30 Jahre Rotpunktverlag.

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14 uns von Heinz trennen, denn die Ansichten darüber, wie der Verlag funktionieren sollte, waren zu weit auseinander geraten. Diese Zäsur leitete eine gewisse Arbeitsteilung im Verlagsbetrieb ein. Herstellung und Öffentlichkeitsarbeit wurden eigenständige Stellen. 1998 wurde mit dem definitiven Wechsel von Andreas Simmen von der WOZ-Redaktion zum Verlag die Programmleitung professionalisiert, dann mit der geregelten Mitarbeit von Thomas Heilmann auch Vertrieb und Finanzen. Arbeitsteilung bedeutet nicht unbedingt exzessive Hierarchisierung, und so ist die Hierarchie immer noch so flach wie möglich. Aber es gibt heute eine Verlagsleitung, die von Thomas Heilmann (Geschäftsführer) und Andreas Simmen (Programmleiter) gemeinsam wahrgenommen wird. Das Team ist auf sechs fest angestellte Personen angewachsen, dazu ermöglicht der Verlag Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern, in einem halbjährigen Praktikum Einblicke in die Branche zu gewinnen. 10 Jahre Rotpunktverlag als Aktiengesellschaft Seit 1997 beteiligen sich Leserinnen und Leser an der Sicherung der verlegerischen Kontinuität: Bereits 403 Personen haben sich bisher für die Zeichnung einer oder mehrerer Aktien (Nominalwert Fr. 500.–) und damit für die Unterstützung unseres ambitionierten Programms entschieden. Aktionärinnen und Aktionäre können alle Bücher mit 25 Prozent Aktionärsrabatt beziehen. Dividenden in Form von Büchergutscheinen des Rotpunktverlags konnten bisher keine ausgeschüttet werden. Im Verwaltungsrat sitzen derzeit Judith Henzmann (Präsidentin, Verlegerin im Versus Verlag), Thomas Heilmann und Andreas Simmen. Die Entwicklung des Verlags seit Gründung der Aktiengesellschaft: 1997 2007 Aktienkapital Fr. 220 050.– Fr. 779 550.– Buchumsatz Fr. 280 000.– (1996) Fr. 910 000.– (2006) Bez. Stellenprozent 160 % 395 % Novitäten pro Jahr 11 21 Erhältliche Titel 99 (1.1.1997) 175 15
16 Der springende Punkt Hans Baumann, geboren 1936, Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. Er lebt in Burgdorf und schreibt für Bücher, Kataloge und Zeitungen Texte zur bildenden Kunst. So könnte es gewesen sein: ein später Winterabend, die wichtigsten Arbeiten erledigt, Zeit für ein Glas Wein und für den Stapel ungelesener Zeitungen. Darunter die WOZ und dort eine Notiz mit dem Titel »rpv will es wissen«. Darin stand, das Kollektiv des Rotpunktverlags habe beschlossen, eine Aktiengesellschaft zu gründen, um mehr Titel produzieren und besser für sie werben zu können. Noch am selben Abend bestellte ich die Informationen, und kaum waren diese eigetroffen, zeichnete ich zwei Aktien. Ich erhielt die Nummern 16 und 17, und so bin ich ahnungslos zu einem der ersten Aktionäre geworden. Weshalb dieser rasche Entschluss? Die erste Antwort, die mir einfällt: weil ich fand, das sei eine gute Sache. Aber das klingt gar allgemein und wirkt deshalb nicht befriedigend. Also versuche ich, in die Tiefe zu gehen und zunächst einmal Gründe auszuschließen. Sicher hat mir kein Anlageberater diese Investition empfohlen, obgleich sie nicht schlecht in mein Portefeuille passte, denn dieses enthielt Aktien eines hoch subventionierten Theaters, des städtischen Hallenbads und einer ungewöhnlichen, aber damals bereits Konkurs gegangenen Buchhandlung. Es war auch nicht Filz im Spiel, ich kannte weder Autorinnen und Autoren des Verlags persönlich noch Leute aus dem Kollektiv. Vielleicht dachte ich aber Folgendes: Wenn diese genossenschaftlich organisierten Leute sich entschließen müssen, eine Aktiengesellschaft zu gründen, sich also dieselbe Rechtsform zu geben wie Nestlé, Novartis und UBS, muss die Lage kri- tisch sein, und selbst dann braucht der Schritt Mut. Dies sollte man im Rahmen des Möglichen belohnen. Andere positive Gründe fallen mir ein. Einem Leser und in mittlerem Grade Büchersüchtigen, der immerhin von schwereren Formen wie der Bibliophilie verschont geblieben ist, sind Verlage Lieferanten des Suchtmittels. Mehr noch: sie erscheinen ihm als bewundernswerte, geheimnisvolle Alchimistenküchen, wo sich Geist in sinnlich fassbare Form verwandelt, in schön gestaltete Materie, die aber das Potenzial hat, wiederum zu Geist zu werden. Daran einen ganz kleinen Anteil zu besitzen, ist eine große Versuchung, erst recht, wenn damit die Aussicht verbunden ist, jedes Jahr ein Buch frei wählen zu können. Längst nicht jeder Verlag hätte mich allerdings in diese Versuchung führen können. Ich hatte zwar keine persönlichen Beziehungen zum Rotpunktverlag, doch kannte und schätzte ich seit Jahren seine Haltung und seine Bücher, die auf überzeugende Art Ausblicke in verschiedenste Richtungen öffnen. Zum Beispiel: Verschwommene Erinnerungen an die Kindheit erhielten durch Peter Kambers Schüsse auf die Befreier klare Konturen, und durch Stefan Kellers Grüningers Fall erschien jene Zeit in neuem Licht. Fredi Lerch erschloss mit Begerts letzte Lektion eine Welt, von der ich gehört, die ich aber nie betreten hatte, mit Erdnüsse. Totschlagen beeindruckte mich die junge Autorin Ruth Schweikert. Bahnhofsbuffets der Schweiz von Hans Jörg Rieger und Charlotte Spindler führte mich an bekannte Orte und machte Lust auf unbekannte, und Grenzschlängeln von Ursula Bauer und Jürg Frischknecht stellte mir die Routen vom Inn an den Genfersee so anschaulich vor Augen, dass ich die Mühsale der Wanderungen gar nicht auf mich nehmen musste. So ist die einleuchtendste Antwort auf die Frage, weshalb ich zum frühen Kleinstaktionär des Rotpunktverlags geworden sei, doch die erste: Das ist eine gute Sache. Bis heute. 17
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Seite 3 und 4: 4 Editorial Der Rotpunktverlag sei
Seite 5 und 6: 8 setzt wurde. Damit begann die Pro
Seite 7: 12 Wagner), steht die Rehabilitatio
Seite 11 und 12: Judith Huber Ralph Hug Andreas Hüs
Seite 13 und 14: 24 Rotpunktverlag zum Geburtstag Ka
Seite 15 und 16: 28 tels seiner Einfälle ergänzt o
Seite 17 und 18: Hitparade einmal anders, aber genau
Seite 19 und 20: 36 Demokratie. Das uneingelöste Ve
Seite 21 und 22: 40 Die Schattmattbauern Patrick Sch

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