />

Blumen zu pfl ücken. Im Spätsommer können<br />

Sie Weizenfelder im Morgen- oder Abendlicht<br />

fotografi eren.<br />

5] Kräftige Farben<br />

Lassen Sie sich in der Mittagszeit von<br />

kräftigen Farben aus Ihren lavendelfarbenen<br />

Träumen aufwecken. Wir haben gerade<br />

schon das gelbe Feld unter blauem<br />

Himmel erwähnt, es ist aber immer noch<br />

ein großartiges Motiv. Der Mohn sieht<br />

überwältigend aus und gibt einen Kontrast<br />

zum Grün ab. Dieses Motiv kann sogar<br />

funktionieren, wenn die Sonne hochsteht und<br />

dünne Wolken das Licht so weich machen,<br />

wie eine große Lichtwanne im Studio.<br />

Das Wichtigste für den Sommer<br />

UV- UND TAGESLICHT-FILTER<br />

Obwohl wir immer empfehlen<br />

würden, einen klaren Filter auf<br />

Ihre Linse aufzusetzen, um sie<br />

zu schützen, machen diese<br />

Schutzfi lter im Sommer den<br />

größten Unterschied bei<br />

Ihren Fotos. Der UV- und<br />

der Tageslichtfi lter tragen<br />

beide dazu bei, den Dunst<br />

aus sommerlichen<br />

Landschaften zu<br />

beseitigen. Manche<br />

Kameraleute haben früher<br />

einen sanften Anlauffi lter aufgesetzt, um<br />

mit den kühlen blauen Schatten an<br />

sonnigen Tagen fertig zu werden, aber die<br />

Digitaltechnologie hat dies überfl üssig<br />

gemacht.<br />

1<br />

2 3<br />

4<br />

HELEN DIXON<br />

HELEN DIXON<br />

ADAM BURTON<br />

HELEN DIXON


5<br />

HELEN DIXON


Expertenwissen Jahreszeiten und Landschaftsfotografi e<br />

HERBST<br />

BEI DER NIEDRIG STEHENDEN SONNE können Sie den Großteil des Tages Stunden draußen verbringen, um<br />

zu fotografi eren. Die Luft ist oft ein bisschen feucht, was bessere Sicht bedeutet, und die Farben sind fantastisch,<br />

so dass Sie Ihre Bilder mit herbstlichem Orange, Rot und Gelb anreichern können. Manche Orte können selbst<br />

bei enttäuschendem Wetter fantastisch aussehen – das indirekte Licht eines bewölkten Himmels passt zu<br />

Waldgegenden, und selbst bei Regen kann man noch gute Aufnahmen machen.<br />

Im Frühherbst führen ein klarer Himmel und eine kalte Nacht morgens oft zu nebligen Tälern, Flüssen und Seen,<br />

wenn die Sonne aufgeht. Nebel kann sehr wirkungsvoll aussehen, wenn Sie gegen die Sonne fotografi eren.<br />

Dadurch erscheinen alle Formen in dem Motiv hervorgehobener und deutlicher, und sobald die Sonne durch<br />

die Bäume scheint, können sich daraus schöne Muster ergeben, wenn die Sonnenstrahlen im Nebel enden.<br />

Geben Sie Acht, sollten Sie unter diesen Bedingungen etwas abmessen – Sie werden feststellen, dass Nebel<br />

und Gegenlicht die Instrumente Ihrer Kamera verwirren und zur Unterbelichtung führen. Also ist es gut, mit<br />

+1 zu beginnen und das Stufenschaubild auf Ihrem LCD-Monitor zu überprüfen, um zu sehen, ob weiteres<br />

Nachjustieren und eine erneute Aufnahme nötig sind.


HELEN DIXON


112 Expertenwissen: Jahreszeiten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

1] Neblige Morgen<br />

Der Herbst ist eine hervorragende Jahreszeit für<br />

Fotos im Nebel, und manche Gegenden wie z. B.<br />

Hügellandschaften sind förmliche „Nebelfallen“.<br />

Also begeben Sie sich am frühen Morgen dorthin,<br />

um zu sehen, was das beginnende Tageslicht<br />

enthüllt. Mit dem höheren Brennweitenbereich<br />

eines Zoomobjektivs (24-105 mm) aufgenommen,<br />

basiert dieses Bild auf den sich überlappenden<br />

Hügelformationen, die sich aus dem Nebel<br />

absetzen. Ein abgestufter Grauverlaufsfi lter mit<br />

Stärke 0,6 half dabei, die Details im Himmel zu<br />

behalten, und ein Stativ hielt alles stabil.<br />

2] Der Spiegel der Natur<br />

Stille Gewässer wie Teiche oder Seen können Sie<br />

verwenden, um durch Spiegelungen die goldenen<br />

Farben der Jahreszeit zu betonen. Ein schöner<br />

Anblick dieser Farben wird in diesem Bild, das<br />

neben einem kleinen Fluss aufgenommen wurde,<br />

verstärkt durch die nachmittägliche Sonne. Über<br />

die obere Hälfte des Fotos wurde ein abgestufter<br />

Graufi lter gelegt, um eine gleichmäßige Belichtung<br />

des ganzen Fotos zu erzielen. Nachdem das Foto<br />

in eine TIFF-Datei umgewandelt wurde, wurde<br />

mit Photomatix-Software der Kontrastumfang<br />

verringert, so dass manche der Details in den<br />

dunkleren Stellen des Motivs zur Geltung gebracht<br />

werden.<br />

3] Ein Farbteppich<br />

Suchen Sie nach Gegenden, die für ihre<br />

Herbstfarben bekannt sind. Sie werden Farben<br />

von hellem Gold bis zu dunklem Rot fi nden.<br />

Da sich die Farben in dieser Jahreszeit ständig<br />

ändern, lohnt es sich, die gleichen Orte mehrmals<br />

aufzusuchen. Kehren Sie spät in der Saison zurück,<br />

um als Motiv die herabgefallenen Blätter zu nutzen,<br />

die einen Farbteppich auf dem Waldboden bilden.<br />

4] Konzentrieren Sie sich auf<br />

einen Baum<br />

Geben sie es zu: Sie würden am liebsten auf<br />

diesen Baum klettern, nicht wahr? Seine knorrigen<br />

Wurzeln und die Verrenkungen des Stammes und<br />

der Äste bieten eine perfekte Einführung in das<br />

Motiv. Dieser Aufbau nimmt Ihre Augen auf eine<br />

Reise mit, der Ihre Beine bestimmt nachfolgen<br />

möchten.<br />

5] Unscharfes Wasser<br />

Eine Belichtungszeit von nur zwei oder mehr<br />

Sekunden wird einen Bach im Wald verzerren.<br />

Lange Belichtungszeit braucht eine kleine Blende.<br />

Diese bewirkt eine große Tiefenschärfe, und die<br />

herumliegenden goldenen Blätter machen das<br />

Moos interessanter.<br />

Das Wichtigste für den Herbst<br />

WEITWINKEL-ZOOM<br />

Ein Weitwinkel-Zoom-<br />

Objektiv wie das Sigma<br />

10-20 mm ermöglicht<br />

Ihnen, das meiste aus<br />

Ihren herbstlichen Fotos<br />

herauszuholen. Von den<br />

Fotos auf dieser Seite<br />

wurde nur der neblige<br />

Morgen mit einem<br />

Teleobjektiv aufgenommen.<br />

Falls die kleinste Brennweite Ihres<br />

Standardzooms nicht klein genug ist, ist<br />

der Herbst ein guter Anlass, um eine<br />

anderes Objektiv auszuprobieren.<br />

1<br />

3 4<br />

5<br />

ISTOCK PHOTO


2<br />

ADAM BURTON


Die Welt im Breitbildformat<br />

> ZEIT: 50 MINUTEN > AUSRÜSTUNG: CCANON EOS 5D MKII, STATIV, FERNAUSLÖSER, WASSERWAAGE,<br />

> WEITERHIN: PHOTOSHOP CS (ELEMENTS KANN EBENSO VERWENDET WERDEN)<br />

Mark Bauer: Landschaftspanoramen haben etwas ungeheuer Fesselndes,<br />

insbesondere, wenn man sie als Großformatdruck betrachtet. Meiner Meinung nach<br />

gibt es keine bessere Technik, um den Eindruck zu erwecken, man sei tatsächlich vor<br />

Ort. Da eine professionelle Ausrüstung für Panoramaaufnahmen sehr viel Geld kostet,<br />

machen die meisten Fotografen mit Ihrer digitalen Spiegelrefl exkamera eine Reihe von<br />

Aufnahmen und basteln sich daraus dann mit Hilfe von Photoshop eine Panoramaaufnahme<br />

zusammen. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass nicht jede Landschaft für ein Panoramabild<br />

geeignet ist. Szenerien mit starken, horizontalen Ebenen; insbesondere solche, die auf natürliche<br />

Weise von links nach rechts „fl ießen“, sind ideal. Günstig ist auch ein besonderer Hingucker, wie<br />

zum Beispiel ein Gebäude, das den Horizont unterbricht und den Blick auf sich ruhen lässt,<br />

während er über das Bild wandert. Auf diesen Bildern habe ich den charakteristischen,<br />

kegelförmigen Colmer’s Hill in der Nähe von Bridport, Dorset, als Blickfang für mein<br />

Panoramabild benutzt.<br />

UND SO WIRD'S GEMACHT


116 Panoramamotive fotografi eren Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

> Kreatives<br />

Die Regeln für Panoramen!<br />

Panoramen sind im Grunde recht einfach zu<br />

fotografi eren, wenn man ein paar Grundregeln<br />

beachtet:<br />

1) Halten Sie Ihre Kamera immer absolut waagerecht,<br />

damit die vertikalen Linien sich nicht überschneiden.<br />

2) Stellen Sie Fokus, Belichtungszeit und<br />

Weißabgleich immer manuell ein, damit sie auf den<br />

unterschiedlichen Aufnahmen immer gleich sind. Um<br />

die richtige Belichtung für das gesamte Gebiet heraus<br />

zu fi nden, messen Sie die Belichtung im gesamten<br />

Aufnahmegebiet und nehmen dann den Mittelwert.<br />

3) Lassen Sie die Aufnahmen um ungefähr 25 Prozent<br />

überlappen (siehe unten). So können Sie die<br />

Einzelbilder leichter ausrichten und stellen sicher, dass<br />

nichts fehlt.<br />

4) Benutzen Sie einen Fernauslöser und eine<br />

Spiegelvorauslösung. So können Sie sicher sein, dass<br />

alle Aufnahmen scharf sind.<br />

5) Machen Sie Ihre Einzelaufnahmen schnell<br />

hintereinander. So vermeiden Sie, dass sich auf den<br />

Bildern etwas verändert, zum Beispiel das Licht oder<br />

die Wolken.<br />

6) Benutzen Sie keinen Polarisationsfi lter. Der Effekt<br />

würde sich verändern, wenn Sie die Kamera bewegen<br />

und das Verhältnis zwischen Lichtquelle und Kamera<br />

verändern.<br />

7) Fotografi eren Sie ein etwas breiteres Gebiet, als das,<br />

welches Sie für Ihr Ergebnis glauben zu benötigen. So<br />

haben Sie etwas Spielraum für Fehler beim Ausrichten<br />

der Einzelbilder.<br />

Wenn Sie sich die passende Landschaft für Ihr<br />

1Panoramafoto ausgesucht haben, sollten Sie Ihre<br />

Kamera richtig einstellen (schließlich wollen Sie die<br />

Einstellungen nicht während der Aufnahmen<br />

verändern). Für diese Landschaft habe ich 1/8 Sek. bei<br />

f/11 (ISO 100) eingestellt.<br />

Unerlässliche Ausrüstung<br />

Bevor Sie nun mit Ihrem „Schwenk“ beginnen,<br />

2wählen Sie zwischen Hoch- und Querformat.<br />

Wenn Sie sich für Hochformat entschieden haben,<br />

drehen Sie die Kamera auf die Seite. Kontrollieren Sie<br />

noch einmal die Wasserwaage und stellen Sie sicher,<br />

dass alles gerade ausgerichtet ist ist.<br />

STATIV UND WASSERWAAGE: Für Landschaftspanoramen brauchen Sie nicht unbedingt eine<br />

professionelle Ausrüstung, aber es gibt einige Dinge, ohne die Sie ihr Vorhaben nicht<br />

verwirklichen können. Ein Stativ ist unverzichtbar für Standsicherheit und<br />

um die Bilder auszurichten, ebenso wie ein Panorama-Stativkopf.<br />

Ein Fernauslöser stellt sicher, dass alle Bilder gleich scharf sind<br />

und eine Wasserwaage, die in den Blitzschuh geschoben<br />

werden kann, hilft, die Kamera gerade zu halten. Im Handel<br />

sind professionelle Panorama-Stativköpfe erhältlich, die<br />

sich um den Nodalpunkt des Objektivs (den Punkt, an dem<br />

sich die Lichtstrahlen in dem optischen System kreuzen)<br />

herum drehen. Diese Nodalpunktdadapter verhindern, dass<br />

Linien sich kreuzen, und erleichtern die Ausrichtung der<br />

Einzelbilder. Sie sind sehr hilfreich bei der Aufnahme von Szenerien mit<br />

vielen geraden Linien, zum Beispiel Stadtansichten. Für die Aufnahme<br />

von Landschaften sind sie nicht unbedingt erforderlich.


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Um die Kamera zu schwenken, entriegeln Sie die<br />

3Schwenkfunktion Ihres Stativs. Machen Sie eine<br />

Aufnahme und beginnen Sie dann, die Kamera von<br />

einer Seite des Panoramas zur anderen zu drehen.<br />

Stellen Sie dabei sicher, dass sich Ihre Einzelbilder alle<br />

um ungefähr 25 Prozent überlappen. So vermeiden Sie<br />

Lücken in Ihrem Panoramabild.<br />

Ihr Computer wird nun loslegen und Ihre Dateien verarbeiten. Sie können sich in<br />

6der Zeit eine wohlverdiente Tasse Tee oder Kaffee genehmigen. Nach ein paar<br />

Minuten erhalten Sie dann Ihr Panorama. Das erste, was Ihnen wahrscheinlich<br />

auffallen wird, ist, dass sich an den Rändern Ihres Bildes noch freie Flächen<br />

befi nden.<br />

Wenn Sie nach Hause zurück kommen, laden Sie<br />

4Ihre Bilder auf Ihren Computer hoch.<br />

Öffnen Sie nun Photoshop und klicken Sie auf<br />

Datei>Automatisieren>Photomerge.<br />

Dort öffnet sich nun ein Dialogfeld mit verschiedenen<br />

Wahlmöglichkeiten.<br />

Panoramamotive fotografi eren 117<br />

Sie haben nun fünf Optionen, wie Photoshop Ihre<br />

5Dateien zusammenstellen kann. Für die besten<br />

Ergebnisse sollten Sie sich entweder für Perspektivisch<br />

oder Zylindrisch entscheiden. Klicken Sie nun auf die<br />

Schaltfl äche „Durchsuchen“ und wählen Sie die Bilder<br />

von Ihrem Dateiordner aus. Zum Schluss klicken Sie<br />

auf OK.<br />

Wählen Sie nun das Werkzeug „Freistellen“ aus, und ziehen Sie einen Rahmen<br />

7auf. So eliminieren Sie die freien Flächen an den Bildrändern. Wenn Sie mit<br />

Ihrem Bildrahmen zufrieden sind, bestätigen Sie Ihre Auswahl. Abschließend<br />

reduzieren Sie die Ebenen (Ebenen>Auf Hintergrundebene reduzieren) und<br />

speichern Ihre Datei ab.


FOTOABENTEUER<br />

������������� ������� ������������� �����<br />

JAPAN<br />

DER FOTOGRAF JON HICKS BLEIBT IM ZENTRUM<br />

DER STÄDTE, UM DIE ALTE KULTUR UND DAS<br />

MODERNE STADTLEBEN DER JAPANER ZU<br />

ENTDECKEN.<br />

TEXT: CAROLINE WILKINSON / FOTOS: JON HICKS


066 Schärfe Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

FOTOABENTEUER<br />

�������������<br />

IN IN JAPAN ZU FOTOGRAFIEREN FOTOGRAFIEREN, iist<br />

traumhaft: Es gibt ganz einfach die<br />

beste moderne Architektur in Tokio, und die Japaner sind unglaublich<br />

höfl ich. Als Berufsfotograf weiß ich, dass man mit Bildern typischer<br />

Stadtszenen am ehesten Geld verdienen kann, und daher gibt es in<br />

Tokio, Yokohama und Kyoto die besten Möglichkeiten, Verkehrszentren,<br />

die Skyline, herausragende Gebäude, bevölkerte Plätze und überhaupt<br />

das Leben in der Stadt zu fotografi eren, auch wenn man wie ich nur<br />

einige Tage Zeit dafür hat. An Motiven mangelte es nicht, nur die Zeit,<br />

das alles aufzunehmen, fehlte. Mir ist es jedoch geglückt, auch einige<br />

historische Tempel mitzunehmen, und mich sogar auf die Jagd nach<br />

Geishas zu machen.<br />

Der April ist aus Wettergründen für einen Fotografen eine sehr gute Zeit,<br />

Japan einen Besuch abzustatten, da es im Sommer oft feucht und im<br />

Winter eher langweilig ist. Wenn man Glück hat, erlebt man sogar die<br />

Kirschblüte. Trotz der Jahreszeit war es in Tokio – worauf ich den<br />

Schwerpunkt meiner Reise legte – ziemlich regnerisch, aber dadurch<br />

hatte ich Zeit, die U-Bahn-Stationen aufzunehmen.<br />

Ich kenne keinen anderen Ort auf der Welt, in dem es erlaubt ist, bei<br />

Fotoaufnahmen in der U-Bahn ein Stativ zu benutzen. Das ist nur eines<br />

der vielen Dinge, die mich in Japan erstaunen, und ist beispielhaft dafür,<br />

dass dieses Land einzigartig in der Welt ist. Es gibt niemanden, der einen<br />

so sehr am fotografi eren hindert, dass der Beruf über Gebühr<br />

anstrengend würde. Man kann im Gegenteil sagen, dass man überhaupt<br />

nicht belästigt wird. Ich habe Menschen im Zug aufgenommen, und<br />

kein einziger von ihnen bat mich, das zu unterlassen. Ich habe erlebt,<br />

dass Autofahrer ihre Köpfe vor mir neigten, wenn sie anhielten, um mich<br />

Japan<br />

„An Motiven mangelte es nicht, nur die Zeit, das<br />

alles aufzunehmen, fehlte. Mir ist es jedoch<br />

geglückt, auch einige historische Tempel<br />

mitzunehmen, und mich sogar auf die Jagd nach<br />

Geishas zu machen.“


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Japan 121<br />

HAUPTBILD:<br />

Die Geishas waren rar,<br />

aber sehr fotogen, als<br />

sich also vor dem<br />

Bambushain in Kyoto<br />

die Gelegenheit ergab,<br />

machte ich schnell<br />

davon Gebrauch, mit<br />

meinem 45 mm<br />

-Objektiv, eingestellt<br />

auf Blende f/5.<br />

LINKS: Um das<br />

Prada-Gebäude in<br />

Tokio aufzunehmen,<br />

nutzte ich ein 24 mm<br />

Tilt-und-Shift-Objektiv,<br />

und fügte dann den<br />

Türsteher aus einer<br />

anderen Datei hinzu.<br />

Ich ging möglichst nah<br />

an den Boden, um<br />

Menschen aufnehmen<br />

zu können, die<br />

vorbeigingen.<br />

UNTEN:<br />

Shiodome ist ein<br />

Geschäftsviertel in<br />

Tokio, das abseits der<br />

üblichen<br />

Touristenpfade liegt,<br />

aber es gibt dort sehr<br />

hohe Gebäude und<br />

hochliegende<br />

Gehwege.


FOTOABENTEUER<br />

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Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

GANZ LINKS:<br />

Der Gion-Bezirk in Kyoto<br />

erwacht nachts zum<br />

Leben. Dieses Bild<br />

wurde neben dem<br />

Yasaka-jinja Heiligtum<br />

aufgenommen, mit<br />

Blick die Hauptstraße<br />

von Gion hinunter. Ich<br />

habe drei verschiedene<br />

Aufnahmen mit einem<br />

70-200mm-Objektiv<br />

gemacht mit ungefähr<br />

einer Ampelschaltung<br />

Abstand dazwischen,<br />

um die besten<br />

Verkehrsbewegungen<br />

zu erfassen, und habe<br />

dann die Fotos<br />

zusammengefügt.<br />

LINKS: Es gehört zu<br />

den japanischen<br />

buddhistischen Ritualen,<br />

vor dem Betreten eines<br />

Tempels oder eines<br />

Heiligtums sich in einem<br />

Becken, das Tsukubai<br />

genannt wird, die Hände<br />

zu reinigen.<br />

OBEN: Yokohama liegt in<br />

der Bucht von Tokio. Es<br />

gibt dort viele<br />

Sehenswürdigkeiten, wie<br />

etwa das Nippon Maru<br />

Segelschiff und das<br />

Riesenrad „Cosmo Clock<br />

21“. Ich habe diese<br />

Aufnahme bei einer<br />

Belichtung von sechs<br />

Sekunden und f/11 mit<br />

meinem 70-200 mm<br />

-Objektiv gemacht.<br />

Japan 123<br />

„Obwohl es in Japan keinen Big Ben, keinen Eiff elturm und keinen Trafalgar Square gibt, fi ndet man dort<br />

doch fantastische Beispiele moderner Architektur und Kultur, die einzigartig auf der Welt sind.“<br />

über die Straße zu lassen, und zu Stoßzeiten, gehen alle sehr, sehr<br />

vorsichtig, damit sie niemanden anrempeln.<br />

Auf dieser Reise wollte ich mich nicht nur auf die sich verändernde<br />

Skyline von Tokio konzentrieren, sondern auch auf die japanische<br />

Lebensart: Menschen, die die Straße überqueren, die Fahrrad fahren<br />

und Züge besteigen. Die Shibuya-Kreuzung ist eine der größten<br />

Straßenkreuzungen der Welt, die im zentralen Geschäftsbezirk von Tokio<br />

liegt, wo man die höchste Dichte an Hotels fi ndet, und gleichzeitig ist es<br />

ein Zentrum der Mode und des Nachtlebens. Es ist übervoll dort:<br />

Hunderte Menschen überqueren die Straße zur selben Zeit. Die<br />

Umgebung ist voller Neonreklame, plärrender Musik und japanischer<br />

Jugendkultur – es ist das typische Tokio, das ich so liebe!<br />

Ich bin dort immer hingegangen, um einfach herumzustehen, die<br />

Menschen zu beobachten und die anregende Atmosphäre aufzusaugen.<br />

Beim Fotografi eren von Leuten, die die Straße überqueren, machte ich es<br />

so, dass ich die Kamera einfach in die Hand nahm, eine lange<br />

Belichtung einstellte und die Kamera schwenkte, während die<br />

Menschen an mir vorbeigingen. Normalerweise legte ich meinen<br />

Schwerpunkt auf hübsche Mädchen, auf Männer im Anzug auf dem<br />

Weg von der Arbeit nach Hause, oder auf Menschen mit Schirmen im<br />

Regen, da das gute Motive sind.<br />

In Shinjuku sieht es sehr ähnlich aus. Es gibt dort Boulevards, übervoll<br />

mit Neontafeln, chaotische Straßen voller Leben, und riesige<br />

Wolkenkratzer. Der größte Teil Tokios ist nicht älter als 70 Jahre, da die<br />

Stadt nach dem zweiten Weltkrieg neu aufgebaut wurde, und obwohl es<br />

in Japan keinen Big Ben, keinen Eiffelturm und keinen Trafalgar Square<br />

gibt, fi ndet man dort doch phantastische Beispiele moderner Architektur<br />

und Kultur, die einzigartig auf der Welt sind. In London kann man wohl<br />

in einer einzigen Straße die Hälfte der Völker der Welt beobachten,<br />

wohingegen es in Tokio fast ausschließlich japanische Gesichter sind,<br />

die sich in der Regel an ein Handy schmiegen.<br />

Die japanische Jugendkultur bietet ebenfalls die Gelegenheit,<br />

interessante Bilder zu schießen.In einem Stadtbezirk namens Harajuku


FOTOABENTEUER<br />

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OBEN: Die Shibuya-<br />

Kreuzung ist eine der<br />

größten<br />

Straßenkreuzungen der<br />

Welt. Es ist ein<br />

ehrfurchtgebietender<br />

Ort. Dieses<br />

Panoramabild wurde aus<br />

neun Aufnahmen<br />

zusammengesetzt, die<br />

mit einem 24 mm<br />

Tilt-und-Shift-Objektiv<br />

bei 1/5 Sekunde und<br />

f/11 aufgenommen<br />

wurden.<br />

GANZ RECHTS: Die<br />

Japaner sind so höfl ich,<br />

dass sie Schutzmasken<br />

tragen, wenn sie erkältet<br />

sind.<br />

RECHTS: Das ist der<br />

Shinjuku-Bahnhof.<br />

Damit die Menschen<br />

genau dort waren, wo<br />

ich sie im Bild haben<br />

wollte, musste ich eine<br />

Fotomontage aus sieben<br />

Einzelbildern anfertigen.<br />

Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

„Es ist einfach, sich in Japan von einem Ort zum anderen zu bewegen. Die Verkehrsmittel<br />

sind effizient, und obwohl es nicht preiswert ist, kann man mit ihnen wahrscheinlich zu jedem<br />

beliebigen Ort im Land gelangen.“


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

fi ndet man Takeshita-dori, eine 400 Meter lange Gasse, in der eine<br />

Boutique neben der anderen ist, die alle Kitsch für Teenager und Fetische<br />

aus der Subkultur anbieten. Derzeit ist „cosplay“ im Trend; das sind<br />

Kostümspiele, bei denen sich die Jugendlichen als Zeichentrickfi guren<br />

verkleiden. Dann gibt es noch Akihabara, auch bekannt als elektrische<br />

Stadt, und das Zentrum der japanischen Geeks. Die meisten Touristen<br />

beachten sie nicht, aber hier ist ein Hotspot der modernen japanischen<br />

Kultur. Übervoll mit Elektronik und Manga-Buchhandlungen; es wurde<br />

schon als „Ground Zero der Geek-Bewegung“ bezeichnet.<br />

Es ist unheimlich einfach, sich in Japan von einem Ort zum anderen<br />

zu bewegen. Die Verkehrsmittel sind effi zient, und obwohl es nicht<br />

preiswert ist, kann man wahrscheinlich zu jedem beliebigen Ort im<br />

Land gelangen, indem man den „Bullet-Train“-Schnellzug und das<br />

U-Bahn-System benutzt.<br />

Im Unterschied zu Tokio zeigt die Stadt Kyoto das traditionelle<br />

Gesicht Japans, aber als Folge davon gibt es dort sehr viel mehr<br />

Touristen. Die ehemalige Hauptstadt Japans ist umgeben vom<br />

bergigen Tamba-Hochland und ist eine der wenigen Städte, die nicht<br />

den Feuerbomben des 2. Weltkriegs ausgesetzt war. Daher gibt es<br />

hier unzählige gut erhaltene buddhistische Tempel, Shinto-<br />

Heiligtümer und Paläste. Wenn man allerdings aus dem Bahnhof<br />

von Kyoto tritt, denkt man unweigerlich „Und das soll es sein?“, weil<br />

man inmitten von Beton und Asphalt steht. Die meisten Heiligtümer<br />

befi nden sich in den Außenbezirken der Stadt. Aber es gibt auch<br />

Gion, den berühmten Geisha-Bezirk, wo es sich lohnt, Zeit zu<br />

verbringen, wenn auch nur, um die hölzernen Kaufmannshäuser im<br />

Machiya-Stil zu fotografi eren. Nachts erwacht die Gegend zum<br />

Leben.<br />

Das Pfl ichtprogramm, also das was man gesehen haben muss, ist in<br />

Kyoto sehr groß, wie etwa die Tausenden roten Tore, die hoch zum<br />

Fushimi Inari Taishi-Heiligtum führen, am Fuß des Inaribergs, dem<br />

kaiserlichen Palast und dem Kikakuji-Tempel, der mit Blattgold<br />

geschmückt ist. Ich wollte keinesfalls den Rakusai-Bambusgarten<br />

verpassen – ein großer Hain seltener Bambusbäume, die mit<br />

Hintergrundbeleuchtung unglaublich aussehen. Ich nahm ein<br />

Panoramafoto auf, bei dem kein Mensch zu sehen war, aber fast<br />

immer musste ich mit Photoshop Menschen entfernen, da es dort<br />

von Touristen nur so wimmelte. Als ich außerhalb des Hains stand,<br />

gelang mir ein Foto einiger vorbeispazierender Geishas, wobei das<br />

sie von hinten anstrahlende Licht phantastisch war, weil es ihre<br />

weißen Gesichter betonte. Man hat Glück, wenn man eine Geisha zu<br />

Gesicht bekommt. Sie sind voller Anspielungen, aber sehr fotogen<br />

– so sehr sogar, dass nicht nur Touristen sie fotografi eren möchten,<br />

sondern auch die Japaner. Manche Leute mieten sogar Geishas und<br />

fotografi eren sie in der Altstadt von Kyoto neben traditionellen<br />

Häusern. Das überlege ich mir für meine nächste Reise. Es gab ganz<br />

einfach zu viel zu sehen in einem relativ kurzen Zeitraum von nur 18<br />

Tagen, daher spiele ich ernsthaft mit dem Gedanken, im Herbst<br />

wiederzukommen, wenn das Land voll der herbstlichen Farben ist.<br />

Japan 125<br />

Jons<br />

Ausrüstung<br />

Eine Canon<br />

EOS-1Ds MkIII mit<br />

einem 17-, 24-, 45<br />

TS-E- , 24-105-<br />

und<br />

70-200-Millimeter<br />

Objektiv sowie ein<br />

15 mm-Fisheye, ein<br />

MacBook Pro<br />

Laptop, ein<br />

Smartdisk-<br />

Sicherungslaufwerk<br />

und als krönender<br />

Abschluss noch ein<br />

Gitzo Stativ mit<br />

einem Really Right<br />

Stuff Panoramakopf.


Nutzen Sie den Nebel<br />

> ZEIT: EINE STUNDE > AUSRÜSTUNG: CANON EOS 5D MKII, 24-105 MM F/4L, LEE 0.6 GRAUFILTER,<br />

STATIV, FERNAUSLÖSER > VORAB EINGEHOLT: WETTERVORHERSAGE<br />

Mark Bauer: Die Zeit vom Herbst bis zum frühen Winter ist für mich eine der beliebtesten<br />

Jahreszeiten für die Landschaftsfotografi e. Die niedrig stehende Sonne gibt der Landschaft Struktur,<br />

die Luft ist klarer als im Sommer und der Sonnenaufgang fi ndet zu einer humaneren Zeit statt.<br />

Daher stehen die Chancen besser, dass ich für das magische Morgendämmerungslicht aufstehe.<br />

Aber eine noch größere Attraktion stellen für mich Nebel und Dunst dar, die es in dieser Jahreszeit häufi g gibt.<br />

Eine Szene, die ansonsten eher unspektakulär aussieht, kann dadurch mystischer und romantischer wirken,<br />

wenn die Spitzen der Bäume und Gebäude durch diese weiße Schicht, die unten im Tal liegt, hervorstechen.<br />

Es gibt unterschiedliche Arten von Dunst und Nebel, aber für diese Art von Aufnahmen brauchen wir<br />

„Strahlungsnebel“. Strahlungsnebel entsteht in klaren, ruhigen Nächten, wenn der Boden durch die Strahlung<br />

und Abkühlung an Wärme verliert. Die Erde wiederum kühlt die bodennahe Luft bis zu einem Sättigungspunkt<br />

ab, und so entsteht Nebel. Dieser Nebel ist oft auf einen niedrigen Bereich nahe des Bodens begrenzt, wenn<br />

Sie also auf einen Hügel hinaufsteigen, können Sie möglicherweise eine Aufnahme über ein Tal voller Nebel<br />

hinweg machen.<br />

Ideale Bedingungen für diese Art von Nebel sind ein leichter Wind, klarer Himmel und lange Nächte, daher<br />

beobachten Sie die Wettervorhersage und stehen Sie früh auf, um einen geeigneten Ort zu fi nden.


128 Nebel am frühen Morgen Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Belichtung und Bildbearbeitung<br />

BELICHTUNG: Weil das Messgerät der Kamera davon ausgeht, dass es auf einen mittleren Tonwert<br />

schaut (18 % Grau), können sogar „intelligente“ Messgeräte durch viel Weiß in der Landschaft, wie<br />

es bei nebligen Szenen der Fall ist, getäuscht werden und somit unterbelichten. Daher sollten Sie<br />

den Belichtungswert um ungefähr +1 Stufen erhöhen. Die Technik des „nach rechts Belichtens“,<br />

d.h. die Belichtung so weit wie möglich an die Überbelichtung heranführen, ohne dabei Details zu<br />

ruinieren, ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden, denn sie erzeugt eine Datei mit<br />

mehrTonwertinformationen und weniger Rauschen. Wenn Sie diese Technik anwenden, müssen<br />

Sie den Belichtungswert noch stärker anpassen.<br />

BILDBEARBEITUNG: Aufnahmen von nebligen Szenen nachzubearbeiten, funktioniert ein bisschen<br />

anders als bei „normalen“ Szenen, bei denen Sie den schwarzen Punkt so setzen, dass er mit der linken<br />

Seite des Histogramms übereinstimmt. Bei Bildern, die in Dunst oder Nebel aufgenommen wurden, gibt t<br />

es selten ein echtes Schwarz, und sie haben einen begrenzten Kontrastumfang, daher sollten Sie den<br />

schwarzen Punkt weniger aggressiv als für die meisten anderen Bilder setzen, damit die Szene weiterhin n<br />

natürlich aussieht.<br />

Feuchtigkeitsalarm!<br />

Bei nebligen Gegebenheiten kann sich auf Ihrem<br />

Objektiv und/oder Ihrem Filter Kondensat bilden,<br />

welches die Bilder ruinieren kann. Behalten Sie<br />

daher die vorderen Elemente und Filter ständig<br />

im Auge und wischen Sie sie oft mit einem<br />

Mikrofasertuch ab.<br />

Nachdem ich am Abend zuvor die Wettervorhersage gehört habe, kam ich zu den Purbeck Hügeln in Dorset etwa 30 Minuten vor Sonnenaufgang<br />

1an. Über Nacht hatte sich im Tal dichter Nebel gebildet, und bei Sonnenaufgang begann sich dieser aufzulösen, wobei die Formen der Bäume und<br />

Gebäude durch den Nebel langsam erkennbar wurden. Ich habe meine Ausrüstung ausgepackt und eine geeignete Komposition für mein Bild<br />

gesucht.<br />

Die Kirchturmspitze, die aus dem Nebel herausragt, schien mir ein natürlicher Blickpunkt<br />

2zu sein, daher habe ich meine Komposition um diesen wunderschönen Orientierungspunkt<br />

aufgebaut. Jedoch haben die hellen Töne des Nebels das Messgerät der Kamera so verwirrt,<br />

dass die Szene leicht unterbelichtet wurde. Obwohl ich die Details auch später in der<br />

Bildbearbeitung herausarbeiten könnte, ziehe ich es vor, nach rechts zu belichten, um eine<br />

maximale Bildqualität zu erreichen.<br />

Um nach rechts zu belichten, habe ich die Belichtungswerte um zwei Stufen<br />

3erhöht. Dadurch wurden die hellen Töne im Hauptteil des Bildes gehalten, aber<br />

sie gingen nahtlos in den hellen Himmel über, ohne dass die Details noch zu erkennen<br />

gewesen wären. Sie können auf meinem Bild sehen, dass der Himmel viel zu hell ist<br />

und dadurch das Bild ruiniert wird. Um dieses Problem musste ich mich noch<br />

kümmern!


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Ich habe einen zweistufi gen Grauverlaufsfi lter aufgesetzt und die Aufnahme noch einmal<br />

4gemacht. Der zusätzliche Filter hat es mir erlaubt, die Belichtung zu erhöhen, um sowohl<br />

die hellen Töne des Himmels als auch den Farbton des Himmels beizubehalten. Aber als ich mir<br />

die Aufnahme noch einmal angeschaut habe, habe ich mir überlegt, dass es nicht viel<br />

Interessantes im Himmel zu sehen gab, daher würde ich die Komposition des Bildes noch<br />

einmal überarbeiten müssen.<br />

Nebel am frühen Morgen 129<br />

Magischer Nebel<br />

Mein fertiges Bild ist voller<br />

Atmosphäre. Der Nebel hilft<br />

dabei, der Aufnahme eine<br />

zeitlose Qualität zu geben.<br />

Ich habe etwas näher rangezoomt und so noch einmal fotografiert. Den langweiligen<br />

5Himmel abzuschneiden, verstärkt die Komposition auf angenehme Art. Aber nun hat sich<br />

der Nebel bewegt, und zeigt für meinen Geschmack etwas zu viele Details. Somit habe ich<br />

meine Position noch einmal leicht verändert und darauf gewartet, dass etwas mehr Nebel in die<br />

Szene kommt und einige der ablenkenden Elemente im Bild verdeckt. Nach einiger Zeit kam<br />

alles zusammen. Hier ist das Ergebnis!


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Ausrüstung und Zubehör 131<br />

DIE NOTWENDIGE AUSSTATTUNG<br />

FÜR JEDEN<br />

LANDSCHAFTSFOTOGRAFEN


Ratgeber für die Ausrüstung #1<br />

DER EINSTEIGER<br />

Schraubfilter<br />

Obwohl es keinen Zweifel daran gibt,<br />

dass eckige Steckfi lter-Systeme auf<br />

lange Sicht sinnvoller für<br />

leidenschaftliche Fotografen sind, sind<br />

für den Anfänger dennoch Schraubfi lter<br />

gut geeignet. Der ringförmige Polfi lter<br />

sollte auf jeden Fall ganz oben auf der<br />

Liste stehen, da er sich am nützlichsten<br />

für die Aufnahme von Landschaften<br />

erweist. Filter von Hoya, Kood und<br />

Jessops sind zu empfehlen.


Kit-Objektiv<br />

Es gibt eine große Auswahl an<br />

Einsteiger-Kameras, die zusammen mit<br />

einem Kit-Objektiv (z. B. 18-55 mm) in<br />

einer Preislage von unter 500 Euro<br />

erhältlich sind. Wir empfehlen für<br />

Kamera-Kits unter anderem die<br />

folgenden Modelle: Canon EOS<br />

1000D, Nikon D60, Olympus E-420,<br />

Pentax K-m und K200D und Sonys<br />

Alpha 200.<br />

Zubehör<br />

Zwar sollte man seine Tasche so leicht<br />

wie möglich halten, vor allem, wenn<br />

man ein paar Stunden unterwegs ist,<br />

doch einige Zubehörteile sind als<br />

essentiel zu betrachten. Dazu gehören<br />

zusätzliche Speicherkarten, ein<br />

Objektiv-Reinigungstuch, um die Optik<br />

sauber zu halten, eine Landkarte und<br />

ein Mobiltelefon für den Fall, dass man<br />

sich verlaufen oder verletzen sollte.<br />

Der Einsteiger<br />

Die Ausstattungsoptionen für<br />

Einsteiger in die Spiegelrefl exfotografi e<br />

sind nicht gerade leicht zu<br />

überschauen. Für den Anfang<br />

benötigt man in jedem Fall eine<br />

Grundausstattung, bestehend aus<br />

einer Kamera und Standardzoom,<br />

einem guten Stativ, einem oder<br />

zwei Schraubfi ltern sowie einer<br />

Tasche, um all dies unterzubringen,<br />

zusammen mit ein paar Snacks,<br />

Wasser, Landkarten usw.<br />

Stativ und Kopf<br />

Die Hauptfaktoren für das Aussuchen<br />

eines Stativs sind Gewicht und<br />

Stabilität. Es sind mehrere Modelle für<br />

unter 150 Euro erhältlich, die einen<br />

sehr stabilen Halt für die Ausrüstung<br />

bieten. Gibt man mehr Geld aus, so<br />

besitzen die Modelle einige<br />

Extra-Funktionen und sind vor allem<br />

noch stabiler und relativ leichter.<br />

Foto-Tagesrucksack<br />

Als Einsteiger besitzt man<br />

wahrscheinlich nicht mehr als eine<br />

bescheidene Ausrüstung bestehend<br />

aus Kamera mit Kit-Objektiv (und<br />

eventuell einem zusätzlichen Zoom),<br />

zusammen mit ein wenig anderem<br />

Foto-Zubehör und notwendigen<br />

Dingen wie Kleidung. Ein Foto-<br />

Tagesrucksack für 50 Euro mit<br />

getrennten Taschen für die Ausrüstung<br />

und andere Gegenstände sollte dafür<br />

ausreichen.


006 The Basics: Exposure The Essential Guide to Landscape Photography<br />

Ratgeber für die Ausrüstung#2<br />

DER<br />

FORTGESCHRITTENE<br />

Der Fortgeschrittene<br />

Wenn man mit viel Begeisterung<br />

fotografi ert, möchte man irgendwann in<br />

eine bessere digitale Spiegelrefl exkamera,<br />

bessere Optik und mehr Zubehör wie z. B.<br />

einen separaten Belichtungsmesser und<br />

einen Funkauslöser investieren. Das<br />

bedeutet Spezialobjektive, wie ein<br />

Weitwinkel-Zoom, mehr Filter, ein<br />

besseres Stativ und mehr Zubehör.<br />

Kleidung<br />

Da Sie sowohl sehr früh als auch spät<br />

am Tag draußen sind und Abenteuer in<br />

Regen, Sturm und Sonnenschein<br />

durchstehen wollen, müssen Sie sich<br />

entsprechend kleiden. Eine leichte<br />

wasserdichte Jacke wie diese<br />

„Paramo“ mit Fleece darunter und<br />

anständige Wanderschuhe wie<br />

„Patagonia’s Thatchers“ sind die<br />

Investition auf jeden Fall wert. Wichtig<br />

sind eine Kopfbedeckung, und dass<br />

Ihre Hände warm bleiben. Probieren<br />

Sie fi ngerlose Handschuhe, mit denen<br />

Sie die Kamera weiterhin bedienen<br />

können.<br />

Kamerarucksack<br />

Der begeisterte Fotograf wird<br />

wahrscheinlich Stunden in der Natur<br />

verbringen, auch wenn die<br />

Wetterbedingungen nicht so gut sind. Also<br />

ist ein qualitativ hochwertiger,<br />

wasserdichter Rucksack unentbehrlich.<br />

Und für die zusätzliche Ausrüstung<br />

benötigen Sie zusätzlichen Stauraum. Zu<br />

den Rucksäcken, die wir Ihnen<br />

vorschlagen, gehören der „Lowepro Vortex<br />

200“ und der „Tamrac Adventure 8“.<br />

<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkamera<br />

Enthusiasten mit ein paar Jahren<br />

Erfahrung werden sehr wahrscheinlich<br />

von ihrem Einsteigermodell auf etwas<br />

Dauerhafteres und Anspruchsvolleres<br />

umsteigen wollen. Ein Blick auf die<br />

Modelle Canon EOS 60D, Nikon<br />

D7000, Olympus E-510, Pentax K-7<br />

und die Sony A580 lohnt sich.


Ultra-Weitwinkel-Zoom<br />

Das 18-55 mm Standardobjektiv<br />

leistet gute Arbeit, aber es ist an der<br />

Zeit, zur Steigerung der Optik auf<br />

etwas Besseres umzusteigen. Ein<br />

Ultra-Weitwinkel-Zoom sollte auf Ihrer<br />

Liste ganz oben stehen, da es ein<br />

weiteres Blickfeld und schärfere<br />

Ergebnisse liefert. Vielleicht möchten<br />

Sie auch in ein nicht zu teures<br />

Teleobjektiv investieren, um Details in<br />

Ihren Motiven heranzuholen.<br />

Ansteckfilter<br />

Wenn Sie nur ein Objektiv haben,<br />

genügen Anschraubfi lter. Aber wenn<br />

Sie weitere Objektive erwerben, die<br />

vermutlich unterschiedliche<br />

Gewindegrößen für die Filter haben,<br />

dann müssen Sie sich zwischen<br />

zusätzlichen Anschraubfi ltern oder<br />

einem System von Ansteckfi ltern<br />

entscheiden. Letzteres ist die bessere<br />

Lösung, vor allem da Sie abgestufte<br />

Graufi lter verwenden wollen. Sehen Sie<br />

sich das P-System von Cokin an. Es ist<br />

preiswert und von sehr guter Qualität.<br />

Karbon-Stativ<br />

Wenn Sie in Ihr erstes richtig gutes<br />

Stativ investieren möchten, dann<br />

lohnen sich die Mehrkosten für ein<br />

leichtgewichtiges Stativ aus Karbon.<br />

Sie denken vielleicht, dass die<br />

Gewichtsersparnis die Mehrkosten<br />

nicht wert sind. Aber Sie werden Ihre<br />

Meinung bestimmt ändern, wenn Sie<br />

mit Ihrem dreibeinigen Ungetüm<br />

Meilen gewandert sind. Außerdem ist<br />

Karbon besonders vibrationsarm.<br />

Weiteres Zubehör<br />

Wenn Sie sich mehr und mehr in die<br />

Fotografi e vertiefen, werden Sie feststellen,<br />

dass der Umfang Ihrer Ausrüstung langsam<br />

anwächst. Ein Funkauslöser wird sich bei<br />

langen Belichtungszeiten als nützlich<br />

erweisen, vielleicht möchten Sie eine<br />

wasserdichte Umhüllung wie die Aquamap<br />

für Ihre Landkarten, und ein anständiger<br />

Lichtmesser wie der L-308s von Sekonic<br />

wäre auch ganz interessant.


DER PROFI ODER<br />

SEMIPROFI<br />

The Essential Guide to Landscape Photography<br />

Ratgeber für die Ausrüstung#3 Ein professionelles<br />

Einsteckfiltersystem<br />

Der professionelle<br />

Fotograf<br />

Nach jahrelangem Hobby-Fotografi eren,<br />

stellen viele Enthusiasten fest, dass es<br />

einen Markt für ihre Aufnahmen gibt und<br />

avancieren zum Semiprofi . Andere<br />

starten eine Vollzeit-Karriere als<br />

professioneller Fotograf. Eine<br />

Gemeinsamkeit aller Fotografen, die<br />

versuchen, mit ihrem Hobby Geld zu<br />

verdienen, ist der Wunsch nach der<br />

besten Ausrüstung.<br />

Kleidung<br />

Unterhält man sich mit professionellen<br />

Outdoor-Fotografen über Kleidung,<br />

besteht kein Zweifel darüber, wie<br />

wichtig wasserfeste ,warme und<br />

luftdurchlässiger Kleidung ist. Die<br />

„Páramos“-Jacke, Modell „Cascada“,<br />

wird durch eine passende Hose<br />

ergänzt. Warme Handschuhe, eine<br />

dicke Vliesjacke sowie festes<br />

Schuhwerk von Berghaus und Socken<br />

von Bridgedale gewährleisten ein<br />

bequemes Fotografi eren unter freiem<br />

Himmel.<br />

Ein professioneller Fotograf arbeitet mit<br />

vernünftigen Einsteckfi ltern. Die meisten<br />

verwenden ein 100 mm-System, welches<br />

sich für den Gebrauch mit<br />

Weitwinkelobjektiven eignet, um<br />

Eckenabschattungen zu vermeiden. Oft<br />

verwendet werden Produkte von Lee<br />

(www.leefi lters.com) mit einer<br />

hervorragenden Auswahl an<br />

hochqualitativen Filtern.<br />

Professioneller<br />

Rucksack<br />

Die meisten der professionellen<br />

Outdoor-Fotografen, die Aufnahmen<br />

im Freien machen, verbringen<br />

mindestens einige Tage vor Ort und<br />

übernachten in ortsansässigen<br />

Unterkünften. Für die gesamte<br />

Ausrüstung wird also in ein handliches<br />

Gepäckstück benötigt. Aus diesem<br />

Grund wird meistens ein größerer<br />

Rucksack mit einem guten<br />

Fassungsvermögen sowie Schutz,<br />

verwendet, wie beispielsweise der Pro<br />

Trekker oder Tamrac Expedition 8 von<br />

Lowepro.


Professionelle<br />

Spiegelreflexkameras und<br />

Objektive<br />

Sobald Sie damit beginnen, durch Fotografi eren Geld<br />

zu verdienen, ist unvermeidlich, dass Sie Ihre<br />

Ausrüstung aufrüsten müssen. Für Landschaft-Profi s<br />

bedeutet dies, dass sie in eine Vollformatkamera<br />

investeren müssen, wie beispielsweise die Canon<br />

EOS 5D MkII, Nikon D700 oder D3, oder etwa die<br />

Alpha 900 von Sony. Größere Sensoren verraten die<br />

Unzulänglichkeiten einer preisgünstigen Optik. Von<br />

daher müssen Objektive auch aufgerüstet werden.<br />

Stabiler Stativkopf<br />

Ein Profi wird mit größter<br />

Wahrscheinlichkeit bereits als ernsthafter<br />

Enthusiast in ein Karbon-Stativ investiert<br />

haben. Sobald er in eine Profi -Kamera<br />

besitzt, ist es gut möglich, dass er den<br />

Stativkopf gegen einen mit einer größeren<br />

Platte aufrüstet, welcher der Belastung der<br />

schwereren Kamera inklusivem großem<br />

Objektiv standhält.<br />

<strong>Digitale</strong>s Zubehör<br />

Die meisten Profi s werden eine Zweitkamera mit<br />

sich tragen, für den Fall, dass die Erstkamera<br />

versagt. Neben dem ultra-breiten Zoom, haben sie<br />

normalerweise ein „schnelles“ 70-200 mm f/2.8<br />

Zoom-Objektiv und ein Makro-Objektiv für<br />

detaillierte Nahaufnahmen. Ein persönliches<br />

Speichergerät ermöglicht es, Sicherungskopien<br />

von Aufnahmen zu erstellen, während ein Laptop<br />

die gleiche Funktionalität und die Möglichkeit zur<br />

Bildnachbearbeitung unterwegs bietet. Mit<br />

Objektiv- und Sensorreiniger, zusätzlichen<br />

Batterien, Speicherkarten sowie Landkarten ist<br />

man bestens ausgerüstet.


Weitwinkelobjektive<br />

Wenn Sie es mit der Landschaftsfotografi e ernst meinen, sollte ein anständiges Weitwinkelobjektiv Ihre erste<br />

Anschaffung sein. Die erweiterte Perspektive und der weite Blickwinkel, den diese Objektive Ihnen geben,<br />

ermöglichen Ihnen, das Bild mit Ihrem Motiv voll auszufüllen und eine unglaubliche Anzahl von Details zu zeigen.<br />

Wenn sie sich in einer schönen Landschaft befi nden, gibt es nichts Besseres als ein Weitwinkelobjektiv, um die<br />

gesamte Szene – von den interessanten Objekten im Vordergrund bis zu den ferneren Motiven – einzufangen.<br />

Erfahrene Landschaftsfotografen haben gelernt, die Dehnung der Perspektive des Weitwinkelobjektives zu ihrem<br />

Vorteil zu nutzen und Bildern mit einem Schwerpunkt im Vordergrund eine unglaubliche Tiefe zu verleihen. Ein<br />

weiterer Grund, warum Weitwinkelobjektive für Landschaftsfotografen so gut geeignet sind, ist, dass sie sogar bei<br />

mittlerer Blende einen Überfl uss an Tiefenschärfe bieten und damit Bilder von ausgezeichneter Schärfe erzielen.<br />

So, jetzt wo Sie ein Weitwinkelobjektiv haben wollen, müssen Sie entscheiden, welches das geeignete für Sie ist.<br />

Die Brennweite verstehen: Weitwinkelobjektive<br />

Die Brennweite eines Objektivs bezieht sich auf eine Spiegelrefl exkamera mit einem 35 mm-Film und<br />

Vollformatsensoren. Wenn Ihre Kamera einen APS-C-Bildsensor hat (das ist bei den meisten der Fall),<br />

dann beschneiden Sie das Bild praktisch und erhöhen die Brennweite des Objektivs (mit dem Faktor 1,5<br />

bei Nikon, Pentax und Sony; 1,6 bei Canon). Die untenstehende Tabelle zeigt gängige Weitwinkelobjektive<br />

und deren Auswirkung auf die effektive Brennweite.<br />

Brennweite Kameras<br />

am Objektiv Vollformat APS-H APS-C APS-C (Canon) 4/3 (Olympus)<br />

1x 1.3x 1.5x 1.6x 2x<br />

8 mm 8 mm 10 mm 12 mm 13 mm 16 mm<br />

14 mm 14 mm 18 mm 21 mm 22 mm 28 mm<br />

15 mm 15 mm 19 mm 22 mm 23 mm 30 mm<br />

20 mm 20 mm 26 mm 30 mm 32 mm 40 mm<br />

24 mm 24 mm 31 mm 36 mm 38 mm 48 mm<br />

28 mm 28 mm 36 mm 42 mm 45 mm 56 mm<br />

10-17 mm 10-17 mm 13-22 mm 15-25 mm 16-27 mm 20-34 mm<br />

10-20 mm 10-20 mm 13-26 mm 15-30 mm 16-32 mm 20-40 mm<br />

10-22 mm 10-22 mm 13-29 mm 15-33 mm 16-35 mm 20-44 mm<br />

11-18 mm 11-18 mm 14-23 mm 16-27 mm 18-29 mm 22-36 mm<br />

12-24 mm 12-24 mm 16-31 mm 18-36 mm 19-38 mm 24-48 mm<br />

16-35 mm 16-35 mm 21-45 mm 24-53 mm 26-56 mm 32-70 mm<br />

17-35 mm 17-35 mm 22-45 mm 25-53 mm 27-56 mm 34-70 mm<br />

17-40 mm 17-40 mm 22-52 mm 25-60 mm 27-56 mm 34-80 mm


ROSS HODDINOTT


140 Zubehör Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Die Wahl des<br />

Weitwinkelobjektivs<br />

Wenn Ihre Kamera mit einem Standardzoom mit z. B.18 bis 55 Millimetern<br />

geliefert wurde, dann haben Sie bereits ein Objektiv, welche in der Lage ist,<br />

gute weitwinklige Bilder zu schießen. Allerdings sind die Einsatzmöglichkeiten<br />

dieses Objetivs beschränkt, da das Sehfeld nicht groß genug ist, um beste<br />

Landschaftsaufnahmen zu machen. Dieses Objektiv ist eine gute Wahl für den<br />

Anfang, aber Sie sollten bei nächster Gelegenheit über ein besseres Weitwinkel<br />

hinzufügen. Sie haben zwei Möglichkeiten: eine feststehende Brennweite oder ein<br />

weitwinkliges Zoom. Wenn Sie das schärfstmögliche Ergebnis erzielen möchten,<br />

dann wollen Sie theoretisch auch das beste Objektiv. Das 15 mm-Objektiv ist<br />

hervorragend, wenn Ihe Kamera einen APS-C-Sensor hat. Ein 20 mm- oder 24<br />

mm-Objektiv eignet sich, sollten Sie ein Vollformat-Modell verwenden. Obwohl<br />

markierte Linsen die ultimative optische Leistung bieten, sind sie sehr teuer, und<br />

Ihre Auswahlmöglichkeiten sind äußerst gering.<br />

Wenn Ihre Kamera den kleineren APS-C-Sensor verwendet, empfehlen<br />

wie Ihnen sehr, dass Sie die Finger von Festbrennweiten lassen und sich<br />

stattdessen für ein ultra-weitwinkliges Zoom entscheiden. Damit haben Sie mehr<br />

Auswahlmöglichkeiten. Ein solches Zoom ist relativ erschwinglich und liefert eine<br />

exzellente Qualität.<br />

Durch Fortschritte der optischenTechnologie wurde die Entwicklung von<br />

hochqualitativen ultraweiten Zooms in den späten 1990ern und das Erscheinen<br />

der digitalen Spiegelrefl exkameras zunehmend populär. Das überrascht nicht,<br />

da die Auswahl, die sie abdecken, eine unglaubliche Einsatzfl exibilität in so<br />

einem kleinen und kostengünstigen Objektiv anbietet. Tatsächlich ist das ultraweitwinklige<br />

Zoom wohl eines der besten Objektive, die Sie kaufen können. Es<br />

gibt es eine Vielzahl von Brennweiten auf dem Markt. Solche um die 11 bis 22<br />

Millimeter sind die passendsten für eine Kamera mit einem APS-C-Sensor.<br />

Faktisch decken die Zooms alle ähnliche Einsatzgebiete, trotzdem sollte man<br />

ein oder zwei Ausnahmen erwähnen. Das 10-17 mm Fisheye von Pentax<br />

bietet einen 180-Grad-Bildwinkel, so dass das Fisheye und das ultraweite<br />

Zoom zusammentreffen. Bermerkenswerterweise kann anders als die meisten<br />

ultraweiten Zooms das12-24 mm von Sigma mit Vollformat- und APS-C-Kameras<br />

verwendet werden. Bei Benutzern von Film- und Vollformat-Kameras sind 16-35<br />

mm-Objektive sehr beliebt, während beim Gebrauch mit einem APS-C-Senor die<br />

effektive Brennweite auf 24-53 mm (26-56 mm auf einer Canon) begrenzt ist.<br />

Also, welche weitwinklige Linse sollten Sie kaufen? Es besteht kaum Zweifel,<br />

dass Zooms einen perfekten Gegenwert für das Geld bieten, und Sie haben die<br />

„Qual der Wahl“, da es keine schlechten Modelle in dieser Kategorie gibt. Hier<br />

empfehlen wir unsere Lieblingszooms, die allesamt großartiger Ergebnisse liefern.<br />

Wir haben unser Angebot auf drei Modelle mit Festbrennweiten begrenzt. Sie<br />

bieten die ultimative Qualität, während Zooms fl exibler sind.<br />

Weitwinkelanatomie<br />

1) BLENDE Ultraweitwinkel werden<br />

geliefert mit einer bestimmten Blende, um<br />

Vignettierung und Lichtrefl exe zu<br />

vermeiden.<br />

2) GROSSES, KONKAVES<br />

FRONTELEMENT Das<br />

Frontelement hat normalerweise<br />

eine markante Wölbung, die Staub<br />

und Kratzern ausgesetzt ist.<br />

Achten Sie darauf, diesen Bereich<br />

sauber zu halten.<br />

3) MANUELLER<br />

SCHARFSTELLRING Sie müssen<br />

diesen Ring nur selten benutzen, da<br />

Weitwinkelobjektive einen exzellenten<br />

Autofocus haben.<br />

4) ZOOM-RING Die meisten sind breit<br />

mit einer geriffelten Oberfl äche, so dass<br />

er sehr griffi g und in der Handhabung<br />

leicht ist.<br />

5) FOKUS-ABSTAND Bei vielen Linsen ist<br />

die Fokus-Abstandsanzeige auf dem<br />

Gehäuse markiert, während einige<br />

Modelle der gehobenen Preisklasse ein<br />

Fokus-Abstandsfenster haben.<br />

6) TIEFENSCHÄRFE-ANZEIGE Diese<br />

Anzeige ermöglicht es Ihnen die<br />

Tiefenschärfe je nach Blendenöffnung<br />

abzuschätzen<br />

7) INTERNES FOKUSSIERUNGSSYSTEM<br />

Wenn Sie Filter verwenden möchten, bieten<br />

Objektive mit einem internen<br />

Fokussierungssystem den Vorteil, dass das<br />

Objektiv bei der Fokussierung vorne nicht<br />

rotiert. So müssen Sie sie nicht ständig<br />

verstellen.<br />

6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

DIGITAL-ONLY- LINSEN<br />

Wenn Sie eine Linse wählen,<br />

überprüfen Sie , ob sie sich für<br />

den Gebrauch mit Film/<br />

Full-Frame und Digital<br />

<strong>SLR</strong>-Kameras eignet oder nur<br />

für D<strong>SLR</strong>-Kameras. Die für<br />

Film und Digitalkameras<br />

produzierten sind<br />

gewöhnlicherweise teurer;<br />

dieLinsen, die exklusiv<br />

hergestellt sind für<br />

D<strong>SLR</strong>-Kameras, sind optisch<br />

optimiert für Digitalkameras.<br />

Daher, wenn Sie eine<br />

D<strong>SLR</strong>-Kamera mit einem<br />

schmaleren APS-C Sensor<br />

verwenden und nicht planen,<br />

eine Full-Frame D<strong>SLR</strong>-Kamera<br />

zu kaufen, können wir Ihnen<br />

die Digital-Only Linsen<br />

empfehlen.<br />

Sigma 20 mm f/1.8 EX<br />

DG<br />

LINSENAUFBAU: 13 Elemente in 11<br />

Gruppen<br />

BLENDENBEREICH: f/1.8 BIS f/22<br />

FILTERDURCHMESSER: 82 mm<br />

ABMESSUNGEN: 88,6 X 89,5 mm<br />

GEWICHT: 520 g<br />

PASSEND FÜR: CANON, NIKON,<br />

PENTAX, SIGMA UND SONY<br />

WEBSEITE: www.sigma-foto.de<br />

Eines der erschwinglichen Weitwinkel-<br />

Objektive mit Festbrennweite. Dieses<br />

Sigma prahlt mit einer schnellen<br />

Blende und verwendet asphärische<br />

Linsen im vorderen Bereich. Es hat<br />

mehrere Linsengruppen, um die<br />

Schärfe zu verbessern Verzerrungen<br />

zu minimieren. Ein „Rear-Focus-<br />

System” bedeutet, dass das vordere<br />

Element während der Fokussierung<br />

statisch bleibt. Das Sigma ist eine<br />

exzellente Wahl, wenn Sie bevorzugt<br />

eine fi xierte Brennweite benutzen<br />

möchten anstatt eines<br />

Canon 24 mm f/1.4 L II USM<br />

LINSENAUFBAU: 13 Elemente in 10 Gruppen<br />

BLENDENBEREICH: f/1.4 bis f/22<br />

FILTERDURCHMESSER: 77 mm<br />

ABMESSUNGEN: 93,5 x 86,9 mm<br />

GEWICHT: 650 g<br />

PASSEND FÜR: nur Canon<br />

WEBSEITE: www.canon.de<br />

Diese neue Ergänzung zu der<br />

Canon-Bandbreite wurde für den<br />

professionellen Gebrauch hergestellt.<br />

Es bietet eine extrem schnelle Blende.<br />

Die optische Qualität ist sehr gut,<br />

dank der asphärischen und UD<br />

Glas-Elemente, die dafür sorgen, dass<br />

die Bildschärfe sehr hoch ist. Eine<br />

Traumlinse für diejenigen, die sich<br />

den hohen Preis leisten können.<br />

Fest- oder Zoom-Objektive?<br />

Es ist eine uralte Frage: Warum sollte man ein<br />

Festbrennweiten-Objektiv kaufen, wenn ein Zoom<br />

so viel mehr Einsatzfl exibilität bietet? Hier erfahren<br />

Sie den Grund.<br />

FESTE WEITWINKEL-OBJEKTIVE<br />

✓ Einfacheres optisches Design steht in der Regel für<br />

schärfere Ergebnisse mit besserem Kontrast.<br />

✓ Eine schnelle maximale Blendenöffnung<br />

ermöglicht hellere Sucher und bessere<br />

Restlichtressourcen.<br />

✓ Sie sind schmaler und kompakter als ein Zoom.<br />

✓ Die meisten haben ein kleineres Filtergewinde.<br />

✖ Sie sind begrenzt auf eine Brennweite<br />

✖ Sie sind elativ teuer<br />

WEITWINKEL-ZOOM-OBJEKTIVE<br />

✔ Sie decken einige Brennweiten ab, bieten also mehr<br />

Einsatzfl exibilität.<br />

✔ Sie bieten eine weitaus bessere Abdeckung am<br />

unteren Ende der Brennweite als eine Festbrennweite.<br />

✔ Die meisten Zooms sind optisch exzellent.<br />

✔ Viel Flexibilität zu einem guten Preis.<br />

✖ Sind nicht so scharf wie eine Festbrennweite,<br />

besonders zu den Rändern und Rahmenecken hin.<br />

✖ Sie leiden unter mehr Abbildverzerrung.<br />

✖ Die maximale Blendenöffnung ist nicht so schnell<br />

wie die der Festbrennweite.<br />

✖ Die meisten haben größere Durchmesser, daher<br />

sind Schraubfi lter teurer .<br />

Weitwinkel-Zooms.


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Nikon AF-S DX 12-24 mm f/4<br />

ED-IF<br />

LINSENAUFBAU:<br />

11 Elemente in 7 Gruppen<br />

BLENDENBEREICH: f/4 bis f/22<br />

FILTERDURCHMESSER: 77 mm<br />

ABMESSUNGEN: 82,5 x 90 mm<br />

GEWICHT: 485 g<br />

PASSEND FÜR: nur Nikon<br />

WEBSEITE: www.nikon.de<br />

Dieses exzellente Zoom für Kameras<br />

mit APS-C-Sensor ist kompakt, was<br />

die maximale Blendenöffnung von f/4<br />

angeht. Er ist zum Teil aus Kunststoff<br />

hergestellt, erscheint aber trotzdem<br />

von guter Qualität zu sein Der<br />

Zoom-Ring ist breit und der<br />

Fokus-Ring ist angemessen. Beide<br />

bieten einen geschmeidigen Ablauf.<br />

Das Gehäuse bietet eine interne<br />

Fokussierung. Die Bildqualität ist sehr<br />

hoch und liefert sehr scharfe<br />

Ergebnisse. Farbabweichungen und<br />

Lichtrefl exe sind fast nicht<br />

festzustellen, doch es gibt eine geringe<br />

Verzerrung.<br />

Sigma 10-20 mm f/4-5.6 EX DC HSM<br />

LINSENAUFBAU:<br />

14 Elemente in 10 Gruppen<br />

BLENDENBEREICH: f/1.8 bis f/22<br />

FILTERDURCHMESSER: 77 mm<br />

FORMATE: 83,5 x 81 mm<br />

GEWICHT: 470 g<br />

AUSRÜSTUNGEN: Canon, Nikon,<br />

Pentax, Sigma und Sony<br />

WEBSEITE:<br />

www.SIGMA-foto.de<br />

Dieser ultraweite Zoom ist dank seines<br />

kompakten Designs und der scharfen<br />

Optik ein wahrer Favorit bei<br />

Landschaftsliebhabern. Wie alle Sigma<br />

EX-Linsen sind sie sehr schön<br />

zusammengesetzt und machen einen<br />

guten Eindruck. Das Gehäuse stellt<br />

einen weiten Zoom und einen<br />

manuellen Fokus-Ring zur Schau.<br />

Beide haben einen problemlosen,<br />

positiven Lauf. Optisch liefert es<br />

durchgehend eine hohe Schärfe und<br />

nur leichte Anzeichen von<br />

Abbildverzerrung oder<br />

Farbabweichung.<br />

Nikon AF 20 mm f/2.8D<br />

LINSENAUFBAU:<br />

12 Elemente in 9 Gruppen<br />

BLENDENBEREICH: f/2.8 bis f/22<br />

FILTER THREAD: 62 mm<br />

ABMESSUNGEN: 69 x 42.5 mm<br />

GEWICHT: 270 g<br />

PASSEND FÜR: nur Nikon<br />

WEBSEITE: www.nikon.de<br />

Diese klassische Festbrennweite ist<br />

eine großartige Wahl für Nikon<br />

Benutzer. Während die maximale<br />

Blendeneinstellung nicht so schnell<br />

ist wie vergleichsweise die von<br />

Sigma oder Canon, ist der Vorteil<br />

einer f/2.8 Linse, dass sie Linsen<br />

erlaubt, die kompakter und<br />

leichtgewichtiger sind. Beim<br />

Fotografi eren von Landschaften<br />

werden Sie sowieso kleinere<br />

Blendenöffnungen verwenden. So ist<br />

es kein großes Problem, und Sie<br />

werden entdecken, dass das, was<br />

die Optik dieser Nikon-Linsen<br />

produziert, Bilder mit guten<br />

Kontrasten und exzellenter Schärfe<br />

sind.<br />

Canon EF 17-40 mm f/4L USM<br />

LINSENAUFBAU:<br />

12 Elemente in 9 Gruppen<br />

BLENDENBEREICH: f/4 bis f/22<br />

FILTERDURCHMESSER: 77 mm<br />

ABMESSUNGEN: 83,5 x 96,8 mm<br />

GEWICHT: 475 g<br />

PASSEND FÜR: nur Canon<br />

WEBSEITE: www.canon.de<br />

Die Objektive der Canon L-Serien<br />

bieten eine höhere Performance als<br />

andere. Dieses Zoom mit seiner<br />

konstanten minimalen<br />

f/4-Blendenöffnung ist eine der<br />

populärsten Optiken von Canon und<br />

passt für alle EOS-Modelle. Es ist größer<br />

als die meisten, aber robust gebaut mit<br />

großartiger Bedienbarkeit und<br />

schnellem Autofokus. Die Optik ist<br />

exzellent, obwohl Details am Rand mit<br />

den Vollformat-Sensoren ein bisschen<br />

weich werden. Es ist ein perfekts<br />

Objektiv, obgleich das EF-S 10-22 mm<br />

wahrscheinlich eine bessere Wahl für<br />

Benutzer von APS-C-Sensor ist.<br />

Sigma 12-24 mm f/4.5-5.6 EX DG<br />

HSM<br />

LINSENAUFBAU:<br />

16 Elemente in 12 Gruppen<br />

BLENDENBEREICH: f/4.5 bis 5.6 bis f/22<br />

FILTERDURCHMESSER: Rear<br />

Gelatin<br />

ABMESSUNGEN: 87 x 102,5 mm<br />

GEWICHT: 600 g<br />

PASSEND FÜR: Canon, Nikon,<br />

Pentax, Sigma und Sony<br />

WEBSEITE:<br />

www.sigma-foto.de<br />

Besonders beeindruckend an Sigmas<br />

12-24 mm-Zoom, ist, dass es für die<br />

Verwendung mit Vollformat- und<br />

APS-C-Sensoren haben geeignet ist.<br />

Dieser Zoom ist größer und weiter als<br />

der Durchschnitt, aber sehr gut<br />

gemacht mit einem weichen Zoom und<br />

Fokussierungsbewegungen. Das<br />

Gehäuse zeichnet sich durch ein<br />

Fokus-Fenster mit einer hyperfokalen<br />

Skala und einer eingebauten<br />

Sonnenblende als Schutz vor<br />

Lichtrefl exen aus. Die optische Qualität<br />

ist hoch mit einer guten Schärfe und<br />

niedriger Abbildverzerrung.<br />

Tamron 10-24 mm f/3.5-4.5 Di<br />

II LD<br />

LINSENAUFBAU:<br />

12 Elemente in 9 Gruppen<br />

BLENDENEINSTELLUNG: f/3.5-4.5<br />

bis f/22<br />

FILTERDURCHMESSER: 77 mm<br />

ABMESSUNGEN: 83,2 x 86,5 mm<br />

GEWICHT: 406 g<br />

PASSEND FÜR: Canon, Nikon,<br />

Pentax und Sony<br />

Tamrons 11-18 mm-Zoom war über<br />

Jahre hinweg eine beliebte Wahl, aber<br />

das dieses Modell mit einem extrem<br />

großen Brennweitenbereich bietet noch<br />

mehr Einsatzmöglichkeiten für<br />

Weitwinkel-Fans. Dieses Zoom ist eine<br />

kompakte und leichtgewichtige Option<br />

mit guter Bedienbarkeit und einem<br />

internen Fokus-System, welches<br />

Filter-Benutzern gefallen wird. Die<br />

optische Qualität ist sehr gut, dank der<br />

Einbeziehung von asphärischen und LD<br />

(Low Dispersion)-Elementen und<br />

verbesserter Multi-Beschichtung.<br />

Zubehör 141


142 Fotoschule: Fragen & Antworten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Fotoschule<br />

Fragen und Antworten:<br />

Sind Sie relativ neu bei der Fotografi e und noch dabei, die ganzen Begriff e zu verstehen? Oder haben Sie schon einiges an<br />

Erfahrung, aber möchten gerne Ihr Wissen erweitern? Egal, wie gut Sie sich bereits auskennen, unsere Fotoschule bietet eine<br />

schnelle Lektion für alle fotografi schen Schlüsselprinzipien und Fachbegriff e. In dieser Ausgabe: Weißabgleich<br />

F) Was ist Weißabgleich?<br />

A) Weißabgleich ist ein Begriff, den man<br />

benutzt, wenn man von der Farbtemperatur<br />

des Lichts spricht. Alle Lichtquellen haben<br />

einen unterschiedlichen Anteil an den drei<br />

Primärfarben Rot, Gelb und Blau (RGB).<br />

Niedrigere Farbtemperaturen haben einen<br />

prozentual höheren Anteil von roten<br />

Wellenlängen, sie sehen also wärmer aus,<br />

während höhere Temperaturen einen<br />

höheren Anteil von blauen Wellenlängen<br />

haben, also deutlich kühler aussehen. Die<br />

Farbtemperatur des Lichts wird in Grad<br />

Kelvin (K) gemessen. Unterschiedliche<br />

Lichtarten haben unterschiedliche Werte.<br />

So wird zum Beispiel weißes Licht bei<br />

5400K als neutral angesehen, da dies der<br />

gleichen Menge an RGB-Wellenlängen<br />

entspricht. Im Gegensatz dazu hat warmes<br />

Kerzenlicht einen niedrigen Wert von<br />

ungefähr 1800K, während der Schatten<br />

unter einem kühlen blauen Himmel<br />

ungefähr 7500K hat.<br />

Das menschliche Auge hat eine<br />

bemerkenswerte Eigenschaft: Es passt sich<br />

auf natürliche Art der (natürlichen oder<br />

künstlichen) Lichttemperatur an, so dass<br />

wir weißes Licht immer als weiß oder<br />

neutral empfi nden. Der Bildsensor einer<br />

Kamera hingegen kann dies nicht so gut.<br />

Um Farben authentisch wiederzugeben,<br />

müssen Spiegelrefl exkameras die<br />

Farbtemperatur des Lichts, das auf das<br />

jeweilige Motiv fällt, mit der<br />

entsprechenden Einstellung ausgleichen.<br />

Diese Einstellung nennt man Weißabgleich.<br />

Alle Spiegelrefl exkameras haben eine<br />

spezielle Weißabgleichfunktion, bei der der<br />

Fotograf die Farbtemperatur auswählen<br />

kann. Das mag zunächst etwas<br />

entmutigend klingen, aber digitale Kameras<br />

liefern in der Regel eine ganze Reihe von<br />

Voreinstellungen, die das Leben des<br />

Fotografen erleichtern. So haben die<br />

Kameras eine Auto-Weißabgleich-Funktion,<br />

die normalerweise recht zuverlässig<br />

funktioniert.<br />

F) Wie stelle ich den Weißabgleich ein?<br />

A) Dies ist normalerweise recht einfach, obwohl es<br />

von Kamera zu Kamera Unterschiede gibt, also<br />

schauen Sie in die Bedienungsanleitung, wenn Sie<br />

sich unsicher sind. Die meisten digitalen<br />

Spiegelrefl exkameras haben einen speziellen WB<br />

(White Balance) Knopf auf der Kamera, auf den Sie<br />

drücken und dann mithilfe des Drehreglers oder<br />

Multiselektors durch die verschiedenen<br />

Weißabgleich-Optionen scrollen. Der Weißabgleich<br />

kann auch durch eines der Menüs verändert werden<br />

– einfach markieren und dann die erforderliche<br />

Einstellung auswählen.<br />

F) Meine digitale Spiegelrefl exkamera hat<br />

eine Auto-Weißabgleich-Einstellung. Kann<br />

ich diese benutzen und den Rest von der<br />

Kamera erledigen lassen?<br />

A) Ja, aber es gibt Situationen, in denen<br />

mehr Aufwandfür den Fotografen nötig ist. Die<br />

Auto-Weißabgleich-Einstellung funktioniert<br />

nach einem Algorithmus innerhalb eines<br />

begrenzten Spektrums – zwischen 3000K<br />

und 7000K – und ist so konzipiert, dass sie<br />

den korrekten Farbtemperatur-Wert für jede<br />

mögliche Szene auswählt. Im Prinzip betrachtet<br />

die Kamera nur die allgemeine Farbe des Bildes<br />

und stellt den Weißabgleich dann entsprechend<br />

ein. Dieses funktioniert in den meisten<br />

Situationen normalerweise sehr zuverlässig.<br />

Aber die Autofunktion ist nicht unfehlbar. Wenn<br />

eine Szene von einer Farbe dominiert wird oder<br />

es verschiedene Lichtquellen gibt, kann die<br />

Kamera getäuscht werden. Insbesondere hat<br />

die Kamera Schwierigkeiten bei künstlichem<br />

Licht. Wenn Sie im RAW-Format fotografi eren,<br />

ist das kein Problem, weil es möglich ist,<br />

den Weißabgleich nachträglich bei der<br />

Bildbearbeitung zu korrigieren. Wenn Sie aber<br />

in JPEG Format fotografi eren, ist es wichtig,<br />

den richtigen Weißabgleich schon in der<br />

Kamera herzustellen, da es schwierig ist, einen<br />

durch inkorrekte Farbtemperaturen erzeugten<br />

künstlichen Farbstich nach der Aufnahme<br />

zu entfernen. Daher ist es besser, vor der<br />

Aufnahme die entsprechende Weißabgleich-<br />

Einstellung für die jeweiligen Lichtverhältnisse<br />

auszuwählen.<br />

Wenn Sie eine Serie von Bildern fotografi eren<br />

möchten, um diese anschließend<br />

aneinanderzuheften, sollten Sie aus Gründen<br />

der Stabilität und Konsistenz am besten<br />

den Weißabgleich manuell vornehmen. Im<br />

Auto-Weißabgleich-Modus können nämlich<br />

die Farbtemperaturen von einer Aufnahme<br />

zur nächsten geringfügig variieren, so<br />

dass es schwieriger wird, die Bilder später<br />

zusammenzuführen.<br />

ROSS HODDINOTT


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Weißabgleich: Blitz<br />

F) Meine Kamera hat eine Reihe von<br />

Voreinstellungen für den Weißabgleich.<br />

Welche sind das, und wann sollte ich sie<br />

benutzen?<br />

A) Um die Einstellung der korrekten<br />

Farbtemperatur zu vereinfachen, sind digitale<br />

Spiegelrefl exkameras so programmiert, dass<br />

sie eine Reihe von voreingestellten<br />

Weißabgleich-Werten haben. Diese sind dazu<br />

da, um sie bei verschiedenen<br />

Lichtverhältnissen, wie z. B. bei Glühlampen,<br />

Neonlicht, Tageslicht, Wolken und Schatten<br />

einzusetzen. Indem wir auf diese Art den<br />

Weißabgleich auf eine spezifi sche<br />

Farbtemperatur einstellen, informieren wir die<br />

Kamera, dass das Licht eine bestimmte Farbe<br />

hat, so dass sie dann einer Einstellung in<br />

anderer Richtung entgegenwirken kann.<br />

Obwohl diese Voreinstellungen der Kamera<br />

keine exakte Farbwiedergabe garantieren, wenn<br />

sie an die vorherrschende Lichtquelle angepasst<br />

werden, so sind sie doch eine große Hilfe für den<br />

Fotografen, um annähernd akzeptierbare<br />

Ergebnisse zu erzielen. Hier sind die gängigsten<br />

Voreinstellungen auf Digitalkameras aufgelistet,<br />

wobei diese von Kamera zu Kamera<br />

unterschiedlich sein können.<br />

Weißabgleich: Wolkig Weißabgleich: Tageslicht Weißabgleich: Neonlicht<br />

Weißabgleich: Schatten<br />

Fotoschule: Fragen & Antworten 143<br />

Blitz 5400 K: beim Gebrauch eines Studioblitzes,<br />

eingebauten oder externen Blitzlichtgerätes<br />

Wolkig 6000K: bei trübem Wetter, indirektem<br />

Tageslicht, Dämmerung oder Sonnenuntergang<br />

Tageslicht 5200K: an wolkenlosen Tagen und für<br />

Motive, die durch direktes Sonnenlicht angestrahlt<br />

werden<br />

Neonlicht 4200K: beim Gebrauch von<br />

Neonlampen, wie z. B. Leuchtstoffröhen oder<br />

Stadionlichtern<br />

Schatten 8000K: bei natürlichen<br />

Lichtverhältnissen, drinnen oder draußen, wenn<br />

das Motiv im Schatten ist.<br />

Kunstlicht 3000K: bei Glühlampen oder<br />

Straßenlaternen<br />

Weißabgleich: Kunstlicht<br />

ROSS HODDINOTT


144 Fotoschule: Fragen & Antworten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

F) Kann ich den Weißabgleich manuell<br />

einstellen, um so einen akurateren<br />

Wert zu erhalten?<br />

A) Obwohl der Standard-Weißabgleich bei<br />

vielen Lichtverhältnissen gut funktioniert,<br />

wird eine manuelle Einstellung des<br />

Weißabgleichs bei gemischten<br />

Lichtverhältnissen, oder wenn eine Farbe<br />

die Szene dominiert, zu wesentlich<br />

akurateren Ergebnissen führen. Der<br />

Weißabgleich kann üblicherweise auf eine<br />

von zwei Arten eingestellt werden: durch die<br />

Kelvin-Einstellung oder die manuelle<br />

Weißabgleichsfunktion.<br />

Die Kelvin Einstellung ermöglicht dem<br />

Fotografen, manuell einen spezifi schen<br />

Kelvin-Wert einzustellen. Eine Kamera kann<br />

z. B. einen Farbtemperaturbereich von<br />

2000 K bis 10.000 K haben, die in kleinen<br />

Abstufungen geregelt werden kann.<br />

Während so die Einstellung spezifi scher<br />

Werte ermöglicht wird, hilft es Ihnen aber<br />

nicht dabei, die Farbtemperatur der Szene<br />

zu ermitteln. Daher ist es oft besser für<br />

kreative Effekte, starke Farbverschiebungen<br />

zu erzeugen oder eine Feinabstimmung der<br />

Weißabgleichsvoreinstellung vorzunehmen.<br />

Die präziseste Methode, den Weißabgleich<br />

für jede mögliche Szene oder Motiv<br />

einzustellen, ist es, die manuelle<br />

Weißabgleichsfunktion der Kamera zu<br />

benutzen, die die meisten digitalen<br />

Spiegelrefl exkameras besitzen. Diese<br />

Funktion ermöglicht es, ein graues oder<br />

weißes Motiv unter dem herrschenden Licht<br />

zu fotografi eren und diese<br />

Weißabgleichswert für die folgenden Bilder<br />

zu benutzen. Mit anderen Worten: Der<br />

Fotograf sagt der Kamera, welches Motiv<br />

der Szene neutral sein soll, so dass sie den<br />

Unterschied zwischen der momentanen<br />

und der korrekten Farbtemperatur<br />

berechnen kann. Auf der nächsten Seite<br />

lesen Sie alles über weiteres Weißabgleich-<br />

Zubehör.<br />

Weißabgleich: Blitz<br />

Weißabgleich: Schatten<br />

Weißabgleich: Kunstlicht<br />

F) Kann Weißabgleich zu kreativen Zwecken<br />

benutzt werden?<br />

A) Selbstverständlich. Das ästhetisch angenehmste<br />

Ergebnis ist nicht immer identisch mit dem technisch<br />

korrekten. Indem man absichtlich den Weißabgleich<br />

verändert, kann man ein wesentlich bemerkenswerteres<br />

oder interessanteres Bild erzeugen. Obwohl der<br />

Weißabgleich ursprünglich ein Korrekturwerkzeug ist,<br />

kann die Auswahl einer „inkorrekten“ Farbtemperatur<br />

einen künstlichen Farbstich erzeugen, der sehr attraktiv<br />

sein kann. Weißabgleich kann auch als eine Art von<br />

Filtrierung innerhalb der Kamera benutzt werden: Sie<br />

können ein Bild abkühlen oder aufwärmen, indem Sie<br />

einfach nur an einem Stellknopf drehen. Sie können<br />

einen Farbtemperaturwert manuell auswählen, um<br />

einen künstlichen Farbstich zu erzeugen, oder Sie<br />

nehmen einen der voreingestellten Werte der Kamera.<br />

Wählen Sie z. B. Kunstlicht oder Neonlicht aus, die<br />

eigentlich bei niedrigen Farbtemperaturen benutzt<br />

werden sollen, um eine blaue Farbschattierung<br />

hinzuzufügen. Dies eignet sich besonders, wenn Sie<br />

Ihrem Bild einen Hauch von Kühle geben wollen.<br />

Im Gegensatz dazu wählen Sie Wolkig oder<br />

Schatten aus, was eigentlich eine hohe<br />

Farbtemperatur ausgleichen soll, um Ihren Bildern<br />

Wärme zu geben. Dies ist perfekt, um Bildern von<br />

Sonnenuntergängen oder bei abendlichem Licht<br />

mehr Bedeutung zu geben. Die kreativen<br />

Möglichkeiten sind grenzenlos, daher übersehen Sie<br />

den Weißabgleich als kreatives Schlüsselwerkzeug<br />

nicht.<br />

OBEN: Das gleiche Foto mit drei unterschiedlichen<br />

Farbstichen, die durch eine einfache Veränderung des<br />

Weißabgleichs erzeugt wurden. Probieren Sie dies bei<br />

Ihrem nächsten Shooting einmal aus.<br />

ROSS HODDINOTT


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

F) Wenn ich die falsche Farbtemperatur<br />

ausgewählt habe, kann ich den<br />

Weißabgleich noch durch Bildbearbeitung<br />

verändern?<br />

A) Ja. Weißabgleich ist ein Parameter, der<br />

schnell und einfach geändert werden kann,<br />

wenn das Bild im Raw-Format aufgenommen<br />

wurde. Dies können Sie mit einer Raw-<br />

Umwandlungssoftware wie Capture One, Adobe<br />

Lightroom, Photoshop oder der Software, die<br />

mit Ihrer Kamera geliefert wurde, machen. Ein<br />

Fotograf kann solche Anpassungen vornehmen,<br />

denn die Parameter, die bei der Aufnahme des<br />

Raw-ildes eingestellt waren, beziehen sich nur<br />

auf die Datei und sind nicht im Bild verankert. Es<br />

ist diese Flexibilität, die Raw zum bevorzugten<br />

Dateiformat für die meisten Fotofanatiker<br />

und Profi s macht, obwohl der Nachteil beim<br />

Fotografi eren in Raw ist, dass man mehr Zeit am<br />

Computer mit der Nachbearbeitung der Dateien<br />

verbringt.<br />

Unabhängig von der Software, die Sie benutzen,<br />

ist die grundsätzliche Methode der Änderung<br />

F) Es gibt unterschiedliches Zubehör für den<br />

Weißabgleich zu kaufen. Welches können Sie<br />

empfehlen?<br />

A) Es gibt eine Reihe von verschiedenen<br />

Hilfsmitteln, die preislich zwischen 6 Euro für<br />

eine einfache Graukarte bis hin zu über 60 Euro<br />

für spezielle Hilfsmittel rangieren. Alle haben<br />

den gleichen Zweck: Ihrem Weißabgleich-<br />

System zu helfen, die akuratesten Ergebnisse zu<br />

erzielen. Wir schlagen vor, dass Sie es zunächst<br />

mit einer Graukarte probieren, die Sie bei Ihrem<br />

des Weißabgleichs sehr ähnlich. Aus einem<br />

Drop-Down-Menü können Sie aus einer Reihe<br />

von voreingestellten Werten wählen, ähnlich wie<br />

bei Ihrer Digitalkamera. Dies ist eine schnelle<br />

und leichte Methode zum Experimentieren und<br />

zum Anwenden verschiedener Werte. Jedoch<br />

kann man mit einer manuellen Weißabgleich-<br />

Einstellung wesentlich präzisere Ergebnisse<br />

erzielen. Dies können Sie tun, indem Sie den<br />

Temperaturregler auf den Kelvinwert Ihrer Wahl<br />

einstellen. Mit Lightroom können Sie z. B. die<br />

Farbtemperatur auf einen Wert von 2.000 K<br />

bis 50.000 K verändern. Ziehen Sie den Regler<br />

einfach so weit, bis der Farbstich weg ist, oder<br />

nehmen Sie die Feinabstimmung nach Ihrem<br />

Geschmack vor. Wählen Sie den Wert, der<br />

nach Ihrem Gefühl am besten zum Bild passt.<br />

Alternativ hat fast jede Umwandlungssoftware<br />

ein Werkzeug, mit dem Sie ein neutrales Ziel<br />

innerhalb des Bildes bestimmen können, um<br />

den Weißabgleich zu korrigieren – grundsätzlich<br />

ähnlich wie das Benutzen einer Graukarte. Bei<br />

einiger Software wie z. B. Lightroom gibt es auch<br />

eine Autovorschau, so dass Sie sehen können,<br />

örtlichen Fachhändler erwerben können. Diese<br />

sind nicht nur sehr preiswert, sondern auch<br />

dünn genug, um in Ihrer Fototasche aufbewahrt<br />

und überall mit hingenommen zu werden.<br />

Wenn Sie etwas Haltbareres haben möchten,<br />

ist unser bevorzugtes Weißabgleich Hilfsmittel<br />

die ExpoDisc, die Sie vor Ihr Objektiv wie einen<br />

Filter aufstecken und dann davon die manuelle<br />

Weißabgleich-Einstellung ablesen können. Sie<br />

sind zu einem Preis ab ca. 65 Euro für eine 52<br />

mm-Scheibe erhältlich.<br />

Fotoschule: Fragen & Antworten 145<br />

wie der Weißabgleich bei einem bestimmten<br />

Ziel verändert wird, was den Prozess deutlich<br />

vereinfacht. Wenn Sie ein neutrales Ziel<br />

identifi ziert haben, klicken Sie einfach drauf, um<br />

Ihren gewünschten Wert für den Weißabgleich<br />

manuell einzustellen.<br />

Wenn Sie Ihre Aufnahme in JPEG vorgenommen<br />

haben und dabei einen inkorrekten Weißabgleich<br />

gewählt haben, ist das Neutralisieren des<br />

Farbstichs nicht ganz so einfach. Dies ist der<br />

Fall, weil der Wert des Weißabgleichs, den Sie<br />

zur Zeit der Aufnahme gewählt haben, direkt<br />

im Bild in der Kamera verankert ist. Jedoch<br />

können Farbstiche von Ihrer Aufnahme trotzdem<br />

entfernt oder hinzugefügt werden. Eine beliebte<br />

Methode in Photoshop ist das Klicken auf<br />

Überarbeiten>Farbe anpassen>Farbkurven<br />

anpassen. Ein Dialogmenü mit drei Farbreglern<br />

öffnet sich. Die Farbtemperatur kann verändert<br />

werden, indem die Regler verschoben werden,<br />

bis der Farbstich entfernt ist. Die Einstellungen<br />

können individuell im Bereich Lichter, Mittelton<br />

und Tiefen vorgenommen werden, indem die<br />

entsprechenden Regler verschoben werden.


146 Fotoschule: Fragen & Antworten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Spitzlichter-Warnung<br />

S it li ht W<br />

F) Wenn ich beim Betrachten von Bildern<br />

auf dem LCD-Monitor eine Spitzlichter-<br />

Warnung sehe, ist es dann wichtig, die<br />

Belichtungszeit zu verringern, um ihn<br />

loszuwerden?<br />

A) Eine Spitzlichter-Warnung zeigt Ihnen an,<br />

dass im Bereich bzw. in den Bereichen des<br />

entsprechenden Bildes keine Details<br />

gespeichert wurden und sie weiß<br />

wiedergegeben werden. Das geschieht, weil<br />

diese Bereiche überbelichtet sind.<br />

Wenn die betroffenen Bereiche groß sind, und<br />

wenn es wichtig ist, dass dort Details<br />

gespeichert werden, müssen Sie die<br />

Belichtung reduzieren, bis die hervorgehobene<br />

Warnung verschwindet. Dabei ist jedoch zu<br />

beachten, dass dann, wenn Sie die Belichtung<br />

zu sehr reduzieren, es im Ergebnis passieren<br />

kann, dass die Schatten und sogar die<br />

mittleren Töne unterbelichtet sind. Und wenn<br />

Sie dann später versuchen, diese Bereiche<br />

aufzuhellen, kann das zu Problemen mit<br />

Rauschen führen. Gehen Sie also behutsam<br />

vor und nutzen Sie möglichst andere<br />

Lösungen, um übermäßig viele Highlights zu<br />

vermeiden.<br />

Wenn man Landschaftsaufnahmen macht,<br />

kommt es häufi g vor, dass große Bereiche des<br />

Himmels überbelichtet sind. Verwenden Sie<br />

einen Grauverlaufsfi lter, um den Himmel<br />

abzudunkeln, oder nutzen Sie eine stärkere<br />

Stufe als die vorhandene, um dieses Problem<br />

zu lösen. Eine andere Möglichkeit ist es, von<br />

derselben Szene oder demselben Motiv<br />

mehrere Aufnahmen zu machen, so dass auch<br />

die hellsten Bereiche angemessen belichtet<br />

sind, und die Bilder später dann mit einer<br />

Software wie Photomatix Pro<br />

zusammenzumischen.<br />

Wenn die Bereiche im Bild, die eine<br />

Spitzlichter anzeigen, klein sind, und wenn Sie<br />

in Raw aufnehmen, müssen Sie sich in der<br />

Regel keine Sorgen darüber machen. Das liegt<br />

daran, dass das Bild, das sie auf Ihrem<br />

LCD-Monitor sehen, ein JPEG ist, das<br />

innerhalb der Kamera bereits komprimiert<br />

wurde. Wenn die Raw-Dateien auf Ihrem PC<br />

geöffnet werden, zeigen sie kleine Warnungen<br />

normalerweise nicht an, was an den<br />

zusätzlichen Daten liegt, die in der Raw-Datei<br />

enthalten sind. Wenn sie doch angezeigt<br />

werden, ist es einfach, sie bei der Verarbeitung<br />

der Raw-Dateien zu entfernen. In Photoshop<br />

und Lightroom gibt es einen<br />

Wiederherstellungsregler, der wunderbar mit<br />

kleinen Bereichen umgehen kann, die „aus<br />

dem Rahmen fallen“. Allerdings sollte man es<br />

nicht übertreiben, da das Tool sich auf das<br />

gesamte Bild auswirkt und den Kontrast<br />

verfl achen lassen kann, wenn es zu intensiv<br />

angewandt wird.<br />

Stürzende Linien<br />

F) Ist es möglich, in Photoshop stürzende<br />

Linien zu korrigieren?<br />

A) Ja, und es ist ganz einfach. Öffnen Sie Ihr<br />

Bild, dann gehen Sie auf Auswahl>Alles<br />

auswählen. Als nächstes gehen Sie auf<br />

Ansicht>Raster, um ein Raster über das Bild zu<br />

legen, zur Hilfe bei der Korrektur der<br />

senkrechten Linien. Jetzt gehen Sie auf<br />

Bild>Transformieren>Verzerren, klicken auf<br />

die obere linke Ecke des Bildes und ziehen den<br />

Cursor nach links, um die senkrechten Linien<br />

Original<br />

zu korrigieren (Halten Sie sich an das Raster als<br />

Hilfslinie). Wiederholen Sie den gleichen<br />

Prozess für den rechten Teil des Bildes.<br />

Speichern Sie die Änderungen, und gehen dann<br />

zu Ansicht > Raster und klicken den Haken bei<br />

Raster weg. Wenn das Bild ein bisschen<br />

gedrungen aussieht, was meist der Fall sein<br />

wird, gehen Sie zu Bild>Bildgröße, machen<br />

den Haken bei „Proportionen beibehalten“ weg<br />

und vergrößern die Höhe des Bildes um 5 bis<br />

10 Prozent, um es wieder normal aussehen zu<br />

lassen.<br />

LEE FROST


LEE FROST<br />

Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Original<br />

Akvis Enhancer<br />

Bildkontrastverbesserer<br />

F) Ich habe gehört, dass es ein Photoshop<br />

Plug-In gibt, das hilft, die Details in den<br />

Bildern besser herauszuarbeiten. Wissen Sie,<br />

wie es heißt?<br />

A) Eine solche Anwendung, die bei Fotografen<br />

sehr beliebt ist, heißt Akvis Enhancer (http://<br />

akvis.com/de/enhancer). Die neueste Version<br />

(v11.5) kostet 53 Euro und kann von der Akvis<br />

Webseite heruntergeladen werden. Es gibt eine<br />

Photoshop Plugin- und Standalone-Version<br />

sowohl für Mac als auch für Windows.<br />

Wenn Sie es auf ein Bild anwenden, stärkt der<br />

Kontrastverbesserungsmodus den Unterschied<br />

zwischen benachbarten Pixeln, die verschiedene<br />

Farbabstufungen haben. Dies führt zu einem<br />

großen Unterschied zu dem sichtbaren Bereich<br />

der Details, insbesondere von Schatten.<br />

Es hilft, Bilder heller und klarer zu machen. Sie<br />

können die Intensität der Kontrastverbesserung,<br />

die auf das Bild angewendet werden soll,<br />

variieren und die Vorher-Nachher-Vorschau<br />

vergleichen, um den Unterschied zu sehen,<br />

bevor Sie die Kontrastverbesserung durchführen.<br />

Es ist aber wichtig, es nicht zu übertreiben.<br />

Denn sonst kann ein Rauschen in<br />

Schattengebieten zu einem Problem werden<br />

und dazu führen, dass das Bild letztendlich<br />

schlechter und nicht besser aussieht. Der beste<br />

Weg, dies zu verhindern, ist, eine duplizierte<br />

Ebene des Bildes in Photoshop zu erzeugen<br />

(Ebene>Ebene duplizieren), die Verbesserung<br />

auf die Ebene anzuwenden, eine Ebenenmaske<br />

hinzuzufügen und dann mit dem Radiergummi-<br />

Werkzeug einzelne Bereiche, die von der<br />

Verbesserung profi tiert haben, anzuzeigen, aber<br />

solche, die davon nicht profi tiert haben,<br />

unberührt zu lassen.<br />

Neben der Kontrastverbesserung hat Akvis<br />

Enhancer auch einen Fokusmodus, um die<br />

Bildschärfe zu verbessern, einen Smart-<br />

Korrektur-Modus, der die Farben verbessert und<br />

einen HDR-Modus (nur bei der<br />

Einzelanwendung), der verschiedene Bilder mit<br />

unterschiedlichen Belichtungszeiten kombiniert,<br />

um einen HDR-Effekt zu erzeugen.<br />

Fotoschule: Fragen & Antworten 147<br />

Luftansichten<br />

F) Ich plane in meinem Urlaub einen<br />

Aufstieg in einem Heißluftballon und<br />

hätte gerne Tipps, wie man am besten<br />

Aufnahmen aus der Luft macht.<br />

A) Zunächst gilt es festzuhalten, dass das<br />

grundsätzlich viel einfacher ist, als man es<br />

sich vorstellt. Heißluftballons sind ideal für<br />

Luftaufnahmen, weil sie sich nur langsam<br />

bewegen und stabil sind, daher muss man<br />

nicht alles mit 1/1000 Sekunde Belichtung<br />

aufnehmen, um ein Verwackeln zu vermeiden,<br />

und man kann die Szenerie in einer<br />

gemächlichen Geschwindigkeit genießen. Der<br />

Nachteil dabei, wenn man vorhat, ernsthaft<br />

Fotos aus einem Ballon heraus aufzunehmen,<br />

ist es, dass sie oft überfüllt sind, so dass man<br />

sich nicht in jedem Fall frei im Korb bewegen<br />

kann. Es könnte also vorkommen, dass man<br />

während des Fluges eingeengt an einer Stelle<br />

steht. Für den Fall des Falles achten Sie daher<br />

darauf, dass Sie alles, was Sie benötigen, an<br />

Ihrem Körper bei sich tragen, damit Sie darauf<br />

Zugriff haben.<br />

Was die Objektive betrifft, sollten Sie<br />

idealerweise ein 24-105 mm-Zoom bei sich<br />

haben, damit Sie Weitwinkelaufnahmen<br />

machen können, aber auch näher<br />

heranzoomen können, wenn Sie eine spezielle<br />

Komposition ausgewählt haben.<br />

Wahrscheinlich wird es nicht vorkommen,<br />

dass Sie einen noch weiteren Winkel<br />

benötigen, aber etwas längeres könnte<br />

nützlich sein, daher sollten Sie ein Telezoom<br />

mitnehmen, wenn Sie eines besitzen. Ein<br />

Polfi lter kann auch praktisch sein, da er den<br />

Dunst in der Atmosphäre durchdringt und die<br />

Klarheit des Bildes verbessert.<br />

Da Sie Ihre Aufnahmen aus großer Höhe über<br />

dem Boden machen, werden die Bilder scharf,<br />

indem Ihr Objektiv in der Schärfe auf<br />

unendlich eingestellt ist. Das bedeutet, dass<br />

Sie keine große Tiefenschärfe benötigen und<br />

mit einer relativ großen Blende schießen<br />

können, f/4 oder f/5.6, um die<br />

Verschlusszeiten bei 1/125-Sekunde bis<br />

1/250-Sekunde klein zu halten. Wenn es hell<br />

und klar ist, und Sie feststellen, dass die<br />

Verschlusszeiten viel kürzer sind, regeln Sie<br />

das Objektiv runter auf f/8 oder f/11, damit<br />

das Bild eine optimale Qualität erhält.<br />

Was die Gestaltung von Luftaufnahmen<br />

angeht, sollten Sie versuchen, Motive mit<br />

aufzunehmen, die einen Eindruck von der<br />

Größe vermitteln: Bäume, Menschen,<br />

Gebäude, Tiere. Man kann oft erstaunliche<br />

Muster in der Landschaft entdecken, wenn<br />

man sie von oben betrachtet. Wenn Sie sich<br />

inspirieren lassen möchten, können Sie die<br />

atemberaubenden Luftaufnahmen von Yann<br />

Arthus-Bertrand ansehen:<br />

www.yannarthusbertrand2.org<br />

ISTOCK PHOTO


148 Fotoschule: Fragen & Antworten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

LEE FROST<br />

Dilemma eines trüben Tages<br />

F) Lohnt es sich überhaupt, an einem trüben<br />

Tag Landschaftsaufnahmen zu machen?<br />

A) Auf jeden Fall. Fotografen sind oft der<br />

Meinung, dass trübes, graues Wetter<br />

Zeitverschwendung sei, aber obwohl es nicht so<br />

dramatisch ist wie ein Sturm oder so schön wie ein<br />

Sonnenaufgang, kann ein bedeckter Himmel sehr<br />

produktiv sein.<br />

Zunächst einmal sollte man das Große Ganze<br />

beiseite lassen und sich auf die kleineren Details<br />

besinnen. Man macht sich auf die Suche nach<br />

Mustern in der Natur wie Farben, Linien und<br />

Formen der Felsen, die Struktur der Baumrinde,<br />

interessante Kieselsteine an Stränden. Oder<br />

nehmen Sie Bewegung des fl ießenden Wassers auf.<br />

Wasserfälle und rauschende Bäche kann man bei<br />

trübem Wetter besser fotografi eren, weil der<br />

Kontrast dann sehr schön klein ist, so dass das<br />

Wasser weich und milchig aussieht. Niedrigere<br />

Helligkeitswerte bedeuten auch, dass man längere<br />

Verschlusszeiten verwenden kann, um das Wasser<br />

verschwimmen zu lassen, und obwohl ein Polfi lter<br />

oder ein Graufi lter notfalls benutzt werden kann,<br />

Ein wunderbarer Wasserfall<br />

Erfahrene Fotografen für<br />

Außenaufnahmen neigen dazu, an<br />

trüben Tagen nach Details in der<br />

Landschaft Ausschau zu halten.<br />

um die Belichtungszeit noch weiter zu verlängern,<br />

reichen eine oder zwei Sekunden in der Regel aus.<br />

Die dritte Möglichkeit besteht darin, sich auf in den<br />

Wald zu machen. Wälder sind ebenfalls ein ideales<br />

Motiv für graue Tage, denn ähnlich wie beim<br />

Wasser ist der niedrige Kontrast von Vorteil, denn er<br />

erlaubt Ihnen, eine viel größere Auswahl an Details<br />

und farbenprächtiger Laubbedeckung<br />

aufzunehmen. Wenn die Sonne scheint, sind die<br />

Kontraste in Wäldern oft viel zu groß. Das führt<br />

dazu, dass Sie viele überbelichtete Stellen und<br />

blockierte Schattenbereiche erhalten. Benutzen Sie<br />

auch an trüben Tagen einen Polfi lter, um ein<br />

Glänzen der Laubbedeckung zu vermeiden und die<br />

Farbsättigung zu erhöhen.<br />

Auch haben Sie die Möglichkeit, doch die ganz<br />

großen Aufnahmen zu suchen, und die Bilder dann<br />

in schwarz-weiß umzuwandeln. Farbaufnahmen,<br />

die an trüben Tagen gemacht wurden, mögen fl ach<br />

und gedämpft aussehen, aber wenn man die<br />

Realität entfernt, indem man die Farbe wegnimmt,<br />

sieht die Sache ganz anders aus: weiche Töne<br />

können sehr beschwörend wirken, oder man gibt<br />

ihnen mehr Pepp, indem man ihnen ein dunkleres,<br />

dramatischeres Aussehen verpasst.<br />

Regenbogenkrieger<br />

F) Was können Sie mir raten, um die besten<br />

Aufnahmen eines Regenbogens zu machen?<br />

A) Zunächst müssen Sie einen fi nden! Regenbögen<br />

entstehen, wenn Sonnenlicht durch Regen oder kleine<br />

Wassertröpfchen fällt, daher sollten Sie sich mit dem<br />

Rücken zur Sonne stellen und sich umsehen.<br />

Normalerweise sind Regenbögen so auffällig, dass<br />

man sie nicht übersieht.<br />

Um die besten Ergebnisse zu erzielen, sollte man<br />

versuchen, sie mit einem dunklen Hintergrund<br />

zusammen aufzunehmen, damit sich die Farben gut<br />

abheben, und dann sollte man einen Polfi lter auf das<br />

Objektiv setzen, und testen, ob es etwas ändert, wenn<br />

man diesen dreht . Manchmal hilft das, aber wenn<br />

man es übertreibt, kann es passieren, dass der<br />

Regenbogen völlig vom Bild verschwindet. Eine<br />

leichte Unterbelichtung von 1/3 bis ½ Blendenstufen<br />

kann auch dazu beitragen, den Regenbogen zu<br />

verbessern, was man natürlich auch in der<br />

Nachbearbeitung machen kann, falls nötig.<br />

Schließlich sollte man der Versuchung widerstehen,<br />

den ganzen Regenbogen aufzunehmen, indem man<br />

ein Weitwinkelobjektiv nutzt, da in diesem Fall der<br />

Bogen sehr schmal wirkt und seine Wirkung verliert.<br />

Ein Wechsel zu einem Telezoom und die<br />

Konzentration auf lediglich einen Ausschnitt des<br />

Bogens wird häufi g zu besseren Ergebnissen führen.<br />

LEE FROST


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Raw oder JPEG?<br />

F) Ich habe in den letzten Jahren Aufnahmen<br />

im JPEG-Format gemacht, aber alle reden<br />

andauernd von den Vorteilen von Raw. Sollte<br />

ich wechseln?<br />

A) Diese Diskussion wird kaum abgeschlossen<br />

werden können, weil letztendlich das von Ihnen<br />

gewählte Format davon abhängt, welche Art<br />

von Fotograf Sie sind.<br />

Lassen Sie es uns so formulieren: Wenn man<br />

die Aufnahmen in JPEG macht, und die<br />

Bildqualität innerhalb der Kamera optimal<br />

eingestellt ist, kann man diese JPEG<br />

herunterladen und auf seinem Computer<br />

öffnen, und man wird dabei nur minimale<br />

Unterschiede in der Bildqualität zwischen<br />

diesen Aufnahmen und denselben Szenen oder<br />

Objekten fi nden, die mit Raw aufgenommen<br />

wurden.<br />

Es ist einfach eine Tatsache, dass bei jedem<br />

Kopiervorgang einer JPEG einige Daten verloren<br />

gehen. Aber man müsste das buchstäblich ein<br />

paar hundertmal machen, um einen<br />

Unterschied feststellen zu können, und wenn<br />

man die Aufnahme im JPEG-Format gemacht<br />

hat, bedeutet das noch lange nicht, dass man<br />

die Bilder als JPEGs abspeichert. Man kann sie<br />

in 8-Bit-TIFF-Dateien umwandeln, wenn man<br />

sie herunterlädt, was das Problem löst, da TIFF<br />

ein Dateiformat ohne Verlust ist.<br />

Raw ist ein beliebtes Format bei professionellen<br />

Fotografen. Das liegt daran, dass es vielseitiger<br />

als JPEG ist, was bedeutet, dass man es<br />

bevorzugen wird, wenn man normalerweise<br />

eher viele Änderungen an seinen Bildern<br />

vornimmt. Man kann die Farbtemperatur<br />

anpassen, Fehler in Highlights korrigieren und<br />

die Schärfeeinstellungen präziser vornehmen,<br />

und außerdem kann man bei Raw-Dateien eine<br />

Stapelverarbeitung vornehmen, das heißt, dass<br />

die gleichen Verbesserungen und<br />

Veränderungen auf eine Vielzahl von Bildern<br />

gleichzeitig angewandt werden.<br />

Der Vorzug des JPEG-Formats ist es, dass,<br />

theoretisch jedenfalls, die Bilder so, wie sie aus<br />

der Kamera kommen, gleich verwendet werden<br />

können. Das heißt, dass man eine<br />

Speicherkarte aus seiner Kamera nehmen<br />

könnte, sie in einen Drucker stecken und mit<br />

dem Druck beginnen kann, ohne sich einem<br />

Computer zu nähern. JPEGs werden innerhalb<br />

der Kamera optimiert, was bei Raw-Dateien<br />

nicht der Fall ist. Man kann daher spezielle<br />

Eigenschaften wie höherer oder niedrigerer<br />

Kontrast, erhöhte Farbsättigung, eine<br />

Umwandlung in schwarz-weiß, erweiterte Töne<br />

usw. mit den Kameraeinstellungen bewirken,<br />

wohingegen all diese Schritte bei Raw-Dateien<br />

in einem späteren Stadium vorgenommen<br />

werden müssen. JPEG-Dateien sind auch viel<br />

kleiner als Raw-Dateien (wenn man sie als<br />

JPEG belässt), und benötigen daher weniger<br />

Platz auf der Festplatte. Wenn man sehr viele<br />

Bilder schießt, kann nur dieses letzte Argument<br />

allein entscheidend sein, obwohl zusätzlicher<br />

Speicherplatz für digitale Dateien heutzutage<br />

nicht mehr viel kostet.<br />

Zusammengefasst kann man festhalten, dass<br />

JPEG wahrscheinlich dann das richtige für Sie<br />

ist, wenn Sie Wert auf Schnelligkeit und<br />

Bequemlichkeit legen, und Raw das von Ihnen<br />

zu wählende Format ist, wenn Sie auf jeden Fall<br />

eine optimale Qualität und Vielseitigkeit<br />

benötigen und es Ihnen nichts ausmacht, mehr<br />

Zeit für die Bearbeitung Ihrer Bilder im<br />

Nachgang zur eigentlichen Aufnahme zu<br />

verwenden.<br />

Fotoschule: Fragen & Antworten 149<br />

Die Vorzüge von Raw<br />

Die meisten Amateure nutzen<br />

JPEG für ihre Aufnahmen, die<br />

meisten Profi s speichern<br />

jedoch die Raw-Dateien, um<br />

von dessen Qualität und<br />

Vielseitigkeit zu profi tieren.<br />

Spiegelungen vermeiden<br />

F) Wie vermeide ich Spiegelungen bei der<br />

Anwendung meines Polfi lters?<br />

A) Das ist eine häufi g gestellte Frage, da es<br />

zwar logisch und einfach ist, einen Polfi lter zu<br />

verwenden, um den Himmel aufzuhübschen,<br />

die Vermeidung von Spiegelungen jedoch<br />

etwas mehr Präzision verlangt. Grundsätzlich<br />

muss der Winkel zwischen der Achse des<br />

Objektivs und der sich spiegelnden<br />

Oberfl äche ungefähr 30 Grad betragen,<br />

damit Spiegelungen richtig entfernt werden,<br />

und dieser Winkel kann nur dadurch<br />

gefunden werden, indem man die Position<br />

der Kamera verändert, den Polfi lter dreht,<br />

und dabei beobachtet, was passiert, die<br />

Position der Kamera wieder verändert usw.,<br />

bis es schließlich klappt. Es ist hilfreich, die<br />

Aufnahme aus einer niedrigen Position zu<br />

machen, da der Winkel zwischen der Achse<br />

des Objektivs und der Oberfl äche sich<br />

dadurch verringert. Sie sollten also zunächst<br />

damit beginnen, sich hinzuknien.<br />

Ohne Polfi lter<br />

Mit Polfi lter<br />

LEE FROST


150 Fotoschule: Fragen & Antworten Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Fotografi eren mit langen<br />

Belichtungszeiten<br />

F) Wie kann ich bei Tageslicht mit langen<br />

Belichtungszeiten fotografi eren, ohne dass<br />

mein Foto überbelichtet wird? Und wie<br />

kriege ich eine Verschlusszeit von mehr als<br />

30 Sekunden hin?<br />

A) Wenn Sie länger belichten möchten –<br />

beispielsweise um Bewegung darzustellen und<br />

damit einen kreativen Effekt zu erzielen – stellen<br />

Sie an Ihrer Kamera eine niedrige ISO-<br />

Empfi ndlichkeit und an Ihrem Objektiv eine kleine<br />

Blende ein. In Kombination erzeugen diese beiden<br />

Faktoren die längstmögliche Belichtung bei<br />

Umgebungslicht. Wenn diese Zeit noch immer<br />

nicht ausreicht, um den von Ihnen gewünschten<br />

Effekt zu erzielen, benötigen Sie einen Graufi lter.<br />

Diese Filter sind so gebaut, dass sie das Licht<br />

„absorbieren“. Sie verleihen Ihrem Bild keinen<br />

Farbstich, sondern sind absolut farbneutral. Sie<br />

sind als quadratische Steckfi lter und als runde<br />

Schraubfi lter erhältlich. Sie werden in einer Reihe<br />

von verschiedenen Dichtestufen angeboten. Die<br />

meist gekauften sind dabei Filter mit einer, zwei<br />

oder drei Blendenstufen. Ein Graufi lter mit einer<br />

Stufe reduziert das Licht, das in das Objektiv<br />

einfällt, um eine volle Blendenstufe; ein Filter mit<br />

zwei Blendenstufen um zwei volle Blendenstufen<br />

usw.. So würde zum Beispiel eine Verschlusszeit<br />

von 1/30 Sekunde bei f/22 mit Filter mit einer<br />

Blendenrastung auf 1/15 Sekunde bei f/22<br />

verlängert, oder auf 1/8 Sekunde bei f/22, wenn<br />

man einen Filter mit zwei Blendenrastungen<br />

benutzt. Diese Filter sind sehr hilfreich, wenn man<br />

lange Belichtungszeiten benötigt und werden sehr<br />

gerne von Landschaftsfotografen benutzt, um die<br />

Bewegung von Wasser und Wolken zu<br />

verwischen. Wenn Sie den Filter auf das Objektiv<br />

aufsetzen, korrigiert die TTL-Belichtungsmessung<br />

Ihrer Kamera alle Einstellungen automatisch.<br />

Die Mehrheit aller Kameras kann nur 30<br />

Sekunden lang automatisch belichten. Wenn Sie<br />

eine längere Belichtungszeit benötigen, müssen<br />

Sie Ihre Kamera auf den „B“ („Bulb“)-Modus<br />

einstellen. So können Sie den Verschluss manuell<br />

geöffnet halten – für gewöhnlich mit Hilfe eines<br />

Fernauslösers.<br />

Wie fotografi ert man<br />

eine Bühnenshow?<br />

F) Ich bin gebeten worden, kommenden<br />

September eine Tanzauff ührung in einem<br />

Theater zu fotografi eren. Ich habe eine<br />

Canon EOS 450D mit einem 18-55 mm-<br />

Objektiv und ein Stativ. Reicht das aus, um<br />

umwerfende Ergebnisse zu erzielen? Welche<br />

Kameraeinstellungen und Techniken sollte<br />

ich beherzigen? Wäre es eventuell ratsam,<br />

noch einige zusätzliche<br />

Ausrüstungsgegenstände anzuschaff en?<br />

A) Ihre Kamera ist mehr als angemessen für<br />

diese Aufgabe, aber das 18-55 mm Zoom wird<br />

nicht ausreichen. Wenn Sie nah an der Bühne<br />

sind, werden Sie damit gute Aufnahmen von<br />

Ohne Graufi lter / kurze Belichtungszeit<br />

der gesamten Tanzgruppe und vielleicht auch<br />

einige Ganzkörperbilder von einzelnen Tänzern<br />

oder Tanzpaaren hinkriegen. Aber wenn Sie<br />

Nahaufnahmen von einzelnen Darstellern machen<br />

möchten, werden Sie ein Telezoom benötigen. Das<br />

Canon 70-200mm f/4 IS USM oder 70-300mm<br />

f/4-5.6 IS USM wäre ideal, da die Bildstabilisierung<br />

es Ihnen ermöglicht, mit langen Verschlusszeiten<br />

zu fotografi eren, ohne Verwacklungsunschärfe<br />

befürchten zu müssen.<br />

Dies ist eine wichtige Überlegung, da die<br />

Lichtverhältnisse im Theater eher dunkel sein<br />

werden und sie somit alle möglichen Hilfsmittel<br />

ausschöpfen müssen, um gute Ergebnisse sicher<br />

zu stellen. Eine Möglichkeit, die Verschlusszeit kurz<br />

zu halten um Verwacklungsunschärfe zu<br />

vermeiden und die Bewegungen Ihres Motivs<br />

einzufrieren ist, mit möglichst großer Blende zu<br />

fotografi eren. Eine weitere Möglichkeit ist, die<br />

ISO-Einstellung Ihrer Kamera herauf zu setzen.<br />

Wahrscheinlich werden Sie auf ISO 800 oder ISO<br />

1600 gehen müssen. Zerbrechen Sie sich darüber<br />

nicht den Kopf; die Bildqualität wird trotzdem gut<br />

sein. Vielleicht erwägen Sie, einen Blitz zu<br />

verwenden. Aber selbst wenn das im Theater<br />

erlaubt ist, ist es keine gute Idee, denn es wird die<br />

durch die Bühnenbeleuchtung erzeugte Stimmung<br />

zerstören, die ja passend zur Aufführung sorgfältig<br />

ausgewählt wurde. Mit dem vorhandenen Licht zu<br />

arbeiten ist da die deutlich besser.<br />

Ihr Stativ könnte von Nutzen sein, das hängt aber<br />

davon ab, von wo Sie fotografi eren. Das Problem<br />

bei Dreibeinstativen ist, dass sie sehr viel Platz<br />

benötigen und – obwohl sie Stabilität bieten – Ihre


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Mit Graufi lter / lange Belichtungszeit<br />

Bewegungsfreiheit einschränken. Ein<br />

Einbeinstativ wäre in diesem Fall sinnvoller. Es<br />

stützt die Kamera und das Objektiv, gibt Ihnen<br />

aber trotzdem die Freiheit, die Kameraposition<br />

schnell und unkompliziert zu verändern.<br />

Unser Rat ist: Stellen Sie Ihre Kamera auf<br />

Zeitautomatik mit Blendenvorwahl ein. Sie<br />

stellen die Blende ein und die Kamera wählt die<br />

Verschlusszeit. Beginnen Sie mit einer<br />

Multizonenlichtmessung und schauen Sie,<br />

welche Qualität die Aufnahmen haben. Wenn die<br />

Kamera Probleme mit den Kontrasten der<br />

Bühnenbeleuchtung bekommt und<br />

Belichtungsfehler auftreten, wechseln Sie zur<br />

Spotmessung – obwohl die bewertende Messung<br />

für gewöhnlich sehr gut ist und sie<br />

möglicherweise feststellen werden, dass sie<br />

problemlos funktioniert. Wenn Sie zusätzlich<br />

noch statt im JPEG-Format im Raw-Format<br />

fotografi eren, können Sie bei der<br />

Nachbearbeitung noch sehr viele<br />

Belichtungsfehler korrigieren.<br />

Vermutlich wird im Theater Mischlicht<br />

verwendet, was Ihren Bildern einen<br />

unerwünschten Farbstich verleihen könnte.<br />

Dagegen könnte es helfen, die Kamera auf<br />

Automatischen Weißabgleich (AWB)<br />

einzustellen. Hilft dies nicht, stellen Sie den<br />

Weißabgleich manuell auf „Glühbirne“ ein. Wenn nn<br />

Sie im Raw-Format fotografi eren, ist es natürlich h<br />

unerheblich, ob Ihre Bilder durch die<br />

Bühnenbeleuchtung einen Farbstich bekommen, n,<br />

da sie dies bei der Nachbearbeitung problemlos<br />

korrigieren können.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Fotoschule: Fragen & Antworten 151<br />

Bildbetrachtung am Fernseher<br />

F) Ich bin ein Neuling und habe eine Frage über<br />

Kameras mit dem Micro Four Thirds-Sensor. Ist es<br />

möglich, diese Kameras an einen Breitbildfernseher<br />

anzuschließen und, wenn ja, verlieren die Bilder<br />

dadurch an Pixelqualität?<br />

A) Die große Mehrheit der Digitalkameras von<br />

Kompakt- über Hybrid- bis hin zu Spiegelrefl exkameras<br />

sind mit einer A/V-Buchse ausgestattet, so dass man<br />

Bilder auf einem Fernsehgerät anschauen kann. Die<br />

Markteinführung des High Defi nition TV (HDTV) hat<br />

dazu geführt, dass mehr und mehr Modelle auch über<br />

eine HDTV-Buchse verfügen. Man kann also seine<br />

Bilder oder Filme nun auch auf HD-Fernsehern<br />

anschauen. Ältere TV-Geräte haben einen fast<br />

quadratischen Monitor (Verhältnis 4:3), aber dieses<br />

Format ist inzwischen überholt, da überwiegend<br />

Breitbildgeräte (16:9) verkauft werden.<br />

Die Voreinstellung für den Filmmodus an den Kameras<br />

ist im Format 16:9 eingerichtet, so dass der Film den<br />

Bildschirm komplett ausfüllt. Sie sollten also keine<br />

Probleme haben, Filme von Ihrer Hybridkamera mit<br />

Micro Four Thirds-Sensor – oder auch von jeder<br />

beliebigen Kamera – auf dem Fernseher anzuschauen.<br />

Was Sie jedoch überprüfen sollten, ist die Aufl ösung,<br />

sowohl der Filmaufnahmen Ihrer Kamera, als auch<br />

Ihres Fernsehgerätes. Full HD bietet mit einer Aufl ösung<br />

von 1920 x 1280 Pixeln (1080P) die beste Qualität,<br />

während Standard HD, auch HD ready genannt, 1280<br />

x 720 Pixel (720P) hat. Wenn sowohl Ihre Kamera, als<br />

auch Ihr Fernsehgerät Full HD unterstützen, erhalten<br />

Sie die bestmögliche Bildqualität; andernfalls werden<br />

Sie sich mit HD ready abfi nden müssen, was aber auch<br />

hervorragende Qualität bietet.<br />

Es sollte noch erwähnt werden, dass alle digitalen<br />

Spiegelrefl exkameras über eine A/V Buchse verfügen<br />

und mit einem A/V Kabel geliefert werden. Dies<br />

ermöglicht auf jeden Fall das Anschauen von Bildern<br />

auf einem Fernsehgerät, sei es auch nur in<br />

Standardaufl ösung.<br />

ISTOCK PHOTO PHOTO


Mit Grauverlaufsfi lter<br />

Ohne Grauverlaufsfi lter<br />

Infrarot sehen<br />

F) Ich habe eine alte Nikon D70, die ich gerne<br />

in eine Infrarot-Kamera verwandeln möchte.<br />

Wo soll ich sie hinschicken?<br />

A) Gute Idee. Ältere Spiegelrefl exkameras sind<br />

heute auf dem Gebrauchtwarenmarkt nicht mehr<br />

viel wert, aber wenn Sie es sich leisten können, sie<br />

in eine Infrarot-Kamera zu verwandeln, können Sie<br />

sie zu neuem Leben erwecken, mit der Sie<br />

verblüffende, unwirkliche Bilder machen können.<br />

Die Nikon D70 ist auch ein wirklich gutes Modell<br />

für eine Infrarot-Umrüstung.<br />

Es gibt in Deutschland nur wenige Umbaufi rmen<br />

die diesen Service anbieten, eine davonOptic<br />

Makario(www.optik-makario.de). Es kostet etwa<br />

290 Euro (+ MWSt.), eine Nikon D70<br />

umzurüsten. Dabei wird der Infrarot-Sperrfi lter vom<br />

Auslöser entfernt und durch einen Infrarot-<br />

Übertragungsfi lter ersetzt. Nach der Umrüstung<br />

Über Refl exion<br />

F) Ich habe einen Freund, der einen<br />

Grauverlaufsfi lter benutzt, wenn er<br />

refl ektierende Landschaften fotografi ert.<br />

Warum?<br />

A) Wenn Sie eine Landschaft fotografi eren, in<br />

der sich die Szene in ruhigem Wasser spiegelt,<br />

wie hier in diesem Beispiel, ist die Refl exion der<br />

Szene meist viel dunkler als die Szene selbst. Das<br />

ist normal. Aber auf einem Foto kann das<br />

merkwürdig aussehen, meist so, als wäre die<br />

Refl exion unterbelichtet.<br />

Wenn Sie einen Grauverlaufsfi lter so aufstecken,<br />

reagiert die Kamera fast nur noch auf<br />

Infrarotstrahlen, daher werden Sie damit keine<br />

„normalen“ Bilder mehr machen können. Es dauert<br />

etwa drei Wochen, eine Kamera umzurüsten, je<br />

nachdem wie die Auftragslage ist, aber es lohnt<br />

sich wirklich, darauf zu warten!<br />

Wenn Sie die Kamera zurückhaben, sollten Sie<br />

zunächst einen Weißabgleich erzeugen, indem Sie<br />

eine Aufnahme von Gras im Sonnenlicht machen<br />

(sehen Sie dazu in Ihrer Bedienungsanleitung<br />

nach), damit die Bilder nicht knallrot werden.<br />

Danach können Sie ganz normal fotografi eren. Sie<br />

brauchen keine Spezialfi lter, und Ihre Kamera und<br />

Objektive funktionieren genauso wie vorher. Die<br />

D70 tendiert dazu, einige unwirkliche „falsche<br />

Farben“ bei den Infrarotaufnahmen abzuspeichern,<br />

aber dies können Sie ändern, indem Sie das Bild<br />

anschließend in eine Schwarz-Weiß-Aufnahme<br />

konvertieren. Manchmal sehen die falschen Farben<br />

aber auch ziemlich effektiv aus, also seien Sie nicht<br />

zu eifrig beim Entfernen.<br />

Zeit zum Refl ektieren<br />

Einen Grauverlaufsfi lter zu<br />

benutzen, um Refl exionen<br />

auszugleichen, kann Ihre<br />

Landschaftsaufnahmen<br />

verbessern.<br />

dass er die komplette Szene bedeckt – nicht nur<br />

den Himmel, sondern auch die Landschaft -<br />

können Sie die Refl exion etwas stärker belichten<br />

um sie aufzuhellen, ohne dabei den Himmel und<br />

die Landschaft überzubelichten.<br />

Dafür brauchen Sie nur einen schwachen<br />

Verlaufsfi lter. Ein Grad ND 0.3-Filter reicht dafür<br />

normalerweise aus, da es den Himmel um eine<br />

Blende verdunkelt, und Sie somit die Belichtung<br />

der Refl exion um eine Blende erhöhen können.<br />

Wenn Sie einen Filter benutzen, der zu dicht ist,<br />

also einen 0.6 oder 0.9, dann sieht die<br />

Landschaft etwas merkwürdig aus.<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST


<strong>Digitale</strong>Fotografi e<br />

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154 Photoshop-Techniken: Belichtung Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Raw-Daten miteinander kombinieren<br />

VON LUKE MARSH Das Einstellen Ihrer Kamera auf Raw bedeutet, das Sie versteckte Details einer Bildszene, die überbelichtet wurden, wiederherstellen<br />

können, wie beispielsweise einen strahlend blauen Himmel. Photoshop-Experte Luke Marsh demonstriert Ihnen nachstehend, wie Sie den Elements Raw<br />

Converter von Photoshop einsetzen können, um zwei verschiedene Bilder mit jeweils unterschiedlichen Belichtungsstufen aus der gleichen Raw-Datei<br />

verwenden zu können, um sie dann neu miteinander zu kombinieren und somit das perfekte Ergebnis zu erhalten.<br />

Die Verfahren, die in dieser leicht nachvollziehbaren Anleitung angewendet wurden, beinhalten Belichtungseinstellung, Ebenen erstellen und bearbeiten,<br />

Ebenen anpassen, Bildschärfe einstellen mittels High Pass Filter, Lichtundurchlässigkeitseffekt (Opazität) und Farbregulierung. Diese Technik ist besonders<br />

zufriedenstellend, da man lediglich mit Bilddateien arbeitet, die in der ursprünglichen Einzelaufnahme erfasst wurden. Hier an diesen Beispielen wurde<br />

Elements 4.0 angewendet, aber neuere Versionen sind genauso geeignet.<br />

1 2<br />

3<br />

5<br />

Sollten Sie bislang noch nie mit dem Elements Raw Converter gearbeitet haben,<br />

dann werden Sie beim Öffnen der Dateien als Erstes bemerken, dass das Bild im<br />

Raw-Control-Fenster geöffnet wird (siehe oben). Im ersten Schritt klicken Sie<br />

einfach auf Öffnen und belassen die Einstellungen so wie sie sind. Gehen Sie<br />

dann auf Datei, Speichern als und legen eine Photoshop Datei an (.psd), da wir<br />

mit Ebenen arbeiten werden.<br />

Jetzt haben Sie zwei Dateien geöffnet. Eine enthält das ursprüngliche<br />

Ausgangsbild, und die andere enthält das neu erstellte, unterbelichtete Bild.<br />

Während die unterbelichtete Datei aktiv ist, gehen Sie auf Auswählen, Alle und<br />

dann auf Editieren, Kopieren, um das Bild im Notizbrett zu platzieren. Diese<br />

Datei kann jetzt geschlossen werden, und Sie können mit Editieren, Einfügen<br />

das Bild auf eine neue Ebene der Original-Datei platzieren.<br />

Jetzt ist es an der Zeit, den Himmel ein wenig zu ordnen. Mit dem Radierer-Tool,<br />

das auf einen mittelgroßen, weichkantigen Pinsel mit einer<br />

Lichtundurchlässigkeit von 55 % eingestellt ist, müssen Sie nun langsam die<br />

Bereiche der neu belichteten Ebene ausradieren, so dass der ursprüngliche<br />

Himmel zum Vorschein kommt. Der leicht gefederte Effekt zwischen den zwei<br />

Lagen erzeugt einen Nebeleffekt, der die Stimmung des Bildes zusätzlich<br />

erweitert. Die anfängliche Arbeit an den Ebenen ist somit fertiggestellt.<br />

4<br />

6<br />

AUSGANGSFOTO<br />

Anschließend öffnen Sie die ursprüngliche Raw-Datei erneut und das Raw-Control-<br />

Fenster mit dem Bild wird wieder erscheinen. Dieses Mal wenden Sie den<br />

Belichtungsregler an (eingekreist) und bewegen den Gleitregler auf der linken Seite,<br />

um das Bild unterzubelichten indem Sie die Feinheiten vom Himmel, die auf dem<br />

Originalbild versteckt sind, hervorholen. Wenn Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind,<br />

klicken Sie auf Öffnen, um das Bild nach Elements zu übernehmen.<br />

Jetzt, wo zwei Aufnahmen vorhanden sind, soll der korrekt belichtete<br />

Vordergrund mit dem neu belichteten Himmel kombiniert werden. Während sich<br />

die Himmels-Ebene aktiv befi ndet, selektieren Sie mit dem rechteckigen<br />

Marquee-Tool eine größere Fläche aus dem Vordergrund vom neu-belichteten<br />

Himmel, knapp unterhalb vom Horizont, und entfernen Sie mit Editieren,<br />

Löschen das Vorschaubild der Ebenen-Palette (siehe Bild links oben).<br />

Um das Werk zu speichern, gehen Sie auf Ebene, Bild einebnen und<br />

anschließend auf Datei, Speichern als, um eine neue Datei anzulegen. Jetzt, wo<br />

beide Ebenen miteinander kombiniert sind, ist es an der Zeit, am Gesamtbild ein<br />

paar Verbesserungen vorzunehmen. Gehen Sie auf Verbessern, Licht anpassen,<br />

Levels, um das Bild aufzuhellen und die Defi nition zu verbessern. Klicken Sie<br />

dann auf OK, um die Änderungen zu bestätigen.


Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

7<br />

9<br />

FERTIGES BILD<br />

STURM AM HORIZONT!<br />

Die Vorteile, die durch die Aufnahme<br />

Ihrer Bilder mit Raw erzielt werden,<br />

sind leicht zu erkennen. Es können<br />

weitaus mehr Einzelheiten festgehalten<br />

werden, als wenn Sie Ihr Bild mit JPEG<br />

festgehalten hätten.<br />

Der High-Pass-Filter eignet sich besser dafür, Einzelheiten zu verbessern als sie zu<br />

verschärfen. Um ihn anzuwenden, gehen Sie zuerst auf Ebene, Ebene<br />

duplizieren, um das ursprüngliche Bild zu bewahren. Anschließend gehen Sie<br />

auf Filter, Sonstige, Hochpass, und stellen den Radius auf ca. 20 Pixel ein, bevor<br />

Sie auf OK klicken. Danach änderen Sie den Mischmodus in der Ebenen-Palette<br />

auf Weiches Licht.<br />

Das Bild besteht hauptsächlich aus Blautönen, und Sie würden dem Himmel<br />

gerne einen anderen Ton hinzufügen. Mit Hilfe des rechteckigen Marquee-Tools<br />

selektieren Sie den Bereich über dem Horizont und gehen auf Auswahl, Feder.<br />

Geben Sie einen Betrag von 50 Pixel ein, um die Auswahl abzuschwächen.<br />

Anschließend gehen Sie auf Editieren, Kopieren gefolgt von Editieren, Einfügen<br />

und platzieren den gewählten Bereich in eine neue Ebene.<br />

8<br />

10<br />

Photoshop-Techniken: Belichtung 155<br />

Gehen Sie erneut auf Ebene, Bild einebnen und speichern Sie gegebenenfalls<br />

eine Kopie. Jetzt verdunkeln Sie mit Hilfe des Tools Brennen (innen rechts) und<br />

einem großen, weichkantigen Pinsel sowie einer Opazität von 25 % die<br />

Belichtung bestimmter Bereiche, um die Tiefe des Bildes zu optimieren.<br />

Konzentrieren Sie sich auf die Ecken des Rahmens, und bauen Sie allmählich<br />

den Effekt auf.<br />

Ändern Sie den Mischmodus der neuen Ebene auf Weiches Licht, und gehen Sie<br />

dann auf Verbessern, Farbe einstellen, Ton/Sättigung einstellen. Innerhalb des<br />

Fensters beginnen Sie damit, auf das Kolorierfeld zu klicken, so dass Sie<br />

umgehend den Effekt in der Vorschau sehen können. Zum Schluss gleichen Sie<br />

den Ton und die Sättigungsschieber solange an, bis Sie mit dem Farbton<br />

zufrieden sind und klicken auf OK.


156 Expertenanleitung: Die magische Stunde Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Früh aufstehen und die „magische Stunde” erleben!<br />

VON HELEN DIXON Kaum einer steht<br />

gerne freiwillig mitten in der Nacht,<br />

ein paar Stunden vor Sonnenaufgang<br />

auf. Aber wenn man sich einmal<br />

überwindet, zahlt es sich wirklich aus.<br />

Eine sorgfältige Planung, inklusive der<br />

Wettervorhersage und den Sonnenaufgang per<br />

Internet abzufragen, ist essenziell. Bedenken Sie die<br />

Gezeiten; Ebbe ist meistens die beste Zeit für einen<br />

Besuch am Meer, denn wenn die Lichtverhältnisse<br />

nicht günstig sind, kann man immer noch<br />

Aufnahmen vom Strand machen.<br />

Ich versuche immer spätestens eine halbe Stunde<br />

vor Sonnenaufgang da zu sein. Denn der „magische<br />

Moment” ist meistens schon vor Sonnenaufgang<br />

da. So habe ich auch immer noch genug Zeit<br />

meine Kamera aufzubauen und die beste Stelle<br />

zum Fotografi eren zu suchen. Neben unbewölkten<br />

Tagen geben Wolken auch ein schönes Motiv ab,<br />

da sie das Sonnenlicht wunderbar farbenreich<br />

refl ektieren. Es empfi ehlt sich auch, den Ort vorher<br />

mal zu besuchen um Parkmöglichkeiten und<br />

passende Stellen zum Fotografi eren zu fi nden,<br />

die auch einen interessanten Bildvordergrund<br />

bieten. Für die Recherche vorab verwende ich oft<br />

Landkarten.<br />

In kalten Nächten bildet sich Nebel, der oft<br />

nur solange bleibt, bis die Sonnenwärme ihn<br />

verdunsten lässt. Man sollte nicht vergessen,<br />

dass der Belichtungsmesser durch den Nebel<br />

beeinträchtigt werden kann und oftmals matte,<br />

leblose Landschaften erzeugt. Um dies zu<br />

kompensieren kann man die Belichtung um 0.5<br />

oder 1 Einheit aufhellen und so die Szenerie<br />

aufl eben lassen, ohne über zu belichten. Behalten<br />

TRANSPARENZ<br />

Durch die kleine Baumgruppe wurde<br />

das Licht zerstreut, als sich die Sonne<br />

über den Horizont erhob.<br />

Belichtung: 0,5 Sek. mit f/22.<br />

sie den LCD-Monitor dabei im Auge. Die<br />

Verwendung von Neutraldichtefi ltern gehört zum<br />

Standardrepertoire in der Landschaftsfotografi e.<br />

Sie dienen dazu, die einfallende Lichtmenge der<br />

lichtstarken Stellen am Himmel zu verringern,<br />

denn in der Frühe sind die Unterschiede der<br />

Lichtmenge zu Lande und am Himmel signifi kant.<br />

Bei Aufnahmen mit der Sonne per se sollte man<br />

auf den Blendenfl eck achten, was sich jedoch<br />

durch gut gereinigte Filter und Linsen vermeiden<br />

lässt. Farbfi lter verwende ich kaum denn einer der<br />

Nachteile kann zum Beispiel sein, dass grünes<br />

Laub eher gelb-grünlich wirkt. Statt dessen stelle<br />

ich meinen Weißabgleich auf wolkig oder abtönen.<br />

Damit sich das Licht nicht zu sehr abkühlt, es<br />

sei denn es ist explizit erwünscht, sollte auch<br />

der automatische Weißabgleich (AWB) abgestellt<br />

werden. Weil ich gerne ausdrucksstarke Bilder<br />

mache und dies die neblig-frostige Zeit des<br />

noch jungen Tages ist, fotografi ere ich gerne am<br />

Morgen. Das Licht ist noch diffus und weich, und<br />

es ist eine Herausforderung, die Sonne auf das<br />

Bild zu bekommen, da die Luft noch nicht durch<br />

Staubteilchen getrübt ist. Außerdem ist kaum eine<br />

Menschenseele unterwegs und die Welt scheint<br />

nur mir alleine zu gehören. Alles ist so friedvoll<br />

und es ist so schön zu sehen wie der Tag beginnt,<br />

und sich der Sonnenaufgang erhebt. Wenn die<br />

Sonne aufgegangen ist, wird es langsam zu hell<br />

zum Fotografi eren. Drehen Sie sich mal mit dem<br />

Rücken zur Sonne aber achten auf Ihren Schatten.<br />

Nun weckt das warme Licht das Land und erhellt<br />

die Szenerie. Licht ist nicht statisch, es ist ein steter<br />

Prozess und somit das Wichtigste, was uns befähigt<br />

etwas Wunderbares zu erschaffen.<br />

DIE AUSRÜSTUNG!<br />

HELENS AUSRÜSTUNG FÜR<br />

DIE „MAGISCHE STUNDE”<br />

„Planen Sie was Sie alles<br />

benötigen. Ein solides Stativ ist<br />

absolut notwendig, da Sie mit<br />

langen Belichtungszeiten arbeiten.<br />

Ich habe ein Manfroto MF4 MF4<br />

aus Carbon mit einem 322RC2<br />

Kopf. Leicht aber stabil, woran<br />

ich meine Tasche als<br />

zusätzlichen Schwerpunkt<br />

an windigen Tagen hänge.<br />

Meistens habe ich einen<br />

Fernauslöser dabei, aber<br />

ein Selbstauslöser tut es auch.<br />

Eine Spiegelvorauslösung<br />

vermeidet Verwackelungen.<br />

Mein 17-40 mm-<br />

Weitwinkelobjektiv und<br />

mein<br />

70-200<br />

mm- Teleobjektiv sind<br />

die beiden wichtigsten<br />

Teile meiner Ausrüstung.<br />

Das Weitwinkelobjektiv gibt<br />

mir die Möglichkeit, viel<br />

Vordergrundelemente ins Bild aufzunehmen,<br />

wohingegen ich mit dem Teleobjektiv eher die<br />

Perspektiven heranhole und an nebligen<br />

Morgen mehrere Ebenen auf dem Bild habe.“


PROFI-TIPPS<br />

DIE SPIEGELVORAUSLÖSUNG<br />

Viele digitale Spiegelrefl exkameras haben eine<br />

Vorrichtung, die es erlaubt, den Schwingspiegel<br />

zeitlich vor der Aufnahme hochzuklappen. Damit<br />

wird die Verwackelungsunschärfe der Kamera<br />

durch Eigenschwingungen der Kamera reduziert.<br />

Meistens ist diese Funktion schon in einer der<br />

Einstellungen aktiviert.<br />

Die Wunder der Natur: Eine günstige<br />

Position zu fi nden ist nicht immer leicht.<br />

Ein Teich oder ein See kann als Refl ektor<br />

dienen, um die Szene noch<br />

interessanter zu machen.


158 Expertenanleitung: Die magische Stunde Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Geht die Sonne unter,<br />

wird der Fotograf ganz munter<br />

VON MARK BAUER Obwohl man den ganzen<br />

Tag über Landschaftsfotos schießen kann,<br />

sind sich die meisten Landschaftsenthusiasten<br />

in einem einig: Die ersten und die letzten<br />

Stunden des Tages sind eigentlich die besten.<br />

Die langen Schatten heben die einzelnen Merkmale<br />

der Landschaft ganz besonders hervor. Vor dem<br />

Sonnenaufgang und nach dem Sonnenuntergang gibt<br />

es einen atemberaubenden Himmel, da die Wolken von<br />

unten aufgehellt werden.<br />

Je nach Objekt und bevorzugtem Lichteinfall entscheidet<br />

man sich für das Abend- oder Morgenlicht, obwohl sich<br />

beides ähnlich verhält. Zum Beispiel sieht die Landschaft<br />

im Winter abends am besten aus, weil das Licht in der<br />

Abendstunde tendenziell eher immer wärmer wirkt,<br />

als das Morgenlicht. Die Landschaft ist oft mit einem<br />

goldenen Glanz überzogen. Und das schöne am Abend<br />

ist, dass man sich dafür nicht extra zu gottloser Zeit<br />

aus dem Bett quälen muss. Es hat eben nicht jeder<br />

die Willenskraft und den notwendigen Enthusiasmus<br />

wie Helen Dixon, um sich so für Sonnenaufgänge zu<br />

begeistern (siehe vorherige Seite). Fast alle Landschaften<br />

sehen zur magischen Stunde gut aus. Steine und Klippen<br />

werden besonders hervorgehoben. Tagsüber öde und<br />

unauffällig aussehende Felsen und Steine werden durch<br />

das warme Abendlicht texturierter und machen sie zu<br />

etwas besonderem.<br />

Wasser ist dann auch etwas ganz besonderes, da man<br />

mit dem schönen Abendhimmel zusammen einen<br />

doppelten Effekt durch die Refl ektionen hat. Strömendes<br />

Wasser kann wie Diamanten glitzern oder durch lange<br />

OSMINGTON MILLS BEACH<br />

Die niedrige Sonne lässt die Details der<br />

Felsvorsprünge erkennen und die<br />

Klippen wärmer werden. Ein 0,6<br />

Graufi lter, nicht waagerecht auf einen<br />

Fels gerichtet, erhält die Details des<br />

Himmels.<br />

Canon EOS 5D mit 17-40 mm Objektiv.<br />

Belichtungszeiten weicher wirken. Wie gesagt, die Art<br />

und die Helligkeit wie Licht mit Wasser wirkt, sind<br />

entscheidend für das Ergebnis. Die Richtung des Lichtes<br />

kann die Stimmung des Bildes stark beeinfl ussen,<br />

ganz gleich ob sie morgens oder abends aufgenommen<br />

wurden. Wenn das Licht frontal kommt, wirkt es schnell<br />

kontrastarm und macht die Details der Landschaft kaum<br />

sichtbar. Ein Polarisator sättigt die Farben wenn das Licht<br />

seitlich kommt und die Kamera im 90-Grad-Winkel<br />

zur Sonne steht. Schatten können eine gewisse Tiefe<br />

erzeugen und Formen und Oberfl ächen betonen. Wenn<br />

das Licht von hinten kommt, kann das schnell wie<br />

Bühnenbildbeleuchtung wirken und durch den seitlichen<br />

Lichteinfall auf die Filter sowie das Objektiv können<br />

Blendenfl ecken entstehen.<br />

Da das Wetter ja immer unbeständig ist, weiß man nie<br />

genau wann und ob die ersehnte magische Stunde<br />

kommt oder nicht. Man sollte den Wetterbericht verfolgen.<br />

Die Webseite www.wetter.com ist recht zuverlässig und<br />

liefert genaue Wettervorhersagen für einzelne Regionen.<br />

Aber je länger die Vorhersage in der Zukunft liegt umso<br />

ungenauer ist sie, daher sollte man sich einfach einen<br />

Abend vorher nochmal vergewissern, wie das Wetter wird.<br />

Auch im Radio werden immer Vorhersagen gebracht,<br />

die man bei der Anfahrt verfolgen kann. Der Himmel<br />

selber sagt auch viel aus. Sonnenuntergänge sind im<br />

Westen zu sehen, da dort die Sonne untergeht und dort<br />

auch die magische Stunde beginnt. Die Windrichtung<br />

ist ein weiteres Merkmal, der Kompass und weitere<br />

Verhaltensweisen des Wetters lassen einen schließlich die<br />

Vorboten der magischen Stunde erkennen.<br />

DIE AUSRÜSTUNG!<br />

MARK BAUERS AUSRÜSTUNG FÜR DIE<br />

MAGISCHE STUNDE:<br />

„Zwar werden meistens Teleobjektive in der<br />

Landschaftsfotografi e verwendet, längere<br />

Linsen können aber ebenfalls Eigenschaften<br />

und Texturen der magischen Stunde<br />

hervorheben.<br />

Ein Polarisationsfi lter sättigt bei Seitenlichteinfall<br />

und wird speziell bei blauem Himmel<br />

angewandt.“<br />

„Ein gutes Stativ braucht man auf jeden Fall.<br />

Nach Sonnenuntergang ist direktes<br />

Aus-der-Hand-schießen kaum noch sinnvoll.<br />

Immer mit einem Stativ zu arbeiten, lässt einen<br />

Geduld üben, da man besonnener wird und<br />

beginnt, nachzudenken. So kann man oftmals<br />

kleine aber feine Änderungen vornehmen.<br />

Graufi lter sind gerade bei Wolkenbildung<br />

notwendig. Ohne direktes Licht werden von<br />

unten beleuchtete Wolken durch diese Filter<br />

besser kontrastiert.“


PROFI-TIPPS<br />

WEISSABGLEICH<br />

Der Weißabgleich wirkt sich sehr auf das Resultat<br />

aus. Vermeiden Sie automatische Einstellungen.<br />

Falls Sie in Raw fotografi eren, können Sie alle<br />

Einstellungen später auf dem PC ausprobieren<br />

und die beste wählen.<br />

MUDEFORD QUAY<br />

Diffraktion, durch eine kleine f/22 Blende<br />

verursacht, hat den Lichtkranzeffekt erzeugt.<br />

Ein 0.9 Graufi lter erhält die Details im<br />

Himmel.<br />

Canon EOS 20D mit 17-40 mm Objektiv<br />

1/5 Sek. bei f/22 mit ISO 100


160 Expertenanleitung: Komposition Der unentbehrliche Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

EXPERTENANLEITUNG<br />

Wie man eine Bildszene<br />

zusammenstellt<br />

MIT ROSS HODDINOTT Eine schöne Landschaft und gutes Licht<br />

sind noch keine Garantie dafür, dass ein Fotograf großartige<br />

Landschaftsaufnahmen machen wird. Obwohl beide unerlässliche<br />

Bestandteile sein mögen für tolle landschaftliche Aufnahmen, müssen<br />

Sie als Fotograf immer noch die Vorstellung und die Fähigkeit haben, ein starkes<br />

Bild zu erzeugen. Wenn Sie Landschaften fotografi eren, brauchen Sie ausreichend<br />

Zeit darüber nachzudenken, zu arrangieren und fein einzustellen, wie Sie die Szene<br />

einfangen.<br />

Bildaufbau ist die Kunst, die Elemente einer Szene so zu arrangieren, dass sie<br />

optisch ansprechend sind. Es ist eine Fähigkeit, die instinktiv wird, je mehr Fotos<br />

man macht, deshalb sorgen Sie sich nicht, wenn Ihnen diese Fähigkeit nicht gleich<br />

selbstverständlich zufl iegt – bleiben Sie einfach dran, und Sie werden mit der Zeit<br />

besser werden. Und wenn man zwei relativ einfache Vorgaben beachtet, die auf die<br />

Drittel-Regel und Führungslinie basieren, werden Sie eine sofortige Verbesserung in<br />

Ihren Landschaften sehen.<br />

Die Drittel-Regel erfordert, dass Sie sich das Bildfeld geteilt in neun gleichgroße Teile<br />

vorstellen, durch zwei horizontale und zwei vertikale Linien. Dies ist eine Technik, die<br />

ich für die Mehrheit meiner Landschaftsbilder nutze. Ein Horizont, der zentral durch<br />

ein Bild schneidet schwächt normalerweise eine Aufnahme, aber eine Landschaft<br />

zusammengesetzt durch ein Drittel Himmel und zwei Drittel Vordergrund, oder zwei<br />

Drittel Himmel und ein Drittel Vordergrund, sieht sehr viel dynamischer aus.<br />

Eine andere hilfreiche Regel ist eine Art von Führungslinie innerhalb Ihres Bildaufbaus<br />

zu nutzen. Eine Führungslinie nutzt die natürliche Perspektive von zurücktretenden<br />

oder konvergierende Linien, um den Vordergrund zu betonen. Diese Technik<br />

funktioniert gut zusammen mit der Drittel-Regel, deshalb versuchen Sie diese beiden,<br />

wo immer möglich, zu kombinieren.<br />

Kraftvolle Bildaufbauten durchlaufen oft starke Linien, da sie helfen, die Augen<br />

des Betrachters durch eine Szene zu führen, bis zu dem Punkt in der Entfernung,<br />

wo die Linie endet – dem „Fluchtpunkt“. Alle Arten von Objekten können dazu<br />

genutzt werden: eine Straße, ein Pfad, eine Brücke, ein Fußgängerweg, ein Fluss,<br />

ein gepfl ügtes Feld, Feldränder oder Zäune. Wenn man ein solches Objekt für den<br />

Vordergrund verwendet, und damit in das Bild führt, kann man einen unspektakulären<br />

Anblick verwandeln. Oft funktioniert eine Führungslinie, die sich diagonal dehnt am<br />

besten, aber denken Sie auch daran, Ihre Führungslinie zentral zu positionieren, da<br />

dies auch zu bemerkenswerten Ergebnissen führen kann.<br />

Ich verbrachte eine Abend damit, Moorlandschaften zu fotografi eren. Obwohl das<br />

Abendlicht warm war, sah die Ansicht ziemlich unspektakulär aus, aber ich wusste,<br />

dass eine Trockenmauer in der Nähe mehr Interesse wecken würde. Ein vertikales<br />

Format funktionierte am besten, darin führte die Mauer vom unterem Bildfeld in der<br />

Ferne. Ich versuchte ein paar Aufnahmen zu machen, direkt der Länge nach auf sie<br />

schauend. Dann änderte ich meine Position, so dass die Mauer von einer Ecke in<br />

der Ferne mündete. Ich entwarf die Aufnahme mit einem Drittel Himmel, zwei Drittel<br />

Vordergrund. Mit meiner auf Zeitautomatik eingestellten Kamera wählte ich eine kleine<br />

Blende von f/22, um eine große Tiefenschärfe sicherzustellen.<br />

KEINE PANIK!<br />

DEN HORIZONT EINSTELLEN<br />

Obwohl es natürlich erscheint, den Horizont im<br />

Zentrum des Bildes zu platzieren, wird dies in den<br />

meisten Fällen zu einem enttäuschend Ergebnis<br />

führen. Stellt man die Aufnahme mit nur einem<br />

Drittel Himmel, statt der Hälfte zusammen, so<br />

wird der Vordergrund verstärkt betont und die<br />

Komposition wirkt ausgeglichener. Es gibt aber<br />

keine feste Regel, und Sie sollten Ihren Bildaufbau<br />

je nach den Umständen einer Bildszene<br />

beurteilen. Wäre der Himmel zum Beispiel, wie<br />

an einem stürmischen Tag interessanter gewesen,<br />

hätte ich mir wahrscheinlich überlegt, ihn im<br />

Bildfeld mehr zu betonen.<br />

RECHTS: Einige Spiegelrefl exkameras erlauben Ihnen,<br />

Gitternetzlinien im Sucher anzuzeigen, um den<br />

Bildaufbau zu erleichtern. Normalerweise fi ndet man<br />

diese Funktion im Grundeinstellungsmenü.<br />

OBEN: Ich benutzte eine Nikon D700 mit einem Nikkor<br />

24-85 mm Zoom, eingestellt auf f /22, auf einem Gitzo<br />

Stativ.<br />

Den Auslöser bediente ich mit einem Fernauslöser und<br />

benutzte ein Lee Filter-System mit einem<br />

Polarisationsfi lter zusammen mit einem 0.6<br />

Graufverlaufsfi lter .<br />

OBEN: Ohne eine Führungslinie oder einen Vordergrund fehlt es der Bildszene an Wirkung und Tiefe. Ich bewegte mich näher auf die<br />

Mauer zu, um sie als Führungslinie zu nutzen und machte die Aufnahme der Länge nach auf sie schauend. Dies leitet das Auge in das<br />

Bild und in Richtung des Horizonts, aber es gibt dennoch zu viel leeren, verschwendeten Raum auf beiden Seiten der Mauer.


Zusammenfassung<br />

Wie man eine<br />

Bildszene<br />

zusammenstellt<br />

1) HALTEN SIE SICH AN DIE<br />

REGELN!<br />

Den Horizont entlang des<br />

Zentrums des Bildfeldes zu<br />

platzieren, wird normalerweise<br />

einen schlechten Bildaufbau<br />

erzeugen. Stattdessen probieren<br />

Sie, der Drittel-Regel zu folgen.<br />

2) VERWENDEN SIE LINIEN<br />

Eine Führungslinie wird das Auge<br />

des Betrachters durch das Bild<br />

ziehen und Interesse erwecken.<br />

Fast alles kann dafür eingesetzt<br />

werden.<br />

3) DER CLOU: DIAGONAL!<br />

Die Führungslinie so zu platzieren,<br />

dass sie diagonal verläuft,<br />

funktioniert oft besser, als wenn sie<br />

zentral positioniert wurde.<br />

FERTIGES BILD<br />

Indem ich meine Aufnahme-Position um<br />

ein paar Schritte verändert habe, war ich in<br />

der Lage, die Szene so<br />

zusammenzustellen, dass die Mauer<br />

diagonal durch das Bildfeld schnitt. Diese<br />

Zuleitungsline erzeugt einen<br />

Eingangspunkt und führt die Augen des<br />

Betrachters auf eine Reise durch das Bild.


ADAM BURTON<br />

162 Die perfekte Belichtung<br />

So benutzen Sie Ihre kostenlosen Belichtungsmess- und WB-Karten<br />

Die 18-Prozent-Graukarte hilft Ihnen, auch bei schwierigen Lichtverhältnissen für die perfekte Belichtung zu sorgen (siehe unten). Beide Referenzkarten<br />

können auch dazu verwendet werden, einen benutzerdefi nierten Weißabgleich einzustellen. Ob Sie den Weißabgleich mit der grauen oder mit der weißen<br />

Karte vornehmen müssen, hängt davon ab, welche Kamera Sie benutzen.<br />

DIGITALE SPIEGELREFLEXKAMERAS verwenden komplexe<br />

Belichtungssysteme, und alle beruhen auf der Annahme, dass der Durchschnitt<br />

der Szene, die ausgemessen werden soll, ein mittlerer Ton, oder genauer<br />

gesagt ein 18-prozentiges Grau, ist. Das bedeutet, dass der Durchschnitt aller<br />

dunklen, hellen und mittleren Farbtöne zusammengemischt ein Grau von 18<br />

Prozent ergibt. Das ist die Grundlage aller Messmuster, und es funktioniert<br />

erstaunlich gut. Aber auch, wenn dies für die Mehrzahl aller Fotoshootings<br />

Gültigkeit hat, so kann es doch zu falscher Belichtung führen, wenn die<br />

Szene oder das Objekt einen deutlich helleren oder dunkleren Farbton als 18<br />

Prozent Grau aufweisen. So können zum Beispiel sehr dunkle Bereiche das<br />

Messsystem in die Irre leiten und zu einer Überbelichtung führen. Ebenso<br />

können sehr helle Objekte, wie eine Schneelandschaft zu einer Unterbelichtung<br />

führen, so dass sie dunkler erscheinen, als sie tatsächlich sind, weil der<br />

Belichtungsmesser sie so abliest, dass sie als mittlerer Farbton abgebildet<br />

werden. Weil eine Kamera immer versucht, ein Bild „grau“ darzustellen, ist<br />

es Ihre Aufgabe, dies auszugleichen, um die Farbtöne möglichst natürlich<br />

zu erhalten. Dies können Sie erreichen, indem Sie eine der Funktionen<br />

der Kamera benutzen, die die Belichtung aufheben, wie zum Beispiel die<br />

DER ERSTE SCHRITT Legen Sie Ihre Graukarte so<br />

1auf den Boden, dass sie sich in einem Winkel zu Ihnen<br />

befi ndet und stellen Sie sicher, dass die Lichtbedingungen<br />

dort, wo sie liegt, genauso sind, wie in dem Hauptteil der<br />

Szene, die Sie fotografi eren wollen.<br />

MESSEN SIE DIE BELICHTUNG Stellen Sie<br />

2sicher, dass der gesamte Messbereich von der<br />

Graukarte ausgefüllt wird (in diesem Fall verwenden wir<br />

die Multizonenmessung) und fi xieren die Belichtung mit<br />

der AE-Lock-Taste.<br />

Der essentielle Ratgeber für Landschaftsfotografi e<br />

Machen Sie eine Belichtungsreihe!<br />

Egal, ob Sie eine Graukarte verwenden oder<br />

nicht, in schwierigen Lichtverhältnissen sollten<br />

Sie immer eine Belichtungsreihe von + 1 bis - 1<br />

aufnehmen, und dabei die Belichtungskorrektur<br />

oder die AEB-Funktion Ihrer Kamera<br />

verwenden.<br />

Perfekt ausgemessen!<br />

Szenen mit strahlendem Himmel<br />

können Belichtungsfehler<br />

verursachen. Benutzen Sie eine<br />

Graukarte, um Fehler möglichst<br />

auszuschließen.<br />

Belichtungskorrektur oder die AE-Feststelltaste, oder, indem Sie einen Bereich<br />

der Szene ausmessen, der einen mittleren Farbton aufweist. Und hier kommt<br />

Ihre Graukarte ins Spiel. Die Benutzung ist ganz einfach, wie unsere Schrittfür-Schritt-Anleitung<br />

unten zeigt. Das Wichtigste, woran Sie denken müssen,<br />

ist, dass Sie Ihre Karte in ähnlichem Licht platzieren müssen, wie es auch Ihre<br />

Fotoszene aufweist. Wenn Ihre Szene in Sonnenlicht getaucht ist, platzieren<br />

Sie die Karte also nicht im Schatten. Außerdem müssen Sie sicherstellen,<br />

dass die Karte den Messbereich ausfüllt. Wir empfehlen Ihnen, die Punkt-<br />

oder Selektivmessung, weil die Karte hier nicht den gesamten Messbereich<br />

auszufüllen braucht, aber sie können jede Messmethode anwenden. Sie<br />

können entweder mit der AE-Lock-Funktion die Belichtung fi xieren, oder<br />

sich die Blende und Verschlusszeit merken und dann auf manuellen Modus<br />

umschalten und diese Werte einstellen, obwohl diese Methode nicht für Tage<br />

geeignet ist, an denen die Ausleuchtung variabel ist. Die Karte weist AF-<br />

Referenzlinien auf, die dem Autofokus Ihrer Kamera beim Fokussieren helfen.<br />

Für die korrekte Belichtung ist es jedoch nicht unbedingt erforderlich, dass die<br />

Kamera im Fokus ist. Die Graukarte (ebenso wie die weiße Karte) kann auch<br />

benutzt werden, um einen benutzerdefi nierten Weißabgleich durchzuführen.<br />

BILDAUFBAU UND AUSLÖSUNG Wenn Sie die<br />

3Belichtung fi xiert haben, können Sie sich um die<br />

Bildkomposition kümmern und anschließend Ihre Fotos<br />

schießen. Wenn Sie sie danach auf Ihrem LCD-Display<br />

kontrollieren, sollte die Belichtung perfekt sein.


GRAUKARTE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

WEISSABGLEICHKARTE<br />

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Erlernen Sie<br />

grundlegende Techniken<br />

Hier wird grundlegendes, fotografi sches<br />

Fachwissen wie Belichtung, Bildkomposition<br />

und Ausleuchtung erklärt.<br />

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