05.07.2015 Aufrufe

Freie fetale DNA

Freie fetale DNA

Freie fetale DNA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SGGG-Frühjahrsfortbildung, St. Moritz, März 2013<br />

PraenaTest ® :<br />

Wann und wie anwenden?<br />

Prof. Dr. Daniel Surbek<br />

Universitäts-Frauenklinik Inselspital Bern


Zielkrankheiten der pränatalen Diagnostik<br />

• Chromosomale Aneuploidien (Trisomie 13, 18,<br />

21, gonosomale Aneuploidien wie XO, u.a.)<br />

• Monogenetische Erkrankungen<br />

(Stoffwechselkrankheiten, u.a.)<br />

• Geschlechtsabhängige genetische Krankheiten<br />

• Alloimmunisation (Rhesus D, Kell etc)


Invasive <strong>fetale</strong> Diagnostik: CVS, AC<br />

-> Abortrisiko 0.5 – 1%


Strategien zur Verminderung der<br />

invasiven <strong>fetale</strong>n Diagnostik<br />

• Risk assessment zur selektiven invasiven<br />

Diagnostik bei Hochrisikopatientinnen<br />

– Ersttrimester-Test: Alter, NT, PAPP-A, freies<br />

betaHCG<br />

– Zweittrimester-Biochemie: Alter, AFP, freies<br />

betaHCG, E3, Inhibin; Softmarker-screening<br />

• Nicht-invasive <strong>fetale</strong> Diagnostik im<br />

mütterlichen Blut<br />

– Basierend auf transplazentärem Zell- und <strong>DNA</strong>-<br />

Transfer


Transplazentärer Transfer von<br />

Zellen und freier <strong>DNA</strong><br />

• In allen Schwangerschaften<br />

• Ab der 6. SSW<br />

• Herkunft:<br />

– Trophoblast (Zyto- und Syncytiotrophoblast)<br />

– Fetus (nukleierte Ec, Lc, Vorläuferzellen)


Klinische Bedeutung des transplazentären<br />

Zelltransfers<br />

• Feto-maternaler Zelltransfer<br />

– Alloimmunisierung (Ec-Transfer, Tc-Transfer)<br />

– Makrotransfusion: Fetale Anaemie / Exsanguination<br />

– Fetaler Chimärismus in der Mutter (über Jahrzehnte<br />

nachweisbar)<br />

• Materno-<strong>fetale</strong>r Zelltransfer<br />

– Graft-versus-host disease bei Feten und Neugeborenen mit<br />

schwerem Immundefekt (Thompson et al., J Immunol 1984)<br />

– Mütterlicher Chimärismus im Fetus / Neugeborenen<br />

• Zelltransfer zwischen Zwillingen<br />

– Zwillings-Chimärismus<br />

Van Djick et al., Am J Med Genet 1996


Klinisches Interesse am fetomaternalen<br />

Zell-/ <strong>DNA</strong>-Transfer<br />

• Nicht-invasive Diagnostik <strong>fetale</strong>r chromosomaler und<br />

genetischer Anomalien oder Eigenschaften<br />

– Chromosomenanomalien<br />

– Monogenetische Krankheiten / Mutationen<br />

– Fetales Geschlecht bei genetischen Krankheiten<br />

– Blutgruppen-Antigene (Rhesus D, Kell u.a.)<br />

– Tc-Antigene<br />

• Schwangerschaftspathologie: Rolle der <strong>fetale</strong>n Zellen /<br />

<strong>fetale</strong>n <strong>DNA</strong> bei Präeklampsie


Anreicherung kernhaltiger <strong>fetale</strong>r<br />

Erythrocyten (MACS, CD 71)


Einzelzelldiagnostik (PCR, FISH)


Fetale Geschlechtsdiagnose


<strong>Freie</strong> <strong>fetale</strong> <strong>DNA</strong>: Implikationen für die<br />

pränatale Diagnose<br />

• <strong>Freie</strong> <strong>fetale</strong> <strong>DNA</strong> ist im mütterlichen Blut<br />

vorhanden, zunehmend mit fortschreitender<br />

Schwangerschaft<br />

• Direkte Analyse mittels Real-time PCR möglich<br />

-> keine Zellanreicherung notwendig<br />

• Analyse <strong>fetale</strong>r Gensequenzen vorab vor<br />

negativem mütterlichen Hintergrund möglich<br />

Lo et al., Lancet 1997; 350: 485-7


Bisherige Möglichkeiten:<br />

Fetale <strong>DNA</strong> aus mütterlichem Blut<br />

• Blutgruppenantigene bei Allo-Immunisierung<br />

– Rhesus D<br />

– Kell<br />

• Fetales Geschlecht bei geschlechtsabhängigen<br />

rezessiv vererbten Krankheiten<br />

– Y-Chromosom-Sequenzen<br />

• Seltene Monogenetische dominant vererbte<br />

Krankheiten bei negativem Background


Erhöhter transplacentärer Zell- /<br />

<strong>DNA</strong>-Transfer bei<br />

Schwangerschaftspathologien<br />

• Präeklampsie<br />

• Vorzeitige Wehen / Frühgeburt<br />

• Polihydramnie<br />

• Fetale Aneuploidie<br />

• Weitere ...


Pathophysiologie der Präeklampsie<br />

Rolle des <strong>fetale</strong>n Zellchimärismus bei<br />

der Mutter


Fetal Zell / <strong>DNA</strong> Transfer bei<br />

Frühgeburtlichkeit<br />

• Fetale <strong>DNA</strong> ist erhöht bei Frauen mit vorzeitiger<br />

Wehentätigkeit und Frühgeburt<br />

Leung et al., Lancet 1998<br />

• Marker für Frühgeburtlichkeit in Patientinnen<br />

mit vorzeitiger Wehentätigkeit?


P=0.042<br />

P=0.017<br />

Leung et al, Lancet 1998


Fetaler Langzeitchimärismus


Bedeutung des<br />

Langzeitchimärismus?<br />

• Rolle bei der Pathogenese von<br />

Autoimmunkrankheiten? (Systemische Sklerosis,<br />

SLE, Hashimoto thyreoiditis etc.)<br />

• Rolle bei mütterlichen Regenerationsprozessen<br />

(Schilddrüse, Leber etc.)<br />

• Rolle bei Immunität und Toleranz


Under mom's skin. Eine Zelle mit einem<br />

grüngefärbten Y-Chromosom (von einem Sohn) in<br />

der Haut einer Patientin mit Systemsklerose


Persistence. Eine Zelle mit einem grüngefärbten Y-<br />

Chromosom (von einem Sohn) in der Leberbiopsie<br />

der Mutter


Fetale Zellen in der Biopsie einer Patientin<br />

mit Schilddrüsenpathologie


Mikrochimärismus bei<br />

Autoimmunkrankheiten<br />

• Schilddrüsenkrankheiten<br />

Srivatsa et al., Lancet 2001<br />

• Juveniler ulcerativer lichen planus (dizygoter Zwilling)<br />

Vabres et al., Lancet 2002


Karyotypisierung?


Molekularbiologische Entwicklungen


NEXT GENERATION SEQUENCING<br />

(NGS)<br />

=<br />

MASSIVE PARALLEL SEQUENCING<br />

(MPS)


Next Generation Sequencing: Schlüssel zur<br />

nicht-invasiven Chromosomendiagnostik<br />

• Totale freie <strong>DNA</strong> (mütterlich und fetal)<br />

• Analyse mittels Bioinformatik-Tools zur<br />

Analyse der grossen Datenmenge<br />

• Exakte Quantifizierung der <strong>DNA</strong><br />

• Fokussierung auf spezifische Sequenzen<br />

einzelner Chromosomen (21, 18, 13)


Pränataldiagnostik = Stufendiagnostik<br />

• Information über Möglichkeiten der PND<br />

• Risikoabklärung Chromosomenanomalien<br />

• Ersttrimestertest: Alter, NT, beta-HCG, PAPP-A<br />

• Evtl. Zwischenstufe: Nasenknochen, Ductus venosus,<br />

Tricuspidalregurgitation<br />

• Niedrigrisiko<br />

– Ultraschall 20. SSW (Softmarker, Herz)<br />

• Hochrisiko<br />

– Option invasive Diagnostik (CVS oder AC) mit Abortrisiko<br />

– Option Praenatest = Nicht-invasive Pränatale Diagnostik


Empfehlungen der SGGG


Informationsblatt der SGGG für<br />

Schwangere


Eckpunkte der Empfehlungen<br />

• Nur für Schwangere mit erhöhtem Risiko,<br />

idealerweise Risikoevaluation mit ETT!!<br />

• Nicht geeignet für Schwangere mit niedrigem Risiko<br />

• Kein Testrisiko<br />

• Test zur Zeit „nur“ Trisomie 21 -> in Revision<br />

• Sensitivität (95%)-99%, Spezifität 99.3%<br />

• Zeitdauer bis Ergebnis bis zu 3 Wochen<br />

• Test funktioniert nicht immer (2-10%?)<br />

• Nur bei Einlingsschwangerschaft<br />

• Kosten 1500.- (keine Kassenpflicht)


Praenatest: Möglicher Zeitverlauf<br />

• 16.11.2012 (14 2/7 SSW): Praenatest<br />

• 29.11.2012 (16 1/7 SSW): Kein verwertbares<br />

Ergebnis<br />

• .....Weihnachten / Neujahr: Labor geschlossen.....<br />

• 2.1.2013 (20 6/7 SSW): Praenatest Nr. 2 (keine<br />

Zusatzkosten)<br />

• 16.1.2013 (22 6/7 SSW): Praenatest unauffälliges<br />

Ergebnis -> keine Trisomie 21


Aktuelle Entwicklungen<br />

• Bessere Tests mit höherer Sensitivität und<br />

Spezifität<br />

• Auch für Trisomie 13 und 18 - Detektion<br />

• Weniger ungültige Testergebnisse<br />

• Ergebnisse schneller zur Verfügung<br />

• Kostenreduktion<br />

• Kostenübernahme durch Kassen<br />

• Revision der SGGG-Empfehlungen noch vor Mitte<br />

Jahr


PrenDia Test<br />

• Ab 10. SSW vermarktet<br />

• Relevante Chromosomenanomalien<br />

• Daten der Testperformance noch nicht<br />

publiziert<br />

• Technische Testversager gering<br />

• Testdauer 2 Wochen


Zukunft<br />

• Ersatz des konventionellen Ersttrimester-Tests<br />

• Weitgehender Ersatz der invasiven Diagnostik<br />

• Monogenetische Erkrankungen<br />

• Genetische Prädispositionen<br />

• Kein Ersatz des Ultraschallscreenings! (inkl. NT)


NZZ, 12. November 2012


Universitäts-Frauenklinik Inselspital Bern

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!