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Alles rund um die Tuchindustrie in Aachen und ihre Geschichte gibt es im Tuchwerk Aachen in der Soers zu sehen<br />
Das Projekt ,Tuchwerk Aachen‘ (Teil 2)<br />
Ehrenamtler bemühen sich rührig um die Erinnerung an die Tradition der Aachener Tuchindustrie<br />
Im November 2006 – nach vier Jahren mühseliger Aufbauarbeit- konnte die<br />
Ausstellung in der Komericher Mühle vom damaligen Oberbürgermeister<br />
der Stadt Aachen, Dr. Jürgen Linden, sowie einem Vertreter der<br />
NRW-Stiftung, unter großer öffentlicher Resonanz eröffnet werden. Doch<br />
hatte man bereits das nächste Ziel vor Augen: im Kontext der Euregionale 2008<br />
rang die Tuchfabrik Becker gemeinsam mit der Stadt um eine städtebauliche<br />
Lösung für ihr ehemaliges Färbereigelände in der Soers. Eine Kombilösung<br />
stand zur Diskussion, bei der, neben einer Wohnnutzung, der Verein Tuchwerk<br />
Aachen im vorderen Teil des Geländes ein Museum etablieren und weitere<br />
Teile des Geländes mit Werkstätten und Museumsshop managen sollte.<br />
Unzählige Gespräche mit Vertretern der EuRegionale, der Stadt Aachen, dem<br />
Städtebauministerium sowie dem städtischen Planungsamt, unter Begleitung<br />
eines Unternehmensberaters forderten einen fast schon mehr als ehrenamtlichen<br />
Einsatz der Vorstandsmitglieder des Tuchwerks. Doch nach immensen<br />
Mühen bei der Planung und ebenso immensen Kosten – letzteres alleine<br />
geschultert durch private Spenden – mussten wir erkennen, dass die Annahmen<br />
des Geschäftsplanes illusorisch waren. Das Tuchwerk wäre nach diesem Konzept<br />
nach kurzer Zeit zahlungsunfähig geworden.<br />
Was blieb, war der Stadt zu signalisieren, bei neuen Planungen für das Gelände<br />
Stockheider Mühle mit neuen Investoren bereit zu stehen, um dort eine<br />
Ausstellung in Eigeninitiative aufzubauen. Man kann der Stadt nicht genug<br />
danken, dass sie danach ihre schützende Hand über die Stockheider Mühle<br />
hielt und dafür sorgte, dass alle Nutzungskonzepte mit der Installation einer<br />
kulturellen Nutzung durch uns Tuchwerker als Auflage verbunden blieben.<br />
Unsere zu diesem Zeitpunkt nochmals erweiterte Sammlung an Maschinen und<br />
Archivalien konnte in dieser Phase, in der Shedhalle einer ehemaligen Spinnerei<br />
an der Rütscherstraße – der sogenannten „Wüller-Halle“ –, zur Miete unterkommen.<br />
Die Nutzungsmöglichkeiten unserer Ausstellung in Brand waren unterdessen<br />
massiv eingeschränkt worden; allenthalben Gruppenführungen waren<br />
dort möglich. Modifikationen an der Ausstellung, Öffnungsmöglichkeiten am<br />
Wochenende mit angeschlossenem Café – alles Ideen aus der Planungsphase –<br />
waren nicht möglich. So stand der Verein 2008 vor schwer lösbaren Problemen.<br />
Doch die Arbeit ging unverdrossen weiter; man demontierte eine funktionsfähige<br />
rd. 20 Meter lange Krempelmaschine aus dem in Kettenis bei Eupen<br />
ansässigen Unternehmen AstenJohnson, Maschinen aus Bocholt und Bramsche<br />
kamen hinzu, wobei unsere gute Vernetzung mit anderen Textilmuseen von<br />
großem Vorteil war. Auch der Fundus an Archivalien, z. B. Firmenkorrespondenz,<br />
Fotos, Tuch- und Garnmustern, Musterbüchern und anderer Kleinobjekten<br />
wuchs beständig. Der Sammlungsbestand zur regionalen Kratzenindustrie<br />
– eine Zuliefererindustrie für das Tuchgewerbe in den Tuchstädten Aachen<br />
und Verviers (Belgien) – konnte zum inzwischen größten Sammlungsbestand<br />
zu diesem Gewerbe in einem Industriemuseum erweitert werden, wobei uns<br />
Kratzenfabriken in Beuel, Neubulach, Verviers und Oirschott unterstützten.<br />
2012 nun stellte einen echten Neuanfang dar: Mit dem Erwerb des Geländes<br />
der Stockheider Mühle aus dem Immobilienbestand der letzten in Aachen<br />
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