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Hochstamm, Halbstamm, Niederstamm Blüten im kurzentag

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11. DEZEMBER 2010 HAUSGARTEN BAUERNBLATT 69<br />

Bei Obstbäumen den Unterschied beachten<br />

<strong>Hochstamm</strong>, <strong>Halbstamm</strong>, <strong>Niederstamm</strong><br />

Im Dezember werden Obstbäume<br />

gepflanzt, vorallem Apfel- und Birnbäume.<br />

Auch die bestehen wie alle<br />

Bäume aus Wurzel, Stamm und Krone.<br />

Eine der wichtigsten Fragen<br />

muss vor dem Kauf eines jeden<br />

Obstbaumes geklärt werden: Wie<br />

lang oder hoch soll der Stamm sein?<br />

Wir haben die Wahl zwischen <strong>Hochstamm</strong>,<br />

<strong>Halbstamm</strong>, <strong>Niederstamm</strong>.<br />

Die jeweilige Stammhöhe ist vorgegeben<br />

nach den allgemein gültigen<br />

Gütebest<strong>im</strong>mungen für Obstgehölze.<br />

Sie beträgt für Hochstämme 160 bis<br />

180 cm, für Halbstämme 100 bis<br />

120 cm, für Niederstämme 80 bis<br />

100 cm Stammlänge.<br />

Es ist wichtig zu wissen, dass die<br />

unterschiedlichen Stammlängen den<br />

Platzbedarf eines Apfel- oder Birnbaumes<br />

kaum beeinflussen. Der Kro-<br />

Chrysanthemen<br />

<strong>Blüten</strong> <strong>im</strong> kurzen Tag<br />

Woher nehmen Chrysanthemen die<br />

Bereitschaft, <strong>im</strong> Herbst und Winter<br />

zu blühen, wenn andere Pflanzen<br />

das längst aufgegeben haben? Die<br />

Blühbereitschaft von Chrysanthemen<br />

hängt von der Tageslänge, der<br />

Beleuchtungsdauer ab.<br />

Pflanzen, die unabhängig von derTageslänge<br />

und damit der Belichtungsdauer<br />

<strong>Blüten</strong> entwickeln, nennt man<br />

tagneutral. Abhängig von der Tageslänge<br />

sind Langtagspflanzen, die bei einer<br />

Beleuchtungsdauer von über zwölf<br />

Stunden das Blühen vorbereiten. Im<br />

Gegensatz dazu brauchen Kurztagspflanzen<br />

für denselben Vorgang Tage<br />

mit weniger als zwölf Stunden Licht.<br />

Etliche Pflanzen, die stark auf Tageslängen<br />

reagieren, kann man„steuern“,<br />

mit künstlich verlängertem oder verkürztem<br />

Tag, und sie auf diese Weise<br />

entgegen ihrer natürlichen Blütezeit<br />

blühen lassen. So auch Chrysanthemen.<br />

Chrysanthemen sind typische Kurztagspflanzen<br />

und blühen nur bei Tageslängen<br />

von weniger als 14 Stunden, natürlicherweise<br />

von Herbst bis Nachwinter.<br />

Sollen sie zu anderen Zeiten blühen,<br />

muss man die Pflanzen verdunkeln,<br />

bis die entsprechende Tageslänge<br />

erreicht ist, oder <strong>im</strong> Winter beleuchten,<br />

um die Blühbereitschaft zu bremsen<br />

und auf einen späteren Zeitpunkt zu<br />

verschieben. Mit diesem Kniff avancierten<br />

Chrysanthemen zu Ganzjah-<br />

Hausgarten<br />

nenumfang bleibt bei allen drei Versionen<br />

ziemlich gleich. Ein bisschen<br />

wird er von der Obstartbest<strong>im</strong>mt. Bei<br />

Birnen sind Kronen eher hoch und<br />

schmal, bei Äpfeln eher breit und<br />

niedrig. Auch Sortenunterschiede<br />

machen sich bemerkbar,doch zumeist<br />

unwesentlich. Ob Hoch-, Halb- oder<br />

<strong>Niederstamm</strong> – der Platzbedarf ist<br />

gleich. Für Niederstämme <strong>im</strong> Garten<br />

spricht vor allem, dass sie vergleichsweise<br />

leicht zu pflegen und zu ernten<br />

sind. Man kommt weitgehend ohne<br />

Leiter aus. Das begünstigt die Bereitschaft,<br />

solch einem Baum regelmäßig<br />

alle Pflegemaßnahmen angedeihen<br />

zu lassen, welcheVoraussetzung dafür<br />

sind, dass sich die Pflanzung lohnt.<br />

Halb- und noch mehr Hochstämme<br />

waren jahrzehntelang regelrecht verpönt,<br />

weil sie spät mit dem Ertrag<br />

einsetzen, zu viel Platz beanspruchen,<br />

das Herumklettern auf ihnen<br />

mit und ohne Leitern unfallträchtig<br />

ist. Inzwischen entdeckt man zum<br />

Beispiel Apfelhochstämme als hübsche<br />

und dazu nützliche Hausbäume.<br />

Auf Viehweiden kommen ohnehin nur<br />

Hochstämme infrage und auch auf alternativen<br />

Obstwiesen, die eineregelrechte<br />

Renaissance erleben. Für sol-<br />

Chrysanthemen sind sogenannte Ganzjahresblumen, doch <strong>im</strong> Herbst undWinter passen<br />

sie am besten ins Bild der Jahreszeit. Foto: Ilse Jaehner<br />

che Obstwiesen eignen sich jedoch nur<br />

best<strong>im</strong>mte robuste, kräftige, gesunde<br />

Apfelsorten, denen es bei aller Widerstandsfähigkeit<br />

des Baumes dennoch<br />

nicht an Wohlgeschmack mangeln<br />

sollte, wie ,Kaiser Wilhelm’,<br />

,Prinz Albrecht’, ,Schöner aus Boskoop’<br />

es vormachen oder andere ähnliche<br />

Standardsorten einschließlich<br />

bewährter Lokalsorten. Für alle gilt,<br />

dass für sie <strong>Hochstamm</strong> dieStammform<br />

ist. Dagegen sind absolut untauglich<br />

für Stämme so empfindliche<br />

und pflegeintensive Sorten wie ,Golden<br />

Delicious’ oder ,CoxOrangen-Renette’<br />

und Ähnliche, die dennoch <strong>im</strong>mer<br />

wieder als Hochstämme angeboten<br />

werden. Solche Sorten eignen<br />

sich nur für schwachwüchsige Büsche<br />

und Spindelbüsche in guten Lagen<br />

und Böden bei intensiver Pflege.<br />

Ilse Jaehner<br />

resblumen. Das würde auch mit dem<br />

Weihnachtsstern, ebenfalls einer Kurztagspflanze,<br />

gelingen, bloß will den <strong>im</strong><br />

Sommer niemand haben.<br />

Chrysanthemen sind ausgezeichnete<br />

Schnittblumen. Große und mittelblumige<br />

Sorten müssen be<strong>im</strong> Schnitt voll erblüht<br />

sein. Überblühte halten sich genauso<br />

schlecht wie zu früh geschnittene.<br />

Speziell besonders großblumige<br />

Chrysanthemen sind äußerst empfindlich<br />

gegen Stoß und Druck. Man muss<br />

sie wie rohe Eier behandeln. Weil sie<br />

so druckempfindlich sind, werden die<br />

einzelnen <strong>Blüten</strong> eingetütet.<br />

Kleinblumige Chrysanthemen, besonders<br />

ungefüllte, blühen aus der<br />

Knospe auf. Die Blätter von Schnitt-<br />

Chrysanthemen sollen knackig-frisch<br />

sein. Bereits vergilbte untere Blätter<br />

oder schle<strong>im</strong>iger Überzug auf den Stängeln<br />

dürfen nicht sein. Die mehr oder<br />

weniger verholzten Stängel schneidet<br />

manneu an, bevor mandie Chrysanthemen<br />

nach dem Kauf in der Vase richtet.<br />

Vorher entfernt mandie untersten Blätter,soweit<br />

sie insVasenwasser kommen<br />

würden. Mitunter empfiehlt es sich, bei<br />

starkem Besatz auch einen Teil der übrigen<br />

Blätter zu entfernen, um die Verdunstung<br />

durch die Blätter herabzusetzen.<br />

Bei Chrysanthemen als Schnittblumen,<br />

auch bei solchen aus dem eigenen<br />

Garten, lohnt sich unbedingt der Zusatz<br />

eines Frischhaltemittels zum Vasenwasser.<br />

Ilse Jaehner


70<br />

BAUERNBLATT HAUSGARTEN 11. DEZEMBER 2010<br />

Frostschäden an Stämmen vermeiden<br />

Bio-Anstrich mildert das Temperaturgefälle<br />

Wenn auch die meisten unserer<br />

Obstgehölze tiefe Temperaturen<br />

vertragen, kommt es doch hin und<br />

wieder vor, dass an einigen <strong>im</strong> Winter<br />

Kälteschäden auftreten. Im Hinblick<br />

auf die Holzfrosthärte gibt es<br />

Unterschiede, die bei der Auswahl<br />

der Arten und Sorten berücksichtigt<br />

werden sollten.<br />

Besonders frostempfindlich <strong>im</strong> Holz<br />

sind Quitten, Pfirsiche und Walnüsse.<br />

Etwas mehr Kälte vertragen H<strong>im</strong>beeren,<br />

Schwarze Johannisbeeren, Erdbeeren<br />

und Weinreben. Brombeeren<br />

frieren leicht <strong>im</strong> Holz zurück, treiben<br />

aber aus dem Wurzelstock wieder aus.<br />

Sehr frosthart sind Sauerkirschen, Rote<br />

Johannisbeeren und Stachelbeeren.<br />

Die anderen Obstarten nehmen eine<br />

Mittelstellung ein, wobei es bei den<br />

Sorten sehr frostempfindliche sowie<br />

mehr oder weniger frostharte gibt.<br />

Frostschäden an Obstgehölzen können<br />

durch Kulturmaßnahmen vermindert<br />

werden, die zum einen der Erschöpfung<br />

der Bäume entgegenwirken,<br />

wie zum Beispiel Ausdünnen des<br />

Fruchtbehanges und Vermeidung der<br />

Alternanz (Fruchten in zweijährigem<br />

Rhythmus) und zum anderen rechtzeitigen<br />

Triebabschluss und eine gute<br />

Holzreifezum Ziel haben, zum Beispiel<br />

<strong>im</strong> Herbst keine Stickstoffdüngung<br />

oder Bewässerung und ab Juli <strong>im</strong> Wurzelbereich<br />

Gras- und Unkrautwuchs.<br />

Die Stämme unserer Obstgehölze<br />

sind lebende Pflanzenteile, auf die jederzeit<br />

–auch <strong>im</strong> Winter –verschiedene<br />

Umweltfaktoren einwirken. An sonnigen<br />

Tagen <strong>im</strong> Winter,verstärkt gegen<br />

Ende der Kälteperiode, findet ein<br />

Wechselspiel zwischen Wärme und<br />

Kälte statt, das den Bäumen und besonders<br />

den Stämmen stark zusetzt.<br />

Bei Sonnenschein erwärmen sich während<br />

der Mittagszeit die Stämme auf<br />

der Sonnenseite bis auf zirka 5°Cund<br />

kühlen nach Sonnenuntergang auf<br />

–10 °C oder noch tiefer ab. Dieses<br />

Temperaturgefälle von 15 Koder mehr,<br />

mehrmals hintereinander, führt dazu,<br />

dass in der Rinde kleine Risse entstehen<br />

oder die äußeren Rindenpartien<br />

flach absterben und dadurch die sogenannten<br />

Frostplatten entstehen oder<br />

dass die Rinde oberflächlich aufplatzt.<br />

Werden die Wundränder nicht bald fest<br />

angebunden, rollen sie sich nach außen,<br />

und es entstehen größere Wundflächen.<br />

Erhält der Stamm eingangs desWinters<br />

einen Bio-Baumanstrich, werden<br />

die Sonnenstrahlen durch die weiße<br />

Farbe reflektiert und damit die starke<br />

Erwärmung des darunterliegenden Gewebes<br />

verhindert. Sinken die Temperaturen<br />

dann nachts stark ab, ist das<br />

Temperaturgefälle nicht so groß, und<br />

die äußeren Rindenpartien nehmen<br />

keinen Schaden. Der Anstrich wird an<br />

einem trockenen, frostfreien Tagvor-<br />

genommen. Die Stämme müssen dazu<br />

trocken sein und frei von Moosen, losen<br />

Borkenschuppen und Anwürfen jeglicher<br />

Art.<br />

Der Anstrich muss vom Boden (hier<br />

ist es <strong>im</strong>mer am kältesten) bis über die<br />

unteren Astgabeln hinaus reichen.<br />

Auch die Stämme (Fuß-, Halb- und<br />

<strong>Hochstamm</strong>) des Beerenobstes sowie<br />

die unteren Triebteile der Beerenobstbüsche<br />

lohnen einen Bio-Baumanstrich.<br />

Der Bio-Baumanstrich enthält<br />

neben Kalk und Kräuterextrakten, Gesteinsmehl,<br />

Eisen unter anderem Nährstoffe.<br />

Er ernährt die Rinde und hält<br />

sie elastisch. Durch Niederschläge<br />

wird der Baumanstrich langsam abgelöst<br />

und gelangt auf den Boden. Die<br />

darin enthaltenen Nährstoffegehen jedoch<br />

nicht verloren, sondern werden<br />

von den Wurzeln der geschützten Gehölze<br />

aufgenommen.<br />

Eine starke Erwärmung des Stammes<br />

wird auch durch Umbinden des<br />

Stammes mit Holzleisten oder Vorstellen<br />

von Brettern verhindert. Be<strong>im</strong><br />

Pflanzen eines Baumes in normalen<br />

Lagen wird der Pfahl an die Südostseite<br />

des Baumes gesetzt, damit der<br />

Schattenwurf des Pfahles den Stamm<br />

vor Erwärmung schützt. Gehölze auf<br />

frostempfindlicher Unterlage wie die<br />

Quitte sind durch Bedecken der Baumscheibe<br />

mit Laub, strohigem Stallmist<br />

oder Rindenmulch vor Holzfrost zu<br />

schützen. Günther Huber<br />

Obstbäume in ausgesprochenen Frostlagen kann mandurch vorgestellte Bretter vor vorzeitiger Erwärmung <strong>im</strong>Winter schützen.<br />

Foto: Günther Huber<br />

GrüneTipps<br />

Salbei (Salvia officinalis) ist sowohl<br />

Würz- wie Zierpflanze. Im<br />

Winterhalbjahr gefallen die großen,<br />

graugrünen, aromatisch riechenden<br />

Blätter. Man verwendet<br />

sie dann sparsam, gern zu Hammelfleisch.<br />

Salbei ist dankbar für etwas<br />

geschützten Platz und durchlässigen<br />

Boden.<br />

H<strong>im</strong>beeren sind zwar in hohem<br />

Maße selbstfruchtbar, sodass auch<br />

einzeln stehende Sorten befriedigend<br />

tragen. Allerdings ist die Qualität<br />

fremdbefruchteter Früchte<br />

besser. Daher ist es sinnvoll, wenigstens<br />

zwei Sorten zu pflanzen.<br />

In Fruchtmumien überwintern<br />

Schaderreger, unter anderem von<br />

Fruchtfäule (Monilia) und Kirschenschorf.<br />

Deswegen sind<br />

Fruchtmumien bei der herbstlichen<br />

beziehungsweise winterlichen<br />

Baumpflege zu entfernen und so zu<br />

entsorgen, dass von ihnen keine<br />

Ansteckungsgefahr mehr ausgeht.<br />

Ilse Jaehner<br />

Pampasgras<br />

Stroh schützt vor<br />

Winternässe<br />

Pampasgras muss <strong>im</strong> Winter vor<br />

Fäulnis geschützt werden.<br />

Foto: Karin Stern<br />

Die meisten Ziergräser <strong>im</strong> Garten<br />

kommen ohne Winterschutz<br />

aus. Das Pampasgras braucht<br />

keinen Schutz vor Frost, sondern<br />

ist vor zu viel Winterfeuchtigkeit<br />

zu bewahren. Damit das Herz<br />

nicht fault, bindet man die Blätter<br />

schopfartig zusammen und<br />

häufelt eine dicke Laub- oder<br />

Strohschicht um die Pflanze herum<br />

an. Karin Stern


11. DEZEMBER 2010 HAUSGARTEN BAUERNBLATT 71<br />

EineWinteraussaat sorgt für frühes Wachstum<br />

Bei Frost säen bringt Segen<br />

Etwas ungewöhnlich ist es schon, <strong>im</strong><br />

Winter bei Frost Frühjahrsgemüse<br />

auszusäen; letztendlich ist es aber<br />

nur dem Vorbild der Natur abgeschaut,<br />

in der die Samen schließlich<br />

auch über Winter <strong>im</strong> Boden liegen<br />

und bei den ersten milden Sonnenstrahlen<br />

<strong>im</strong> Februar oder März ke<strong>im</strong>en.<br />

Gerade für schwere,nasse Böden, die<br />

sich <strong>im</strong> Frühjahr nur langsam erwärmen<br />

und schlecht zu bearbeiten sind, bietet<br />

sich derVersuch einerWinteraussaat an.<br />

Wichtig ist eine gute Vorbereitung <strong>im</strong><br />

Spätherbst. Die dafür vorgesehenen<br />

Beete werden mit dem Sauzahn tiefgründig<br />

gelockert und mit reifem Kompost<br />

und eventuell etwas Steinmehl verbessert.<br />

Abschließend wird eine Lage<br />

Mulchschicht aus Herbstlaub oder Gartenresten<br />

als Abdeckung aufgebracht.<br />

Die Aussaat erfolgt erst ab dem Zeitpunkt,<br />

an dem der erste Frost die Bodenoberfläche<br />

durchdrungen hat. Bei<br />

trockener Witterung schiebt man die<br />

Mulchschicht dann zur Seite,zieht Saatrillen<br />

und sät etwas dichter als gewöhnlich<br />

aus. Anschließend werden die Rillen<br />

gut dicht gehäufelt, angeklopft und mit<br />

dem Mulchmaterial bedeckt.<br />

Raritäten mit Biss<br />

Sobald der erste Frost eintritt, ist der richtige Zeitpunkt für die Winteraussaat gekommen.<br />

Foto: N&G<br />

Die kalten Wintertemperaturen erlauben<br />

kein Ke<strong>im</strong>en mehr, aber die Samen<br />

nehmen Feuchtigkeit auf und quellen,<br />

sodass bei den ersten warmen Temperaturen<br />

das Ke<strong>im</strong>en sofort einsetzt.<br />

Als Sämereien eignen sich natürlich nur<br />

Gemüsesorten und wenige Kräuter, die<br />

nicht auf einen Kälteeinbruch <strong>im</strong> Frühling<br />

mit Wachstumsrückgang oder gar<br />

Absterben reagieren.<br />

Mandelkartoffel –eine „finnische Persönlichkeit“<br />

Die sinnlich-sittliche Wirkung von<br />

Gelb, so empfand Goethe in seiner<br />

Farbenlehre, sei heiter und munter,<br />

warm und behaglich. Entsprechend<br />

ließ er seinen Speisesaal in dieser<br />

Farbe tünchen, sollte doch das Mahl<br />

der Stärkung wie der Erholung dienen.<br />

Auch manchem Gemüse haftet<br />

diese appetitliche Farbe an –soder<br />

Kartoffel. Gehört sie doch nachweislich<br />

zudem zu den ältesten angebauten<br />

Nutzpflanzen. Bereits 5.000 vor<br />

Christus wurde in Südamerika das<br />

Nachtschattengewächs (Solanum tuberosum)<br />

angebaut, das durch Kolumbus<br />

seinen Wegnach Europa fand, zunächst<br />

wegen seiner kleinen weißen<br />

<strong>Blüten</strong> als exotische Zierpflanze in<br />

fürstliche Gärten. Erst Ende des 18.<br />

Jahrhunderts wurde sie bei uns, unter<br />

protegierenderWirkung von Friedrich<br />

dem Großen, vollends akzeptiert. Oftmals<br />

diente sie zu dieser Zeit ärmeren<br />

Bevölkerungsschichten als billiger<br />

und nährstoffreicher Ersatz für teures<br />

Fleisch. Unter den 200 Kartoffelsor-<br />

ten, die heute in Deutschland zugelassen<br />

sind und deren faszinierende Geschmacksnuancen<br />

von cremig, buttrig<br />

über würzig bis erdig variieren, gewinnen<br />

neben den Standardsorten<br />

neuerdings auch wieder alte und<br />

bunte Sorten an Bedeutung.<br />

Zu ihnengehörtdie<br />

delikate, kleine,<br />

gelbe, festkochendeMandelkartoffel,<br />

auch<br />

liebevoll<br />

Puikula<br />

genannt.<br />

Sie stammt<br />

aus Finnland und zählt mit ihren<br />

70 Jahren (1940 erstmalig<br />

angebaut) zu den „ältesten Damen“<br />

unter ihresgleichen.Woher die kleine,<br />

aber feine Kartoffel mit ihrem dunkelgelben<br />

Fleisch kam, weiß man<br />

nicht. Ihr Name leitet sich nicht, wie<br />

man vermuten könnte, aus einem<br />

mandelartigen Geschmack, sondern<br />

Gut geeignet ist alles, was sonst <strong>im</strong><br />

frühen März ausgesät wird, wie frühe<br />

Radieschen, Möhren, Kopf- und<br />

Schnittsalat, Spinat und schoßfeste<br />

Kohlrabi; bei den Kräutern lohnen sich<br />

Winterportulak, Kerbel, Borretsch und<br />

Petersilie. Ebenso bieten sich die zur<br />

Gründüngung <strong>im</strong> zeitigen Frühjahr beliebten<br />

Ackerbohnen für einederartige<br />

Aussaat an.<br />

von ihrem Aussehen her ab: Die Knolle<br />

ist länglich oval, gekrümmt und<br />

mandelförmig. Ihre Fans nennen die<br />

kleine Knolle auch<br />

liebevoll „Handschmeichler“.Geerntet<br />

wird sie<br />

ab September,inreiner,aufwendigerHandarbeit.<br />

Die<br />

Ernteerträge<br />

sind gemessen<br />

an „modernen“ Kartoffeln<br />

eher gering. Dafür entschädigt<br />

die Mandelkartoffel<br />

mit einem sehr cremigen,<br />

buttrigen Geschmack. In Skandinavien<br />

wird sie deshalb besonders<br />

gerne inder Spitzengastronomie eingesetzt<br />

–eben eineKartoffel für Feinschmecker.<br />

Gemein mit anderen Sorten ist ihr der<br />

hohe ernährungsphysiologische Wert.<br />

Besonders zur jetzigen Aussaat ist<br />

Winterspinat geeignet; man kann ihn in<br />

Reihen oder breitwürfig aussäen. Eine<br />

Möglichkeit aus der Praxis der Mischkultur<br />

ist es, <strong>im</strong> gesamten Nutzgarten <strong>im</strong><br />

Abstand von 50 cm Reihen zu ziehen und<br />

hier Spinat auszusäen. Die Vorteile dabei<br />

liegen in einer schnellen Bedeckung<br />

des meist <strong>im</strong> Frühling offenen Bodens,<br />

in einer guten Durchwurzelung des Untergrundes<br />

und einer frühen Ernte. Sobald<br />

die kleinen Pflänzchen <strong>im</strong> Herbst<br />

aufgelaufen sind, lohnt es, die Reihen<br />

leicht anzuhäufeln. Dies führt zueiner<br />

tieferen Wurzelausbildung der Pflanzen<br />

und einer erhöhten Widerstandskraft.<br />

Zwischen den Reihen mulcht man mit<br />

Laubund gibt so dem Boden eineschützende<br />

Schicht. Bei einer breitwürfigen<br />

Aussaat ist dies nicht nötig, da die kleinen<br />

Spinatpflanzen den Boden ausreichend<br />

bedecken. Droht überWinter starker<br />

Kahlfrost, hält manReisig oder Folie<br />

bereit, um die Pflanzen zu schützen.<br />

Auch Porree, Mangold und Pastinaken<br />

lassen sich auf diese Weise frühzeitig<br />

kultivieren. Sicherlich ist eine Winteraussaat<br />

zudem für viele einjährige<br />

Blumen lohnenswert; ein Versuch wird<br />

zeigen, was für den eigenen Garten sinnvoll<br />

ist. N&G<br />

Sie enthält 19 % Kohlenhydrate,<br />

0,2 %Fett und 0,8 %Ballaststoffe.<br />

Nicht zu vergessen ist der reiche Gehalt<br />

an denVitaminen B1, B2 und B6.<br />

200 gKartoffeln decken den halben<br />

Tagesbedarf an Vitamin C. Kartoffelfans<br />

geben ihr die kulinarische Ehre,<br />

als mit Hingabe zubereitete Suppe<br />

das Menü einzuleiten. Gut geeignet<br />

ist sie auch als Salz-, Pell- oder Röstkartoffel<br />

–der buttrig-cremige Geschmack<br />

verleiht ihr die besondere<br />

Note. Im Kochbuch des Stadtkochs<br />

von Itzehoe, Markus Lofft, von 1778<br />

stößt man auf ein Rezept für Kartoffelbrei,<br />

das der Mandelkartoffel wie<br />

auf den Leib geschrieben ist: „Erdäpfeln<br />

kochen, ergänzen mit Rahm, Butter,<br />

Gewürzen, Rindfleischbrühe.“ So<br />

waren schon damals die Zutaten entdeckt,<br />

die den Charakter der Mandelkartoffel<br />

unterstreichen. Auf alle<br />

Fälle sind sich die Gourmets einig:<br />

Die Puikula ist auf jede Artzubereitet<br />

eine Kartoffel mit Persönlichkeit.<br />

Jens Mecklenburg

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